Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Das Bürgerrecht wollte Flavus, natürlich. Darauf nickte der Iulier erst einmal verstehend und überlegte bei der Erwähnung etwaiger Kontakte schon einmal, bei wem er in dieser Sache am besten vorstellig werden sollte. Zwei, drei Namen kamen dem Duumvir da auch ganz spontan in den Sinn, bevor seine Aufmerksamkeit von einer anderen Sache abgelenkt wurde:
    "Verstehe ich das richtig, dass du dich unter mein Patronat zu stellen gedenkst?", fragte er überrascht mit erhobenen Augenbrauen nach. So zumindest hörte es sich für Dives an, wenn sein Gegenüber davon sprach ihn und all seine politischen Ambitionen derart unterstützen zu wollen. Sogar etwaige Kinder und wollte Flavus ja offenbar mit in diese Abmachung einbeziehen.
    "Das wäre deiner Sache natürlich sicherlich zuträglich, da es die einfachste Erklärung für mein Interesse an deinem Bürgerrecht wäre.", stellte der Iulier jedoch gleich im Anschluss fest und zeigte sich damit nicht abgeneigt. Er wiegte noch einmal den Kopf kurz nach rechts und kurz nach links, bevor er einen Vorschlag für den Soldaten hatte, der sicherlich für beide Seiten vertretbar war:


    "Da ich - selbst mit meinen guten Kontakten - in Zeiten des Bürgerkrieges kaum in der Lage sein werde das Bürgerrecht für IRGENDjemanden zu erwirken, schlage ich Folgendes vor." Dives machte eine kurze Pause, um seine Worte zu sortieren.
    "Ich werde sehen, was ich für dich erreichen kann. Gedulde dich noch bis zum Ende dieses unsäglichen Bürgerkrieges - und überlebe(!) - und du wirst von mir hören.. oder wahrscheinich eher lesen. Gegen deine bis dahin gesammelten Informationen werde ich mich bei deinem Praefectus für eine Auszeichnung und beim Kaiser für dein Bürgerrecht einsetzen und dich darüber hinaus als Klient aufnehmen. Wie klingt das für dich?" Das war wohl konkret genug, um es als Deal per Handschlag besiegeln zu können, während es bis zum Kriegsende für beide Seiten jedoch genug Luft ließ, um im Falle eines Falles kurzfristig umzudisponieren. Vielleicht fand sich schließlich noch ein Soldat, der billiger zu Informationesdiensten bereit wäre... Oder mitunter geriet Flavus auch an jemanden, der ihm schneller noch zum Bürgerrecht verhelfen mochte... Das galt also durchaus in beide Richtungen, wenngleich der Duumvir natürlich nur die seine dabei im Blick hatte.

    Die ruhige Stimme des Großonkels wirkte auf dessen Großneffen in der Tat beruhigend.
    "Genau. Also, mein Collega Cassius und ich, wir sind die amtierenden Duumvirn von Ostia. Wir...", das hieß: eigentlich nur Dives, "... wollten uns auf die Seite des Cornelius schlagen, nachdem wir hörten, dass dessen Truppen bis vor die Tore Romas gezogen seien. Weil wir in Ostia stets mindestens eine ganze Centuria von salinatortreuen Soldaten stationiert hatten, gab es zuvor leider keine Möglichkeit dazu.", erklärte der junge Iulier weiter. Natürlich hätten sie jederzeit zuvor etwas aktiv gegen den crassissimus unternehmen können, doch wären sie schlicht festgenommen und damit unschädlich gemacht worden. Wem hätte dies genutzt? - Letztlich wohl niemandem, außer Salinator selbst, der die beiden Ämter einfach mit wirklich Getreuen hätte besetzen können...
    "Dieser, wie du sagst, Aurelius Lupus..." Und der Name sagte Dives tatsächlich etwas, wenngleich der Groschen bei ihm nicht sofort fiel. "... hat uns dann nach unserem Beistandsangebot sofort festsetzen lassen. Ich glaube, dass ich den Mann irgendwo her kenne. Wahrscheinlich muss ich ihn früher irgendwann einmal unbewusst verärgert haben, sodass er nun so reagiert hat.", spekulierte der junge Iulius recht offen. Was und vor allem wie er vor mehreren Jahren in seinem jugendlichen Übereifer mit dem Patrizier gesprochen hatte, das hatte Dives längst vergessen.


    "Während ich jetzt hier noch einsitze, wurde mein Collega vorhin in militärischer Begleitung wieder nach Ostia geschickt *, um dort für eine friedliche Übergabe der Stadt zu sorgen. Das weiß ich, weil der Tribunus Duccius vorhin hier war. Dem habe ich diese Idee überhaupt erst nahe gelegt, ...", was natürlich nicht hieß, dass der nicht vielleicht ähnliche Gedanken gehabt haben mochte, "... doch hat er dennoch lieber nur meinen Collega Cassius geschickt.", stellte er dann klar, dass Hemnia folglich unter Umständen schon wieder auf einigermaßen freiem Fuß war.
    "Jetzt hoffe ich, dass du mir vielleicht ähnlich helfen kannst. Denn bis auf mein vielleicht ein kleines bisschen opportunes Unterstützungsangebot habe ich ja wirklich nichts verbrochen...", spielte er selbst diesen Punkt herunter. Gerade unter Beachtung der steten Stationierung salinatortreuer Truppen in Ostia fand er dies jedoch durchaus sogar legitim.


    Sim-Off:

    * Ich hoffe, das passt so mit den Zeitebenen einigermaßen.

