Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio
    Nix gegen die Aurata, werter Dives, nix gegen die Aurata.


    Bei dieser Tabulariumspräsenz der Aurata - inklusive der drei Fangesänge - nehme ich mir als glühender Anhänger der Veneta das Recht heraus, stets und ständig - und auch hier im Historia-Board - gegen die kleinen Goldnasen und ihre Factio zu sein. ;-P

    | Quintus Petilius Rufinus


    Früher einmal, unter Cornelius Palma, waren es nur Senatoren gewesen, welche von den Kontrollen der Palastwachen ausgenommen waren. Später dann, nicht lange nach Regierungsantritt des Aquilius Severus, hatte man auch Equites von diesen Kontrollen befreit. Beides wusste Quintus von seinem Vater, der seinerseits als Senator selbst hin und wieder einmal an den Praetorianern vor dem Palast vorbei musste, um zu einer Audienz mit dem Augustus oder einem Termin in der Administratio Imperatoris zu gelangen, und der entsprechend durchaus wusste, wovon er sprach. Aus diesem Grund also vertraute Quintus nicht den Gerüchten, man hätte die Kontrollen am Palastzugang unter Aquilius Severus nun bereits zum zweiten Mal deutlich aufgeweicht. Stattdessen vertraute er den Erfahrungen seines Vaters und stellte sich als zwar Senatorensohn, selbst jedoch Nicht-Senator und Nicht-Eques, darauf ein, zweifellos zunächst kontrolliert zu werden, bevor man ihn einließ...


    Als Quintus wenig später das Peristylium erreicht, in welchem die Cena der Redner mit der principalen Familia stattfinden sollte, stand ihm die erschreckende Überraschung noch immer ein wenig ins Gesicht geschrieben. Denn die Gerüchte schienen sich zu bewahrheiten. Obgleich selbst weder Senator noch Eques hatte es keiner der Wachhabenden als seine Pflicht empfunden, Quintus auch nur ansatzweise vor seinem Einlass zu kontrollieren. Ob dies wohl schlicht der Kreislauf der Dinge war? Nachdem man Ulpius Valerianus und dessen Familia vergiftet hatte, war der Schutz des nächsten Herrschers zunächst verstärkt worden - durch eine zusätzlich skythische Leibwache, wie man leicht erfahren konnte. Bereits unter dessen Nachfolger Cornelius Palma jedoch begann die neuerliche Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung, bevor dessen aquilischer Nachfolger nun offenkundig also bereits zum zweiten Mal in seiner Regierungszeit die Sicherheitsmaßnahmen am Palast lockerte. Wie lange es da wohl dauerte, bis bei einer solchen Politik die nächste Herrscherfamilie zum Opfer eines erfolgreichen Anschlags würde? Und aus welchem Teil der Welt wohl die Leibwachen stammten, die dann der nächste Augustus um sich scharte, bevor dessen Nachfolger die Regelungen zum Palastzugang anschließend wieder kontinuierlich und Stück für Stück aufzuweichen begannen?


    Noch einige Augenblicke lang hing Quintus seinen Gedanken an diesen 'Kreislauf der (Un-)Sicherheit' und das damit verbunden principale 'Spiel des Lebens' - oder vielleicht sogar 'Spiel mit dem Leben' - nach. Dann begab er sich mit einem höflichen Lächeln im Gesicht zur Gastgeberin, der im Folgenden seine erste Begrüßung heute Abend gelten sollte:
    "Salve, Veturia Augusta.", sprach er die Frau in einem passenden Moment an, in welchem sie sich nicht gerade im Gespräch mit jemand anderem befand. "Als Zweitplatzierter des Rednerwettbewerbs möchte ich dir danken - sowohl für deine erhabene Stimme im Gremium der Wettbewerbsrichter", obgleich selbstredend Quintus nicht wusste, wie im Einzelnen jeder Richter abgestimmt hatte, sodass er sich daher auch kaum sicher sein konnte, nicht von der Augusta auf dem letzten Platz gesehen worden zu sein. "als auch deine heutige Einladung zu dieser Cena. Es ist mir eine ausgesprochene Ehre und unglaubliche Freude, hier sein zu dürfen, um mit dir, deinem Mann und dem Caesar gemeinsam zu speisen.", erklärte er, bevor er der Angesprochenen die Möglichkeit gab, etwas zu erwidern.



    Nein! Er war es wirklich. Und er schien sich zielsicher auf den Iulier zuzubewegen, während sich auf den divitischen Lippen in diesem Moment unweigerlich ein kleines Lächeln abzuzeichnen begann. Hatte er sich noch vor einiger Zeit selbst versprochen, künftig deutlich vorsichtiger damit zu sein, anderen sein Vertrauen zu schenken, verflüchtigte sich selbiger Vorsatz nun augenblicklich, da er den attraktiven Callistus wiedersah.


