Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Das hieß, er war hier! Serapio war hier in Ostia! Er hatte Dives nicht nur aus einer schlichten Laune heraus nach Roma bestellt, sondern war extra hierher, nach Ostia, gereist. Natürlich waren - rein theoretisch - noch viele andere Gründe für seine Reise hierher denkbar, denn um soein Gehöft musste man sich schließlich auch hin und wieder mal persönlich kümmern. Aber diesen Gedanken verbannte und verdrängte der Iulier natürlich schnell und zielsicher. Nein, es ging hier um ihn, um Marcus Iulius Dives, genau!
    "Na, dann sollten wir keine unnötige Zeit verlieren!", stellte der Duumvir fest und trat sogleich auf die Tür in Richtung Atrium zu.
    "Wenn du noch einen Becher verdünnten Wein für deine Dienste willst, dann hängt neben der Porta ein Becher, den du dir füllen lassen kannst.", meinte er noch, denn das gehörte schließlich zum guten Ton, dass er dies wenigstens anbot. Gerade Boten guter Nachrichten hatte man schließlich gern im iulischen Haus...


    Sodann öffnete der Iulier die Türe wieder und schritt zurück ins Atrium. Er musste sich schließlich beeilen! Allein durch dieses unnötige 'allein und unter vier Augen sprechen' hatte er nämlich bestimmt schon viel zu viel Zeit verloren. Er hätte schon längst bei Serapio sein können! Aber gut. Der alte Grieche Aglaopes wurde informiert, dass Dives noch einen späten Termin hier in Ostia wahrnehmen müsste - unverschiebbar. Mehr musste die Sklavenschaft nicht wissen. Er war schließlich Duumvir und da konnte es schonmal vorkommen, dass es ganz plötzlich einen dringenden Termin gab...
    "Caldus, es tut mir Leid. Meine Amtspflichten rufen mich leider und diesen Ruf kann ich, diesen Ruf darf ich nicht ignorieren. Du kannst natürlich gerne hier nächtigen, wenn du willst: Aglaopes wird dir ein Zimmer herrichten lassen.", verabschiedete sich Dives anschließend mit bedauerlicher Miene und sein zuvorkommendes Angebot hatte natürlich auch einen ganz simplen Hintergedanken: Bliebe der Caelier hier, dann hätte die Sklavenschaft zumindest hin und wieder auch ein Auge auf ihn und er käme nicht auf irgendwelche dummen Gedanken... Dives zu folgen beispielsweise.


    Caldus nickte mit leichtem Lächeln, aber dennoch sichtlich enttäuscht. Er hatte sich schon auf der Zielgeraden gesehen, sein Gespann bereits siegen sehen - zumindest für heute. Doch ganz unvermittelt zog nun eine unbekannte Quadriga an der seinen vorbei und zumindest im Moment war er aus, der Traum. Doch sollte man bekanntlich den Sand nicht in den Kopf stecken (und den Kopf auch nicht in den Sand) und nicht verzagen. Dives würde schließlich wiederkehren... und dann wäre Caldus hier... und es wäre wahrscheinlich schon sehr, sehr spät... und er würde dem Iulier vielleicht ganz zufällig auf einem dunklen Gang begegnen... wo mitunter viele Dinge passieren könnten... Auf den Punkt gebracht: Auch Caldus hatte einen (oder eventuell auch gleich ein paar) Hintergedanken, als er das Übernachtungsangebot annahm.
    "So, können wir dann?", erkundigte sich Dives danach und schaute sich suchend nach dem Überbringer der Nachricht um, während er bereits zielsicher der Porta entgegen strebte...

    | Nero Sulpicius Cornuntus


    Na endlich! Diese zwei Schiffe aus Hispania - hoffentlich waren das auch tatsächlich ebenjene - hatte der Hafenverwalter bereits vor drei Tagen erwartet! Aber Reisezeiten waren ja bekanntlich so kalkulierbar wie das Wetter - nämlich praktisch gar nicht. Insofern war es also vielmehr erfreulich, dass die Schiffe nun überhaupt angekommen waren und nicht von Neptun in die schier unendlichen Tiefen des Meeres gesogen worden waren.
    Sodann ließ der Sulpicier dem Kapitän mitteilen, dass aufgrund der aktuellen Lage derzeit leider nur für eins der Schiffe Platz zum Anlegen wäre. Das andere könnte entweder über kleinere Beiboote entladen werden oder müsste eben warten, bis das erste Schiff fertig wäre. Wie der Botenjunge, dem er dies mitteilte, diese Nachricht letztlich zum Kapitän transportierte, darum kümmerte sich Cornuntus nicht weiter. Irgendwie hatte der das schließlich schon unzählige Male zuvor geschafft; da würde der es auch diesmal packen. Fakt war: Die Worte des Hafenverwalters würden den Kapitän mit Sicherheit erreichen - auf welchem Weg auch immer.


    Von der hochrangigen Consularsenkelin, die sich an Bord eines der Cybaeae befand, ahnte der Sulpicier bislang nichts. Vielmehr ließ er sich Listen bringen, auf denen verzeichnet war, welche Waren mit den Schiffen ankommen sollten: Tuniken, diverses Obst, Mäntel, ... uff. Cornuntus sah noch einmal zu den beiden Schiffen und vor seinem inneren Augen zog sich der Tag bereits immer weiter in die Länge...




    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE

    Tja, das war eben eine Cena: Selbst bei nur drei Personen bekam man mitunter nicht alles so mit, wie man es vielleicht gern gewollt hätte. Zugegebenermaßen hatten die Augen des Cassiers auch ausgerechnet in dem Moment seine Gedanken zu ihrer Antwort offenbart, als Axilla den Iulier so flirtend angeschaut hatte. Er jedenfalls war noch durchaus dabei abzuwägen, inwiefern er nicht vielleicht sogar genau das tun würde, was sie vorgeschlagen hatte: Ihren Mann um Erlaubnis fragen sie entführen zu dürfen. Dabei war die Rechnung schließlich ganz einfach: Je harmloser er auf diese Weise hoffentlich auf den Gatten wirkte, umso größer würde wohl die Chance sein, dass der der 'Entführung' letztlich tatsächlich auch noch zustimmte...
    Aber nicht nur die Iunia, sondern auch die beiden Herren der Runde bekamen nicht alles mit. Während Hemina seine Aufmerksamkeit ganz auf das möglichst schöne Ausgestalten seiner Erzählung lenkte, richtete der Iulier die seine ganz auf das, was sein Collega da über ihn abließ. Er wollte schließlich schon wissen, was der über ihn verbreitete. So registrierte weder der eine, noch der andere, dass sich Axilla kurz aus der Zuhörerschaft verabschiedet hatte.


