Beiträge von Marcus Iulius Dives


    Wonga führte den Ankömmling ins Atrium und ging anschließend wieder an seinen Platz an der porta.


    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/180px-Edward_G_Robinson_in_The_Ten_.jpg] | Phocylides


    Der Maiordomus kam einen Augenblick später im Atrium an. Er war gerufen worden, weil der iulische Gast keinerlei Angaben darüber gemacht hatte, was genau er nun hier wollte. War es ein Anstandsbesuch? Wollte er ein paar Tage bleiben? Oder vielleicht einen Monat? Oder wollte er gar hier wohnen? Aber diese Fragen stellte man einem Verwandten des Hausherrn natürlih nicht draußen.


    "Salve Iuli! Ich bin Phocylides, der Maiordomus dieser Casa. Der Hausherr Iulius Centho kann derzeit niemanden in gewohnter Weise empfangen.", erklärte er.
    "Wie kann ich dir weiterhelfen? Vielleicht willst du etwas trinken?", schloss er gleich noch zwei Fragen an. Eventuell erzählte der Mann ja auch von sich aus ein wenig mehr...




    MAIORDOMUS - CASA IULIA

    '... noch nie Mitglied einer Factio...' Diese Worte hatten einen eigenwilligen Klang. Bisher hatte Dives noch nicht von Leuten gehört, die aus einer Factio wieder ausgetreten wären - oder in seinen Augen noch unvorstellbarer: die Factio gewechselt hätten! Seiner Ansicht nach war man entweder Mitglied in der Factio (und blieb es dann auch) oder eben nicht. Maximal mochte er vielleicht auch noch die non-sodalen Anhänger, zu welchen der Tiberius wohl zu zählen wäre, als eine Art Zwischenstufe unterscheiden.
    Nichtsdestotrotz überlächelte der Iulier diesen Gedanken einfach und bemerkte sehr wohl und durchaus anerkennend, dass trotz der beinahen Steilvorlage die Erwähnung des (wie auch immer) verschiedenen Consulars Tiberius Durus ausblieb. Dives selbst hätte dessen Namensnennung dabei keineswegs gestört. So jedoch festigte sich der Eindruck bei ihm, dass Lepidus wirklich zu den Salinatoriern zu zählen war!


    "Dareios? Nein, der fährt schon eine ganze Weile keine Rennen mehr. Ich glaube, mit 37 Jahren oder so hat er seine aktive Laufbahn beendet. Aber ganz weg ist er natürlich nicht, sondern hat in gewisser Weise nur die Perspektive gewechselt. Er ist jetzt ein Auriga-Trainer bei der Veneta.", erzählte Dives. Die Factio wäre ja auch schön doof gewesen, wenn man Dareios einfach so ziehen lassen hätte!
    "Und ja, der Mann ist wirklich DER Auriga der jüngeren Geschichte schlechthin! So viel Talent gepaart mit einer solch gewaltigen Erfahrung, wie er sie zum Ende seiner Karriere hatte... Wirklich einmalig! Ohne übertreiben zu wollen bin ich der Meinung, dass man sogar durchaus von einem merklichen Niveau-Unterschied zu allen anderen Fahrern seiner Tage sprechen kann!" Die Leidenschaft für diesen Sport lies sich bei diesen Worten auch sehr deutlich in den iulischen Augen ablesen.
    "Stärkere Aurigae haben wir derzeit leider nicht... und ich befürchte, dass es auch in absehbarer Zeit kaum jemand auf dieses Niveau schaffen wird - nicht nur bei der Veneta. Zwar kenne ich die Fahrer der anderen Factiones nicht wirklich - und es mögen durchaus einige mit entsprechendem Talent gesegnet sein - aber gegen Erfahrung kommt kein Talent der Welt an! Solange es also kaum bis garkeine größeren Rennen hier gibt, wird es wohl ein Traum bleiben je einen zweiten Dareios zu erleben..." Dives schüttelte ein wenig enttäuscht den Kopf. Er selbst hatte den ersten Dareios schließlich schon nie fahren sehen. Jetzt standen die Zeichen erstmal auf Krieg, womit also in naher Zukunft keine Rennen zu erwarten waren. Und später? Stellte sich die Frage, wer Wagenrennen finanzieren wollen würde. Vielleicht würden die Gewinner des Krieges ja einen Teil ihres Gewinns (und am Ende hätten die Sieger sicherlich alle ein finanzielles Plus zu verbuchen!) investieren...


    "Darf ich fragen, weshalb ein..." Er suchte sich an den genauen Wortlaut zu erinnern. "... leidenschaftlicher Bewunderer der Rennen keiner Factio angehört?" Immerhin wäre so eine Mitgliedschaft immer eine gute Gelegenheit um mit dieser oder jener interessanten Person ins Gespräch zu kommen, oder nicht? So wie der Iulier die Sache sah, auf jeden Fall! Überdies sollte man wohl auch bedenken, was Factiones alles für Brücken bauten: In welchen anderen Vereinen trafen Patrizier und Plebeier häufiger aufeinander?! Und welche Vereine sonst schafften es Antipathien und Streitigkeiten wenigstens für einen Tag mal vergessen zu machen?! Es sollten sich ja durchaus schon politische Gegner in ein und derselben Factio wiedergefunden haben (entsprechende Name wusste Dives natürlich aus dem Stehgreif nicht zu nennen)...

    [Blockierte Grafik: http://img442.imageshack.us/img442/5370/wonga6yp.jpg] | Wonga


    Der hochgewachsene Nubier öffnete die porta einen Spalt und schaute hinaus. Zumindest auf den ersten Blick kam ihm der Mann jedoch nicht bekannt vor. Immerhin schien es aber auch kein völlig abgebrochener Bettler zu sein, den Wonga auf der Stelle zum Pluto gejagt hätte.


    "Wer du sein und was du wolle?", fragte er also mit seiner üblich tiefen, rauhen Stimme ein wenig skeptisch, wie er Fremden gegenüber nunmal war.




