Beiträge von Faustus Helvetius Milo

    Endlich fiel auch den anderen Jungen endlich der Neuzugang auf. Da sie aber ein Mädchen war hielt sich das Interesse aber weiter in Grenzen. Ledeglich nach dem Namen fragte Publius und Milo antwortete ihm stellvertretend darauf. Antonius Missgeschick war da doch viel interessanter und die Jungen tuschelten etwas und diskutierten darüber, we es hatte passieren können. Bis sie wieder einmal unterbrochen wurden.
    "Ich glaubs nicht! Noch so einer! Kann man denn nie seine Ruhe haben? Woher kommen die eigentlich alle? Unter welchem Stein kommen die vorgekrochen, diese blöden Aufpasser! Verflucht noch mal!", rief Marcus nachdem er den Sklaven bemerkt hatte, der es nun wagte sich den Kindern zu nähern. Er hatte die Schnauze gestrichen voll davon, dass ständig irgendwelche Sklaven meinten sie überwachen zu müssen. Sie waren doch keine kleinen Kinder mehr! Grade waren sie einen losgeworden, schon stand der nächste da. Und Schuld war nur die Neue! Er kochte und wäre am Liebsten auf den Sklaven losgegangen, hätten ihn Milo und Marius nicht zurückgehalten. "Bleib ruhig. Was ist denn in dich gefahren?" "Ja, das bringt doch jetzt gar nichts. Ausserdem glaube ich geht Caerellia gerade.", merkte Milo an, auch wenn er wusste, dass es Marcus nur geringfügig beruhigen würde.

    Nun merkte auch Antonius, dass er entblößt durch die Gegend flitzte und lief knallrot an. Rasch zog er sich die Tunika wieder in die richtige Position.
    "Ähhhhhh. Ich... Ich muss nach Hause... Valete!", stammelte er, ehe er beschämt das Weite suchte."Bis später, du Nackedei!", rief Marcus ihm lachend hinterher. Er wohnte direkt neben Antonius, deshalb nahm er an seinen Freund später noch einmal zu Gesicht zu bekommen, wenn der sich nicht vor Scham die nächsten Tage rar machte. "Eigentlich ist es ja gemein darüber zu lachen, schließlich gibt es ja nichts, dass wir nicht schon irgendwie kennen Jungs. Aber es ist trotzdem lustig.", brachte Milo nur mit Mühe hervor, schließlich lachte er noch immer lautstark, genau wie seine Freunde.
    Gefühlte Stunden später flachten die Lacher schließlich ab und die Jungen mussten erst einmal Luft holen. So lange zu Lachen war schließlich anstrengend.

    Die Jungen interessierte derweil weder das Gespräch der Mädchen noch die Neue sonderlich. Sie widmeten sich voll und ganz ihrem Ballspiel und verausgabten sich, warfen den Ball hin und her, bis es ihnen zu langweilig wurde. Irgendwann stellten sie daher ihr Spiel ein und rotteten sich erneut zusammen und bildeten kurze Zeit später Mannschaften. Antonius und Marius waren in der einen, Publius, Marcus und Milo in der anderen. Und schon ging das nächste Spiel los, eine Art Rugby, ein typisches Jungsspiel eben, bei dem man sich dreckig machen konnte und die eigene Stärke unter Beweis stellen konnte.
    Brüllend stürmten die Jungen aufeinander zu und versuchten den Ball zu erkämpfen, wobei der etwas kräftiger gebaute Antonius sich rasch behauptete und sich den Ball schnappte. Marius desertierte kurzentschlossen, um den anderen eine Chance zu geben und stürmte wie die anderen hinter Antonius her. Einige Augenblicke später fand sich Antonius begraben von den anderen am Boden wieder und musste wirklich aufpassen den Ball nicht zu verlieren. Mit Bärenkräften richtete er sich wieder auf und schüttelte die anderen Jungen, die mittlerweile wehrlos vor Lachen waren, einfach von sich herrunter. Den Sieg errang er schließlich, während sich die anderen vor Lachen am Boden kugelten. Was Antonius nicht wusste war, dass seine Tunika weit nach oben gerutscht war, als er zu Boden gegangen war, und einen Blick unter die Gürtellinie freigegeben hatte.