    Dives schaute sie nach ihrer Aussage zweifelnd an. Das Thema Statistik und Wagenrennen kam ihm aus irgendeinem Grund sehr bekannt vor, wenngleich er wusste, dass er lange nicht mehr darüber nachgedacht hatte. Richtig, Decimus Flavus wollte da mal etwas in Erfahrung bringen, wenn sich der Duumvir das richtig gemerkt hatte. Damit wurde sein Gesichtsausdruck nun etwas überrascht. Dass er das noch wusste! Wie lange mochte das her sein? Damals hatten sich Flavus und er bei einer kleinen Stadtführung kennengelernt. Das war also sogar noch vor dem Theaterstück... welches nun prompt wieder zur Sprache kam.
    "Ach... Nein...", lächelte der Iulier. Glaubte sie, dass er dem crassissimus das auch noch berichtet hätte? Oder, Moment. Wahrscheinlich dachte sie, dass die Praetorianer ihn verpfiffen hätten. Aber das hatten sie ja nicht, weil... naja... So genau wusste Dives das jetzt auf die Schnelle auch nicht. Ganz sicher aber sah er den Sex mit Serapio nicht als direkte Gegenleistung, denn dann hätte er sich ja gewissermaßen verkauft, was er aus seiner Sicht nicht hatte! Niemals!
    "Ich habe die Sache damals direkt mit dem Tribun geklärt, der daraufhin entsprechende Verhöre hat durchführen lassen. Noch am selben Tag haben die Schauspieler Ostia dann verlassen. Ich habe sie noch am Portus Marinae ein Schiff nach Caesarea in Mauretania besteigen sehen. Und wie gesagt: Letztlich gab es vielleicht ein bisschen Gerede, nichts Besonderes...", erklärte der Duumvir, der es in dieser Klientelstadt des Vescularius ja dennoch (oder gerade deshalb?) anschließend zum Duumvir gebracht hatte. Selbst wenn es dem Fettwanst also irgendwann zu Ohren gekommen sein sollte, so hatte er die Konsequenzen bislang noch niemanden hier in Ostia spüren lassen. Diese Finanzprüfung vielleicht... Aber die war ja eigentlich sogar noch davor angesetzt worden, wenn Dives sich recht erinnerte. Er sah da zumindest keinen Zusammenhang...


    "Hattest du mir nicht damals etwas von Carthago erzählt?", warf der Cassier etwas verwundert ein, bevor er kurz mit den Schultern zuckte. Er dachte sich nichts weiter dabei. Vielleicht war sein Collega einfach manchmal ein wenig vergesslich?
    "Naja, irgendwo da in diese Richtung jedenfalls.", wischte Dives diese Bemerkung beiseite. Dass er noch Kontakt zu dem Kopf der Truppe hatte, der sich derzeitig tatsächlich eigentlich irgendwo auf Sardinia befand, verschwieg er natürlich. "Und profitiert haben doch schon viele von dem Vescularier - und bei Weitem nicht nur Iulier. Nicht zuletzt sicher auch gerade die Procuratoren der kaiserlichen Administratio, oder nicht?", versuchte der Iulier erst von seinem Fehler abzulenken, bevor er sodann den aus seiner Sicht schwarzen Peter des Profits von Salinator mit Vergnügen weiterreichte. Axilla mochte es verstehen - oder wahrscheinlich auch eher nicht -, doch Dives konnte diese saccus crassissimus absolut nicht ausstehen! Wer beim ersten Aufeinandertreffen mit ihm sogleich herablassend über seine Vorfahren sprach und sich nach einem teuren und speziell für ihn ausgesuchten Geschenk schon einen Tag später nichtmal ansatzweise an seinen Namen erinnern konnte (und das, obwohl der Fettsack in die Casa Iulia gekommen war und folglich hätte wissen müssen - mindestens durch einen Nomenclator - auf wen er träfe), der blieb dem jungen Iulius nunmal nicht besonders positiv in Erinnerung...

    In der Tat war dem Iulier nicht aufgefallen, dass seine Frage eventuell bereits beantwortet war. Immerhin war schon viel gesprochen worden und außerdem störte der Decmier ihn auch irgendwie... Da war er mit den Gedanken eh mitunter nicht hier, sondern irgendwo zwischen Serapio und Massa, den Praetorianern und der Classis... naja. Aber dafür hatte er ja auch wohlbedachterweise seinen alten Sklaven Aglaopes mitgenommen, der ihm gegebenenfalls später über iulische Verfehlungen berichten würde, für die ersterer sich dann entschuldigen müsste.
    Doch auf diesen speziellen Fall traf dies nicht zu. Sich um ein Marschlager zu kümmern konnte man schließlich in viele Richtungen interpretieren: Das konnte vom eigenhändigen Putzdienst bis hin zum Abbau des Lagers gehen. Doch wie dem auch wäre: Dives hatte nun also die Gewissheit, dass dieses Ding - aus seiner Sicht völlig unnütz, da in der Castra sonst ja sogar eine ganze Kohorte Vigiles irgendwie Platz fand - bleiben würde. Letztlich musste jeder selbst wissen, was er meinte, was das Richtige ist. Ein Lager mit einer Lagerführung schien zumindest dem militärischen Laien absolut sinnvoll, aber gut. Der Duumvir nickte nur stumm und versuchte anschließend Massa gedanklich zu folgen, was diesmal doch etwas schwerer war als noch zuvor...


    | Nero Sulpicius Cornuntus
    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE


    Dem Sulpicier bereiteten Massas Worte weniger Mühe im Verständnis. Er fand, dass der Decimer auf diesem Gebiet echt spitze war - und das beeindruckte ihn irgendwie. Ob er ihm bei passender Gelegenheit vielleicht mal seine Schwester vorstellen sollte? Nein, den Gedanken verwarf er sogleich wieder. Damit würde er sich sicherlich nur lächerlich machen. Die Tochter des Hafenverwalters könnte von einem so talentierten Verwandten des Praetorianerpraefecten maximal träumen, ja. Dennoch lächelte Cornuntus zufrieden.
    "Das würde ich sehr begrüßen.", stellte er sodann fest und wartete ab, was der Praefectus zu diesem Vorschlag meinen würde...

    Nachdem er eingetreten war, hatte Dives einem Sklaven die Anweisung gegeben sich um die Pferde zu kümmern und diese entsprechend unterzustellen. Er hatte den Helvetius möglichst unauffällig am Rande des Atriums entlang geführt, wo sie so schnell hoffentlich von niemandem (außer vielleicht von irgendwelchen unwichtigen Sklaven) entdeckt werden würden. Glücklicherweise befand sich scheinbar alles noch etwas im Aufbau, sodass selbst Tsuniro, die ungewöhnlicherweise tatsächlich mal bei der Arbeit zu helfen schien, scheinbar noch keinen Blick für die Gäste hatte.
    So oder so ähnlich führte der Iulier den Helvetier also erst einmal in sein Cubiculum, damit sie sich dort die verschwitzten Klamotten vom Leib reißen und sich dann... neue anziehen könnten. Immerhin musste man einem Senator - da spielte die Verwandtschaft keine Rolle, wenn der auch noch andere Gäste empfing - ordentlich entgegen treten und nicht frisch vom Pferd!