    Sodann brach der Sturm über sie herein. Mit einem Satz sprangen die ersten Mitglieder des Mobs über die im Weg liegende Komode und stachelten mit weiteren Hetzrufen den Drang der anderen an, ebenfalls ins Innere der Casa vorzudringen und den letzten Widerstand bestehend aus den beiden iulischen Sklaven zu brechen. Während irgendwer im Gedränge im Vestibulum dann dafür sorgte, dass auch die Komode etwas aus dem Weg kam, sodass endlich alle, der gesamte Mob, ungehindert in die Casa einströmen konnte, starteten im Atrium bereits die ersten Kampfhandlungen zwischen den beiden Sklaven und der immer größer und größer werdenden Menschenmenge.
    Den beiden iulischen Sklaven wurde spätestens in diesem Augenblick klar, dass sie wohl nicht mehr lange zu leben hatten, denn bei einer solchen quantitativen Übermacht hätte wohl selbst ein top ausgebildeter Gladiator kein Land gesehen. So also nahm Molpis allen Mut und alle Kraft zusammen und versuchte sich mit dem hölzernen Stuhlbein in den Händen nach bestem Können zu verteidigen und eventuell wenigstens den einen oder anderen Angreifer möglichst schwer zu verletzen. Jedoch erreichte er bis auf ein paar leichtere Blessuren nicht viel, was letztlich aber sicherlich auch darauf zurückzuführen war, dass sein Kampfgefährte nicht ganz so tapfer war.


    Immer mehr und mehr Menschen strömten in die Casa Iulia mit dem Willen Beute zu machen und ihrer Wut auf Salinator und dessen Anhänger Ausdruck zu verleihen. Da packte Molon die pure Angst. Er ließ sein hölzernes Stuhlbein fallen und lief panisch los. Ohne konkretes Ziel, denn er wollte einfach nur hier weg, wollte leben, trugen ihn seine Beine aus dem Atrium. Er hörte noch, wie hinter ihm relativ kurz gekämpft wurde, bevor ein Teil der Meute die Jagd auf ihn eröffnete, während der andere Teil bereits mit der Suche nach wertvollen und brauchbaren Dingen begann. Es dauerte nicht lange, da gab der erste Schrank mit großem Krachen dem Angriff nach und begrub Molpis unter sich, sodass später lediglich ein Arm von ihm zu sehen sein würde.
    Unterdessen flüchtete sich Molon verzeifelt in die Bibliotheca der Casa. Doch die schnellsten Anhänger des Mobs konnten ihn problemslos verfolgen. Verstecken oder gar eine erfolgreiche Flucht waren nicht möglich. Letztlich landete der Sklave im Lagerraum der Bibliothek - einer Sackgasse! Sich in der Eile nur noch einen einigermaßen stabil aussehenden Hocker krallen könnend, trafen bereits einen Augenblick später schätzungsweise ein halbes Dutzend Männer ebenfalls im Lagerraum ein und begannen mit Knüppeln und ähnlichem auf den Sklaven einzuprügeln. Während in den anderen Teilen des Hauses bereits Schränke, Regale und Truhen nach leicht transportablen Wertgegenständen durchsucht wurden, fiel nun also auch Molon dem Angriff zum Opfer. Zunächst nur bewusstlos und schwer verletzt, würde auch er später versterben.


    Hernach versuchten die Eingedrungenen im gesamten Haus Beute zu machen und alles, was sie nicht gebrauchen oder gut abtransportieren konnten, wurde kurzerhand zerstört. So fielen diverse Statuen und Büsten dem Angriff genauso zum Opfer, wie zu große Möbel. Während sich an mehreren Stellen die Zerstörungswut gar gegen den bloßen Putz der Wände richtete, wurden etlicher Schmuck und teuer anmutende Kleidungsstücke von einfachen Tuniken über Togen bis hin zu schicken Kleidern für die Frau daheim erbeutet. Einzig der versteckte senatorische Tresorraum wurde bei all der blinden Gier nach Raubgut nicht entdeckt. Dafür fielen dem Mob die kleine Haushaltskasse, diverse Keramik- und Glaskunst und mehrere Sets feinstes Silbergeschirr in die Hände. Keine Stunde später war der plündernde, wütende Mob verschwunden und hinterließ eine innerlich eher an eine Ruine, denn an ein vornehmes Senatorenanwesen erinnernde Casa Iulia zurück...




    SKLAVE - CASA IULIA

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Langsam schlichen sie sich also wieder vor bis zu der Tür, die zum Lagerraum der Hausbibliothek führte. Das Herz des Maiordomus pochte wie wild. Zusammen mit Gracchus spähte er durch den Türspalt und auch ihm fiel zunächst die scheinbar blinde Zerstörung der Raumes auf. Aber dort..! Da, in der Mitte des Raumes..! Begraben unter mehreren Holzplanken und Bettern..! Phocylides versuchte genauer zu spähen. Da lag eindeutig jemand. Und dieser jemand sah Molon auch durchaus ähnlich. Allerdings... Er bewegte sich!!
    Erschrocken ließ der Grieche seine 'Waffe' fallen - wenn jetzt noch jemand im Innern wäre, hätte er spätestens jetzt die beiden ungebetenen 'Gäste' gehört - und drehte sich mit dem Rücken zur Wand neben der Tür. Nach zwei tiefen Atemzügen zur Beruhigung blickte er entschuldigend zu Gracchus.


    "Ich glaube, da liegt Molon...", flüsterte er dem Iulier aufgeregt zu. Weshalb genau er nun noch leise sprach, wusste er jedoch auch nicht. Jedenfalls blieb ein Sturm aus dem Lager nach draußen aus. Entweder wartete man dort drinnen also auf das Eintreten von Gracchus und Phocylides, um dann zuzuschlagen, oder sie waren tatsächlich nur zu dritt, Molon eingerechnet.
    "Er hat sich noch bewegt!!", schob der Maiordomus besorgt hinterher. Es folgte erneut ein kraftloses, gedämpftes Husten aus dem Lager. Hätte er bereits gewusst, dass sie wirklich allein waren, der Grieche wäre sofort hinein gestürmt. So jedoch wollten seine Beine ihn weder in die eine noch in die andere Richtung tragen...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    Das Fackellicht blendete Dives zunächst, sodass er seinen Blick erst einmal abwandte und seine Augen langsam an die Helligkeit zu gewöhnen versuchte. Unterdessen begann der Militär irgendetwas von Hochstapelei zu erzählen, was der Gefangene im ersten Augenblick nicht so recht einzuordnen wusste. War etwa noch jemand aufgetaucht, der behauptete Iulius Dives, Duumvir von Ostia, zu sein? Derjenige müsste reichlich dumm sein sich im Lager der cornelischen Truppen gerade als Iulius auszugeben! Dann hallten die Worte Ähnlichkeit und Dives (und nicht etwa das förmlichere Iulius) in seinem Kopf nach, um eine Vermutung keimen zu lassen, die sich schlussendlich scheinbar bestätigen sollte: Licinus! Das also war Großonkel Licinus, der Primus Pilus der ersten Legion.
    Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich über Dives' Gesicht, der den Mann vor sich bisher lediglich vom Hörensagen kannte. Das hieß: Vielleicht hatte er ihn in seiner frühsten Kindheit bereits einmal gesehen, aber an soetwas konnte sich der Duumvir natürlich nicht mehr erinnern.