    Die Sklaven ließen sich heute aber wirklich Zeit. An normalen Tagen war das ja nicht allzu schlimm, solange sie sich ranhielten. Aber heute wo Besuch da war, ging das natürlich nicht. Was Sabina wohl jetzt dachte oder besser zu Hause erzählen würde. "Bei den Helvetiern musste ich unglaublich lange auf das Essen warten". Wirklich Rufsteigernd war das natürlich nicht, auch wenn Milo überzeugt war, dass Sabina wohl nicht dergleichen tun würde. Es ging jedenfalls ums Prinzip. Umso erleichterter war er, als endlich das Essen kam. "Na endlich. Ich dachte schon ich verhungere.", meinte er und sprach den anderen Grund für seine Ungeduld an: Seinen Bärenhunger.
    "Euch auch", erwiederte er die Appetitwünsche bereits kauend. Kaum war das Essen auf dem Tisch und die Sklaven aus seinem Sichtfeld, hatte sich Milo förmlich auf das Essen gestürtz und begonnen den beinahe leeren Magen zu füllen. Dabei war ihm alles recht, was sich in seiner Reichweite befand. Waren es nun Datteln oder Honigbrote. Alles war recht, was satt machte. Gespült wurde mit viel Posca.

    Irgendwie schien Tarasios das ganze etwas misszuverstehen. Das alles war doch eigentlich nur ein weitergeführter Gedanke von ihm gewesen. Noch waren da keine Gefühle. Und selbst wenn es einmal so kommen würde, so hing eine mögliche Hochzeit trotzdem von der Erlaubnis Sabinas' Vater ab. "Ihr Vater ist Senator, daher wäre ein einflussreicher Gatte für seine Tochter angebracht. Aber wenn es so weit sein sollte, denke ich, hat Sabina ihren Vater gut im Griff. Gegen ihren Willen wird er sie kaum verheiraten können. Aber was, wenn sie mich nicht will?
    Ausserdem wer sagt, dass ich nicht stolz bin auf meinen Namen? Früher war die Gens einmal sehr einflussreich gewesen, aber das ist wie gesagt Vergangenheit. Vielleicht ist es ja an mir das alte Ansehen wieder zu beleben."
    Er war einer der letzten männlichen Gensmitgliedern, also lag die Zukunft der Gens wirklich in seinen Händen. Da er Senator werden wollte wie sein Großvater, würde es in Zukunft wohl wirklich wieder bergauf gehen.
    Tarasios' Vorschlag gefiehl ihm. Wenn sie beide ihr Bestes geben würden, so war doch die Chance nicht schlecht, dass mindestens einer von ihnen glücklich wurde. Aber im Moment gab es da noch ein Problem, eines das Tarasios wohl glatt übersehen hatte. Milo hatte noch kein interesse an Mädchen und ausser Freundschaft hatte er auch keine Gefühle für Sabina, also warum sollte er sich dann darum bemühen sie zu heiraten? Vielleicht würde er sich einmal in eine ganz andere Frau verlieben. Wusste man es?
    "Aber ich habe doch noch gar kein Interesse an Mädchen! Genauso wenig an einer Hochzeit. Ich bin vielleicht doch noch ein zwei Jährchen zu jung. Aber wenn es so weit ist, dann abgemacht. Dann werde ich mein Bestes geben! Lass es uns so machen. Wir werden also beide unser Bestes geben!", versprach er dennoch hoch motiviert und reichte Tarasios die Hand, nachdem er sie kurz an der Tunika abgewischt hatte, um Schweiß und Hundehaare abzuwischen, damit sie ihren "Pakt" per Handschlag besiegeln konnten.


