Beiträge von Faustus Helvetius Milo

    Das war Milos Problem gewesen. Er hatte auch nicht richtig gewusst wohin. Daher hatte er diesen Punkt ja offen gehalten. Ein Glück kam Marius ihm zu Hilfe."Bei mir in der Nähe gibt es doch auch einen kleinen abgelegenen Park. Wenn der Sklave Rom nicht kennt, dann sollte er leichte Probleme haben ihn zu finden.", meinte Marius und er hatte Recht. Neulich hatten sie dort gespielt. Wenn man sich nicht auskannte hatte man es wirklich nicht leicht ihn zu finden. Das klang beinahe perfekt für die Kinder. Der Sklave konnte einpacken!
    "Das machen wir! Milo, das ist ein guter Plan", meinte Marcus und nickte den Freunden zu. Dann klopfte er Antonius auf die Schulter und ging mit ihm zu Sabinas Begleiter hinüber. Sie würden ihn nun so lange wie möglich ablenken, während die Freunde flüchteten.
    Seit an Seit bauten sie sich nun vor Gadatas auf und versperrten ihm die Sicht. "Du bist also Sabinas neuer Aufpasser.", meinte Antonius. "Ich hatte auch einmal einen Aufpasser. Der war aus Germanien. Er hat versagt, als er auf mich Acht geben sollte. Mein Vater hat ihn dann an eine Gladiatorenschule verkauft. Drei Monate später war er wohl im Kolosseum zu sehen. Den Kampf hat er verloren.
    Wo kommst du denn her? Auch Germanien? Griechenland? Afrika? Ägypten"
    , textete Marcus ihn zu.


    "Mir nach!", flüsterte Milo schließlich und flitzte geduckt los in Richtung Straße. Ihm folgten die anderen Kinder.

    Tullias Augen weiteten sich vor Freude und etwas überschwänglich umarmte sie Sabina und gab ihr einen Schmatzer auf die Wange. "Das würdest du für mich tun? Oooooooooooohhhhh danke! Du bist wirklich eine gute Freundin!"


    Sabina würde also möglicherweise doch Ärger bekommen. Eigentlich hatte Milo nun gar keine Lust mehr seinen Plan zu erläutern, aber nachdem Sabina ihn darum gebeten hatte und ihn alle erwartungsvoll anblickten, gab er doch nach."Also der Plan ist eigentlich ganz einfach. Marcus und Antonius sind ja die beiden besten Läufer von uns allen. Sie sollen deinen Sklaven ablenken und ihm die Sicht versperren, was nicht schwer fallen sollte. Er sitzt ja. Dann muss es schnell gehen und wir verschwinden schnell von hier und rennen irgendwo anders hin. Marcus und Antonius können sich dann wenn wir weg sind, auch nach etwas Zeit verziehen, sollen aber einen Umweg machen, falls der Sklave ihnen folgt. Aber sie sollten ihn abschütteln können, sie sind schließlich schnell. Nach einem Umweg stoßen sie dann wieder zu uns. Und schon sind wir deinen Aufseher los.
    Es ist dein Ärger, den du vielleicht bekommst, also solltest du entscheiden, ob wir es so machen Sabina.
    Seid ihr anderen denn einverstanden?"
    Er ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen und sah sie alle nicken. Sollte Sabina seinem kleinen Plan zustimmen, würden sie wohl bald Ruhe haben von dem Aufpasser. Dann konnten sie auch wieder anständig spielen.

