| Quintus Petilius Sophus
Das Warten für die Teilnehmer und die Zuschauer hatte begonnen, sodass auch Dives und sein petilischer Mitsenator sich mit etwas Smalltalk die Zeit zu vertreiben suchten.
"Sieh dir das an, Dives, wie voller Scham er sich nicht einmal traut, seinem eigenen Vater nach diesem Auftritt hier unter die Augen zu treten.", beäugte Sophus das Verhalten seines Sohnes wie immer überaus kritisch. "Ich sage dir, wenn _dein_ Sohn einmal in dieses Alter kommt, in dem du bereits so viel für ihn getan hast, ihm ein sorgenfreies Aufwachsen erlaubtest, ihm eine tadellose Ausbildung hast zukommen lassen und ihm stets deine Aufmerksamkeit widmetest, indem du ihn beständig fördertest und dazu brachtest, dass er seine eigenen Grenzen durchbrach, dann wünsche ich dir, dass du einen etwas dankbareren Sohn hast, der _deine_ Anstrengungen auch durch _eigene_ Anstrengungen und einen bewussten Fokus auf die Zukunft dir vergütet.", erklärte der Petilier streng und Dives lächelte ein wenig betreten. "Nun, ich bin mir sicher, dass er dir sehr wohl dankbar ist und weiß, was du alles für ihn getan hast. Jedoch sehe ich keinen einzigen der fünf Teilnehmer sich zu ihren Vätern, Verwandten und Freunden begeben. Ich denke, womöglich möchte er schlicht nicht der Eine sein, welcher ein wenig, nun, 'unselbstständig' als erstes zu seinem Vater gelaufen kommt, nachdem seine Rede ihr Ende gefunden hat.", hielt der Iulier anschließend nur vorsichtig dagegen und hoffte, sich hier nicht zwischen zwei Stühle zu manövrieren.
"Nun, wie dem auch sei.", wiegelte Sophus ab. Noch einmal warf er einen Blick auf seinen Sohn, bevor seine Augen weiter wanderten bis zur sich beratenden Jury. "Die drei Iuroren reden bereits ziemlich lange miteinander, findest du nicht?", wandte er sich anschließend neuerlich an seinen divitischen Nebenmann. "Ich vermute, sie werden ihre Entscheidung mit großer Sorgsamkeit zu treffen versuchen.", mutmaßte der Angesprochene. "Du denkst nicht, dass womöglich der Iuror Decimus seine beiden Mitiuroren davon zu überzeugen versucht, für den teilnehmenden Decimus sich auszusprechen, oder? Womöglich sollte ich gar auch selbst nicht hier sein, sondern stattdessen für meinen Sohn dort vorne bei den drei Iuroren mich ebenfalls einsetzen?", äußerte sich der Petilier neutral. "Du glaubst nicht wirklich, dass hier jemand zu bestechen versucht." Er sah seinen Nachbarn ungläubig an. "Oder?" Sophus zuckte mit seinen Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass es gewiss nicht die ersten Richter eines römischen Gerichts wären, die einer solchen Versuchung erlägen.", stellte er nüchtern fest. "Allerdings magst du damit Recht haben, dass es sich vermutlich niemand würde leisten können, einen wohlhabenden Praefectus Praetorio, einen reichen und mächtigen Consul und die Frau des erhabenen Aquilius Augustus auf diese Weise für sich... einzunehmen." Dies mochte wohl selbst für den betuchtesten Römer ein wenig zu groß sein. So letztlich also sprachen die beiden Senatoren noch eine Weile über das eine oder andere ernste und auch weniger ernste Thema, bevor schlussendlich die Entscheidung sich ankündigte.
"Siehst du.", begann der Iulier, nachdem zunächst die Namen Decimus und Ocatvius fielen, "Ich glaube kaum, dass die Verwandtschaft des teilnehmenden Decimus zum Iuroren Decimus Serapio hier irgendeinen Einfluss auf das Ergebnis hatte." Dives und Sophus applaudierten. Der dritte Platz sodann ging an den sergischen Teilnehmer. Auch hier spendeten die beiden Senatoren gerne Beifall, bevor die Spannung immer weiter stieg. "Nun heißt es wohl, mein Klient oder dein Sohn.", kommentierte Dives die Lage. "300 Sesterzen, dass mein Sohn gewinnt!", konnte sich der Petilier der Versuchung des Wettens nicht erwehren. Der iulische Quaestorier indes stockte. Denn die Unsicherheit des Wettens war etwas, das er doch stets zu vermeiden suchte, gleich ob er es sich in diesem Fall leisten konnte oder in einem anderen Fall womöglich auch nicht. Doch noch eh er zu einer Antwort sich durchringen konnte, hatte der Flavier auch schon offenbart, dass es am Ende nicht Petilius Rufinus sein würde, der den heutigen Sieg davontragen würde. "Ach, ich hab es doch gewusst.", ärgerte sich Sophus. "Gräm dich nicht. Es ist gewiss keine Schande gegen einen meiner Klienten zu verlieren.", frohlockte indes der Iulier und zog seinen Nebenmann ein wenig auf. "Du freust dich doch nur, dass ich dir jetzt 300 Sesterzen schulde.", unterstellte der Petilier. "Haben wir gewettet?", stellte Dives in den Raum. Denn tatsächlich angenommen hatte er die vorherige Wette schließlich eigentlich nicht. "Wettschulden sind Ehrenschulden, keine Sorge.", kommentierte der Vater des Zweitplatzierten leicht säuerlich, bevor sodann also der Sieger des heutigen Tages gekürt wurde.
"BRAVO!", applaudierte der Patron des siegreichen Helvetiers anschließend begeistert für seinen Klienten. Denn in der Tat hatte letzterer doch einen sehr guten Auftritt am heutigen Tag gezeigt - und überdies machte es selbstredend gleich noch einmal so viel Spaß, sich für Helvetius Severus zu freuen, wenn man direkt neben dem Vater des 'nur' Zweitplatzierten stand. Dass Dives am Ende des Tages zudem noch um 300 Sesterzen reicher sein würde, war darüber hinaus wie der süße Honigmantel des eingelegten Obstes, welches der Iulier auf den Märkten der Urbs verkaufte. Eine durchaus gelungene Veranstaltung!