Beiträge von Faustus Helvetius Milo

    Vielleicht hatte der Sklave ja doch Recht damit seine Kleider mit dem Duft von Lavendel zu kontaminieren, schließlich hatte Milo das mit den Motten noch nicht gewusst. Scheinbar hatte es doch einen Sinn, dass er wie eine Lupa riechen musste. Nun gut, nun würde er es wohl oder übel ertragen müssen, auch wenn er diesem Geruch nichts abgewinnen konnte.
    Sabina hatte ihn damit doch etwas erstaunt, schließlich wusste er sonst immer mehr und konnte ihr Dinge erzählen und erklären und nur selten war es anders herrum. Aber gut, man konnte ja schließlich nicht alles wissen.
    Nachdem er sich umgezogen hatte, stand er immer noch vor der Zimmertüre und wartete. Er war mittlerweile schon etwas genervt, dass sie so lange brauchte, aber das war wohl normal bei Mädchen. Bei Jungs ging das Umziehen fix, ebenso das frisieren, aber Mädchen brauchten immer gefühlte Stunden. Und dann, endlich rief sie ihn wieder hinein, in sein Zimmer. Beinahe schon überschwänglich öffnete er die Tür und musste mit ansehen, wie Sabina gerade sein Bett durchwühlte und der Hund auch mit auf dem Bett saß. Das störte ihn, zum einen, weil er nunmal ein ordentlicher Mensch war, zum anderen, weil er nicht wollte, dass der Hund in seinem Bett lag. Man musste doch klare Grenzen setzen. Dennoch ließ er sich nichts anmerken und setzte sich auf den Rand des Bettes und sah Sabina und Bestia beim herrumtollen zu. Er selbst hatte nicht sonderlich Lust da mitzumachen, war es doch in seinen Augen zu kindisch; Bestia tat ihm sogar Leid, wie er gerade gedrückt wurde. So etwas hatte der Welpe wohl noch nie erlebt, eine solche Liebesattacke und er sah auch so aus, als hatte er nun genug. "Darf ich ihn mal nehmen?",fragte Milo mit der Absicht den kleinen Hund von seinem schweren Los zu erlösen. Er wollte ihn ledeglich etwas streicheln und nicht gleich totdrücken.

    Sie zauberte ihm ein kleines Lächeln aufs Gesicht und er wurde leicht rot, als sie ihm so schmeichelte."Du bist auch ganz in Ordnung für ein Mädchen.",gestand er ihr und sein Lächeln wandelte sich zu einem frechen Grinsen."Und mir die Liebste von Allen.",fügte er noch schnell hinzu, als er bemerkte, dass sie ihn leicht schief ansah. Es entsprach allerdings auch der Wahrheit. Er hätte sie wohl jedem seiner Freunde vorgezogen, obwohl sie nur ein Mädchen war.
    Wenig später waren sie dann in seinem kleinen Zimmer, welches man wohl mit einem einzigen Wort beschreiben konnte: schlicht. Ausser einem Bett, einem Schrank, einer Truhe und einem Tisch mit Stuhl und einem Regal über ihm an der Wand, vollgestellt mit Schriftrollen und Schreibtafeln und seinem Schulzeug, gab es hier nichts besonderes. Die Wände waren nackt, das Zimmer sauber und aufgeräumt, die Möbel bestenfalls durchschnittlich, aber das war das Zimmer, dass er sich damals ausgesucht hatte, als man ihm sagte, er dürfte sich eines der freien Zimmer aussuchen. Aber es langte ihm und er war zufrieden. Hier ließ er schließlich die Bestie los, die sofort begann das Zimmer zu erkunden. Er hingegen stellte sich neben Sabina und griff zielstrebig nach seiner Lieblingstunika. Natürlich kam ihm gleich wieder dieser Lavendelgestank entgegen. Wah, das mochte er überhaupt nicht, er stellte sich ja immer vor, dass wohl eine Lupa auch so roch.
    Sabina nahm sich eine rote Tunika von ihm, klar, rot war ja so etwas, wie ihre Lieblingsfarbe. Die passende Toga dazu hatte er ja auch, aber die brauchte Sabina wohl eher nicht. "Ich gehe mal vor die Tür. Ruf mich einfach, wenn du so weit bist, ja?", meinte er. Sabina wollte sich bestimmt nicht umziehen, während er im Raum war, daher würde er einfach das Feld räumen. Schnell schnappte er sich noch das Tuch, in dem Bestia eingewickelt war und schlüpfte aus dem Raum. Das Tuch drückte er dann gleich Dareius in die Hand, der soeben zurückgekehrt war.Dann verzog er sich in den nächst besten Raum zurück und zog sich um. Die nassen Sachen aus, mit seinem Tuch noch trocken gerubbelt und die neuen Sachen an. Dann noch mal durch die Haare gefahren und in einen kleinen Spiegel geschaut und schon war er fertig und kehrte an die Tür seines Zimmers zurück, wo er die nassen Sachen etwas achtlos auf den Boden warf.

