Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Dives sah sich zunehmend dem Gefühl von Neid und Eifersucht ausgesetzt, als der Pompeier einen offenkundigen 'Insider-Joke' zum Besten gab - und damit überaus deutlich machte, wie sehr viel besser er den attraktiven Callistus kannte. Dennoch zwang sich der Iulier zu einem kurzen, amüsierten Lachen, um sich nicht die Blöße zu geben, als Dritter im Bunde der Außenstehende zu sein, der nicht wusste, worüber die beiden anderen hinsichtlich eines möglicherweise rheumatischen Pferdes scherzten.
    "Nun, wenn du auf eine Revanche bestehst, so versichere ich dir, dass die Factio Veneta stets offen ist für weitere Trainingsrennen.", erklärte der Vicarius spontan, während er innerlich hoffte, dass auch er dann möglicherweise den vorherigen Witz verstehen würde. "Insbesondere sind wir natürlich gerne dazu bereit, der Factio Albata zu zeigen, wie man erfolgreich vorne mitfährt, nicht wahr, Duccius?", forderte Dives den Pompeier ein wenig heraus, während er zugleich den Tisch umdrehte. Denn jetzt stand der anziehende Callistus neuerlich auf der divitischen Seite - und der Pompeier von der Factio Albata war der Außenstehende.


    "Mir scheint, das waren doch überaus interessante und ereignisreiche Spiele, die ich verpasst habe.", kommentierte der Senator die pompeischen Ausführungen zu den Wagenrennen der Ludi Palatini nur vergleichsweise sparsam, während sein Gesicht einen teils überraschten und teils sorgenvollen Ausdruck zeigte. Gedanklich notierte er sich zudem, dass die Wagenrennen der Ludi Palatini wohl organisatorisch eher suboptimal verlaufen waren - woran er sich gewiss auch wieder erinnern würde, sobald der claudische Consul das nächste Mal zu einem Wagenrennen einlud. Kaum hatte er diesen Gedanken gefasst, wurde seine Aufmerksamkeit auf den Senator Flavius Scato gelenkt, der kurz zuvor ebenfalls öffentlich seine Unterstützung für den duccischen Candidatus erklärt hatte.
    Als der attraktive Callistus den Flavier dann jedoch in der Runde vorstellte, kam Dives nicht umhin, sich noch ein wenig deplatzierter zu fühlen als bereits zuvor. Denn hier stand der ansehnliche Duccier, dort 'sein Freund' in der Blüte seiner Jugend. Der flavische Patrizier war 'sein Patron' und einzig der Iulier nur irgendein 'ebenso begeisterter Anhänger von Wagenrennen'. Es waren wohl immer die falschen, an denen sich Dives Blick verfing...


    "Salve, Senator Flavius.", grüßte auch der Iulier seinen Mitsenator, während er einen zarten Unterton der Enttäuschung nicht ganz zu maskieren imstande war. Umso stärker jedoch bemühte er sich, sich im Folgenden nun zusammenreißen. "Ich fürchte, ich bin nach meiner Rückkehr aus Bovillae noch gar nicht dazu gekommen, dir meinen Dank auszusprechen für die freundliche Einladung zu deiner Hochzeit. Ich habe mich selbstredend überaus gefreut über diese Geste und wünsche dir und deiner werten Gemahlin im Namen meiner Familia alles Gute und den Segen der Götter für eure Ehe.", nutzte Dives die sich bietende Gelegenheit, sich einen Brief zu sparen und dem Flavier persönlich seine Glückwünsche auszusprechen. "Ich habe es sehr bedauert, aufgrund meiner geschäftlichen Verpflichtungen nicht in der Lage gewesen zu sein, diesem gewiss beflügelnden Ereignis beizuwohnen.", entschuldigte er zuletzt auch seine eigene Absenz und hoffte, dass man ihm diese nachsehen würde.

    Als rhetorisch geschulter Senator war Dives zwar durchaus dazu in der Lage, eine spontane Stehgreifrede zu halten. Aus dem Stehgreif heraus einen passablen Vorschlag für einen Gesetzestext zu formulieren, das überstieg jedoch auch seine Fähigkeiten. So sah er folglich einen Augenblick lang nur leicht betreten auf das Dokument in seinen Händen und überlegte.


    "Nun...", lächelte er entschuldigend, als er anschließend wieder den Blickkontakt zum Aurelier suchte, "hier und jetzt eine Formulierung zu finden, welche schlussendlich all den hohen Ansprüchen an einen Gesetzestext gerecht wird, ist mir leider kaum möglich. Jedoch, wenn ich dir ohnehin noch einmal brieflich eine äußerlich veränderte Variante dieses Werkes zusammen mit meinen Gedanken zum Betriebs-Paragraphen zukommen lassen darf, so wäre es mir selbstredend ein Leichtes, im Rahmen dessen auch in diesem Punkt möglicherweise noch einmal das eine oder andere in Worte zu fassen.", offerierte der Iulier dem Aedil und ahnte bereits zu diesem Zeitpunkt, dass ihm hier mitunter ein reger Briefwechsel mit dem Patrizier bevorstand. Denn obgleich der Aurelier diesem ersten Vorschlag durchaus zugeneigt schien, war sich Dives doch sicher, dass gewiss nicht jede seiner Anmerkungen schlussendlich die gleiche Zustimmung erfahren würde. Stattdessen hegte er keinen Zweifel daran, dass man in bestimmten Fragen auch erst die eigenen Argumente austauschen musste, um den jeweils anderen Standpunkt zu verstehen und hernach eine vorherige Meinung gegebenenfalls auch revidieren zu können. Es müssten folglich gewiss so einige Persönliche Nachrichtenboten wechselseitig ausgeschickt werden, bevor man zu einer Version dieser aurelischen Reform-Initiative gelangte, mit welcher beide Senatoren sich zufrieden zeigen könnten.

    Der iulische Vicarius Domini Factionis der Factio Veneta hatte von einem attraktiven Beau aus der Gens Duccia die Empfehlung bekommen, zwei Interessenten an einer Mitgliedschaft der Factio Veneta in selbige aufzunehmen. Dives kannte weder den einen noch den anderen der beiden anempfohlenen Männer, wie er dafür jedoch umso größere Stücke auf den hübschen Callistus hielt - und diesem folglich in dieser Frage blind zu vertrauen beschloss.

    Roma, A.D. IV NON MAR DCCCLXVIII A.U.C.

    Ad
    Amicus Venetae
    Tiberius Valerius Flaccus
    Casa Valeria
    Urbs Aeterna



    Iulius Vicarius Domini Factionis Venetae Valerio s.d.


    Nachdem mir durch den Sodalis Duccius Callistus zugetragen wurde, dass du dich für eine Mitgliedschaft in der Factio Veneta interessierst, wie er sich zudem auch gleich dafür einsetzte, dass ich dich in unsere erfolgreiche Factio aufnehme, freue ich mich, hiermit nun Kontakt zu dir aufnehmen zu können.


    Leider kenne ich dich bisher nicht persönlich, wie ich stattdessen jedoch durchaus um die tiefe Verbundenheit deiner Gens zur Factio Veneta weiß. Entsprechend also bin ich sehr gewillt, der Empfehlung des geschätzten Duccius Callistus zu folgen und freue mich, dir anbei die offizielle Urkunde zu deiner Aufnahme in die Factio Veneta zu übermitteln.


    Mögen die Götter stets wachen über dich und die Deinen.
    Vale bene und Veneta Victrix!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS VENETAE


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TIBERIUS VALERIUS FLACCUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM IV NON MAR DCCCLXVIII A.U.C.
    (4.3.2018/115 n.Chr.)
    .


    ZUM
    SODALIS FACTIONIS VENETAE


    Marcus Iulius Dives

    Der iulische Vicarius Domini Factionis der Factio Veneta hatte von einem attraktiven Beau aus der Gens Duccia die Empfehlung bekommen, zwei Interessenten an einer Mitgliedschaft der Factio Veneta in selbige aufzunehmen. Dives kannte weder den einen noch den anderen der beiden anempfohlenen Männer, wie er dafür jedoch umso größere Stücke auf den hübschen Callistus hielt - und diesem folglich in dieser Frage blind zu vertrauen beschloss.

    Roma, A.D. IV NON MAR DCCCLXVIII A.U.C.

    Ad
    Amicus Venetae
    Paullus Germanicus Cerretanus
    Casa Germanica
    Urbs Aeterna



    Iulius Vicarius Domini Factionis Venetae Germanico s.d.


    Nachdem mir durch den Sodalis Duccius Callistus zugetragen wurde, dass du dich für eine Mitgliedschaft in der Factio Veneta interessierst, wie er sich zudem auch gleich dafür einsetzte, dass ich dich in unsere erfolgreiche Factio aufnehme, freue ich mich, hiermit nun Kontakt zu dir aufnehmen zu können.