    Kurze Zeit später dann - kurz deshalb, weil man sich natürlich von vestispicii mit jahrelanger Erfahrung zur Hand gehen lassen würde - ging es auch schon zurück ins Atrium. Ja, jetzt sah auch dieses empfangsfertig aus! Und auch seinen Cousin Centho erblickte Dives!
    "Salve Lucius! Ich freu mich dich zu sehen!", musste er sich sodann sogar etwas zügeln, dass ihm die als ostiensischem Duumvir sonst ganz gut antrainierte gravitas nicht spontan etwas abhanden käme. Insbesondere wollte er nicht, dass Ocella sah, wie sein Vorgesetzter übermäßig legère wäre...
    "Darf ich dir den Scriba Ostiensis Helvetius Ocella vorstellen, von dem ich dir geschrieben hab? - Helvetius, das ist mein Cousin, der Senator, Anwalt und Augur Iulius Centho!", stellte er vor und präsentierte stolz. Es hatte schließlich nicht jeder so einen tollen senatorischen Cousin!

    Dives, der ja selbst alles andere als klein gewachsen war, hasste es, wenn man so auf ihn herab blickte. Dabei waren Wonga und er ja eigentlich überhaupt nicht soweit auseinander, wie es hier gerade aussah! Übertrieben gesagt: Wer auf dem Berg stand, war natürlich stets größer als derjenige im Tal...


    "Salve! Das ist Helvetius Ocella.", begrüßte er den Ianitor schlicht, aber freundlich und stellte Ocella vor. Nicht dass der Nubier am Ende noch auf die 'glorreiche' Idee käme dem Helvetier den Eintritt verwehren zu wollen. Dives, der sich nie so hundertprozentig sicher war, ob Wonga ihn auch verstand, ging da aus ebenjenem Grund also lieber auf Nummer sicher. Dann trat der Iulier ein...

    Inwiefern der Procurator seine sechs Aurei wert sein würde, hing ganz an seinen Leistungen und Taten als ebenjener Procurator Annonae. Hier jedoch saß er als Decurio von Ostia und kümmerte sich - so unbezahlt wie jeder andere Decurio auch - um die Belange der Civitas. Im Gegenteil sogar hatte jeder Honoratior der Stadt erst volle zehn Aurei zahlen müssen, um überhaupt zu dieser Ehre zu kommen! Doch welch Glück, dass der Iulier nicht vermochte in die Köpfe anderer Leute zu schauen - so gern er sich dies auch manchmal wünschte...
    "Mhm...", nickte der Duumvir erst einmal auf die Information des Finanzbeamten und ging kurz in sich. Öffentliche Gebäude der Kanzlei und des Militärs hatte man bisher also im kaiserlichen Archiv? In anderen Worten also: Auf dem Palatin wusste man, was die Kanzlei wo direkt besaß und was der Kaiser wo direkt besaß - beides Dinge, die durchaus wichtig waren. Auch Dives wusste, was er wo besaß und was er sein Eigentum nennen konnte. Worüber er jedoch weniger einen Überblick hatte - weil sich dies seiner Ansicht nach auch einfach nicht schickte - waren die Besitzungen seines Klienten Asinius Celer! Aber bekanntlich waren diesem crassissimus Traditionen und Werte ja schon immer (oder zumindest seit sehr, sehr langer Zeit) egal. Wäre er sonst eine halbe Ewigkeit Praefectus Urbi gewesen, statt wie gewöhnlich nur ein Jahr? Wohlmöglich war das hier auch nur der erste Schritt des Stadtpatrons, der insgeheim vor hatte sich an seiner Klientelstadt zu bereichern? DAS MÜSSTE natürlich verhindert werden!


    "Und ich dachte, dass sich die Leute damals hauptsächlich für die Grundstücke interessiert hätten, die der Kaiser mitunter bereit wäre zu veräußern beziehnugsweise an ganz besonders verdiente Personen gar zu verschenken...", warf der Cassier ein und wandte sich damit erst zu Dives und dann zu Aculeo. Mit dem Kanzlei-Decimus redete er ja nicht - nicht nach dessen Beleidigung. Der sollte froh sein, dass er überhaupt noch hier saß, genau.
    "Zumindest mein Vater, der ja schon seit vielen Jahren in den Reihen der gewesenen Duumviri der Civitas sitzt, hat mir das mal so erzählt. Wenn ich mich recht erinnere, dann waren neben den von di... dem Decimus genannten Bauten damals hauptsächlich unbebautes Wiesenland und ein Teil der vorstädtischen Nekropolen vermessen worden.", fügte er hinzu und ärgerte sich, dass er den Decimer beinahe doch direkt angesprochen hätte. Da nun seine Stimme eh schon warm geworden war, legte er mit vor Ironie triefendem Tonfall nach:


    "Schon dereinst habe ich mich ernsthaft gefragt, wessen Grabbauten der Kaiser da an andere Leute vergeben will, die auf dem Land ja wohlmöglich lieber prächtige Villen errichten lassen wollen..." Er blickte zu Varenus.
    "Wahrscheinlich hat mein Vater es mir damals nicht sagen können, weil die Cassier als namensgebende Gens der ja so völlig unbedeutenden Via Cassia selbst ganz oben auf der Liste derer stehen, die der Gräber ihrer Ahnen beraubt werden sollen. Aber über soetwas braucht sich - im Gegensatz zu einem Cassius - ein Decimus mit seiner sicher bis an die Königszeit reichenden Ahnenreihe ja sicherlich keine Gedanken zu machen...", winkte er dann ab. Natürlich war es vollkommen unwahrscheinlich, dass Hemina selbst ein Nachfahr des dreimaligen Consuls und zweifachen Triumphators Spurius Cassius Vecellinus war - allein schon weil der zu den Patriziern gehörte und Hemina eben nicht. Aber auf der anderen Seite berief sich nicht nur seine Familie dennoch auf eine solch zweifelhafte Abstammung. Andere Plebeier taten das auch - und wer patrizisch war, der leitete seine Herkunft (der vergöttlichte Gaius Iulius Caesar lässt grüßen) gar gleich ganz von Göttern, Helden und Königen ab...


    Damit warteten nun beiden Duumvirn erst einmal ab: Dives machte mit seinem Blick zu Aculeo klar, dass er sich einen Beitrag von diesem wünschte; Hemina hingegen erwartete die nächste Wortmeldung des Decimers. Jetzt war Schluss mit schweigendem Schmollen! Jetzt hieß es Cassius gegen Decimus - und schon das Alphabet lehrte hier ja ganz klar, wer der Erste, der Sieger des Duell sein würde..!

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    Da stand sie nun allein im Regen
    nur weil dieser Crassus kam!
    And'rerseits war's auch ein Segen:
    der trat nur an Aemilia ran.
    Nicht auszudenken, was wär' gewesen,
    wenn dieser Kerl käm' mit 'nem Besen...


    ... zu ihr, Tsuniro! Niemals hätte
    sie sich darauf eingelassen!
    Sollt' der doch bitte wie 'ne Klette
    die Augen schön bei Caenis lassen!
    Und dann auch noch dies' lahme Thema!
    Sie hätt' fast vorgeschlagen: 'Geh'n wa?'


    Doch warum spielte nun auch sie,
    die Freundin, plötzlich dieses Spiel?
    Tsuniro war zwar kein Genie,
    doch wurd's ihr langsam etwas viel!
    Was sollte das hier nun bedeuten?
    'Hallo? - Hallo?! - Leute?? Läuten...


