Beiträge von Faustus Helvetius Milo

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    Wulfried


    Wulfried nickte kurz. Er hatte bereits geahnt, dass es um den Neuankömmling ging. Der war wohl Klient des eben genannten Senators geworden. Jedenfalls hatte man Wulfried die Anweisung gegeben diesen einzulassen, wenn er kam. Nun ging es allerdings nur um ein Schreiben und Helvetius Varus befand sich nicht im Hause.
    "Der dominus ist im Moment nicht zugegen. Ich kann allerdings dafür sorgen, dass er dieses Schreiben erhält." Dass man Wulfried trauen konnte war anzunehmen, schließlich hätte man ihn sonst wohl kaum zum Türhüter ernannt.

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    Wulfried


    Es dauerte eine Weile ehe sich die Porta öffnete und der stämmige Germane im Türrahmen erschien, den er ziemlich gut ausfüllte. Kurz musterte er die Gestalt die dort vor ihm stand und entschied, dass es sich hierbei nicht um einen Hausierer handelte. Ein solcher hätte sich nämlich kurze Zeit später auf dem Fahrdamm wiedergefunden. So blickte er ihn allerdings nur neugierig an. "Salve. Kann ich dir helfen?", leierte er dann noch seinen üblichen Satz herunter und versuchte freundlich und hilfsbereit zu wirken.

    Kurz überlegte er, als Varus meinte ein Hund müsste spezialisiert werden. Ein Wachhund wäre da schon eine nützliche Verwendung für einen Hund, allerdings hätte Sabina sicher etwas dagegen gehabt, schließlich war es auch ihr kleiner Freund. Und ihm war ein Freund eigentlich auch lieber als ein Beschützer. Dafür gab es ja immerhin auch noch Sklaven. "Mhh, wir haben ja Wulfried und die anderen Sklaven. Ich denke Bestia sollte Freund und Begleiter bleiben.", meinte er daher und blickte zu seinem sandfarbenen Kuschelhund. Ja, ein einfacher Begleiter der immer Zeit für ihn hatte war wirklich die beste Verwendung für ihn.
    Kurz nippte er an seinem Getränk und spülte den Geschmack des Essens weg und lauschte dabei Varus Angebot, dass ihm ausserordentlich zusagte. Ein zweiter Hund, dann auch noch ein großer Wachhund, ja das würde ihm gefallen. Allerdings war er noch nicht bereit für einen zweiten Hund.
    "Oh, das wäre ein wunderbarer Gedanke. Allerdings noch nicht nächstes Jahr. Aber in ein paar Jahren wäre win zweiter Hund recht reizvoll. Wenn ich etwas für ihn zum Beschützen gefunden habe." Er dachte dabei natürlich an eine eigene Familie, die vom Hund beschützt werden konnte. Eine Frau und Kinder.
    "Wo ist der Unterschied? Ich dachte das wäre das Selbe.", feixte er dann und versuchte komisch zu sein, auch wenn es bei ihm etwas unnatürlich wirkte.
    Noch einmal griff er zu den Oliven und aß zwei Stück, ehe er sich wieder Varus zuwand. Spätestens jetzt war das Eis gebrochen.
    "Es gibt eigentlich niemand der mir etwas verbieten kann. Mein Vater ist tot, meine Mutter lebt wo anders und meine Tante und Großvater haben Besseres zu tun als sich ständig um mich zu sorgen. Und mein Paedagogus... der hat mir gar nichts zu sagen. Und eigentlich hat sonst niemand etwas davon mitbekommen.", erzählte er einfach so von sich aus. Normalerweise redete er ungern über seine Eltern, aber heute war er recht gut gelaunt. Vielleicht lag es auch daran, dass er vergessen hatte den Wein zu verdünnen. "Ach, so schlimm ist es nicht dort. Es ist ein ganz normaler Stadtteil, nur dass eben viele arme Menschen dort leben und eben Gesindel. Aber du hast Recht. Es gibt schönere Orte. Gleich hier auf dem Esquilin sind ein paar richtig schöne Parks.", plauderte er und dachte an all die schönen Orte die er als Kind mit seinen Freunden und natürlich auch mit Sabina besucht hatte. Beim gedanken an Sabina wurde es ihm wieder ganz schwer ums Herz. Was hatte er sie vermisst und was vermisste er sie jetzt erst und ihre Abenteuer, die nun leider der Vergangenheit angehörten. Und er sehnte sich nach ihr. Er würde sie gleich morgen mit Bestia aufsuchen, das nahm er sich fest vor. In den letzten Tagen war er leider nicht dazu gekommen, denn er musste ja seine ganzen Freunde besuchen. "Aber dass ich mit ihr in der Stadt unterwegs war ist auch nun leider schon mehr als ein Jahr her. Dass ich sie gesehen habe ist auch so lange her. Vor einigen Tagen habe ich sie erst nach der langen Zeit wiedergesehen. Es war... seltsam." Mittlerweile hatte er das Verlangen über das zu sprechen was er empfunden hatte, als er Sabina wiedergesehen hatte. Er hatte das Gefühl dies bei Varus machen zu können.

