Protokoll der Vernehmung von Hermipus, am VI KAL FEB DCCCLXII A.U.C.
Anwesende:
Mathayus Magonidas
Faustus Domitius Massula
und Bedienstete der Genannten
Protokoll:
S. Iunius Silanus
Delinquent:
Germar genannt Hermipus, Sohn des Ratbod
Verlauf:
Magonidas: fragt nach Namen, Beruf, Herkunft des Hermipus
Hermipus: antwortet mit Beleidigungen und Beschuldigungen gegen Magonidas, die von Domitius übersetzt werden.
Domitius: fordert Hermipus auf, Latein zu sprechen, konfrontiert Hermipus mit der vorgetäuschten Information, dass seine Spießgesellen mit der Beute türmen wollten und in Rigomagus gefasst wurden.
Hermipus: reagiert mit Verwünschungen.
Domitius: Erneute Aufforderung, endlich Latein zu sprechen.
Magonidas: weist die Beschuldigungen des Hermipus zurück und nennt den Namen, Beruf, Herkunft des Hermipus: Germar, Sohn des Ratbod, genannt Hermipus aus der Civitas Alisinensium
Hermipus: bestätigt das.
Magonidas: fragt nach den Beweggründen.
Hermipus: schwierige Geschäftslage wegen der Konkurrenz durch Magonidas, gefolgt von weiteren Beleidigungen gegen Magonidas
Domitius: übersetzt die Beleidigungen
Hermipus: Er und eine Person namens Manceps planten gemeinsamen Raub, Manceps wohl aus reiner Habgier, Hermipus aus anderen Gründen. Der Plan war gewesen, dass Manceps mit ein paar Handlangern den Diebstahl durchführt und die Beute wegbringt. Um das zu ermöglichen, bestach Hermipus einen städtischen Bediensteten. Die Tat wurde erfolgreich ausgeführt, wie ja inzwischen durch das Geständnis des städtischen Bediensteten belegt ist.
Der Plan sah weiter vor, dass die Täter sich nach einer gewissen Zeit in der Nähe von Confluentes treffen und die Beute teilen. Bis dahin sollte die Beute in einem abgelegenen Gutshof auf der anderen Seite des Rhenus in der Silva Abnoba zwischengelagert werden. Doch Manceps hatte offenbar vorgehabt, die Beute komplett zu behalten, so jedenfalls glaubte es Hermipus. Am Ende, nach mehreren Nachfragen, gestand Hermipus noch, warum er sich zu diesem riskanten Schritt entschlossen hatte. Er hatte einen nicht unerheblichen Reichtum in der Vergangenheit aufgebaut und er und seine Familie sich einen ausschweifenden Lebensstil angewöhnt. Die Grundlage seines Reichtums waren sehr gute Handelsverbindungen zu den Hermunduren, wobei es vor allem um Bernstein in großen Mengen und guter Qualität ging. Die Hermunduren besaßen Salzquellen und tauschten das Salz gegen Bernstein, den sie in der Germania Superior auf den Markt brachten. Inzwischen hätten aber die Chatten die Salzquellen in ihren Besitz genommen und damit auch den Bernsteinhandel an sich gerissen. Hermipus hatte versucht, sich mit umfangreichen Bestechungen wieder in diesen Handel einzuschalten, was aber nicht gelang. Das Ganze hatte Hermipus und seinen Geschäft einen schweren Schlag versetzt und so gut wie seine kompletten Geldmittel verbraucht. Gerade als er dann versucht hatte, andere Geschäftsfelder zu erschließen, verstärkte sich, wie Hermipus behauptete, die Konkurrenz in der Gegend, nicht zuletzt durch den Magoniden.
So hätte er bei einer Trinkerei mit seinen Komplizen Manceps und dem Scriba der Stadtverwaltung den Plan des Diebstahls ausgeheckt. Er hätte vorgehabt, mit seinem Anteil wieder ins Geschäft zu kommen, die neuen Konkurrenten zu vernichten und dann über Spenden der Stadt wieder alles zurück zu zahlen.
Domitius: fragt nach dem richtigen Namen von Manceps
Hermipus: Wahrer Name des Manceps sei Philonicus
Domitius: Frage nach den Namen der anderen Mittäter.
Hermipus: Philonicus habe keine Namen genannt, außer den eines Silus.
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