    "Salve, Duccius.", grüßte er zunächst freundlich zurück, bevor ihm die beiden Begleiter des Ducciers vorgestellt wurden. "Salve, Vennonius. Salve, Crassus.", schenkte er also auch diesen beiden eine kurze Begrüßung. Da er sich jedoch nicht die Erbse für die schlank und rank gewachsene Bohne, noch die Bohne für die kugelrunde Erbse interessierte, wanderte die Aufmerksamkeit des Quaestoriers doch recht zeitnah wieder zurück zu dem anziehenden Beau, der als süße Kirsche dieses Trio perfekt machte.
    "Es ist eine ausgesprochene Freude, in der Tat, an diesem schönen Tag auf" diesen schönen Mann "dich zu treffen. Ich nehme an, du... und ihr ward auch hier, um euch zusammen an den vortrefflichen Worten der angetretenen Redner zu erfreuen?", erkundigte sich Dives nach dem Offensichtlichen, bevor er lächelnd innehielt. Dabei entschied er nach kurzem Überlegen, an dieser Stelle nun nicht zu erzählen, dass es sein Klient war, der hier und heute gewonnen hatte. Denn der Iulier wollte sich nicht in den Mittelpunkt drängen. "Aber sag, wenn ich so neugierig sein darf, was hat dich hierher, zurück nach Roma, geführt?", unterstellte er in Ermangelung besseren Wissens, dass der attraktive Duccius zwischenzeitlich weggewesen war. "Hast du diese stets und ständig geschäftig pulsierende Metropole und ihre, nun, vielen Einwohner so vermisst?", erkundigte er sich und hoffte, kaum dass er diese Worte gesprochen hatte, dass er damit nicht zu eindeutig gewesen war. - Er sollte wirklich vorsichtiger sein, erinnerte er sich. Ab jetzt... oder im Angesicht dieser schönen Augen vielleicht auch erst ab morgen.

    "Nun, Celer, ich danke dir zunächst für den weiten Weg, den du heute auf dich genommen hast, mich aus Ostia hier zur Salutatio zu besuchen. Und sei versichert, dass ich mich deiner Sorgen annehmen werde.", erklärte Dives gegenüber seinem asinischen Klienten, welchen er am heutigen Tage ein wenig hatte vorziehen lassen. "Umgekehrt muss und möchte ich jedoch auch dich heute um einen kleinen Gefallen bitten. Dabei geht es um eine kleine Reise nach Rhodus, die zu unternehmen mir persönlich zeitlich leider nicht möglich ist. Wärst du dazu bereit, mich und mein kleines Anliegen auf dieser Reise zu vertreten - auch um dir selbst damit eine kurze Auszeit von deinen erklärten Sorgen zu erlauben?", erkundigte sich der Iulier. Und selbstredend ließ sein langjähriger Klient ihn nicht im Stich. "Natürlich.", nickte Celer. "Wunderbar! Dann werden wir im Anschluss an diese Salutatio noch einmal über die genauen Details sprechen.", zeigte sich der Patron mit einem Lächeln im Gesicht überaus zufrieden und gab seinem Nomenclator ein Handzeichen.


    "Marcus Helvetius Severus.", wurde sodann also der Nächste aufgerufen. Anschließend beugte sich der Nomenclator zu seinem Herrn, selbigem einige Worte leise ins Ohr zu flüstern, woraufhin der Senator erst nickte und seinem Sklaven hernach mit einer kleinen Geste seiner Hand bedeutete, sich entfernen zu dürfen. "Salve, Helvetius Severus.", grüßte der Quaestorier seinen Klienten sodann. Absichtlich und bewusst nutzte er dabei - nach allem, was sie mittlerweile verband - nicht mehr nur dessen bloßes Gentilnomen zur Anrede, ließ sich indes jedoch nicht dazu hinreißen, soweit zu gehen, den Helvetier gleich bei seinem reinen Cognomen Severus zu nennen. Stattdessen also wählte er lächelnd den Mittelweg, bevor er die Initiative zur Rede zunächst seinem Klienten überließ.

    | Quintus Petilius Rufinus


    Nach dem Erhalt einer schriftlichen Einladung fand selbstredend auch Quintus zu gegebener Zeit den Weg zum Palatium Augusti. Dem Anlass entsprechend war er dabei etwas schicker gekleidet als es normal für ihn war - eine Prozedur, welche unter den strengen Augen seiner Schwester über eine geschlagene Hora in Anspruch genommen hatte. Sie urteilte, goldgelb würde ihn zu blass machen, sonnengelb würde zu dick auftragen, und blassgelb würde ihm am Ende einfach nicht stehen. So entschied sie sich in der Folge dafür, dass Quintus zur Cena mit der principalen Familia stattdessen marineblau tragen sollte, woraufhin er nun letztlich in einer olivgrünen Aufmachung der Sänfte entstieg.


    "Salvete.", grüßte Quintus hernach freundlich die Wachhabenden. "Mein Name ist Quintus Petilius Rufinus. Ich bin der Sohn des Senators Quintus Petilius Sophus und wurde nach meiner Teilnahme am Rednerwettbewerb des gewesenen Consuls Flavius Gracchus zu einer Cena mit der principalen Familia und den übrigen Teilnehmern des Wettbewerbs eingeladen.", erklärte er anschließend - ganz im Sinne der erwähnten Wettbewerbsteilnahme - wortreich. Dabei reichte er einem der praetorianischen Wachen höflich sein Einladungsschreiben.