    Es war wirklich so, dass Bestia nun viel hübscher war, als vorher. Jetzt war er eben sauber und man konnte seine eigentliche Fellfarbe sehen. Ausserdem war sein Fell nun nicht mehr verklebt und man konnte den Welpen ohne Bedenken über das weiche Fell streichen. "Ja, hätte ich nicht gedacht.", räumte er ein und blickte auf den kleinen Welpen, der sich unbedingt aus dem Tuch befreien wollte, es aber nicht schaffte, da Milo ihn mit sanfter Gewalt festhielt.
    "Ja, bin ich wohl.",scherzte er. Natürlich wusste er, dass sie nicht ihn gemeint hatte, aber scherzen konnte man doch mal. Man musste ja nicht immer gar so ernst sein.
    "Wollen wir mal sehen, ob wir ein paar trockene Kleider für uns finden?", fragte er schließlich. Er selbst wusste schon, dass er jetzt seine Lieblingstunika anziehen wollte, eine schöne Blaue, ein besonderes Geschenk seiner Tante. Sabina konnte sich ja dann eine seiner anderen Tuniken aussuchen. Er hoffte nur, dass der Sklave, der sich um die Wäsche kümmerte, nicht wieder Lavendelbündel zwischen seine Sachen gelegt hatte. Er mochte es nicht danach zu riechen, der Sklave schwor hingegen darauf.

    Warum mussten Mädchen eigentlich immer herrumkreischen? Das nervte ihn wirklich etwas, zumal Sabina ja seiner Tante versprochen hatte, sie nicht zu stören. Das war das Rumgekreische aber und dass Bestia mit seinem Bellen noch einstimmte, machte es ja noch nerviger. Er für seinen Teil blieb ruhig, wie so oft. Wenigstens hatte er es geschafft, sich an ihr zu rächen und auch er musste leicht kichern, als er sie voll mit dem Wasserschwall erwischte. Dann erwischte sie beide jedoch noch eine Ladung Wasser, diesesmal jedoch von Bestia, der sich trocken zu schütteln begann. Jetzt war er wirklich sauber.
    Jetzt wo Milo aufgehört hatte sich zu bewegen, begann auch er sich leicht vor Kälte zu schütteln. Es war eben doch Winter und der Wind ließ es noch kälter wirken, als es war. "Mir ist kalt. Wir sollten uns umziehen, bevor wir uns noch erkälten.",meinte er, vernünftig wie er eben war.
    Zunächst winkte er aber einen Sklaven herbei und ließ sich zwei Tücher bringen. Das eine warf er sich rasch über die Schultern, in das andere wickelte er Sabina ein. Das sollte sie warm halten, bis sie sich umziehen konnte. Da sie keine zweite Tunika zum Wechseln dabei hatte würde er ihr wohl eine der seinen abtreten, was kein Problem war, da er nur geringfügig größer war als sie. Dann griff er sich noch ein Tuch, packte Bestia, wickelte ihn in das Tuch ein und nahm den Welpen auf den Arm. "So, der ist sauber. Und wir auch.", meinte er schließlich grinsend.