    Leider kenne ich dich bisher nicht persönlich, wie ich stattdessen jedoch durchaus um die tiefe Verbundenheit deiner Gens zur Factio Veneta weiß. Entsprechend also bin ich sehr gewillt, der Empfehlung des geschätzten Duccius Callistus zu folgen und freue mich, dir anbei die offizielle Urkunde zu deiner Aufnahme in die Factio Veneta zu übermitteln.


    Mögen die Götter stets wachen über dich und die Deinen.
    Vale bene und Veneta Victrix!


    /images/signet/Siegel_IuliaTabula.png



    MARCUS IULIUS DIVES
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS VENETAE


    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    PAULLUS GERMANICUS CERRETANUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM IV NON MAR DCCCLXVIII A.U.C.
    (4.3.2018/115 n.Chr.)
    .


    ZUM
    SODALIS FACTIONIS VENETAE


    Marcus Iulius Dives

    "Ich danke dir für deine informativen Antworten, Candidatus Duccius.", begann Dives, nachdem er sich neuerlich das Wort zum Zwecke einer direkten Respons erbeten hatte. "Sie bestärken mich noch einmal in meinem Entschluss, dich zu unterstützen und dir hier und heute meine Stimme zu geben - nicht nur, weil ich dich als engagierten Römer aus der Factio Veneta kenne, und nicht nur, weil sich der Mann, dessen Weg dich inspiriert hat und bei dem du dein Tirocinium Fori absolviertest, den gleichen Patron mit mir teilt.", hatte der attraktive Callistus zwar nicht ganz das gesagt und die erzrömische Art seiner Ausbildung durch ein Tirocinium Fori herausgestrichen. Doch das hinderte den Iulier selbstredend nicht, dem Duccier diese Worte kurzerhand nachträglich in den Mund zu legen. "Nein, ich unterstütze dich auch und gebe dir hier und heute meine Stimme, da ich der Meinung bin, dass auch mein Patron selbst - als die Koryphäe auf iuristschem Gebiet, als die sicherlich jeder hier im Saal den Consular Vinicius Hungaricus kennt - zweifellos überaus erfreut wäre, hier einen Kandidaten mit diesem offenkundigen Interesse an der Iuristik sowie dem festen Willen, sich in den Dienst der Res Publica zu stellen, zu sehen.", machte Dives eine kleine Zäsur. "In diesem Sinne möchte ich meine Wortmeldung schließen mit einem Appell insbesondere auch an alle Freunde und Weggefährten meines Patrons Vinicius, diesen Candidatus, Caius Duccius Callistus, mit eurer Stimme zu unterstützen.", blickte er bei diesen Worten einmal von links nach rechts durch die Reihen der anwesenden Senatoren. "Danke.", nickte er schlussendlich zum Dank für die Gelegenheit, sprechen zu dürfen. Dann setzte er sich wieder.

    Das in der Tat sind allerdings zwei nur schwerlich miteinander zu vergleichende Fälle. Denn keine im IR aktive ID - mit WiSim-Konto - wird im Erbschaftsprozess der Vigintiviri übergangen. Du musst du dir folglich keine Sorgen machen, dass das geschehen könnte.


    Tatsächlich im Erbschaftsprozess übergangen werden jedoch IDs, die zum Todeszeitpunkt des Erblassers nicht Teil des IR waren. Dieser Fall trifft in der Causa deines Vaters auch auf deine ID zu. Lucius Annaeus Florus nämlich starb laut Tabularium am 21.04.2011, während deine ID laut Tabularium erst seit 02.01.2018 im IR existiert. SimOff war deine ID folglich nie erbberechtigt. SimOn, da stimme ich dir zu, ist das durchaus nicht ganz nachvollziehbar und man muss sich gegebenenfalls etwas ausdenken, wenn man dies auch SimOn sinnvoll begründen möchte.


    Dennoch lässt sich das Erben im IR kaum anders regeln. Denn auch deine ID möchte schließlich aktuell von Sextus Annaeus Rufus erben, obgleich keineswegs ausgeschlossen ist, dass Rufus nicht in 5 Monaten oder in 3 Jahren noch ein Sohn oder eine Tochter angedichtet wird. ;)


    PS: Im Übrigen kann ich dir mit größter Sicherheit sagen, dass die Staatskasse nicht ein einziges As am Tod deines Vaters verdient hat. [ Link 1 | Link 2 ]

    Der iulische Senator bemerkte durchaus, wie er ungewollt ein wenig aufgeregter wurde, als der claudische Consul den attraktiven Callistus aufrief, seine Kandidaturrede vor dem stadtrömischen Ältestenrat zu halten. Denn wie Dives bereits auf der Rostra des Forum Romanum mehrfach ausgesagt hatte, kannte er diesen Mann. Er kannte Caius Duccius Callistus. Und er schwärmte wohl seit ihrer ersten Begegnung am Rande eines Trainingsrennens der Factio Veneta für ihn. In a Heartbeat, würde der Grieche sagen, so hatte es den Iulier dereinst erwischt, wenngleich er sich nahezu sicher war, dass dieses Gefühl nicht ganz auf Gegenseitigkeit beruhte. Doch was sollte er machen? Wie sollte er sich gegen den wunderbaren Anblick dieses in seiner Toga Candida so hinreißend strahlenden Mannes zur Wehr setzen?


    Bemüht darum, nicht nur verträumt diesen schönen Anblick zu genießen, verfolgte der iulische Senator die Rede des Candidatus und war mit einem Lächeln im Gesicht zunächst überaus zufrieden mit dessen Auftreten - bis er sich bei seinem Auditorium für die Aufmerksamkeit bedankte. Mit leicht verstörter Miene nahm sich Dives vor, dem Duccier bei Gelegenheit mitzugeben, dass wohl schon der große Cicero einst mahnte, sich nur dann bei seinem Auditorium für die Aufmerksamkeit zu bedanken, wenn man der Meinung war, ihm mit dem eigenen Vortrag lediglich die Zeit gestohlen zu haben. Ein Dank konnte angebracht sein ob der eingeräumten Möglichkeit, hier sprechen zu dürfen. Das war durchaus legitim. Doch im Rahmen der eigentlichen Rede war dennoch stets der Zuhörer zum Dank für den Vortrag verpflichtet, niemals der Vortragende zum Dank für die Aufmerksamkeit des Zuhörers - es sei denn selbstredend, man stahl dem Zuhörer tatsächlich nur die Zeit. Doch diesen Fall schloss der Iulier - im Übrigen ganz allgemein im Rahmen aller Kandidaturreden - kategorisch aus.


    "Candidatus Duccius.", hatte Dives sich eigentlich vorgenommen, dem Patron des schönen Callistus dessen Vorrecht auf die erste Wortmeldung nach der Rede seines Schützlings nicht streitig zu machen. Da jedoch eine gewisse Stille aufkam, die wohl nahelegte, dass der Patron an dieser Stelle erst einmal nichts zu sagen wünschte, hatte sich letztlich doch der Iulier ein Herz genommen, der erste zu sein. "Wir kennen einander durch unsere Mitgliedschaft in der Factio Veneta, in welcher du mich während meiner jüngst geschäftlich bedingten Absenz auf das zuverlässigste und engagierteste vertreten hast. Entsprechend besteht für mich auch nicht der geringste Zweifel daran, dass du ein überaus geeigneter Kandidat für das Vigintivirat bist.", richtete Dives seine Worte zwar formal an den Duccier, adressierte indirekt jedoch auch die übrigen Senatoren im Saal.


    "Daher habe ich bereits im Rahmen deiner Rede auf dem Forum Romanum angekündigt, deine Kandidatur zu unterstützen. Und meinem Wort folgend unterstütze ich auch hier und heute in aller Ausdrücklichkeit deine Kandidatur.", betonte Dives und nickte einmal, während er diese Aussage durch eine kleine Zäsur unterstrich. "Als organisierten Mann halte ich dich dabei für durchaus fähig, Roma im Amt eines Triumvir aere argento auro flando feriundo oder Quattuorvir viis in urbe purgandis gute Dienste zu leisten, wie ich aufgrund deiner iuristischen Kenntnisse der Auffassung bin, dass du gewiss auch das Amt eines Decemvir stlitibus iudicandis oder Triumvir Capitalis hervorragend auszufüllen im Stande bist. Diese Worte gesagt wirst du jedoch verstehen, dass es mir - und gewiss auch einigen weiteren Senatoren hier - durchaus schwer fallen dürfte, im Falle deiner Wahl zu entscheiden, in welchem dieser vier Kollegien du letztlich den größten Wert für Roma hättest.", leitete er seine Nachfrage ein. "Ich möchte dich folglich fragen, welches sind deine Gedanken hierzu?", erlaubte sich der Iulier an dieser Stelle ein kleines Lächeln in Richtung des Candidatus.