    Milo merkte gar nicht, dass seine Tante irgendwann nur noch simulierte und wurde daher mehr als überrascht, als sie ihn packte und hochhob. Wie alt war er denn? Er war zwölf Jahre alt und mit Zwölfjährigen machte man so etwas nicht mehr. Und wenn es nur das gewesen wäre. Es schien ihr auch noch Spaß zu machen.Wie peinlich war das denn, dachte er sich und schämte sich sogar etwas für seine Tante. Sie war so kindisch und verhielt sich überhaupt nicht altersgemäß. Manchmal fragte er sich wirklich, wer von ihnen beiden das Kind war und wer der Erwachsene. Natürlich traute er sich das nicht laut auszusprechen. Seine Tante wäre dann bestimmt beleidigt.
    Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte war ihm etwas übel. Er war gar nicht darauf vorbereitet gewesen, dementsprechend hart hatte es ihn getroffen.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er nun, wie sie sich auch noch Sabina vornahm. Nein, nun schämte er sich wirklich endgültig für sie.
    Gezwungenermaßen setzte er ein Lächeln auf, auch wenn er sich gar nicht danach fühlte und sprach gleich ein anderes Thema an, um den Peinlichkeiten ein Ende zu bereiten. "Verzeih. Wir sind auf jeden Fall gekommen, um mit dir etwas zu essen. Wir haben beide Hunger. Und schau mal: Das ist Bestia!", meinte er und trat beiseite, damit Aviana den kleinen Hund ansehen konnte. Sollte sie ihre Energie ruhig an Bestia auslassen.

    Und wie Tullia neidisch war, auch wenn sie es selbst nicht wahrhaben wollte. Sie wollte ja nicht so sein wie Antonius, immerzu neidisch. Trotzdem hätte sie liebend gerne alles stehen und liegen gelassen, nur um jetzt das Fohlen sehen zu können. "Ach, was würde ich nur dafür geben, wenn meine Eltern mit mir solch eine schöne Reise machen würden...", meinte sie und versank kurz in Tagträumen, die Antonius mit einem leichten Stoß mit dem Ellbogen beendete. Das fand Tullia natürlich nicht besonders toll und sie war einmal wieder kurz davor mit Antonius zu streiten, wie sie es so oft taten.


    Sabinas Anhängsel entpuppte sich wirklich als Aufpasser, was Antonius gleich wieder dazu veranlasste einen Kommentar abzulassen.
    "Hauslehrer und ein Aufdringlicher noch dazu?" Antonius begann schadenfroh zu grinsen. Darauf war selbst er nicht neidisch. Wie gut hatte er es da, der er nicht überwacht wurde.
    Als Sabina dann ebenfalls zu dem Haufen der tuschelnden Kinder stieß verstummten diese und hörten mit an, was sie zu sagen hatte und sie verstanden das Problem.
    "Wir helfen dir ihn loszuwerden, Sabina!", versprach Mucius und blickte in die Runde, ob nicht jemand schon einen Vorschlag hatte.
    "Ich habe eine Idee. Nein, einen Plan!",verkündete Milo feierlich. Die anderen Kinder blickten ihn darauf hin verwundert an. So viel "lausbubische" Energie kannte man ja nicht von ihm. Normalerweise kannten sie ihn ja als Jemanden, der immer Probleme sah, die sie nicht sahen und der einfach zu vernünftig war. "Aber..." Er wäre eben doch nicht Milo gewesen, wenn nicht doch ein solcher Einwand gekommen wäre. "Bekommst du keinen Ärger, wenn du ohne ihn nach Hause kommst?"

    Überzeugt dort seine Tante anzutreffen führte Milo Sabina und das kleine Hündchen, welches die ganze Zeit brav neben ihm lief und ihn immer wieder erwartungsvoll anschaute, ins Triclinium. In der Tat wurden sie hier auch fündig. Scheinbar hatte seine Tante sich hierher zurückgezogen, um konzentriert arbeiten zu können, zumindestens nahm er es an. Nun war sie jedoch abwesend und bemerkte gar nicht, dass er und Sabina den Raum betreten hatten. Sie war wohl mal wieder in einen ihrer Tagträume verfallen. Sie war eben doch eine kleine Träumerin, das hatte Milo relativ schnell gelernt.
    Er schmunzelte beim Anblick seiner Tante und sprach sie einfach einmal an.
    "Tante Aviana?" Darauf reagierte sie überhaupt nicht. Sie war wohl wirklich tief in ihrer Traumwelt.
    Langsam beugte er sich nun vor und flüsterte ihr etwas ins Ohr. "Tantchen, nicht träumen!" Vielleicht würde sie das ja zurückholen.
    Bestia saß währenddessen erwartungsvoll neben Milo und erwartete nun auch von Aviana eine Streicheleinheit.

