Der Duumvir von Ostia und damit Vorsteher nicht nur irgendeines Schreiberstabes, sondern immerhin auch dreier gewählter Magistrate, der weiterhin einem Gremium von etwa einhundert (!) Decuriones von Ostia vorsaß und über vier gesetzliche Liktoren verfügte (im Gegensatz beispielsweise zu dem einen, der jeder Vestalin zuerkannt wurde) - soviel zur Vergleichbarkeit mit einem Primicerius - holte zu einer Erklärung aus:
"Natürlich gibt es immer Bestrebungen die finanzielle Lage der Civitas zu verbessern oder zumindest stabil auf einem guten Niveau zu halten. Gerade die Hafengebühren, die übrigens erst dank meiner persönlichen Bemühungen während meiner Quaestur hier in Ostia überhaupt in der Form existent sind, stellen da zum Beispiel einen Punkt dar. Dass da zu Beginn eines Amtsjahres für gewöhnlich nicht sofort horrende Summen zusammenkommen, ist ganz klar. Insbesondere, wenn man diese schwierige Lage derzeit bedenkt...", machte Dives eine kurze Pause, um diesem Punkt etwas mehr Gewicht zu verleihen.
"Denn gerade ohne Ostias Handelskontakte nach Aegyptus und in die übrigen östlichen Provinzen wie zum Beispiel auch Syria, fällt ein enormer Posten ein Einnahmen schlicht weg. Handelsschiffe, die derzeit dort im Osten sind, liegen hier nicht an und zahlen daher natürlich hier auch keine Hafengebühren. Dazu müssen wir mit einer stark verminderten Zahl an Liegeplätzen klarkommen, da die Classis Misenensis einen nicht gerade geringen Bedarf angekündigt hat. Da fehlen also wieder Einnahmen. Letztlich versuchen die Händler verständlicherweise natürlich ihre eigenen Verluste möglichst gering zu halten, indem sie so kurz wie möglich nur anlegen und so schnell wie möglich ihre Schiffe weiterschicken nach Hispania oder Africa oder so. Und verminderte Liegezeiten sind wieder verminderte Hafengebühren.", erklärte der Iulier diesen Punkt recht ausführlich, wie er fand.
"Und dabei habe ich noch gar nicht angefangen von den Spenden, die für gewöhnlich ebenfalls höher ausfallen. Aber ist ja ganz klar: Wer weniger hat, der spendet auch weniger. Und Ostia ist nunmal eine Handels- und Hafenstadt, in der nunmal sehr viele Menschen eben davon - vom Handel - leben... Und so könnte ich dir quasi zu jedem dieser Punkte das gleiche erzählen: Ostia ist eine Handels- und Hafenstadt. Über Ostia läuft praktisch der gesamte Export aus und Import nach Roma, der auf dem Seeweg geschieht... normalerweise sowohl in die westlichen als auch die östlichen Provinzen des Imperiums." Das erwähnte der Iulier sehr bewusst, da dies nicht immer so war. Erst durch den Hafenbau des Kaisers Claudius nämlich (und erst recht seit Traianius) hatte Ostia die Stadt Puteoli (nahe Misenum) als Zentrum für den Handel mit den Ostprovinzen abgelöst.
"Dass jetzt quasi die lukrativere Hälfte dieses Handels auf einmal, ohne jede Vorwarnung komplett und ersatzlos weggefallen ist, kann einfach nicht folgenlos sein - erst recht nicht finanziell." Daran konnten der beste Aedil, der beste Quaestor, der beste Duumvir und wohl selbst der beste Kanzleibeamte derzeit nichts ändern. Nach dem Krieg, da war sich Dives sehr sicher, würde das garantiert wieder anders aussehen...
"Und auch was neue Decurionen betrifft...", begann der Duumvir dann und schaute gleichzeitig einige Tabulae nach der richtigen Liste durch. "... sieht es so aus: Nach unserer Lex Municipalis muss..." zumindest im Regelfall "... jemand, der Decurio werden will, zuvor eine Amtszeit als Aedil oder Quaestor absolviert haben. Es können also folglich in jedem Amtsjahr maximal 3 Honoraria zusammenkommen. Wir hatten nun im letzten Jahr den Fall, dass zwei Leute bereits Decurionen Ostias waren. Der damalige Quaestor und damalige Aedilis Mercatuum haben schlicht aus Bewerbermangel aufgrund der Bürgerkriegszeiten sich nochmals um diese Ämter bemüht. Und der ehemalige Aedilis operum publicorum hat sich bei einem privaten Bauprojekt schlicht selbst so sehr in Unkosten gestürzt, weil die Lohnkosten aufgrund der hohen Lebensmittelpreise so explodiert waren, dass er es sich derzeit einfach nicht leisten kann in den Ordo Decurionum aufgenommen zu werden.", erklärte Dives die Lage, die aufzeigte, weshalb auch im Jahresverlauf wohl nichtmal mit einem einzigen Honorarium zu rechnen wäre. Dann hatte er auch die passende Liste zur Hand.
"Das ist die Liste der im letzten Jahr ernannten Decuriones. Sofern du die Namen wirklich aller etwa hundert Männer haben willst, kann ich dir die natürlich gerne ebenfalls noch zusammenstellen lassen und würde dir diese dann in die Administratio schicken.", bot er an, denn man konnte wohl kaum erwarten, dass jetzt und hier eine solche Liste mit den entsprechenden Ernennungsdaten vorläge. Das wäre ja so, als wenn man in Roma vom Consul, der der dortigen Curia, dem Senatus, vorsaß, erwarten würde, dass dieser stets eine solche Liste aller etwa 600 Senatoren - mit Ernennungsdatum - zur Hand hätte. Das hatte garantiert kein Consul so ohne Weiteres und das war hier in Ostia nicht anders. Eine solche Liste stand nicht im Kanzlei-Schreiben gefordert und war deshalb natürlich auch nicht vorbereitet worden - Punkt; Ende.
DECVRIONES OSTIENSIS NOVI
MVNERIS TEMPVS DVVMVIRORVM
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ET
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Sim-Off:*** irgendwelche städtischen NSCs, die bestimmt auch einen Namen haben, der jedoch offiziell nie gefallen ist. 