    Scheinbar hatte sie die Idee eines Ausfluges noch nicht begraben, zu seiner Freude, und schien auch weiter zu planen. Auch was die Begleitung betraf, auch wenn er das mit dem alleine gehen anders gemeint hatte. Er wollte sie eigentlich nur ein wenig anstacheln weiterzumachen. Er wollte diesen Ausflug. Aber nicht so, wie sie es sich jetzt vorstellte. Sie hatte auch schon wieder ihr Funkeln in den Augen, das bereits Unheil ankündigte. Rasch schüttelte er mit dem Kopf. nicht mit ihm. "Oh nein, das wirst du nicht tun! Das gibt nur wieder Ärger und wir wissen ja Beide wie das ausgehen kann. Am Ende darf ich gar nicht mehr zu dir, weil ich dich zu Unfug anstachel. Nein, nein, nein!", machte er ihr ihre Idee energisch zu nichte. Keinesfalls würde er zulassen, dass sie sich unter einem Vorwand herausschlich. Am Ende würde man sie erwischen und dann gab es Probleme. Nein, das war zu riskant, aber er hatte einen anderen Plan in der Hinterhand.
    "Wenn du unbedingt möchtest, dann kannst du das auch mit Erlaubnis deines Vaters. Falls es ihn beruhigt würde ich auch genügend Sklaven mitnehmen die für Schutz sorgen. Und wenn er auf eine Anstandsdame besteht, dann nehme ich meine Tante mit. Die ist zwar nicht in Rom, aber das weiß dein Vater ja nicht.", meinte er grinsend und zwinkerte ihr zu. Dieser Plan war schon um einiges eleganter. Sie hatten Begleiter und eine Anstandsdame, auch wenn die nicht vor Ort war und die Begleiter jederzeit von ihm weggeschickt werden konnten. Zwar würden sie bei diesem Plan auch flunkern müssen, aber nicht so krass wie bei ihrer Idee.
    Bei "Tausche Hund gegen Geschwister" merkte er, dass er ihr wohl einen Floh ins Ohr gesetzt hatte und sie die Idee unbedingt umsetzen wollte und versuchte ihn zu beruhigen. Sicher würde sie gut auf den Hund achten und er vertraute ihr, aber er hatte dennoch das Gefühl, dass ihm ohne Hund etwas Wichtiges fehlte. Aber sie war ja seine beste Freundin und er wollte ihr ein guter Freund sein. Also stimmte er zu. Unter nicht realisierbaren Bedingungen.
    "Es geht nur drum... naja, ich bin gewöhnt dass er da ist. Na meinetwegen. Aber dein Vater und auch deine ..." Er unterbrach kurz. Für einen Moment wollte er ihre Stiefmutter schon als Mutter bezeichnen, aber er kannte sie gut genug um zu wissen, dass sie sie nicht als solche sah. "... Stiefmutter müssten zustimmen." Er ging eigentlich davon aus, dass keine Mutter einem solchen Tausch zustimmen würde und er hoffte Recht zu behalten.

    Bestia hatte einmal wieder solches Glück jemanden gefunden zu haben, der ihn bewunderte. Manchmal hatte Milo das Gefühl, dass der kleine Hund merkte, wenn jemand ihn bestaunte und sich dann umso mehr in Szene setzte um zu gefallen. Auch jetzt wieder, wo er sich langsam dem fremden Mann näherte und dessen Hand mit der Nase anstupste. Milo machte daraufhin nur eine lässig Handbewegung. Sollte Varus ihn ruhig ein wenig begutachten und streicheln. Bestia ließ sowieso alles über sich ergehen.
    Ein wenig war Milo dann doch verblüft, als Varus seine Vermutungen bezüglich der Rasse verkündete. Spätestens jetzt war eindeutig klar, dass er wusste wovon er sprach. "Du scheinst dich wirklich auszukennen. Ich selbst bin da eher nur der Hundehalter der froh ist, wenn sein Tier gesund ist und keinen großen Ärger macht.", gestand er sich ein und grinste dann breit, als Varus ihm von dem Jagdhund erzählte. Ja, so ein Jagdhund wäre bestimmt auch eine tolle Sache. So ein riesiges, furchtbares Biest vor dem sich alle fürchteten wäre bestimmt gut neben seinem Schreibtisch. Bestimmt würde es dann keiner wagen dreiste Bitten zu stellen. Ja, das war ein Gedanke der ihm gefiel. "Das war dann aber ein guter Hund. Ich glaube irgendwann werde ich mir auch noch so einen zulegen. Einen schönen Wachhund. Er ist leider ganz das Gegenteil." Leider war Bestia nichts dergleichen. Der war so treudoof, dass er wahrscheinlich in einem Einbrecher einen Freund gesehen hätte.
    "Wie du vorhin schon vermutet hast ist er eine wilde Mischung. Eine Hinterhofkreuzung von wer weiß was für abscheulichen Biestern. Ich habe ihn damals gemeinsam mit meiner besten Freundin in der Gosse der Subura entdeckt. Wie Mädchen eben so sind hatte sie Mitleid und dann haben wir ihn eben mitgenommen. Und dann hatte ich ihn an der Backe, aber bereuen tue ich es nicht. Er ist ein treuer Freund. Entsprechend seiner Herkunft heißt er auch Bestia, wobei ich mittlerweile finde, dass das etwas gemein ist, weil eine Bestie ist er wirklich nicht.", plauderte er einfach so heraus, unterbrach allerdings ab und an um den einen oder anderen Happen zu sich zu nehmen. Es schmeckte zwar, aber auch hier griff er nicht wirklich zu. Er hatte einfach keinen wirklich großen Hunger. Ausserdem gab es später noch Süßspeise. Feigen mit Honig. Mit richtig süßem, klebrigen Honig. So klebrig, dass es einem beinahe die Zähne im Mund zusammenpappte. Bei dem Gedanke hieran lief ihm bereits das Wasser im Mund zusammen. Bei so etwas wurde er immer schwach, aber jeder hatte ja seine Schwächen.