    Milo hatte sich nun endlich auch zu den anderen Kindern gesellt, jedoch erst nachdem Sabina ihm zugewunken hatte. Auch er lächelte, stand da, hörte jedoch nur zu und schwieg, während die anderen Sabina mit Fragen löcherten. Weshalb sollte er denn fragen? er würde schon alles erfahren, schließlich wurde ja auch gefragt, was auch ihn interessierte.
    "Ich beneide dich Sabina. Ich liiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeebe Pferde. Was würde ich dafür geben, wenn meine Eltern mal so eine Reise mit mir machen würden. Hach...",schwärmte Tullia, die ebenso in Pferde vernarrt war, wie Sabina. "Na da hattest du bestimmt Spaß gehabt. Oder?", fragte Marius noch einmal nach, da Sabina bisher noch nicht auf die Frage geantwortet hatte, wie es ihr gefallen hatte.
    "Natürlich hatte sie den. Aber wir hatten auch Spaß. Nur damit dus weißt.", meinte Antonius neidisch. Er war eigentlich ständig neidisch auf jeden. er konnte es einfach nicht ertragen, wenn jemand etwas hatte, was er nicht hatte. Aber das wussten die Freunde ja, dementsprechend beachtete es niemand.
    "Ja, aber wir hatten nur Probleme dabei zu entscheiden was wir spielen wollen. Wir haben so ziemlich alles durch und immer das Selbe machen ist doof.", führte Cornelia dieses Thema weiter und gestand Sabina ihre Situation von vorhin. Sie waren wohl doch etwas auf Sabinas Kreativität angewiesen, denn die Kreativität der Anderen war beinahe am Ende.
    "Sabina, wer ist das eigentlich?", fragte der langsame Publius unpassend wie immer, aber durchaus berechtigt. Er war dieses Mal beinahe allen vorraus und hatte etwas zu erst bemerkt, naja, beinahe.
    "Sieht aus wie ein Sklave. Das ist doch nicht etwa ein Aufpasser, oder?" Marcus war etwas entsetzt darüber. Ein Aufpasser, das ging ja mal gar nicht. Und ehe Sabina antworten konnte fingen die Kinder, mit Ausnahme von Milo, der es unverschämt von den anderen fand, an zu tuscheln.

    Milo warf gerade den Ball in Richtung Mucius, zielte jedoch schlecht, so dass der Ball eigentlich ins Nichts flog. Aber zu früh gefreut, denn der Ball wurde gefangen und weitergeworfen. Und von wem wohl? Von Sabina! Sofort unterbrachen die Kinder ihr Spiel und umringten Sabina. Nur Milo blieb etwas abseits stehen, obwohl er wohl derjenige war, der sich am meisten darüber freute, dass seine Freundin wieder da war. Sollten die Anderen ruhig erst einmal die Zurückgekehrte begrüßen. Er hatte dann noch Gelegenheit dazu.
    Er war wohl auch der Einzigste, dem Sabinas Begleiter auffiel. Das war schon blöd, wenn einer von ihnen ständig überwacht wurde. Wie sollte man denn dann noch Unsinn anstellen? Das würden bei Zeiten auch die anderen Kinder erkennen. Am Ende würde Sabina wohl noch vor die Wahl gestellt. Entweder der Sklave ging, oder die Anderen ließen sie nicht mehr mitmachen, wenn sie etwas anstellten.


    "Du musst uns unbedingt erzählen wo du warst!", wollte Cornelia sofort wissen. "Ja, wie wars?", fragte Marcus. "Oh Sabina. Du bist ja wieder da!", stellte dann auch der langsame Publius fest, der einfach ohne zu wissen, was los war, den Freunden hinterher gelaufen war.