    IANITOR - CASA IULIA

    Auch der Iulier freute sich durchaus, dass Aculeo vielleicht schon bald eine Stimme in der Curia haben würde! Allerdings zeigte er diese Freude nicht akustisch - zumal der Germanicer sich ja auch noch überhaupt nicht fest entschieden zu haben schien. Doch Dives' zufrieden lächelndes Gesicht mochte durchaus sein kleines Hochgefühl nach außen tragen, wie es gleichwohl auch als Zeichen gedeutet werden könnte, dass mit seiner Stimme bei der Frage, ob der Eques einen Platz unter den Decuriones erhalten würde, zu rechnen wäre.


    "Mir? Nein.", antwortete der Iulier bescheiden auf die Frage Aculeos. Zwar wusste er, dass er durchaus noch irgendetwas hatte fragen wollen, aber er konnte sich gerade nicht mehr daran erinnern, was er wissen wollte. Letztlich würde es dann wohl auch nicht so wichtig gewesen sein, entschied er sich. Außerdem bevorzugte er es auch, wenn er seine eigenen Fragen einbringen könnte, ohne dass unbedingt auffiele, dass es seine eigenen Fragen waren. So hatte beispielsweise die Erkundigung ob des nächsten Wahltermins ja durchaus das Gesprächsthema berührt...


    Dives blickte von Aculeo zum Duumvir und wieder zurück. Wenn aus Sicht des Germanicers alles besprochen wäre (und irgendwie war es ja dessen Termin, weil dessen Angelegenheit), dann wäre es wohl an der Zeit eine Verabschiedung einzuleiten. Oder hatte der Duumvir noch eine Frage? Es wirkte zumindest nicht so...

    Diesmal schmunzelte der Tiberier also über Dives, wobei letzterem sein eigenes Zögern irgendwie entgangen war. Das heißt, eigentlich hatte er ja schon bewusst kurz nachgedacht, ob er bei Sergia Severa von einer 'Bekannten' sprechen sollte oder lieber von einer 'vielleicht Verwandten' oder so. Da die letzte Variante jedoch wohl mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet hätte, hatte der Iulier eben von einer Bekannten gesprochen, die die Sergia ja durchaus war. Dass das auch falsch verstanden werden konnte - insbesondere, wenn man eben nicht wusste, dass Dives in dieser Runde wohl derjenige war, der das geringste Interesse daran hätte mit ihr (wie mit jeder anderen Frau) intim zu werden - kam dem Iulier so nicht in den Sinn. Dass der Tiberier nun also verstand, verstand der Iulier absolut nicht und nippte um eine Antwort darauf zu umgehen nochmals kurz an seinem Glas.


    Von seinen Lippen erhob er das edle Gefäß dann abermals, um auf den ausgemachten Termin anzustoßen und sah sich dann wiederum genötig einen weiteren Schluck zu nehmen. Jetzt rächte sich, dass er vorhin direkt zur Casa Germanica geritten war und nicht erst zuvor hier Halt gemacht hatte. Der Iulier trank auf leeren Magen... und das bereitete ihm ein wenig Sorge. Hoffentlich würde man heute hier auf nicht mehr allzu viele Dinge die Gläser erheben. Noch fühlte er sich normal - und er würde es sehr begrüßen, wenn es auch dabei bliebe...


    Es folgten zwei an Dives gerichtete Fragen, bei denen der Iulier sich schon ganz kurz fragte, was der Tiberier mit 'Mann wie er' nun wieder meinte. Was für ein Mann war er denn? Das 'schlaue Kerlchen' hatte er bereits wieder verdrängt und dachte genauso wenig an dieses wie an irgendwelche Apfelbäume. Überhaupt: Proximus war sein Onkel, ja. Aber vom ersten gemeinsamen Ahn, Lucius Iulius Rufus, waren sowohl zu Proximus als auch in Dives' Richtung schon so einige Äpfel gefallen und zu neuen Bäumen herangewachsen...
    "Tja, in meinem Familienzweig..." und damit meinte er wirklich erst die Nachfahren seines Großvaters Iulius Lepidus, zu denen Proximus leider nicht gehörte, "... ist es beinahe schon Tradition, sich im Laufe des eigenen Lebens und Wirkens besonders in und für die Civitas Ostia zu engagieren. Deshalb habe auch ich mich vor etwas weniger als zwei Jahren dorthin begeben. Mittlerweile liegt eine Amtzeit als Quaestor Ostiensis hinter mir und seit einiger Zeit habe ich einen Sitz im städtischen Ordo Decurionum. Und da bis zu den nächsten Wahlen, bei welchen ich zum Duumvirat kandidieren will, noch ein wenig Zeit ist und meine Vorbereitungen wirklich nicht schlecht laufen, gönne ich mir mal wieder ein paar Tage hier in Roma, sehe nach meinem Cousin, nach meinem Onkel hier und treffe mich mit einigen Leuten." Die Versuchung nach dieser längeren Passage wieder einmal kurz am eigenen Glas zu nippen war da, aber nach einer kleinen Redepause ging es auch ohne.
    "Ich kümmere mich nebenbei ja auch als eine Art Sekretär um die Factio Veneta. Das bereitet zwar gerade dieser Tage nicht ganz so viel Arbeit, weil der Imperator mit anderen Dingen beschäftigt ist als mit irgendwelchen Rennen, aber dennoch muss ich natürlich auf dem Laufenden bleiben.", fügte er noch hinzu. Dass auch er sich hin und wieder mal der Dichtkunst zuwandte, verschwieg er lieber. Weder hielt er sich auf diesem Gebiet für besonders begabt, noch befand er es in dieser gehobenen Gesellschaft als angebracht dies zu erwähnen. Immerhin waren sie ein Patrizier und zwei Mitglieder des Ordo Senatorius...
    "Gehörst du einer Factio an?", erkundigte er sich stattdessen.