    "Großonkel Licinus..? Ich...", begann er dann leicht ungläubig und sein Glück noch kaum fassen könnend (der duccische Optio hatte ihm also nicht einfach nur sein Geld abgenommen). "... ich weiß nicht.", beendete er diese erste Antwort wohl reichlich dämlich. Hinzu kam, dass der Primus Pilus sicherlich von ihm enttäuscht war, denn immerhin saß er hier gerade in einer Zelle der Castra Praetoria ein! Dabei gab es ja wirklich keinen Grund ihn hier einzusperren... zumindest keinen objektiven... eigentlich. Oder? - Nein.
    "Dieser senatorische Tribun, der meinen Collega, den zweiten Duumvir von Ostia, ..." Vielleicht machte diese Nebenbemerkung zum erreichten Duumvirat ja wenigstens einen Teil der Enttäuschung seines Großonkels wieder wett. "... und mich im Lager empfangen hat, der hat uns einfach und kurzerhand wegspe... nein, zu seinen 'Gästen' erklärt." und sie dann, zumindest bis jetzt, nicht ein einiges Mal besucht. Es war wirklich ärgerlich, dass sich Dives nicht erinnerte, woher er diesen Tribun kennen müsste. Denn dass er ihn kennen müsste, war nach dieser Aktion ja ziemlich klar.
    "Dabei haben wir ihm sogar unsere Hilfe angeboten und wollten im Sinne unserer Civitas dafür sorgen, dass diese friedlich die Seiten wechselt.", schob er noch nach. Hoffentlich zählte diese Rechtfertigung wenigstens ein bisschen bei Großonkel Licinus. Man stelle sich nur vor der wäre ähnlich streng wie dieser alte Iulius Potitus, mit dem die beiden Brüder Flavus und Lucanus wirklich ein schweres Los gezogen hatten. - Nein, besser man stelle es sich nicht vor. Dem spontanen Drang dazu, seinen Großonkel mit großen Augen zu bitten ihn hier raus zu holen, widerstand Dives nur mit einiger Anstrengung. Er wollte auf seinen Großonkel nicht weinerlich wirken, wenngleich sowohl Ort und Anlass, als auch seine ersten Worte an den Primus Piluswohl kaum ein schlechteres Licht auf ihn hätten werfen können...

    Langeweile, Langeweile, Langeweile... und nichts, aber auch garnichts zu tun. Dives lag auf der unbequemen Pritsche und starrte schwarze Löcher in die Luft. So dunkel wie die schwach beleuchtete Zelle war, war das sogar nicht sonderlich schwierig mit der schwarzen Farbe der Löcher. Jaja, Farben zu sehen war schon eine schöne Sache. Wenigstens mit geschlossenen Augen vermochte sich der Iulier jedoch durchaus noch gut an dieses oder jenes mehr oder weniger farbenfrohe Bild seines Lebens zu erinnern. Insbesondere einen Anblick sah sich Dives gedanklich sehr gern an: Serapio und er in den Horti Luculliani, hinter dem Nymphaeum. Es war der achte Tag vor den Juli-Kalenden gewesen, als der frisch ernannte Praefectus Praetorio den Festtag der Fors Fortuna feierlich beging. Mit einem von zwei weißen Rössern gezogenen Gespann hatte er Dives dereinst unter eine große Weide entführt, um von dort aus ins grüne Gebüsch zu verschwinden. Nachher hatte sie dann gemeinsam beisammen gesessen und Süßhölzer gekaut und einfach nur den Ausblick und den Sommer genossen - und natürlich ihre Zweisamkeit. Ja, das war wirklich atemberaubend gewesen, wie das Licht durch die Baumkronen gefallen war, wie ein kleiner Schmetterling mit den leuchtendsten Farben im Gras niedergesessen war und wie es war Serapio einfach nur nahe zu sein. Würde das Leben des Iuliers demnächst hier in diesen Castra ein Ende finden, es wäre wohl der schönste Augenblick seines Daseins gewesen...


    Passend zu diesem Gedanken ging in diesem Augenblick die Zelltür des Duumvir mit einem lauten Quietschen auf, sodass Dives reflexartig seine Augen aufschlug. Prompt wich die Farbpracht seiner Gedanken der tristen, kahlen, fahlen und traurigen Farblosigkeit seiner Zelle. Dann erklang ziemlich militärisch anmutend sein Name, sodass sich der Iulier, zuvor nur auf seine Ellbogen aufgestützt liegend, letztlich in eine sitzende Position aufrichtete und einen Fuß neben die Pritsche stellte, während er den anderen lediglich anzog.
    "Ja?", antwortete er dann durchaus ein wenig unsicher. Für ihn sah es ganz so aus, als würde ihm nun eine Befragung - mitunter peinlicher Natur - ins Haus stehen. So schickte er gedanklich noch schnell ein Stoßgebet zu Mercurius, auf dass der seinem Großonkel Licinus möglichst bald den Weg zu seiner Rettung wies...

