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Etwas abschätzig betrachtete Crispus Sicca, die seinem Jungen so eindeutige Avancen machte. Für ihn als sehr traditionellen Römer war es zwar einerseits erfreulich, die Reize der Damenwelt genauer betrachten zu können, andererseits geziemte es sich nach seiner Meinung nicht für eine anständige Frau, ihr Dekolleté zu präsentieren - ganz zu schweigen von Bein oder Bauch. Genaugenommen war die Stola eben doch das angemessenste Kleidungsstück, das den ganzen Körper verhüllte - oft sogar noch das Haar. Andererseits waren die Magoniden eben Punier und die Völker im Osten hatten manchmal eben andere Vorstellungen von Moral und Anstand - abgesehen davon erinnerte es den Alten wieder daran, dass er früher oder später eine Frau für seinen Jungen suchen musste. Allerdings war dafür noch Zeit - er sollte sich erstmal Meriten beim Militär verdienen, bevor er ihm Enkel schenkte.
Plötzlich setzte ein leichter Nieselregen ein, der den Alten dazu veranlasste, die Kapuze seines Sagum über den Kopf zu ziehen - er hasste den germanischen Regen.
"Scheint so, als wollten die Götter uns einen Strich durch die Feier im Freien machen, was Mathayus? Bei dir zu Hause gäb's sowas bestimmt nicht!"
Zwar gab es etwa in Hispania auch immer wieder mal Regen, in den Bergen sogar Schnee - aber im Osten war so etwas angeblich fast unbekannt.
Mathayus sah Siccas Verhalten ebenso. Er sagte kurz etwas zu seiner Frau auf Punisch woraufhin diese etwas zu Sicca sagte. Diese hielt sich von nun an etwas zurück und bedeckte sich sogar etwas mehr. Wobei das offensichtlich eher am Regen als an den Worten ihrer Mutter.
Mathayus antwortete Crispus derweil.
"Das stimmt wohl. Doch es ist doch irgendwie immer das Gleiche. Auf Melita wünscht man sich des öfteren mal einen kräftigen Regen und ihr ist es eben die Sonne. Immer das was man nicht hat", gab er lächelnd zurück.
"Wie geht es dir denn?"
Er blickte kurz nochmal den Hang hinunter und zu Octavena.
"Heute wäre wohl eigentlich eine gute Gelegenheit Marsus mal deine "Tochter" vorzustellen. Aber bei dem ganzen Gewese um den Senator würde das wohl untergehen."
Die letzten beiden Sätze hatte Mathayus etwas leiser ausgeprochen. Er wusste ja nicht wie weit Octavena schon eingeweiht war.