    "Ach, dafür nicht.", winkte Dives sofort auf die Danksagung des Tiberiers ab. Immerhin schien der Patrizier also gemerkt zu haben, dass er vorhin vielleicht das Eine oder Andere besser nicht laut ausgesprochen hätte. Mehr als diese hoffentliche Erkenntnis, die ja vielleicht auch etwas länger als nur diesen Augenblick haften bleiben würde, wollte der Iulier auch garnicht erreichen. Dives würde wohl ganz einfach recht sachlich mit seinem Cousin sprechen. Und bei einem kaisertreuen Tiberius, der ehrliches Interesse an einer Mitgliedschaft bei der Societas Claudiana et Iuliana zu haben schien und zudem seit langer Zeit nun der erste Patrizier sein könnte, der diesem Kultverein wieder beitritt, würde sich der Senator, Augur und letztlich Magister Centho wohl bestimmt nicht verschließen!


    Auch der zweite Teil hörte sich sehr vielversprechend an. Lepidus war also - wie von Dives unterschwellig präferiert - bereit sich im Domus Societatis zu treffen. Als der Gast dann von einem Ideengewitter sprach, musste der Iulier wieder ein wenig schmunzeln. Ob man dem Iuppiter bei dieser Gelegenheit vielleicht ein Opfer darbringen sollte? Nicht dass jenes Gewitter am Ende noch das Vereinshaus in Brand steckte... An Dichtung dachte Dives jedoch weniger - er hatte diese Wortschöpfung durchaus schon mal gehört.
    "Das freut mich sehr zu hören! Und sehr gern können wir auch ein paar Ideenblitze zu erzeugen versuchen.", antwortete der junge Iulier mit einer ähnlichen Umschreibung, die jedoch ähnlich bekannt war, wie die des Tiberius.
    "Da ich um die Mittagszeit jedoch bereits einen Termin habe mit... einer Bekannten, könnte ich erst so... gegen Mitte der achten Stunde am Vereinshaus sein. Wäre das okay für dich, Tiberius?", denn Lepidus mochte zwar nicht viel zu tun haben aktuell, aber den einen oder anderen Termin hatte sicherlich auch er. Und gerade, wenn jemand nicht da wäre, dem er 'seine Aufwartung' machen wollte, dann lag es ja recht nahe ein Treffen im Voraus auszumachen...


    Sim-Off:

    Wenn du willst, kannst du auch schon dort erscheinen...

    Zitat

    Original von Decima Messalina & Octavia Nasica


    Auch die Vestalin Decima schien sich an ihr Aufeinandertreffen im Theater zu Ostia zu erinnern. Das zumindest meinte Dives ihrem Blick entnehmen zu können. Zur Begegnung selbst sagte sie nichts, was wohl bei den Geschehnissen dort auch irgendwie verständlich und angesichts der Tatsache, dass sie sich hier in aller Öffentlichkeit befanden, auch ganz gut so war. Immerhin schien sie dem Iulier den Tag in Ostia nicht übel zu nehmen, denn andernfalls hätte sie wohl nicht so freundlich gegrüßt.


    Dives' Cousinchen wirkte dagegen auf einmal ein wenig schüchtern. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie in Pisae bestimmt nicht so oft die Gelegenheit hatte mit einer Vestalin zu sprechen. Unweigerlich kam im jungen Iulier nun das Gefühl auf, dass er seinem neuen Cousinchen helfen müsste, ihr etwas die Angst nehmen müsste.
    "Keine Sorge, ich kenne hier in Roma nur nette Leute...", was zweifellos gelogen war, "... und ich würde dich auch nur solchen Leuten vorstellen.", meinte Dives mit einem freundlichen Lächeln zu seinem hübschen Cousinchen. Letzteres entsprach sicherlich schon eher der Wahrheit.
    "Und Vestalin Decima ist zweifellos eine sehr freundliche, junge Frau!", ermutigte der Iulier Nasica weiter. Mit dieser distanzierten Haltung wirkte die Vestalin vielleicht nicht ganz so freundlich, aber nachdem sie den Theaterbesuch und die Vorkommnisse so schnell schon wieder abgehakt zu haben schien und zumindest äußerlich gerade nicht besonders abweisend wirkte, musste sie wohl zweifellos freundlich sein.


    An die Decima gewandt fügte Dives leicht entschuldigend hinzu:
    "Sie hat lange Zeit in Pisae gelebt und da wirkt eine Vestalin in dieser tollen Kleidung auf sie sicherlich... beeindruckend." Dann schaute er wieder zur Octavia und erwartete ihre Antwort auf die ihr durch die Vestalin gestellte Frage. Dabei lächelte er freundlich und ihm kam nicht im Entferntesten der Gedanke, dass er sein Cousinchen eventuell etwas zu sehr bevormundet hatte. Manchmal war Dives eben auch einfach nur ein Mann...

    Konservation? Hatte das nicht irgendetwas mit Salz und Haltbarmachen zu tun? Der Tiberius meinte wohl eher Konversation... Dives schmunzelte kurz ob dieses Versprechers und überlegte einen kurzen Moment, woran Lepidus wohl gedacht haben mochte, während er sprach. Manchmal konnte man da ja durchaus etwas draus erkennen. In diesem Fall jedoch kam der Iulier zu keinem Ergebnis und stimmte stattdessen dem Trinkspruch zu:
    "Auf unseren Kaiser!", prostete auch er seinem Onkel und dem patrizischen Gast zu, opferte natürlich ein wenig für die Götter und nippte dann kurz am Glas. Er wusste schließlich, dass er kaum etwas vertrug.


    Dass sein Onkel Proximus natürlich - insbesondere in Anwesenheit seines Neffen - nur gut über jenen sprach, war erwartungsgemäß. Dennoch entging Dives neben dem leicht lustigen Tonfall keineswegs der ehrlich-ernste Unterton. Vielleicht mochte sein Onkel ihn ja doch mehr, als er selbst das bisher geglaubt hatte. Manchen Männern fiel es schließlich bekanntlich schwerer viel zu reden und dabei auch mal ein paar Gefühle zu zeigen. Männern eben, die weniger... weibisch (?) waren. Konnte man das weibisch nennen? War er, Dives, auf diese Weise weibisch? Er wusste es selbst gerade nicht so genau - zumal er sich nie von außen erlebte und manches vielleicht nichtmal merkte. Lepidus riss den Iulier wieder aus derlei Gedanken.