    Der Bitte von Sabina zu erzählen kam er allerding bereitwillig nach. Sie war seine beste Freundin, daher fiel es ihm auch nicht sonderlich schwer, geschweige denn das er hätte lange nachdenken müssen.
    "Ich kenne Sabina schon wirklich lange und sie ist wirklich meine beste Freundin. Ich vertraue ihr voll und ganz, denn ich weiß, dass sie Geheimnisse für sich behalten kann und mich und meine Probleme auch versteht. Das Selbe gebe ich ihr auch zurück.
    Jedenfalls ist sie lieb und nett und einfühlsam. Manchmal ist sie auch ein bisschen frech und auch ab und an sehr kindisch. Aber sie ist zu jedem Abenteuer bereit und man kann mit ihr wirklich Pferde stehlen. mit jedem Abenteuer meine ich wirklich jedes! Und das obwohl sie ein typisches Mädchen ist. Du weißt schon, Pferde, Rumgezicke und Gekreische und der ganze Kram. Sie hat aber auch ihren eigenen Kopf, den sie nur zu gerne durchsetzt. Als Junge lässt man das natürlich durchgehen, das ist einfach das Einfachste."
    Gegen Ende seiner Ausführung wurde sein Grinsen immer breiter. Jaja, diese Mädchen. Am Besten war es einfach, wenn man immer nachgab und ihnen ihren Willen ließ. Alles andere wäre einfach nur ein Fehler, wenn man nicht gerade auf Rumgenörgel, Gezicke und Geheule stand. Aber es war ein Konzept, das aufzugehen schien, wenn Milo daran dachte, wie gut Sabina ihren Vater in Griff hatte. Ob seine Tante wohl auch so werden würde, wenn sie einmal heiraten würde? Der Gedanke amüsierte ihn sichtlich. Seine Tante die Zicke. So würde er sie gerne einmal erleben.

    Eine gewisse Wahrheit lag schon in den Worten des Sklaven, aber dennoch: Es war durchaus üblich jungstmöglich verheiratet zu werden.
    "Wer weiß? Im Grunde ist es nicht in meine Entscheidung. Unsereins hat pragmatisch zu heiraten.", meinte er und grinste. Heirat aus Liebe war meist nicht drin, war ja klar.


    Der Sklave hatte Milos Frage geschickt beantwortet, eigentlich so, dass Milo so klug war, wie am Anfang. Dennoch ließ er es gelten, so viel Privatsphäre gestand er Tarasios doch ein. Dessen "Liebesgeschichte" berührte ihn sogar etwas. Er wusste, wie es war, wenn man bei jemandem sein wollte, aber es nicht konnte. Wenn man Sehnsucht nach einer Person hatte. Er hatte dieses Gefühl jeden Tag, jede Nacht, wenn er nicht bei seiner Mutter war.
    Er verfiel einige Augenblicke in Schweigen und durchdachte seine Worte, ehe er sie Aussprach:"Du tust mir Leid. Jeder Mensch hat Glück verdient. Und Liebe hat etwas mit Glück zu tun. Wenn man verliebt ist, ist man glücklich. Ich wünsche dir Glück und auch, dass du vielleicht doch bald mit deiner wahren Liebe vereint sein kannst."
    Wieder zeigte sich, dass Milo doch ein kleiner Philanthrop war. Dem Sklaven mit aufmunternden Worten beizustehen schien ihm im Moment das einzig Richtige zu sein.
    Dann sprach der Sklave Sabina an und Milo wurde leicht rot. Er und seine beste Freundin heiraten? Gut, den einen oder anderen Gedanken was wäre wenn hatte er schon gesponnen, aber das das jemals Wirklichkeit würde, daran glaubte er nicht, sprach doch vieles dagegen.
    "Du meinst sicher Sabina. Germanica Sabina. Sie ist meine beste Freundin, ja, und sie ist nett und wenn ich heiraten würde, dann würde ich mir eine Gattin wünschen, die wie sie ist. Aber sie ist nunmal meine beste Freundin. Können beste Freunde einander lieben? Aber was ist, wenn einer von ihnen die Gefühle des anderen nicht erwiedert? Sind sie dann noch Freunde? Mir ist ihre Freundschaft wichtig. Ich hätte Angst, würde ich mich in sie verlieben. Ich hätte Angst sie als Freundin zu verlieren.
    Es ist wie mit der Person, die du liebst. Es würde nicht klappen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Ausserdem ist ihr Vater Senator. Es gibt sicher bessere Kandidaten als mich. Mein Vater war schließlich kein Senator. Mein Vater war im Grunde nichts. Genauso wie der Name meiner Gens. Ein trauriges Relikt vergangener, besserer Tage. Wieso sollte er also mich für Sabina erwählen, sollte ich eines Tages doch um ihre Hand anhalten?"
    , führte er sachlich nüchtern aus. Wahrscheinlich sah er einmal wieder Probleme, wo keine waren, aber so war er nun einmal. Er musste alles gründlich durchdenken.


