Besprechungszimmer I der Curia

  • Der Iulier musste müde lächeln, als der junge Mann, der ihm direkt im Anschluss als Bewerber Asius vorgestellt wurde, dem helvetischen Aedil so 'generös' den Vortritt ließ. Aus Sicht des Duumvir war das schließlich eine absolute Selbstverständlichkeit, dass der Kuchen vor dem Krümel einen Raum betrat. Und dies traf hier ja nicht nur hinsichtlich der unterschiedlichen Posten zu - Ocella war Aedil, während Asius arbeitssuchend war -, sondern auch in Bezug auf ihren Stand!
    "Salvete und bitte, setzt euch.", wies er dann auf die beiden freien Stitzgelegenheiten vor dem Tisch, der die beiden vom Iulier trennte.
    "Du bist also Asius und willst Scriba von Ostia werden, richtig? Dann erzähl als erstes mal kurz und knapp, wo du her kommst, was du kannst und womit du bisher so dein Brot verdient hast.", eröffnete Dives sodann die eigentliche Unterhaltung. Unterdessen nahm er sich mit der linken Hand die voll beschriebene Wachstafel vor und überflog den Text noch einmal kurz, während er in der rechten nebenbei ein wenig mit einem Stilus spielte...

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  • Ocella setzte sich auf einen der Stühle, legte die Tabula, die er selbst mit sich trug, neben jene, die bereits auf dem Tisch lag, griff dann mit der rechten Hand zu dem ebenfalls auf dem Tisch liegenden Stilus und machte sich schreibfertig, eine kleine Marotte, aus seiner eigenen Zeit als Scriba der Stadt. Allerdings hielt er sich selbst mit Kommentaren zurück. Weder war er angesprochen worden, noch wollte er den Bewerber in irgendeiner Weise übervorteilen.

  • Gerne Duumvir.
    Asius setzte sich etwas nervös auf den zugewiesenen Platz und und fing an die Fragen des Duumvir zu beantworten.
    Das ist richtig Herr. Bestätigte Asius zunächst die Ausführungen um dann gleich mit der Beantwortung der Fragen fort zu fahren.
    Ich kann rechnen, lesen und schreiben Herr. Darüber hinaus kenne ich mich ein wenig mit dem lex mercatus aus. Das liegt daran, dass ich dort wo ich her komme aus Mogontiacum relativ häufig Tagelöhner Arbeiten auf dem Markt angenommen hatte. Da galt es die Vorschriften genau zu kennen, damit man nicht ständig mit den vigiles aneinander geriet. Kurz bin ich auch discipulus gewesen.
    Fügte Asius noch hinzu. Er überlegte kurz, ob er etwas vergessen hatte. Dem war aber nicht so, und so erwartete er die nächste Frage des Duumvir.

  • Während er las, hörte der Duumvir zu und blickte etwas irritiert auf, als man ihn mit Herr ansprach. Er wartete, bis Asius ausgeredet hatte, bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    "Rechnen, lesen, schreiben und ein bisschen Wissen um die Lex Mercatus, das hört sich doch schonmal nicht schlecht an für einen zukünftigen Scriba des Aedilis Mercatuum. Kleine Bemerkung am Rande: Ich bin für dich entweder der Duumvir Iulius oder, wenn ich ohne meinen Collega unterwegs bin, auch gerne nur Duumvir. Herr oder Dominus werde ich von meinen Sklaven genannt.", erklärte der Iulier und hoffte, dass sich der Provinzler aus dem kalten Norden das merken würde. Im Prinzip war es ja sogar zu Asius' eigenem Besten, wollte er nicht tatsächlich wie ein städtischer Sklave behandelt werden...


    Anschließend legte Dives die recht voll beschriebene Wachstafel auf dem Tisch ab und schob sie zu dem Bewerber herüber.
    "Dann zeig mal, was du kannst.", meinte er mit Blick auf das Schriftstück und einer zeigenden Geste zu dem kleinen Stapel leerer Wachstafeln. Ocella hatte sich ja bereits einen der Stili gegriffen, während der Duumvir mit einem in seiner rechten Hand spielte, sodass letztlich also noch genau ein Stilus auf dem Tisch lag, der offensichtlich für den dritten im Bunde gedacht war.