    "Also, ich denke, dass wir beide..." Er blickte etwas fragend zu Proximus. "... dich gern als neues Mitglied in der Societas begrüßen würden.", behauptete Dives erstmal. Hoffentlich sah sein Onkel das wirklich nicht anders. Immerhin wäre es ja schon eine gewisse Ehre, wenn nach langer Zeit endlich mal wieder ein Patrizier der Societas beitreten würde! Das fand Dives trotz allem zumindest.
    "Und ich hatte sowieso vor gleich noch nach meinem Cousin zu sehen. Da kann ich ihm bei der Gelegenheit dann ja auch von dir und deinem Beitrittswunsch erzählen.", erklärte der 'recht aufgeweckte' Iulier, der so 'interessante Fragen' stellen konnte mit einem schwer einzuschätzenden Lächeln.
    "Wenn du willst, dann können wir uns morgen im Domus Societatis treffen und ich sag dir, was der Magister dazu meint.", schlug Dives vor. Nach einer kleiner Pause fügte er etwas trocken hinzu:
    "Falls das dir lieber sein sollte, kann ich dir natürlich auch nur eine Nachricht mit seiner Entscheidung zukommen lassen..."

    Zeit für ein Opfer. Selbstredend hatte Dives nichts außergewöhnlich Großes vorbereitet, da er ja einerseits eigentlich bereits wieder auf dem Weg nach Ostia sein wollte und andererseits dies ein großes öffentliches Fest war, auf welchem der Iulier nicht der einzige sein würde, der Fortuna einige Gaben darzubringen gedenken würde. So musste ein kleines Füllhorn ausreichen, welches dafür jedoch umso liebevoller mit grünen und blauen Weintrauben und kleinen roten Kirschen befüllt und durch ein paar nicht zu große, gelbe Blüten abgerundet wurde. Entsprechend der römischen Tradition brachte Dives das kleine Opfer dar, sprach auch einige Worte, die jedoch wohl nur der Wind vernehmen könnte und würde, der sie dann hoffentlich an die Adressatin weiterleitete. Schlussendlich hatte der Iulier noch einen feuerroten Apfel, wohlgeformt und zum Anbeißen einladend, dabei. Er führte ihn zum Mund, setzte einen Kuss darauf und legte ihn ebenfalls zu den Opfergaben. Letztlich wandte er sich nach rechts von der Statue ab.


    Zitat

    Original von Decima Messalina


    Etwas überrascht (wenngleich es an sich eigentlich alles andere als überraschend war) erblickte Dives dann eine ihm bekannte Vestalin. Auf den zweiten Blick erinnerte er sich auch wieder, woher sie ihm bekannt war: Das Theater zu Ostia! Ein Glück, dass seine Ehrengäste damals hauptsächlich aus der Gens Decima stammten, sodass sich das Problem der Anrede nicht stellte:
    "Vestalin Decima! Salve!", begrüßte Dives offenherzig die Frau und kam ihr mit einem Lächeln auf den Lippen entgegen. Er überlegte, was er noch sagen könnte. Welch Überraschung es wäre sie hier anzutreffen, lag ihm auf der Zunge. Und bei den vielen Leuten mochte es vielleicht wirklich überraschend sein, dass sie sich trafen, doch irgendwie erschien es dennoch ein wenig unpassend. Aber zum Glück war Dives ja nicht allein!
    "Darf ich dir meine Cousine vorstellen? Das ist Octavia Nasica, Tochter des Senators Octavius Victor!", lenkte er die Aufmerksamkeit wieder von sich weg und zeigte mit seiner Rechten stolz zu Nasica. Inwiefern die Decima das Cousinchen des Iuliers schon zuvor bemerkt hatte, wusste Dives genauso wenig wie, ob sie sich vielleicht schon kannten. Aber das würden die Reaktionen sicherlich zeigen, vielleicht. Und wenn nicht, dann war es auch nicht schlimm.

    "Äh... Salve!", grüßte auch Dives. Ihm kam der Mann ein wenig bekannt vor - eventuell war er ja bereits während der iulischen Quaestur hier beschäftigt? Ob der sich, falls dem so wäre, ebenfalls an den Iulier erinnern würde? Hoffentlich nicht... gerade wenn man bedachte, wieviel Mehraufwand diese Sache hier doch gesorgt hatte.


    "Ich begleite und... berate ihn nur.", fügte Dives noch mit kleiner Geste in Rchtung Aculeo hinzu, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er mit noch einer weiteren Angelegenheit aufwarten würde. Dann war er gespannt, was der Beamte zu sagen hätte (und ob er helfen würde)...

    Den Vorschlag des Duumvirs fand Dives interessant. Ob der ihn einfach so zum Decurio machen könnte und würde? Der Iulier hatte zumindest davon gehört, dass das durchaus ab und an so geschah. Zwar kannte er keinen Fall aus Ostia, aber in Misenum, wo die Iulii einiges an Einfluss besaßen (und Dives durch seinen Onkel Proximus auch nicht viel, aber ein wenig informiert war), soll das schon passiert sein...


    "Wann wären überhaupt die nächsten Wahlen in der Civitas?", erkundigte sich Dives nach der Antwort Aculeos dann aber erstmal in anderer Richtung... und nicht ohne sein eigenes Vorankommen dabei außer Acht zu lassen...

