Diesmal schmunzelte der Tiberier also über Dives, wobei letzterem sein eigenes Zögern irgendwie entgangen war. Das heißt, eigentlich hatte er ja schon bewusst kurz nachgedacht, ob er bei Sergia Severa von einer 'Bekannten' sprechen sollte oder lieber von einer 'vielleicht Verwandten' oder so. Da die letzte Variante jedoch wohl mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hätte, hatte der Iulier eben von einer Bekannten gesprochen, die die Sergia ja durchaus war. Dass das auch falsch verstanden werden konnte - insbesondere, wenn man eben nicht wusste, dass Dives in dieser Runde wohl derjenige war, der das geringste Interesse daran hätte mit ihr (wie mit jeder anderen Frau) intim zu werden - kam dem Iulier so nicht in den Sinn. Dass der Tiberier nun also verstand, verstand der Iulier absolut nicht und nippte um eine Antwort darauf zu umgehen nochmals kurz an seinem Glas.
Von seinen Lippen erhob er das edle Gefäß dann abermals, um auf den ausgemachten Termin anzustoßen und sah sich dann wiederum genötig einen weiteren Schluck zu nehmen. Jetzt rächte sich, dass er vorhin direkt zur Casa Germanica geritten war und nicht erst zuvor hier Halt gemacht hatte. Der Iulier trank auf leeren Magen... und das bereitete ihm ein wenig Sorge. Hoffentlich würde man heute hier auf nicht mehr allzu viele Dinge die Gläser erheben. Noch fühlte er sich normal - und er würde es sehr begrüßen, wenn es auch dabei bliebe...
Es folgten zwei an Dives gerichtete Fragen, bei denen der Iulier sich schon ganz kurz fragte, was der Tiberier mit 'Mann wie er' nun wieder meinte. Was für ein Mann war er denn? Das 'schlaue Kerlchen' hatte er bereits wieder verdrängt und dachte genauso wenig an dieses wie an irgendwelche Apfelbäume. Überhaupt: Proximus war sein Onkel, ja. Aber vom ersten gemeinsamen Ahn, Lucius Iulius Rufus, waren sowohl zu Proximus als auch in Dives' Richtung schon so einige Äpfel gefallen und zu neuen Bäumen herangewachsen...
"Tja, in meinem Familienzweig..." und damit meinte er wirklich erst die Nachfahren seines Großvaters Iulius Lepidus, zu denen Proximus leider nicht gehörte, "... ist es beinahe schon Tradition, sich im Laufe des eigenen Lebens und Wirkens besonders in und für die Civitas Ostia zu engagieren. Deshalb habe auch ich mich vor etwas weniger als zwei Jahren dorthin begeben. Mittlerweile liegt eine Amtzeit als Quaestor Ostiensis hinter mir und seit einiger Zeit habe ich einen Sitz im städtischen Ordo Decurionum. Und da bis zu den nächsten Wahlen, bei welchen ich zum Duumvirat kandidieren will, noch ein wenig Zeit ist und meine Vorbereitungen wirklich nicht schlecht laufen, gönne ich mir mal wieder ein paar Tage hier in Roma, sehe nach meinem Cousin, nach meinem Onkel hier und treffe mich mit einigen Leuten." Die Versuchung nach dieser längeren Passage wieder einmal kurz am eigenen Glas zu nippen war da, aber nach einer kleinen Redepause ging es auch ohne.
"Ich kümmere mich nebenbei ja auch als eine Art Sekretär um die Factio Veneta. Das bereitet zwar gerade dieser Tage nicht ganz so viel Arbeit, weil der Imperator mit anderen Dingen beschäftigt ist als mit irgendwelchen Rennen, aber dennoch muss ich natürlich auf dem Laufenden bleiben.", fügte er noch hinzu. Dass auch er sich hin und wieder mal der Dichtkunst zuwandte, verschwieg er lieber. Weder hielt er sich auf diesem Gebiet für besonders begabt, noch befand er es in dieser gehobenen Gesellschaft als angebracht dies zu erwähnen. Immerhin waren sie ein Patrizier und zwei Mitglieder des Ordo Senatorius...
"Gehörst du einer Factio an?", erkundigte er sich stattdessen.