    Das Tarasios es akzeptierte und Milo nicht weiter über das persönlichste Thema, wie er befand, ausfragte, erleichterte ihn und er bedankte sich.
    "Danke." Er war ihm dankbar dafür, nicht über Dinge sprechen zu müssen, die doch schmerzlich für ihn waren.

    Zu seiner Freude beantwortete ihm der Sklave die Frage, warf jedoch dadurch weitere Fragen auf. Wenn das Ertragen der Sklaverei von der Behandlung abhing, dann konnte man ganz einfach in Erfahrung bringen, wie es im Moment in ihm aussah."Und wie ergeht es dir bei uns? Du kannst ruhig deine ehrliche Meinung sagen, ich verrate schon nichts. Und wie ist es dir früher ergangen, bevor du zu uns gekommen bist?" Er schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Er hoffte so auf eine ehrliche Antwort. Er wäre sowieso der Letzte, der den Sklaven verpetzen würde, wenn er Negatives berichten würde.
    In Sachen zu jung erhob er natürlich rasch einen Einspruch, er war schließlich schon zwölf Jahre alt.
    "Naja, zu jung. In zwei Jahren bin ich vierzehn und somit heiratsfähig. Aber vielleicht hast du Recht. Gefühle habe ich noch keine für Mädchen. Und wie ist es bei dir? Liebst du denn jemand?" Auf diese Frage, die wohl sehr persönlich war erwartete er eigentlich keine Antwort, zumindest würde er keine erzwingen. So viel Privatsphäre räumte er dem Sklaven da doch noch ein, dennoch interessierte ihn das Liebesleben des jungen Sklaven.
    Als der ihn dann tätschelte warf Milo ihm einen finsteren Blick zu. Er hasste so etwas. Ausserdem war sein gegenüber ein Skalve, es stand ihm nicht einmal zu etwas dergleichen zu tun. Eigentlich hätte er ihn dafür bestrafen lassen können, aber er sah davon ab, schließlich war er kein Schinder.


    In Sachen Eltern traf Tarasios dann doch seinen wunden Punkt und er blockte sofort ab. Darüber mochte er einfach nicht sprechen. Vor allem nicht mit einem Fremden."Ich möchte eigentlich nicht über sie sprechen. Ich hoffe das verstehst du.", meinte er etwas betrübt. Über seine Eltern erzählte er beinahe nie. Ledeglich Sabina, als einzige Aussenstehende, hatte er sich bereits anvertraut, aber auch nur nach erheblichen Zögern.

    Milo sah dem Sklaven kurz in die Augen. Er glaubte wirklich dessen Problem erfasst zu haben."Nein. Glücklicherweise wohl nicht. Bitte verzeih die Frage, aber mich interessiert wie es eigentlich so ist ... also der Besitz von jemandem zu sein? Ich stelle mir das nicht besonders schön vor." Die Frage konnte er sich dann doch nicht verkneifen. Es hatte ihn schon immer interessiert, wie es sich anfühlte, wenn man unfrei war, ebenso hatte er sich schon immer für die Geschichte der Sklaven interessiert. Viele von ihnen waren schließlich nicht von Geburt an Sklaven gewesen, sondern meist erst versklavt worden. So war es auch bei seinem Erzieher gewesen, aber mehr als das hatte er nie aus ihm herraus bekomnmen.
    "Ich habe etwas Sehnsucht nach meiner Mutter. Ich glaube kaum, dass du mir da helfen kannst.", nuschelte er und merkte, wie seine Stimmung immer schlechter wurde. Es war einfach ein Thema, über das er nur ungern sprach, daher fragte er sich auch, warum er es zur Sprache gebracht hatte. Er hätte es schließlich auch die Antwort verweigern können, er war dem Sklaven schließlich keine Rechenschaft schuldig.