    Da der Iulier eine Vermutung definierte als etwas, das jemand vermutete, wie ihm wiederum 'etwas zu vermuten' nicht anderes war als 'etwas für glaubhaft oder wahrscheinlich zu halten', vermochte er die erneute Rede des Iunius von einer Vermutung nicht ganz nachvollziehen zu können. Denn noch immer betrachtete Dives diese Tabula, wie sie hier allein und nur für sich genommen lag, als ein Indiz, welches faktisch auf das Umfeld eines jeden Opfers der mercatorischen Gerüchteküche weisen konnte. Zu der vom Tribun geäußerten Vermutung, dass jemand im Umfeld ausgerechnet der Iulier für den Mord damals verantwortlich wäre, führte ihn allein dieses einzelne Indiz jedenfalls mitnichten. Indes war es wohl erheblich wahrscheinlicher, dass die Tabula nicht das einzige Indiz war, welches den Iunier auf ausgerechnet das iulische Umfeld sich fokussieren ließ, sodass der Senator nun seinerseits zu einer gefährlichen Vermutung kam...


    Der Tribunus hatte es bislang vermieden, zu erwähnen, woher er die Tabula erhalten hatte, während der Quaestorier jedoch wusste, dass es der neuste Gespiele Decimus Serapios war, der sie einst vom Tatort entwendet und wohl auf direktem Wege zu seinem Liebhaber gebracht hatte. So hatte es namentlicher Borkan dereinst erzählt. Die ebenfalls involvierte Quintilia Valentina nach ihrer unerwartet freundlichen Tempelbegegnung aus einem Bauchgefühl heraus ausschließend, richtete sich die divitische Vermutung in der Folge also recht eindeutig gegen den Decimer und seinen Bettgenossen. Sie mussten wohl die Tabula - welche der Senator heute tatsächlich zum ersten Mal erblickte, wenngleich ihm ihre Existenz selbstredend bereits zuvor alles andere als unbekannt war - an den Tribun gegeben haben. Sie mussten vermutlich auch den Namen der Quintilia aus dem Schriftstück gelöscht und selbiges folglich bewusst verändert - manipuliert - haben. Denn in der vorliegenden Fassung fehlte ihr Name, wie sie dereinst jedoch selbst berichtete, auf der Wachstafel erwähnt zu sein. Und nachdem das Schriftstück allein offenkundig wenig Aussagekraft besaß, mussten sie, der Decimer und sein neuer Gefährte, darüber hinaus wohl auch den iunischen Tribun derartig zu beeinflussen versucht haben, dass er hier und heute nun erklärte, den für den Händlermord Verantwortlichen im Umfeld des Iuliers und seiner Familia zu vermuten.


    Während der Iunier nachfolgend nun davon sprach und dem Senator dazu riet, ein Auge auf sein Umfeld zu haben, stahl sich ein enttäuschtes Lächeln auf die iulischen Lippen. Denn just in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sich wohl einmal mehr hatte vom Decimer hintergehen lassen. Es läge ihm fern, Dives und den Seinen schaden zu wollen. Andernfalls auch hätte er nicht das Gespräch mit dem Quaestorier gesucht, sondern sich an eine höhere Stelle gewandt. Auf diese oder ähnliche Weise mochte sich Decimus Serapio wohl damals geäußert haben. Ob Dives dies bisher geglaubt hatte, wusste er augenblicklich selbst nicht genau zu sagen. Spätestens mit diesem Gespräch nun jedoch war der Glaube allerdings ohnehin einerlei und hinfällig geworden und machte Platz für die Gewissheit einer neuerlichen Enttäuschung.
    "Ich danke dir für deinen Rat, Iunius, und versichere dir, dass ich künftig noch acht- und sorgsamer mit meinem Vertrauen umgehen werde.", erklärte er nicht zuletzt auch sich selbst mit einem unglücklichen Lächeln, sich nicht noch einmal Hals über Kopf und voll jugendlich-naivem Vertrauen in etwas zu stürzen, das ihm am Ende nur solche Schmerzen bereitete. Der strahlend schöne Callistus war mutmaßlich ohnehin in die germanischen Provinzen zurückgekehrt und damit bereits von sich aus außerhalb der divitischen Reichweite, wie Dives sämtliche künftigen Bekanntschaften 'nur' distanziert genug auf Abstand halten müsste. Und dies, so sagte er sich, sollte wohl zu schaffen sein. "Ferner möchte ich dir für deine Einladung zu diesem Gespräch und deine Offenheit in selbigen danken, wie auch ich nur hoffe, bei unserer nächsten Begegnung über Erfreulicheres mit dir sprechen zu können.", erhob sich der Iulier letztlich, als die Verabschiedung eingeleitete wurde. "Vale, Tribunus Iunius.", erwiderte er anschließend höflich lächelnd den Abschiedsgruß, bevor er schweren Schrittes erst das tribunische Officium und hernach die Castra Praetoria verließ.

    In der Tat bin ich selbst weder der größte Freund des 'dunklen' Mittelalters, noch ein Anhänger der Kirche. Dennoch bin ich alles andere als sicher, ob unsere Gesellschaft tatsächlich bereits weiter wäre, hätte es beides nicht gegeben.