    Dank Sabinas tatkräftiger Hilfe wurde Bestia wirklich schnell wieder sauber, ob er wollte oder nicht. Aus dem dem stinkenden Gossenviech wurde allmälich doch ein kleiner, süßer Hundewelpe. Eine wahre Metamorphose hätte sein Lehrer in der Grammatikschule nun bestimmt gesagt.
    Du wirst auch ein Bad brauchen, sagte sie dann. Wieso? War er so dämlich, oder warum verstand er ihre Aussage nicht. Wieso brauchte er ein Bad? Er passte doch gründlich auf sich nicht sonderlich schmutzig zu machen, was ihm auch gelang. Kurz darauf verstand er dann, nämlich als ihn ein Schwall Wasser erwischte. Klatschnass und völlig bedröppelt stand er nun da, völlig überrumpelt."He! Was soll den das?!", maulte er und es verlangte ihn nach Vergeltung. Daher schnappte er seinerseits eine der Schüsseln mit Wasser und nahm die Verfolgung auf. Es war nur eine kurze Verfolgungsjagd, denn er hatte, obwohl er kein besonders schneller Läufer war, Sabina relativ schnell eingeholt. Kaum war er nehe genug an ihr dran kippte er ihr seinerseits eine Ladung Wasser über den Kopf.

    Sabina blieb also zum Essen. Man musste nur noch ihre Eltern informieren, ansonsten würde sie wohl richtigen Ärger mit ihrem Vater bekommen, der sich wohl gerne Sorgen um sie machte. "Gut. Dann soll einer der Sklaven sofort zu dir nach Hause laufen und Bescheid geben.", meinte er und schickte auch gleich Dareius los. Dem würde dieser Auftrag wohl mehr zusagen, als den kleinen Hund zu baden.
    Im Garten dann stand zu seiner Zufriedenheit alles bereit, wie er es aufgetragen hatte und so mussten sie nur noch mit ihrem Werk beginnen.
    "Mal sehen, ob wir dich sauber bekommen.", sagte er und packte auch schon Bestia, der gar nicht wusste, wie ihm geschah und packte ihn in eine der Schüsseln und begann ihn mit einer Bürste abzuschrubben, was ihm scheinbar nicht sonderlich gefiel. "Ich weiß, dass das nicht angenehm ist, das weiß ich von mir selber. Aber nur so wirst du wieder sauber!", tröstete er den kleinen Welpen. Der verlor langsam aber sicher die dunkle Fellfarbe und wurde leicht cremefarben und auch einige Sandfarbene Flecken kamen zum Vorschein.
    Sabinas Kommentar brachte ihn schließlich zum lachen."Das mach ich aber bestimmt nicht!", scherzte er. Sie würde später einfach mit einer Sklavin mitgehen und sich in ein ruhiges Zimmer bringen, wo sie sich ungestört waschen konnte.

    Seine Tante war schon eine gute Frau, dachte sich Milo, als sie anordnete dem Tier etwas Fleisch zu organisieren. Sie schien so ganz tierlieb, woher sie das hatte wusste Milo allerdings nicht. Wenn er bedachte wusste er eigentlich nicht sonderlich viel über seine Tante und gefragt hatte er sie eigentlich auch nie über ihre Vergangenheit. Das würde er aber noch irgendwann tun, nahm er sich fest vor.
    "Ähm ja. Wäre wohl das Beste. Nicht, dass Großvater noch schimpft, weil Bestia das ganze Atrium verdreckt.",gestand er grinsend ein. Es war wohl auch das Beste, wenn der Hund sauber war, bevor sein Großvater ihn zu Gesicht bekam. Ein dreckiges, stinkendes Etwas, das die ganze Casa verdreckte, war wohl nicht besonders wünschenswert. Nicht nur das, er selbst würde das Vieh noch nicht einmal streicheln ehe es sauber war, vorher war ihm das doch zu wider. Und da sie ja eh vorgehabt hatten den Hund zu waschen, brauchte es nicht extra noch die Anweisung seitens seiner Tante.
    "Das klingt gut. Findest du nicht auch Sabina? Du bleibst doch hoffentlich noch zum Essen?", meinte er zu seiner Freundin. Es war weniger eine Frage, sondern hatte viel mehr den Charakter einer Anweisung. Eine höfliche Anweisung, jedoch mit dem Nachklang, dass er kein Nein akzeptieren würde. Ausserdem hatte er ja sowieso noch etwas gut bei ihr. Dafür, dass er diese Bestie aufgenommen hatte.
    "In Ordnung Tante Aviana. Wir werden dich schon finden.", meinte er noch und sah dann mit an, wie seine Tante davon eilte. Als sie schließlich ausser Sicht- und Hörweite war, befahl er: "Kommt jetzt!" Der Befehl galt allen drein. Dem Hund, Sabina und Dareius, der ihnen sicher helfen konnte. Dann steuerte er auch schon den Garten an, gefolgt von Dareius und Bestia. Das Tier übernahm schnell die Führung , als wüsste es schon wo es hin musste. Wenigstens gehorcht er mir, dachte sich Milo und musste unweigerlich grinsen. Solange das Tier ihm gehorchen würde, hatte es nichts zu befürchten.