    Es schien Sedulus mindestens zu verwundern, wenn nicht gar ein wenig zu beunruhigen, dass dem Iulier nichts zu irgendwelchen zusätzlichen Truppen bekannt war. Sollte Dives sich jetzt Sorgen machen? Immerhin wohnte er ja in Ostia und der Germanicer war militärisch kein unbeschriebenes papyrus - im Gegensatz zu Dives - und wusste folglich, wovon er sprach! Andererseits wusste dies vermutlich auch der Vescularier, der sicherlich auch einen militärischen Beraterstab hatte. Und irgendwie war es ja auch so, dass auf Land im Nordern erstmal die Prima stand und zu Wasser... kam die Gefahr doch "nur" aus Osten. Vielleicht hielt man die ja schon früher auf, sodass die garnicht erst bis Ostia kämen?
    Ja, ein paar Sorgenfalten zeichneten sich nun auf der iulischen Stirn ab. Denn natürlich wollte er, dass der Fettwanst vom Thron gestoßen wurde - aber bitte nicht direkt vor seiner eigenen Haustür (beziehungsweise der Haustür seines Cousins)!


    Aus den folgenden Kommentaren des Senators meinte Dives durchaus eine nicht vollends vom Vescularius überzeugte Haltung erkennen zu können. Die Verärgerung mit der der über die Kontrollen - selbst bei Senatoren - sprach und auch und vor allem die letzten Worte. Jene zeugten nämlich absolut nicht von irgendeinem Hass oder wenigstens ein wenig Verachtung für die Gegner Salinators. Bliebe nur die Frage, wo Sedulus nun also stand. Seinen eigenen Worten zufolge müsste er ja entweder etwas mit Salinator gemein haben (diesen also in gewisser Hinsicht unterstützen) oder nicht bei Verstand sein, denn nach wie vor befand er sich ja hier in Roma. Aber natürlich war dem Iulier bewusst, dass es gerade bei den Senatoren nicht ganz so einfach aussah, da viel Verantwortung - auch gegenüber ihren zahlreichen Klienten - auf ihren Schultern lastete. Und manch einer hatte sich ja auch entschieden nach außen dem Vescularier treu ergeben zu sein und ihn hinter seinem Rücken zu bekämpfen...


    "Wie stehst du eigentlich, wenn ich das mal ganz dreist so fragen darf, zu dem Vescularius auf dem Thron? Ich meine, bist du nicht auch, wie mein Cousin Centho, Klient des Aelius Quarto? Was machst du, wenn der Name Quarto irgendwann auf einer der Todeslisten auftauchen sollte?" Und so ganz unwahrscheinlich war das ja nicht, wenn der Iulier an eine Cena mit Centho, Proximus und Italicus zurück dachte...
    Die Sorgenfalten vom germanicischen Kommentar zur Sicherheit Ostias waren noch immer auf Dives' Stirn zu sehen und auch sonst blickte er den Senator eher sorgenvoll an. Der Iulier wollte damit einen für jede mögliche Antwort hoffentlich eher unverfänglichen Gesichtsausdruck haben. Sie hatten auf ihre gute Freundschaft getrunken und gute Freunde halfen und waren da, wenn man vor einem solchen Dilemma stünde und eine Entscheidung fällen müsste...

    Aculeo musste ja gerade nur so schwimmen im Geld, hatte sich Dives schonh während der Unterredung mit dem Duumvir gedacht. Da waren sie mitten dabei gewesen der Civitas seine Spende von 5000 Sesterzen, also ganzen 50 Aurei (und bei der Größenordnung - MMMMM - rechnete man wohl wirklich besser in Aurei!) zu übergeben, da fiel dem Germanicer ein, dass er sich ein Schiff kaufen könnte! Wieviel kostete so'n Ding? Da würden bestimmt auch nochmal locker 25 bis 50 Aurei für draufgehen! Einfach nur blanker Wahnsinn - durchaus jedoch im positiven Sinne!


    "Wofür brauchst du eigentlich ein Schiff, Aculeo?", fragte der Iulier, während sie sich zwischen den vielen geschäftigen Leuten durchzwängten um... zu den Schiffen zu gelangen? ...?! Plötzlich war eine Hand, seine Hand, an Dives' Handgelenk und zerrte ihn wieder in einer andere Richtung! Was war los? Hatte er es sich nun doch anders überlegt? Dann sah der Iulier das Gebäude und ihm wurde klar: Jetzt ging es ins Officium Portuum, wo sich die Hafenverwaltung befand...

    Die Sittenstrenge des Augustus also... Na das ließ doch die vorherige Aussage des Tiberiers gleich noch ein Stück weit überzeugender wirken! Das war weniger allgemeines Gerede, sondern schon in gewisser Hinsicht individuell. Soetwas hatte der Iulier hören wollen! Klar, dass Lepidus sicher nicht der einzige wäre, der diesen Punkt bei den iulisch-claudischen Augusti hervorgehoben hätte, doch gab es mit Sicherheit auch andere, die Caesars Milde betont hätten und eine ähnliche Geschichte, wie von Dives erzählt, vorzuweisen hätten. Nein, mit dieser Antwort war er vollauf zufrieden und nickte zustimmend auf seine das Thema abschließende Frage.


    Wein wurde gebracht - extra für den patrizischen Besuch in schmucken, goldverzierten Gläsern. Einerseits sollte der Gast sich in der Casa Iulia natürlich wohlfühlen und sich dementsprechend nicht mit weniger zufrieden geben müssen, als er bestimmt gewohnt wäre, andererseits jedoch sollte er ruhig auch sehen, dass er hier nicht bei irgendjemandem war, sondern bei den Iulii.
    Die beiden Kommentare zu seiner Person hörte Dives sich an. Während sein Onkel darauf reagieren könnte, dachte er sich nur seinen Teil. Nach einer Amtszeit als Quaestor Ostias - wo er sich bei Leibe nicht nur Freunde gemacht hatte - brachte ihn das hier nicht ansatzweise aus der Fassung. Uh, da kamen wieder Erinnerungen an diesen unangenehmen Wortführer gegen die Hafengebühr auf... verschwanden aber im nächsten Moment auch schon wieder. Wenn der Tiberier meinte, dass er derlei Äußerungen machen müsste... sollte er es tun. Dives überlegte kurz und ja, er meinte sich zu erinnern, dass er erwähnte Cousin des Senators (und Magisters) zu sein. Eigene Entscheidungsgewalt mochte er praktisch keine haben, aber indirekt Einfluss nehmen könnte er selbstredend schon... Insofern sah er dem nochmals gelassener entgegen.