    Der Blick seiner Tante ließ ihn schon wieder das schlimmste ahnen. Sie hatte schon wieder diesen Blick aufgesetzt, der ihm unmittelbar zu verstehen gab, dass sie ihn im Moment am Liebsten durchgeknuddelt hätte, oder etwas anderes, was er beim besten Willen nicht ausstehen konnte. "Die Frage ist nur, ob er es wirklich gelernt hat. Aber wir werden es weiter üben, bis er es gelernt hat. Meinst du nicht auch, Sabina?" Von Lernen konnte man wohl auch schwer sprechen. Dafür müsste der Hund schon dauerhaft das Verhalten behalten, was sie ihm heute antrainiert hatten. Vielleicht würde es morgen schon wieder vergessen sein. Daher hieß es üben, üben, nochmals üben. Wenn es sein musste ein paar Stunden jeden Tag; die Zeit würde er sich nehmen.
    "Natürlich. Davor oder Stunden danach würde wenig Sinn machen.", meinte er vorlaut und wälzte sich auf der Kline herrum. Er hatte Hunger und wurde immer unausstehlich, wenn er nichts zu Beißen bekam. Aber wenigstens schien seine Tante ja ihren Spaß zu haben. Es war eindeutig die richtige Entscheidung gewesen den Welpen zu "adoptieren", schließlich hatten sowohl Sabina, als auch seine Tante Spaß mit ihm. Und er selbst hatte endlich etwas Gesellschaft während einsamer Stunden.

    "Salve ..." Eigentlich hätte Faustus sie gerne mit ihrem namen angeredet, das war einfach höflich, aber er kannte sie nicht. Und umgekehrt. Wobei, kannte sie nicht schon seinen Namen? Tullia hatte doch vorhin lautstark seinen Namen gerufen. "Ich heiße Milo.", stellte er sich daher einfach noch einmal vor. Dafür fing er sich auch gleich einen Klaps von Tullia auf den Hinterkopf ein. "Ich hab dich doch schon vorgestellt. Das ist Caerellia und sie ist nett. Also wehe du bist unhöflich zu ihr!", wies sie ihn zurecht. "Diese Jungs.", lachte sie und winkte ab, ehe sie Milo einen unsanften Schubs gab. "Geh spielen! Das hier ist ein Gespräch unter Mädchen. Also Abflug, sonst schminken wir dich und machen dich zum Mädchen.", wimmelte sie ihn ab. Er trat daraufhin kopfschüttelnnd den Rückzug an. Mädchen, typisch.
    Auch zum Thema Heirat hatte Tullia einen Kommentar bereit:
    "Du wirst bestimmt mal Marius heiraten, Sabina. Ich finde ihr wäret sooo ein süßes Paar.", merkte Tullia lautstark an. So laut, dass die Jungs sogar kurz ihr Spiel unterbrachen und herüber sahen. Kopfschüttelnd spielten sie schließlich weiter. "Und du heiratest Antonius!", stichelte Cornelia und grinste Tullia frech an. Es war eigentlich kein Geheimnis, dass Tullia Antonius doch ziemlich mochte, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte. Stattdessen stritt sie sich lieber mit ihm, um das zu vertuschen. Aber was sich neckt, das liebt sich ja bekanntlich.
    "Das war übrigens meine Idee gewesen ihn so loszuwerden, wie wir ihn schließlich abgehängt haben!", brüstete sie sich und bekam prompt eine Kopfnuss von Cornelia. "Schmück dich nicht wieder mit fremden Federn Tullia! "

    Die beiden Freundinnen Cornelia und Tullia hörten währenddessen gespannt zu, was die beiden anderen Mädchen sich zu erzählen hatten. Ab und zu sahen sie sich gegenseitig an und kicherten, ansonsten verhielten sie sich jedoch ruhig. Es war schließlich schon interessant genug einfach nur zuzuhören.
    Interessiert kam nun ein immer noch etwas erschöpfter Milo, der sich neben Tullia stellte und einfach nur zuhörte, da man ihm im Moment sowieso noch keine Beachtung schenkte. Dazu waren die beiden Mädchen zu vertieft in ihrem Gespräch.