    Ganz persönlich würde ich auch sagen, dass es hier vermutlich ein Äquivalent zum Konjunkturzyklus gibt. So gibt es in der Wirtschaft Phasen des Aufschwungs / der Expansion, der Hochkonjunktur, des Abschwungs / der Rezession sowie des Tiefstands / der Depression. Blicke ich nun in die Gesellschaft, so finde ich im Großen wie Kleinen durchaus gewisse Parallelen. Über Jahrhunderte betrachtet hätten wir da den Wechsel von Antike zu Mittelalter zu Neuzeit. Über Jahrzehnte betrachtet bewegte sich im (westlichen) Nachkriegseuropa zunächst sehr viel aufeinander zu, bevor das Brexit-Referendum hier deutlich aufzeigte, dass es auch andere, offenkundig starke Tendenzen gibt. Und auch über einen Zeitraum für unter einem Jahrzehnt käme mir spontan ein Beispiel in den Sinn. So wurde erst 2008 in den USA der erste schwarze US-Präsident gewählt, bevor es 8 Jahre später nun offenkundig möglich ist, als 'The Donald' sehr wahrscheinlich der nächste republikanische Präsidentschaftskandidat zu werden - mit der Rede von einem Einreiseverbot für alle Muslime und der Ankündigung einer Mauer gegen die Mexikaner.
    Das führt mich persönlich zu der Einsicht, dass es wohl immer ein gewisses Auf und Ab geben wird - wobei natürlich zu hoffen ist, dass am Ende das Auf stets stärker als das Ab, das Zusammen stets stärker als das Auseinander, das Voran stets stärker als das Zurück sein wird.


    Um das Thema nach diesen abschweifenden Gedanken aber zumindest ansatzweise wieder zurückzulenken, ende ich mit einem Link zu einem lesenswerten Spiegel-Online-Artikel über das vielleicht doch gar nicht so dunkle (?) Mittelalter: Link. Mit der Homosexualität hat der Artikel zwar direkt nichts zu tun. Indirekt jedoch zeigt er auf, dass mitunter selbst das düstere Mittelalter eben nicht nur schwarz oder weiß oder ritterburgen-grau war, sondern vielleicht ja auch ein kleines bisschen regenbogen-bunt. ;)

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    Original von Spurius Purgitius Macer
    Der Titel des Factiovorsitzenden ist bei uns eine freie Übersetzung, soweit ich mich erinnere. Wenn es da Quellen gibt, immer gerne her damit. :)


    Nachdem ich mich eher zufällig in diesen Thread verirrt habe, vermag ich jedoch durchaus eine Quelle für den Dominus Factionis anzugeben: Pauly-Wissowa.
    Entsprechend würde sich in diesem Fall auch der stellvertretende "Vicarius Principis Factionis" selbstredend wandelnd zu einem "Vicarius Domini Factionis".


    Dieser Factiones-Artikel ist allerdings auch über die Vokabel für den Factio-Vorsteher hinaus überaus interessant und informativ. Demnach hätten beispielsweise die erst von Domitian geschaffenen Factiones Aurata und Purpurea "nur ein kurzes Dasein gefristet und schwerlich seinen Tod überlebt". Da möchte ich als Anhänger der IR-Veneta mit ihrer gepflegten Gegnerschaft zur IR-Aurata doch beinahe dazu ausholen, zu sagen: 'Es gibt doch tatsächlich Dinge - der Aurata anzugehören -, die gibt es gar nicht.' :D

    Ich habe das Thema nochmal hierher verschoben... ^^


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    Original von Marcus Decimus Scipio
    immerhin war es ja fast normal dass Mann und Mann, Frau und Frau und eben wildes durcheinander existierten.


    War es das wirklich? ;)


    Es ist gewiss nicht die beste Quelle, allerdings möchte ich an dieser Stelle dennoch auf den Wikipedia-Artikel zur Homosexualität im Römischen Reich verweisen. In diesem ist zwar ebenfalls zwischen den Zeilen die Rede von einer gewissen Toleranz, einer jedoch weit geringeren als der, die ich bei dir herauszulesen meine. So steht dort beispielsweise geschrieben, dass ein sexuell passives Verwalten eines jeden freien Mannes "gesellschaftlich scharf abgelehnt wurde". Da bei einem gleichgeschlechtlich männlichen Paar jedoch wohl kaum beide zugleich der Gesellschaftsnorm entsprechend die aktive Rolle ausfüllen konnten, sah sich in der Folge also mindestens einer der beiden stets mit dieser scharfen Ablehnung durch die Gesellschaft konfrontiert. Hier war die Toleranz folglich wohl sehr, sehr schnell auch an ihrem Ende. Darüber hinaus heißt es in dem Artikel sogar, dass "sexuelle Beziehungen zwischen freigeborenen Römern innerhalb der antiken Kultur in den Bereich von stuprum, das heißt der „Unzucht“, eingeordnet wurden".


    Im Gegensatz dazu nun also davon zu sprechen, dass es einer gewissen 'Normalität' entsprochen hätte, insbesondere zwei Männer als Paar zusammen zu sehen, würde ich folglich nicht unbedingt so unterschreiben - trotz des Ansatzes einer gewissen Subkultur. ^^


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    wenn man den zeitlichen Abstand betrachte (immerhin knapp 2000 Jahre) war das damals schon sehr tolerant


    Zu diesem Part möchte ich ferner noch einen zusätzlichen Gedanken äußern. Homosexualität ist keine menschliche 'Erfindung', sondern ein Phänomen, welches sich auch bei anderen Lebewesen in der Natur beobachten lässt. Homosexualität ist folglich natürlich. Homophobie auf der anderen Seite wurde meines Wissens nach noch von niemandem in der nicht-menschlichen Tierwelt beobachtet. Sie nehme ich daher als nicht natürlichen, sondern rein menschlichen Ursprungs an.


    In diesem Sinne folglich bin ich ganz persönlich nicht unbedingt allzu beeindruckt davon, wie tolerant man dereinst "schon" war. Denn gleichzeitig sehe ich schließlich, von welchem natürlichen Ausgangspunkt man kam - und wie offenkundig bereits in der Antike von jenem Ausgangspunkt nurmehr recht wenig geblieben war...