    Fallbeispiel


    Der Ordo Decurionum Ostiensis möchte die Exedra Curiae mit einem Mosaik schmücken und erhält nach entsprechender Ausschreibung drei verschiedene Angebote:
    Der Tribun der in Ostia stationierten Cohors Urbanae bietet an den Auftrag für 444,00 Sz zu übernehmen. Der Pontifex Vulcani von Ostia hält mit einem Angebot von 380,00 Sz dagegen und der Tribunus Vigilum der Vexillatio Ostiensis offeriert gar den Preis von 333,00 Sz. Ferner könnte für 480,00 Sz ein Mosaikenleger aus einer anderen Stadt den Auftrag übernehmen. Welches Angebot würdest du der Stadtverwaltung empfehlen und warum? Welcher der Männer muss mit einer Strafanzeige rechnen?


    Randinformationen:
    Alle genannten Männer sind für ähnlich gute Leistungen bekannt und besitzen je:[list=I]
    [*]einen Mosaikenleger, der für 400 Sz wöchentlich 3 Mosaike (benötigen je 2 Marmorblöcke) legen kann,
    [*]einen Marmorbruch, der für 580 Sz wöchtenlich 12 Blöcke Marmor (benötigen je 5 Werkzeuge) schlagen kann,
    [*]einen Schmied, der für 230 Sz wöchentlich 80 Werkzeuge (benötigen je 1 Eisenbarren und 1 Holzbrett) herstellen kann,
    [*]& eine Erzmine, die für 550 Sz wöchentlich 160 Eisenbarren (benötigen je 1x Minenrechte) produzieren kann.
    [/list]


    "Wo liegt das eigentlich genau, Mogontiacum? Britannien, Belgien, eine der germanischen Provinzen..?", erkundigte sich der Duumvir weiter. Ein Scriba musste schließlich auch dann und wann mehr als eine Sache gleichzeitig machen können. Zumindest Dives legte beispielsweise bei seinen Briefdiktaten sehr viel Wert darauf, dass der Schreiber auch gleich ein bisschen mitdachte. Wie Ocella es damit hielt, wusste er natürlich nicht so genau, aber würde er erst einmal in den Genuss eines entsprechend befähigten Schreibers gekommen sein, dann würde er ganz sicher keinen mehr einstellen wollen, der nicht dazu in der Lage wäre.
    "Und wie alt bist du, wenn ich fragen darf?", schob er anschließend noch hinterher. Denn natürlich fand er, dass er das Recht hatte zu fragen. Dann wartete er gespannt auf das Ergebnis, zu dem der junge Mann, denn soviel war ihm anzusehen, kommen würde. Mitnichten ging er dabei allerdings davon aus, dass Asius die Fragen nun so beantwortete, wie Dives selbst sie beantworten würde. Das würde er von Ocella als amtierenden Aedil erwarten, aber nicht von jemandem, der nur als Schreiber eingestellt werden wollte und aufgrund seines Standes eh kaum weitere Aufstiegschancen hier hätte. Dennoch wollte der Iulier einfach wissen, woran man bei diesem Mann war - und vielleicht würde der ihn ja auch noch überraschen... positiv... oder negativ... Wer wüsste das schon? Jetzt würde sich in jedem Fall erst einmal zeigen, wie es tatsächlich um die Lesefähigkeiten des Mannes bestellt war.

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  • Asius lass sich die zugeschobene Tabula in Ruhe durch kam dann aber schnell zu einem Ergebnis. Allerdings konnte er nicht genau sagen, ob es das war, was der Duumvir hören wollte.
    Nun Duumvir Julius Mogontiacum liegt in der Provinz Germania Superior. Ich bin 17 Jahre alt.
    Asius hielt kurz inne und fuhr dann mit der relevanten Frage fort.
    Was deine erste Frage angeht, so kann ich sie nur mit dem lex mercatus aus Mogontiacum beantworten. Wendet man dieses an, so dürfen weder Angehörige des exercitus Romanus noch Angehörige des Cultus Deorum Betriebe unterhalten. Folglich kommt nur die letzte Person, der Handwerker als Auftragsempfänger in Frage.