    Sogleich setzte sich seine Tante in Bewegung und kümmerte sich darum, dass man ihnen ihr Essen brachte. Kurz lächelte Milo seiner Freundin zu, ehe seine Tante auch schon wieder auftauchte.
    Kunststücke, ja das hatte Sabina schon versucht gehabt. Aber von richtigen kunststücken konnte man noch nicht sprechen. Später vielleicht ein mal, wenn der Hundlange genug bei ihnen war und auch die Zeit hatte zu lernen. Dann würde er vielleicht einmal Kunststücke können.
    "Versucht haben wir es bereits. Wenigstens Sitz machen kann er, glaube ich.", erklärte er seiner Tante und winkte den kleinen Hund herbei, der wie durch ein Wunder auch sofort reagierte und zu seinem Herrn gelaufen kam. "Mach Sitz!" Auch diesen Befehl führte der kleine Hund zu Milos Zufriedenheit, nach anfänglichen Zögern, aus, wofür er durch eine kleine Streicheleinheit belohnt wurde.
    Hatte seine Tante gerade gemeint Bestia wäre ein Mädchen? Er war der festen Überzeugung, dass eigentlich hätte klar sein müssen, dass der kleine Welpe männlich war. Sie hatten es doch beim ersten Vorstellen mehr als deutlich gemacht."Tantchen, Bestia ist ein Junge. Schau.", meinte er und packte den kleinen Welpen und hob ihn hoch, damit sich seine Tante überzeugen konnte, dass es ein Junge war. Dann setzte er den kleinen Welpen, der sich zu streuben begann wieder auf den Boden. Nun hate er vorerst genug von Milo und flüchtete zu Sabina. Das Hochheben hatte ihm gar nicht gefallen.

    Der Sklave klang eindeutig deprimiert. Warum wohl? Milo fragte nach."Warum leider? Ist es das Joch der Sklaverei, das dich traurig macht?" Das der junge Sklave nicht mit seiner Versklavung zurecht kam schien für Milo der plausiebelste Grund zu sein. es gab schließlich jede Menge Sklaven, die sich nie mit ihrem Sklavendasein abfinden konnten.
    "Na da bin ich ja froh." Das Tarasios sich das nur ausgedacht hatte, merkte Milo nicht einmal. Es waren durchaus Worte, die von seiner Tante hätten stammen können. Er freute sich sogar über diese Worte, denn er mochte seine Tante und freute sich, dass sie vermeindlich so über ihn dachte.
    "Nein, eigentlich nicht. Zumindest nichts, was du mir geben könntest.", meinte er und war nun ebenfalls etwas geknickt. Nicht nur der Sklave hatte Kummer und ersehnte die Nähe eines bestimmten Menschen. Auch Milo vermisste jemanden, nämlich seine Mutter.

    Gespannt lauschten die Freundinnen dem, was das jüngere Mädchen ihnen erzählte. All das klang ziemlich prima und erinnerte irgendwie stark an das, was sie vor einer Stunde erlebt hatten. Die Flucht durch die Stadt, das Abschütteln der Begleiter. Warum ihr nicht eine Chance geben?
    Als sie sie nach ihren Namen fragte griff Tullia wie eine Löwin an.
    "Das mach ich", meinte sie streng, ehe auch nur eines der anderen Mädchen den Mund aufmachen konnte."Ich bin Tullia!", stellte sie sich selbst vor. Dann deute sie auf Sabina und anschließend auf Cornelia. "Das ist Sabina und das ist Cornelia." Dann deutete sie auf die spielende Kindermeute. "Der Lange da ist Marius. Er ist der Älteste und hat eigentlich normalerweise das Kommando. Dann der Lockenkopf da ist Antonius. Er ist zwar auf alles und jeden neidisch, aber er ist ganz in Ordnung. Der in der roten Tunika da ist Publius. Er ist etwas langsam, aber ein echt Lieber. Und der Letzte ist Marcus. Er ist ... ein Junge.", meinte sie und kicherte, zu ihm fiel ihr einfach nichts ein.
    "Ach ja, der Blondschopf, der da liegt, das ist Milo. Er ist meistens etwas still und viel zu vernünftig. Er ist aber ein guter Freund und der Letzte, der einen in Stich lässt.", fügte sie dem noch hinzu, als ihr Blick zufällig auf den am Boden liegenden Milo fiel. Der, wieder erwacht, hob den Kopf, als er seinen Namen hörte und blickte interessiert zu den vier Mädchen.