    Wie immer dieser Tage, an denen es nun wieder angenehm draußen wurde, machten Faustus und seine Freunde die Straßen und Grünanlagen der Stadt unsicher. So auch wieder heute, als man kurzerhand einen kleinen Park auf dem Esquilin für sich vereinnahmte und vergnügt spielte und tobte und Spaß hatte.
    "Lasst uns doch Verstecken spielen!", schlug Marcus kurzerhand vor. "Och nö. Das haben wir doch gestern schon stundenlang gespielt. Lasst uns doch blinde Kuh spielen. Ihr verbindet mir die Augen und..." "Du bist eher ne dumme Kuh. Lasst uns Wagenrennen spielen. Ihr seid die Pferde und ich der Wagenlenker.", unterbrach Antonius Tullia. Die streckte ihm die Zunge raus. "Und du bist ein blöder Esel!", schimpfte sie zurück. Milo konnte dieses blöde Rumgezicke nicht länger ertragen. "Jetzt reichts aber! Wir sind hier, um zu spielen und nicht um uns zu streiten." "Milo hat Recht!", unterstützte ihn Marius. Hast du eigentlich eine Idee was wir spielen könnten Milo?" Milo schüttelte leicht den Kopf. Er hatte eigentlich auch keine Idee, wie sie ihre Zeit sinnvoll gestalten konnten. "Sabina fehlt irgendwie. Die hätte bestimmt eine Idee.", meldete sich Cornelia zu Wort. Sie hatte allerdings wirklich Recht. Sabina sprühte sonst immer vor Ideen. Leider war sie aber nicht da, schließlich war sie mit ihren Eltern verreist.
    "Wir könnten fei auch mit meinem Ball spielen.", unterbrach der etwas langsame Publius mit einem blendenden Vorschlag, der allen zusagte. Bevor sie aber losspielen konnten stürmte Tullia auf ihn und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. "Damit hättest du aber auch früher rausrücken können.


    Schließlich stellten sich die Kinder auf und begannen sich gegenseitig den Ball teils aus dem Stand, teils aus dem Laufen, zuzuwerfen. Milo hatte einen Heidenspaß dabei sich zu verausgaben und den Ball zu fangen, um ihn anschließend zurückzuwerfen. Trotzdem bei all dem Spaß vermisste er seine beste Freundin.



    Sim-Off:

    Reserviert

    Sie war nicht grundlos seine beste Freundin und Vertraute. Nicht alle seiner Freunde konnten schließlich Geheimnisse für sich behalten und nur Sabina war es, die es auch mit dem Schwören wirklich ernst nahm. Dafür war er schon dankbar, genauso wie dafür, dass sie ihn wenigstens zu Verstehen schien. Ihr Vater war schließlich auch ein vermeindlich strenger Mann, ihre Großtante war es auf jeden Fall. Sie wusste wie es war, von solchen Menschen abhängig zu sein."Danke.", sagte er daher zu ihr. Ihm bedeutete es eben sehr viel, dass sie es für sich behielt. Seine Vergangenheit und Gefühlsleben ging schließlich niemanden an, ausser die Leute, denen er sich anvertraute.
    "Naja, jetzt wo er tot ist, spricht wohl nichts mehr dagegen, das ich einen Hund habe.", schloss er etwas sarkastisch und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. Er konnte nun entscheiden und musste letztlich nur auf die Erlaubnis seiner Tante oder seines Großvaters warten. Ansonsten konnte er handeln, wie ihm beliebte. Da war kein Vater mehr, der streng alles verbot.
    "Nein, er ist jetzt hier zu Hause. Ich glaube Tante Aviana mag ihn auch schon. Sie wird noch Augen machen, wenn sie sieht, wie gut Bestia jetzt aussieht. Wir könnten sie ja suchen gehen.",schlug er vor und verfütterte dem Welpen nebenbei die restlichen Leckerbissen. Schnell hatte der die Fleischstreifen verputzt und schleckte sich genüsslich die Schnauze. Milo setzte ihn nun wieder hinunter auf den Fußboden, wo er Sitz machte und fröhlich mit dem Schwanz wedelte.
    Es war wohl mittlerweile sowieso Zeit zum Essen, also war es vielleicht wirklich ratsam schon einmal nach der Tante Ausschau zu halten, schließlich hatte die ja versprochen mit ihnen etwas zu Essen. Und Hunger hatten sie.