  • Der Duumvir staunte nicht schlecht, dass dieser Asius bereits mit 17 Jahren scheinbar alleine quer durchs Imperium Romanum reiste. Bei der folgenden ersten Antwort jedoch musste er dem Bewerber widersprechen:
    "Nun, das tut mir Leid, aber bekanntlich ist der Tribunus Vigilum stets ein Mann aus dem Ritterstand, wie gleichsam auch die senatorischen Tribuni, zu denen die Tribune der Stadtkohorten zählen, in aller Regel Betriebe führen, um sich den anschließenden Wahlkampf für die Quaestur zu finanzieren.", erklärte er also mit einem Lächeln recht allgemein. Dabei hatte er in seinem Beispielfall natürlich beabsichtigt nur Positionen aus Ostia selbst herausgegriffen, da er wollte, dass der junge Mann hier ein Gefühl dafür bekam, wer besonders wichtig und wer nicht ganz so besonders wichtig wäre.
    "Der Pontifex Vulcani, der gerade ein paar Türen weiter bei meinem Collega sitzt, ist übrigens ebenfalls seit, ich glaube gut sieben-acht Jahren, ein Ritter und damit rechtlich dazu befugt eigene Betriebe zu führen." Und da dieses Amt gleich dem Pontifex Maximus in Roma auf Lebenszeit ausgeübt wurde, bräuchte sich Asius wohl auch nur diesen einen Eques auf dem Posten merken. Der zähe Kerl würde nämlich definiv noch ein paar Jahre das oberste Pontifikat der Civitas ausüben...


    Mit dem Stilus, mit dem er eben noch in seiner rechten Hand etwas gespielt hatte, machte der Duumvir einige Notizen auf der Wachstafel, die bisher nur einige Stichpunkte enthielt. Hinter die Fähigkeit des Lesens kam beispielsweise ein Häkchen, während das Rechnen und Schreiben noch ausstanden und hinter die Frage nach etwaigen Rechtskenntnissen ein paar mehr Worte geschrieben wurden.
    "Zweiter Versuch...", schmunzelte der Iulier, "... mit einer zweiten Frage: Verstößt eines oder verstoßen vielleicht gar mehrere Angebote hier gegen preisliche Regelungen der Lex Mercatus?", forderte er Asius indirekt zu einer kleinen Rechnung auf - zumal der Mann dies zuvor klar zu seinen Fähigkeiten gezählt hatte. Eine zweite Antwort auf die ein- und diesselbe Frage, das hatte er damit hoffentlich klar gemacht, wollte er nicht.
    "Darüber hinaus ist auch noch die Frage offen, welcher der Männer zwangsläufig mit einer Strafanzeige rechnen müsste.", wies er auch auf den letzten Teil noch einmal hin und lehnte sich dann etwas zurück. Wie erwähnt, kam es ihm nicht unbedingt darauf an, dass Asius nun alles richtig und korrekt beantwortete. Das war von einem... ja, peregrinen Barbaren aus einer der germanischen Provinzen ja auch kaum zu erwarten. Im Gegenteil fand der Iulier es da schon schön, dass der Germane nicht gleich versuchte hatte irgendetwas loszurechnen. Das zeugte doch von einem gewissen, gesunden Misstrauen, wie er fand.

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  • Puh! Dachte Asius. Das war doch recht kompliziert. Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch und stützte den Kopf auf die Handballen, während dir Finger flach an den Schläfen lagen. Es konnte ja nur etwas mit dem Preis zu tun haben, dachte sich Asius, wenn es mit dem Stand keine Probleme gab. Also galt es die Herstellungskosten zu prüfen. Ich habs!
    Also Duumvir ich vermute, dass es hier gilt die preisliche Regelung des Lex Mercatus zu prüfen. Ich muss also nachrechnen, ob ein Angebotspreis unter dem Herstellungspreis liegt. Erklärte Asius, bevor er den Herstellungspreis berechnete.
    Der Herstellungspreis müsste sich so berechnen Materialkosten 280Sz plus den anteiligen Herstellungspreis das wären ca. 133Sz. Das ergibt zusammen 413Sz. Folglich müsste der Pontifex Vulcani und der Tribunus Vigilum mit einer Strafanzeige rechnen, da deren Angebote unter dem Herstellungspreis liegen.Erklärte Asius. Nur wen sollte Asius empfehlen.
    Es liegt also nahe, das Angebot des Tribuns der Cohors zu wählen. Dies ist das rechtlich korrekte günstigste Angebot. Könnte stimmen, dachte Asius und lehnte sich etwas in seinen Stuhl. Den Stilus benötigte er für eine solche Rechnung nicht. Da müsste es schon etwas schwieriger sein.