    Natürlich brachte sie auch Einwände hervor, doch wie bei jeder Argumentation musste er neidlos anerkennen, dass es auch Nachteile gab, die dagegen sprachen. Dennoch entkräftete er diese knapp:
    "Fasst man alles gesagte zusammen: Ja. Das der Hund natürlich auch krank sein kann ist mir natürlich auch klar. Das kam mir, als wir ihn fanden auch schon in den Sinn. Aber Tollwut sieht anders aus, glaube ich mich zu erinnern. Dareius hat mir mal erzählt, wie man die erkennt. Er kann ihn sich ja dann noch einmal ansehen.", schloss Milo seine Argumentation und stellte seiner Tante auch noch eine Begutachtung in Aussicht. Nämlich durch Dareius den Perser, der damals als Erzieher für Milo angeschafft wurde. Nur hatte sich schon bald gezeigt, dass Milo eigentlich keinen Erzieher brauchte. Da der Sklave jedoch, zu seinem Glück, in seinem Land eine Art Gelehrter war, durfte er im Hause bleiben und diente nebenbei weiter als Erzieher, aber auch als Schreiber und Sekretär für Milos Großvater. Milo hatte ihn jedenfalls gerne, denn er hatte ihm schon so manchen guten Rat gegeben und lernen konnte man auch einiges von ihm.
    Mit einem Lächeln im Gesicht und guter Dinge ließ er den prüfenden Blick der Tante über sich ergehen. Er wusste jetzt schon, dass er sie wohl überzeugt hatte. Seine Argumentation war gut und annehmbar, sein Lehrer wäre stolz auf seinen Schüler, und Aviana schien ebenfalls so, als würde sie den Hund behalten wollen. Und tatsächlich, geknüpft an Bedingungen, oder vielmehr an seine Aufopferung für das Tier erlaubte sie es ihn zu behalten. Milo war nun also Hundebesitzer wider Willen.
    "Ich verspreche es und danke dir, Tante Aviana.", bedankte er sich schließlich höflich und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie er wirklich darüber dachte nun diesen Köter am hals zu haben. Hätte er nur gegen den Hund gewettert! Jedenfalls schien seine Tante nun auch gänzlich von dem Welpen begeistert und begrüßte ihn offiziell in der Familie.


    Als wollte es der Zufall kam wirklich rein zufällig in diesem Augenblick Dareius vorbei und bekam auch das Nötigste mit. Milo blieb das jedoch nicht verborgen und er winkte ihn herbei. "Du, Dareius, du hast mir doch mal erzählt, wie man erkennt, ob ein Tier die Tollwut hat. Kannst du sagen, ob der Hund da sie hat?", fragte er ihn sogleich.


    [Blockierte Grafik: http://img709.imageshack.us/img709/738/17589416388.jpg]
    Dareius - Sklave


    "Mhh.", meinte der Perser und griff sich in den Bart. "Was habe ich dir damals erklärt? Erinnerst du dich nicht mehr? Das ist Schade. Nun, ein tollwutkrankes Tier hat unkontrollierten Speichelfluss und Lähmungen. Das trifft hier nicht zu. Also hat er höchstwahrscheinlich keine Tollwut.", meinte er schließlich und warf Milo einen strengen Blick zu. Freilich durfte nicht jeder Sklave so offen mit ihm reden, aber da er der Erzieher war und auch ein gewisses Ansehen bei der Familie hatte durfte er es.


    Milo hingegen schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Das er das vergessen hatte.

