Beiträge von Faustus Helvetius Milo

    Die und ihre Bia dachte er sich. Bia war allgegenwärtig, selbst wenn sie nicht da war, das nervte ihn schon etwas. Ein Glück nur, dass er nicht so ein nerviges Kindermädchen hatte. Das Kindermädchen hätte nichts zu lachen, da er sich seit dem Tod seines Vaters nicht mehr all so viel sagen ließ.
    "Ich glaube nicht, dass das da jemals wieder rausgeht. Das ist so ekelhaft.", meinte er und machte einen ungewollten Schritt zur Seite, als sie ihn schubste. Beinahe wäre er wirklich in so eine Pfütze getreten. "He!", lamentierte er. "Ich habe nicht vor in so eine Pfütze zu fallen. Das wäre einfach... Wäääääääh." Er war nur einen Augenblick unachtsam und schon war er mitten in eine solche Jauchenlache getreten. Es war ein unangenehmes Gefühl, wie die Brühe in sein Schuhwerk sickerte und es durchströmte. Schnell zog er den Fuß herraus und sah zu, wie die braune Brühe aus dem Schuh lief. "Na toll.", jammerte er. Wahrscheinlich würde er wirklich beim nächsten Brunnen Halt machen und seinen Fuß hinein stecken. Spätestens zu Hause musste er diesen widerlichen Dreck loswerden.

    Er wusste gar nicht, wie ihm geschah und schon fand er sich in der Seitengasse wieder, in die Sabina ihn zerrte. Hier war es schon ganz anders: dunkel, eng, feucht und man musste aufpassen nicht in einen der Abfallhügel zu treten, die sich hier türmten, oder aber in eine der unzähligen Abwasserpfützen. Er mochte sich eigentlich nicht ausmalen, was alles in einer solchen Pfütze herrumschwamm. "Hier stinkt es", stellte er nüchtern fest. "Und dreckig ist es auch. Vielleicht will Bia nicht, dass du dich hier schmutzig machst. Da braucht es bestimmt einiges an Wasser und einer kräftigen Hand, ehe man wieder annähernd gut riecht", witzelte er und zeigte ein breites Grinsen.
    Als sie ihn so rühmte konnte man dann noch in seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen ein Funkeln erkennen und unbewusst drückte er die Brust herraus. Mancher hätte nun angefangen zu prahlen, aber so etwas war ihm eigentlich fremd. Daher nickte er nur kurz ab und meinte bescheiden: "Ich passe schon auf dich auf."
    Für seine Freunde würde er immer eintreten, das wusste er, auch wenn er mit dem Rücken zur Wand stand. Freundschaft war eben etwas, das ihm viel bedeutete.

    In der Tat schien das Schauermärchen über die Subura etwas übertrieben von den Erwachsenen erzählt worden zu sein. Verbrechen, Gewalt und dergleichen konnte man nämlich nicht sehen. Nur die großen Insulas und die billigen Läden und Buden in deren Erdgeschoss oder auf der Straße reihten sich und hier und da konnte man den einen oder anderen Bettler erblicken, aber so großartig anders war dieser Stadtteil auch nicht. zumindest auf den ersten Blick. Wahrscheinlich war das hier noch ein etwas schöneres Eck in der Subura. Wenn man deren Größe bedachte, so waren sie vielleicht erst am Rande.
    "Vielleicht hat sie ja nicht ganz so unrecht. Das hier ist ja noch eine etwas größere Straße mit relativ viel Verkehr. Solche Straßen sind ja meistens schöner. Ich kann mir vorstellen, dass es in den Seitengassen und dahinter schon ganz anders aussieht." So war es ja meistens. Nach Aussen hui, nach innen Pfui. Wahrscheinlich würde es tief in der Subura, abseits der Hauptstraßen ganz anders aussehen. Wahrscheinlich verbargen sich dort die ganzen Verbrecher während des Tages. Sie gingen gerade an einer Seitengasse vorrüber. Der Anblick der zerlumpten Kinder, die dort spielten bestätigten ihm seine Theorie.
    "Vielleicht wollen sie uns damit nur davon abhalten etwas dummes anzustellen, oder sie wollen verhindern, dass wir uns mit Kindern abgeben, die nicht unsergleichen sind.", meinte er und schielte noch einmal kurz zu den Kindern. "Oder aber es macht ihnen Spaß uns zum Narren zu halten. Ich weiß nicht." Er konnte sich auch keinen Reim darauf machen. Die Erwachsenen waren doch immer noch eine Menschengruppe, die er so gar nicht verstand. Aber das würde sich vielleicht noch ändern, wenn er in das Alter kam.