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    Original von Marcus Decimus Scipio
    Ich kenne nur CSD, aber da war man in Rom damals durchaus etwas toleranter als die Gesellschaft 2000 Jahre danach, da hat es keinen CSD gebraucht.


    Was ich hiermit bezweifeln möchte. ;)


    Denn durchaus mag in einer Zeit des Paragraphen 175 des StGB - also im Deutschland von 1872 bis 1994 - die Antike hier sehr fortschrittlich gewirkt haben, da sie Homosexualität im Gegensatz zu jener Zeit eben nicht unter Strafe stellte. Seither jedoch hat sich in unserer heutigen Zeit doch glücklicherweise eine Menge getan - wennauch gewiss bei Weitem noch nicht genug, wie ich gerne betonen will.


    In den Benelux-Staaten, in Frankreich, Spanien, Portugal, Irland, Island, Großbritannien, den USA, Kanada und einigen Staaten mehr ist die Ehe auch gleichgeschlechtlichen Paaren geöffnet. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen Staaten gibt es - immerhin - eine 'Ehe zweiter Klasse' für gleichgeschlechtliche Paare; 'eingetragene Lebenspartnerschaft' genannt. Es finden CSD-Paraden in vielen Städten der Welt statt und feiern die (regenbogen-)bunte Vielfalt der Menschen. Es existieren Antidiskriminierungsgesetze, obgleich man sich auch hier über bestimmte Punkte ohne Zweifel streiten kann, wie es in einigen Teilen der Welt sogar möglich ist, als gleichgeschlechtliches Paar gemeinsam ein Kind zu adoptieren.


    Von all dem, so wage ich zu behaupten, vermochte man selbst in der fortschrittlichsten Antike wohl nur zu träumen. Daher denke ich und möchte ich denken, dass wir heute, knapp über 22 Jahre nach Abschaffung des §175, bereits weiter sind als die Antike - wenngleich von einem 'Fertig' selbstredend auch noch gewiss keine Rede sein kann. ;)

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio


    Im Text dazu werden die Olympischen Spiele erwähnt, aber nun wäre das ja so eine Grundsatzdiskussion ob Wagenrennen als Sport angesehen werden (ähnlich dem Motorsport heute in Bezug auf Olympia)


    Wer dem in der Quest angegebenen Link folgt, der findet heraus, dass... die Olympischen Spiele auch mehrere Wettbewerbe im Wagenrennen umfassten. ;)
    Es ist dies, so ich mich nicht verlesen habe, im Übrigen sogar der einzige Bereich der Olympischen Spiele, in welchem auch Frauen gewinnen konnten. Denn nicht etwa der 'Athlet', der das Gespann zum Sieg führte, sondern der Besitzer der Pferde wurde hier zum Sieger erklärt. Und dieser Besitzer konnte natürlich manchmal auch eine Besitzerin sein.

    | Quintus Petilius Sophus


    Damit nun letztlich war der flavische Oratoren-Wettbewerb wohl Geschichte und obgleich Dives selbst nicht als Teilnehmer mittendrin sondern 'nur' als Zuschauer mit dabei gewesen war, so hatte er sie dennoch eingeatmet, diese ganz besondere Luft, die wohl einen jeden Orator bei seiner Rede stets umgab. Es lag eine Anspannung und ein beständiger Nervenkitzel in ihr, der umso größer wurde, je größer auch das Publikum war. Und es lag ein Gefühl größter Freude in ihr, so der Redner sein Publikum schlussendlich in der gewünschten Form erreichte.
    "Sieh, es scheint, als wären heute in der Tat sämtliche Teilnehmer - ganz gleich ihrer Platzierung - Sieger, wenn hier nun die Augusta eine Einladung an jeden einzelnen von ihnen ausspricht.", schwärmte der Iulier ein wenig und mochte es in just diesem Augenblick wohl unter Umständen auch etwas bedauern, dass er ein Senator war und in der Folge selbstredend nicht aktiv hatte teilgenommen können an diesem Redner-Wettbewerb. Denn wo ein unbekannterer Name am Ende nur gewinnen konnte, da wäre es als Senator umgekehrt nur möglich gewesen, hier zu verlieren. 'Noch einmal jung sein - das wäre schön.', ging es ihm durch den Kopf und er lächelte leicht. "Nun, Dives", setzte daraufhin der Petilier weit weniger emotional an, "bevor der angekündigte Weinausschank hier in einem großen Trinkgelage endet, werde ich mich an dieser Stelle wohl verabschieden und den Heimweg antreten." Der iulische Quaestorier seufzte leise. "Warte kurz, dann will ich dich begleiten.", sprach er, während er sich noch einmal von seinem Nebenmann und auch von der Rednerbühne ab- und stattdessen dem Publikum zuwandte. Noch einmal wollte er den Anblick einfangen, der sich in ähnlicher Form wohl auch den Vortragenden auf der Bühne geboten haben mochte. Noch einmal wollte er seinen Blick über die vielen Zuschauer streifen lassen, bevor er...