    Bei letzterem Gedanke musste er unweigerlich ein wenig grinsen. Das brach aber auch nach der letzten Frage des Patriziers nicht ab. Erkunigte der sich doch wirklich danach, wie Dives zu dem Vescularier stand...
    "Ist das nicht öffentlich bekannt? Mein Cousin Senator Iulius Centho hat in Vescularius Salinator einen Gönner, mein Onkel Senator Octavius Victor ist dessen Klient, zwei etwas entferntere iulische Cousins sind ebenfalls Klienten des Augustus, ... Nicht zuletzt absolviert mein Onkel Proximus gerade jetzt sein Vigintivirat. Natürlich bin auch ich da dem Augustus Vescularius Salinator treu ergeben!", erklärte Dives mit freundlichster Miene und in bester Laune. Mancheiner mochte dies eventuell als Angriff werten - er nicht. Der junge Iulier hätte sogar noch die persönliche Förderung erwähnen können, denn letztlich verdanke er seine Erhebung in den Ordo Senatorius ja dem Fettwanst, doch eben weil er diesen innerlich nicht ausstehen konnte, behielt er dieses Faktum vorerst für sich. Wer stand schon gerne bei gehassten Leuten in der Schuld?


    Damit hatte Dives für sein Empfinden alles geklärt. Er blickte zu Proximus. Würde der noch irgendetwas wissen wollen? Ansonsten könnte man ja anstoßen... auf... den eventuell baldigen Sodalis Lepidus? Denn selbstredend würden wohl kaum Proximus oder Dives jetzt und hier entscheiden. Das konnte - getreu der Satzung - nur Magister Centho... oder ein von ihm eventuell ernannter Vertreter...

    Zitat

    Original von Octavia Nasica


    Naja, soo außergewöhnlich war der Name Victor aus Dives' Sicht ja jetzt nicht. Zumindest nicht so sehr, als dass es nicht vielleicht auch noch einen weiteren Octavius mit Cognomen Victor hätte geben können. Bei den Octaviern kannte der Iulier sich natürlich weniger gut aus - was ja allein dadurch deutlich wurde, dass er Nasica zuvor nicht gekannt hatte... Doch die Worte der jungen Frau drückten wohl vor allem den Stolz aus - verständlicherweise, denn wer wäre nicht stolz auf so einen Vater?! Einzig das Consulat und vielleicht eine Statthalterschaft waren diesem Mann bislang vorenthalten gewesen, soweit Dives wusste. Aber erstens hatte er damit dennoch bereits enorm viel erreicht und zweitens: Was nicht war, könnte ja durchaus noch werden!
    "Das hat sie wohl...", stimmte der Iulier Nasica zu, "... Cousinchen." Ohja, das Wort gefiel ihm! Ein Cousinchen hatte er jetzt also. Eigentlich ja weder die erste, die er kennenlernte, noch die verwandtschaftlich nächste. Doch Iulia Corona... die war schon hier, als Dives gerade das zweite Mal seine Geburtsstadt Roma betrat. Sie kannte schon alle, er selbst praktisch niemanden. Das hatte sie in gewisser Weise überlegen sein lassen... und das Wort Cousinchen folglich unpassend. Aber jetzt, jetzt hatte er endlich sein Cousinchen! . . . Und einen Cousin gabs gar noch gratis dazu?!
    "Einen Bruder? Wow! Ist der auch hier?" Der Iulier blickte kurz zu dem Mann des Trios. Nein, der sah nicht nach einem Sohn eines Praetoriers aus! Da fiel ihm ein: Wollte er nicht noch irgendetwas anderes gucken? Nasica schaffte es wirklich, dass Dives sich so mit ihr und dem, was sie sagte, beschäftigte, dass er manch anderes vergaß.
    "Ach, und wo wir ja jetzt nicht wirklich so entfernt verwandt miteinander sind, kannst du mich auch Marcus nennen.", erwähnte er beiläufig.


    "Tja, wo komme ich her? Geboren bin ich in Roma, aufgewachsen aber allein bei meiner Mutter in Mytilene auf Lesbos in der Provinz Asia. Meine Eltern haben sich nämlich auch scheiden lassen. Im Unterschied zu dir leben meine aber beide nicht mehr..." Dives ging einfach mal davon aus, dass ihre Mutter noch lebte. Bisher hatte es sich zumindest so angehört. Mit diesen Worten erreichten sie den Tempel. Der Iulier schaute ersteinmal auf:
    '... Verachte nicht die Freuden der Liebe ...', stand da geschrieben. Mehr konnte Dives gerade nicht sehen. Aber das reichte auch vollkommen, um seine Gedanken erneut auf das Thema Serapio schwenken zu lassen. Aber von dem Soldat fehlte auf einmal jede Spur. So ein verdammter Mist! Aber vielleicht sah das ja nach einem kleinen Opfer für die Göttin Fortuna gleich wieder anders aus.
    "Wollen wir rein?", fragte Dives und ging einfach. Sein Blick war zunächst auf die Statue gerichtet. Sie war wirklich... beeindruckend, wenngleich sie doch aus Sicht des Iuliers im Vergleich mit einem knackigen Apoll wohl den Kürzeren ziehen würde. Sei es, wie es sei. Dives las die Inschrift (unbewusst laut vor):
    "Der Fortuna Fausta zum Dank für ihren erfreulichen Beistand. Gestiftet von Faustus Decimus Serapio, Praefectus Praetorio..." Weiter las er nicht. Faustus hieß er also... wow. Der Name war nicht allzu häufig - gerade vergleichen mit Marcus. Aber er war schön... auf jeden Fall! Oder lag das nur an dem speziellen Träger dieses Namens? Egal. Etwas verträumt sah der Iulier wieder zur Statue auf und seuftzte kurz.