    Nun, da sie wieder ungestürt und unkontrolliert waren, widmeten sich Antonius, Marcus, Publius und Marius wieder dem Ballspiel. Lautstark lachend warfen sie sich einander vergnügt den Ball zu. Immer wider hin und her. Milo hingegen lag weiterhin im Schatten des Baumes, dieses mal nur an den Stamm gelehnt und hielt mittlerweile ein kleines Nickerchen. Er war seiner Meinung nach genug gerannt für heute.
    Anders hingegen die Mädchen. Eingehakt kamen Tullia und Cornelia zu Sabina und dem jüngeren Mädchen hinzu."Salve!", begrüßte Tullia die Fremde höflich und auch von Cornelia kam ein leises "Salve""Ja. Wie heißt du denn?" Die Fremde schien jünger zu sein, als sie alle und gesehen hatte sie auch noch keines der Mädchen. Aber gegen eine neue Spielgefährtin hatten Tullia und Cornelia eigentlich nichts einzuwenden. Immer noch besser, als ein weiterer Junge. Trotzdem, da waren sie sich einig, eingebildet sollte sie nicht sein. Eingebildete Kinder durften nicht mitspielen, das machte sowieso keinen Spaß mit ihnen.

    Und wieder triumphierte Milo, denn seine Tante akzeptierte seine Antwort ohne Wiederworte.
    "Doch. Jetzt schon.", korrigierte Milo seine Tante. Bestia hatte ja nun Sabina und ihn, die ihn besaßen und so verranzt aussehen lassen würden sie ihn auch nicht mehr. Sauber gefiehl er eben doch besser und gemocht wurde der Hund ja nun auch.
    Mit Freuden sah er mit an, wie seine Tante liebevoll den kleinen Hund streichelte, der davon natürlich mehr als begeistert war. Aber das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit, denn auch seine Tante schien von dem kleinen Welpen restlos begeistert.
    "Also ich nicht. Ich lasse mich überraschen. Höchstens etwas Posca zum trinken.", wünschte er sich, ehe er der Aufforderung Folge leistete und sich auf der rechten Liege breit machte. Im Triclinum zu Speisen war eben doch am Bequemsten, aber auch nicht besonders häufig der Fall, daher war es schon etwas besonderes, dass sie heute hier speisen würden. Aber sie hatten ja immerhin Besuch und einen Grund zu feiern, nämlich die Ankunft eines neuen Familienmitgliedes.

    Es dauerte etwas, bis der neue Sklave ihn schließlich bemerkte. Er befand sich nun doch schon einige Zeit im Besitz seiner Tante, dennoch hatte Milo noch nie großartig mit ihm zu Schaffen gehabt. Er kannte ihn also nur vom Sehen her. Auch wenn er ihn folglich kaum kannte sah Milo ihm an, dass ihn wohl etwas beschäftigte, aber nachfragen wollte er nicht. Auch Sklaven hatten schließlich das Recht auf ein bisschen Privatsphäre.
    Seine Entschuldigung nahm er nickend an und wurde zudem in seinem Verdacht bestätigt.
    "Ja. Genau der bin ich. Du heißt Tarasios, oder?", sagte er und sprang den kleinen Absatz hinab in den Garten und setzte sich neben den Sklaven. Vielleicht würde es ja ein interessantes Gespräch werden. Bestia bemerkt seinen Herrn und kehrte erwartungsvoll zu ihm zurück. Schließlich verpasste Milo dem verschmusten Hund dann seine Streicheleinheit.
    "Ich hoffe sie hat nur Positives von mir berichtet.", meinte er und sah den Sklaven fragend an.