    "Ferner, da ich gerade das Wort habe, möchte ich auch gleich noch eine zweite Frage an dich richten.", kündigte er sodann an. "Du erzähltest uns bereits von dem Rüstzeug, welches dein Vater als Eques Imperii dir mit auf den Weg gegeben hat. Ich meinerseits meine mich jedoch zu erinnern, dass er keineswegs der einzige war, der dir das Rüstzeug insbesondere für den _senatorischen_ Cursus Honorum gab, nicht wahr?", deutete er mit einer Geste seiner Hand an, dass er damit nun das Wort abgab. Dabei hoffte er, dass der attraktive Beau in der Toga Candida verstand, worauf Dives hinaus wollte. Denn über den amtierenden Statthalter von Germania Superior, der gleich Dives ein Klient des Consulars Vinicius war, ließe sich vermutlich eine schöne Brücke schlagen hin zu einer noch einmal bekräftigenden Aussage des Iuliers, diese Kandidatur zu unterstützen. Das zumindest war erst einmal die Idee, welche Dives mit seiner Frage verband.

    In der Tat hatte Dives bereits dereinst gehofft, dass die flavische Initiative zumindest in Teilen zu einer verbesserten Gesetzgebung durch die Lex Mercatus führte, wie er auf der anderen Seite jedoch auch aus der eigenen Erfahrung wusste, dass die Aedilität eine keineswegs leichte Aufgabe war - und niemand davor gefeit war, an seinen eigenen Ambitionen zu scheitern. So war der Iulier selbst alles andere als zufrieden mit seiner eigenen Aedilität, betrachtete sich trotz wohl formaler Zugehörigkeit nur als maximal halben Aedilicius und intendierte, nicht früher mit den ersten Arbeiten an der Dachkonstruktion seines gewissermaßen 'Karrieretempels' zu beginnen, bevor er nicht sicher war, dass die Tempelsäulen dieses Dach auch letztlich sicher würden tragen können.
    Entsprechend also konnte und wollte der iulische Senator hier niemandem einen Vorwurf machen und zeigte sich stattdessen nur erfreut darüber, dass mit dem Aurelier nun ein anderer die Gelegenheit ergriff, einen erneuten Anlauf in dieser Causa zu unternehmen.


    "Das, in der Tat, ist ein schlechter Witz, macht doch die Begrifflichkeit allein bereits überaus deutlich, dass ein Gewürzhändler vor allem im Handel und nicht als 'Gewürzbauer' in der Landwirtschaft tätig ist.", stimmte der Iulier den ersten Ausführungen des Patriziers zu, während jener eine erste Abschrift aus den Falten seiner Toga zog und diese anschließend an Dives weiterreichte. Sogleich begann der Adressat damit, das Dokument zu überfliegen.


    "Tatsächlich könnte man wohl an der einen oder anderen Stelle noch ein wenig", begann er und sann kurz nach einer möglichst treffenden Formulierung, "den Staub entfernen - insbesondere an jenen Stellen, die in der Form bereits Teil der bisher bestehenden Lex Mercatus sind.", bezog sich Dives auf den einen oder anderen fehlenden Buchstaben, manches fehlende oder im Gegenteil überflüssige Komma sowie nicht zuletzt natürlich auch die eine oder andere Formulierung einer im inhaltlichen Kern jedoch keineswegs verkehrten Regelung. "So du dies erlaubst, erkläre ich mich jedoch gerne bereit, dir nach eingehenderem Studium dieser Lektüre noch einmal eine - selbstredend inhaltlich gleiche - nur möglicherweise ein wenig entstaubte Variante zukommen zu lassen.", intendierte er, nicht nur zu kritisieren sondern überdies auch konstruktiv seine Unterstützung anzubieten.
    "Inhaltlich, was ich auf den ersten Blick hier lese, gefällt mir doch insbesondere die von dir bereits angesprochen deutlichere Differenzierung zwischen Besitz und Eigentum ausgesprochen gut.", bekundete er ehrlich seine Sympathie mit der neuen Klarheit, welche sich daraus seiner Ansicht nach für die Lex Mercatus ergab. "Den Betriebs-Paragraphen würde ich mir sehr gern in Ruhe noch einmal zu Gemüte führen, wie mir zudem scheint, dass wohl ein Gesetzeskommentar zu selbigem durchaus sinnvoll wäre.", kommentierte Dives diesen Punkt zunächst nur knapp, da er sich hierfür wohl noch einmal ein wenig eingehender mit der Lex Claudia de nave senatorum würde beschäftigen müssen, auf die ein großer Teil dieses Paragraphen wohl augenscheinlich zurückging.


    "Wenn ich stattdessen womöglich hinsichtlich der Städte und Gemeinden etwas anbringen könnte?", schien dem Iulier dieser Punkt durchaus noch ein wenig verbesserungswürdig. "Ich halte es, und dies sage ich auch als zweifach gewesener Duumvir von Ostia, nicht für die optimale Lösung, den Städten und Gemeinden die Produktion mit Betrieben zu gestatten. Insbesondere nämlich möchte ich hier unser Erbrecht zu bedenken geben, das es mit Leichtigkeit ermöglicht, dass der Tod einer in Ostia verstorbenen Person dazu führt, dass Ostia Betriebe zufallen, die überall angesiedelt sein können. Es könnten darunter eine Goldmine in Dalmatien, ein Sägewerk in Germania Superior, ein Weingut in Hispanien sowie ein aegyptischer Getreidehof sein.", verdeutlichte Dives seinen Punkt selbstredend anhand eines überaus extremen Beispiels. "Der bürokratische Aufwand, sich von Ostia aus um all diese verstreuten Betriebe zu kümmern, würde zusammen mit den anfallenden Transportkosten, die produzierten Waren stets nach Ostia zu überbringen, wohl jeden Nutzen für die Stadt und die dortige Bevölkerung übersteigen.", erklärte er seine Kritik, bevor er dazu ansetzte, eine mögliche Alternative aufzuzeigen.


    "Ich würde entsprechend eine weniger dezentrale Lösung zu ersinnen suchen. So erschiene es mir womöglich einen Gedanken wert, sich von den Städten und Gemeinden zu entfernen und in übergeordneter Ebene einen Blick auf Italia und die Provinzen zu werfen.", ließ der Iulier seinem aurelischen Gegenüber einen Augenblick, um diesen Gedankengang nachzuvollziehen. "Denke ich an das exemplarische Sägewerk in Germania Superior, welches durch Erbschaft im Eigentum der Colonia Ostia landet, so lässt sich wohl sagen, dass keine Provinz besser geeignet wäre, sich um diesen Betrieb und eine etwaige Produktion mit demselben zu kümmern als jene, in der sich dieser Betrieb befindet.", ließ er abermals einen kleinen Moment verstreichen, ehedem er fortfuhr. "Verlagerte man also die Produktionserlaubnis für die öffentliche Hand von den Städten und Gemeinden weg, hin zu Italia und den Provinzen, so würde dies wohl einiges an unnötiger Bürokratie und teuren Transportkosten einsparen, während der Effekt für die Bevölkerung ansonsten wohl unbenommen der gleiche wäre.", strich er abermals heraus. "Als Alternative für möglicherweise finanzschwache* Provinzen, die den Erwerb von Betrieben in ihrer Provinz nicht zu schultern imstande sind, würde ich zudem die Finanzabteilung der Administratio Imperatoris ins Spiel zu bringen vorschlagen.", stellte Dives eine Idee in den Raum, die er selbstredend nicht erst in diesem Augenblick nun spontan sich ersonnen hatte. Jedoch hatte er es eingangs kurz erwähnt - wie er sich allerdings auch sicher war, dass vor allem der Aurelier wusste -, dass Dives einst ostiensischer Quaestor und hernach zweimalig Duumvir der Hafenstadt gewesen war...


    Sim-Off:

    * oder im IR schlicht unbespielte

    Der iulische Vicarius Domini Factionis der Factio Veneta hatte sich seine Entscheidung gewiss nicht leicht gemacht. Doch letztendlich hatte er einen Entschluss gefasst, den zu übermitteln ein mit einem Brief bewaffneter Cursor der Factio Veneta nun die Villa der Claudier aufsuchte.

    Roma, A.D. V KAL MAR DCCCLXVIII A.U.C.

    Ad
    Consul
    Herius Claudius Menecrates
    Villa Claudia
    Urbs Aeterna



    Iulius Vicarius Domini Factionis Venetae Claudio Consuli s.d.


    Im Namen der Factio Veneta danke ich für deine Einladung zu deinen anlässlich der Equirria angekündigten Wagenrennen und teile dir in diesem Schreiben mit, dass die Factio Veneta deine Offerte annimmt, sofern sich neben ihr noch mindestens zwei weitere der sechs großen Factiones an diesem Wagenrennen beteiligen.
    Ich möchte nicht davon ausgehen, doch sollte sich nicht wenigstens diese Zahl ebenfalls partizipierender Factiones ergeben, erschiene mir ein derartiges Wagenrennen gewiss für Trainingszwecke, nicht jedoch für einen Festtag wie die Equirria angemessen.