    ... bei euch etwa alle Glocken?
    Fehl'n euch Becher im Regal?!?'

    Die Sklavin schlugs fast von den Socken,
    die sie nicht trug - naja, egal!
    Sie entschied sich still zu bleiben
    und dem zu harren, das da käm' - es würd' sich zeigen!




    SKLAVE - CASA IULIA

    Der Einladung seines Cousins Centho für einen Vortrag am heutigen Tage folgend hatte der iulische Duumvir sich zeitig am Morgen auf den Weg in die Ewige Stadt gemacht. Da weder er selbst noch Helvetius Ocella, der ebenfalls mit von der Partie sein wollte, besonders alt waren und folglich wohl beide noch so einige Nehmerqualitäten hatten (womit natürlich nicht solche Nehmerqualitäten gemeint waren - wenngleich auch dort der Iulier zweifelsohne glänzen könnte!), hatte Dives die schnelle und unkomplizierte Reise zu Pferde anberaumt. Sklaven gab es in der Casa Iulia in Roma schließlich genug und bei einem frühen Start würde auch genug Zeit bleiben sich vor der eigentlichen Veranstaltung noch einmal umzuziehen. * Letztlich hatte das Anwesen hier auch eine Equile zum Unterstellen der Tiere und während der Duumvir noch immer das Pferd von Sedulus besaß (ob der sich daran überhaupt noch erinnerte?), sollte es im Zweifelsfall auch nicht das Probelm sein für Ocella ein solches Tier für einen Tag aufzutreiben... Immerhin besaß Centho eine Pferdezucht in Mantua, Dives mittlerweile eine in Bovillae und auch auf die Händler war wenigstens in der Region doch noch relativ gut Verlass.


    So also kam der Iulier an der Casa Iulia an - an der hoffentlich etwas später auch Tiberius Lepidus zugesagterweise erscheinen würde - und klopfte, da er ja keinen Sklaven dabei hatte und es die Casa Iulia war, vor der er hier stand, schlicht selbst dreimal feste gegen die Porta:


    * Poch * Poch * Poch *


    Sim-Off:

    * will sagen: Ich behaupte einfach mal ganz frech, dass wir erster sind. ^^

    Mit diesem Brief im Gepäck hatte sich der Iulier aufgemacht nach Roma. Objektiv betrachtet war diese Reise natürlich völlig übertrieben... nur für ein einziges Gespräch mit der Rectrix Decima einen solchen Aufwand zu betreiben. Da hatte es nicht nur ein fadenscheiniges Argument gebraucht, um seinen Collega Cassius davon zu überzeugen, dass er gerade jetzt eben einfach nach Roma musste. In der subjektiven Sichtweise des iulischen Duumvirs war schließlich lediglich ein einziger Grund nötig und entscheidend: Serapio!
    'Sei ein Pontifex, bau eine Brücke, mach die Decima zu deinem Pfeiler!', hallte sein Schlachtplan praktisch unverändert den gesamten Weg lang in seinem Kopf. Gute Ideen - und eine solche meinte Dives hier gehabt zu haben - mussten schließlich nur gut verinnerlicht werden, um sodann in die Tat umgesetzt zu werden!


    Am Vormittag eines zeitnah nach Erhalt des Briefes der Decima gelegenen vierten Tages der Woche fand sich der iulische Duumvir von Ostia so also in den Wänden der Schola Atheniensis ein. Mit freundlichem Verweis auf seine Einladung zu einem Gespräch mit der Rectrix ließ er sich dann vom nächstbesten Mitarbeiter zu deren Officium dirigieren, wo er letztlich höflich anklopfte...

    So hatte Dives das doch gar nicht gemeint! Das hieß: Teile davon hatte er natürlich genau so gemeint, aber das nun so verquer darzustellen... Doch der Cassier war schneller und versuchte die Situation zu entspannen. Ja, Dives sollte sich vielleicht wirklich auch selber mehr entspannen. Bei wem man kein Feuer für diesen Sport entfachen könnte, könnte man eben kein Feuer für diesen Sport entfachen. Das war halt nicht anders. Es sollte eben auch solche Leute geben, die das alles nur peripher tangierte... wozu wahrscheinlich auch dieses Pummelchen von Palatin gehörte. Nichtmal zu dessen Inthronisation hatte dieser fette Schinken schließlich mal ein Wagenrennen oder ähnliches veranstaltet - und damals noch war so ein Bürgerkrieg wohl kaum auch nur zu erahnen!
    "Eigentlich war es gar nicht so besonders...", wiegelte der Iulier letztlich die Frage der Iunia ab. Gegenüber der Frau des an der Kanzlei tätigen Pompeiers, wie er ja mittlerweile recht sicher herausgefunden zu haben glaubte, erwähnte man solche... unvorteilhaften Auftritte in der Öffentlichkeit schließlich besser nicht. Genauso würde Dives auch in einem noch in einiger Zukunft liegenden Brief an die Rectrix Decima ganz sicher nicht ein einziges Wort über den Vorfall verlieren... Hemina hingegen sah das alles nicht so eng:


    "Nicht besonders... Naja, dafür hat es dereinst aber ganz schön die Runde gemacht...", meinte er grinsend zum Iulier, bevor er sich charmant wieder zu Axilla wandte. Die konnte er jetzt ja nicht einfach so im Umklarer lassen darüber, was nun war.
    "Also. Du kennst die Geschichte von Prometheus? Unser guter Iulius hier hat das Stück von irgendeinem schlitzohrigen Peregrinus auf die Bühne bringen lassen. Der tat anfangs noch ganz unschuldig, aber als dann alle im Theater saßen... inklusive der iulischen Ehrengäste aus dem Hause Decima, unter denen auch ein Praetorianertribun war... wouw...", begann Hemina mit unheilvoller Miene zu erzählen - und Dives schwieg. Warum sagte er nichts? Warum wechselte er nicht einfach das Thema? Warum... warum?! Vielleicht weil der Cassier eh nur die geschönte Geschichte kannte, die Dives auch Serapio erzählt hatte? Vielleicht damit Axilla keinen Grund hätte weiter nachzuforschen, was passiert war? Vielleicht schlicht deshalb, weil er sich in Wirklichkeit absolut nicht schämte dafür? Der Iulier behielt die Antwort darauf für sich - und ließ Hemina machen.