    Kaum hatte er den Sklaven fortgeschickt, tauchte auch schon seine Tante auf. Sie war für ihn eine der engsten Bezugspersonen neben Sabina, zumal sie für ihn ein kleiner Ersatz für seine Mutter war und die meiste Zeit auch für ihn da war. Er war eigentlich sogar froh, dass sie jetzt schon auf sie trafen, eine Begegnung hätte es sowieso früher oder später geben müssen und er hoffte, dass sie den Hund vielleicht sofort aus dem Haus entfernen ließ, ihr Blick ließ aber etwas anderes erahnen. Er kannte sie schließlich gut genug.
    "Salve, Tante Aviana.", grüßte er sie kurz und wurde dann auch schon Zeuge, wie seine Freundin unbedacht einfach drauf los quasselte. Am Liebsten hätte er einfach den Kopf geschüttelt. Wenn man etwas erreichen wollte und jemand überzeugen wollte, dann musste man überlegt handeln und antworten, das sagte sein Lehrer immer und er teilte diese Meinung.
    Milo stand lange Zeit schweigend da und schaute sich die ganze Szenerie an. Er brauchte einige Zeit, um sich zu sammeln und die richtigen Worte zu finden und ließ sich auch nicht von Sabinas Stoß in die Rippen aus der Ruhe bringen. Sorgfältig durchdachte er seine Worte und legte sich eine kleine Argumentation zurecht.
    "Nun", meldete er sich schließlich zu Wort, "die Bestie, ich meine natürlich Bestia, kann nicht bei Sabina bleiben, da ihr Vater keine Hunde im Haus haben will, so viel steht fest. Der Hund müsste also bei mir bleiben. Freilich weiß ich, dass ein Hund eine große Verantwortung mit sich bringt und dass es jemanden bedarf, der sich um ihn kümmert. Aber ich will mich der Verantwortung, gemeinsam mit Sabina, stellen. Da du ja auch immer sagst, dass ich mehr Verantwortungsgefühl erlernen soll, wäre ein Haustier doch die richtige Möglichkeit, meinst du nicht auch?" Warum er sich nun doch für den Hund aussprach war ihm eigentlich ein Rätsel, schließlich wollte er das Vieh nicht einmal. Vielleicht war es einfach nur der Drang danach, seine Tante mit seinen Worten zu überzeugen; wie vernünftig er doch war und wie erwachsen. Seit dem Tod des Vaters und dem Auszug der Mutter hatte er schließlich weitestgehend auf eigenen Beinen stehen müssen, schließlich konnte seine Tante auch nicht immer für ihn da sein und für ihn Entscheidungen treffen. "Möglicherweise ist das Haustier auch eine höhere Aufgabe für mich und hilft mir zu verkraften, dass meine Mutter nicht mehr für mich da ist.", fügte er schließlich noch hinzu und versuchte etwas Mitleid zu erregen. Was ein Mädchen konnte, das konnte er doch schon lange und wenn Sabina ihn schon so rum bekam, wieso sollte er dann seine Tante nicht herrum bekommen?

    Sie wurden wortlos eingelassen und betraten das schöne Atrium des Hauses. Der kleine Welpe war sofort hineingestürmt und erkundete neugierig die neue Umgebung und roch an den Pflanzen und sprang schließlich auf den Rand des Impluvium und begann ein paar Schlucke zu trinken.
    "Am Besten wir gehen in den Garten und waschen die Bestie erst einmal.", schlug er vor und winkte auch schon einen Sklaven herbei und trug ihm auf ein Gefäß mit Wasser in den Garten zu bringen. "Geh doch schon mal vor. Ich komme sofort nach.", bat er sie und ging zurück zum Eingang und schnappte sich seine Sandalen, die dort bereitstanden und kehrte zum Impluvium zurück. Wenn er unbeobachtet war würde er sich rasch den Fuß samt Schuhwerk abwaschen, da noch immer der Dreck der Pfütze in die er getreten war daran klebte.