    Gemäß deiner Einladung benenne ich daher Hamiris als ersten Auriga sowie für den Fall der Fälle auch Prusias Kynegros als zweiten Auriga der Factio Veneta. Da ein dritter Starter einer Factio nur vorgesehen ist für den Fall, dass weniger als drei Factiones antreten, scheint mir die Meldung eines weiteren Auriga der Veneta entbehrlich, da dann entsprechend meiner vorherigen Ausführungen eine Teilnahme der Factio Veneta ohnehin entfallen müsste.


    Ich freue mich, nach Ablauf der von dir gesetzten Meldefrist über das voraussichtliche Teilnehmerfeld sowie insbesondere die finale Zahl der Startplätze für die Factio Veneta informiert zu werden, um entsprechende Vorbereitungen für den Einsatz der antretenden Aurigae treffen zu können.*


    Mögen die Götter stets wachen über dich und die Deinen.
    Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS VENETAE


    Sim-Off:

    * Das beinhaltet insbesondere die Setzdaten für die Veneta-Aurigae. ;)

    Der iulische Vicarius Domini Factionis der Factio Veneta hatte nicht erst im Rahmen der jüngsten Sitzungen des stadtrömischen Ältestenrates bereits erfahren vom anscheinend so unerwarteten Ausfall der Factio Aurata bei den Ludi Palatini, dem anschließenden Protest der Factio Albata - die, und dies war eine reine Spekulation des divitischen Senators, wohl nicht als einzige Factio der Spiele in einem halben Trainingsrennen an den Start gehen wollte - sowie dem nachfolgenden Streik auch des bereits für das Finale qualifizierten Auriga der Factio Purpurea. Es war dieser öffentliche Eklat, welcher Dives nun durchaus zögern ließ, die neuerliche Einladung durch den claudischen Consul im Namen der Veneta anzunehmen. Denn was passierte, sollte sich ein derartiges Szenario wiederholen? Der Iulier mochte nicht daran denken, was die Geldgeber dieser Factio wohl sagten, beteiligte sich die Veneta gar wiederholt an einem im Schatten eines solchen Eklats stattfindenden Wagenrennen.


    Nach einigem Grübeln und nicht weniger Gedankenspielen ob der besten Reaktion auf diese neuerliche Offerte, an einem Wagenrennen des Claudiers zu partizipieren, kam Dives schlussendlich jedoch zu der Einsicht, dass auch die Veneta letztlich an den Start gehen würde. Denn einerseits hegte er die Hoffnung, dass der Ausrichter der Ludi Palatini zu keinen neuerlichen Wagenrennen einlud, hätte er nicht auch gewisse Konsequenzen hinsichtlich der Organisation für dieses neue Rennen gezogen. Auf der andere Seite musste der Iulier zudem berücksichtigen, dass auch während seiner eigenen Absenz im Rahmen der Ludi Palatini die Haltung der Factio Veneta gewesen war, allen Umständen zum Trotz am sogenannten 'Freundschaftsrennen' teilzunehmen. Dives hatte keinen Zweifel, dass eine Absage, kaum dass er selbst wieder in Roma weilte und sich verstärkt in Rennsportgeschäft engagierte, ihm gewiss seitens des patrizischen Consuls als Affront ausgelegt würde.


    So waren letztlich die Würfel gefallen, und Dives setzte sich daran, eine positive Antwort an den Consul aufzusetzen.

    In der Tat war die heutige Aufgabe für Dives keinesfalls leicht. Auf jedes Amt des Cursus Honorum gab es, wie dies wohl in jedem Jahr der Fall war, mehrere Bewerber. Entsprechend galt es für jeden Senator - und so insbesondere auch den iulischen -, sich über jeden einzelnen dieser Kandidaten ein Bild zu machen und eine Meinung zu bilden. Denn wie sonst wollte er entscheiden, wem er seine Stimme gab und wem nicht? Selbstredend erleichterte es das Bilden einer eigenen Meinung, kannte man einen Candidatus bereits im Vorfeld und vermochte so zumindest grob einschätzen zu können, inwiefern er sich für das eine oder andere Amt mehr oder weniger eignete. Umgekehrt wiederum gestaltete sich das Bilden einer Meinung um einiges schwieriger, war der Bewerber dem Wählenden bisher ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt. In diesem Falle nämlich war Dives in der Tat vollkommen darauf beschränkt, was er sah und hörte - und musste sich allein anhand dieser wenigen Eindrücke bereits seine Meinung über den Candidatus bilden. Einen entsprechend hohen Stellenwert für ihn hatte in solchen Fällen die Kandidaturrede des Bewerbers.


    "Da ich mich offenkundig ein wenig ungenau ausgedrückt habe", sah sich der Iulier ob seiner Frage nach den Künsten zu einem Nachhaken gezwungen und meldete entsprechend eine weitere Wortmeldung an, "möchte ich verifizieren, dass ich bereits davon ausging, dass du als Sohn des ehrenwerten Consuls Claudius weder die Schauspielkunst noch eine andere der praktischen Künste auf deinen Bildungsreisen studiertest, dich entsprechend im Umkehrschluss also in erster Linie den freien Künsten zugewandt hast.", hoffte er auf diese Weise das Problem mit dem Begriff der Künste aus der Welt zu schaffen. Zugleich schenkte er dem kandidierenden Claudier ein hoffentlich ein wenig Mut machendes Lächeln, denn seinem fortgeschrittenen Alter zum Trotze schien der Mann doch recht aufgeregt zu sein. Anders vermochte sich der Iulier nicht zu erklären, weshalb seine Frage nach den studierten Künsten den Candidatus offenbar ein wenig aus der Bahn warf. "Entsprechend deiner Antwort gehe ich nun davon aus, dass du auf deinen Bildungsreisen vorwiegend dein Wissen auf dem Gebiet der Arithmetik, Geometrie, Astronomie und/oder Architektur erweitert hast, während du zudem fremde Sprachen und Schriften erlerntest sowie dich über fremdländisches Recht informiert hast. Ist das soweit richtig?", versicherte er sich letztlich, ob er auch alles richtig verstanden hatte. Denn erwähntermaßen war er darauf angewiesen, sich hier und heute seine Meinung über diesen Kandidaten und dessen Kandidatur zu bilden. Dies konnte er jedoch nur dann, wenn er beispielsweise den Begriff der Bildungsreise besser einzuordnen wusste.


    Einen kurzen Augenblick lang überlegte Dives, ob er den Versuch unternehmen sollte, noch mehr aus dem Kandidaten herauszubekommen. Denn allzu viel Spezifisches hatte er wohl in der Tat bisher nicht erfahren. Was er unter der Bildungsreise zu verstehen hatte - einem Begriff, der durchaus vielerlei umschreiben konnte und entsprechend ohne weitere Angaben wenig Konkretes beinhaltete -, war ihm nun etwas klarer. Inwieweit der Candidatus jedoch bei den fremden Sprachen vom Griechischen oder Dakischen oder Piktischen sprach, oder mit seinen Worten über fremdländisches Recht jenes der Parther oder das eines anderen Reiches meinte, blieb dem Iulier leider verborgen. Ebenso hatte er bislang nicht erfahren, inwieweit der Claudius bei all seinen Reisen dazu gekommen war, ein Tirocinium Fori auf die eine oder andere Weise zu absolvieren. Möglicherweise hatte er dieses bei seinem Vater abgeleistet. Da der Kandidat sich jedoch bislang ebenso wenig dazu geäußert hatte, wie er auch keinen Patron erwähnte - und sich allem Anschein nach auch niemand von sich aus als Patron hinter den Candidatus stellte -, vermochte Dives auch hier lediglich spekulieren zu können.


    Schlussendlich setzte sich der Iulier, ohne eine weitere Frage zu stellen. Denn einerseits hätte er gerne noch etwas mehr über diesen Mann erfahren, um sich selbst ein besseres Bild über ihn machen zu können und entsprechend besser einschätzen zu können, inwieweit er diesem Claudier seine Stimme würde schenken können. Auf der anderen Seite jedoch wollte er den ohnehin ein wenig nervös wirkenden Mann nicht durch einen Katalog verschiedenster Frage noch weiter verunsichern und darüber hinaus Gefahr laufen, dass ihm sein Interesse als Angriff gegen die Familia des claudischen Consuls ausgelegt wurde. Entsprechend also würde er wohl bedauerlicherweise mit dem arbeiten müssen, was er bisher bekommen hatte - oder möglicherweise durch andere Nachfragen noch bekommen würde.