  • Und es fing gerade erst an komplex und komplizierter zu werden...
    "Der Ansatz war schon nicht schlecht, Asius. Natürlich betragen die Materialkosten in allen Fällen keine 280 Sesterzen, da die Leute in meinem Beispiel ja jeder sebst einen Marmorbruch besitzen, was dazu führt, dass sie sich selbst quasi den Marmor zum Herstellungspreis abnehmen können. Gleiches wiederum gilt für die zur Marmorherstellung benötigten Werkzeuge, die jeder im Beispiel selbst herstellen kann und so weiter. Jeder dieser vier Betriebe verringert so natürlich letztlich die Gesamt-Herstellungskosten eines Mosaiks.", erklärte Dives kurz ganz grob diesen theoretischen Aspekt, mit dem der Herstellungspreis für ein Mosaik sogar weit unter 4 Aurei sinken konnte. Das zeigen seiner kompletten Rechnung, die ähnlich dieser Tabelle ausschaute, sparte er sich jedoch. Er las nur kurz seine Ergebnisse ab:
    "Insgesamt erhälst du auf diese Weise Herstellungkosten für Eisen in Höhe von 7,44 Sesterzen, für Werkzeug in Höhe von 10,32 Sesterzen, für Marmor in Höhe von 99,94 Sesterzen und letztlich für Mosaike in Höhe von 333,22 Sesterzen. Dabei ist das für die Werkzeuge benötigte Holz noch komplett unberücksichtigt. Mit Holz zu einem Einkaufspreis von 2,00 Sesterzen kommt man dann auf eine Summe von 353,22 Sesterzen. Das heißt, dass lediglich der Tribunus Vigilum in meinem Beispiel unter den Herstellungskosten seine Dienste anbietet.", fasste er zusammen, was es zur Rechnung zu sagen gab. Denn es war mit den beiden letzten Zahlen gezeigt, dass man durchaus für 380 Sesterzen Mosaike herstellen legen konnte, während man noch ohne Berücksichtigung von irgendwelchem Holz bereits über 333 Sesterzen an Herstellungskosten hatte.


    "Eine Strafanzeige droht dem Tribunus Vigilum in meinem Beispiel jedoch trotzdem nicht zwangsläufig, da nicht klar hervorgeht, ob dessen Angebot nicht vielleicht ein einmaliger Sonderpreis ist, der nicht der Konkurrenz den Zutritt zum Markt erschweren soll, sondern lediglich eine Art Danksagung an die Civitas ist, in der der Tribun seinen Dienst verrichtet. Nein, mit einer Strafanzeige müsste vielmehr der Tribun der Cohors Urbanae rechnen, da dieser zwangsläufig dem Ordo Senatorius angehört und folglich keinen der aufgeführten vier Betriebe überhaupt besitzen darf.", löste er dann auch dieses Rätsel.
    "Die Frage nach dem zu wählenden Angebot hast du mir bereits einmal beantwortet. Da hätte ich auf eine zweite Antwort auch verzichten können. Nichtsdestotrotz wäre hier nach meinem persönlichen Empfinden natürlich das Angebot des Pontifex Vulcani dem billigeren Angebot des Tribunus Vigilum vorzuziehen gewesen, da gerade bei einem solchen Angebot unter Herstellungskosten doch schnell der Verdacht von Vetternwirtschaft und/oder ungewollter Einflussnahme von Seiten des Militärs aufkommen könnte. Dies ist natürlich nach Möglichkeit zu vermeiden.", erklärte Dives weiter. Natürlich war es auch sein ganz persönliches Verhältnis zum Militär - insbesondere zur Classis -, das ihn ein Angebot von ziviler Seite bevorzugen ließ. Damit waren die Fragen soweit beantwortet.


