Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives
    Entsprechend vermied Dives irgendeine Reaktion auf diesen Letter.


    ...doch nicht nur auf den. Auch sonst blieb der Iulier - wann immer möglich - hartnäckig wortkarg und vermied es nach Kräften, den Rückzug vom Rückzug aus dem gesellschaftlichen Leben anzutreten.


    So las er zwar den Brief seines Verwandten Caesoninus und schickte im Anschluss auch eine kurze Nachricht an seinen vertrauten Mit-Senator Petilius Sophus, auf dass dieser ebenfalls ein paar Stimmen für Caesoninus akquiriere. Doch sehr viel mehr tat er nicht. Denn Dives hatte sich hier im beschaulichen Bovillae einigermaßen eingerichtet. Und er intendierte nicht, sich in absehbarer Zeit über ein gewisses Maß hinaus in irgendwelche Belange einzumischen, die ihn hier in Bovillae schlicht nicht weiter betrafen.


    Hatte er beispielsweise eine Meinung zur Mitgliedschaft seines Cousins in der Factio Praesina? Ja, die hatte er: Er hielt es für einen äußerst durchschaubaren und daher tendenziell schlechten Opportunismus. Die Iulier waren schließlich Anhänger der Veneta. Ihr Cousin Centho war ein Mitglied, ihre Tante Helena war ein Mitglied, Dives' Vater war ein Mitglied, Dives selbst war ein Mitglied... und ohne dass dies jemals in Frage stand, schwärmte selbstredend auch Dives Minor für keine andere als die blaue Factio. Kurzum: Es handelte sich - zumindest aus divitischer Sicht - doch durchaus um eine Art Familientradition, entweder keiner Factio anzugehören oder der Veneta; entweder keine Factio zu bejubeln oder die Veneta.
    Viele Jahre war es mittlerweile her - fast schon wie in einem anderen Leben -, doch erinnerte sich Dives hier an einen der wenigen kostbaren Augenblicke mit Serapio in den lucullischen Gärten. Da hatten sie einst ihre jeweilige Vorliebe für die blaue beziehungsweise goldene Factio thematisiert. Dem Iulier war dies als ein sehr unbeschwerter, sehr offener und ehrlicher Moment in Erinnerung geblieben. Denn obgleich der Decimer die absolut "falsche" Factio präferierte (Seidenhöschen - von wegen!), so tat er dies doch offenkundig weder aufgrund der (äußerst mäßigen) Erfolge der Goldenen noch aufgrund irgendeines Kalküls, damit einen für seine Karriere einflussreichen Kontakt zu knüpfen. Und genau das machte ihn als Anhänger des goldenen Rennstalls loyal.
    Denn gute Fahrer kamen und gingen. Mal gehörten sie der einen Factio an und bescherten ihr die großen Erfolge; mal gehörten sie einer anderen Factio an und triumphierten für ein anderes Banner. Kein Auriga fuhr ewig, sodass auch niemand ewig alle Rennen dominierte. Gleiches galt für die Kontakte innerhalb eines Rennstalls. So waren insbesondere die Germanicer einst deutlich präsenter in höchsten öffentlichen Ämtern und Positionen vertreten als Dives damals zum Mitglied der Veneta wurde. Gleichzeitig hörte man namhaften Jubel für die Factio Praesina dereinst kaum. Ein Umstand, der sich mittlerweile durchaus gewandelt hatte. - Das Fazit des iulischen Senators: Konstanz und echte Loyalität im Wagenrennsport machten sich niemals abhängig vom Erfolg und/oder der Führung einer Factio. Und welchen anderen Grund als einen der beiden genannten könnte Caesoninus haben, mit der Familientradition zu brechen und ihr den Rücken zu kehren? (Das hatte bisher einzig ihr gemeinsamer Großvater Lepidus getan - allerdings bevor die Unterstützung der Veneta überhaupt zur iulischen Tradition geworden war; und zudem gewiss in irgendeinem Zusammenhang der damals noch sehr viel größeren iulischen Nähe zu den Aurata-nahen Decimern.)


    Genauso hatte Dives natürlich auch zu manch anderem Thema eine Meinung. So erfreuten ihn insbesondere die erfolgreichen Auftritte seines Verwandten auf der Rostra und im Senat, da sich hier doch zeigte, ob jemand tatsächlich nicht nur zu erzählen, sondern auch zu sprechen, nicht nur zu überreden, sondern auch zu überzeugen wusste. Und so erfüllte es ihn umgekehrt stets mit einem unheilvollen Unbehagen, wenn sich ein Mitglied der Iulii Caepiones dem divitischen Empfinden nach zu sehr mit den Iulii Caesares zu identifizieren schien - denn irgendwie mutete es doch an wie der Wille der Götter, dass genau solche Iulier auffällig oft sehr früh verstarben; ganz so als wollten entweder die Götter keine zweiten Iulii Caesares... oder als wollten die Geister der toten Iulii Caepiones jeden Agnaten des Iulius Caepio strafen, der die Geister anderer Toter - wie die der toten Iulii Caesares - über sie stellte.
    Doch wie auch schon im Falle seiner Ansicht zu den Factiones behielt Dives auch in diesem Fall seine Meinung für sich... und stellte hier nun fest, dass sich manches Problem manchmal zumindest in Ansätzen auch ein bisschen von selbst regelte. - Kurz gesagt war der Senator gewiss nicht allzu betrübt darüber, dass Caesoninus nicht länger als Aedituus ausgerechnet im Tempel der Venus Genetrix diente.


    Ja, und nicht zuletzt hatte der divitische Iulier selbstredend auch in Sachen Ehepolitik - seiner eigenen mit Anlauf krachend gescheiterten Ehe zum Trotz - durchaus seine Meinung. So war er im Falle der Iuliae der Ansicht, dass eine Frau durch ihren Eheschluss nicht schlechter gestellt werden sollte... so es nicht andere Gründe gab, die ihr zum Wohle der Familie dieses Opfer abverlangten. Das bedeutete, dass eine in ritterlichen Verhältnissen aufgewachsene Frau natürlich einen Mann brauchte, der ihr ebenfalls (mindestens) diesen Status bieten können sollte. Und auch eine Iulia aus nicht-ritterlichem Elternhaus hatte selbstredend immerhin ihren guten Namen, sodass ihr zum Beispiel das Schicksal einer Ehe mit einem ehemaligen Peregrinus, der erst irgendwann im Verlaufe seines Lebens das römische Bürgerrecht erlangt hatte, hoffentlich erspart werden konnte.
    Doch auch in diesem Punkt vertraute Dives darauf, dass sich sein Cousin schon gut um alles kümmern würde - und dass er insbesondere bei einem Eheschluss zwischen cognatischen Verwandten auf eine ausreichend entfernte Verwandtschaft achtete. Womöglich könnte er gar geschickt auch eine - cognatisch selbstredend nicht zu nah verwandte - Iulia von einer geeigneten Familie adoptieren lassen... nur um sie im Anschluss daran dann selbst zu ehelichen. Sofern man(n) nicht wie Dives bereits eine Ehe hinter sich hatte, gab es schließlich ab einem Alter von 25 Jahren gewissermaßen eine Ehepflicht, der gegenüber man sich besser nicht zu lange verschloss, um gar nicht erst die Frage auftauchen zu lassen... wie vorbildlich man eigentlich lebte, während man in die höchste Gesellschaftsschicht aufstrebte, die dem Volk von Roma in Sitten und Moral zu ebendiesem Vorbild gereichen sollte.