    Nachdem Dives seit seiner Rückkehr aus Bovillae bereits wieder an einigen Sitzungen des stadtrömischen Ältestenrates teilgenommen hatte, ließ er es sich selbstredend nicht nehmen, auch den Kandidaturreden für die nahenden Wahlen beizuwohnen. Unter anderem verfolgte er dabei auch die Rede des Claudius Gallus, welcher sich um das Vigintivirat bewarb. Nachdem der Consular Decimus eine erste verbale Reaktion abgegeben hatte, meldete sich anschließend auch der iulische Senator zu Wort.


    "Candidatus Claudius, es freut mich, dass du den Weg in diese heiligen Hallen gefunden hast und dich darum bewirbst, im kommenden Jahr als Vigintivir zu amtieren.", bemühte sich Dives - vor allem im Hinblick auf den Vater dieses Mannes - um eine vorsichtige Ausdrucksweise. Bewusst äußerte er sich deshalb nicht zum bereits recht fortgeschrittenen Alter des Candidatus und ließ auch dessen Intention für seine Kandidatur - er sprach von sich und seinem Drang, sich nützlich zu fühlen, statt davon, vor allem dem Staate von Nutzen sein zu wollen - zunächst unkommentiert.


    "Da ich in der Tat zugeben muss, dich bisher nicht zu kennen", nahm er anschließend Bezug auf die Rede des Bewerbers, "freue ich mich zudem, die Möglichkeit zu haben, dir einige Fragen zu stellen. So erzähltest du soeben von deinen zahlreichen Bildungsreisen und betontest in diesem Zusammenhang deine gute Ausbildung, die du gewiss erhalten hast.", intendierte der Iulier keineswegs, diese in Abrede zu stellen. "Mich würde dennoch ein wenig genauer interessieren, wo außerhalb von Italia du im Laufe der Jahre welche Künste studiertest. Denn obgleich ich die Meinung des Consulars Decimus sehr schätze und seinem Urteil über deine Eignung gewiss auch zu vertrauen bereit wäre, hielte ich es für noch ein wenig vorteilhafter, mir mit deiner Hilfe auch selbst ein Urteil bilden zu können.", lächelte der Iulier gespannt - und ein wenig gewiss auch amüsiert darüber, dass der decimische Consular ausgerechnet diesen älteren Kandidaten noch als jungen Mann bezeichnet hatte.


    "Ferner sind die Vigintiviri bekanntlich kein homogenes Kollegium, in welchem jedem Amtsträger die gleichen Aufgaben und Pflichten zuteil werden.", setzte er nach einer kleinen Zäsur fort. "Ich nehme daher an, dass du dir dahingehend im Vorfeld bereits einige Gedanken gemacht hast, für welches Kollegium innerhalb der Vigintiviri du dich als am besten qualifiziert siehst - und aus welchen Gründen. Es würde mich sowie gewiss auch andere hier im Saal freuen, könntest du diese Gedanken im Folgenden mit uns teilen.", bot sich hier selbstredend eine perfekte Gelegenheit, diese Frage des Iuliers nicht isoliert sondern im Kontext mit seiner ersten Frage zu beantworten. "Denn zweifellos obliegt es letztlich dem Urteil des Senats, die gewählten Kandidaten ihren spezifischen Aufgaben zuzuteilen. Um jedoch ein optimales Urteil - optimal im Sinne des Staates - fällen zu können, scheint es mir nur angeraten, auch die Meinung derjenigen dazu zu ergründen, die im Falle ihrer Wahl die Ehre haben, sich in den Dienst des Staates zu stellen.", beendete Dives für den Anfang seine Ausführungen - und hatte sich an deren Ende doch eine kleine Spitze hinsichtlich der Intention dieser Kandidatur nicht gänzlich verkneifen können.

    "Glaube mir, Duccius, die Freude ist ganz meinerseits.", erwiderte Dives zunächst auf die Begrüßung durch den strahlenden Candidatus und kam nicht umhin, dabei auch selbst ein glückliches Lächeln auf den Lippen zu tragen. "Ehre, wem Ehre gebührt, nicht wahr?", kommentierte er anschließend die dankenden Worte nur kurz, während er den attraktiven Beau musterte. "Der Latus Clavus steht dir übrigens ganz ausgezeichnet.", ließ sich der Iulier ob der offenbar beiderseitigen Wiedersehensfreude noch zu einem kleinen Kompliment hinreißen, bevor der hübsche Callistus die Aufmerksamkeit des Senators auf 'seinen Freund' Titus Pompeius Atticus lenkte.


    Dives kam nicht umhin, innerlich zu seufzen. Denn dieser Pompeius Atticus besaß nicht nur eine recht große, drahtige Statur und göttlich blondes Haar - welches zumindest auf den ersten Blick leider nicht den Anschein erweckte, womöglich nur gefärbt zu sein -, nein, er war überdies wohl auch um einige Jahre jünger als der Iulier. Es schien wohl entsprechend wenig verwunderlich, dass Callistus ihn als 'seinen Freund' vorstellte, den Senator hingegen lediglich als 'ebenso begeisterten Anhänger von Wagenrennen'.


    "Salve, Pompeius.", grüßte er anschließend dennoch möglichst freundlich zurück und versuchte sich von seinen Gedanken nichts anmerken zu lassen. Auf die Frage, ob er ebenfalls ein Mitglied der Factio Veneta wäre, nickte er lediglich bejahend, bevor er sich überrascht zeigte. "Es gab ein blau-weißes Trainingsrennen? Nun, daas freut mich. Ich hoffe doch, es endete mit einem Sieger aus unseren Reihen?", wandte er sich zum Zwecke dieser Zwischenfrage zu dem attraktiven Kandidaten, bevor er neuerlich Blickkontakt zu 'dessen Freund' suchte. "Seit meiner kürzlichen Rückkehr aus Bovillae vermochte ich bisher lediglich einige Dinge über die Ludi Palatini zu vernehmen. Es gab wohl einige Differenzen zwischen dem Veranstalter und unter anderem der Factio Albata?", schnitt der Iulier mit besorgter Miene lediglich an, bevor er jedoch dem Anlass dieses Tages gerecht werden und entsprechend keine langen Ausführungen über ein vermutlich eher unangenehmes Sujet provozieren wollte. "Es ist mir jedenfalls eine Freude, dich kennenzulernen, Pompeius.", richtete er seinen Fokus folglich erneut auf etwas Positives wie das Knüpfen neuer Kontakte - nicht ahnend, dass er tatsächlich nicht zum ersten Male vor diesem Pompeier stand.

    Der Iulier nickte dankbar, als ihm geheißen wurde, sich nicht weiter um die verpasste Einladung zu sorgen. Anschließend folgte er aufmerksam den weiteren Ausführungen des aurelischen Aedilis.
    "Es ehrt mich und ist mir eine Freude, dass dir bereits vorab so an meiner Meinung gelegen ist.", erklärte er dann. Denn in der Tat konnte er sich durchaus erinnern daran, dass es auch andere Senatoren gab, die zwar an einem guten Kontakt interessiert waren, die divitische Meinung in politischen Fragen jedoch etwas weniger zu schätzen wussten - und schlussendlich eine Wahl verloren, sich aus der Öffentlichkeit zurückzogen und Dives zurückließen mit nichts als der Erinnerung an ihre gemeinsamen iulisch-tiberischen Thermenbesuche. Darüber hinaus hatten Lepidus und er einst gar ein politisches Bündnis geschlossen, während das divitische Verhältnis zum Senator Aurelius Lupus sich nach den anfänglichen Schwierigkeiten zwar mittlerweile gewiss wieder normalisiert hatte, jedoch längst nicht vergleichbar war mit einer Freundschaft oder gar einem Bündnis. Entsprechend fühlte er sich also in der Tat geehrt, dass der Aedilis hier nun an ihn herantrat.


    "Sehr gerne bin ich bereit, an einer Reform der Lex Mercatus mitzuwirken und diese zu unterstützen, nachdem ein erster Anlauf in dieser Richtung unter einem deiner Amtsvorgänger ja einst zu keiner Erneuerung und vor allem Verbesserung der Lex führte.", erinnerte sich Dives lediglich oberflächlich an die Vergangenheit zurück, um hernach sogleich seinen Fokus neu auszurichten auf die Zukunft. "Falls ich dich gleich so direkt danach fragen darf, welche Veränderungen strebst du denn im Einzelnen an?", interessierte er sich folglich mit gespanntem Blick.

