Einen großen Schluck Wein später hatte sich Milo wieder ein Stück weit beruhigt und war nun wieder bei halbwegs klaren Verstand, der ihm auch gleich befahl den Wein beiseite zu stellen. Alkohol war schließlich nicht die Lösung für all seine Probleme. Ganz im Gegenteil, denn es führte nur zu mehr Problemen. In diesem Sinne stellte er den Wein wieder beiseite. Ihm war klar, dass es das Beste war jetzt den Dialog zu suchen und anders als sonst nicht alleine den weiteren Schlachtplan auszuarbeiten. Er musste sich nun einfach Varus vermeindliche Erfahrung zu Nutze machen.
Varus schien es gut mit ihm zu meinen und wollte scheinbar ein vertraulicheres Gespräch führen, da er die Distanz zwischen ihnen Beiden aufgab und sich neben Milo setzte. Es war ihm etwas unangenehm, schließlich belastete er Varus mit seinen Problemen, aber es tat ihm gut einfach mal wieder mit jemandem reden zu können. Als Varus ihm dann die Hand auf die Schulter legte war ihm das Ganze fast schon zu intim, daher blickte er Varus kurz an, sah aber in dessen Augen eine gewisse Erwartungshaltung, daher ließ er ihn tun, auch wenn es ihm etwas unangenehm war.
Dann hörte er einfach nur zu, was er auch gut konnte und dachte über jedes einzelne von Varus Worten nach. Er hatte im Wesentlichen ja Recht mit dem was er sagte, es klang vernünftig und seine Vorschläge waren für Milo auch realistisch und gerne würde er sie realisieren, aber noch immer beklemmte ihn ein gewisses Angstgefühl. Varus konnte nach wie vor nicht verstehen wie sehr er sich davor fürchtete Sabina vielleicht zu verlieren, was wahrscheinlich daran lag, dass er nicht verstand was sie ihm bedeutete.
"Ich habe nach wie vor Angst sie zu verlieren. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich kaum mehr jemanden habe, der mir so nahe steht. Ich habe nur noch sie, zumal meine Tante, zu der ich auch ein gutes Verhältnis hatte uns bald verlassen wird, da sie heiraten will. Und meine Mutter... wir haben entfremdet und stehen uns nicht mehr so nah wie früher. Ausserdem ist sie nicht hier. Nur Sabina ist hier und mit ihr kann ich reden. Sie kennt mich besser als jeder andere und ich vertraue ihr vollends. Ich wüsste nicht was ich ohne sie machen würde. Es wäre der Beginn von einem erneuten Tiefpunkt in meinem Leben, wenn man es dann überhaupt noch als solches zu bezeichnen vermag.", vertraute er sich Varus an und öffnete sich so sehr wie er es bisher kaum getan hatte. Normalerweise galt für ihn immer nur Lächeln und wie es drinnen aussieht geht niemanden etwas an. Aber hier ging es um etwas, dass ihn erwärmte und seine emotionale Kälte verdrängte, die er dank seiner Geschichte allzu oft verspürte und ausstrahlte.
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht wie sie empfindet. Ich weiß es nicht und ich habe Angst vor der Antwort. Was wenn sie nicht so empfindet? Unsere Freundschaft wäre betrübt. Und wenn du jetzt glaubst ich könnte einfach so hingehen und um ihre Hand anhalten ohne dass sie es auch will, dann fürchte ich irrst du. Ich kenne sie. Ohne ihren Willen lässt sie sich nicht verheiraten. Wenn es gegen ihren Willen geht ist sie schon ein kleiner Sturkopf." Das war nur eine ihrer Eigenschaften, die sie ausmachten und die er an ihr liebte. Ihre Sturheit, die sich auch in massiven Widerstand steigern konnte und dann war sie wohl zu allem fähig um ihren Willen doch irgendwie durchzusetzen.
Aber er hatte schon recht. Früher oder später musste er mit ihr darüber reden und seine Gefühle offenlegen, die er schließlich schlecht verheimlichen konnte. Sabina war nicht dumm und es war nur eine Frage der Zeit bis sie dahinter kam. Und wenn nicht sie, dann würden ihre Freunde dahinterkommen wenn sie einmal wieder alle als Gruppe vereint waren. Dann lieber gestand er es ihr selber, bevor es auf anderem Wege zu ihr durchdrang. "Ich werde mit ihr reden, das verspreche ich, oder besser gesagt schwöre ich mir selbst. Aber den Moment bestimme ich. Das ist etwas sehr intimes finde ich und sollte zum richtigen Zeitpunkt geschehen." So weit so gut, aber was das heiraten betraf, dann ging es ihm etwas zu schnell. Sollte sie wirklich seine Gefühle teilen, dann würde er dennoch nichts überstürzen wollen. "Wenn sie auch so empfinden sollte, dann würde ich selbstverständlich auch mit ihrem Vater sprechen müssen, das verlangen die guten Sitten. Dann würde ich allerdings vorerst nur darum bitten sie weiter treffen zu dürfen und um sie werben zu dürfen. So lange bis wir sicher sind und ihr Vater es auch ist. Er kennt mich bestenfalls vom Sehen her und ich würde mir wünschen, dass er seine Tochter besten Gewissens in die Ehe geben kann.
Nicht zuletzt will ich auch, dass Sabina sich wirklich sicher ist. Ich will, dass sie glücklich ist. Und wenn nicht mit mir, dann mit einem anderen. Ich will, dass sie glücklich ist."
Jetzt ging es ihm viel besser, denn nun hatte er alles gesagt, was er auf dem Herzen hatte und in Varus hatte er jemanden gefunden, bei dem er sich weiter das Herz ausschütten konnte, jetzt wo er ihn mit seinen Problemen determiniert hatte.
"Sie heißt Sabina. Germanica Sabina."