    Wie er es dem an ihn gerichteten Brief einst versprochen hatte, hatte sich Dives selbstredend - wenn auch zugegebenermaßen ohne allzu großen Eifer in der Sache - nachträglich informieren lassen über die Rückkehr des Decimus nach Roma. Dazu hatte er seinen Klienten Petilius Rufinus und dessen Vater, den Senator Petilius Sophus, zu einer kleinen Cena nach Bovillae eingeladen - selbstredend mit der Möglichkeit, auch im divitischen Haus zu nächtigen. Eine Rückreise im Dunkeln wollte er schließlich niemandem zumuten.
    Und so schlug der Iulier am Ende gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Primum. Er kam seiner Pflicht als Patron nach, indem er einen seiner wichtigsten Klienten auch mal wieder persönlich empfing. Secundum. Er erhielt sich zudem die Loyalität seines Senatoren-Kollegen Petilius Sophus - für den theoretischen Fall der Fälle, dass Dives doch einst wieder Fuß in die Ewige Stadt setzen würde. Tertium. Er hielt den Umfang dieser von Beginn an nur für ein paar Stunden anvisierten Rückkehr ins gesellschaftliche Leben ganz klar überschaubar - verglichen mit einem Szenario, in welchem er sich an einen verwandten Iulier wandte und dann womöglich für mehrere Wochen ein Dutzend dankbar frohlockender Familienangehöriger im Hause hätte, die ihn alle zu überzeugen suchten, das hiesige Leben auf dem Land aufzugeben und an den Nabel der Welt zurückzukehren. Quartum Ultimumque. Er konnte sich darüber in Kenntnis setzen lassen, dass in diesen Tagen wohl weder eine größere Bekanntmachung des Palatin verlautbart noch ein besonderes imperatorisches Edict auf dem Forum Romanum verlesen worden war, das in irgendeiner Weise den Führungsstab der Praetorianer berührt hätte - dass jedoch die Decimer (immerhin eine durch Decimus Meridius und Iulia Severa einst ehelich mit den Iuliern verbundene Gens) dort mittlerweile genauso die oberste Befehlsgewalt [nach dem Imperator Aquilius] verloren hatten wie in Germania Superior.


    Am Ende des Abends war der Iulier schließlich überzeugt: Es mochte durchaus sein, dass die Decimer irgendwie in Misskredit geraten waren und daher jetzt weder die Statthalterschaft in Germania Superior noch die Führung der Praetorianer innehatten. Doch irgendeine lange Mission vorzuschieben, um damit zu begründen, dass man - noch dazu ausgerechnet als Praetorianer - keinerlei Kenntnis habe darüber (oder gar Mit-Verantwortung trage dafür), was die eigenen Männer derweil in der Urbs Aeterna taten, das war Dives entschieden zu einfach. Welche Intention auch immer Decimus mit seinem Brief also verfolgt haben mochte, der Inhalt seines Schreibens überzeugte den Senator nicht. Entsprechend vermied Dives irgendeine Reaktion auf diesen Letter.

    Allein. In einsamer Stille saß Dives vor den beiden Briefen. Der obere stammte von seiner Großtante, die ihm wohl wieder einmal ungefragt zahlreiche gut gemeinte Ratschläge auf den Weg geben wollte. Vermutlich würde er keinen einzigen davon beherzigen. (Dafür wusste die rüstige Imperiosa schlicht zu wenig über die komplizierte und verzwickte Lage ihres divitischen Großneffen.) Dennoch freute er sich zweifellos auf ihren Brief. Unter selbigem jedoch lugte unheilvoll das nur halb verdeckte Decimer-Wappen hervor. Und anders als bei all den anderen Briefen hatte der Iulier hier nun nicht die geringste Ahnung davon, was ihn wohl in diesem Schreiben erwarten würde.


    Womöglich hatte der Decimer erst jetzt vom Tod Sergias erfahren. Und womöglich hatte er daraufhin nun diesen Brief geschrieben, um Dives - ganz im Sinne seines Auftritts bei ihrer Hochzeit - seine hämische Freude über all das Unglück, welches sie über die Iulier gebracht hatte, mitzuteilen. Es wäre immerhin nicht sein erster Brief, der Dives einem verbalen Schlag ins Gesicht gleich treffen würde... Wäre es unter diesen Voraussetzungen vielleicht sogar besser, diesen jüngsten Brief erst gar nicht zu lesen? Er könnte abhanden gekommen sein... verloren irgendwo inmitten der unzähligen anderen Briefe. Das würde die Gefühlswelt des Iuliers womöglich vor einem weiteren Schlag bewahren.


    "Aber ich bin ja nicht feige. Zumal er mir ja noch irgendetwas bedeuten müsste, um mich zu verletzen.", sprach er sich selbst Mut zu und erinnerte sich seines späteren Opfers an Apoll, das ihn von der starken Zuneigung zu diesem Decimer erlöst haben sollte. So also wagte er sich schlussendlich nach einer gefühlten Ewigkeit doch, den decimischen Brief zu öffnen. Und er las...
    "Mein Freund." Bereits nach diesen zwei Worten stockte der Iulier und fragte sich unweigerlich, ob sie das denn tatsächlich waren: Freunde. Sie hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr, gingen sich seit Jahren aus dem Weg, und in einem der letzten Konversationen - dem bereits eingangs angesprochenen Brief - hatte Decimus doch einst auch recht deutlich gemacht, dass ihre Freundschaft beendet war. Verloren. 'Sage mir, verlor'ner Freund...'


    "Wie Du weißt, ist es für gewöhnlich meine Devise, immer gut informiert zu sein. Dies ist im Augenblick leider nicht der Fall, da ich gerade erst von einer sehr langen Mission zurückgekehrt bin. So weiß ich nicht viel mehr, als dass Deine Gattin zu Fall gekommen ist und Du Dich aufs Land zurückgezogen hast.", las Dives weiter und hielt anschließend kurz inne. Es zeichnete sich ein schmales Lächeln auf seinen Lippen ab, während er sich misstrauisch fragte: Waren diese Worte aufrichtig und ehrlich? Oder versuchte Decimus, der als Praetorianer doch stets so überaus gut informiert war, sich hier lediglich die eigenen Hände rein zu waschen von den Vorkommnissen um einen gewissen Trecenarius Tiberius Verus?
    Aulus Tiberius Verus. Einst hatte der Iulier eine Empfehlung für diesen Mann ausgesprochen, um damit einer Bitte seines (inzwischen nun ehemaligen) Verbündeten Tiberius Lepidus zu entsprechen. Gedankt hatte es ihm dieser Tiberier, indem er als Trecenarius hinter dem Rücken des Familienoberhauptes Dives gegen dessen Familia ermittelt hatte. Und als wäre dies nicht Verrat genug an der tiberisch-iulischen Verbundenheit, welche einst gar durch eine Ehe war manifestiert worden, hatte er in seinen Ermittlungen überdies irgendwie (Dives glaubte an einen Verrat durch Sergia) herausgefunden, dass Dives an anderen Männern interessiert war. - Es war dies das Ende der divitischen Unabhängigkeit, denn er war seither erpressbar durch die Soldaten in schwarz. Es war das Ende der divitischen Karriere. Es war bis auf absehbare Zeit das Ende seiner Tage in der Urbs Aeterna, der Ewigen Stadt, dem Zentrum praetorianischer Macht und Kontrolle.