    Überrascht hielt Dives plötzlich die Luft an. Erblickte er dort in einiger Entfernung etwa diesen duccischen Callistus, der seinem Namen mit der eigenen Erscheinung jede Ehre machte?
    "Wenn du dann soweit wärst?", meldete sich Sophus derweil im divitischen Rücken. "Ja, gleich.", wehrte der Iulier indes nur ab und fragte sich, ob er wohl zu lange in der Sonne gestanden hatte und bereits wild zu halluzinieren begann. Denn der attraktive Beau, das hatte er schließlich gar brieflich einigermaßen bedauert, befand sich doch im hohen, germanischen Norden, auf der anderen Seite der Alpen. So konnte es sich wohl folglich nur um eine Einbildung handeln... oder nicht? "Nundenn, mein Freund, wir sehen uns. Vale bene.", hatte der petilische Senator nicht die größte Lust, auf seinen Nachbarn zu warten und machte sich stattdessen auf den Weg. "Vale bene.", wünschte daraufhin der Iulier nur beiläufig zurück und sah nach oben. Und tatsächlich, wie er es nicht anders gedacht hatte, stand er selbstredend mitnichten in der Sonne, sondern hatte sich wohlweislich einen angenehmen Schattenplatz gesucht. Hatte er sich schlussendlich also doch vielleicht einfach nur im Eifer des Gefechts verguckt? Oder aber war es der leidliche Verzicht auf eine der schönsten Dinge der Welt, der seine Fantasie an dieser Stelle ungewollt beflügelte? "Ohne Beobachtung keine Erkenntnis.", drangen seine Gedanken unbeabsichtigt nach außen. Anschließend atmete der Iulier noch einmal tief durch - und wagte einen zweiten Blick...

    In der Tat hatte das divitische Bild vom Wolf auch mit der Möglichkeit für nicht-verwandte Wölfe, zu einem bestehenden Rudel zu stoßen, keinerlei Probleme. Denn auch der Iulier selbst definierte die Familia nicht ausschließlich über Blutsverwandtschaft, da es gerade für die Iulii Caepiones wohl auch eine gewisse Tradition hatte, dass gelegentlich fremdes, frisches Blut in die Familie adoptiert wurde. Das prominenteste Beispiel hierbei stellte wohl Iulia Severa dar, die verblichene Gattin des großen Triumphators Decimus Meridius. Sie war dereinst, soweit er die Familiengeschichte hier kannte, sogar extra für den Decimer in die iulische Gens adoptiert worden, sodass der Senator die frühere Peregrina zu ehelichen imstande war. Ähnlich stellte sich wohl auch die Geschichte der Iulia Andreia, die seit ihrer Hochzeit mit dem Senator Annaeus Florus den Namen Annaea Iuliana geführt hatte, dar. Ferner hatte auch der Großonkel Licinus des heutigen Diskussionsteilnehmers einen jungen Mann unter dem Namen Iulius Servianus als seinen Sohn angenommen, wie nicht zuletzt auch Dives selbst bereits Teil dieser 'Tradition' geworden war, als er die spätere Vestalin Iulia Torquata adoptierte.


    Doch nicht sein vergleichendes Bild, sondern die eigentliche Diskussion wurde in der Folge nun vom Praetorinus fortgeführt. Der Iulier folgte dessen Worten aufmerksam und rümpfte einzig zu Beginn einmal seine Nase. Schließlich konnte er zwar nicht wissen, wie die Plinierin zu ihren Aussagen gekommen war. Er selbst jedoch hatte gewiss weniger geraten, als vielmehr gedacht und zu schließen versucht.
    "Ich denke", setzte Dives am Ende der praetonischen Ausführungen an, "dass es zum Beispiel nicht notwendig ist, seinen Durst stets mit ein guter Jahrgang eines Falerner-Weins stillen. Sollte ich jedoch einen solchen Wein von einem Freund geschenkt bekommen, so wäre es im Sinne des eben Gesagten wohl nicht verboten, der Begierde nach einem guten Tropfen für einen Abend einmal nachzugeben.", konstruierte er. "Sollte der gleiche Freund nun jedoch regelmäßig einige Male pro Woche mit einem derartigen Wein vor meiner Haustür stehen, so wäre es im Sinne Epikurs vermutlich nur richtig, der Begierde nach einem guten Wein _nicht_ nachzugeben. Denn es bestünde die Möglichkeit, dass ich bald schon das Wasser zu schätzen verlernte und mich damit von gutem Wein abhängig machte - genauso wie mitunter von demjenigen Freund, welchen selbigen Wein mir stets brächte.", spann der Senator sein eigenes Beispiel weiter und blickte neugierig auf weitere Beispiele in die Runde.

    Wieder einmal waren zwölf Monate ins Land gezogen, sodass sich der Senat nach den zahlreichen Kandidaturreden, welche das Ende des alten Amtsjahres einläuteten, an dieser Stelle nun mit den diversen Tatenberichten befasste, die ihrerseits nun den Beginn des neuen Amtsjahres einem jeden vor Augen führte. Mit Spannung erwartete der iulische Quaestorier dabei insbesondere die Rede des Consulars Flavius Gracchus, da sich sein Verhältnis zu selbigem nach der einen oder anderen leidenschaftlichen Senatsdebatte mittlerweile doch leider bestenfalls als etwas angespannt bezeichnen ließ. Umso mehr jedoch betrachtete es Dives in der Folge nun als seine Pflicht, sich das Wort zu erbitten.