    "... Da hat er es mächtig gewaltig auf der Bühne krachen lassen! Zwei finstere Gestalten, rabenschwarz gekleidet, sodass sie praktisch jeder als symbolhafte Praetorianer verstehen musste, sind einmarschiert und hatten Prometheus mit Strick um den Hals dabei. Wie ein ehrwürdiger Patrizier schwebte jener fast schon ein in seinem mausgrauen Gewand, das, wie mir später jemand erzählte, eigentlich wolfsgrau war. Dafür musst du jetzt natürlich wissen, dass ein Symbol für den Kaisermörder Cornelius eben der Wolf ist.", erklärte Hemina, der natürlich nicht so genau wusste, wie viel von Politik Axilla verstand. Drum erwähnte er dies lieber einmal überflüssig, als dass sie den Wink am Ende nicht verstand.
    "Und dann war da dieser große Zeus in Form einer Statue auf der Bühne, ziemlich belaibt und überhaupt sehr... vescularisch, der praktisch über dem ganzen Geschehen stand. Zuletzt trat dann Vulcanus, der Hauptgott der Civitas Ostia, ein. Unterm Strich war damit die Botschaft schon klar: Der Cornelius, der den Menschen als Prometheus das Feuer gebracht hat und gut war, wird von den Schergen des Vescularius gejagt und soll zur Strecke gebracht werden. Vulcanus steht für die Bevölkerung von Ostia, weil er ja ihr Hauptgott ist, und die Frage steht damit im Raum: Wird die Bevölkerung Cornelius in Ketten legen, wie einst Vulcanus etwas widerwillig den Prometheus an den Kaukasus fesselte?" Hier machte der Cassier eine Pause zum letzten Spannungsaufbau. Er verriet lieber niemandem, dass er selbst nur einen Bruchteil all dieser Schlüsse und Analogien damals selbst zu ziehen in der Lage war.


    "Und dann fiel mitten im Stück der Vorhang!", löste er dann alle Spannung mit einem Mal auf. Was sonst hätte er auch sagen sollen?
    "Spätestens da wusste dann jeder, dass etwas nicht stimmte - erst recht, als es dann ohne Statue weiterging und am Ende noch ein... naja, weniger kunstvolles Loblied auf den Vescularius von der Bühne kam... Darüber hat man sich hier in Ostia auf jeden Fall mehrere Tage den Mund zerrissen..." und der Iulier hatte sich erfolgreich damit ins Gespräch gebracht. Damit schaute Hemina Minor belustigt zu seinem Collega...


    "Die Sache ist doch die: Ich habe nie behauptet, dass ein Wagenrennen pures Glücksspiel ist. Im Gegenteil hängt natürlich sehr viel vom Talent und noch mehr von der Erfahrung der Aurigae ab. Aber dadurch, dass es eben die vier Pferde vorn am Wagen gibt, ist alles viel unsicherer, viel spannender! Man kann natürlich durch viel hartes Training versuchen die eigenen Chancen zu verbessern und immer weiter zu verbessern, aber einen sicheren Sieg gibt es praktisch nie!", lenkte Dives aus dem Nichts das Thema zurück zum Wagenrennen. Er würde sich jetzt ganz bestimmt nicht rechtfertigen für die Tubilustrums-Geschichte.
    "Und ein gleichmütig sterbender Gladiator mag ein Exemplum Virtutis sein, ja. Aber wie sagtest du selbst? Du willst nicht nur Leute gegen die Wand fahren sehen?! Ganz ehrlich finde ich die hemmungslose Blutgier im Amphitheater ein wenig... extremer.", äußerte er sich und beendete seinen Beitrag symbolisch damit, dass er sich einen ordentlichen Bissen des zuvor aufgefüllten Fleisches nahm und genüsslich zu kauen begann. Nein, dem hatte er vorerst nichts hinzuzufügen.

    Zitat

    Original von Petronia Romana & Appius Decimus Massa


    | Asinia Celerina


    Der Gastgeber Iulius, der Patron ihres Bruders und Tutors, hatte sie hierher, direkt zu Cassius Hemina Minor, geführt. Mit einem Lächeln war sie natürlich gefolgt und hatte sich für einen Moment zu diesem gesetzt. Von ihrem Bruder vor diesem Charmeur, der vielen Frauen schöne Augen zu machen versuchte, gewarnt, entschuldigte sie sich doch schon bald wieder und begab sich auf der Suche nach 'passenderer' Gesellschaft kurzerhand auf die komplett andere Seite des Raumes.
    Der athletische Mann mit den hellbraunen Haaren und die schlanke brünette Frau neben ihm sahen ganz nett aus. Vielleicht käme sie ja mit letzterer ein bisschen ins Gespräch - oder auch mit ersterem, wenn der sie nicht so angrub wie der Cassier das schon mit seinen ersten drei Sätzen getan hatte. Da sie nicht besonders schüchtern war, kam sie einfach mal näher und deutete auf einen weiteren Korbsessel in der Nähe, während sie die beiden ansprach:


    "Entschuldigt, ist der hier noch frei? Darf ich mich zu euch setzen?" Vorsorglich rückte sie den Korbsessel schon mal ein wenig näher, ohne sich jedoch zu setzen. Da wollte sie erst einmal die Reaktionen abwarten. Aber eh sich jemand anderes diesen Platz schnappte, reservierte sie ihn sich auf diese Weise vorübergehend.
    "Ich bin Asinia Celerina. Mein Bruder ist Klient des Gastgebers.", stellte sie sich sicherheitshalber nicht nur namentlich vor, sondern erklärte auch ganz kurz, weshalb sie heute hier war. Wer die beiden wohl waren und wie sie hier gelandet waren?


    Sim-Off:

    an ALLE Gäste:
    Ich würde vorschlagen, dass sich alle anderen im Sinne gemeinsamer Unterhaltungen und Gespräche dann so irgendwo zwischen Dives und Massa niederlassen... ;)


    Zitat

    Original von Cnaeus Fabius Torquatus


    Und wieder so ein Ding: Dives stellte zwei Fragen und bekam nur eine Antwort. Beim besten Willen wollte er einfach nicht mit diesem Tribun warm werden. Für einen winzigen Moment keimte im Duumvir die Hoffnung auf, dass ja eventuell sein Collega Cassius... Aber auch das schien praktisch ausgeschlossen. Der war ja nach der ausgebliebenen Einladung zu bereits erwähnter Besprechung noch schlechter auf jeglichen Classis-Soldaten zu sprechen! Nein, der würde auch im Fall der gemeinsamen Wiederwahl wohl stets den Iulier in Kontakt mit der Classis treten lassen und sich selbst anderen Projekten widmen.
    "... Einen sicherlich doch recht willkommenen Strich, nicht?", warf Dives mit freundlichem Lächeln ein und rechnete nun beinahe schon damit, dass er darauf auch noch eine Antwort erhalten würde. Dabei war das nun wirklich mal rhetorisch gemeint. Wen würde es schließlich nicht freuen die Karriereleiter weiter empor zu steigen und aus der Kanzlei heraus nun den ersten ritterlichen Posten zu bekleiden?!