    "Wenn du tatsächlich 'gerade erst von einer sehr langen Mission zurückgekehrt' bist, dann werde ich mich wohl über die aktuellen Verlautbarungen des Palatin informieren müssen.", sprach der Iulier zu dem Schriftstück in seinen Händen. "Denn ich kann mich zumindest nicht entsinnen, dass du offiziell vom Posten eines Praefectus Praetorio entlassen wurdest." Und wer an der Spitze der Praetorianer stand, der wäre wohl ohne jeden Zweifel - mindestens in Teilen - mitverantwortlich dafür, was alle rangniedrigeren Praetorianer so taten...
    Doch zurück zum Brief. Dives überflog die nächsten Zeilen, die von einer fernen Vergangenheit sprachen. Erst der letzte Satz zog neuerlich seine ganze Aufmerksamkeit auf sich:


    "Natürlich ist mein Einfluss bei Weitem nicht mehr der alte, aber wenn ich Dir irgendwie beistehen kann, lass es mich wissen!" War das der Versuch einer Entschuldigung? Gestand Decimus hier zwischen den Zeilen nun doch ein, mehr zu wissen? Gestand er ein, über das damalige Handeln des tiberischen Trecenarius doch informiert zu sein und zu ahnen, dass es ebendieser praetorianische Angriff auf die Senatoren-Familia Iulia Dives war, der den Senator und seine Kinder aus Roma vertrieben hatte?
    Doch was wollte er tun? Wohl nur der Tiberier selbst wusste, wem er alles die divitische Achillesferse offenbart hatte. Vielleicht wusste es inzwischen auch Tiberius Lepidus schon, oder ein anderer tiberischer Verwandter. Vielleicht wusste es der komplette Führungsstab der Praetorianer. Vielleicht existierte gar eine schriftliche Akte, über die ganz zufällig ein einfacherer Miles beim Schreibtischdienst gestolpert war. Dann würde es in Windeseile in allen Mannschaftsgraden bekannt sein - und es wäre nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf die Idee käme, einem in Roma ansässigen Dives einen 'freundlichen' Besuch abzustatten.


    Nein. Eine Rückkehr nach Roma wäre selbst im Falle des Todes des Trecenarius keine sichere Option.
    "Du wirst wohl ein Weile warten müssen, bis ich mich ausreichend informiert habe und dir antworten kann.", schloss Dives letztlich seine 'Unterhaltung' mit dem decimischen Brief. *


    Sim-Off:

    * Ich bin jetzt erstmal knapp anderthalb Wochen im Urlaub. Londinium is calling.

    "Du hast heute wieder knapp zwei Dutzend - ganz exakt sind es 22 - Briefe erhalten.", führte der für die divitischen Korrespondenzen abgestellte Sklave aus. "Vertröste die lokalen Honoratioren. Richte meine Freude aus über den fertiggestellten Tempel, meine Glückwünsche zur Hochzeit oder mein Mitgefühl und Beileid im Falle eines Begräbnisses. Obgleich ich selbstredend für die Invitation danke, ist es mir leider aus privaten Gründen nicht möglich, der jeweiligen Einladung zu folgen.", erklärte der Iulier und sah seinen Sklaven erwartungsvoll an. Der nickte und machte sich kurz einige Notizen.


    "Dann sind es noch 16 Briefe.", sprach der Unfreie anschließend weiter. "Meine Klienten. Schreib ihnen, dass ich äußerst beschäftigt bin... dass ich mir aber selbstredend gerne die Zeit nehme, sie bei Bedarf hier zu empfangen." Nachdenklich runzelte der Iulier die Stirn. "Gib ihnen einen Termin aber bitte frühestens in drei Tagen, wenn es nicht wirklich ausgesprochen dinglich und wichtig ist.", versuchte er sowohl sich selbst als auch seinen Klienten einigermaßen gerecht zu werden. "Es hat keiner deiner Klienten geschrieben.", erklärte daraufhin der Sklave. "Umso besser.", seufzte der Senator erleichtert und lächelte.... kurz.


    "Wie viele Väter und Mütter wollen mir heute ihr Töchter, wie viele Brüder mir ihre Schwestern vorstellen?", wagte Dives kaum, diese Frage laut auszusprechen. "14, Dominus.", antwortete der Unfreie sachlich neutral. "14!", repetierte Dives entsetzt und schlug die Hände über dem Gesicht zusammen. "Das sind ja schon wieder zwei mehr als vor drei Tagen.", klagte er anschließend. "Ich kann ihnen schreiben, dass du noch immer um deine Frau Sergia trauerst.", schlug der Sklave vor. "Um Himmels Willen, nein!" Dives riss die Augen auf und überlegte selbst einen Augenblick. "Antworte ihnen lieber, dass ich mich zwar sehr über ihre schmeichelnden Briefe freue, dass ich zugleich allerdings befürchte, derzeitig keiner Frau ein guter Ehemann sein zu können, da dieser Tage mein gesamter Fokus auf meine Kinder, ihre Bildung und ihre Erziehung und ihr Wohlergehen ausgerichtet ist. Ich bin mir sicher, dass jede dieser Töchter und Schwestern jemanden verdient, der ihnen mehr Zeit und Aufmerksamkeit schenken kann.", saugte sich der Iulier eine höfliche Ausrede aus den Fingern. Denn nach den katastrophalen Erfahrungen seiner Ehe mit der Sergia wollte er nie wieder eine Frau ehelichen. (Die augusteischen Ehegesetze schrieben einem männlichen Witwer dies zum Glück auch nicht vor, wie Dives zudem zusätzlich über das Ius Trium Liberorum auch in erbschaftsrechtlichen Angelegenheiten gut abgesichert war.)


    "Von wem stammen die übrigen beiden Briefe?", bemühte sich der Senator sodann um einen raschen Themenwechsel. "Der erste Brief stammt von einer Iulia Imperiosa Maior, Dominus." Der Iulier schmunzelte kurz. "Meine alte Großtante aus Tarraco.", erklärte er. "Der zweite Brief zeigt das Siegel der Decimer und nennt einen Faustus Decimus Serapio als Absender." Das divitische Schmunzeln erlosch. "Ich habe es leider noch nicht geschafft, auch diese beiden Briefe zu öffnen und für dich zu lesen, Dominus.", entschuldigte sich der Unfreie an dieser Stelle schuldbewusst. Doch der Iulier winkte nur ab. "Ist schon gut. Lass mir die beiden Briefe einfach hier. Ich werde sie selbst lesen, während du die übrigen Schreiben in meinem Namen beantwortest." Mit einem ergebenen Nicken gehorchte der Sklave und legte seinem Herrn die besagten Briefe auf den Tisch, bevor auch er sich zurückzog.

    "Ein Vigintivir, mehrere Vigintiviri, das Vigintivirat.", begann der junge Iulius angespannt, während die Blicke sowohl seines Lehrers als auch seines Vaters erwartungsvoll auf ihm lagen. "Ein Dezem..." Er stockte, als sein Vater die Augenbrauen anhob. Dabei erinnerte er sich daran, dass der Maior nur allzu gerne 'die Altehrwürdigkeit der altehrwürdigen Worte' betont sah. Jedes C musste deutlich als C, jedes AE sauber als A-E gesprochen werden. 'Wir wollen den Divus Iulius schließlich nicht mit Füßen treten, indem wir seinen Namen Zäsar oder *Zeh*-sar sprechen.', hörte er seinen Vater sagen. Anschließend würde der dann lachen über seinen eigenen Wortwitz: Mit Füßen treten; *Zeh*-sar. Minor indes fand sowohl diesen Wortwitz eher lahm als auch diese Exaktheit vor allem lästig. Denn welcher junge, moderne Römer redete heute noch so?


    "Ähm... ein Decemvir stlitibus iudicandis, mehrere Decemviri, das Decemvirat.", fügte sich der Junge jedoch ohne Widerworte. "Ein Quattuorvir viis in urbe purgandis, mehrere Quattuorviri, das Quattuorvirat." Er holte kurz Luft und nutzte die Zeit zum Überlegen: Bei den Ämtern mit den drei Männern war er sich nämlich stets etwas unsicher. Tresvir und Triumviri? Oder doch Triumvir und Tresviri? Wie herum war es richtig? "Ein Tr..esvir capitalis, mehrere Tr..iumviri?", fragte er mehr, als dass er sicher ausführte. Der Blick seines Vaters senkte sich enttäuscht. Offenkundig also hatte sich Minor für die falsche der beiden Varianten entschieden. "Ich meinte natürlich: Ein Triumvir capitalis, mehrere Tresviri capitales, das Triumvirat.", korrigierte er sich also geschwind. Doch sein Vater winkte bereits ab.