    Der Cassier, der schon von Natur aus lieber einen großen Bogen um Soldaten machte, musste sich beherrschen, um nicht vor dem Centurio Menenius zurückzuweichen. Nur innerlich ärgerte er sich über dieses aus seiner Sicht typische Soldatenhirn, das scheinbar keinerlei Zusammenhänge verstand oder verstehen wollte. Während sich Planta in seiner Castra einen Lenz gemacht hatte und wohl ziemlich blind darauf vertraut hatte, dass sein Praefectus schon siegen würde oder wenigstens das erreichte, was er hier erreicht hatte, war er, Cassius, mit seinem iulischen Collega selbst aufgebrochen nach Roma. Ja, sie hatten ihren eigenen Hintern nicht nur breitgesessen und die Sicherheitsprobleme nach Abzug des Großteils der Classis wegzudiskutieren versucht, sondern hatten unterm Strich für nichts anderes sorgen wollen als die Sicherheit Ostias. - Etwas, das dem Centurio Classicus, der einst gleich mehrere rabiate Drohungen von sich gegeben hatte, wohl lediglich peripher tangierte. Es wäre interessant gewesen die Reaktionen des Meneniers zu beobachten, wäre kein Bote aus dem Süden soeben eingetroffen...
    Doch es war, wie es war und so hielt der Duumvir mit nicht einem einzigen Wort gegen den Centurio. Er würde sich über den Militär erst echauffieren, wenn er entweder hier in Ostia in irgendeiner sicheren weil soldatenfreien Umgebung oder zurück in seiner Zelle in Roma wäre. Dann jedoch so RICHTIG!


    "Verzeih, Decurio...", begann Hemina also den Centurio ignorierend dem Decurio zu antworten. Dabei konnte er einen kritischen Blick auf die ihm auf die Schulter gelegte Hand nicht unterdrücken. Soldaten und auch Offiziere in seiner Nähe bereiteten ihm stets Unbehagen. "... Sicherlich könntest du auch selbst eine Sitzung des Ordo Decurionum einberufen und es würde wohl auch sicherlich eine Großzahl der Decuriones erscheinen, doch wäre das Zeichen, das davon ausginge bei allem Respekt kein sonderlich friedliches eingedenk der Tatsache, dass dann kein sitzungsleitender Duumvir anwesend wäre.", gab der Cassier zu bedenken. Zwar würde dies wohl nicht unbedingt zu von den einflussreichen Familien Ostias angezettelten Straßenkämpfen führen, doch zumindest das argwöhnische Misstrauen der ostiensischen Eliten wäre ihnen wohl sicher. Wie hieß es so schön? 'Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Attentat.' - Das musste man nicht immer wörtlich nehmen; konnte man aber vielleicht und unter gewissen Umständen...
    "Und ich glaube auch nicht, dass sich jemand in der Curia versteckt..." Hatte er soetwas gesagt? Er dachte, er hätte davon gesprochen, dass er wusste, wie die Curia funktionierte. Immerhin musste man die Leute dort kennen, um zu wissen, wen man in welcher Angelegenheit am besten zu sich zitierte. Jeder dort hatte schließlich sein Aufgabengebiet und es wusste nicht jeder alles. Für schnelle Auskünfte und möglichst reibungslose Verwaltung wäre folglich ein Kopf der für gewöhnlich doppelköpfigen Curia nahezu unabdingbar, wie Hemina meinte.


    "Und eine Liste der Mitglieder des Ordo Decurionum würde ich dir mit Vergnügen sogar persönlich aus den Stadtarchiven beschaffen und darüber hinaus natürlich auch einen angemessenen Arbeitsplatz in der Curia für dich herrichten lassen, sofern du dies wünschst...", erklärte Hemina und machte anschließend eine Pause. Ein ABER lag hörbar in der Luft.
    "Allerdings müsste ich dafür von meinem 'Begleitschutz'.. nun.. entlassen werden...", wandte er sich mit seinem Blick zu ebenjenem. Die Frage nach dem Grund für diesen Aufwand beantwortete der Duumvir nicht. Das war eindeutig nicht seine Sache den jetzt auch noch zu rechtfertigen. Das könnte auch der Offizier machen, der diese Turma der achten Legion anführte... falls dies nicht sowieso nur eine rhetorische Frage seitens des Decurio gewesen war.




    DECURIO - OSTIA

    Wenn ich das richtig gesehen habe, dann hat der Entwurf der neuen Lex für Mogontiacum den CRV im ersten Paragraphen auch mit drin. [ Link ]
    Das heißt, dass SimOn dann für die gewählten Magistrate von Rom (Cursus Honorum), Ostia, Mogontiacum und Alexandria (mit Ephebia als CRV-Kongruenz) auch tatsächlich diese Spielregel ins SimOn geholt würde. Alle anderen Städte haben keine - zumindest keine im Tabularium hinterlegte - eigene Lex. In dem Fall allerdings ließe sich (sofern der Duumvir eben an die Spielregel denkt ^^) sicherlich gut mit alten Traditionen und Usus der CRV als Voraussetzung einbinden. (= Vorschlag, um nicht für jede Stadt jetzt unbedingt eine ganze Lex zu "backen".)

    | Caius Caelius Caldus


    Die Antwort auf diese indirekte Frage kam nun ebenfalls indirekt. Wären Marcus und Charmis nicht gewillt gewesen erst einmal hier zu bleiben, so wäre letzterer sicherlich nicht so schnell aufgebrochen, um etwas zum Abendessen zu besorgen. Caldus jedenfalls interpretierte dies als ein doch recht eindeutiges 'JA, wir bleiben'. Gleichsam war spätestens nach der Anrede als Dominus wohl klar, dass Charmis ein Sklave des Marcus sein dürfte, was den Caelier innerlich erneut zu erhöhter Wachsamkeit ermahnte. Doch solange der Sklave weg war und Caldus damit diesen Marcus recht problemlos im Blick haben konnte, sollte von dem Duo wohl keine allzu große Gefahr ausgehen, dachte sich der Caelier. Das hieß weiter aber auch, dass er jetzt erst einmal noch ein bisschen forschen könnte, was für ein Typ dieser Marcus denn nun eigentlich war...