    "Soweit, so gut. Abschließend habe ich nur noch eine Aufgabe für dich.", begann der Iulier nach einer kurzen Zäsur, in der er sich weitere Notizen machte. Das Rechnen schien bei dem Germanen auch zu funktionieren, während ihm der Tiefblick natürlich und logischerweise noch fehlte. Was hatte er noch nicht geprüft? - Richtig, das Schreiben.
    "Ich möchte, dass du eine dieser Wachstafeln nimmst und eine Ernennungsurkunde auf den heutigen Tag ausstellst. Ernannt werden soll ein Asius, unzwar wortwörtlich: 'zum Scriba der Stadt Ostia'.", sprach der Duumvir und zeigte einmal mehr auf die leeren Wachstafeln und den vor dem Germanen liegenden Stilus. Natürlich würde man das Ganze später traditionsgemäß in papyrus -Form aushängen und damit amtlich machen, doch für Vorschriften waren die Wachstafeln ja unter anderem da. Zudem wusste Dives ja nicht, wie gut es tatsächlich um die Schreibfertigkeiten des jungen Mannes bestellt war. Und dann war da selbstverständlich auch noch die Sache mit der Lesbarkeit einer Handschrift...

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  • Bei den Götter, dass das Marktrecht so kompliziert war, hätte Asius nicht gedacht. Er würde sicher einige Zeit brauchen, bis er es so gut beherrschen würde wie der Duumvir. Gut dafür war er aber auch Duumvir. Asius hingegen wollte zunächst nur scriba werden. Aber wer weiß, wohin Asius Weg noch führen würde.


    Ernennungsurkunde


    Ad ANTE DIEM VI ID IUN DCCCLXIII A.U.C. (8.6.2013/110 n.Chr.)
    wird Asius zum Scriba der Stadt Ostia ernannt.


    Asius bemühte sich seine beste Schrift zu verwenden. Schließlich sollte man das was er schrieb auch lesen können. Doch leider hatte Asius keine Ahnung, welche Form eine solche Ernennungsurkunde haben sollte. Ob das so dem Duumvir genügen würde? Schließlich hatte er bisher nicht mit fundiertem Wissen punkten können. Als Asius fertig war, schob er wortlos die Tafel über den Tisch und erwartete das Urteil des Duumvir.

  • Mit großen Augen schaute sich der Duumvir das Ergebnis an, welches ihm präsentiert wurde. Ein Zweizeiler, der optisch rein garnichts hermachte?!
    "Sah so auch deine Ernennungsurkunde zum Discipulus in... hier... Germania Superior aus?!" Auszuschließend war dies sicherlich nicht, denn wer wüsste schon, was jenseits der Alpen so für Sitten herrschten, aber hier war man in Italia, im Herzen des Imperiums, keine 21 Meilen von Roma entfernt!
    "So kann dich hier niemand zum Scriba ernennen. Du hast noch eine - letzte - Chance. Löschen und dann nochmal.", erklärte er ernst und schob die Wachstafel zurück. Der Junge musste aus Sicht des Iuliers einfach schon mindestens eine Ernennungsurkunde gesehen - und sogar in den Händen gehalten - haben. Würde erneut ein Fehlversuch des Germanen folgen, so würde Dives seine Zeit hier nicht weiter verschwenden. Er würde davon ausgehen, dass Asius nicht wusste, wie man eine ordentliche, römische Urkunde ausstellte, weil er noch nie eine gesehen hätte. Das wiederum würde ihn zu der Annahme verleiten, dass die Tätigkeit als Discipulus erfunden und erlogen war. Und da man Hochstapler nicht in Ostia beschäftigte, wäre der Fall im Folgenden recht eindeutig...


    Dabei war natürlich auch dem Iulier sonnenklar, dass die Urkunden in Ostia eine andere Form hatten als die in Mantua oder Misenum oder Roma oder Alexandria oder eben auch Mogontiacum. Allerdings war er sich mehr als sicher, dass eine römische Urkunde im gesamten Imperium auch nach einer Urkunde aussah und wohl nicht nur zwei lieblose Zeilen Text umfasste...