    "Wie willst du einst selbst eines dieser ehrbaren Staatsämter mit Gravitas und Virtus ausfüllen, wenn du noch nicht einmal die simplen Namen dieser Ämter fehlerfrei mir aufzuzählen dich in der Lage zeigst?", seufzte Dives kopfschüttelnd. Dann musterte er seinen Sohn einen Moment lang stirnrunzelnd. "Bevor du heute zu Bett gehst, wirst du das noch einmal wiederholen.", deutete er mit seiner linken Hand auf den Privatlehrer, der dies kontrollieren würde. "Du möchtest doch später einmal ein richtiger Senator werden; nicht nur ein einfacher Pedarius ohne eigene Stimme.", versuchte er noch aufzuzeigen, dass er seinen Jungen hier keineswegs ärgern wollte. Im Gegenteil wollte er selbstredend nur das Beste für seinen Sohn! Doch ob auch Minor diese Liebe seines Vaters als solche erkannte?


    "Gibt es irgendwelche Post?", erkundigte sich Dives, nachdem sein Sohn das Zimmer mit hängenden Schultern wieder verlassen hatte.

    Zitat

    Original von Gaius Iulius Caesoninus
    Und was mir noch aufgefallen wäre, ich glaube ganz am Ende des Gesetzsabschnitts über die Vigintiviri bei (6) das Satzende, das ist grammatikalisch nicht ganz richtig, oder?



    (Um das fettgeschriebene geht es mir)


    In der Sache liegst du damit auch aus meiner Sicht absolut richtig. Allerdings sind die Gesetze - im Unterschied zu den Spielregeln - ein SimOn-Gegenstand und wurden daher meines Wissens nach auch stets SimOn im Senat verändert; selbst wenn eine angestrebte Änderung lediglich auf die äußere Form und nicht auf den relevanten Inhalt zielte. ;)

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    @Dives: Angesichts der Tatsache, dass deine ID Sim-On von Bovillae aus zumindest Briefe verschickt und im übrigen eine Teilnahme als NSC möglich ist, sind die Gründe für deine Nicht-Teilnahme nicht gar so offensichtlich, wie du glauben magst. ;)


    In diesem Fall kann ich selbstredend auch gerne ganz explizit sagen, dass seit knapp einem Jahr ein anderes Hobby* einen inzwischen doch sehr großen Teil meiner Freizeit füllt, was meine Kapazitäten zum kreativen Schreiben doch erheblich einschränkt: 5 SimOn-Beiträge in den letzten 6 Monaten beziehungsweise 6 in den letzten 12 Monaten verdeutlichen das vermutlich recht gut. ;)


    Daher ist Dives zwar SimOn durchaus erreichbar und schreibt mitunter auch gerne mal den einen oder anderen Brief, so sich ein Anlass dazu ergibt. Allerdings hege ich derzeitig keinerlei Pläne, ihn alsbald nach Roma zurückkehren zu lassen, da er dort eben mutmaßlich ohnehin nur anderen im Wege stehen würde durch lange Antwortzeiten und ähnliches. Aus diesem Grunde schließt sich das Involvieren eines meiner vorhandenen NSCs in das aktive Spielgeschehen eines Wettbewerbs ebenfalls aus.



    * P.S. Werbung:
    Der A-cappella-Pop-Chor "Choriosity" hat in zwei Wochen am 28. & 29. Juni seine beiden diesjährigen Sommer-Konzerte. Wer zufällig in Ulm ist und Lust hat, sich von einem jungen, modernen, über 120 SängerInnen starken Chor einen Abend lang musikalisch unterhalten zu lassen, ist herzlich eingeladen, zu diesem Anlass das Ulmer "Roxy" zu besuchen. - Lohnt sich das? Im YouTube-Kanal finden sich mehrere Ausschnitte aus den Konzerten der letzten Jahre. (Damals offenkundig noch ohne die Stimme des Spielers hinter Dives. ^^)

    Ich werde zwar diesmal aus offensichtlichen Gründen leider nicht als aktiver Teilnehmer mit dabei sein können, würde mich aber dennoch sehr freuen, wenn ein solches Ereignis neuerlich zustande käme. Denn ich erinnere mich, dass der komplette Wettstreit mir persönlich damals sehr viel Freude bereitet hat. :dafuer:


    In diesem Sinne hoffe ich als Rhetorik-Liebhaber, hier vielleicht schon bald viele spannende und mitreißende Lobreden - mit hoffentlich der einen oder anderen stilistischen Raffinesse - lesen zu dürfen. ;)



    P.S. Rhetorik-Tipp #74:
    Bedanke dich nur dann für die Aufmerksamkeit deiner Zuhörer, wenn du der Meinung bist, ihnen mit deinem Vortrag lediglich die Zeit gestohlen zu haben.

    Eigentlich scheint mir zwar alles hierzu gesagt, wie mein Wort zudem aufgrund meiner derzeit geringen Aktivität auch nicht allzu entscheidend sein sollte. Dennoch fiel mein Name, sodass ich mich kurz zur Thematik äußern will.


    Dabei möchte ich zunächst festhalten, dass man sowohl in Mantua und Ostia als auch im Board für Misenum meines Wissens nach problemlos Beiträge verfassen und posten kann. Wer also einen Betrieb in Misenum simmen möchte, der kann das wohl ebenso tun wie man auch Betriebe an anderen Nicht-Wohnorten simmen kann. Oder wer häufiger einen Familiensitz in Misenum besuchen möchte, weil die eigene ID-Geschichte so untrennbar mit diesem Ort verbunden ist, der wird auch dabei wohl keine größeren Schwierigkeiten haben als jemand, der ein Anwesen an anderen Nicht-Wohnorten immer mal wieder bespielt.


    Die einzige Einschränkung besteht also meines Erachtens nach in der städtischen Politik, die in Nicht-Wohnorten nicht aktiv bespielt werden kann (da man in aller Regel - und logischerweise - in einer Stadt wohnhaft sein muss, um dort politisch aktiv zu werden).


    Speziell für einen Iulier muss man allerdings sagen, dass Ostia und Misenum nahezu identische Möglichkeiten zur Fortsetzung einer Tradition bieten:
    (i) Iulia Helena und Iulius Dives haben in Ostia das Duumvirat bekleidet und sind beide Decurionen. Eine größere Villa der Iulier befindet sich dort in Besitz von Iulius Centho.
    (ii) Iulius Proximus und Iulius Saturninus haben in Misenum das Duumvirat bekleidet und sind beide Decurionen. Eine Villa der Iulier befindet sich dort im Besitz von Iulius Proximus.


    => Offenkundig gibt es hier im Sinne der Fortsetzung einer iulischen Tradition kaum einen Unterschied, wenn ich die Magistratur von Iulius Iuvenalis mal unter den Tisch fallen lasse. (Immerhin war Iuvenalis auch nie Duumvir und hat mit seinen lediglich 29 SimOn-Beiträgen wohl auch leider nie so gänzlich seinen Weg ins IR gefunden.)


    Allgemein möchte ich ferner:
    (i) kurz auf den Beschreibungstext von Ostia verweisen, der im Großen und Ganzen auf den guten Ausführungen von ostia-antica.org basiert. Zumindest unter letzterem Link kann man lesen: "Trajan built a second, hexagonal basin behind the basin of Claudius. The work was carried out in the years 106-113 AD, and included improvements of the Claudian harbour. From now on the grain fleet from Alexandria in Egypt sailed to Ostia instead of Puteoli. In the course of the second century Ostia and Portus became the main harbour of Rome for goods from the entire Empire." Für die bespielbaren Ämter des Procurator Annonae und des Praefectus Annonae ist folglich Ostia (mit Stadtteil Portus) doch etwas bedeutender als der Hafen von Misenum (oder eben Puteoli).
    (ii) darauf hinweisen, dass auch IR-geschichtlich in Ostia zum Beispiel eine eigene Lex Coloniae (dereinst von Quintilius Sermo) in Kraft gesetzt wurde. Etwas Vergleichbares findet sich sonst nur in Mogontiacum, nicht jedoch in Misenum (oder Mantua). Auch dies scheint mir ein deutliches Zeichen dafür zu sein, dass eine bespielbare Politik in Misenum (und damit also der Wohnort Misenum) keinen Mehrwert gegenüber einer bespielbaren Politik in Ostia (und damit also dem Wohnort Ostia) bietet.
    (iii) zu guter Letzt Axilla wiederholen, dass Ostia genauso wie Misenum eine Hafenstadt ist, die zudem ebenfalls einen (wenn auch sicherlich nicht ganz so großen) Flottenverband hat, der bei Interesse grundsätzlich die Möglichkeit bietet, eben auch einen Soldaten der römischen Marine zu spielen.


    => Unterm Strich würde auch ich daher lediglich den Mehraufwand für die SL (Verwaltung, Wahlen, NSCs etc.) sehen, ohne zugleich einen vergleichbaren Mehrwert erkennen zu können - weder für die Spielerschaft allgemein (die auch in Ostia in der Marine dienen und in Mantua wie Ostia in einer italischen Stadtverwaltung tätig sein können), noch für den kleinen Kreis der Iulier im Speziellen (der entgegen deiner Behauptung nachweislich eben auch in Ostia eine äußerst tiefe Bindung hat).


    PS: Ich habe augenscheinlich noch immer nicht gelernt mich wirklich kurz zu fassen. ^^

    Bovillae, A.D. VI NON MAI DCCCLXIX A.U.C.

    Ad
    Sodalis Societatis
    Cnaeus Decimus Casca
    Casa Decima Mercator
    Urbs Aeterna



    Iulius Magister Decimo Sodali s.d.


    Wie ich jüngst von einem der Bediensteten unseres Vereinshauses informiert wurde, begab es sich, dass du neulich meinen Cousin G. Iulius Caesoninus als neues Mitglied in die Societas Claudiana et Iuliana aufgenommen hast. Als der Bürokrat, als welcher meine Person bisweilen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Senats bekannt war und womöglich noch immer ist, komme ich nicht umhin, dich in der Folge nun darauf aufmerksam zu machen, dass ein solcher Vorgang streng genommen der geltenden Satzung, wie sie einst durch die Administratio Imperatoris genehmigt und bestätigt wurde, widerspricht.


    Selbstredend liegt es mir fern, die Aufnahme meines eigenen Cousins in den Kultverein zu verhindern oder rückgängig zu machen, wie es mir gleichsam ebenso fern liegt, dir aus deinem gewiss in gutem Glauben und nach bestem Wissen an den Tag gelegten Engagement einen Strick zu drehen. Daher habe ich im Folgenden eine Lösung des Problems ersonnen, welche alle Beteiligten zufriedenstellen und zugleich auch mit unserer Satzung vereinbar sein sollte:


    Caius Decimus Casca, du bist mir bekannt als ein römischer Bürger mit ausgezeichnetem Wissen. Seit langem bereits engagierst du dich in der Societas Claudiana et Iuliana - und stellst dich zudem auch außerhalb derselben in den Dienst der Götter. Aus diesen Gründen möchte ich dich hiermit zum Vicarius Magistris und damit also zu meinem Stellvertreter ernennen - wohlgemerkt nicht in Konkurrenz zur von mir hoch geschätzten Vestalin Decima; aber in Ergänzung.


    So wie die verschiedenen Zweige der Gens Decima in der Casa Decima Mercator harmonisch unter einem Dach leben, so mögen auch die Vestalin Decima und du während meiner Absenz kooperativ zum Wohle des Kultvereins zusammenarbeiten. * (Eine rückdatierte Urkunde übersende ich direkt ins Vereinshaus, um die dortigen Akten vollständig zu halten.)


    Mögen die Götter stets wachen über dich und die Deinen.
    Vale bene!


    /images/signet/Siegel_IuliaTabula.png



    MARCUS IULIUS DIVES
    MAGISTER SOCIETATIS CL. ET IUL.



    Sim-Off:

    * Da Messalina nicht aktiv schreibt, ist das an dieser Stelle nicht mehr als eine Floskel. Es würde schlicht nicht zum Verhältnis von Messalina und Dives passen, sie hier vom Vicariat zu entbinden.

    ALS AMTIERENDER MAGISTER
    SOCIETATIS CLAUDIANAE ET IULIANAE


    ERNENNE ICH
    Cnaeus Decimus Casca


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XVI KAL MAI DCCCLXIX A.U.C.
    (16.4.2019/116 n.Chr.)


    ZUM
    VICARIUS MAGISTRIS - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA



    Marcus Iulius Dives
    MAGISTER - SOCIETAS CLAUDIANA ET IULIANA

    Obgleich er ursprünglich intendierte, sich nicht in die Familienangelegenheiten der Familia seines Verwandten Centho einzumischen, hatte der divitische Absender des folgenden Schreibens eine kryptische Warnung an seinen geschätzten Cousin nicht unterlassen können. Zu sehr lag ihm das Wohl seines Neffen am Herzen, als dass er die Neuigkeiten um dessen Tirocinium Fori beim Consular Claudius hätte einfach so kommentarlos übergehen können.


    Bovillae, A.D. VI NON MAI DCCCLXIX A.U.C.

    Ad
    Senator
    Lucius Iulius Centho
    Domus Iulia
    Urbs Aeterna



    Marcus Lucio s.d.


    Ich danke dir für deinen Brief und freue mich, dass dein Sohn dich stolz macht. Als Vater eigener Kinder weiß ich selbst nur zu gut, wie erhebend derartige Momente im Leben unserer Nachkommen sind. Nichtsdestotrotz müssen wir uns stets mahnen, uns - gerade in dem politischen Sumpf des Caput Mundi - nie zu sehr von diesem Stolz blenden zu lassen. Zu groß ist die Gefahr, dass sich ein einst integer geglaubter Römer unverhofft entpuppt als das genaue Gegenteil dessen - vergleichbar dem Caesarenmörder Brutus.


    So tut wohl ein jeder Vater gut daran, seinen Kindern den eigenen moralischen Kompass mitzugeben und sich indes weniger darauf zu verlassen, dass auch andere verdiente Würdenträger nur einen stets positiven Einfluss auf die Kinder haben.
    Dies zumindest ist mir wichtig bei der Erziehung meiner eigenen Kinder; und ich bin mir sicher, auch du beachtest dies längst.


    Die Empfehlungsschreiben für unseren gemeinsamen Cousin Gaius (Iulius Caesoninus - ich hoffe, du meintest keinen anderen unserer zahlreichen Cousins namens Gaius) und Furius Philus liegen diesem Schreiben bei. Letzterem richte zudem bitte aus, wo er mich brieflich erreichen kann. Denn es wirkte doch ein wenig seltsam, seine Bitte nur sprichwörtlich über drei Ecken zu erhalten. Dabei sind wir doch schließlich - soweit zumindest mein letzter Stand - Klienten desselben vinicischen Patrons!


    Mögen die unsterblichen Götter stets ihre schützende Hand über dich und die Deinen halten. Vale bene!


    /images/signet/Siegel_IuliaTabula.png



    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR, ORATOR ET PATER FAMILIAS



    Sim-Off:

    Da die Standeserhebungen in Ordo Senatorius und Ordo Equester bereits vollzogen sind, spare ich mir an dieser Stelle mal das Ausformulieren der beiden Empfehlungsschreiben. ^^

    "...bei Consular H. Claudius Menecrates...", repetierte der Iulier nach einer Weile des stillen Lesens eine Stelle des Briefes, an welcher er ein wenig hängen blieb. Denn er verfügte über ein doch bisweilen ganz gutes Gedächtnis und vermochte sich daher vergleichsweise problemlos erinnern zu können, wie ebenjener Claudier einst offen vor dem versammelten Senat die Familia Iulia Dives angriff - dafür dass die divitische Ehefrau sich bei einer vom Patrizier geführten Anhörung nicht so verhalten hatte, wie es angemessen gewesen wäre. (Ob dies wohl hätte vermieden werden können, hätte man Dives - als Familienoberhaupt - vorab über diese Idee informiert und ihm damit die Gelegenheit gegeben, seine Frau entsprechend darauf vorzubereiten?!) "Da kann er wohl wahrlich stolz sein.", kommentierte der Iulier entsprechend mit nur geringer Begeisterung. Denn auch wenn er den Claudier dereinst nicht vor den versammelten Senatoren Romas zur Rede gestellt hatte: Nur weil Dives nicht weiter auf diesen öffentlichen Affront eingegangen war, bedeutete dies nicht, dass er ihn allzu schnell vergaß - oder ihn gar ohne jede Andeutung einer Entschuldigung einfach so vergab.
    Doch so wie sein Cousin es respektierte, sich nicht ungefragt in die Familienangelegenheiten der Familia Iulia Dives einzumischen, so würde sich umgekehrt selbstredend auch Dives zurückhalten, wenn es um Familienangelegenheiten der Familia seines Cousins Centho ging - selbst dann, wenn er einer Entscheidung seines Verwandten wie in diesem Falle eher kritisch gegenüberstand.


    "Eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet die Tiberier und die Claudier so erpicht darauf sind, mir zu schaden...", sinnierte der Iulier anschließend kurz, während er die Wachstafel in seinen Händen vorübergehend aus seinem Blickfeld sinken ließ. Dives dachte an die tiberisch-iulische Ehe, aus welcher einst seine Tante Tiberia Faustina stammte. Er dachte an sein persönliches Bündnis mit Tiberius Lepidus. Er dachte an seinen Cousin Antoninus, der ein langjähriger Klient des Claudius Menecrates war. "...während ausgerechnet ein Aurelius Lupus sich in meiner letzten Senatssitzung gegen den Consul stellte, um sich stattdessen meiner Position anzuschließen.", schmunzelte Dives, während er zurück dachte an den cornelisch-vescularischen Bürgerkrieg und den Einzug der cornelischen Truppen in Roma - im Rahmen dessen der Iulier einst von eben genau diesem Aurelius Lupus noch ohne großes Zögern festgenommen worden war. Es war zweifellos sehr viel passiert seit jenen Tagen...


    "...unser Cousin Gaius...", blieb Dives kurz darauf erneut an einer Stelle im Brief hängen und ging einen Augenblick lang in sich. Bei der Größe des caepionischen Stammbaums gab es schließlich weit mehr als nur einen gemeinsamen Cousin Gaius: Da gab es zum Beispiel den gemeinsamen Cousin Gaius Iulius Scaevinus, der jedoch verstoben war, noch bevor Dives ihn hatte kennenlernen können. Es gab einen gemeinsamen Cousin Gaius Iulius Civilis, den Dives einst für eine sehr kurze Zeit in Ostia getroffen hatte, bevor er ebenso plötzlich verschwunden war, wie er zuvor auftauchte. Ferner gab es natürlich einen gemeinsamen Cousin Gaius Iulius Lucanus, den Dives nicht zuletzt als Mitglied der Societas Claudiana et Iuliana kannte - der jedoch dem divitischen Wissen nach zuletzt eher eine ritterliche Laufbahn angestrebt hatte. Dass er nun für den Ordo Senatorius empfohlen werden sollte, schien folglich doch eher unwahrscheinlich.
    "Sabinus...", lächelte Dives, während sich seine grübelnden Gesichtszüge aufhellten. Sein Cousin Gaius Iulius Sabinus war schließlich einer der Verwandten, die dem Senator etwas enger ans Herz gewachsen waren. Vielleicht hatte es mit dieser gewissen Anziehungskraft zu tun, die dessen Körper hin und wieder auf Dives ausgestrahlt hatte. Vielleicht lag es auch an dem äußerst schönen Bild, welches Sabinus ihm einst geschenkt hatte und welches noch heute in seinem Cubiculum in der Domus Iulia stand. Oder vielleicht lag es an beidem zusammen? "Nein...", schüttelte Dives letztlich fast unmerklich den Kopf, weil auch Sabinus für eine Empfehlung nicht in Frage kam, da er sich einerseits nie für die große Politik sondern eher für das Militär und die Schifffahrt interessiert hatte... und zudem tragischerweise auch viel zu früh diese Welt verlassen hatte.
    So blieben letztlich noch der gemeinsame Cousin Gaius Iulius Pacuvius, welchen Dives vor längerer Zeit noch während seines Tribunats bei den Cohortes Urbanae hatte etwas kennenlernen dürfen, genauso wie etwaige Cousins, welche Dives gerade für den Augenblick entfallen waren. (Es waren schließlich auch wirklich viele.) - Und es blieb der gemeinsame Cousin Gaius Iulius Caesoninus, welcher auch zu dem Zeitpunkt, da Dives Roma verließ, in der Domus Iulia wohnhaft war; und der damit am Ende wohl der wahrscheinlichste Kandidat war, der hier gemeint sein könnte.


    Nachdem er dieses Rätsel gelöst zu haben glaubte, gönnte sich der Iulier einen guten Schluck aus seinem Weinbecher, in welchem sich allerdings lediglich ein mit etwas Eiswasser gestreckter Fruchtsaft befand. (Zu sehr war Dives auf das Wohl seiner Kinder bedacht, als dass er seinen Kummer und seine Sorgen, welche ihn seit seiner Abreise aus Roma regelmäßig quälten, in Wein ertränken könnte.) Zeitgleich machte er sich eine gedankliche Notiz, bei nächster Gelegenheit eine Empfehlung für Gaius Iulius Caesoninus aufzusetzen.


    "...Gnaeus Furius Philus...", repetierte er hernach den weiteren Namen, bei welchem ihm ein erneutes Raten glücklicherweise erspart blieb. "Wie kommt er darauf, ich könnte diesen", wie hatte sein Cousin es formuliert, "Verwandten seiner verstorbenen Frau", quotierte er den Brief, "nicht kennen?" Hatte ihn besagter Furier etwa nicht darüber aufgeklärt, dass Dives und er im Consular Vinicius Hungaricus einen gemeinsamen Patron hatten? Der iulische Senator zuckte ratlos mit den Schultern, während er - allein schon aus Loyalität und Pflichtgefühl seinem Patron gegenüber - auch in diesem Fall gedanklich notierte, alsbald eine Empfehlung aufzusetzen.

    Lange war es her, dass Dives der ewigen Stadt am Tiber den Rücken gekehrt hatte. Es waren die wohl bisher schwärzesten Tage seines Lebens gewesen. Denn damals hatte er erkennen müssen, dass seine Karriere zerstört und damit die Zukunft, welche er für sich selbst gesehen hatte, vernichtet worden war: Sergia Fausta, von der er seither - zum Glück - kein Wort mehr hatte hören oder lesen müssen, hatte ihn und seine Neigungen - so zumindest seine eigene Überzeugung - an den Pratorianer Tiberius Verus verraten und den Patrizier damit in die katastrophale Lage versetzt, den Iulier entweder erpressen und zu einem bestimmten Abstimmungsverhalten im Senat bewegen zu können... oder aber Dives gleich gänzlich unmöglich zu machen, indem er sein neu gewonnenes Wissen kurzerhand noch weiter verbreitete: An das Volk, an die übrigen Senatoren oder gar an den Augustus höchst selbst.


    Natürlich hätte der iulische Senator auch das Gespräch suchen können mit besagtem Tiberier. Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass er mit etwas rhetorischem Geschick andere Menschen von seinen eigenen Ideen zu überzeugen wusste. Jedoch hatte sich der Patrizier erwiesen als ein Mann, der weder Dankbarkeit kannte - für die Empfehlung, welche Dives einst auf tiberische Bitten für ihn ausgesprochen hatte - noch in irgendeiner Weise vertrauenswürdig war - wie nicht zuletzt an seinen Ermittlungen gegen die Familia Iulia Dives deutlich wurde, die er hinter dem Rücken des Familienoberhauptes durchführte.
    Ein solcher Mensch, davon war der Senator fest überzeugt, gab nichts auf familiäre Bande oder politische Bündnisse zu beiderseitigem Nutzen. Nein, ein solcher Mensch würde sich - vermutlich ganz ähnlich wie die Sergia Fausta - stets ganz gleich jeder Absichtserklärung nur einer einzigen Person gegenüber loyal verhalten: sich selbst.



    Entsprechend also hatte Dives das einzige getan, was er hatte tun können: Er war dem Tiberius zuvor gekommen und hatte sich aus Roma zurückgezogen noch bevor der Praetorianer sein Wissen hätte profitabel gegen den Iulier einsetzen können. Mit seinem Sohn und seiner Tochter lebte er seither auf seinem Landgut bei Bovillae. Sie waren zu seinem neuen Lebensmittelpunkt geworden, dem er nun seine volle Kraft und Aufmerksamkeit widmete; sicherlich auch, um sich vom Verlust seiner eigenen Karriere abzulenken.


    "Ein Quaestor, mehrere Quaestores, die Quaestur. Ein Aedilis, mehrere Aediles, das Aedila... AU!", entfuhr es dem jungen Iulius, nachdem er von seinem Privatlehrer einen Schlag auf den Hinterkopf erhalten hatte. "Ich meinte natürlich: Die Aedilität.", korrigierte er dann und sah seinen Vater anschließend zufrieden nicken. Denn auch wenn es in anderen Familien immer mehr um sich zu greifen schien, die lateinische Sprache zunehmend verkommen zu lassen, sollte wenigstens in der Familia Iulia Dives dieses kulturelle Erbe Romas in einer halbwegs vertretbaren Form bewahrt werden. "Ein Praetor, mehrere Praetores, die Praetur. Ein Consul, mehrere Consules, das Consulat.", beendete der Junge seine Antwort und blickte aufmerksam zu seinem Vater, der in just diesem Augenblick eine Nachricht erhielt.


    "Na schön. Das ist ein Brief von deinem Onkel, dem geschätzten Auguren Lucius.", erklärte Dives. "Morgen zählst du mir diese Reihe nochmal auf - und diesmal dann auch mit der Vorstufe zur Quaestur. Und da möchte ich dann nicht nur Vigintivirat hören sondern jedes einzelne der möglichen Ämter, okay, mein Sohn?", rückversicherte er sich anschließend und erhielt ein stummes Nicken zur Antwort. "Gut. Dann kannst du jetzt noch ein bisschen mit dem Gladius üben gehen.", entließ der Senator zunächst seinen Sohn. "Und von dir erhoffe ich mir demnächst auch einen kleinen Bericht, wie sich meine Tochter beim Lesen anstellt.", wandte er sich anschließend an den Hauslehrer seiner Kinder und entließ sodann auch ihn mit einem Nicken und einer zeigenden Geste in Richtung Tür. "Ich widme mich derweil diesem Brief...", sprach er letztlich mehr zu sich selbst als zu irgendjemand anderem.

    Eine gefühlte Ewigkeit verging. Still und stumm stand Dives da und sah Fausta aus leeren Augen an, während er die Flut an Gedanken in seinem Kopf zu ordnen versuchte. Der Iulier bemühte sich darum, auszublenden, wie offenkundig unterwürfig sich seine Ehefrau hier gerade zeigte. Denn ein solches Verhalten war zwar gewiss alles andere als ihre gewöhnliche Art. Dennoch mochte auch dies unter Umständen nur eine raffinierte Finte sein - Dives unbemerkt einzuwickeln, indem sie für einen kurzen Augenblick aus ihrer Rolle fiel. Und derart oft, wie der Iulier bereits gutherzig anderen Vertrauen geschenkt hatte, welches im Anschluss sodann bitter enttäuscht worden war, wollte er sich gewiss nicht noch einmal gutgläubig und naiv täuschen lassen. Er fokussierte sich in der Folge also nach Kräften auf die vorliegenden Fakten:


    Unbestreitbar fakt war wohl, dass Fausta mit den gemeinsamen Kindern nach Misenum reisen wollte. Das hatte sie behauptet. Und das passte auch mit den Erzählungen Minors zusammen. Ebenfalls unbestreitbar fakt war wohl, dass Fausta in irgendeinem Konflikt mit den Praetorianern stand. Noch immer hegte Dives seine Zweifel daran, dass dies irgendetwas mit dem Sklavenaufstand zu tun haben könnte, da ihm dergleichen weiterhin recht abwegig erschien. Doch der Praetorianer vor der Domus Iulia machte klar, dass irgendein Konflikt existierte - und gar zwangsläufig existieren musste, da nach Ausschluss aller anderen Optionen, die letzte verbleibende nach den mathematischen Gesetzen der Logik notgedrungen wahr sein musste. Möglicherweise gab es ja einen Zusammenhang zwischen Faustas Freistellung als Procuratrix und der Präsenz der Praetorianer? Der Senator wusste es nicht und konnte entsprechend nur darüber spekulieren. Doch bevor er sich in solchen Gedankenspielen erging, bemühte er sich erneut um Konzentration auf die Fakten. Denn unbestreitbar fakt war wohl auch, dass Fausta selbst in der aktuellen Situation und Lage neuerlich bestrebt zu sein schien, die gemeinsamen Kinder aus Roma zu schaffen.


    Es erhärtete sich der iulische Eindruck und Verdacht, dass Fausta tatsächlich Angst hatte. Ihre Geschichte über die Perücke mochte der Wahrheit entsprechen oder aber zum Zwecke der Übertreibung - auf dass Dives ihrer Geschichte mit größerer Wahrscheinlichkeit Glauben schenkte - frei erfunden sein. Doch wie dem auch war, schien seine Ehefrau im Kern wohl wahrlich um das Wohlbefinden ihrer Kinder besorgt. Dies wiederum besorgte selbstredend auch den divitischen Ehemann und Vater seinerseits. Denn mit den Praetorianern vor dem Haus und einer Erpesserin und Auftragsmörderin, die sich nun offenbar sehr um das Wohl ihrer Kinder sorgte, musste die Lage zweifellos überaus ernst sein - ja, ernster als nur ernst:


    Denn was Fausta nachfolgend offenbarte, riss dem divitischen Senator sodann gänzlich den Boden unter den Füßen weg, beraubte ihn im Bruchteil eines Wimpernschlags seiner über Jahre aufgebauten, mittlerweile doch recht kontrollierten Fassade und zerstörte augenblicklich jeden iulischen Stolz und jede Dives innewohnende senatorische Würde. Sie erklärte ihm, dass sein intimstes Geheimnis nicht länger geheim und im Gegenteil faktisch gar so gut wie öffentlich war! Denn wo der Iulier bisher stets einigermaßen hatte kontrollieren können, wer über seine im elitären Kreis der Senatoren mit sehr viel Glück vielleicht noch gerade so tolerierten, mitnichten jedoch akzeptierten Neigungen Bescheid wusste und wer nicht, da fehlte ihm von nun an augenscheinlich jedwede Handhabe. Seine weitere Karriere im Senat schien damit zwangsläufig in just diesem Augenblick beendet. Denn er war mit dieser Entwicklung nun mehr als offensichtlich erpressbar geworden, solange der Tiberier und seine Praetorianer schwiegen. Und er würde stante pede unwählbar werden, sobald der Tiberius und seine Praetorianer ihr Schweigen brachen. Wie man es auch drehte und wendete, die divitische Stellung war dahin. Der große Traum des Soldatensohnes war ausgeträumt. Es war vorbei...