    "Patres Conscripti!", begann er anschließend. "Grau war die Welt außerhalb dieser heiligen Hallen, als der verheerende Krieg unter römischen Brüdern endete. Und obgleich Cornelius Augustus wohl viel daran setzte, diesen Umstand zu ändern, war es doch sein plötzlicher Tod, der anschließend nur noch einmal mehr der Welt vor den Türen dieser Curia einen Teil ihrer Farbenpracht nahm.", ließ der Senator hier nun eine kleine Zäsur folgen. "Umso mehr jedoch, davon bin ich überzeugt, stehen wir in der Pflicht, gerade die guten und positiven Zeiten einer neu aufgehenden Sonne zu schätzen und zu würdigen. So gab der erhabene Aquilius Augustus unserem wundervollen Roma erneut Sicherheit und Stabilität, wie es der Consular Flavius Gracchus war, der uns nicht nur im Rahmen seiner Kandidatur einen Anstoß zur Wiederbelebung von Kunst und Kultur versprach, sondern diesem Versprechen nach seiner Wahl zum Consul auch mit aller Entschlossenheit Taten folgen ließ.", fand Dives letztlich zum Thema.


    "Ich fühle mich an dieser Stelle nicht als ein Richter, sodass es mir fern liegt, hier nun ein Urteil zu sprechen und zu richten. Indes jedoch sehe ich mich als einen Römer, der nach dem Amtsjahr der Consuln Flavius Gracchus und Clodius Crispinus heute durch die Türen dieser Curia hinausblickt", deutete er mit seiner Hand in die entsprechende Richtung, "und dabei auf ein bunteres und farbenfroheres Roma schaut, in welchem die zarte Blume der Kunst und Kultur erneut ihren Blütenkopf hebt und ihn der neuerlich aufgehenden Sonne entgegen streckt.", sprach der Iulier und ließ seinen Worten abermals eine kleine Kunstpause folgen, in welcher er den Blickkontakt zu seinem Vorredner suchte. "Es mag meiner selten versteckten Begeisterung für die Ars Oratoria geschuldet sein, dass ich dir, ehrenwerter Consular Flavius, auch heute einmal widersprechen muss, da ich deine dich ehrende Bescheidenheit offenkundig nicht ganz zu teilen vermag.", erlaubte sich Dives eine kleine Bemerkung zum Schmunzeln. "Dennoch ist es mir ein ehrliches Bedürfnis, dir hier und heute für deine Arbeit, deine Anstrengungen und dein Engagement zu danken - gerade hinsichtlich deines Einsatzes für die Kunst und Kultur unserer Stadt." Die Theateraufführung der Antigone selbstredend hatte der Iulier zwar verpasst, nachdem er sich schließlich geschworen hatte, dass er nach all seinen Theatererfahrungen gewiss nicht so schnell wieder ein Theater besuchen würde. Beim Wettstreit der Oratoren jedoch wusste er durchaus, wovon er sprach. "Danke.", beendete er schließlich seinen am Ende wieder einmal gar nicht allzu kurzen Wortbeitrag. Zu seiner Verteidigung jedoch musste man wohl anführen, dass er ein hoffnungsloser Liebhaber und bekennender Jünger der Redekunst war...

    Einmal mehr sah sich Dives doch eher enttäuscht von der Lehre des Epikur. Denn zwar mochte sein Leben seit geraumer Zeit doch gewiss alles andere als das sexuell aktivste sein, die Notwendigkeit der Sexualität selbst zu einem guten Leben indes stand für ihn nach wie vor doch außer Frage. Denn nicht zuletzt welcher Sinn blieb einem Leben, welches einzig und allein aus Nahrung, Wasser, Schlaf, Gesundheit und einer gewissen Sicherheit bestand? Zu leben nur um des Lebens Willen schien dem Iulier doch insgesamt als ein nur wenig attraktives Lebensziel.
    "Nun, als Römer habe ich mich wohl davon leiten lassen, hier weniger einzeln streunende Katzen, als vielmehr gesellig zusammenlebende Wölfe als Bezugspunkt zu nehmen.", kommentierte Dives mit einem leichten Augenzwinkern den neuerlichen Punkt Familie, während er damit unterschwellig zugleich aufzuzeigen versuchte, dass er auch weiterhin eher ein römischer Wolf mit Familiensinn denn eine griechisch-aegyptische Katze ohne selbigen zu sein und zu bleiben intendierte.


    "Nun", begann der Iulier, nachdem der eine Punkt dem nächsten gewichen war und er von der Plinierin direkt angesprochen wurde, "deiner Argumentation betrefflich natürlicher und notwendiger Bedürfnisse kann ich bedingungslos zustimmen. Auch mir scheint dies der einzig ratsame Umgang mit solchen Begierden." Das war wohl auch der leichteste aller drei Teile. Bezüglich der beiden anderen Arten von Bedürfnissen musste der Iulier zunächst noch einmal kurz in sich gehen. "Was den Rest angeht, wäre ich zwar nicht direkt konträrer Meinung, würde mich indes dennoch anders ausdrücken. Denn ich frage mich, ob ein Mensch nach Epikur denn überhaupt im Einzelnen erkennen muss, welches nicht notwendige Bedürfnis natürlich und welches unnatürlich ist.", stellte er halb fragend, halb aussagend in den Raum. "Am Ende schließlich sind beide Bedürfnisse nicht notwendig, egal welchen Ursprungs sie sind. Einzig wird einem Menschen der Verzicht auf ein unnatürliches Bedürfnis mit der Zeit ein vermutlich recht Einfaches sein, während er sich zum Verzicht auf ein natürliches, nicht notwendiges Bedürfnis jedoch immer wieder wird neu ermahnen müssen.", führte er den Gedanken hinter seiner Halbfrage aus. "Denn wie Epikur in seinem 30. Lehrsatz sagt, liegt es in der Natur des Menschen, zu leeren Meinungen zu neigen und damit also auch immer wieder aufs Neue das Bedürfnis selbst nach nicht notwendigen, natürlichen Begierden zu verspüren." Noch einmal überlegte er kurz und kam sodann zu dem Schluss: "Es läuft wohl also darauf hinaus, dass der Mensch nach Epikur einzig die natürlichen, notwendigen Bedürfnisse stillen, auf alle anderen ihm entstehenden Begierden indes stets mit Enthaltsamkeit reagieren sollte." Unschlüssig sah der Iulier in die Runde. Denn er selbst wollte es nicht neuerlich aussprechen, doch schien ihm eine derartige Enthaltsamkeit als fix vorhersehbarer Quell eigener Unlust...