    Aufmerksam verfolgte Dives die Ausführungen des tiberischen Gastes. Und Lepidus machte einen durch und durch patrizischen Eindruck auf ihn. So verwunderte es Dives keinesfalls, dass der Mann keinerlei verwandtschaftliche Verbindungen zu jener Doppeldynastie hatte, starb doch mit Nero praktisch der letzte dieses Stammbaumes... was andererseits natürlich nicht hieß, dass es völlig unmöglich wäre! Der Iulier selbst wusste schon von einigen noch lebenden Nachkommen...
    Aber der freundlich lächelnde Dives ließ sich von seinem Eindruck nichts anmerken. Im Prinzip hatte er ja auch bereits mit einem solchen oder ähnlichen Auftreten gerechnet... bei einem Patrizier.


    Im weiteren Verlauf antwortete der Tiberier auf die Frage des Iuliers, wobei er mit vielen Worten den Kern umschrieb, dass er jene Zeit besonders bewundere. Das klang jetzt alles andere als vollauf begeistert, war aber immerhin schonmal ein Fundament, auf dem man aufbauen könnte.
    "Danke deiner Nachfrage. Ich denke, wenn wir viel an ihn denken - auch gegenüber den Göttern -, dann wird er bald wieder zurück in die Öffentlichkeit treten können.", erwiderte Dives freundlich und wiegelte das Thema damit hoffentlich ab. Er würde wohl nochmal mit diesem Evax sprechen müssen... Krankheiten und ähnliches waren schließlich eigentlich Privatsache und gingen außerhalb der Gens niemanden so genau etwas an. Centho war gerade krank, fertig aus.
    "Aber zurück zur iulisch-claudischen Dynastie. Was ist es denn, was du besonders an jener beziehungsweise der Wirkungszeit jener bewunderst? Ich meinerseits bewundere ja - wie wahrscheinlich fast alle meine iulischen Verwandten - ganz besonders die Clementia, die Milde eines Iulius Caesar, dem Diktator. Dieser verdankt nämlich unser Stammvater Iulius Caepio sein römisches Bürgerrecht.", erklärte er und war gespannt, was Lepidus darauf antworten würde. Vielleicht würde der Tiberier ihn ja doch noch ein wenig mehr überraschen.


    "Ach, und wo wir schon so viel über die Augusti reden, sag, wie stehst du zu Vescularius Salinator?", fügte der Iulier noch immer nett lächelnd an. Faktisch war es Dives persönlich völlig egal, ob der nun Hü oder Hott sagen würde. Nach außen hin waren die Iulier schließlich treue Anhänger des Dicken, hinter ihren Masken dachten sie anders - zumindest von Centho, Proximus und Italicus wusste Dives dies nach einer gewissen Cena relativ sicher - und von sich selbst natürlich auch. Aber gerade bei einem Tiberier war es wohl klar, dass man derzeit um diese Frage nicht herum käme...

    Da erwiderte Sedulus doch glatt die iulischen Worte! Es gab kein erkennbares Zögern. Stattdessen war ein Lächeln in seinem Gesicht auszumachen. Er schien es tatsächlich ernst zu meinen. Aber wieso, verdammt, war der Brief so... so seltsam gewesen?! Darüber konnte Dives im Moment einfach nicht klarkommen. Zwischen dem Brief und ihrem heutgen Treffen gab es doch eigentlich nichts, was einen Umschwung hätte bewirken können... Dazu bestätigte er nochmals, dass Aculeo nicht mit ihm über das Theaterstück und insbesondere dessen Inszenierung gesprochen habe. Centho? Den hatte die Öffentlichkeit auch schon länger nicht mehr gesehen. Wer oder was sonst? Onkel Proximus vielleicht? Aber der hatte als Decemvir ja nichtmal Beisitz-Recht im Senat, weshalb wohl kaum davon auszugehen war, dass sich dort irgendetwas ereignet hätte. Welche Schnittpunkt gab es noch? Die Veneta. Aber außer Centho und Dives und natürlich Tante Helena war da kein Iulier. Das konnte es auch nicht sein... Da lag mit Sicherheit irgendetwas im Argen! Und Dives würde schon noch herausfinden, was!!


    "Über eine Aufstockung der Truppen ist mit nichts bekannt.", begann der Iulier, nachdem Sedulus ausgeredet hatte. Seine vorherigen Gedanken verbarg er hinter einem freundlichen Lächeln.
    "Ich meine, vielleicht bin ich auch einfach nur paranoid. Aber ich habe wirklich das Gefühl, dass seither mehr militärische Präsenz gezeigt wird. Hier in Roma etwa nicht?", stellte er nun die Gegenfrage.


    "Oder was ist mit deinen Klienten... oder Angestellten? Hat da nicht vielleicht irgendjemand nähere Kontakte zum Militär?", fragte er weiter. Erst danach wurde Dives klar, dass man seine Frage durchaus auch weitreichender auffassen könnte, nicht nur auf Urbaner und Vigiles beschränkt. Aber das wäre ja vielleicht auch garnicht mal so uninteressant!
    "Vescularius hat Roma fest im Griff, was?" Dives lächelte vage.
    "Oder gibt es hier noch irgendwo... Mäuse, die etwa hinter vorgehaltener Pfote schlecht reden?", fragte er weiter mit unverändertem Gesichtsausdruck.