    "Decimus Varenus..?", repetierte der Iulier dann den Namen und nickte leicht. Damit wurde ihm nun so einiges klar. Überaus lebhaft konnte sich der Duumvir nämlich noch an den Auftritt des Finanzbeamten im Officium Duumvirorum erinnern, wo der erst den Cassier und sodann den ebenfalls anwesenden Germanicer in einem Abwasch einmal kräftig vor den Kopf gestoßen hatte. Weshalb er ihn selbst 'verschonte', war ihm bis heute ein Rätsel... Fakt aber war: Anscheinend waren der alte Decimer und dieser junge Fabius ein wenig zu lange Kollegen gewesen! So dominant, wie Varenus auftrat, war es nicht schwer sich vorzustellen, dass sich ein junger, aufstrebender Mann da an dem und vor allem dessen Verhalten orientiert hätte... leider.
    "Allerdings.. habe ich ihn bereits kennenlernen dürfen - sogar gleich relativ zu Beginn meines Duumvirats. Er ist ein wirklich ausgesprochen.. interessanter Gesprächspartner mit einem ausgeprägten Sinn für Zahlen.. und Theorie eben.", lächelte Dives fein und verbarg in diesem Kompliment - denn wer wüsste schon, wie nah sich die beiden ehemaligen Kollegen vielleicht noch standen -, durchaus auch eine kleine Kritik. Theorie, die sich hier sogar als Wissen schlechthin verallgemeinern ließ, war schließlich schön und gut und auch der Iulier liebte allerlei theoretisches Denken, doch wer sich überdies mit seinem Verhalten nur Feinde machte, der würde auch für sein noch so tolles Gedankengut keine große Anhängerschaft finden...


    "Aber sprechen wir nicht über andere, sprechen wir über dich.", schlug Dives vor und begann sogleich auch damit. Der Gedanke, dass das alles nicht angeboren oder anerzogen war, sondern schlicht an einem schlechten Vorbild/Einfluss läge, machte ihm Torquatus doch gleich etwas sympatischer!
    "Eine Frage, der ich mich nämlich beim besten Willen nicht erwehren kann: Du bist nicht verwandt mit dem Rhetoriker Fabius Quintilianus, oder?", erkundigte sich der Iulier, denn von diesem ersten staatlich besoldeten Lehrer für die Kunst der Rede in Roma hatte Dives selbstredend nicht nur gehört, sondern sogar gelesen! Damit eignete sich der Mann perfekt als Einstieg, um etwas mehr über die Herkunft des Tribuns zu erfahren. Vielleicht hätte er ja auch eine Tochter oder Nichte oder so, denn eine Verbindung zu einem aufstrebenden Eques wäre trotz jüngster Ereignisse ja vielleicht nicht schlecht. Noch dachte der Duumvir dabei vorwiegend an seinen Cousin Sabinus, den er nämlich sehr gern einmal in höheren Kreisen - unzwar nicht nur als Gast - verkehren sehen würde. Im Verlaufe der Feierlichkeiten würde mitunter sogar noch ein gewisser anderer Cousin hinzukommen, den man vielleicht besser so vom Heiratsmarkt nähme...

    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus & Paullus Germanicus Aculeo


    Anerkennend nickte Dives. Mit viel weniger als dem capitolinischen Tempel hätte sich der Tiberier als Patrizier sicherlich auch nicht zufrieden gegeben, spekulierte er. Das jedoch sah er bei Weitem nicht negativ. Er selbst zählte Lepidus klar zu seinen Freunden und je einflussreicher diese wären, umso besser wäre dies letztlich auch für ihn selbst! Natürlich stand bei dieser Rechnung die Frage im Raum, wie der Tiberier das mit der Freundschaft sah, doch die Gelegenheit ihn dies zu fragen würde sich in gar nicht allzu langer Zeit von ganz allein ergeben...


    "Meinen Glückwunsch auf jeden Fall zu diesem Posten, wenngleich ich glaube, dass du trotz besagter vieler Arbeit bestimmt nicht lange Aedituus bleiben wirst. Fähige Leute...", und als einen solchen kannte der Iulier ihn bisher, "... stolpern schließlich manchmal nur so nach oben.", meinte der Duumvir erst einmal mit vielsagendem Lächeln zu dieser Neuigkeit.
    "Und natürlich versichere ich mich...", denn nur für sich selbst konnte Dives hier selbstredend sprechen, "... regelmäßig des göttlichen Wohlwollens. Erst neulich war ich bei einem wirklich fachkundigen... Kollegen von dir hier in Ostia und habe einen Opfertermin ausgemacht.", erklärte er und ließ aus seiner Sicht weniger wichtige Details kurzerhand mal unter den Tisch fallen. Am Ende erriet Aculeo, der eh schon viel zu viel über Dives' Privatleben wusste, noch wem das Opfer galt und dass da - zumindest von Seiten der Iuliers - doch etwas mehr war.


    "Aber ich verspreche dir, dass ich mich vor einem Opfer im Capitolium Romas zuerst vertrauensvoll an dich wende, solltest du dann noch dort tätig sein.", nahm der Duumvir dieses Angebot gerne an, ohne allerdings eine konkretere Zusage zu machen. Letztlich wäre der Tiberier sicherlich schon kein Aedituus mehr, wenn Dives in über einem Jahr auch wieder mit seinem Wohnsitz in die Ewige Stadt umzuziehen gedachte.
    "Ich wünsche euch nun erst einmal noch ein anregendes Gespräch, während ich mal schaue, wer dort drüben gerade gekommen ist. Wir sehen uns sicherlich im Verlaufe der Feier noch und können uns dann auch sicher etwas ausführlicher unterhalten. Bis dann.", verabschiedete sich Dives mit einem freundlichen Lächeln und widmete sich einmal mehr seiner Gastgeberrolle...

    So unlieb dem Iulier die Anwesenheit der Classis in Ostia auch sein mochte, hatte er bei den Worten des Praefecten zunächst doch wirklich einen Moment lang ein wenig Angst um die schöne Civitas. Nur Tirones würden schließlich wohl kaum das verhindern können, was die Urbaner in Roma schon nicht zu verhindern vermocht hatten... Doch mit den zwei weiteren Centurien erfahrener Infanterie würde das hoffentlich anders aussehen. Dennoch stellte sich dem Civilist stante pede eine Frage, die er, nachdem sich sonst scheinbar niemand dazu äußern wollte, sodann auch einfach stellte:
    "Gehe ich dann richtig in der Annahme, Praefectus, dass das Marschlager dann entsprechend aufgelöst wird und die hier verbleibenden Truppenteile dann in dieser Castra unterkommen werden?", erkundigte er sich vorsichtig und mit der Anrede als Praefect auch möglichst höflich. Immerhin war er ja weder etwas gefragt, noch sonst zum Reden aufgefordert worden und wie das normal so bei den Militärs und ihren Besprechungen lief, entzog sich Dives' Kenntnis.


    | Nero Sulpicius Cornuntus
    HAFENVERWALTER - PORTUS ROMAE


    Die sich bietende Gelegenheit der civilen Frage nutzte sodann auch der Sulpicier, denn es stand bei einem Abzug der Truppen ja nicht nur im Raum, inwiefern damit wieder civiler Grund und Boden, städtisches Land, auch wirklich wieder civil genutzt werden könnte, sondern...
    "Ich nehme an, dass Portus Augusti und vor allem der Portus Traiani felicis weiterhin größtenteils für militärische Zwecke benötigt werden?", erkundigte sich Cornuntus und seine Stimme verriet, dass er eigentlich schon mit einen 'Ja' rechnete. Immerhin hatte er den Praefect so verstanden, dass der mit Infanterie in den Norden losziehen wollte und die Flotte hier benötigte, um notfalls Truppen oder Truppenteile schnell verlegen zu können. Dennoch wollte er... zumindest die Frage gestellt haben. Die Klagen aus dem Stadtteil Marinae südlich vom Stadtkern Ostias mehrten sich nämlich. Der Portus Marinae war als drittgrößter Hafen (drittgrößter mit großem Abstand zu den beiden größten wohlbemerkt) nämlich mit dem aktuellen Andrang komplett überlastet und schlichtweg überfordert.