    "Ob ich vor hatte den Kochlöffel zu schwingen? Hm... ich weiß nicht. Manchmal übernehme ich durchaus ganz gern die.. Initiative in solchen Dingen, weißt du. Aber wenn sich ein.. anderes Angebot findet, dann sage ich natürlich nicht nein.", erklärte er recht sachlich und sprach dabei inhaltlich nicht nur vom Kochen.
    "Und wenn du sagst, dass Charmis.. Erfahrung besitzt und weiß, was er.. besorgen soll, dann lasse ich mich da auch gerne mal überraschen.", meinte der Caelier anschließend weiter, setzte sich auf einen der Stühle im Esszimmer und musste nun über seine Mehrdeutigkeit schmunzeln. Und sollte der Sklave doch nicht wissen, was er aus der nächsten Garküche zu holen hatte, dann würde er sicherlich lange, lange weg sein... und es könnte viel in diesen zwei Räumen in der zweiten Etage einer Insula im Stadtteil Marina passieren...
    "Da ihr ja nun offensichtlich bleiben wollt, sag, wie hast du dir das mit der.. Bezahlung vorgestellt? Ich meine, ein Abendessen ist ja ganz schön, wird aber als.. Gegenleistung zur baren Miete sicherlich nicht ganz ausreichen...", schüttelte Caldus mit gespielt bedauerndem Gesichtsausdruck seinen Kopf. Gespannt auf das Angebot des Marcus schob der Caelier den Stuhl neben sich ein Stück in Richtung seines Gastes und lud jenen mit einer kleinen Geste ein sich zu setzen. Seinen Augen wohnte dabei ein leicht verführerisches Funkeln inne, während seine Mimik jedoch vergleichsweise hart und ernst wirkte.




    SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Der griechische Sklave tat, wie ihm geheißen wurde, und schwieg. Auf leisen Sohlen folgte er anschließend Gracchus ein Stückchen zurück, legte die Schreibutensilien in ein leer geräumtes Fach des Regals, bei dem sie standen, und nahm die Holzlatte vom Iulier entgegen. Offenbar wollte Gracchus dem oder den Dingen, die sie im Lager zu erwarten schienen, ohne Hilfe der drei petilischen Leibwächter gegenübertreten. Der Kerl sollte zu den Legionen gehen mit seinem Kampfgeist!
    "Nach vorne... also... ins Lager rein.", antwortete Phocylides flüsternd, nachdem er mit einem stummen Nicken signalisiert hatte, dass er den Plan für das weitere Vorgehen verstanden hatte. Sich selbst innerlich Mut machend, denn als Maiordomus musste er sonst nicht derart hart ran, umklammerten seine Hände die Holzlatte noch ein bisschen fester. Noch einmal ganz leise ausgeatmet und dann tief Luft geholt, zeigte der Grieche mit der Planke auf die Tür zum Lager und blickte Gracchus fragend an. Es folgte ein Nicken, das von den stummen Worten 'Sollen wir?' begleitet wurde.


    Unterdessen war ein leises Husten oder Räuspern aus dem Lager zu vernehmen und wer die Ohren ganz besonders spitzte, der hörte anschließend ein zerknülltes Papyrus auf den Boden fallen. Damit war nun wohl recht sicher, dass irgendwelche Ratten oder sonstigen Nager _nicht_ der Grund für diese Geräuschkulisse waren...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    "Eine Stelle als Agrimensor?" Der Scriba überlegte kurz und schüttelte anschießend den Kopf.
    "Nein, solche Stelle haben wir hier derzeit nicht ausgeschrieben - zumindest nicht, dass ich wüsste. Ich bin gerade auf...", begann derselbe Schreiber dann mit einer Antwort und wurde unerwartet unterbrochen:
    "Ist für die Agrimensoren Italias nicht eh der Curator Rei Publicae verantwortlich?", mischte sich ein weiterer Stadtschreiber besserwisserisch ein, bevor er sich wieder an seine eigenen Baustellen begab.
    "Tja, dann musst du wohl nach Roma zu dem, wenn du eine Anstellung als Agrimensor suchst. Andernfalls kann ich dich aber auch gleich mitnehmen zum Quaestor Ostiensis, zu dem ich sowieso gerade muss. Nachdem der Praefectus von Ostia mehrere Schreiber entlassen hat, hätte der auf dem Gebiet sicherlich durchaus Kapazitäten zu füllen." Die Entscheidung lag also ganz bei diesem Kerl, der dem Namen nach vermutlich irgendwo aus Asia Minor stammte. Da allerdings ein Scriba weniger gut bezahlt war als ein Agrimensor, rechnete der Stadtschreiber nicht wirklich mit einer positiven Antwort. Doch anbieten konnte man es ja...



    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Anstatt die SimOff-Regel nun aber abzuschaffen, würde ich eher den Schluss aus diesem Fall ziehen wollen, dass man die Gesetze dahingehend vielleicht einfach nochmal anschaut.


    Ich habe nicht geschrieben, dass man kein Wissen abprüfen soll, sondern dass die SimOff-Spielregel schlicht in irgendeiner Form in die SimOn-Gesetzgebung übernommen werden sollte. Im Prinzip würde das auf nicht mehr hinauslaufen, als das Festschreiben eines minimalen SimOn-Bildungsgrades als Zugangsvoraussetzung für ein gewähltes städtisches Amt.


    Edit: Ob der Test dann CRV heißt oder lokal anders, stünde auf einem anderen Blatt.

    Mit den Sim-Off-Kursen Religion I & II würde ich den im Schola-Gesetz (SimOn) verankerten CRV jetzt nicht unbedingt vergleichen... Denn wann auch immer die ID die Kenntnisse SimOn theoretisch gesammelt haben müsste, die der CRV oder ein anderer Kurs abfragt, heißt "Voraussetzung: CRV" ja, dass die ID den Kurs irgendwann in ihrem bisherigen Leben bestanden haben muss - unabhängig davon, wann das Wissen dafür da war. Beispiel (und ich musste ganz schön suchen, das wiederzufinden): Lucius Petronius Crispus.
    Das Problem ist: Die Spielregeln sind SimOff (da stimme ich Axilla voll und ganz zu), während die Anerkennung des CRV-Wissens jedoch irgendwo eine SimOn-Angelegenheit ist, wie ich finde. Denn klar, der Test ist zwar SimOff, aber die Anerkennung des Wissen steht auf einem SimOn-Dokument und wird ja sogar ggf. SimOn ausgezeichnet. Und eine SimOn-Voraussetzung nur SimOff zu formulieren hat meines Erachtens nach hier zu ein wenig Verwirrung geführt.