    Varus schlug ganz schon zu wie Milo mit einem Lächeln auf dem gesicht feststellte. Dabei waren die Eier ja nur als Appetitanreger gedacht gewesen. Der Hauptgang kam schließlich noch. Aber Varus würde schon sehen was passierte, wenn er nach dem zweiten Gang schon voll war und den leckeren süßen dritten Gang verpasste.
    Selbst hatte Milo nur ein einziges Ei gegessen. Er hatte ohnehin nicht viel Hunger, eher nur Appetit, wie meistens. Er aß eigentlich immer weniger als er eigentlich sollte, da war es kein Wunder, dass er so wenig auf den Hüften hatte, wie seine Mutter ihm immer sagte. Aber schlingen würde er nicht. Er ließ sich lieber Zeit und genoß das Essen. Dafür brauchte er dann auch etwas länger, war aber trotzdem mit weniger im Bauch satt. Und wenn er zwischendurch doch mal Hunger bekam, dann ging er in die Küche, schnappte sich einen Ring Wurst und teilte sich diesen mit Bestia.
    Der kleine, mittlerweile aber doch schon deutlich gewachsene, sandfarbene Hund mit dem wuscheligen Fell hatte einmal mehr einen neuen Bewunderer gefunden. Wie so oft zog der Hund eben doch alle Blicke auf sich, weil er niedlich (wie die Mädchen sagten) war oder einfach alle Hunde zu mögen schienen. Vor allem solche, die brav waren und in bestias Fall auch dumm, da er einfach alles mit sich machen ließ. Milo freute es allerdings, dass Varus Gefallen an seinem Hund fand. Mehr noch, er liebte Hunde und hatte sie gezüchtet.
    Der Hund, das merkte Milo gleich, war nach wie vor ein guter Ansatzpunkt für ein Gespräch.
    "Oh wirklich? Nun, dann sage mir doch als 'Fachmann', was hälst du von diesem Hund?", fragte er ihn nach seiner Einschätzung. Dass es sich hier um eine Hinterhofkreuzung aus wer weiß für furchtbaren Kötern handelte, verschieg er vorerst.
    "Gut erzogen ist er denke ich schon, allerdings ist er immer noch recht verspielt. Du wärst überrascht, wenn du die Geschichte des Hundes hören würdest. Wenn du willst, dann erzähle ich sie dir." Das Ganze war schon wieder untypisch für ihn Fremden gegenüber. Sonst plauderte er auch nur mit seinen Freunden und engsten Verwandten so, aber dieser Kerl war ihm irgendwie doch sympathisch. Die Unschuld vom Lande eben. Etwas, dass man in Rom nicht so häufig fand.
    Wieder klapperte es und die Vorspeise wurde abgeräumt und es folgte der erste gang, bestehend aus frischem Brot, geräuchertem Schinken, Oliven, Olivenöl und Schafskäse. Ein leichter Gang, der in ärmeren Haushalten sicher schon ein Festmahl gewesen wäre. Aber wieso geizen, wenn Großvater doch das nötige Kleingeld hatte das alles hier zu finanzieren.

    Milo war zufrieden. So musste man sich wenigstens keine Gedanken darüber machen, dass sich Varus einmal bei einem Mahl ausserhalb des Hauses blamierte. Es hätte ja sein können, dass er in derartigen Tischsitten nicht bewandert war.
    "Ach, es gibt ein paar nette Parks. Einer gleich hier um die Ecke oder man geht in einen der Haine hier gleich um die Ecke. Dort lässt es sich schon aushalten. Ich bin ohnehin froh hier zu wohnen wo es nicht allzu dicht bebaut ist. Direkt im Kern der Stadt wäre es sicher unangenehmer.", erzählte er munter und gelassen. Als Kind hatte er sich öfters auf dem Esquilin herum getrieben. Da es ein vornehmes Wohngebiet war, war es auch nicht so dicht bebaut wie andere Stadtteile und auch einige Haine ließen sich an den Hängen finden. Früher hatte er sich dort öfters mit seinen Freunden getroffen, etwas das mittlerweile undenkbar geworden war.


    "Pferd? Nein, damit kann ich nicht dienen.", neckte er dann varus und grinste ihn breit an. Pferd hatten sie wirklich nicht, also musste er seinen Hunger andersweitig stillen, aber lange musste er nicht warten, denn die Sklaven tischten den ersten Gang auf. Traditionell waren das Eier. Bevor er allerdings zugreifen konnte, hörte er ein Getrappel und Bestia kam, vom leckeren Geruch des Essens angelockt, angelaufen und begann zu betteln, aber Milo blieb hart. Kurz streichelte er seinen Hund den Kopf, eher er nach einem der hartgekochten Eier griff. Er ließ es sich schmecken und blickte noch einmal zu Bestia, der es sich mittlerweile auf dem Boden vor seiner Kline bequem gemacht hatte und den Neuankömmling neugierig anblickte.

    Gelegentlich nippte er an seinem Getränk während er wartete und die Minuten kamen ihm fast wie Stunden vor, bis schließlich Geräusche im Haus jemanden ankündigten, der ihm Gesellschaft leisten würde. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass Varus von seinem Stadtrundgang zurückgekehrt war. Milo begrüßte ihn mit einem knappen Lächeln und wirkte auch entspannter als am Vormittag, was wohl auch daran lag, dass er durchaus Sympathie für sein Gegenüber verspürte. So viel, dass er auch darüber hinweg sah, dass der Gast seine staubige Toga auf den Boden warf, etwas das ihn unter normalen Bedingungen gestört hätte. Er selbst war ja sehr ordentlich. Er sah es ihm nach, auch dass er sich auf den Platz des Ehrengastes legte, aber vielleicht war er das ja auch am heutigen Tag. Ein "Heimkehrer".
    "Mhh. Um diese Jahreszeit ist es recht angenehm in der Stadt. Du hast Glück. Im Hochsommer wäre dein Stadtrundgang einfach nur beschwerlich gewesen." , kommentierte er Varus Begeisterung für die Stadt und winkte einen Sklaven herbei, der auch ihm Getränke reichte. "Ich für meinen Teil habe ein wenig geruht.", klärte er ihn dann noch auf.
    "Du musst hungrig sein.", meinte er dann, als die Sklaven zwei Schüßeln mit Wasser und Servietten brachten. Nun war er ja gespannt in wie weit Varus mit den Tischsitten bewandert war. Er hatte ja seine Zweifel, schließlich kam Varus ja aus der Provinz. Er würde ihn beobachten.
    Er selbst machte sich dann daran seine Hände zu waschen und sich eine der Servietten umzubinden.

    Wie verabredet fand sich Milo zur elften Stunde, der Zeit in der er üblicherweise die wichtigeste Mahlzeit am ganzen Tag zu sich nahm, im Triclinium ein. Noch war er alleine und noch war es ruhig, doch das würde sich bald ändern. Auf dem Weg hierher hatte er bereits Geräusche aus der Küche vernommen und auch sein Weg hierher war von den Sklaven nicht unbemerkt geblieben. Wahrscheinlich würden sie gleich wieder beginnen um ihn herumzuschwirren und für sein Wohl zu sorgen wie sie es für gewöhnlich taten.
    Bis es so weit war ließ er sich auf der Kline des Hausherren nieder und streckte die Beine aus. Zwar hatte er erst ein paar Stunden geruht, aber er hätte einfach sein Schläfchen fortsetzen können, wäre da nicht die Cena zu der er Varus wiedersehen würde und vielleicht auch Turpio.
    Dann war es so weit und zwei Sklaven kamen herein und brachten ihm Erfrischungen. So ließ es sich aushalten bis zum Essen.

