Das hieß, er war hier! Serapio war hier in Ostia! Er hatte Dives nicht nur aus einer schlichten Laune heraus nach Roma bestellt, sondern war extra hierher, nach Ostia, gereist. Natürlich waren - rein theoretisch - noch viele andere Gründe für seine Reise hierher denkbar, denn um soein Gehöft musste man sich schließlich auch hin und wieder mal persönlich kümmern. Aber diesen Gedanken verbannte und verdrängte der Iulier natürlich schnell und zielsicher. Nein, es ging hier um ihn, um Marcus Iulius Dives, genau!
"Na, dann sollten wir keine unnötige Zeit verlieren!", stellte der Duumvir fest und trat sogleich auf die Tür in Richtung Atrium zu.
"Wenn du noch einen Becher verdünnten Wein für deine Dienste willst, dann hängt neben der Porta ein Becher, den du dir füllen lassen kannst.", meinte er noch, denn das gehörte schließlich zum guten Ton, dass er dies wenigstens anbot. Gerade Boten guter Nachrichten hatte man schließlich gern im iulischen Haus...
Sodann öffnete der Iulier die Türe wieder und schritt zurück ins Atrium. Er musste sich schließlich beeilen! Allein durch dieses unnötige 'allein und unter vier Augen sprechen' hatte er nämlich bestimmt schon viel zu viel Zeit verloren. Er hätte schon längst bei Serapio sein können! Aber gut. Der alte Grieche Aglaopes wurde informiert, dass Dives noch einen späten Termin hier in Ostia wahrnehmen müsste - unverschiebbar. Mehr musste die Sklavenschaft nicht wissen. Er war schließlich Duumvir und da konnte es schonmal vorkommen, dass es ganz plötzlich einen dringenden Termin gab...
"Caldus, es tut mir Leid. Meine Amtspflichten rufen mich leider und diesen Ruf kann ich, diesen Ruf darf ich nicht ignorieren. Du kannst natürlich gerne hier nächtigen, wenn du willst: Aglaopes wird dir ein Zimmer herrichten lassen.", verabschiedete sich Dives anschließend mit bedauerlicher Miene und sein zuvorkommendes Angebot hatte natürlich auch einen ganz simplen Hintergedanken: Bliebe der Caelier hier, dann hätte die Sklavenschaft zumindest hin und wieder auch ein Auge auf ihn und er käme nicht auf irgendwelche dummen Gedanken... Dives zu folgen beispielsweise.
Caldus nickte mit leichtem Lächeln, aber dennoch sichtlich enttäuscht. Er hatte sich schon auf der Zielgeraden gesehen, sein Gespann bereits siegen sehen - zumindest für heute. Doch ganz unvermittelt zog nun eine unbekannte Quadriga an der seinen vorbei und zumindest im Moment war er aus, der Traum. Doch sollte man bekanntlich den Sand nicht in den Kopf stecken (und den Kopf auch nicht in den Sand) und nicht verzagen. Dives würde schließlich wiederkehren... und dann wäre Caldus hier... und es wäre wahrscheinlich schon sehr, sehr spät... und er würde dem Iulier vielleicht ganz zufällig auf einem dunklen Gang begegnen... wo mitunter viele Dinge passieren könnten... Auf den Punkt gebracht: Auch Caldus hatte einen (oder eventuell auch gleich ein paar) Hintergedanken, als er das Übernachtungsangebot annahm.
"So, können wir dann?", erkundigte sich Dives danach und schaute sich suchend nach dem Überbringer der Nachricht um, während er bereits zielsicher der Porta entgegen strebte...