    Er merkte ziemlich schnell, dass sie sich wohl von seinen Worten verletzt oder zumindest sehr angesprochen fühlte, was ihm aber auch Leid tat. Er konnte so etwas im gegensatz zu seinem Vater durchaus verspüren. Er war schließlich auch anders als sein Erzeuger."Nein. Es tut mir Leid. Es ist wohl etwas mit mir durchgegangen. Entschuldige. Es liegt wohl daran, dass... versprich, dass du es niemanden erzählst!", entschuldigte er sich seinerseits für sein Verhalten und begann auch zu erklären, doch er unterbrach. Er wollte um jeden Preis sicher wissen, dass niemand je davon erfuhr, also lies er sie wirklich schwören, ehe er fortfuhr und sich noch einmal versicherte, dass auch niemand anderes sie belauschte.
    "Ich wollte früher immer einen Hund, aber mein Vater war immer dagegen. Er hat gesagt, dass ich ihm unbedingt gehorchen muss. Das habe ich auch getan. Er war sehr streng. Ich habe mich wieder an seine Worte erinnert.", gestand er ihr ein. Nun sollte ihr auch klar werden, dass es weniger seine Worte gewesen waren, sondern die seines Vaters, der auch Vorbild gewesen war und es immer noch war, obwohl er das Gegenteil eines liebenden Vaters gewesen war.
    "Aber jetzt ist ja Bestia da. Und hergeben tu ich ihn nicht mehr!", meinte er überzeugt und drückte den Welpen noch etwas fester an sich, als würde er befürchten sein Vater würde im nächsten Augenblick aus dem Grab entsteigen und ihm den Hund wegnehmen.

    Wenigstens bekam er Anerkennung für seine gelungene Bestiendressur. Wer wusste, vielleicht würde Bestia ja bald auf alles hören, ein perfekt erzogener Hund sein, für den man keine Leine brauchte. Die Vorstellung war schon verlockend.
    "Ja. Natürlich. Er hat zu gehorchen. Ich fordere Gehorsam.", meinte er kühl und erschrak selbst etwas an seinem Gesagten. Vielmehr an der Erinnerung an diese Worte. Sein Vater hatte diese Worte auch einmal gesagt, besser gesagt geschrien, damals, als er sich mit Milos Mutter gestritten hatte. Damals hatte er Milo für einen Streich verprügelt und hätte ihn wohl übel zugerichtet, hätte seine Mutter nicht eingegriffen. Wenig später hatte er diese dann auch verprügelt und noch anderes getan.
    Milo schüttelte den Kopf, als könnte er so die böse Erinnerung einfach rausschütteln. Er wollte sich nicht daran erinnern. Es passte einfach nicht. Sein Vater war doch ein guter Mensch gewesen und Milo war stolz auf ihn. Da passte kein gewalttätiger, autoritärer Vater in dieses Bild, auch wenn dieses wohl um einiges zutreffender war. Doch nun hatte er keinen Vater mehr. Das positive Bild konnte sich also festigen, war es doch angenehmer und verlockender.
    "Er wird es schon lernen. Ansonsten muss man nachhelfen.", meinte er erneut kühl. Schon wieder eine Aussage, die genauso von seinem Vater hätte stammen können. Am Besten war es wohl, wenn er gar nichts mehr sagte. Er erkannte sich ja gerade selbst nicht wieder und schämte sich etwas dafür. Daher schnappte er sich einfach Bestia und knuddelte ihn etwas. Das brauchte er einfach jetzt mal eben. Etwas Zuneigung.

    Sabina began auch gleich damit dem Hund Kunststücke beizubringen und Bestia schien es ebenso Spaß zu machen, wie ihr. Vielleicht war es ja gar nicht so dumm jetzt schon damit zu beginnen den Hund zu dressieren. Jetzt war er schließlich noch klein und formbar.
    Schweigend sah Milo seiner Freundin dabei zu, während er sich ab und zu eine Weintraube in den Mund steckte. Er hatte auch Hunger und hoffte, dass es bald Essen geben würde. Sein knurrender Magen unterstrich diesen Gedanken noch etwas. Natürlich war ihm das etwas peinlich.