    Anstatt die SimOff-Regel nun aber abzuschaffen, würde ich eher den Schluss aus diesem Fall ziehen wollen, dass man die Gesetze dahingehend vielleicht einfach nochmal anschaut. In der ostiensischen Lex ist das zB dereinst geschehen.
    Denn selbst wenn die Schola nach der SimOn-Absprache von Seiana und Vala abgeschafft werden sollte und damit das Schola-Gesetz fällt, so wird doch von einem Amtsträger sicher auch weiterhin gefordert ein gewisses grundlegendes Wissen zu haben - unabhängig davon, ob er das während seiner Kindheit bekommen hat oder erst nachdem er aus Germanien oder so ins Römische Reich gekommen ist.


    Speziell @ Asius:
    Es wäre wahrscheinlich eine gute Idee gewesen mit Marsus als SimOn-Patron vielleicht einfach via PN in Kontakt zu treten und das Problem zu besprechen, BEVOR Asius so konsequenzenreich Mogontiacum den Rücken kehrt... Fürs nächste Mal. ;)
    Ich bin mir sicher, dass Marsus nicht gebissen hätte ( :P) und ihr irgendwie eine Lösung gefunden hättet.

    Der Praefectus Ostiensis Cassius Hemina Maior, der die offenkundig unfreiwillig verhinderten Duumviri von Ostia gemäß römischer Sitte vertrat, hatte die Curie voll und ganz im Griff. Zu Beginn seiner Amtszeit in dieser Position hat er zwei-drei Scribae entlassen (offiziell aufgrund mangelhafter Arbeitsmoral; inoffiziell, weil er sie schlicht ausgewürfelt hatte), sodass der Verwaltungsapparat recht straff und vor allem ohne nervende Diskussionen oder gar Widersprüche lief.
    So herrschte denn auch im Amtszimmer der diversen verbliebenen Scribae ein durchaus reges Treiben und es dauerte eine ganze Weile, bis überhaupt jemand auf den Gast aufmerksam wurde.


    "Darf ich mal kurz? Danke.", war alles, was jener erste Stadtschreiber zu dem Fremden zu sagen hatte. Er schob sich mit drei unter den Arm geklemmten Wachstafeln und einem Stilus an dem Unbekannten vorbei und verließ das Zimmer eilig in Richtung des alten Cassiers.
    "Zweihundertdreiundsiebzig Fünfzig, Vierhundertzwei Dreiundzwanzig und Vierundvierzig Siebenundachzig... weniger Neunzehn Vierundfünfzig?", stellte ein anderer lauthals fragend in den Raum und guckte für einen kurzen Moment auch das fremde Gesicht erwartungsvoll an.
    "Aufs As genau Siebenhunderteins Null Fünf!", kam die Antwort aus einer anderen Ecke des Officiums, noch ehe irgendjemand sonst etwas sagen konnte.
    "Null Sechs!" - "Null Fünf!" - "Na was denn nun?!" - "Null Sechs!" - "Äh.. Null Sechs." - "Danke!" - "Bitte." "Bitte.", antworteten die beiden 'Helden des Alltags' zuletzt synchron.


    "Salve...", grüßte letztendlich dann doch noch einer der Anwesenden den Unbekannten direkt, während er auf ihn zu ging. Den Blick richtete er dabei jedoch nicht auf den Gast, sondern auf die fünf Wachstafeln in seinen Händen, die er routiniert in eine bestimmte Reihenfolge brachte. Die Magistrate hier hatten eben so ihre Wünsche und Vorgaben, die es zu befolgen galt, wenn einem etwas am städtischen Gehalt lag.
    "Kann ich dir irgendwie weiterhelfen?", erkundigte er sich dann und sah kurz auf. Seinem arbeitsamen Blick war zu entnehmen, dass auch er eigentlich auf dem Sprung war das Officium zu verlassen...



    | Quintus Petilius Sophus


    Tatsächlich hatte der alte Petilius lediglich das gegenseitige Händehalten als Anhaltspunkt für seine verwandschaftliche Vermutung genutzt. Er selbst jedenfalls würde einen Gast des Hauses kaum derartig hinter sich herziehen um ihn auf diese Weise nah bei sich und in Sicherheit zu wissen. Aber vielleicht waren das auch einfach die Marotten dieser Jugend von heute... Die musste und wollte der alte Sophus nicht weiter verstehen, sodass er das Thema äußerlich lächelnd und innerlich augenrollend hernach einfach fallen ließ.
    Immerhin wusste diese Jugend auch noch, dass man sich einen Gastgeber mit Komplimenten gewogen machte. Eines Tages, das musste bei diesen Entwicklungen nach Ansicht des Petiliers einfach so kommen, würde die Jugend wohl nicht einmal mehr das zustande bringen. Dennoch wartete der nächste jugendliche Faux-Pas seiner Gäste bereits auf Sophus. Der Iulius bestand darauf seinen Wein merum zu trinken. Reflexartig, denn bei seinen Kindern würde er solchein Verhalten sofort und stets tadeln, öffnete er seinen Mund und setzte zu sprechen an, bevor er sich zugunsten eines leicht angespannten Lächelns zurück hielt. Es folgte ein kurzer Blick zur Aemilia und er fragte sich: Bestand die Jugend dieser Tage nur noch aus Trunkenbolden? Oder zeigte sich die Aemilia ebenfalls weniger angetan von dieser Geste? Ob der iulische Senator derlei Verhalten in seinem Hause wohl duldete oder gar einfach lax übersah?