    Er weilte noch nicht lange wieder in Roma, und doch vermisste Dives bereits nach den ersten Sitzungen des stadtrömischen Ältestenrates jene unbeschwerte Leichtigkeit, mit welcher er vor kurzem noch seine Tage einem süßen Traum gleich in Bovillae hatte verleben können, bevor unvorhergesehene Umstände ihn dazu gezwungen hatten, den Weg zurück in die sehr viel anstrengendere und kompliziertere Wirklichkeit zu finden. Gewiss, auch die Politik mit ihren Debatten im Senat hatte durchaus ihre Reize für einen Iulier, der sich gerne aufschwang, Reden zu halten, und ein Interesse daran hatte, sich über manch wichtige und gewiss auch manch weniger bedeutende Thematik mit anderen Staatsmännern auszutauschen. Doch wo es in eben diesem Zusammenhang unterschiedliche Meinungen gab und emotional um Standpunkte und Überzeugungen verhandelt wurde, da waren wohl stets auch tiefere Konflikte nicht fern - wie jener, der allem Anschein nach zwischen dem claudischen Consul und dem aurelischen Aedil schwelte, und der Dives unweigerlich daran erinnerte, wie er selbst im Rahmen der von ihm initiierten Öffnung der curulischen Aedilität auch für plebeische Senatoren wohl nicht unwesentlich auch das flavische Haus gegen sich aufgebracht hatte.
    Umso dringender also, beschloss der Iulier in Konsequenz der zuvor zu ihrem Ende gelangten Sitzung, würde er sich nun um einen schnellen Heimweg bemühen, wo nach einer verpassten Hochzeit zumindest im Nachgang die höfliche Einladung zu selbiger noch einer entschuldigenden Antwort bedurfte. Doch unvorhergesehene Umstände lauerten nicht nur in Bovillae, sondern konnten einen Senator stets auch auf den Stufen zur Curia Iulia überraschen...


    "Aedilis Aurelius! Salve.", grüßte Dives den Patrizier, nachdem er ihn ausgemacht hatte, und trat ihm ebenfalls einige Schritte entgegen. "Gerne schenke ich dir ein wenig meiner Zeit.", vermochte er dieses Angebot selbstredend nicht ablehnen zu können. "Ich hoffe, du hast meine Entschuldigung erhalten und trägst es mir nicht nach, dass es mir aus geschäftlichen Gründen leider nicht möglich war, deiner großzügigen Einladung in die Villa Aurelia zu folgen. Ich vermute, dass es wohl um deine Kandidatur zur curulischen Aedilität ging - welche, wie ich sehen kann, am Ende von Erfolg gekrönt war. Entsprechend möchte ich dir gerne zu deinem Amt gratulieren, auch wenn die Wahl zugegebenermaßen doch mittlerweile schon einige Zeit zurückliegt.", übte sich der iulische Senator in etwas Small-Talk und fand, dass er wohl besser spät als nie zur Wahl gratulierte.

    "Geh weg, sonst schrei ich!", drohte der junge Iulier sodann kämpferisch und setzte unbewusst einen Schritt zurück, während er sein Holzschwert auf die dunkle Gestalt richtete. Der Mann blieb stehen. Langsam hob er seine Arme, als würde er sich ergeben, bevor er kurz darauf seine Kapuze vom Kopf zog. "Salve, junger Wegelagerer.", grüßte der bärtige Mann fortgeschrittenen Alters anschließend freundlich mit tiefer Stimme. "Was machst du denn zu dieser Stunde noch hier draußen? Solltest du nicht bei deiner Familie sein, um gemeinsam mit deinen Eltern zu Abend zu essen?", erkundigte er sich in großväterlicher Weise und zeigte in Richtung des sergischen Anwesens. Doch der kleine Dives blieb misstrauisch. Fremde Leute waren oftmals gefährlich. Denn nie wusste man genau, was sie wirklich wollten und bezweckten. "Und warum bist du nicht bei deiner eigenen Familie und isst gemeinsam mit denen?", antwortete er daher ein wenig vorlaut mit einer Gegenfrage. Der fremde Mann lachte. "Das wäre ich gern, mein Junge. Doch meine Familie lebt in Ariminum.", erklärte er anschließend. "Und warum bist du dann hier?", setzte der junge Iulier sein Verhör fort. "Nun, als Händler komme ich nicht umhin, regelmäßig von Stadt zu Stadt zu reisen.", beantwortete der Mann geduldig die Fragen des Jungen.


    "Was handelst du denn? Doch nichts Verbotenes, oder?", ging Minor allmählich auf in seiner Rolle als Nachwuchs-Tribun und sah den Händler ernst an, während er mit seinem Holzschwert auf dessen Wagen zeigte. "Nichts Verbotenes, nein; nur etwas Obst, Olivenöl und ein paar Amphoren Wein.", schmunzelte der Händler, während sich im Hintergrund die suchenden Rufe mehrten. "Es scheint, als machten sich deine Eltern bereits sorgen und würden dich suchen.", deutete er hernach neuerlich in Richtung des sergischen Anwesens. Der kleine Dives folgte dem Fingerzeig und schwieg einen kleinen Augenblick. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, die suchen nur ihren Hund. Mein Papa und ich waren gerade da, um nach dem Weg zu fragen, weil wir uns verfahren hatten. Da bin ich kurz von unserem Wagen abgestiegen, weil ich mal ganz dringend musste. Und als ich wieder aufsteigen wollte auf den Wagen, da war er plötzlich weg.", setzte Minor angesichts der nahenden Rufe alles auf eine Karte und beschloss, dem Händler erst einmal zu vertrauen - zumindest für die ersten paar Meilen seiner Reise. "Hast du seinen Wagen gesehen? Er fährt gerade nach Hause.", sah er den fremden Mann fragend an, während er alles tat, um die exponentiell steigende Nervosität in seinem Innern nicht nach außen treten zu lassen.


    "Hm.", gab der Händler nachdenklich von sich. "Ich komme gerade aus der Stadt und mir ist niemand entgegengekommen. Wo wohnt ihr denn, dein Vater und du?", erkundigte er sich. "In Bovillae.", antwortete der junge Iulier zunehmend kurz angebunden. "Ach, das ist doch ein kleines Städtchen direkt an der Via Appia nicht wahr?" Der kleine Dives nickte hastig. "Nun, wenn du magst, dann kann ich dich auch mitnehmen. Ich fahre ohnehin als nächstes nach Roma.", bot der Händler an, während Minor ohne ein weiteres Wort sogleich auf den Wagen kletterte. "Und wenn dein Vater bemerkt, dass er dich verloren hat, und anschließend umkehrt, um dich zu suchen, dann fahren wir ihm bereits entgegen.", erklärte der Händler letztlich mit einem vergnügten Lächeln, während auch er neuerlich auf den Wagen stieg. Unterdessen kamen die suchenden Rufe dem Flüchtenden allmählich gefährlich nah. "Schnell! Beeil dich!", forderte er den Händler folglich auf und erntete dafür zunächst einen leicht irritierten Blick. "Vielleicht holen wir meinen Papa ja noch ein.", rettete er sich anschließend. Daraufhin nickte der Händler und lächelte - und ihr Wagen setzte sich in Bewegung...



    Marcus Iulius Dives Minor hatte es satt, wie seine eigene Mutter den Mann, dessen Namen er erhalten und in dessen Fußstapfen er einst unweigerlich würde treten dürfen - oder müssen -, tagein und tagaus unentwegt in den Schmutz zog. Immer nur hackte sie auf ihm herum, zählte seine Fehler auf und machte ihn schlecht; dabei war sie, so meinte er zu wissen, doch selbst nicht einen Deut besser. Weshalb sonst sollte der Princeps sie entlassen - oder 'in den Erziehungsurlaub geschickt' - haben?
    Erst schleifte sie seine Schwester und ihn hier hinaus aufs Land, wo es verglichen mit Roma nicht viel zu sehen und nicht viel zu erleben gab. Im Gegenteil hatte Minor zuletzt gar nur wegen ihr die Wagenrennen der Ludi Palatini verpasst und hatte seinen unangefochtenen Favoriten Prusias Kynegros nicht anfeuern und unterstützen können. Anschließend hatte er sich mit dem Nachbarsjungen Aulus angefreundet, was sie ihm ebenfalls nicht einen Moment lang gegönnt hatte. Stattdessen verbot sie ihm, Aulus zu besuchen und mit Aulus zu spielen. In der Konsequenz hatte er, da seine kleine Schwester als Mädchen von Kampfspielen in seinen Augen nichts verstand, allein spielen und gegen verschiedenen Ungeheuer aus den Tiefen des Meeres kämpfen müssen - genau so, wie in der Vorstellung des jungen Iuliers auch sein Papa dereinst als Tribun im stadtrömischen Sumpf gegen Kriminelle und andere Ungeheuer in den Kampf gezogen war. Doch auch dies versuchte ihm seine Mutter offenkundig madig zu machen.
    Als Fausta ihn zuletzt gar vom gemeinsamen Abendessen auslud, war das Maß für den kleinen Dives endgültig voll gewesen. Er hatte keine Lust mehr darauf, dass ihm alles verboten wurde. Er hatte keine Lust mehr darauf, dass er ständig bestraft wurde. Er hatte keine Lust mehr darauf, sich andauernd schlecht zu fühlen, weil seine Mutter kein gutes Haar ließ an dem Mann, der den gleichen Namen trug wie Minor selbst. Es fühlte sich an, als würde sie stets indirekt auch gegen ihn wettern. Darauf hatte er keine Lust mehr. Er hatte keine Lust mehr auf seine Mutter. Er wollte zu seinem Vater!