    "Warum nicht.", meinte er leicht schulternzuckend auf ihre Frage hin und nahm sich etwas Fleisch. Was konnte er dem Welpen wohl beibringen. Natürlich, er musste Sitz machen, wenn man es ihm sagte.
    "Sitz!", befahl er dem kleinen Welpen. Der verstand hingegen nicht, was Milo von ihm wollte. Er wollte ledeglich das Futter in Milos Hand und blickte ihn daher schief an. "Mach Sitz!", befahl er erneut. Dieses Mal etwas energischer. Wieder blickte Bestia nur dumm und legte den Kopf schief. Irgendwann setzte er sich schließlich hin. Dafür bekam er dann von Milo einen Streifen des Fleisches. "Sitz!", wiederholte er. Dieses Mal verstand Bestia was Milo von ihm wollte und setzte sich sofort hin und bekam auch gleich sein Futter. Milo freute es und er begann zu lächeln. Erfolg war doch etwas feines.

    Helvetius Asprenas, der Name sagte ihm etwas, auch wenn es nicht mehr als ein ferner Gedanke war. Sein Vater hatte einmal etwas von einem Bruder erzählt, der so hieß, was eigentlich schon ein kleines Wunder war, denn sein Vater hatte fast nie von der Familie gesprochen. Nur von seinem anderen Bruder, Falco oder so.
    "Freut mich auch Cousine Silana."


    Natürlich hatte Milo in seinem Leben schon gelacht, auch wenn das eher selten vorkam und meist auch nur, wenn er mit seinen Freunden unterwegs war. Es gab bei ihm eben Tage an denen es ihm leichter fiel und Tage, an denen es nur schwerlich klappte seiner Freude Ausdruck zu geben. Seine Persönlichkeit tat wohl ihr übriges, schließlich war er meist zu ernst, um über Dinge zu lachen, die andere zum Brüllen fanden.


    Und dann standen sie vor der Tür des Arbeitszimmer. "Da wären wir. Am Besten du wartest kurz. Ich warne nur kurz Großvater vor.", meinte er und zeigte ein kleines Lächeln. "Und du: Sitz!", befahl er im nachhinein noch seinem Hund, den man natürlich davon abhalten musste sofort ins Arbeitszimmer zu stürmen. Und er tat auch, was Milo von ihm wollte, es hatte etwas gedauert, aber mittlerweile war der Welpe doch anständig trainiert.

    Mit seiner Cousine im Schlepptau stand Milo also jetzt vor dem Arbeitszimmer seines Großvaters. Er hatte immer ein unangenehmes Gefühl, wenn er von sich aus seinen Großvater in seinem Arbeitszimmer aufsuchte, schließlich wollte er seinen Großvater nicht von seiner Arbeit abhalten. Natürlich war seine Sorge meist grundlos, denn sein Großvater nahm es ihm schließlich keinesfalls übel, wenn er ihn aufsuchte. Und wenn er gerade keine Zeit hatte, dann sagte er das auch.
    Etwas zögerlich klopfte er an und wartete auf das 'Herrein', ehe er zunächst den blonden Schopf, dann den ganzen Jungenkörper durch die Tür schob.
    "Salve Großvater. Ich hoffe ich störe dich nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass du Besuch hast. Helvetia Silana heißt sie und sie meint sie wäre deine Enkeltochter. Sie steht vor der Tür.", berichtete er seinem Großvater, während er an seiner Tunika herrumzupfte.

    "Etwas anderes wollte ich auch nicht hören." Im Grunde hatte er ja schon gewusst, dass sie mitkommen würde, daher war ihre Antwort keine Überraschung für ihn.
    Das sie die Äneis hingegen schon gelesen hatte überraschte ihn doch etwas. Sabina war schließlich nicht gerade bekannt, dass sie viel las.
    "Löblich.",merkte er trotzdem nur an. Zwölf ganze Bücher durchzuarbeiten war kein besonderes Vergnügen, wenn man keinen Spaß daran hatte, das wusste er sehrwohl. Gut, er hatte es nur zu gerne gelesen, schließlich brauchte er etwas zu tun, wenn seine Freunde keine Zeit hatten. Gut, nun hatte er einen Hund, um den er sich kümmern musste, aber das würde ihn nicht vom Lesen abhalten. Sein Großvater hatte schließlich noch einige interessante Werke, die er sich einverleiben konnte.