    Erst als er einige Schritte weitergegangen war merkte er, dass Sabina stehen geblieben war. Er konnte sich schon ausmalen warum wohl. Wahrscheinlich hatte sie Angst davor, da es ihr bestimmt von den Eltern verboten worden war. Dabei war es doch dort nicht ganz so gefährlich, wie man immer meinte, vor allem am Tag. Er glaubte kaum, dass etwas passieren konnte, zumal sie auch nicht sonderlich auffielen auf der Straße, da sie ja auch nicht ihre besten Kleider trugen.
    Langsam schritt er ihr wieder entgegen und sah sie mit einem herrausfordernden Blick an, als wollte er sagen: Na komm schon. Trau dich.
    Es schien wenigstens gewirkt zu haben, da sie auch schon nickte und grinste. Er grinste zurück und nahm sie auch schon wieder bei der Hand und zog sie weiter. "Ja, schon klar. Aber die denken doch, dass du bei mir bist. Was interessiert sie dann, was wir gemacht haben. Wird schon keiner mitbekommen.", sprach er ihr gut zu. Er würde wohl kaum Ärger bekommen, zumal sich kaum jemand zu Hause dafür interessierte, was er den lieben langen Tag so trieb, sofern er seine Pflichten, wie Schule, erfüllte.
    Und dann zog er sie immer weiter durch die Stadt, bis allmählich die vornehmeren Häuser größeren Mietshäusern wichen. Weit war es nicht mehr und sie waren mittendrin in der Subura, im berüchtigten Armenviertel Roms.

    Milo war da schon ganz anders, als seine Freundin. Er war von Haus aus schon ein etwas ruhigerer Mensch, weshalb es eigentlich nie Ärger zu Hause gab. Er fiel nicht weiter auf und das war es ja auch, das zählte. Trotzdem brauchte auch er Beschäftigung und dafür hatte er seine Freunde und mit dieser Kindergruppe, zu der auch Sabina gehörte, zog er umher. Auch hier fiel er eher weniger durch irgendwelche undurchdachte Aktionen auf, nein, er war vielmehr der Vernünftige in der Gruppe, der gelegentlich seine Bedenken äusserte.
    Als sie ihm Vorschläge machte, schüttelte er nur den Kopf und stöhnte leise. Wie öde, wenn man bedachte, dass sie ja ständig ihre Zeit an diesen Orten verbrachten. Er hatte hingegen hatte einmal wieder Lust ein richtiges Abenteuer zu erleben. Zwar war es dafür besser mehrere Leute zu sein, da es einfach etwas sicherer war, aber er brachte dennoch seine Gedanken vor.
    "Ach, da sind wir doch ständig. Wie wäre es, wenn wir etwas durch die Subura streifen?", schlug er daher seinerseits vor. Freilich wusste er, dass die Subura nicht unbedingt etwas für Kinder aus besserem Hause war, aber ein Streifzug durch sie war immer ein Abenteuer und wohl aufregender, als wenn die an die altbekannten Orte gingen, an denen sie allzuoft ihre Zeit verbrachten. Der zwielichtige Stadtteil war da schon wesentlich interessanter.

    Milo erging es im Gegensatz zu seiner Freundin wesentlich besser. Er wurde nicht auf Schritt und Tritt verfolgt und beobachtet, eher das Gegenteil war der Fall. Er konnte im Grunde ohne große Einschränkungen treiben, was er wollte, solange er sich ordentlich benahm, die Erwachsenen zu Hause nicht störte und ein guter Schüler war; und das tat er auch. Er trieb sich beinahe seine gesamte Freizeit mit seinen Freunden herrum. Was wollte er auch zu Hause? Man nahm dort schließlich keine besondere Notitz von ihm.
    Heute hatte er sich wieder mit seiner liebsten Freundin Sabina verabredet. Von all seinen Freunden war sie ihm irgendwie die Liebste und die Freundschaft mit ihr bedeutete ihm auch am meisten. Warum das so war wusste er nicht, es war eben irgendwie so und beruhte auch auf Gegenseitigkeit.
    Kaum hatte sie heute an die Tür seines Hauses geklopft, war er schon herraus gestürmt, hatte sie gepackt und sie hinter sich hergezogen. Wohin er mit ihr wollte wusste er eigentlich selbst noch nicht so richtig, er wollte auf alle Fälle erst einmal weg von zu Hause, wo es einfach nur langweilig war.
    "Ich weiß es selbst noch nicht.", kam seine ehrliche Antwort. Sonst war er ja eigentlich immer ruhig und besonnen und dachte erst nach, bevor er etwas tat, aber heute war es einfach mit ihm durchgegangen. Man musste eben doch auch für Überraschungen gut sein.

    Hallo, ich hoffe die Angaben passen alle. Brenne schon darauf loszulegen :D


    1. Stand: Civis/Adulescens
    2. Gens: Helvetia
    3. Name: Faustus Helvetius Milo
    4. Wohnort: Roma