    Als sie den Namen Bestia vorschlug konnte er sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen, da der kleine Welpe aufbellte, als er den Namen hörte. Und er war nicht einmal der Einzige, dem der Name gefiehl."Der Name passt.", meinte er knapp. Bestie, das was dieses Tier ja auch war, passte wie zugeschnitten auf den Welpen. So musste er ihn noch nicht einmal anders nennen, als er es jetzt schon tat.
    Sie verließen nun allmählich die Subura, dieses Stadtviertel, das man ihnen nahe gelegt hatte zu meiden. Das hatten sie nicht getan, hätten es aber, wie Milo letztlich doch einsehen musste. Wären sie doch auf den markt gegangen, dann wäre ihm diese Bestie erspart geblieben. So nahm er die beiden Verdreckten mit zu sich, um beiden zu ermöglichen sauber zu werden.
    Wenigstens war ihm Sabina dankbar dafür, dass er sich des Köters annahm.
    "Das will ich auch hoffen. Wäre ja schlimm, wenn du mich alleine mit der Bestie lässt.", meinte er und machte sich ihr Versprechen bewusst. Sie würde wohl die nächste Zeit sehr oft zu Besuch sein."Den Wunsch hebe ich mir auf. Und glaube nicht, dass ich es vergesse.", kündigte er ihr an. Er wusste nicht, was er sich wünschen sollte, aber es würde gewiss noch der Tag kommen, an dem es sinnvoll war ihn einzulösen.
    Es schien als wäre die Zeit verflogen, denn schon standen sie vor seinem Haus.

    Wenigstens hörte sie nun auf so bedrückt drein zu schauen und lächelte wieder. Wahrscheinlich war dies das Lächeln des Sieges, den sie über ihn errungen hatte. Er hingegen blickte nun etwas genervt drein. Es lief schließlich gerade alles so, wie er es nicht wollte. er war jetzt wohl oder übel für hoffentlich nur kurze Zeit Herrchen eines Welpen. Eines ziemlich dreckigen und stinkenden noch dazu. Aber vielleicht wurde ja wirklich noch ein Schwan aus dem hässlichen Entchen.
    "Nagut. Dann nimm deine Bestie mit.", meinte er schließlich, auch wenn ihm das Gegenteil lieber gewesen wäre. Das Erste was zu Hause anstand war erst einmal den Welpen zu waschen und dann war Sabina noch an der Reihe. So konnte sie schließlich nicht zurück nach Hause.

    Das war so unfair, was sie da machte. Ihn so anzusehen und um den Finger zu wickeln. Wer konnte da schon wiederstehen, wenn sie mit den Waffen eines Mädchens kämpfte. Er fühlte sich dabei so unwohl. Zum einen wollte er das Tier nicht, zum anderen wollte er auch nicht, dass seine beste Freundin so traurig war. Sie machte es ihm wirklich nicht einfach. In ihm brodelte es:
    "Oh, meinetwegen. Nimm ihn mit!", fuhr es urplötzlich aus ihm herraus, wenn auch sein Tonfall sehr gereizt klang.
    "Aber nur unter einer Bedingung: Du musst mir schwören, dass du nicht böse bist, wenn wir ihn wieder aussetzen müssen, falls er nicht bei mir bleiben kann!" Das war wirklich seine letzte Chance den Hund doch nicht aufnehmen zu müssen. Hoffentlich würde man es ihm zu Hause verbieten einen Hund als Haustier zu halten. Und indem er ihr noch diese Bedingung stellte würde er letztlich kein schlechtes Gewissen haben, sollte er den Hund abermals aussetzen müssen. Würde sie dann nämlich traurig werden und schmollen, dann würde sie den Schwur brechen. Irgendwie schoss ihm nun noch durch den Kopf wie genial er doch war.
    Er warf dem kleinen Welpen noch einen flüchtigen Blick zu. Der freute sich doch wirklich immer noch. Wahrscheinlich hatte er es von Anfang an gespürt, dass er vielleicht bald ein neues Zuhause bekommen würde.

    Natürlich hatte das Hündchen Sabina sofort in seinen Bann gezogen, wenn er das nicht vorher schon getan hatte. Es war also nicht verwunderlich, dass sie Mitleid bekam und ihn bat den Hund doch mitzunehmen. Als sie ihn dann so bittend ansah schwand sein Wille dem zu Widersprechen. Dennoch unternahm er noch einen letzten Versuch der Zwangsverantwortung zu entkommen, auch wenn es wohl sinnlos war. Sie hatte ihn schließlich schon beinahe so weit.
    "Ich weiß nicht. Und wenn wir ihn gewaschen haben, was dann? Du kannst ihn nicht behalten, das würde dein Vater niemals erlauben. Also bleibt es wieder an mir hängen. Ich weiß nicht, ob ich das will.", gab er nun ehrlich zu. Es war ja nicht, dass er den Hund nicht süß fand und gegen einen weiteren Freund hatte er auch nichts einzuwenden. Ihm war nur die Verantwortung zu wider. Ausserdem wusste er auch nicht, ob ihm seine Tante oder sein Großvater erlauben würde den Hund gezwungenermaßen zu behalten.