    Schwungvoll öffnete Milo die Tür des Zimmers und die Bestie stürmte sofort hinaus."Ja genau. Vielleicht finden wir ja auch gleich Tante Aviana. Sie wollte ja mit uns eine Kleinigkeit zu sich nehmen. Und wenn nicht, dann essen wir eben alleine.",antwortete Milo ihr, trat hinaus, wartete bis auch sie das Zimmer verlassen hatte und schloss dann hinter ihr die Tür.
    Anschließend schlug man den Weg zur Küche ein, die gerade von zwei Sklaven genutzt wurde, die bereits dabei waren das Essen zu richten. Dementsprechend lag ein appetitlicher Geruch in der Luft. Kaum waren sie in die Küche gekommen, Bestia war sofort hineingestürmt und hatte die Sklaven sogleich aus dem Konzept gebracht, wurden sie auch schon wieder freundlich von der Köchin herrausgeworfen. Jedoch nicht, ehe sie von ihr einige Streifen getrocknetes Fleisch bekommen hatten, die Milo auch sofort Sabina in die Hand gedrückt hatte. Er hatte sich blitzschnell einen Teller mit Obst geschnappt und aus der Küche getragen.
    Dann führte sie ihr Weg zurück ins Atrium, wo man sich auf den Rand des Impluvium setzte.

    Scheinbar hatte sie bemerkt, dass es ihm etwas unangenehm war, dass sie ihn bei der Hand nahm und ließ daher wieder los.
    "Naja, mein Vater war Tiberius Helvetius Marcellus.", murmelte er. Das Thema Eltern war ihm von vornherrein immer etwas unangenehm. Zwar schämte er sich nicht für seine Eltern, eher das Gegenteil war der Fall, aber er redete ungern über sie. Vor allem über seinen Vater, der nicht gerade das war, was man unter einem guten Vater und Ehemann verstand. Klar, dass seine Mutter nach dessen Tod früher oder später in den Schoß ihrer Familie zurückgekehrt war. Nur dass sie ihn, ihren Sohn zurückgelassen hatte und zu seiner Familie abgeschoben hatte, hatte er nie nachvollziehen können. Aber wenigstens war er hier nun halbwegs glücklich. Vielleicht würde sie die Lebensqualität im Hause ja noch weiter heben.

    Scheinbar mochte Bestia ihn wirklich, der kleine Welpe hielt nämlich richtig still, als Milo ihn durchs kurze, raue Fell strich, einzig der Schwanz wedelte weiter fröhlich hin und her.
    "Es scheint so. Weniger erwarte ich auch nicht, schließlich gebe ich ihm Obdach und etwas zu Essen... Oh, vielleicht sollten wir ihn mal füttern. Sauber ist er ja jetzt, aber der Magen ist nach wie vor leer." Dass sie den kleinen Welpen noch nicht gefüttert hatten fiel ihm jetzt erst auf. Was waren sie nur für Raben-hunde-eltern. Aber sie konnten es ja jetzt nachholen und ihm etwas anständiges bieten, schließlich hatte seine Tante ja vorgeschlagen ihn angemessen mit Fleisch zu füttern.
    Sanft setzte Milo den Welpen auf den Boden und erhob sich dann. Als hätte Bestia es im Gespür, dass es jetzt etwas zu Fressen gab, lief der Welpe zur Tür und setzte sich dort hin, um auf seinen neuen Herr zu warten. "Kommst du, oder möchtest du liegen bleiben? Ich hab da die Aeneis im Regal, falls du warten willst.", meinte Milo zu ihr und zeigte ein freches Grinsen. Er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie spätestens jetzt aufstehen würde und ihm folgen würde. Sie war eben doch nicht so langweilig wie er.