    "Ich sehe, du hast einen guten Geschmack, Iulius.", nickte Sophus dem Gast freundlich zu und nahm anschließend auch seinen Becher in Empfang, der gewohnheitsmäßig nur im Verhältnis 2:1 mit Wein gefüllt war.
    "Dennoch muss ich dich leider enttäuschen, da ich diesen Wein nicht veräußere. Ich könnte allerdings den Kontakt zu meinem Klienten für dich herstellen, so du dies möchtest.", bot er leicht widerwillig an. Immerhin war der Iulier scheinbar ein merum-Trinker und das wurde für den Petilier auch nur bedingt durch den Stress der jüngsten Ereignisse gerechtfertigt. Er, der nie eine solche Situation durchlebt hatte, konnte sich auch lediglich ansatzweise vorstellen, was wohl in den Köpfen seiner Gäste vorgehen mochte.


    "Sicherlich habe ich in meinem Leben schon den einen oder anderen Hispanier genossen. Aus welcher Region kommst du genau?", wollte Sophus dann wissen. Er konnte sich auch für Weine aus durchaus Hispanien begeistern, doch gab es da eben ein kleines Problem:
    "Leider hat keiner meiner Klienten oder Geschäftsfreunde dort einen guten Kontakt für den Weinimport. - Aber ich denke, dass auch dieser gute Tropfen hier eine äußerst vortreffliche Qualität hat... Und da ich letztlich kein exzessiver Weingenießer bin wie einst Kaiser Tiberius oder so, muss ich ja auch nicht aus jeder Provinz etwas auf Lager haben, nicht?", konnte der freundlich lächelnde Petilius einen leicht kritischen Kommentar schlussendlich nicht ganz unterdrücken. Vinum merum... und das in der Casa Petilia, die vieles sein mochte, aber ganz sicher keine Taverne...

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    "Nein, nichts.", antwortete der Maiordomus kurz und prägnant. Von den diversen Schriften, die er auf seiner Seite in mehr oder weniger gutem beziehungsweise schlechtem Zustand gefunden hatte, brauchte er Gracchus sicherlich nichts zu erzählen. Fabeln, Gedichte, Reden, Berichte, Dramen, Sachbücher dieser oder jener Art, und und und... Manche Werke stammten von Autoren, die noch in über tausend Jahren bekannt sein würden, andere von welchen, die schon jetzt der Vergessenheit angehörten. Immerhin, und das war für Literaturliebhaber vielleicht wenigstens ein kleiner Trost, beherbergte die Bibliotheca derzeit keinerlei Originalschriften, sodass letztlich alles irgendwo ersetzbar, wenngleich sicherlich in Gänze nur sehr aufwändig wiederbeschaffbar sein würde.
    "Das ist das Lager, wo auch nochmal einige Bücher aufbewahrt sind und darüber hinaus auch Kopien angefertigt werden.", die mittlerweile jedoch nur noch für private Zwecke gefertigt wurden. So profitierte beispielsweise auch die etwas kleinere Hausbibliotheca der senatorischen Villa zu Ostia davon, wie auch manchein Bücherfreund zu den Saturnalien.


    "Hast du gezählt wieviele Regale und ähnliches auf deiner Seite beschädigt wurden?", erkundigte sich Phocylides dann. Auf seiner Seite war der Grieche auf vier derartige Schadensfälle zuzüglich eines kaum mehr brauchbaren Tisches gekommen. Was den Schaden der Sitzgelegenheiten anging, so würden hier die Inventarakten Auskunft geben müssen, denn jene Möbel, die vermutlich an dem Tisch standen, waren schlichtweg verschwunden...
    "Was war das?!", fragte der Maiordomus leicht besorgt, nachdem just nach der Antwort Gracchus' auf die vorherige Frage ein hölzernes Geräusch zu hören war. Es klang nach mehreren von der Spitze eines Holzhaufens nach unten rutschenden Brettern oder Planken. Natürlich bestand die durchaus plausible und keineswegs allzu abwegige Möglichkeit, dass dieses Straßengesindel irgendwelche Nager mit ins Haus gebracht hatte, die sich jetzt dort zu schaffen machten... woran auch immer. Doch was, wenn sie hier wirklich nicht allein waren? Was, wenn vielleicht gar eine kleine Gruppe des Mobs zurückgeblieben war und nur darauf wartete, dass die Herrschaften jetzt mit ihren Sklaven zurückkehrten..? Sorgenvoll blickte Phocylides zum Iulier und erwartete dessen Entscheidung für das weitere Vorgehen.




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    Ein schmales Lächeln huschte über die Lippen des Iuliers. Dass es Flavus nicht mehr interessierte, was genau nun der Grund für seinen Informationsbedarf war, konnte eigentlich nur heißen, dass er detailreich und glaubhaft genug erzählt hatte. Oder zumindest war die Geschichte an sich komplex genug, um den Soldaten irgendwo den Faden verlieren zu lassen, was auch in Ordnung, weil zweckdienlich, wäre.
    Dass der junge Mann vor ihm an dieser Stelle ablehnen würde den Auftrag zu übernehmen, das schien für Dives indes absolut unwahrscheinlich. Warum sollte er? Hätte Flavus moralische Bedenken gehabt oder würde es ihm gegen die Ehre oder sonst irgendwie gegen den Strich gehen, dann hätte er das Gespräch wohl schon vor einer ganzen Weile abgebrochen. Hieß: Eine Interesse war ganz offenbar schon da. Einzig um die Einzelheiten ihres 'Abkommens' müsste und würde sicherlich noch gesprochen werden. Wer würde in solch einer Situation schließlich nicht versuchen wollen zu sehen, was man noch herausreizen könnte? Und so sollte es auch kommen.