    Im Moment tat sie ihm furchtbar Leid. Er schien ihr doch ziemlich Angst gemacht, was ihm jetzt Leid tat. Tröstend legte er ihr daher den Arm über die Schulter und führte sie langsam immer weiter. Es war wohl besser, wenn sie so schnell wie möglich von hier und dem Tier wegkamen. Doch so leicht wollte der kleine Welpe sie nicht gehen lassen. Er glaubte doch wirklich sie würden ihn mitnehmen und verfolgte sie, ja das kleine Tier überholte sie sogar. Als er dann Männchen machte und bellte musste Milo grinsen. Süß war er ja schon irgendwie, aber trotzdem musste er hier bleiben. "Geh!", befahl ihm Milo daher streng, doch der Hund schien nicht die Absicht zu haben dem nachzukommen. Stattdessen sprang er an seinen Beinen hoch. "Kusch!", schimpfte er und stupste den Welpen sanft mit dem Fuß beiseite. Tollwut oder nicht, Milo wollte nicht, dass der Hund mitkam. Schließlich würde die Verantwortung letztlich an ihm hängen bleiben.

    Er sah ihr nun ihre Unsicherheit an, blickte sie jedoch nur an anstatt den Mund auf zu machen. Was sie dann machte erstaunte ihn. Plötzlich schien, als wäre das Tier das Ekeligste auf der Welt für sie und sie setzte es auf dem Boden ab und wischte sich ab.Er sah jedoch auch, dass sie den Tränen nahe war, weshalb er ihr freundschaftlich die Hand auf die Schulter legte um sie zu trösten."In Ordnung.", antwortete er ohne zu zögern. "Aber so kannst du wohl nicht nach Hause. Wir gehen am besten zu mir, da kannst du dich waschen.", bot er ihr an. Schließlich war niemandem geholfen, wenn sie völlig verdreckt nach hause kam und am Ende noch Ärger bekam. Letzten Endes war es dann auch seine Schuld, schließlich hatte er sie zu diesem Abenteuer verleitet.
    Er warf noch einen Blick auf das Tier, das gar nicht verstand, was nun los war, dann nahm er sie wieder bei der Hand und führte sie langsam in Richtung ihres Ausgangspunktes, der belebten Hauptstraße.

    Etwas angewidert sah Milo mit an, wie dieses dreckige Ding seiner Freundin auch noch das Gesicht abschleckte. Nein, wie ekelhaft, zumal man ja nicht wusste, was der Hund alles gefressen hatte, seit er in dem Müllhaufen hockte.
    Das feuchte Gesicht komplettierte nun ihren Anblick; dreckig und voller Sabber war sie, wenn das nur nicht Ärger gab, zumal bestimmt Fragen aufkommen würden, wo sie sich herrumgetrieben hatten.
    Wenigstens sein Versuch sich doch noch vor der Verantwortung zu drücken schien zu fruchten, da sie das Tier nun doch kritischer betrachtete. Vielleicht war das aber auch gar nicht so schlecht, schließlich wussten sie ja nicht, ob das Tier wirklich krank war. So ganz unberechtigt war seine Anmerkung nämlich nicht gewesen, schließlich hatten die meisten Straßenköter die Tollwut.
    "Ich weiß nicht. Vielleicht sollte man kein Risiko eingehen.", meinte er und versuchte weiterhin vernünftig zu klingen, um sie doch davon zu überzeugen den Hund in Ruhe zu lassen.