    Ganz offenbar kam die Pilzvorspeise nicht so gut an, wie der Iulier vielleicht zunächst noch gehofft hatte. Mit einem stummen Wink zu einem der Sklaven, wurde das Abdecken der gustatio befohlen. Einzig das Brot blieb auf der Mensa und wurde wieder etwas aufgefüllt. Zum caput cenae wurde sodann, eigentlich passend zu den verschmähten Pilzen, in Zwiebelsauce gebratener Damhirsch aufgedeckt. Extra für den schwangeren Gast hatte die iulische Küche dabei auf die Verwendung der Weinraute verzichtet und alternativ gewürzt...


    "Allein dafür hat es sich aber gelohnt...", warf der Cassier nach Axillas Veneta-Geschichte spontan ein und bezog sich damit, wie sein über ihr blaues Kleid schweifender Blick verriet, auf die von ihr getragene Garderobe. Dives unterdessen sparte sich zunächst noch einen Kommentar, bis er nach ihrer folgenden Äußerung einfach nicht mehr damit zurückhalten konnte:
    "Ach, ich bitte dich! Ich bin selbst als Sodalis in der Veneta engagiert und muss sagen, dass Wagenrennen mehr als nur das sind. Während es bei den Gladiatorenkämpfen für Kenner sicherlich nicht allzu schwer sein wird zu sagen, wer in einem Duell obsiegt - denn die einzige variable Größe hier ist wohl die Tagesform des Gladiators -, sind Wagenrennen viel spannender! Da kommt es auf die Aurigae und ihre Gespanne an. Da reicht ein Fehltritt eines Pferdes und statt dem Sieg muss sich der Fahrer vielleicht mit einen vorletzten oder gar letzten Platz zufrieden geben...", argumentierte Dives durchaus elanvoll. Er war schließlich stolz, dass er einer Factio, DER Factio, angehörte.
    "Ach, Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen oder auch das Theater...", winkte Hemina ab. "... Ich würde dich überall hin begleiten.", wenngleich der Cassier natürlich vermutete, dass Axillas Mann das selbstredend auch täte.


    "Und hast du schonmal beim Oktoberpferd mitgemacht? Also vor allem nach dem Rennen kann das schon manchmal ganz schön lustig werden...", versuchte Hemina aber auch auf Dives einzugehen und so vielleicht etwas zwischen beiden zu vermitteln. Kurz hing er dann wohl einer kleinen Erinnerung nach, die ihm ein etwas verträumtes Lächeln entlockte. Woran genau er dabei dachte, war jedoch nicht auszumachen...
    "Wenn du willst, dann lad ich dich mal dazu ein, Iunia. Das heißt, sofern natürlich auch dein Mann nichts dagegen hätte.", sprach er dann aus, was er dachte. Zweifellos war es noch eine ganze Weile hin bis zum nächsten Equus october, aber nach dem heutigen Essen würde sich der Cassier zweifellos am nächsten deratigen Festtag an die Iunia erinnern...


    "Was das Theater betrifft, seh ich das eigentlich eher praktisch: Was haben wir denn sonst schon hier in Ostia? Kein Amphitheater; keinen Circus. Da sollte wenigstens das eine Theater, das wir hier haben, auch ordentlich in Schuss sein.", blieb Cassius weiterhin recht neutral in dieser Unterhaltungsfrage. Mit einem Seitenblick auf Dives fügte er hinzu:
    "Aber du solltest mal Iulius, hier, fragen..." Jener jedoch winkte ab. "Der hat vor unserem Duumvirat mit der Finanzierung eines Stücks... Prometheus, oder? ... ganz schön für Furore gesorgt, sag ich dir.", führte der Cassier belustigt aus und wäre wohl durchaus bereit noch mehr zu erzählen, sofern Axilla Interesse daran zeigen würde. Überhaupt würde er ihr fast alles erzählen... mit Ausnahme seiner diversen Liebschaften vielleicht. Der iulische Duumvir unterdessen schwieg, lächelte leicht verlegen und bediente sich am Hauptgang. Immer diese Leute, die die alten Geschichten wieder und wieder aufwärmen mussten... Andererseits hatte der Tag letztlich durchaus eine für alle Seite äußerst befriedigende Wendung genommen, wie Dives fand...

    Sim-Off:

    Jaja, das leidige IR-Problem mit den Zeitebenen... ^^


    "Nun denn, das freut mich.", stellte Dives erst einmal mit leichtem Lächeln fest und zog seine Hand wieder vom Stapel mit den Vorjahres-Aufzeichnungen zurück. Dieser Teil war also geschafft, womit wohl der Hauptteil hinter ihnen lag. Immerhin handelte es sich ja um einen Finanzbeamten und nicht um einen Beamten aus dem Officium irgendeines Architectus oder so. Nein, Finanzenbeamte gehörten für den Iulier hauptsächlich zu Finanzberichten (oder letztere zu ersteren), sodass er nun nicht mehr mit allzu viel rechnete.


    "Dann also zu dem neuen Grundbuch öffentlicher Bauten. So ähnlich stand es, glaube ich, in deinem Schreiben. Zu allererst muss ich aber leider notgedrungen darauf mit einer Gegenfrage antworten, da mir das alte Grundbuch nicht bekannt ist.", meinte Dives mit vorsichtig bedauerndem Blick. Es gab sogar Momente, in denen er glaubte, dass eine solches 'altes Grundbuch' tatsächlich gar nicht existierte. Aber er unterstellte natürlich erst einmal gar nichts, sondern ließ sich gegebenenfalls einfach überraschen.
    "Aus welchem Jahr stammt denn dieses alte Grundbuch?", erkundigte sich der Iulier also und blickte anschließend kurz zu Aculeo. Er erwartete keine Antwort von dem auf diese Frage, doch wollte er signalisieren, dass nun also der Teil des Gesprächs begann, zu dem auch der Germanicer etwas beitragen könnte. Bei den Finanzen war ja von vornherein klar gewesen, dass das Duumvirn- (oder gegebenenfalls vielleicht auch mal Quaestoren-) Sache war. Für diese ominöse Bauwerks-Liste hingegen war Aculeo als Decurio ja extra mit zu dieser Besprechung gebeten worden...

    [Blockierte Grafik: http://i1294.photobucket.com/a…IR/Home/Avas/STsuniro.jpg| Tsuniro


    Die Sklavin, die hier viele kannt',
    die Herrn des Hauses und noch mehr,
    musst' eingesteh'n sich nun: Sie stand
    ein wenig auf dem Schlauch - nein, sehr!
    Von welchem schönen Mann der Mode
    sprach die Frau hier so im Lobe?


    "Herrin, sag, es will mir scheinen,
    dass ich kennen würd' ihn nicht.
    Ich hoff', du wirst mir nicht verneinen
    meine Frag': Wer ist der Wicht?
    Wie ist der Name dieses Mannes
    mit Herz und Stimme eines Lammes?"


    "Wer ist der Herr mit schönen Augen,
    die auch noch Sinn für Mode haben?
    Verrat doch, denn ich will kaum glauben,
    dass, was du da willst mir sagen.
    Und welche Feier, welches Fest
    ist es, auf das er laden lässt?"


    Tsuniro war fast außer sich,
    dass sie absolut nicht wusste,
    welcher Mann hier heimlich schlich
    und sich so gut verstecken musste.
    Da wurd' ihr beinah' etwas heiß
    und tropfte fast sogar der Schweiß!


    Sie würde sich zwangsläufig müssen
    erkundigen im ganzen Haus
    und dann den Kerl mit ihren Küssen
    jagen wie die Katz' die Maus!
    Denn aus ihr sprach mit jeder Geste:
    'Hier ist sich jede selbst die Nächste!'


    "Und gehen könn'n wir jederzeit,
    schon morgen früh, wenn du das wolltest,
    sag vorher mir nur auch Bescheid,
    denn ein'ges gibts und ein'ges sollt' es
    da noch zu bereiten geben,
    woll'n wir uns nicht am Ende schäm'n..."




    SKLAVE - CASA IULIA

    Ostia, A.D. XI KAL DEC DCCCLXII A.U.C.

    Ad
    Lucius Iulius Centho
    Casa Iulia
    Roma, Italia



    Marcus Lucio fratri patruelis suo s.p.d.


    Du wirst dir kaum vorstellen können, wie sehr mich dein letzter Brief gefreut hat! Endlich hat sich das viele Opfern und Beten auch bezahlt gemacht und du trittst nun wieder zurück ins Licht der Öffentlichkeit! Selbstredend werde ich es mir trotz des Wahlkampfes in Ostia nicht nehmen lassen dabei zu sein, wenn du, der mir in den letzten Jahren ein besserer Bruder war, als es ein tatsächlicher wohl je vermochte hätte zu sein, diesen Schritt wagst.


    Natürlich bin ich auch deinem Wunsch nachgekommen und werde nicht allein zu erwarten sein: Den Sodalis der Societas Claudiana et Iuliana Tiberius Lepidus, der sich überdies derzeit als Aedituus Roms betätigt und als frisch gebackener Advocatus wohl bald auch erste Schritte in die politischen Gefilde lenken wird, wirst du ebenfalls zu deinen Auditores zählen können.


    Der Dritte im Bunde ist ein vielversprechender Scriba Ostiensis, der aber nach den kommenden Wahlen hoffentlich die Aedilität in Ostia bekleiden wird. Sein Name ist Helvetius Ocella - und nein, er ist nicht direkt mit dem Senator Helvetius Geminus verwandt. Dafür war sein Großvater einst Duumvir von Ostia. Man wird also sehen.


    Zuletzt möchte ich noch mit einer kleinen Bitte an dich heran treten, die vorerst schlicht heißt, dass ich dir nach deinem Vortrag ein wenig deiner kostbaren Zeit stehlen möchte, um in Ruhe ein paar Dinge mit dir zu besprechen. * Ohne hier nun bereits alle Punkte lang und breit aufzuzählen will ich dir sagen, dass es dabei unter anderem um die Societas, sowie um einen Klient von dir gehen soll. Ich hoffe, du wirst etwas Zeit für mich haben.


    Sim-Off:

    * Nach Möglichkeit vllt parallel zu deinem Vortrag in deinem Officium?


    Mögen die Götter mit Dir und den Deinen sein!
    Vale bene!


    http://imperiumromanum.net/ima…gel_gens_Iulia_Tabula.png


    SCITUM PER SIGNUM DUUMVIRI:

    MARCUS IULIUS DIVES
    DUUMVIR - OSTIA

    Zitat

    Original von Aemilia Caenis & Tiberius Iulius Crassus


    Ah, ja. Viele kleine Sätze, die zwischen drin noch viel mehr Informationen für den Iulier bereit hielten. Sie stammte also, wie vermutet, nicht aus Roma. Ihr Vater lebte noch, denn sonst hätte sie von diesem wohl in der Vergangenheit gesprochen oder irgendwie... wenigstens einen Hauch traurig bei der Erwähnung seines Namens gewirkt oder so. Folglich unterstand sie wohl dessen Patria Potestas, wennnicht gar ihr Großvater noch lebte. Weiterhin war ihr Vater ganz sicher kein Senator, denn sonst würde der ganz sicherlich nicht in Alexandria leben, wo Senatoren sonst nur mit besonderer Genehmigung überhaupt nach Aegytpus einreisen durften. Stellte sich vielleicht maximal noch die Frage, seit wievielen Generationen ihre Vorfahren das römische Bürgerrecht besaßen, denn wäre ihr Vater ansonsten noch Eques oder so gewesen, so hätte sie dies wohl durchaus zu erwähnen gewusst. Aber das ließ sich mitunter auch leichter über einen kleinen Umweg erfragen, wenn Dives nicht alles täuschte:
    "Sag, Aemilius Classicus, dein Cousin. Das ist einer der Klienten Iulius Centhos, nicht?", erkundigte er sich. Wenn dem so wäre, dann würde sich der Duumvir natürlich eher bei letzterem über die vorherige Frage informieren. Er wollte schließlich hier und jetzt ja auch niemanden so vollkommen ausfragen, obwohl es ihn natürlich angesichts dieser... Flirtereien, als welche Dives das Verhalten der beiden deutete, schon brennend interessierte. Nicht zuletzt, so schlussfolgerte der Iulier ebenfalls aus ihren Worten und ihrem vermutlich noch recht jugendlichen Alter, war sie offenbar mit der alleinigen Führung eines Haushaltes etwas überfordert. Zumindest konnte sich der Duumvir nicht vorstellen, weshalb sie sonst - wo es doch in Roma, wie sie sagte, sogar eine Casa Aemilia des Classicus gab - zu den Iuliern umquartiert worden wäre. Zu guter Letzt, das schrieb sich Dives ebenfalls gedanklich auf seine To-Do-Liste, würde er wohl auch mit Proximus bei Gelegenheit noch ein Wort wechseln. So recht wollte er der netten, jungen Frau nämlich nicht abkaufen, dass sein Onkel sie von sich aus in die Casa Iulia eingeladen hatte...


    "Und du, Crassus? Was machst du derzeit so schönes?", wandte er sich sodann auch wieder an seinen Cousin, um diesen ebenfalls wieder etwas mehr einzubinden. Seit ihrem Treffen vor dem Tempel des Apollo Sosianus war nun schließlich schon ein wenig Zeit vergangen, die der junge Mann hoffentlich nicht völlig ungenutzt hatte verstreichen lassen. Andererseits: Hätte er dies getan, so hätte er wohl kaum das Geld für ein Geschenk aufbringen können, spekulierte Dives. Und wer wüsste? Vielleicht wäre er dann auch für die Aemilia gleich nur noch halb so interessant gewesen...