Sie neigte leicht ihren Kopf um die Nennung ihres Namens zu bestätigen und zugleich respektvoll zurück zu grüßen. "Auch mir ist es eine Freude Dich kennen zu lernen, Decima Seiana," erwiderte sie freundlich und mit dem nötigen Anteil an Respekt. Sie hatte eine gute Erziehung genossen und nicht vor dahingehend - trotz allem Schalk und mancher Dickköpfigkeit - ein schlechtes Bild auf sich und somit ihrem Volk zu bringen. Ihr war, besonders in Italia aufgefallen, wie sehr sie doch als Vertreterin ihres Volkes, vor Allem als freie Vertreterin dessen, einen guten Eindruck nicht nur von sich, sondern dadurch auch von ihrem Volk machen konnte, welches letztlich ja immer noch der größte Feind der Römer war, wie diese dessen. Wobei sie selber durchaus ihre eigene Meinung zu dieser Feindschaft hatte, sie aber nicht ohne Grund stets für sich behielt.
Als die Frau ihr gegenüber davon sprach, dass sie nicht jeden als Subauctor einzustellen bereits sei, runzelte sie kurz die Stirn. Nicht aus Missfallen, sondern weil sie sich einen Moment darüber im Klaren werden musste, was das Wort bedeutete. Dann aber lächelte sie leicht entschuldigend. "Verzeih, ich fürchte, Du setzt zu hohe Erwartungen in meinen Wünschen. Ich fühle mich zwar durchaus geehrt und geschmeichelt, dass Du in Erwägung ziehst mich als einen Subauctor anzustellen, so ich die nötigen Voraussetzungen erbringe, doch dies war nicht meine Intention. Ich befürchte, dafür bin ich schon alleine auf Grund der Tatsache, dass ich nicht aus Rom stamme und erst seit drei Jahren überhaupt in Italia herumreise, nicht unbedingt geeignet. Ich kenne mich noch immer viel zu wenig mit vielen der Gepflogenheiten hier aus. Ich hatte mehr an die Aufgaben einer Scriba oder ähnliches gedacht." Sie sah einen Moment nachdenklich vor sich hin und strich sich eine Strähne hinter das Ohr. "Ich denke, ich kann durchaus von mir behaupten nicht nur eine saubere Schrift zu besitzen und neben dem Lateinischen das Griechische und das Parthische wohl durchaus fehlerfrei zu beherrschen, doch habe ich wenig Erfahrung darin, freie Texte zu schaffen, welche von den Gegebenheiten des Lebens, des Alltags, der Religion, der Kultur und der Politik erzählen. Ich weiß auch nicht, wie es manch einer in Rom oder dem Imperium auffassen würde, wenn eine Frau aus Edessa plötzlich für die Acta schreiben würde." Sie hob leicht entschuldigend die Schultern. "Auch wenn mich der Gedanke durchaus reizen würde, aus verschiedenen Gründen." Sie schwieg einen Augenblick, ehe sie anfügte: "Ich bedauere, sollte ich einen falschen Eindruck vermittelt haben."
Nun war sie gespannt, denn sie hatte soeben auch offenbart, woher sie stammte und was sie somit in der Theorie für die Frau war. Wenn sie sich ein wenig in der Geographie und der Geschichte ihrer Heimat auskannte, dann wusste sie, aus welcher Region sie stammte und was dies in manchen Augen bedeutete. Bis vor wenigen Augenblicken hatte sie tatsächlich nicht einmal im Ansatz daran gedacht für die Acta selber Artikel schreiben zu können, aber tatsächlich war es doch etwas, was sie irgendwie tief in ihr zu reizen begann. Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie diesem entsprechen können würde.