"Nun gut, wenn keine sind, machen wir weiter: der Onager. Der Onager ist ein antikes Katapult. Der Wurfarm wird in einem verdrehten Seilbündel gelagert. Der Wurfarm wird zum Feuern über einen Seilzug gespannt, am Ende des Seilzuges wird in eine Art Schale das Wurfgeschoss/ die Wurfgeschosse geladen und die Waffe mittels Durchtrennen des Seiles oder Lösen einer Sperre abgefeuert."
Er sah sie an und bemerkte das ein oder andere abwesende Gesicht und seufzte leicht, innerlich grinsend. Er hatte auch des öfteren in der Theorie so gestanden, aber er liess sich nicht beirren.
"Kommen wir noch einmal zu den allgemeinen Punkten. Was ist eigentlich eine Belagerung? Nun, es handelt sich natürlich um eine militärische Taktik, die angewendet wird, um befestigte Orte zu erobern oder zumindest als Gefährdung für die eigene Truppe zu neutralisieren. Hierbei wird der zu erobernde oder neutralisierende Ort von eigenen Truppen umschlossen, so dass möglichst jeder Verkehr zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Belagerungsrings unterbunden wird. Insbesondere soll der Nachschub an Soldaten, Waffen und Nahrung unterbunden werden.
Bis hierhin klar? Schön, hätte mich auch gewundert, wenn nicht."
Er lächelte einmal ansatzweise und machte weiter.
"Ziel der Belagerung ist es, die Befestigungsanlagen mithilfe von Belagerungsgerät so weit zu schwächen, dass ein Sturmangriff erfolgversprechend wird, oder die Belagerer durch Aushungern zur Aufgabe zu zwingen.
Von der Belagerung ist der "Handstreich" zu unterscheiden. Diese Taktik nutzt das Überaschungsmoment zum Sturm einer Festung aus und ist eigentlich nur nach einer relativ friedlichen Ruhe erfolgreich. Der Handstreich erfolgt seitens des Angreifers mit einem kleinen Truppenkontingent, das sich schlagartig einer Festung bemächtigen und den Gegner überrumpeln soll. Verlässt ein Teil der Belagerten die Festung, um die Belagerer anzugreifen, nennt man das einen Ausfall. Kommen den Belagerten befreundete Truppen von außen zu Hilfe, spricht man von einem Entsatzheer."
Er hielt einmal mehr inne und nahm seine Wanderung, die er zwischendurch unterbrochen hatte, wieder auf.
"Die einfachste Form der Belagerung besteht darin, den Feind einfach einzuschließen und abzuwarten, bis ihm die Nahrung ausgeht. Die Länge einer Belagerung führt aber bei den belagernden Truppen häufig zu Seuchen wegen der mangelnden Hygiene in den Lagern."
Er holte tief Luft.
"Das ist ein anderes Thema, die Hygiene in den Lagern, zu dem wir in der nächsten Stunde kommen."
Er blieb vor einem der Legionäre stehen und musterte ihn, dann ging er wieder weiter.
"Erste Belagerungsgeräte waren die Sturmleiter, mit deren Hilfe Mauern überwindbar werden, und der Rammbock zum Einrammen der Tore oder Mauern. Dieser bestand zunächst nur aus einem an einer Seite verstärkten Baumstamm, mit dem die Belagerer auf ein Tor der belagerten Stadt zurannten. Später kommen mechanische Geschütze hinzu, Katapulte und Schleudern verschiedener Art, mit denen die Mauern oder sogar das Innere beschossen werden können. Die Sturmleiter wird zum Belagerungsturm erweitert, der Rammbock zur Schildkröte, die durch ein Gerüst aus Holz und Fellen geschützt wurde und über Räder verfügte. Griechen und auch wir Römer setzten früher auch Rampen und Gegenbefestigungen ein, um geographisch geschützte Stellungen zu stürmen, z.B. das auf einer Insel gelegene Tyros und den Hügel von Massada.
Eine ganz spezielle Form der Belagerungstechnik ist die so genannte Menschenpyramide. Hierfür ist überhaupt kein Belagerungsgerät notwendig, vielmehr bildet eine Gruppe entschlossener Angreifer selbst die Belagerungsmaschine. Das Ziel ist, einen oder einige wenige Angreifer auf die Höhe der Festungswälle zu bringen. Dazu bilden die Angreifergruppe eine Art Räuberleiter, in dem sie sich pyramidenförmig an der gegnerischen Mauer aufstellt. Diese Pyramide kann allerdings nur in den Bereichen aufgestellt werden, in denen die Geschütze der Verteidiger nicht wirken können - dem so genannte Toten Winkel. Das Verfahren ist nur bei relativ niedrigen Mauerhöhen erfolgreich.
Nun und die Waffen und Geräte, die dafür genutzt werden, hatten wir ja soeben.
Fragen?"