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  • Asius war kurz davor es zu vermasseln. Sichtlich nervös versuchte er mit schwitzigen leicht zitternden Händen etwas besseres zu Werke zu bringen. Doch wie sollte er das tun? Krampfhaft versuchte er sich an seine Ernennungsurkunde aus Mogontiacum zu erinnern. Nein! Nein!Nein! Wie war das denn? Asius versuchte grob mit kleinen Linien zu skizzieren, wie eine solche Urkunde aussehen könnte. Er paarte dabei die in seiner Erinnerung erhaltenen Fragmente der Urkunde mit etwas estetischem Empfinden. Dann versuchte er die Linien mit Leben zu füllen. Schließlich gehorchte das Ganze dem Dreiklang Wer? Wann? Durch wen?
    So vielleicht Duumvir?


    IN NOMINE IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    Asius


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM VI ID IUN DCCCLXIII A.U.C. (8.6.2013/110 n.Chr.)



    ZUM
    Scriba der Stadt Ostia



    ............. - Duumvir Ostia



    Die Punkte würden für den vollen Namen des Ernenners stehen. Ich nehme an, dass das in diesem Fall der Duumvir von Ostia ist.

  • Nun nickte der Iulier ein wenig zufriedener.
    "DAS sieht doch schon viel eher nach einer Urkunde aus!", stellte er fest und fragte sich, weshalb der Germane nicht gleich einen ordentlichen Vorschlag gemacht hatte. Hoffentlich - für Ocella - brauchte der Kerl nicht bei jedem Auftrag, den der Aedil ihm später stellen würde, erst eine solche Extraeinladung. Dann nahm er die von Asius beschriebene Wachstafel an sich und überlegte kurz.
    "Gut, dann habe ich nur noch eine organisatorische Frage an dich: Lautet dein aktueller Wohnort Ostia * oder lebst du derzeit noch irgendwo anders?" Das war natürlich gerade hinsichtlich der Verlässlichkeit nicht ganz unwichtig und zeigte auch irgendwo, wie ernst der Germane die Sache nahm.


    Sim-Off:

    * Für einen etwaigen Wohnortwechsel einfach in diesem Thread einen neuen Wohnort für deine ID benennen.


    "Ansonsten war es das von meiner Seite aus erst einmal gewesen. Die Ernennungsurkunde wird heute im weiteren Tagesverlauf fertig gemacht, unterzeichnet und anschließend öffentlich zugänglich ausgehängt. Du kannst dir dann morgen früh pünktlich zum Arbeitsbeginn beim Aedilis Mercatuum deine Kopie des Schriftstücks abholen und wirst bei dieser Gelegenheit dann sicherlich auch gleich deinen ersten Auftrag erhalten.", erklärte Dives und blickte hernach kurz zu Ocella. Der hatte den Germanen schließlich einstellen wollen, sodass davon auszugehen war, dass der Helvetier auch schon genau wusste, wo und wofür er Asius brauchte.
    "Dein Gehalt beträgt dann standardmäßig fünf Denarii pro Woche und wird dir vom Quaestor aus der Stadtkasse bezahlt. Hast du sonst noch irgendwelche Fragen, die du jetzt gerne noch loswerden würdest?", erkundigte sich der Duumvir dann ganz allgemein und dachte dabei natürlich vor allem an Fragen die neue Tätigkeit des Germanen betreffend. Unbewusst hatte er Asius nun wohl aber auch die Möglichkeit eröffnet andere Dinge zur Sprache zu bringen, falls der bald neue Scriba Ostiensis da denn etwas hatte, das er gerne loswerden wollte...