    Einst hatte Germanicus Aculeo die Neigung des Iuliers erkannt. Treu bis zum letzten Atemzug hatte er dieses Geheimnis anschließend bewahrt und damit in höchstem Maße bewiesen, welche große und tiefe Freundschaft sie verband. Später hatte sich Dives auf eine Liebschaft mit Decimus Serapio eingelassen und sein Geheimnis damit unweigerlich auch ihm anvertraut. Der hatte dieses Vertrauen letztlich missbraucht, als er seiner quintilischen Verlobten die divitische Sexualität förmlich auf die Nase band. Anschließend war es einzig ebenjener Quintilia und ihrer unglaublichen Güte zu verdanken, dass sie vor den Göttern versprochen hatte, dieses Geheimnis ihrerseits deutlich besser zu bewahren als ihr Verlobter. So blieb schlussendlich also nurmehr Fausta, die zunächst die iulische Achillesferse erkannt und hernach sogleich damit begonnen hatte, dieses Wissen für ihre eigenen Zwecke einzusetzen. Für ihren eigenen gesellschaftlichen Aufstieg zur Senatorengattin hatte sie Dives in diese Ehe gedrängt und erpresst. Ihr anfängliches Versprechen, ihm dabei seine Freiräume zu geben, hatte sie anschließend gar mehr als nur einmal - und vermutlich schlicht zum eigenen Vergnügen - gebrochen. Der Iulier mochte nicht zurückdenken an die freudlosen Nächte, in welchen er trotz eigenem Unwillen dennoch Sex haben musste mit seiner Frau. Und angesichts ihres augenscheinlichen Konflikts mit den Praetorianern war es letztlich, dies schien dem Senator nur naheliegend, wohl auch in dieser Situation wieder einmal sie gewesen, die trotz ihrer Beteuerungen des Gegenteils die Quelle gewesen war, aus welcher der tiberische Trecenarius nun über die divitischen Neigungen ins Bild gesetzt worden war.


    "Ich werde Marc und Faustina nach Bovillae bringen. Dort werde ich persönlich ein Auge auf ihre Sicherheit, ihr Wohlbefinden, ihre Ausbildung und alles Übrige haben, was sie betrifft.", erklärte Dives mit knappen Worten ruhig aber bestimmt. "Wie du dein weiteres Leben gestaltest, ist mir indes egal. Es war mir gleich seit dem Augenblick, in welchem du mir von deiner Verbindung zum Tod dieses syrischen Mercators erzähltest. Daran hat sich heute nichts geändert und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Du hast deine Familie damals verraten und um ein Haar in den Abgrund gestürzt. Und du zeigst, dass es auch heute alles andere als sicher ist für deinen Mann und deine Kinder, sich in deiner Gegenwart aufzuhalten.", sprach der Iulier bitter und schüttelte den Kopf. "Du kannst weiter als meine Ehefrau hier wohnen oder dich scheiden lassen oder dich still und leise auf dein Landgut zurückziehen. Solange du - nicht zuletzt für ein unbeschwertes Leben unserer Kinder - einen großen Bogen um Bovillae machst, ist mir das alles egal.", war Dives offenkundig an einem Punkt angelangt, an welchem er einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen bereit war. Denn seine Karriere konnte er wohl eh kaum noch retten. Diese Ehe war ohnehin nie seine Idee gewesen, sodass er es Fausta überließ, darüber zu befinden. Es blieben ihm einzig und allein seine Kinder. Und auf diese wollte er sich nun voll und ganz konzentrieren und ihnen seine ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen lassen.


    "Deinen Krieg gegen den Trecenarius Tiberius und seine Praetorianer, den führe du indes ohne mich. Denn ich gehe davon aus, dass du mich an ihn verraten hast, damit ich dir nun zur Seite stehe und dich gegen ihn unterstütze.", äußerte er seinen Verdacht. "Und ich gehe davon aus, dass der 'gute' Aulus Tiberius Verus hinter meinem Rücken Ermittlungen gegen meine Familia anstellt, um sich auf diesem Wege für meine gutmütige Empfehlung zu bedanken, die ich auf Bitten meines nunmehr also ehemaligen Verbündeten Tiberius Lepidus aussprach.", erkannte Dives an dieser Stelle jedoch nicht nur den sergischen Verrat. "Ich wünsche euch daher beiden viel Vergnügen bei eurem Zwist. Vale bene.", beendete er schlussendlich mit maßloser Enttäuschung in der Stimme seine Respons und verließ sodann den Raum. Es sollte das letzte Mal sein, dass er seine ungeliebte Gemahlin sah und mit ihr sprach. Dennoch verspürte er kaum Trauer sondern vor allem Erleichterung, als er mehrere Wochen später in Bovillae - im Beisein seiner beiden süßen Kinder, die somit fortan Halbwaisen waren - von Faustas plötzlichem Tod erfuhr.

    | Vibilius


    "Ähm...", zeigte sich der rothaarige Ianitor zunächst wenig eloquent, während er kurz überlegte. Noch einmal richtete er seinen Blick gen Himmel, bevor er letztlich nickte. "Der Besuch deines Herrn ist mir leider nicht angekündigt.", erklärte er, der er über zu erwartende Gäste in der Regel informiert wurde, anschließend. "Doch du hast Glück. Der Senator Iulius Dives sollte im Moment im Haus sein. Und für einen Verwandten wird er bestimmt auch derart spontan ein bisschen Zeit finden.", war sich Vibilius beinahe sicher. "Wenn dein Herr mir also ins Atrium folgen möchte?", lud er den Annaeer mit einer Geste ein, die Domus zu betreten. "Und du darfst natürlich ebenfalls gerne eintreten.", adressierte er dann den anderen Sklaven. "Wenn dein Herr nicht darauf angewiesen ist, würde ich dich jedoch darum bitten, mit mir im Vestibulum zu bleiben.", machte er zum Schluss klar, dass ein Scriba personalis oder auch ein Medicus personalis eines kranken Mannes selbstredend den eigenen Herrn auch ins Atrium begleiten durfte. Insbesondere etwaige Custodes Corporis hingegen wären dort eher unerwünscht, da die Domus Iulia schließlich das stattliche Haus eines Senators und keine dunkle und gefährliche Gasse in der Subura war.




    IANITOR - DOMUS IULIA


    [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/user/180226/u4sy4zzq.jpg| Breda


    Die Keltin war keine Sklavin der übermäßig vielen Worte. Entsprechend hielt sie sich insbesondere gegenüber Gästen des Hauses sehr zurück und versuchte, niemandem unnötig aufzufallen. Mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und einem silbernen Tablett in den Händen trat sie heute so auch auf den Annaeer zu und bot ihm mit stummer Geste an, sich einen Becher verdünnten Wein oder ein paar Stücken saisonales Obst aus einer blauen Schale zu nehmen. Dies würde dem annaeischen Gast hoffentlich ein wenig die Zeit vertreiben, bis der divitische Senator über den unerwarteten Besuch informiert wäre.




    IANITOR - DOMUS IULIA