    Spätestens als er ihr erzählt hatte was er wirklich tun würde, wenn er in Griechenland wäre, merkte er, dass sie sich doch nicht allzu stark verändert hatte, denn sie hatte wieder diesen Blick, den er zu gut kannte. Immer wenn sie so blickte, dann tat sich was in ihrem Kopf und eine neue Idee war im Entstehen. Ein neues Abenteuer. Er könnte auch nach Ostia, schlug sie vor und es hörte sich doch fast so an, als wäre sie gerne mit dabei. „Ostia? Naja, dann aber auch nur einen Tag. Da ist es doch auch hektisch. Dann doch lieber mit den alten Leute in Misenum absteigen.“, scherzte er erst einmal. Er würde nie nach Misenum gehen, wenn es sich vermeiden ließ. Da war es doch ziemlich öde und nur alte Leute wohnten dort. Vor allem Sabina würde er so etwas nie zumuten. „Dann vielleicht doch Ostia. Gute Idee eigentlich. Aber so allein ist das auch nichts.“ Insgeheim stellte er sie sich schon vor, am Meer, leicht begleitet. Und eine gute Aussicht hatte man dort bestimmt auch. Aufs Meer.
    Sabina schien die andere Idee wohl auch gut zu gefallen, wie auch ihm, aber leider war das nur eine Blödelei, ein Szenario dass er laut durchdachte. Aber wenn er weiter dachte und auch an die Folgen, dann gefiel ihm die Sache doch nicht mehr gar so gut. Wenn er daran dachte, dass er dann einen Tag ohne seinen geliebten Hund zubringen musste. Der treue Gefährte, der früh morgens mit seiner kalten Schnauze seine Hand berührte und ihn weckte wenn er verschlief, der ihn auf Trapp hielt, da er ja auch Gassi geführt werden wollte. Der Freund der immer da war. Nein, jetzt wollte er ihn doch nicht mehr eintauschen. „Wobei… ich mag den Hund doch ziemlich gern.“, meinte er daher kopfschüttelnd und runzelte die Stirn. Das war dann doch ein Preis der zu hoch war. Jedenfalls für ihn.

    "Gut, dann sehen wir uns später.", meinte Milo nickend. Damit war das Erstgespräch mit Varus und sein erstes Gespräch als Hausherr abgeschlossen und wieder fühlte er sich ein wenig reifer.
    "In Ordnung. Ich werde dir einen Sklaven mitgeben." Mit einer lässigen Handbewegung winkte er dann noch den Sklaven herbei, der sich im Hintergrund gehalten hatte und vorhin den Wein gebracht hatte. Er sollte Varus begleiten, ihn durch die Stadt führen und ihm zur Hand gehen.
    Dann erhob sich Milo und schritt auf Varus zu, der immernoch sahs. Nun war er für einen kurzen Moment der Größere.
    " Die Cena wird etwa um die elfte Stunde beginnen. Wir sehen uns dann dort.", erklärte er ihm und klopfte ihm kurz freundschaftlich auf die Schulter, ehe er schließlich sein Officium verließ. Er würde nun noch einen Raum für Varus bereitstellen lassen und sich dann eine Runde aufs Ohr hauen.

    Sein Eifer in Ehren, aber er war unangebracht, was er auch rasch einsah. Milo nickte nur ab.
    "Das weiß ich zu schätzen."
    Wenigstens sorgte er sich um die Familie, das wusste Milo ebenfalls zu schätzen. Es zeigte ihm, dass er wohl nichts tun würde, dass der Familia absichtlich schaden konnte. Umso besser.
    "Das hast du nicht, keine Sorge. Aber ich danke für dein Mitgefühl. Aber nein, ich denke ich sollte vollständig genesen sein. Die Seuche war es jedenfalls nicht. Die kam nicht bis Rom und war in Misenum. Es war etwas mit den Lungen." , meinte er nur als es um seine Krankheit ging. Er war froh sie überstanden zu haben und das konnte man seinen Zügen auch anmerken, die nun doch leicht entspannter waren als zuvor. Ein Zeichen, dass er seinem Gegenüber ein gewisses Maß an Vertrauen schenkte. Ähnlich war es auch bei seinen Freunden. Dann wirkte er weniger steif, distanziert und ernst.
    "Wie gesagt, ich werde es nicht vergessen.", meinte er noch zum Angebot. Er würde es sicher eines Tages in Anspruch nehmen, jetzt jedoch nicht.
    Allmählich verspürte er etwas Müdigkeit was wohl der späten Mittagsstunde und dem etwas anstrengenden Gespräch verschuldet war. Er hielt es also für besser langsam das Ende des Gesprächs einzuleiten.
    "Ich denke es ist bis hierher alles geklärt, oder? In diesem Fall würde ich dir ein Zimmer herrichten lassen, da du uns ja als Gast erhalten bleibst.", setzte er daher an. Zum Essen würde man sich später dann wieder sehen.

    Es freute ihn zu hören, dass seine Freunde ihn vermisst hatten. Es waren gute Freunde. Wahre Freunde. Auch Primus dem er sich gerne angeschlossen hätte. Ob er allerdings auch gelernt hätte wusste er nicht. "Mhh. Vielleicht." Vielleicht würde er die ersten Wochen mit Studien verbringen, aber Studien waren nicht alles.
    "Aber lieber würde ich... du wirst lachen... im Schatten eines Baumes am Meer sitzen, Oliven essen und nichts tun.", erzählte er ihr dann was er wohl nach einigen Wochen getan hätte. Sich ausgeruht, frei von allen Sorgen. Eines Tages, da war er sich sicher, eines Tages würde er das auch tun. Vielleicht kurz vor seinem Tode. Das wäre dann ein gelungenes Ende.
    "Gern. Dann bekommst du einen Tag Bestia.", meinte er grinsend. Die Idee fand er irgendwie lustig. Ein Tausch Hund gegen Geschwister, aber dazu würde es wohl kaum kommen. Welche Mutter würde schon ihre Kinder eintauschen und sei es nur für einen Tag. Er würde Einzelkind bleiben, aber das war er ja gewohnt.