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  • Asius konnte sein Glück kaum fassen. Nach all den Rückschlägen hat er endlich eine Anstellung gefunden. Und was für eine! Er war im Staatsdienst und das im Zentrum des Reiches. dort wo sich alle wichtigen Leute tummelten. Sein neues Leben konnte nun beginnen.
    Vielen Dank Duumvir für dein Vertrauen. Du wirst sehen, du wirst deine Entscheidung nicht bereuen. Verkündete Asius etwas überschwänglich. Doch dann griff er die Frage des Duumvirs auf. Fast hätte er vergessen, warum er heute viel zu früh in der Curia aufgeschlagen war.
    Zwei Fragen habe ich noch. Zum ersten wollte ich fragen, in welchen Stadtteil ich am besten ziehe. Zur Zeit wohne ich ja in der Taverne. Da kann ich nicht auf dauer wohnen bleiben, erst recht nicht, weil ich nun hier bleiben werde. Dann kam Asius zu seiner Beobachtung auf dem Markt.Darüber hinaus wollte ich eine Beobachtung melden, die ich heute Morgen auf dem Markt gemacht habe. Ich glaube, dass wir dort eingreifen sollten. Ich habe in der Früh Aprikosen gefrühstückt. Dabei bin ich an einem Stand vorbei gekommen, an dem es heiß her ging. Eine Frau beschwerte sich beim Händler, dass der Weihrauch so teuer wäre. Der Beutel kostet wohl 5Sz. Als ich dass hörte habe ich das genau wissen wollen, und tatsächlich war dieser enorm hohe Preis angegeben. Der Händler hat sogar bei der Frau entschuldigt, ihr aber zu verstehen gegeben, dass er wohl für die Preise nicht verantwortlich sei. Er wäre nur Angestellter. Der Besitzer wäre wohl ein gewisser Tiberius Helvetius Varus. Wenn die Frau sich beschweren wollte, sollte sie zu ihm gehen. Normalerweise regeln sich solche Wucher Preise über die Konkurrenz. Allerdings habe ich festgestellt, dass dies der einzige Stand ist, der Weihrauch vertreibt, und das wohl schon seit Wochen. Ich glaube, dass hier jemand mit dem Seelenheil der Leute schnelles Geld machen will. Und dass könnte glaube ich, zu erheblicher Unruhe in der Stadt führen.
    Als Asius seine Ausführungen beendet hatte, ließ er den hohen Herren Zeit, die Lage zu beurteilen. Vielleicht war es wichtig, vielleicht auch nicht. Das mussten nun die beiden mit ihrem Fachwissen entscheiden.

  • "Das will ich hoffen.", antwortete der Iulier auf die überschwängliche Verkündung des Germanen ziemlich trocken. Letztlich aber wäre es wohl eher der helvetische Aedil, in dessen Officium Asius ja tätig werden sollte, den es in erster Linie nicht zu enttäuschen galt. Aber das würde Ocella sicherlich auch selbst bei Gelegenheit noch einmal klarstellen, sodass der Duumvir seine eigene Wichtigkeit nun nicht irgendwie selbst untergraben würde.
    Dann jedoch begann es abenteuerlich zu werden. Dives tadelte sich gedanklich selbst dafür dem baldigen Scriba eine solche Gelegenheit gegeben zu haben, um nun mit der Frage nach einer guten Wohngegend belastet zu werden. Hatte der Kerl bislang noch keine Möglichkeit gehabt sich mit einem anderen städtischen Schreiber darüber zu unterhalten? Doch es kam noch abenteuerlicher: Da begann der Germane doch tatsächlich davon zu erzählen, was er heute schon alles gemacht hatte, dass er auf dem Markt war, dass er Aprikosen gefrühstückt hätte und und und. Wen sollte das interessieren? Für solcherlei Geschichten hatte das einfache Volk doch einen Friseur des Vertrauens, oder nicht? Falls nicht, dann saß direkt neben Asius ein Inhaber eines ostiensischen Barbiers, kam dem Iulier der Gedanke und er musste schmunzeln. Das hieß: Besuchten Germanen überhaupt jemals einen Barbier? - Er wollte es eigentlich gar nicht so genau wissen. Dann endlich hatte Asius seinen Redeschwall beendet.


    "Eine sehr schöne Geschichte, Junge. Wirklich, die solltest du noch mehr Leuten erzählen.", erklärte er gekünstelt amüsiert und erhob sich.
    "Am besten, du besprichst das noch einmal in aller Ruhe mit deinem direkten Vorgesetzten, dem Aedil HELVETIUS, und lässt dir bei der Gelegenheit von ihm dann erklären, dass Weihrauch aus dem Osten importiert wird und dass gerade in einem Bürgerkrieg, an dessen Ende wir uns derzeit nun hoffentlich endlich befinden, mitunter der Transport erheblich teurer ist. Mit etwas Glück wird er dir sogar verraten, dass Ostia eine Civitas ist und mitnichten 'der Staat', der bei Wucherpreisen letztlich überhaupt nur aktiv eingreifen könnte.", gab er sarkastisch von sich und verschwand hernach aufgesetzt lächelnd aus dem Zimmer. Asius könnte sich ja auf machen nach Roma und sich zu den dortigen Aedilen begeben, zu deren Aufgaben auch die Marktaufsicht gehörte. Denn Roma, das war in der Tat der Staat. In den Kerkern der Ewigen Stadt sollte der Germane vielleicht sogar den einen oder anderen Aedil aus der vescularischen Zeit auftreiben können, sollten sich nicht alle vor ihrer Ergreifung das Leben genommen haben... Kurzum: Derzeit hatten Händler nicht nur kriegsbedingt gute Argumente für hohe Preise, sondern waren darüber hinaus temporär auch nur äußerst schlecht zu belangen.