    Offen traf wohl nicht ganz auf Milo zu. Er war im Grunde doch mehr zurückhaltend, doch stets höflich und hilfsbereit, wie er nunmal von seiner Mutter erzogen wurde.
    "Hoffentlich nicht." Ein großer, ungebändigter Hund war wohl das, was er am wenigsten wollte. Solange der Welpe so klein und lieb blieb, wie er im Moment war, war Milo halbwegs zufrieden. So machte der Hund wenigstens keinen Ärger.
    "Gerne bringe ich dich zu ihm. Er wird sich sicher freuen. Und natürlich wohnt Tante Aviana noch hier. Sie ist die treibende Kraft hier im Haus." Das sie ihn nun bei der Hand nahm gefiehl ihm gar nicht recht. Sie war schließlich nach wie vor eine Fremde für ihn, die er kaum kannte und da nahm sie ihn bei der Hand, was er für unangebracht hielt. Er zog die Hand jedoch nicht zurück, das wäre schlichtweg unhöflich gewesen.
    "Verzeihe mir, wenn ich frage, aber wie stest du eigentlich familiär zu meinem Großvater und zu meiner Tante?", fragte er sie nun doch etwas von der Neugier gepackt, während er sie durchs Atrium führte, in Richtung des großväterlichen Arbeitszimmer.

    Sie schien sehr nett zu sein und scheinbar war sie sogar mit ihm verwand. Das überraschte ihn doch etwas. Nur ihren Namen kannte er so gar nicht. Vielleicht wusste ja sein Großvater oder seine Tante von ihrer Existenz."Oh, wirklich? Silana, mhh, der Name sagt mir leider nichts. Aber mag schon sein, dass wir verwandt sind. Die Gens war schließlich einmal größer, als sie im Moment ist.",gestand er ihr ein. In den letzten Jahren waren viele Familienmitglieder verstorben und die Reihen der Helvetier hatten sich stark gelichtet. Jedes lebende Mitglied war in diesen Zeiten gern gesehen, man musste schließlich in dieser schweren Zeit zusammen halten. So etwas in der Art hatte sein Großvater ihm einmal gesagt und er hatte Recht. Milo war sogar ganz froh, dass sie gerade im Atrium stand und scheinbar bleiben wollte, so war das große Haus nicht ganz so leer und ein neuer interessanter Gesprächspartner war dann auch gefunden.
    Als sie ihn als Hausherr titulierte musste er etwas verlegen lächeln, war er doch noch reichlich jung für einen Hausherren und Sklavenbesitzer.
    "Leider nicht. Der Hausherr ist Titus Helvetius Geminus, mein Großvater. Wenn du zu ihm möchtest, der müsste eigentlich in seinem Arbeitszimmer stecken.", erklärte er ihr freundlich.
    Dann schaltete sich noch Bestia ein und sprang ihm das Bein hoch und bellte, als wollte er auch noch vorgestellt werden. "Natürlich. Das ist übrigens Bestia.", stellte er ihr noch den kleinen, sandfarbenen Welpen vor.

    Es war mehr Zufall, dass Milo just in diesem Moment nach Hause kam und das Atrium betrat. Im Schlepptau hatte er wie immer dieser Tage den kleinen Hundewelpen, den er und seine Freundin adoptiert hatte und der nun schwanzwedelnd und freudig bellend um ihn herrum sprang. Genauso wie Milo war er auch etwas verwundert über den Besucher, der da mit Sack und Pack im Atrium stand, oder vielmehr die Besucherin. Kennen tat Milo sie nicht und von Besuch wusste er auch nicht, aber es musste schon einen Grund haben, warum die junge Frau samt Gepäck in ihrer Eingangshalle stand. War sie womöglich Teil der Familie? Ihm war jedoch niemand weiter bekannt, als die wenigen Familienmitglieder die er kannte und die noch unter den Lebenden weilten. Von einer Frau, etwas jünger als Tante Aviana, wusste er nichts, wobei man sagen musste, dass auch er erst vor einigen Jahren in den Schoß der Familie zurückgekehrt war, nämlich nach dem Tod seines Vaters, der nur selten seine Familie besuchte.
    Da sich niemand bisher um den Gast kümmerte lag es wohl an ihm diesen Akt zu übernehmen. "Salve, ich bin Faustus Helvetius Milo, kann ich dir behilflich sein?", stellte er sich daher höflich vor, ehe er den Gast kurz mit seinen dunklen Augen musterte. Sie war sehr hübsch, fand er.