    Er vergaß ja ab und zu doch einmal, dass Sabina ein Mädchen war, schließlich war sie doch bei dem einen und anderen Abenteuer dabei und konnte es durchaus mit jedem Jungen aufnehmen, doch ihr Gekreische führte ihm doch wieder vor Augen, dass sie eben kein Junge war, sondern ein kleines Mädchen. Er rollte etwas genervt die Augen und stöhnte leise.
    Beinahe schon zu euphorisch riss sie ihm dann das arme Tier aus den Händen und begann es zu knuddeln. Das stinkende, dreckige, verklebte Tier wusste gar nicht wie ihm geschah und auch Sabina schien nicht mitzubekommen, dass sie sich gerade richtig beschmutzte. Eines jedoch war ihm klar: Das Hündchen würde wohl kaum hier bleiben. Und da er genau wusste, wie streng Sabinas Vater war und er eben keine Hunde wollte, würde wohl letztlich wieder alles an ihm hängen bleiben und er musste das Tier zu sich nehmen. Und diese Tatsache nervte ihn etwas, schließlich wollte er sich diese Bürde eigentlich nicht aufladen, schließlich musste man sich um einen Hund ja kümmern. Gut, vielleicht hatte es aber auch Vorteile. Etwas Gesellschaft, wenn keiner seiner Freunde Zeit für ihn hatte, würde ihm bestimmt auch gut tun, zumal seine Verwandschaft nicht mehr groß war. Vielmehr hatte er ja nur seinen Großvater und seine Tante und seinen Onkel, der irgendwo abgeblieben war.
    Mit etwas Hoffnung sich doch noch aus der Affäre zu ziehen meinte er vorsichtig: "Vielleicht hat er ja irgendwelche Krankheiten. Du solltest ihn nicht so drücken. Vielleicht hat er ja die Tollwut. Wir sollten ihn hierlassen." Er hatte es jedoch schon im Gefühl, dass sie gleich empört sein würde, wie er so etwas vorschlagen konnte. Er kannte sie schließlich.

    Als sie sich entschuldigte hatte er ihr eigentlich schon wieder vergeben, er konnte ihr irgendwie nicht böse sein, schließlich war sie seine beste Freundin.
    "Schon gut", meinte er daher. Ein Glück hatten sie sich noch nie wirklich in die Haare gekriegt; normalerweise zickten sie sich mal an, das war aber immer schnell vergessen und vergeben. Er wollte sich auch gar nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn sie sich richtig zoffen würden.
    Dass sie keine Angst hatte nahm er ihr nun nicht mehr ab, das sah er ihr schon an und ihre schlechte Lüge konnte ihn nicht vom Gegenteil überzeugen. Und dass sie schon Geräusche hörte zeigte ihm auch, dass sie schon genau hinhörte, ob da nicht doch etwas bedrohliches war. Daher wollte er ihr gerade vorschlagen umzukehren, als er es auch hörte. "Ja, ich hab es auch gehört", antwortete er ihr und blickte ganz genau zu dem Müllhaufen, auf den sie zeigte. Aber da war nichts, oder doch? Bewegte sich da nicht doch was? "Vielleicht ist es ja eine Ratte. Oder doch eine wilde Bestie.", spekulierte er. Aber Spekulationen brachten sie nicht weiter, da musste man schon mal nachsehen. Mutig schritt er daher auf den Haufen zu und warf einen Blick auf das vermeindliche Untier: Ein kleiner, verdreckter Hundewelpe war es. Ganz allein inmitten des Abfalls war er bestimmt von seiner Mutter zurückgelassen worden, oder gar ausgesetzt worden. So eine Gemeinheit.
    Ruckartig drehte er sich nun zu Sabina um und grinste sie an: "Ein schönes Untier. Was für eine schauerliche Bestie. Aber am Besten du siehst selbst."

    Er fand das gar nicht zum Lachen. Schließlich würde er ja auch nicht lachen, wenn ihr soetwas passieren würde."Wenn du mich ablenkst.", verteidigte er sich, während sie immer weiter die Gasse entlang gingen. Je weiter sie sich dabei von der Straße entfernten, desto herruntergekommener schien alles zu werden, aber auch stiller und umheimlicher.
    "Du woltest dir doch die Seitengasse ansehen, also lass es uns tun. Oder hast du plötzlich Angst?", neckte er sie etwas. Jetzt wo sie seinen Entdeckergeist geweckt hatte würde er bestimmt nicht grundlos umkehren. Es sei denn, sie würde ihn darum bitten.
    Er zuckte leicht zusammen, als sie sich erschrak. Dabei gab es doch eigentlich nichts schreckliches, sondern nur eine Ratte. Das zauberte ihn ein leichtes Grinsen ins Gesicht. Mädchen, dachte er sich nur und merkte, wie sie sich plötzlich an ihn klammerte.
    "Was hast du denn?", fragte er sie, da er im gegensatz zu ihr nichts gehört hatte.