    Still und heimlich schlich er sich folglich in einem ihm günstig erscheinenden Augenblick aus seinem Zimmer, stahl sich leise an den Bediensteten des Hauses vorbei und versteckte sich vor etwaig vorbeieilenden Sklaven, die mutmaßlich von seiner Mutter persönlich angetrieben worden waren, so wie sie manchmal hetzten. Es war beinahe wie ein aufregendes und gefährliches Spiel, in dem jeder falsche Schritt den eigenen Tod - in Form einer anzunehmen schlimmen Bestrafung durch seine Mutter - bedeuten würde. Der junge Dives, er imaginierte sich in die einstige Rolle seines Vaters als Tribun der ehrenwerten Cohortes Urbanae. Vollkommen auf sich allein gestellt hatte er einige Zeit verdeckt in diesem Anwesen - der fiktiven Subura - gelebt und ermittelt. Doch nun war die Zeit gekommen, da es galt, hier auszubrechen und zurück nach Hause - zu seinem Vater - zu finden. Doch überall lauerten feindliche Spione und Verräter - die Angestellten und Sklaven seiner Mutter -, an denen er auf Zehenspitzen vorbeischleichen musste, um sein finales Ziel zu erreichen. Selbst Aulus von nebenan hätte sich wohl kein spannenderes Abenteuer ausdenken können...


    In seinen kuscheligen Lieblingsmantel gehüllt war die erste Etappe seiner Reise schnell geschafft. Minor hatte das Haus unbemerkt verlassen. Bald darauf fand er sich gar an der Grundstücksgrenze wieder, wo er im Folgenden nun beschloss, seine erste Rast einzulegen. Mit flinker Hand griff er in seine rechte Manteltasche und holte einen Keks hervor. Dabei lehnte er sich mit dem Rücken an die Grundstücksmauer und warf einen Blick zurück auf das Anwesen. Im Innern desselben saßen seine Schwester und ihre gemeinsame Mutter mutmaßlich gerade im Triclinium und hatten ebenfalls ihr Abendessen. Der kleine Dives überlegte, ob es tatsächlich so eine gute Idee wäre und er es tatsächlich wagen sollte, jetzt wegzulaufen. Eventuell sollte er sich zur Vermeidung weiteren Ärgers und noch größerer Konsequenzen doch lieber wieder zurück ins Haus schleichen und so tun, als wäre er nie weggewesen? Alternativ könnte er sich auch innerhalb der Grundstücksmauern irgendwo verstecken. Dann würde er immerhin in dieser Nacht noch einmal ruhig und sicher schlafen können. Zudem böte sich am frühen Morgen des Folgetages womöglich noch einmal die Gelegenheit für einen Kurzbesuch in der Küche, wo er seinen aus Keksen bestehenden Reiseproviant noch einmal etwas aufstocken könnte. In just diesem Augenblick allerdings rief jemand aus der Richtung des Hauses seinen Namen hinaus in die einsetzende Dämmerung. Die Flucht des jungen Iuliers war aufgeflogen.


    Hastig und beinahe panisch steckte er den angebissenen Keks zurück in seine Manteltasche und hob das kleine Holzschwert auf, ohne welches ein römischer Tribun sich niemals allein so tief in die Subura wagte. Anschließend rannte er blindlings los auf die Straße - wo er sich sogleich fast zu Tode erschreckte, als scheinbar aus dem Nichts ein Ochsenkarren vor ihm auftauchte, sofort zu bremsen begann und in nur wenigen Schritt Entfernung hielt. Ein großer Mann stieg vom Wagen herab und kam langsam auf den Jungen zu. Die Kapuze seines Mantels verdunkelte sein Gesicht, sodass sich der kleine Dives unweigerlich zu fürchten begann.



    War er ein persönlich eingeladener Freund und Bekannter? Oder rechnete der Redner nach ihrem letzten brieflichen Kontakt damit, dass er noch immer geschäftlich in Bovillae weilte, womit es wohl ein redseliger Anhänger der Factio Veneta gewesen sein müsste, der ihn vorab informierte? Mochte es sein, wie es war. Dives war hier.


    Zunächst bewusst im Hintergrund gehalten, da er selbst nicht so genau wusste, was er erwarten sollte und erwarten durfte von diesem ersten Wiedersehen nach einer gefühlt doch recht langen Zeit, verfolgte der Iulier aufmerksam und interessiert die öffentliche Rede seines jungen und zweifellos überaus ansehnlichen Factio-Kollegen, in dessen Gegenwart er sich bislang doch stets erstaunlich wohl gefühlt hatte. Erst nachdem Duccius Callistus seinen Auftritt beendet hatte, fasste sich Dives ein Herz und wagte sich aus der Deckung seiner Sänfte - nur um den attraktiven Beau dabei zu beobachten, wie er in just diesem Augenblick von der Rostra hinab stieg und eintauchte in die Menge der umstehenden Römerinnen und Römer. Im ersten Moment enttäuscht, im nächsten sogleich vom Ehrgeiz gepackt, suchte nun der Iulier seinerseits - einen weitläufigen Bogen um den Kandidaten machend - den Weg zur Rostra, wo er sich sodann in seiner Senatorentoga aufbaute, um zunächst nur einen schweigenden Blick über die Anwesenden ziehen zu lassen, bevor er das Wort erhob.


    "Quiriten." Er ließ eine künstliche Pause. "Römer.", setzte er anschließend fort, nur um sogleich abermals eine Pause zu lassen. "Volk von Roma!", nutzte Dives ein erstes Trikolon - eines der rhetorischen Stilmittel, derer er sich am liebsten und entsprechend wohl auch häufigsten bediente. "Mein Name ist Marcus Iulius Dives, ihr kennt mich als Senator dieser Stadt und bei Iuppiter", zeigten die Handflächen seiner Hände in einer kurzen Geste zum Himmel empor, "ich muss euch sagen, ich kenne diesen Mann!", kündigte er bedeutungsschwer an, während er mit ernster Miene und ohne weitere Gesten bewusst über die Traube um den duccischen Candidatus hinweg blickte.


    "Ja, ich kenne Caius Duccius Callistus, der gewiss aus ritterlichem Hause in Mogontiacum stammt, in dessen Adern jedoch zudem auch prudentisches Blut fließt. Das Blut keines Geringeren als des bedeutenden Consulars Prudentius Commodus, der für seine herausragenden Leistungen und Taten gar einen eigenen Platz im Ulpianum erhielt, durchströmt den Körper dieses jungen Mannes - und lässt auch von ihm einst Großes erwarten!", setzte sich Dives zunächst dafür ein, dass der Duccier hinsichtlich seiner Herkunft nicht unterging neben all den aus stadtrömischen Senatorenhäusern stammenden Kandidaten.


    "In der Tat, ich kenne Caius Duccius Callistus, der sich - gleich meiner Person - für den Wagenrennsport interessiert und begeistern kann, sich überdies gar in einer der großen Factiones dieser Stadt einbringt und engagiert und zweifellos, wie ich mich persönlich in den vergangenen Wochen und Monaten überzeugen durfte, als treuer, zuverlässiger und sich stets tatkräftig einsetzender Römer gelten muss!", teilte der Iulier anschließend seine persönlichen Erfahrungen mit den Anwesenden, um selbigen den Kandidaten wortwörtlich näher zu bringen und greifbarer zu machen.


    "Quiriten, Römer, Volk von Roma, ja, ich kenne Caius Duccius Callistus, der euch in seiner Bescheidenheit ebendiese Dinge vorenthielt, um nicht bloß aufgrund seiner Abstammung, und nicht ausschließlich aufgrund seines außerpolitischen, gesellschaftlichen Engagements gewählt zu werden. So sticht dieser Kandidat für das Vigintivirat hervor, indem er einzig auf seine politische Agenda setzt.", verteidigte der Senator im finalen dritten Teil die Tatsache, dass der Duccier selbst hier - aus divitischer Sicht - zunächst einige Argumente für seine Wahl verschenkt hatte.


    "Und diese politische Agenda lautet, er sagte es selbst, 'Recht und Ordnung für unsere Stadt'! Dafür werde ich als Senator Iulius Dives ihm am Wahltag meine Stimme geben, wie ich überdies nur jeden dazu aufrufen kann: Unterstützt auch ihr Caius Duccius Callistus auf seinem Weg zum Vigintivirat!", beendete Dives seine Rede mit einem Appell und einer passend dazu geballten rechten Faust. Anschließend ließ er seine Schlussworte kurz wirken, bevor er die Rostra wieder räumte. Ob es nach diesem seinem Auftritt wohl die Möglichkeit für ein kurzes Hallo gab?