    "Du meinst also, dass dir die Aufmerksamkeit des Praefectus Classis persönlich, sowie eine anzunehmende Auszeichnung durch diesen für eine heldenhafte Rettung nicht genug wären?", fragte der Duumvir rhetorisch. Bei dieser Gelegenheit kam ihm in den Sinn, dass sich auch der tatsächliche Überfall auf seine Person, der von seinem besonderen 'Curienfreund' Herennius initiiert worden war, wunderbar in eine etwaige Geschichte einbetten ließe. Da es nie Ermittlungen dazu gegeben hatte, waren die Leute schließlich noch immer auf freiem Fuß und könnten - rein theoretisch - wieder zuzuschlagen versucht haben...
    "Was willst du?", erkundigte sich der Iulier nun mit festem Blick direkt. "Eine Entscheidungsfindungszuwendung? Einen Patron? Einen anderen Gefallen?", zählte er sodann auf. Über ersteres ließe sch sicherlich reden. Bei zweiterem würde sich die Frage stellen, an wen Flavus dabei denken würde. Und beim letzten Punkt käme es ganz darauf an, was der Soldat vorzubringen hätte...

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    >> Der Maiordomus musste auch erst einmal kräftig schlucken, als er das ganze Durcheinander erblickte. Die den Eingangsbereich schmückende Marmorplatte hatte nicht nur einen Kratzer... Im Gegenteil war sogar das gesamte Gentilnomen beinahe vollständig zerstört worden. Da hatte ganz offensichtlich einer oder gar mehrere Mob-Anhänger ihrer Wut Ausdruck verliehen. Hinzu kamen die vielen Papyri und Tabulae, die kreuz und quer den Boden pflasterten. Hier und dort lehnte ein umgestoßenes Regal an einem anderen oder lag gar ganz der Länge nach im Raum.
    Auf der Suche nach einer Tabula und einem Stilus fiel Phocylides eine Fabel des Griechen Aesopus in die Hände:


    Der Hirsch und das Pferd


    Ein Pferd, das Gebiss und Zaum noch nicht kannte, verklagte bei einem Bauern einen Hirsch, weil er ihm auf seiner Weide das Gras fraß und bat ihn um Beistand, sich an demselben zu rächen. „Ich will wohl", sagte der Bauer, „doch unter der Bedingung, dass du in allem nach meinem Willen tust."


    Das Pferd war es zufrieden: Der Bauer legte ihm also einen Sattel auf den Rücken und ein Gebiss ins Maul. Er setzte sich dann auf das Pferd, verfolgte den Hirsch, erreichte und erlegte ihn. Das Pferde wieherte vor Freude, als es sich gerächt sah; der Bauer aber, der nun erkannte, wie nützlich ihm das Pferd in der Folge wäre, setzte es nicht wieder in Freiheit, sondern spannte es vor seinen Pflug.


    Aesopus


    "Der Rachgierige wird oft das eigene Opfer seiner Rache.", murmelte der griechische Sklave leise und dachte sich seinen Teil dazu. Dann legte er das Blatt beiseite und fand schließlich noch eine leere Wachstafel und einen Stilus. Mit dieser Ausrüstung in den Händen wandte er sich zu Gracchus:
    "Schaust du die linke Raumhälfte nach einer Spur von Molon ab, während ich die rechte nehme?", erkundigte er sich dann, denn ein bisschen Arbeitsteilung sollte in dieser Situation sicherlich drin sein, dachte er sich. Immerhin ging es ja auch nur darum zu gucken und den hoffentlich nur verletzten Sklaven zu finden. Das Bergen letztlich wäre dann natürlich eine ganz andere Sache.


    Was die beiden wohl noch nicht ahnten: Im hinteren Teil der Bibliotheca, dem Lager, würde sie noch eine unliebsame Überraschung erwarten. Denn drei Herzen schlugen in diesem Raum - sie waren also nicht allein...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

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    Ein verrückter, alter Sklave, der nur gebrochen Latein sprach? Der Maiordomus zog die Augenbrauen nachdenklich zusammen. Falls Molon den Angriff des Mobs irgendwie überlebt haben sollte, dann möchte es durchaus möglich sein, dass er diesen oder jenen Schaden davon getragen hatte, vielleicht aufgrund der Ereignisse ein wenig verrückt wirken mochte und nur gebrochen sprach. Aber als alt... Nein, als alt konnte man ihn eigentlich noch nicht unbedingt bezeichnen. Wahrscheinlich war der Unbekannte also ein alter Gauner gewesen, der geguckt hatte, was noch zu holen war, nachdem der Mob weitergezogen war, spekulierte Phocylides.
    "Dann sollten wir als nächstes vielleicht in die Bibilotheca gehen und uns dort nach dem Sklaven Molon umsehen. Da wird sicherlich auch noch irgendwo Schreibzeug für die von dir gewünschten Listen zu finden sein.", schlug der Grieche dann vor. Hernach stünden dann wohl unter anderem noch die Triclinia maior und minor auf dem Plan, die Officia des Hauses, das Balneum, und das Servitriciuum. Hoffentlich würde man Molon rasch finden...


    Die Frage nach einer möglichen Aufteilung der Suche sparte sich der Maiordomus, da er nicht davon ausging, dass der Iulius tatsächlich alleine nach einem verschollenen Sklaven suchen wollte. Darüber hinaus stellte sich ja auch die Frage, ob sich hier nicht vielleicht noch irgendwo ein weiterer alter, verrückter Mann herum trieb, der wohlmöglich am Ende gar noch mit einem Knüppel oder ähnlichem bewaffnet war. Da wäre man zu zweit schon sicherer - gerade als einer der Herrschaften!
    Denn Phocylides ging durchaus davon aus, dass es zumindest einen kleinen Unterschied schon gab zwischen Sklaven und Herrn. Wäre beim Erstürmen der Casa ein Sklave nach links und ein Iulier nach rechts aus dem Atrium geflohen... gerade ein IULIER... Der Grieche vermutete, dass der Sklave in diesem Fall eine bessere Fluchtchance gehabt hätte als der fiktive iulische Vesculariererfreund. Aber von derlei Gedankenexperimenten kam dem routinierten Maiordomus natürlich nichts über die Lippen. Einer Herrschaft widersprach man ja auch nicht so einfach - auch nicht als Maiordomus.


    Sim-Off:

    Keine Sorge, so schnell vergesse ich hier niemanden mit einer Antwort. ;)



    MAIORDOMUS - CASA IULIA