    Nach etlichen Abbiegemanövern und Spurteinlagen schienen sie endlich den unliebsamen Begleiter losgeworden zu sein und hielten kurz erschöpft inne um Luft zu schnappen und auch den einen oder anderen Lacher rauszulassen."Ja. Hat doch gut geklappt. Den wären wir vorerst los.", meinte Marius etwas ausser Atem und klopfte Milo anerkennend auf die Schulter.
    Der hingegen war völlig ausser Puste und schnappte besonders laut nach Luft. Dementsprechend missmutig setzte er sich dann wieder in Bewegung, als die anderen mit Sabina vorneweg in Richtung des vereinbarten Treffpunktes weiterliefen.
    Als sie schließlich im Park angekommen waren ließ er sich dann erst einmal im Schatten eines Baumes auf den Boden plumpsen und ruhte dort. Wenig später kamen dann auch Antronius und Marcus.
    "Er hat es aufgegeben uns zu verfolgen.", berichtete Antonius, der nicht einmal ausser Atem war. Er war eben doch der beste Läufer von ihnen allen."Ja, ich glaube er ist nach Hause gegangen.
    Das hat gerade irgendwie Spaß gemacht. Hoffentlich ist er bald wieder mit dabei."
    , brachte Marcus lachend hervor. Er war wahrscheinlich im Moment der einzige, der sich den Sklaven zurückwünschte.
    "Und was machen wir jetzt?", fragte Tullia schließlich eifrig. "Wie wäre es mit Fangen.", schlug Publius vor und vom nahe gelegenen Baum kam ein lautes Stöhnen, mit dem Milo kund tat, wie er darüber dachte.

    Sein Ablenkungsmanöver war ein voller Erfolg, zumindest anfänglich. Wer hätte wissen können, dass seine Tante noch einmal danach fragen würde, woher der Hund denn nun tatsächlich kam. Sabina blieb darauf hin die Sprache weg und er erwiederte ihren fraglosen Blick. Aber er wäre ja nicht er gewesen, wenn er keinen Ausweg gewusst hätte. Milo war jedoch auch kein guter Lügner, er bediente sich lieber Halbwahrheiten, die in Sabina Ohren wohl wie Lügen klingen mussten. So rückte er auch nun nur mit einem Teil des Ganzen herraus."Wir haben ihn in einer Seitengasse in der Stadt gefunden." Die Stadt war auch ohne Subura groß genug, um dort einen Hund zu finden, dementsprechend war die Aussage durchaus glaubwürdig. Ausserdem schätzte er seine Tante auch für naiv genug ein, darauf herrein zu fallen. Sollte sie nun doch darauf kommen würden sie wohl wirklich ein kleines Problemchen bekommen. Zwar war seine Tante nicht allzu streng, doch es würde bestimmt Schimpfe geben.

    Von all dem hatte Milo nichts mitbekommen. Er hatte zusammen mit Bestia und Sabina einen langen Spaziergang durch die Stadt gemacht und war folglich einige Stunden ausser Haus gewesen. Erschöpft kehre er schließlich zurück. Dass er dabei, mit Ausnahme des Türhüters, auf keine Menschenseele traf wunderte ihn dabei aber nicht. Das Haus war schließlich groß und die Zahl der Familienmitglieder, die hier lebten, ließ sich an einer Hand abzählen, leider. Es war einfach viel zu ruhig in diesem Haus.
    Kaum hatte er das Haus betreten, war ihm sein Hund auch schon ausgebüxt und machte die Casa unsicher. So alleine durfte er ihn natürlich nicht umherstreifen lassen, daher nahm Milo die Verfolgung auf. Nach einigem Suchen fand er seinen Hund schließlich wieder. Er war im Garten und stuppste den neuen Sklaven an. Er war eben einfach nur verschmust und wollte von jedermann gestreichelt werden. Milo ließ es geschehen und lehnte sich lächelnd an eine Säule, die sich gleich in der Nähe befand und beobachtete das Geschehen.