Nachdem er seinen Entschluss gefasst hatte, lieber dem Consul als dessen Quaestor zu schreiben, setzte sich Dives nicht sofort daran, den entsprechenden Brief aufzusetzen, sondern stand zunächst noch eine Weile lang mit zu Boden gerichtetem Blick nur nachdenklich da. Just in diesem Moment durchbrachen ein Klopfen, ein Räuspern und eine dem Iulier unbekannt scheinende Stimme die zwischenzeitlich eingekehrte Stille. Sogleich entschuldigte sich die Stimme für die Störung und stellte sich hernach als Valerius Flaccus vor, während der gedankenversunkene Blick des Senators nur ganz allmählich auf dem Boden bis zum Türrahmen kroch, um sich anschließend in ebenso schleichendem Tempo am ansehnlichen Äußeren des Valeriers emporzuhangeln.
'Tiberius Valerius Flaccus. Den Namen kenne ich. Woher kenne ich diesen Namen? Ja, richtig - Callistus!', fiel es Dives wieder ein. 'Den sollte ich wirklich so langsam vergessen. Ich meine, er hat mütterlicherseits einen consularen Urgroßvater, der im Ulpianum verehrt wird, wie ich selbst mütterlicherseits einen censorischen Großvater habe, der ebenfalls dorthin aufgenommen wurde. Er ist ein glühender Anhänger der Veneta, wie ich einer bin. Er strebt in den Senat, wie auch ich diesen Weg eingeschlagen habe. Er sieht gut aus. Er ist redegewandt.', schwärmte der Iulier in Gedanken und suchte nach Gemeinsamkeiten, bevor er innerlich den Kopf schüttelte. 'Ich muss ihn dennoch vergessen! Spätestens nach dem Ausritt, den ich ihm versprochen habe, werde ich das auch tun - ganz sicher. Es sei denn natürlich, es passiert dort etwas, von dem ich heute nur noch nicht ahne, dass es passiert.', war die Hoffnung hier Mutter des Gedanken. 'Wenn Callistus in so einer modischen Aufmachung hoch zu Ross sitzt, und wenn ich mir vorstelle, welch athletischer Körper sich unter seiner Tunika verbirgt, und wenn ich dann sein makelloses Gesicht vor mir sehe, ...', stockten die divitischen Gedanken abrupt, als seine Augen in diesem Moment nicht in ein duccisches Gesicht blickten. 'Oh!'
"Ähm... salve, Valerius.", erwiderte Dives schlussendlich mit einem plötzlichen Lächeln die Begrüßung, während er sich innerlich fragte, ob der attraktive Callistus eigentlich nur ebenfalls attraktive Leute kannte. Dieser Pompeius Atticus, welcher dem Iulier vor kurzem als 'sein Freund' vorgestellt worden war, sah schließlich ebenfalls alles andere als schlecht aus. Einzig wirkte er auf den Senator ein wenig jünger noch als Callistus - und damit zu jung, um noch für ihn interessant zu sein. "Ich bin Iulius Dives und es freut mich überaus, deinem Namen nun auch ein Gesicht...", 'und dazu noch ein so ansprechend maskulines', "...zuordnen zu können.", zeigte sich der Vicarius ehrlich erfreut. "Sag, was führt dich heute hierher?", erkundigte er sich anschließend mit einer offenen Frage, die hoffentlich ein wenig von dem unbedachten Selbstgespräch des Iuliers abzulenken vermochte.