    | Quintus Petilius Rufinus


    So war es nun also beschlossene Sache, dass sie im Anschluss an diese überaus gelungene Veranstaltung alle zusammen in der nächsten Taberna noch etwas trinken gingen. Doch das zufriedene Lächeln, welches Quintus darob nun in seinem Gesicht trug, weilte nicht lange, da er sich bereits kurze Zeit später unwillentlich dazu gedrängt sah, seine eigene Entscheidung neuerlich in Frage zu stellen.


    Denn zunächst setzte nun die erhabene Augusta dazu an, auch ihrerseits einige Worte an die Teilnehmer zu richten und lud selbige dazu ein, mit ihr, ihrem Mann und ihrem Stiefsohn gemeinsam im palatinischen Palast zu speisen. Ohne jeden Zweifel war die Einladung zu diesem Zeitpunkt selbstredend lediglich eine Geste an das Volk, vermochte Quintus sie einzuordnen. Allein die Tatsache, dass ihr jedwede konkreten Details - und hier allem voran natürlich ein zeitlicher Termin - fehlten, machte es wohl offensichtlich, dass die Einladung an dieser Stelle erst einmal nur der Ankündigung einer Einladung gleichkam, während der tatsächliche Sinn und Zweck ihrer Worte mutmaßlich wohl einzig der war, dem Volke zu zeigen, dass die Kunst der Rede überaus geschätzt wurde in die Familia des Princeps.


    Folglich nun glänzten Quintus Augen vor freudiger Begeisterung, wie er gewiss auch etwas überrascht war. Denn wer hätte schon rechnen können mit einer solch großzügigen Geste der Augusta? Sprachlos allerdings war er doch mitnichten, da er indes lediglich die Auffassung vertrat, sich nicht bereits für eine erste Ankündigung einer Einladung bedanken zu müssen. Denn so er sich jetzig würde bedanken, müsste er sich schließlich auch für die tatsächliche Einladung noch einmal bedanken, um der Ankündigung nicht mehr Wertschätzung entgegen zu bringen, als der Einladung selbst. Dies wiederum jedoch würde einen doppelten Dank für eine - an dieser Stelle quantitativ gemeint - einmalige Einladung bedeuten. Und derlei versuchte Quintus doch in aller Regel eher zu vermeiden.


    Umso mehr nun fiel er natürlich aus allen Wolken, als der Sergier sodann dazu ansetzte, nicht nur für sich selbst zu sprechen, indes jedoch sich dazu erhob, 'im Namen aller' sein Wort dankend an die Augusta zu richten und zeitgleich zu implizieren, alle anderen wären hier und jetzt gerade etwas auf ihren jeweiligen Mund gefallen. Quintus konnte sich eines überaus und äußerst irritierten Blickes zum Sergier in der Folge nicht erwehren. Denn gewiss hatte er nicht mitbekommen, was die anderen Teilnehmer während seiner eigenen Rede mitunter bereits be- und abgesprochen hatten. Er selbst jedoch vermochte sich einzig daran zu erinnern, einem gemeinsamen Gang in eine Taberna zugestimmt, niemanden allerdings zeitgleich zu seinem persönlichen Herold ernannt zu haben.


    Der gelungenen Veranstaltung selbst keinen Schaden zuzufügen und darüber hinaus auch sich vor diesem großen Publikum keine Blöße zu geben, blieb Quintus selbstredend stumm, während die glänzende Begeisterung in seinen Augen jedoch merklich einer leichten Missstimmung wich.



    Nach dem ersten Teil der Abstimmung konnte Dives es auch im zweiten Teil nur begrüßen, wenn man ein Gesetzgebungsverfahren, dass erst tot war und dann wiederbelebt praktisch nur für Ärger gesorgt hatte, nun also erneut begrub und abschaffte. In der Folge konnte der iulische Quaestorier auch in diesem Fall nur einmal mehr eine positive Stimme für seinen Antrag geben: :dafuer:

    Die in seinen Augen unbegründete Sonderstellung des Volkstribunats im Wahlrecht zu beenden und überdies das Amt selbst - gleich den übrigen Ämtern des Cursus Honorum - besser samt mit seinen Rechten und Pflichten im Codex Universalis zu verankern, schien dem divitischen Senator nur richtig zu sein. Folglich stimmte er selbstredend positiv für seinen Antrag ab: :dafuer: