Als Alvaro zum Schiff ging, wichen Messalina Gedanken in eine ganz andere Richtung ab. Sie dachte nämlich daran, wie es in ihrer Heimat war, wie sehr sie ihre Eltern vermissen wird, und auch irgendwie ihren Haussklaven Almos, auch wenn dieser ein Mann war. Denn Männer konnte sie absolut nicht ausstehen. Es brachte auch nichts, wenn sie nett und höflich waren, - Mann bleibt Mann. Für sie hatte ein Mann genauso die gleiche Stellung wie ein Sklave, nicht mehr und nicht weniger. Nur ihr Vater war eine Ausnahme, wie könnte sie auch anders, er ist eben ihr Vater und das immer mit Leidenschaft gewesen, ohne sie zu schlagen, zu misshandeln oder andere negative Dinge auszuüben, wie es sooft in anderen Familien war. Ganz im Gegenteil, Messalina wurde regelrecht von ihren Eltern, besonders ihrem Vater verwöhnt. Jeden Donnerstag wurde für sie ihre Lieblingsspeise zubereitet, ganz liebevoll auf jedes Detail geachtet.
Als sich eine Polle auf ihre Nasenspitze nieder lies, kitzelte es ihr, rieb sich die Nase und ihre abschweifenden Gedanken waren verflogen. Sie blickte zu Alvaro, der gerade dabei war, Männer Münzen zu überreichen. Ob er diese bestach, sie kaufte oder gar Schutzgeld ablieferte, konnte sie nicht erkennen, zu weit stand sie entfernt, sie hoffe aber dass Alvaro einfach nur die Seemänner benutzte, um das Gepäck zu verladen. Dabei fiel ihr seine Art und Weise des Bewegens auf, er ging sehr aufrecht, nicht verklemmt, als hätte er ein Stock im Rücken, das zeigte wie sehr er gesund sein müsste. Ihr fiel nämlich im Laufe der Zeit häufiger auf, das immer mehr Menschen, besonders Sklaven, eine nicht senkrechte Haltung aufwiesen, vielleicht weil sie sich zu oft verneigten? In diesem Moment musste sie schmunzeln, wie lustig es aussehen würde, wenn Alvaro einen Katzenbuckel hätte, mit einem Stock zur Rechten und seinem Kopf zur Linken geneigt.
Alvaro war zurückgekehrt, Messalina hatte die Informationen nicht wahrgenommen, da sie schon den nächsten Streich ausheckte. "Wärst du nicht zu faul, hätten wir die Sesterzen für etwas Sinnvolles ausgeben können, zum Beispiel für einen schicken Kopfschmuck." Messalina erhoffe sich, dass er durch diese Aussage etwas abgelenkt sein werde. Da er wie bereits festgestellt, in ihren Augen, nicht besonders schlau war, die Aussage von seinem Ohr zum Gehirn und deren Verständnis ein wenig Zeit in Anspruch nehmen würde. Sie war keine Marathonläuferin, aber ihre kleinen Füße würden sie trotzdem in Windeseile fortbewegen. Somit drehte sie sich um, rannte so schnell wie ihre Füße sie tragen konnten. - In Nähe der stehenden Häuser am Hafen, suchte sie nach einer Versteckmöglichkeit, fand aber keine, sie verlor leicht die Kontrolle, wäre fast gestolpert und eckte deswegen an einer ihr fremden Frau an, diese bruppelte ihr nichts Verständliches hinterher. Dann sah sie einen großen Korb an der Hafentaverne stehen, drehte ihn um und schlüpfte darunter, ein kleines Stück ihrer Tunika blickte unten zwischen Sand und Korböffnung hervor, nichts merkend linste sie zwischen den Korbflechtenlücken durch.