    Seine Sorge in Ehren, aber er kam und wollte sich gleich in die Sache der anderen Familienmitglieder einmischen und Nachforschungen anstellen. Nein, es war nicht seine Aufgabe herauszufinden was Silana trieb und was nicht. Das war die Aufgabe seines Familienzweiges. Sie war ihre Verwandte. Das musste er respektieren. Daher winkte Milo gleich ab und schüttelte den Kopf.
    „Nein. Ich wünsche nicht, dass du Nachforschungen anstellst. Ich bin sicher sie hatte ihre Gründe. Wir müssen das respektieren. Sie wird uns keine Schande bereiten.“, meinte er daher nur. Was sollte er auch anderes sagen? Dass sie möglicherweise herumhurte würde man sich kaum eingestehen wollen und es schon gar nicht zur Sprache bringen. Er würde auf jeden Fall seinen Großvater in dieser Angelegenheit zu Rate ziehen.
    Umso schöner nahm Milo zur Kenntnis, dass Varus bleiben würde. Eine ganze Weile, wenn er seinen Worten glauben konnte. Innerlich grinste er sich einen und war froh einen neuen Gesprächspartner im Haus zu haben. Auf Dauer war diese Einsamkeit ja auch nicht besonders angenehm.
    „Nein, ich danke dir. Fühl dich willkommen. Du bist schließlich Helvetier. Also: Bleibe, solange du willst. Platz genug haben wir ja.“, begrüßte er ihn also feierlich in „seinem“ Haus. Das Recht dazu nahm er sich einfach. Sein Großvater würde sicherlich keine Einwände erheben, seine Tante ebenso. Es war bewiesen, dass Varus Helvetier war und das war Berechtigung genug um bleiben zu dürfen. Er würde allerdings einen Brief an Tante und Großvater schreiben in dem er sie wenigstens aufklärte. Wie immer wenn es um den Haushalt und seine eigenmächtigen Entscheidungen ging. Noch war er ja nicht volljährig und hatte sich zu rechtfertigen. Allerdings hätten sie ohnehin kein Veto einlegen können.
    Dann sprach Varus ihn auf sein Aussehen an, besser gesagt dass er schwach und erschöpft wirkte. Das war aber wenig verwunderlich bedachte man, dass er mehr als ein Jahr krank darniederlag. Das erklärte er ihm daher auch, nicht zu Letzt um sich selbst zu rechtfertigen, dass er selbst kein Muskelpaket war, was aber auch daran lag, dass harte Arbeit ein Fremdwort für ihn war. „Erschöpft? Das liegt wohl daran, dass ich lange Zeit krank war.“ Er hielt sich kurz. Das Thema war leidig, die Krankheit langwierig gewesen. Er wollte das Thema irgendwann abschließen können und wieder ein Leben frei von Krankheit führen, auch in den Gesprächen.
    Als ihm Varus dann noch dieses sehr spezielle Angebot unterbreitete musste Milo schmunzeln. Es war sein übliches, nichts sagendes Schmunzeln. Ein Regung, ein Hauch Menschlichkeit. Ein Bruch in seiner sonstigen Distanziertheit. Vielleicht würde er das Angebot eines Tages auch annehmen, es klang ja recht amüsant. Er würde es sich offen halten. „Ich danke dir für dein Angebot. Ich werde zu gegebener Zeit darauf zurückkommen.“

    "Es lässt sich nicht ändern.", kam es nur von Milo. Dass die Familie so viele ihrer Mitglieder verloren hatte, sei es durch Tod oder andere Gründe ließ sich nun mal nicht rückgängig machen oder ändern. Es half auch nichts sich darüber den Kopf zu zerbrechen oder in übermäßige Trauer zu verfallen. Man musste nach vorne sehen und sich seiner verbliebenen Kräfte bewusst werden. Und das tat er. Er wusste, dass er einer der Letzten war und eine große Verantwortung trug, aber auch dass er alleine die Chance hatte etwas zu verändern. Ob er Erfolg haben würde lag einzig in der Hand der Götter. Aber er war sich sicher, dass sie ihm wohlgesonnen waren. Irgendeinem in der Familie mussten sie ja mal hold sein.
    Varus schien doch ziemlich verblüft und erschrocken zugleich zu sein, als er erfuhr, dass sie doch nur noch so wenige waren. Und die Sache mit Silana schien ihm auch etwas eigenartig zu sein. Aber das war sie ja auch.
    "Wie soll ich das sagen. Nunja, meine Cousine kam vor etwas zwei Jahren hier her. Dann war ich einige Zeit nicht mehr hier. Als ich wieder kam war sie nicht mehr auffindbar. Niemand wusste wohin sie gegangen war. Verschollen also.", erklärte er ihm schulterzuckend. Er kannte seine Cousine kaum, wusste aber darum, dass sie wohl einen Verehrer oder mehrere hatte. Wahrscheinlich hatte einer dieser Liebhaber sie angeschleppt und nun befand sie sich mit ihm irgendwo fernab ihrer Familie.


    Interessiert hörte er sich dann auch noch an, was Varus in den nächsten tagen so tun würde. Man hörte eindeutig heraus, dass er seine Karriere beginnen würde. Darum beneidete Milo ihn ein wenig, aber es würde auch nicht mehr allzu lange dauern, dann würde auch er loslegen können. Dazu müsste er nur noch die pubertas erreichen, aber das war ein absehbarer Tag der näher und näher kam. Ein paar seiner Freunde hatten es bereits hinter sich, für ihn kam der Tag noch wo er die Toga der Erwachsenen anlegen würde. Oder auch nicht. Er hasste es Toga zu tragen und tat es auch nur, wenn es sich nicht anders einrichten ließ.
    Dann aber hörte er etwas, das wenigstens sein Herz lachen ließ, allerdings ließ er sich natürlich wie immer nichts anmerken. Wie es in ihm drin aussah ging schließlich niemanden etwas an. Damit kam allerdings nicht jeder zurecht.
    Varus würde bleiben, wenn er ihn dazu auffordern würde. Wie gut war es Herr im Haus zu sein. Natürlich würde er bleiben, schon allein seines Namens wegen. Und weil Milo ihn irgendwie gern hatte.
    "Du bist ein Helvetier und als solcher bist du hier natürlich willkommen. Sieh es also als eine Einladung hier zu bleiben und dir das Geld für eine Unterkunft zu sparen. Das Haus ist ohnehin groß und leer genug. Etwas mehr Leben würde also nicht schaden.", meinte er daher und lud Varus gleichsam ein zu bleiben. Der tag war damit für ihn gerettet und er würde zumindest für die nächsten tage jemanden zum Reden haben. Oder auch länger? Das Angebot, dass er ihm unterbreitete gefiehl Milo jedenfalls. Zusammenarbeit und Freundschaft. Das war etwas, dass er nur zu gerne akzeptierte.
    "Und ich fühle mich geehrt und dankbar und willige dem gerne ein."

    Billigend nahm Milo die Worte seines Gegenübers zur Geltung und nickte kurz.
    „Gut, gut. Ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen werden das Ansehen der Helvetia wiederherzustellen und diesem neues hinzuzufügen.“, meinte er darauf und genehmigte sich einen letzten Schluck Wein, dann war der Bescher leer und sollte auch nicht mehr gefüllt werden.
    Dann schloss sich auch die Verschwörungstheorie und die Angelegenheit wie ihr zu begegnen wäre. Abwarten war nun also angesagt, was er auch noch einmal unterstrich.
    „Die Zukunft wird zeigen was passiert und wir werden bereit sein zu handeln, wie es die Situation eben erfordert.“ In ein paar Tagen dann würde man schlauer sein und es würde sich auch aufklären, ob er Recht behalten sollte und auch, wer denn letztlich Ansprüche auf den Thron erhob. Sollten die Aelier dergleichen taten, dann war es doch noch eine Überlegung wert diese zu unterstützen oder falls nicht Gefolgsleute einer anderen Gens zu werden. Noch einmal nickte er, dann war dieses Thema für ihn abgeschlossen. Vorerst zumindest.
    Die nächste Frage kam für ihn dann wenig überraschend. Er hatte ja gewusst, dass dieses Thema früher oder später kommen musste. Er hoffte nur, dass es für ihn nicht wieder unangenehm würde sobald es um den Verbleib seiner Eltern ging. Dieses Thema war ihm nach wie vor alles andere als angenehm.
    „Großvater und meine Tante sind höchstwahrscheinlich in Misenum. Turpio und ich hier, dann weiß ich von einer Verwandten in Alexandria und meine Cousine ist irgendwie verschollen. Tja, von mehr Verwandten weiß ich nicht. Die meisten sind schlichtweg verstorben.“, berichtete er schließlich nach kurzem Überlegen. Ja, er hatte niemanden vergessen. Seine Verwandtschaft ließ sich tatsächlich an einer Hand abzählen.
    „Tja und wer Freund und wer Feind ist entscheidet jedes Mitglied selbst würde ich meinen. Wirkliche Freunde und Feinde gibt es nicht. Aber das kann und wird sich durch Heirat und politischen Erfolg bestimmt noch ändern.“, berichtete er dann noch wer Feind war und wer Freund. Turpio hatte ihm einst die selbe Frage gestellt. Die Antwort war die Selbe.
    „Was mich noch interessieren würde wie genau deine Pläne für die nächsten Tage aussehen. Wirst du uns als Gast erhalten bleiben?“, fragte er schließlich noch. Jetzt würde sich zeigen, ob Varus blieb. Freuen würde er sich darüber, denn dann hätte er vielleicht wieder einen Gesprächspartner und vielleicht auch einen neuen Freund.

    Scheinbar schien es ganz in Sabinas Interesse gewesen zu sein, dass er das Thema gewechselt hatte, denn sie wirkte gleich viel entspannter. Er wusste ja, dass sie ungern unrecht hatte, schließlich kannte er sie ziemlich gut. Und das neue Thema war ohnehin viel interessanter und angenehmer. Es ging schließlich um ihren Freundeskreis, den er genauso lange nicht mehr gesehen hatte wie sie und den er erst nach und nach wiederfinden würde. „Na dann kann ich sie ja beruhigt alle besuchen.“, meinte er etwas erleichtert, als sie ihm erzählte, dass es ihnen allen gut ging. Er hätte sich nie verziehen, wenn er einen seiner Freunde nicht mehr wiedergesehen hätte. Aber er würde sie alle wiedersehen. Bis auf Primus. Andererseits freute es ihn für sein einen Freund, dass er zu Studien nach Griechenland dürfte. Etwas, das ihn auch gefallen hätte. Allerdings hätte er Sabina dann auch lange Zeit nicht sehen können. „Irgendwie beneide ich Primus. In Griechenland wäre ich auch mal gerne.“, meinte er trotzdem etwas neidisch. Von den alten Gelehrten in Griechenland zu lernen wäre gewiss aufschlussreich gewesen.
    Und dann erfuhr er, dass Alba einmal wieder einen Bruder bekommen hatte. „Schon wieder? Also sie hat es auch nicht leicht. Drei jüngere Brüder. Das kann ja lustig werden. Die Arme.“, meinte er grinsend, ärgerte sich innerlich aber darüber, dass das Leben nicht fair war. „Eigentlich könnte sie ihn mir auch abgeben. Ein kleiner Bruder wäre nicht schlecht. Tja, aber leider war es mir nie vergönnt Geschwister zu haben.“ Ja, ein Geschwisterchen wäre nicht schlecht gewesen, aber dazu würde es wohl nicht mehr kommen, schließlich war sein Vater bereits seit acht Jahren tot und seine Mutter schien auch keinen Willen mehr zu haben einen neuen Mann zu nehmen.

    Was ein ernsthaftes Gespräch unter Männern so alles bewirken konnte hätte Milo nicht gewagt zu träumen. Er fühlte sich so befriedigt wie lange nicht, denn endlich hatte er einmal wieder einen vernünftigen Gesprächspartner, der auch einmal widersprechen konnte und seine Meinung vertrat. Die Sklaven knickten ja immer gleich ein und seine Freunde wollten nie über solche höchst politischen Themen sprechen. Der Einzige mit dem er wohl über dergleichen hätte sprechen können war sein Großvater, den er allerdings auch nicht allzu oft zu Gesicht bekam. Insgeheim hoffte Milo ja, dass Varus bleiben würde und noch weitere tolle Gespräche folgen würden. Er war sich sicher, dass wenn er in seinem Alter gewesen wäre, sie bestimmt gute Freunde geworden wären. Aber war Alter eigentlich wirklich ein Kriterium für Freundschaft? Die im wahrsten Sinne des Wortes alten Griechen pflegten doch auch Freundschaften zu jüngeren Männern, allerdings waren diese wohl anderer Natur als die Art Freundschaft, an die er dachte.
    Das Thema ob er bleiben würde war allerdings noch nicht vom Tisch, da es noch gar nicht angesprochen wurde. Noch gab es also Hoffnung für Milo. Zu einem späteren Zeitpunkt würde er dies dann noch ansprechen und Gewissheit haben.
    Erst einmal sprach er allerdings von den Frauen. Wenn er wüsste, dass Milo tief in seinen Herzen schon die richtige gefunden hatte, auch wenn er sich darüber selbst noch nicht im Klaren war. Später erst würde ihm bewusst werden, was er für seine beste Freundin wirklich empfand. Jetzt allerdings nahm er das Ganze allzu sachlich auf und verstand die wahre Intention hinter dieser Frage gar nicht. Er wäre ohnehin nicht rot gewesen, aber vielleicht hätte er wenigstens ein kleines Lächeln als Regung seiner Menschlichkeit blicken lassen, so allerdings blieb er in seiner üblichen Distanziertheit. „Wirklich kinderarm waren unsere Ahnen in der Tat nie. Warum also nicht auch wir.“, meinte er und erinnerte sich wieder an den Stammbaum seiner Familie. Sein Großvater war ja ziemlich kinderreich gewesen. Allerdings waren aber Silana, Aviana und er Einzelkinder. Aber wenigstens blieb niemand kinderlos. Welcher Trend sich schließlich bei ihm durchsetzen würde, würde sich zeigen wenn er denn mal Kinder hätte, was bei ihm weniger Wunsch war als eine Art Verpflichtung seiner Familie gegenüber. Seine Zweig der Gens sollte unter keinen Umständen aussterben. Er musste sich also wirklich ins Zeug legen.
    Zu seiner Freude ging das Thema rasch wieder auf den guten Potius Vescularius Salinator über und die große Verschwörungstheorie dahinter, bei der man einfach mal seine Phantasie spielen lassen konnte und Theorien aufstellen konnte. Je realistischer diese waren, desto mehr konnte er auch sein gegenüber von seiner Reife überzeugen, was ihm immer schon ein Anliegen war. Er war quasi ohne Eltern aufgewachsen und sehr früh selbstständig geworden. Das musste er sich selbst und allen um sich herum immer wieder beweisen.
    „Salinator war ein Freund des Kaisers, jedenfalls erzählt man sich das so. Weshalb sollte er seinen Freund also wieder großartig einschränken wo der doch eigentlich gute Arbeit leistet? Und selbst wenn der Kaiser auf dem Weg der Besserung war, so war er doch dennoch noch die Marionette Salinators. Wen die Krankheit das Mittel war ihn zu beherrschen, wer sagt denn dann nicht, dass der Kaiser urplötzlich einen Rückfall hat? Und warum man den Sohn des Kaisers auch ermordet hat sage ich dir: Man munkelt da ja auch einiges. Er wäre wohl unfähig gewesen.“, fuhr er fort mit seinen Überlegungen. Für ihn war irgendwie klar, dass man Salinator nur stürzen konnte, wenn man ihm die Basis nahm und er selbst keinen Grund dafür hatte den Kaiser tot zu sehen. Er glaubte irgendwie an die Unschuld des Salinators, dieses mal jedenfalls.
    „Es wäre doch töricht einen schwachen Herrscher einzusetzen bei einer starken Position des Vesculariers. Ich bin sicher er hätte ihn komplett gelenkt. Außerdem denke ich er hätte auch auf den Rat des Praefectus Urbi gebaut. Schließlich war der ja angeblich ein Freund seines Vaters. Wenn jemandem vertrauen, dann wohl einem Vertrauten des Vaters. Nein, er war ein Unsicherheitsfaktor. Ich denke das hier sollte auch dagegen sprechen, dass es der Vescularier war, der den Mord befohlen hat.“, erklärte er dann weiter und hielt auch nicht inne den Vescularier zu verteidigen. Irgendwie wollte er sein Gegenüber überzeugen, dass er Recht hatte und der Praefect unschuldig war. Er wollte einfach nur Recht haben. Aber so war Milo nun mal. Er bezog seine Selbstachtung unter anderem daraus, dass er andere davon überzeugte, dass er Recht hatte.
    In einer Sache hatte Varus allerdings Recht. Man würde hier jetzt nicht die Wahrheit finden können. Sie würde sich im Laufe der Zeit selbst offenbaren, beziehungsweise wäre man dann wieder etwas klüger. Es galt einfach abzuwarten. „Ja, wir werden es in den nächsten Wochen wohl erfahren.“, stimmte er ihm nickend zu.
    Die Sache mit der Treue und den Aeliern war ihm mittlerweile etwas lästig. Er wusste nicht warum Varus sich so auf diese eingeschossen hatte, wo doch klar war, dass das Patronat und die damit verbundene Treue den Ulpiern gegenüber durch deren Aussterben erloschen war. Es gab keine Treuevererbung. Jedenfalls seiner Meinung nach nicht.
    „Das „nur“ ist gut. Er war rechtlich gesehen ein vollwertiger Sohn der Ulpier.“, merkte er erst einmal etwas überdrüssig an, ehe er dann abermals seine Meinung zum Ausdruck brachte.
    „Du scheinst die Aelier zu mögen oder? Nur weil sie unter Umständen einen Anspruch geltend machen könnten womöglich? Jedenfalls sollten wir wirklich abwarten, ehe wir uns erneut positionieren. Wer weiß, vielleicht war es ja auch das Oberhaupt der Aelier, der den Mord in Auftrag gegeben hat. Brudermord ist ja nichts Neues in der Geschichte. Mir jedenfalls widerstrebt es blindlings meine Treue einer anderen Gens zu vergeben. Treue wird nicht vererbt wie ein Gegenstand, sie muss verdient werden. Überhaupt: Wer sagt denn, dass die Aelier ebenso empfinden? Und vor allem: Was geben sie uns für unsere Treue? Das sollte im Vorfeld klar gemacht werden und das liegt eigentlich in den Händen des Pater Familias.“
    Wenn es nach ihm ging, dann war dieses Thema vorerst durch und er hatte wirklich keine Lust mehr darüber zu reden, weshalb er schließlich noch einige abschließende Worte in den Raum warf, die gut von seinem weisen Großvater hätten stammen können.
    „Wie du schon sagtest: Eine voreilige Positionierung könnte schaden. Dem Ansehen der Familie und auch den Chancen künftiger Generationen auf dem Weg nach oben. Was auch immer du tun wirst, ich kann dich wohl kaum an irgendetwas hindern, denke daran, dass du nicht nur dir selbst verpflichtet bist, sondern auch deiner Gens.“ Nach diesem abschließenden verbalen Aufbäumen sank er ein wenig im Stuhl zusammen und trank noch einen Schluck Wein.

    "Oder so, ja.", meinte er und nickte. Wer wusste schon um Verwandtschaftsverhältnisse aus der grauen Vorzeit, bevor der Stammbaum überhaupt niedergeschrieben wurde.
    Natürlich war er nun auch an Turpio interessiert. War er eigentlich auch, schließlich kannte er ihn selbst nicht wirklich gut. Nur das Gröbste um sagen zu können: "Ich kenne ihn!"
    "Ich denke das wirst du irgendwann. Ich hab ihn allerdings selber noch nicht wieder angetroffen. Jedenfalls ist er ein paar Jährchen älter als ich, allerdings noch nicht verheiratet." Würde er zum Essen bleiben stand die Wahrscheinlichkeit vielleicht gar nicht so schlecht Turpio anzutreffen. Es wäre einmal wieder ein Anlass ein gemeinsames Essen abzuhalten. In letzter Zeit hatte ohnehin jeder nur sein leben gelebt und alleine gespeißt.
    "Unsereins gibt es ja auch noch. Sofern wir beide gesund sind, sollten wir schon ein paar Kinder zustande bringen.", scherzte er dann noch und nippte noch einmal an seinem Wein. Ob er nun wirklich erbgesund war, daran hatte er beinahe schon Zweifel. Seine Krankheit hatte ihn bestimmt irgendwo kaputt gemacht, aber zugeben wollte er das natürlich nicht. Schon gar nicht vor einem beinahe Fremden.
    Interessiert hörte er sich dann dessen Überlegungen und Vermutungen an. Seine Meinung interessierte ihn durchaus, aber er hatte gelernt sich seine eigene Meinung zu bilden, die er auch zur Sprache brachte.
    "Du denkst nicht wirklich, dass nur die Möglichkeit besteht, dass der Vescularier den Kaiser ermorden lassen hat? Ich meine das ist doch völlig unlogisch. Ich halte ihn für einen gerissenen, durchaus klugen Mann. So dumm kann er nicht sein seine Marionette zu töten, wenn die Grüchte denn wahr sind, die man so hört. Ich meine er hat bestimmt viele Feinde, denen er nun offen gegenüber treten muss, vor allem wenn er wirklich Kaiser werden wollte. Da wäre es doch klüger den Kaiser als willenlose Marionette weiter am Leben zu belassen, da er ja volle Befugnisse hatte. Seine Feinde hätten folgen müssen, ansonsten hätten sie sich öffentlich gegen den Kaiser stellen müssen, den er ja vertreten hat. Das wäre Irrsinn gewesen. Also nimmt man Salinator ganz einfach seine Machtbasis. Nein, es war jemand anderes der unseren Kaiser ermorden lassen hat. Jemand, der Salinator loshaben möchte und sich nach einer starken Führung durch einen starken Kaiser sehnt.
    Auch halte ich es eigentlich nicht für allzu wahrscheinlich, dass Salinator nun selbst das Szepter in die Hand nimmt. Ich meine jeder spekuliert darauf und jeder könnte dann erst Recht vermuten, dass er den Befehl gegeben hat. Klüger wäre es, würde er abermals eine Marionette inthronisieren. Jemanden den er kontrolliert oder der wenigstens mit ihm verbündet ist. Das wäre seine Lebensversicherung und er würde nicht wie der größte Despot wirken, der nach der absoluten Macht lechzt. Zumindest würde ich es an seiner Stelle so tun. Und wenn etwas unvorhergesehenes geschieht, dann ist der neue Kaiser schuld. Nicht er.
    So sehe ich die Sache."
    , analysierte er die Angelegenheit nüchtern von seiner Warte aus. Es waren zwar alles nur Vermutungen, aber er hielt sie für durchaus realistisch. Das Ganze war nicht mehr als ein Ränkespiel, das es zu entwirren galt. Die Frage war nur wer und warum. Das erschloss sich ihm nicht, was allerdings daran lag, dass er selbst sich nicht im innersten Machtzirkel befand und nur auf Gerede als Information zurückgreifen konnte. Was er allerdings auch höchst interessant fand, war die Frage, ob es nun zum Bruderkrieg kommen würde oder nicht. Das würden die nächsten Tage zeigen. Spätestens wenn bekannt würde, ob ein Erbe im Testament des Kaisers benannt worden war. Aber auch das war keine Versicherung gegen einen Bürgerkrieg. Sobald sich nur einer ungerecht behandelt fühlte, dann gab es Streit. So war es doch immer wenn es was zu erben gab. Und sterben musste dafür auch einer.


    "Klientelgens waren wir der Gens Ulpia. Diese ist nun nicht mehr. Unsere Loyalität gilt meiner Meinung nach nun niemanden mehr und ich würde mich nun auch nicht unbedingt auf die Gens Aelia festlegen wollen. Diese könnten nun freilich einen Anspruch auf den Thron geltend machen können, aber wird man sie lassen?Heucheln können wir später immer noch. Vorerst sollten wir abwarten wie sich die Lage entwickelt. ", war seine Einstellung in Sachen Klientelgens. Zwar widerstrebte es ihm irgendwann vielleicht zu Kreuze zu kriechen, nur um etwas Einfluss abzustauben, aber es war allemal besser, als nun das Risiko einzugehen sich einer Seite endgültig anzuschließen und am Ende vielleicht allen restlichen Einfluss zu verlieren. Das wollte er nicht riskieren.