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  • Ocella beobachtete die Prüfungsaufgaben des iulischen Duumvirs aufmerksam und betrachtete sich auch Asius bei der Lösung ebenjener Aufgaben. Dass er jeweils einen zweiten Versuch brauchte, nahm Ocella zu Kenntnis und würde - falls der Duumvir der Einstellung zustimmen würde - für eine Einarbeitung sorgen. Jedenfalls war Asius jemand, der mitdenkt, und dass hielt ihm Ocella durchaus zugute. So hielt er sich auch weitgehend zurück und konnte sich dann schon mal den Planungen des Nachmittags widmen.


    Als der Duumvir dann aber den Raum für Fragen eröffnete, wurde es... spannend? abenteuerlich? beleidigend? Den Duumvir interessierte doch beileibe nicht, wo einer der städtischen Scribae wohnen sollte. Und dann wurde auch noch sein Cousin Varus hier eines unlauteren Wettbewerbs verdächtigt. Ocella entgleisten für eine Momente seine Gesichtszüge und er hatte Mühe, nicht umgehend den Raum zu verlassen und Asius von einem der Liktoren aus der Curia zu geleiten. Hatte der Junge denn überhaupt kein Taktgefühl? Jedenfalls erhob sich Ocella, schaffte Distanz zwischen sich und dem Germanen und lehnte sich dann an eine der Wänder, den kalten Blick auf Asius gerichtet.


    Möchtest du sonst noch etwas zu dieser Angelegenheit sagen?

  • Schnell stramm und falsch. So konnte Asius wohl sein Vortrag bewerten. Manchmal gilt wohl doch die Redewendung "reden ist Silber schweigen ist Gold". Das würde Asius sich für die Zukunft merken. Für den Augenblick waren es wohl klar genug Worte, obwohl Asius ja eigentlich nur der Aufforderung des Duumvirs folge geleistet hat. Und darüber hinaus lag ihm ja mit seiner Aussage nur das Wohl der Bürger dieser Stadt am Herzen. Wie auch immer, er würde sich beweisen müssen. Auch Asius erhob sich nun von seinem Platz und wendete sich dem Aedil zu.
    Im Augenblick nicht Aedil. Ich glaube ich habe schon zuviel gesagt.
    Antwortete Asius mit enttäuschter Stimme dem Aedil.

  • Richtige Antwort. Ocella richtete sich von der Wand wieder auf und fixierte den zukünftigen Scriba erneut. Wenigstens wusste der Germane auch, wann Schluss war.


    Bestens. Du wirst morgen deinen ersten Arbeitstag haben. Die ersten drei Tage erhältst du eine Einarbeitung von einem der dienstälteren Scribae. Danach arbeitest du selbstständig.


    stellte der Aedil danach noch trocken die letzten Anweisungen klar, bevor er dann, den Blick aus dem Fenster gewandt, anfügte:


    Dann kannst du jetzt gehen.


    Noch hatte Ocella diesen Schlag ins Gesicht noch nicht verwunden und war sich auch noch nicht sicher, wann er ihn verwunden hätte. Jedenfalls müsste sich der Germane jetzt beweisen und zwar ohne solche Aktionen, wie grade eben.

  • Der Wind war kühl und irgendwie schien noch etwas in der Luft zu liegen. Asius hoffte, dass Leistung und Zeit die Wogen glätten würden.
    Ist gut Aedil. Bis Morgen dann. Vale bene.
    Ruhig verließ Asius den nachdenklichen Aedil. Morgen sollte es dann richtig los gehen.

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