    Durchaus mit einer gewissen Neugier folgte der divitische Senator dem vom claudischen Consul eingebrachten Vorschlag für ein die Wagenrennen betreffendes Regelwerk. Anschließend meldete er sich für eine Wortmeldung an.


    "Patres Conscripti!", eröffnete er, nachdem er das Wort erhalten hatte, seinen Beitrag. "Ich bin mir des Umstands bewusst, dass gewiss nicht jeder in diesen heiligen Hallen an Wagenrennen interessiert ist oder gar als Mitglied einer der großen Factiones den Wagenrennsport unterstützt. Als Vicarius Domini Factionis der Factio Veneta jedoch komme ich selbst nicht umhin, den vorliegenden Entwurf in mehreren Punkten zu kritisieren.", erklärte der Iulier zunächst seine generelle Haltung gegenüber diesem neuen Gesetz. Anschließend nutzte er eine kleine Pause, um seine Gedanken zu ordnen.


    "Bereits der erste Satz scheint mir in dieser Form durchaus problematisch. Denn gewiss mag es für ein großes Wagenrennen beispielsweise im Rahmen der Ludi Palatini gelten, dass es stets einen Ausrichter gibt, der seinerseits ein Rennen finanziert, organisiert und dazu einlädt. So wurden die Ludi Palatini vom ehrenwerten Consul Claudius ausgerichtet.", machte Dives eine Zäsur. "Doch genauso gibt es in wohl jeder Factio auch interne Wagenrennen, bei welchen entsprechend kein neutraler Amtsträger wie ein Consul als Ausrichter agiert. Im Gegenteil ist bei solchen internen Rennen wohl stets die Factio selbst sowohl der Ausrichter, der das Rennen finanziert und organisiert, als auch einziger Teilnehmer. Folglich existiert meiner Auffassung nach bei einem derartigen Rennen auch nur eine Partei - nämlich die sowohl ausrichtende als auch einzig teilnehmende Factio selbst.", ließ er dem Auditorium abermals einen kurzen Augenblick, diesem Gedankengang zu folgen. "Wollen wir also auch weiterhin - und dafür möchte ich hiermit werben - den verschiedenen Factiones die Möglichkeit zu internen Trainingsrennen geben, können wir einen solchen Passus nicht zum Gesetz erheben.", beendete der Iulier seinen ersten Kritikpunkt, bevor er neuerlich ein wenig Zeit verstreichen ließ, in welcher er innerlich beschloss, mehrere Kleinigkeiten vorerst zu übergehen und sich stattdessen nachfolgend auf den zweiten großen Kritikpunkt zu fokussieren.


    "Darüber hinaus erscheint mir neben dem ersten jedoch auch der letzte Paragraph keineswegs unproblematisch. Denn hier soll, und das bitte ich jeden äußerst genau zu durchdenken, die Erfüllung eines Vertrages Einfluss darauf haben können, ob ein weiterer - möglicherweise bereits geschlossener, möglicherweise auch erst noch zu schließender - Vertrag seinerseits erfüllt werden kann oder überhaupt erst zustande kommt.", mahnte Dives die übrigen Senatoren. "Ich möchte dies an einem Beispiel kurz verdeutlichen.", kündigte er hernach an. "Nehmen wir an, der Ausrichter Aulus hätte einen Vertrag mit dem Vertragspartner Faustus geschlossen und die Umstände ergäben sich, dass eine Vertragsstrafe nach Paragraph zehn Absatz zwei eintreten würde. Nehmen wir ferner an, dass der nächste Wettkampf im Bereich von Wagenrennen durch den Ausrichter Caius ausgerichtet würde. Mit welchem Recht nun lässt sich begründen, dass der Ausrichter Aulus hier Einfluss zu nehmen vermag auf ein Wagenrennen, an welchem er selbst keinerlei Anteil hat, da es vom Ausrichter Caius finanziert und organisiert wird?", stellte der iulische Senator seine Skepsis als rhetorische Frage formuliert in den Raum. Er ließ auch diesen Kritikpunkt einen Augenblick lang wirken, bevor er fortfuhr.


    "Abschließend möchte ich mich an die gestrigen Worte des ehrenwerten Consuls Claudius erinnern. Denn gerade hinsichtlich einer Vertragsstrafe betonte er mehrfach, dass ein Ausrichter vor allem Verlässlichkeit vor Ort brauche, während ihm die bereits ohne dieses Gesetz bestehende Möglichkeit einer Klage ebenso wenig nütze, wie ein vertraglich oder gesetzlich festgeschriebener Schadensersatz.", fasste Dives zusammen. "Ich möchte also die folgende Frage direkt an den ehrenwerten Consul Claudius richten. Inwiefern verbessern oder erhöhen die hier nun vorgeschlagenen Vertragsstrafen die Verlässlichkeit vor Ort mehr als dies die bloße Möglichkeit einer Verpflichtungsklage täte?", beendete der divitische Senator seinen Wortbeitrag, bevor er sich wieder setzte. In der Tat nämlich konnte er selbst keinen Unterschied für den Ausrichter vor Ort sehen - ob eine Factio nun in der Zukunft für den nächsten Wettkampf gesperrt wäre oder aber sich in der Zukunft mit einer Klage durch den Ausrichter eines Rennens auseinandersetzen müsste.

    In der Tat hatte Dives mehr als nur ein gesellschaftliches Großereignis verpasst, während er seine Tage vergleichsweise unbeschwert in Bovillae verlebte. Dazu gehörten unter anderem auch die vom claudischen Consul ausgerichteten Ludi Palatini, von denen er lediglich im Nachhinein - insbesondere als Vicarius Domini Factionis der Factio Veneta von den Wagenrennen - das eine oder andere gehört und mitbekommen hatte. Aufgrund ebendieser eigenen Absenz verbot sich der Iulier in der Folge auch einen weiteren Wortbeitrag über die vergangenen Ludi und schenkte stattdessen lediglich dem mit ihm befreundeten Senator Petilius einen leicht verwunderten Blick, als der Consul von 'offenbar nicht ausreichend klaren Modalitäten' zu sprechen begann. Es war wohl das erste Mal, dass der divitische Senator Derartiges im Zusammenhang mit Wagenrennen hörte.


    Anschließend sprach der Consular Purgitius, dessen Meinungsäußerung zum Thema der Iulier möglichst genau verfolgte, da mit ihm nicht nur ein verdienter Politiker des Senats sondern überdies auch der Dominus Factionis der Factio Russata redete. Am Ende seiner Ausführungen kam Dives nicht umhin zustimmend zu nicken, bevor sodann Aurelius Lupus das Wort ergriff. Jener erwähnte dabei insbesondere seine Absicht, die Lex Mercatus zu überarbeiten - ein Vorhaben, von welchem der divitische Senator aufgrund seiner Absenz hier nun das erste Mal hörte. Neuerlich schenkte er dem mit ihm befreundeten Senator Petilius einen kurzen Seitenblick, bevor er innerlich beschloss, mit dem Aurelier zu diesem Thema in geeigneterer Situation noch einmal ins Gespräch zu kommen.


    Mit seiner folgenden Respons schien der claudische Consul sodann bereits diesen Punkt der Tagesordnung abzuschließen. Denn er stellte einem Fakt gleich fest, dass er sich an einen Entwurf setzen und diesen vorstellen würde, sobald er dazu käme. Es war dieses Ende der claudischen Rede, welche wohl keinen Zweifel daran ließ, dass für den Augenblick erst einmal alles zu diesem Thema gesagt wäre und keine weiteren Wortmeldungen gewünscht waren.
    "Ich erkenne noch immer das Ziel des Consuls nicht ganz. Er betonte mehrfach, dass ein Veranstalter vor allem Verlässlichkeit vor Ort brauche, während ihm die Möglichkeit der Klage ebenso wenig nütze, wie ein vertraglich oder gesetzlich festgeschriebener Schadensersatz respektive eine andere Sanktion für einen Vertragsbruch. Welchen Unterschied für die Verlässlichkeit vor Ort machte es also, ob ein Gesetz noch dieses oder jenes Detail - ganz allgemein oder speziell für den Fall eines Vertragsbruchs - regeln würde?", wandte sich Dives - da diese Diskussion für den Augenblick durch den Consul beendet schien - fragend an seinen petilischen Nachbarn. Da jedoch auch dieser seinerseits keine Antwort darauf parat zu haben schien, würde der iulische Senator wohl die Vorstellung des claudischen Entwurfs abwarten müssen, bevor er auf seine Frage möglicherweise eine Antwort erhielt.