    Erleichtert atmete der Iulier auf. Zum Glück nichts passiert! Fortuna sei Dank. Als die junge Frau meinte, dass sie nicht aus Glas sei, versuchte sich Dives in einem zaghaften Lächeln. Während sie dann nachzuschauen begann, ob auch in ihrem Korb nichts kaputt gegangen war, begann sich ein innerlicher Drang im Iulier aufzubauen. Er wollte wissen, wer der Mann war, der da an der Tempelsäule lehnte, wollte wissen, ob ER es war! Aber er konnte sich hier ja jetzt nicht einfach mal uninteressiert wegdrehen und stattdessen der Identität des Soldaten auf die Spur gehen...
    "Fortuna ist mit uns.", wiederholte Dives belanglos. Er wollte wieder los, verdammt! Wäre sie wirklich mit ihm, dann hätte die Göttin des gelenkten Zufalls ihn gegen Decimus Serapio stolpern lassen und nicht gegen... gegen wen eigentlich? Die Frage klärte sich sogleich auf. Octavia Nasica also. Hm, so auffällig fand der Iulier ihre Nase garnicht. Ohne Zweifel war sie schön und passte auch vortrefflich in ihr engelhaftes Gesicht, aber Nasica... nunja. Der Gedanke wurde auch schnell von einem anderen Detail vertrieben: Sie war die Tochter von Octavius Victor! Etwas ungläubig starrte Dives sie an und überhörte schlicht, was sie anschließend noch sagte. Vielmehr betrachtete er sie genauer: Braune Augen, mittlere Größe und eine zweckmäßige Aufmachung - ganz der Octavius Victor, den der Iulier seinen Onkel nennen konnte.
    "Du meinst Gaius Octavius Victor, den Senator und ehemaligen Praefectus Urbi?", fragte er versichernd nach, wartete jedoch nicht erst auf eine Antwort:
    "Er ist mein Onkel... ähm... zweiten Grades, das heißt, dass du dann... ähh... meine Cousine zweiten Grades sein müsstest!", stellte er euphorisch fest. Man, wie klein die Welt doch manchmal war! Da musste er auf so ein großes Fest gehen, um eine Cousine zu treffen... Wahnsinn!
    "Ich wusste garnicht, dass Onkel Gaius noch eine Tochter hat... Ich wusste garnicht, dass er überhaupt Kinder hat, hehe. Aber sag, Nasica, wo hat er so eine Schönheit die ganze Zeit versteckt gehalten?", wollte Dives dann aber wissen. Und vor allem: Warum? Mit ihrem Aussehen und als Tochter von Victor wäre sie doch sicherlich eine klasse Partie für jedermann, oder etwa nicht? Jedermann... Dives? ... Serapio? ... Serapio! Er wollte nachsehen, ob ER es war!
    "Darf ich euch ein Stück begleiten?", fragte der Iulier sogleich. Man musste ja nicht alles im Stehen bereden. Und außerdem hätte er dann auch die Möglichkeit nochmal genauer zu diesem Typ im/am Tempel zu spähen...

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Proximus


    Dives machte ein entschuldigendes Gesicht. Sein Onkel war sicherlich auch seltener hier, als er noch Duumvir von Misenum war...


    Zitat

    Original von Lucius Tiberius Lepidus


    "Dann sollten wir uns vielleicht erstmal alle setzen, oder? Und zusammen mit einem guten Becher Wein spricht es sich sicherlich auch gleich ein wenig besser...", deutete der Iulier an und wies auf eine der Sitzmöglichkeiten, die um das Impluvium aufgestellt waren. Ob noch etwas von Proximus' Misener im Hause war? (Oder hatte Onkel Marcus den gänzlich platt gemacht?) Ein fragender Blick traf den iulischen Onkel...


    "Und du willst also den bedeutendsten Iuliern und Claudiern zur Ehre Mitglied dieser Societas werden.", stellte Dives mit leicht fragendem Unterton fest. Er war ja gerade erst angekommen und wusste folglich nichts von dem Schreiben des Evax. Andererseits vertraute er dem Burschen aber (wäre der sonst Ianitor?) und irgendwer musste den Tiberier ja hierher geschickt haben. Das schien bisher alles logisch, was Lepidus erzählte. Er setzte sich.
    "Was führt dich denn bei den vielen kultischen Vereinigungen unserer Tage gerade zu dieser, zur Societas Claudiana et Iuliana?", erkundigte sich Dives nach dem Ursprung dieses Interesses. Und selbst mit Kenntnis der Nachricht von Evax hätte er wohl diese Frage an dieser Stelle gestellt.
    "Hast du irgendeine besondere Beziehung zu dieser Doppeldynastie?", fügte der Iulier noch hinzu. Mit Sicherheit ging es auch darum Kontakte zu knüpfen - das ging es ja immer irgendwie. Dafür müsste man jedoch nicht zwangläufig in diesen Kultverein... Dives wollte wissen, ob Lepidus noch einen anderen Grund hätte, irgendeine familiäre Begebenheit oder eventuell irgendeine Geschichte, die sein Interesse für diese Dynastie geweckt hatte, oder, oder, oder...

    Und der Duumvir schien - wie wohl auch nicht anders zu erwarten - den iulischen Vorschlag zu verstehen. Ja, ganz wie Dives versprochen hatte: Er würde sich darum kümmern, dass Aculeos Spende auch Anerkennung fand! Aber... aber?! Wieso schaute der Germanicer plötzlich so seltsam drein? Wollte der etwa keine Auszeichnung? Quatsch! Jeder wollte doch mal für irgendetwas ausgezeichnet werden! Oder? Die Erklärung folgte stante pede...


    Oh, an soeine Anerkennung hatte Aculeo also gedacht! Ein durchaus geschickter Zug war das. Der Eques hatte ja vorhin noch darüber geklagt, dass sein neuer Posten, der seinem Stand nun auch gerecht werden würde, weniger Geld abwarf als sein aktueller Posten. Ob er sich nun beim Vescularier in Erinnung rufen wollte, auf dass er eventuell ein wenig (Be-)Förderung erhielt? Vielleicht...


    Gespannt und ein bisschen ratlos, weil von der Entwicklung der Situation jetzt selbst etwas überfahren, blickte der Iulier zum Duumvir. Ob der das machen könnte und vor allem würde? Allein schon bei dem Gedanken an diesen Salinator wurde Dives ein wenig unwohl. Er ließ sich hier und jetzt natürlich nichts davon anmerken, aber er konnte diesen Kerl einfach nicht ausstehen - und dafür hatten die zwei Aufeinandertreffen völlig ausgereicht.


    Anschließend riss der Germanicer Dives aus den Gedanken. Ob er nachher...? Der Iulier zuckte kurz mit den Schultern und nickte einmal. Warum nicht? Noch war er kein Decurio und was hatte er sonst gerade großartig zu tun?