Beiträge von Marcus Iulius Dives

    Etwas schneller als gedacht durch den Kontrollpunkt der Palastwachen gekommen erreichte Dives samt seinem Klienten letztlich ein noch leeres Officium. Der Princeps schien - nach dem schnellen Durchlass bei den palatinisch Praetorianern auch wenig verwunderlich - noch nicht da zu sein.


    "Da werden wir wohl noch einen Augenblick warten müssen.", kommentierte der Quaestorier jenen Umstand an Helvetius Severus gewandt. Kurz warf er anschließend noch einen Blick auf den Tisch und die Sitzmöbel, bevor er protokollgemäß entschied, sich nicht ohne Einladung des Hausherrn einfach so zu setzen. "Hast du eigentlich auch von dem Vorfall gehört, dass sich neulich an den Stadttoren irgendein Bauer vollständig vor den diensthabenden Urbaniciani entblößen musste?", versuchte der Senator indes mit etwas Smalltalk - der nicht aus erster Hand kam und folglich im Detail auch gut und gerne falsch sein konnte - etwas die Zeit zu überbrücken. "Da bin ich fast schon froh, dass wir heute nur an ein paar Praetorianern vorbei mussten.", witzelte er und konnte sich ein vergnügtes Grinsen nicht ganz verkneifen.

    "Wunderbar.", kommentierte Dives zufrieden die Erlaubnis zum Passieren. Denn letztlich störte es ihn persönlich schließlich am allerwenigsten, dass er hier nun schneller als gedacht vorankam. Darüber würde er sich bestimmt nicht ärgern und noch weniger bei irgendwem beschweren. Nicht zuletzt war er selbst zudem kein Praetorianer und wusste darob auch nicht, was genau die aktuellste Order war. Vielleicht waren nur Senatoren von den Routinekontrollen der Palastwachen ausgenommen; vielleicht Senatoren und Equites; vielleicht Senatoren und jedwede Begleiter derselben; vielleicht Senatoren und Equites sowie jedwede Begleiter selbiger; vielleicht...


    Am Ende des Tages würden die hier diensthabenden Wachen es vermutlich eh weit besser wissen als der iulische Quaestorier. Immerhin war es auch die Aufgabe der hier diensthabenden Praetorianer, es besser zu wissen. Folglich also machte sich Dives keine weiter großen Gedanken darüber und ließ sich und seinen Klienten stattdessen zu ihrem Bestimmungsort führen.

    Der Iulier, der sich noch gut daran erinnern konnte, wie er als (noch) nicht-senatorischer Quaestorier dereinst an genau dieser Stelle samt seinem Gefolge doch überaus penibel durchsucht worden war, konnte nicht anders, als in dieser Situation nun zu registrieren, dass die Regeln für die palatinischen Palastwachen sich scheinbar wohl noch weiter gelockert hatten. Sicherlich, für den Princeps mochte es mitunter ein mehr oder weniger großes Risiko sein. Für Dives selbst jedoch bedeutete es an dieser Stelle lediglich ein schnelleres Vorankommen zu seinem Termin, sodass er an den laxeren Eingangskontrollen für den Moment absolut nichts auszusetzen wusste.


    "Gewiss.", antwortete er folglich vergleichsweise leichtfertig. "Ich bürge für ihn." Warum auch sollte er an dieser Stelle nicht für seinen Klienten bürgen?

    Dives verfolgte aufmerksam die Ausführungen der anderen und versuchte zu verstehen, was jene sagten.
    "Nun, angetrieben werde ich persönlich nicht zuletzt auch durch meine Kinder.", nutzte er am Ende die Frage des Praetonius, um erneut auf die Familie zu sprechen zu kommen. "Und während mir das Argument der sich mitunter aufgelösten Ahnen noch einleuchten mag", obgleich die Denkweisen des Iuliers vermutlich bereits zu eingefahren waren, seine Ansichten in diesem Punkt noch einmal grundlegend zu ändern, "bringt mich der Leitgedanke 'Freundschaft vor Familie' zu einem großen Problem. Denn wo geraten wir letztendlich hin, wenn jeder Bewohner dieser Welt die Freundschaft noch vor die Familie stellt?", wollte Dives an dieser Stelle gewiss nicht anklagen, aber doch zumindest verstehen. "Wenn nicht ich - weil ich mit ihm verwandt bin, sein Vater bin, seine Familie bin - mich um meinen Sohn sorgen würde - ob nun persönlich oder durch das Einstellen von Erziehern oder anderen Leuten, die auf ihn Acht geben, wenn ich nicht da bin - ... wenn ich also nicht all das tun würde aus meinem väterlichen, meinem familiären Pflichtgefühl, wer sollte in seinen jungen Jahren sonst sein Freund sein, ihn beschützen, ihn verpflegen und für ihn sorgen?", wollte er, der er als Vater seiner verstorbenen (Adoptiv-)Tochter hier war, wissen. "Wer sonst sollte sein 'Freund' sein, wenn nicht ich als Vater dieses Opfer von Zeit, Geld und jeder Menge Aufwand auf mich nehmen würde?" Denn eine gänzlich kinderlose Welt, die doch zwangsläufig zum Ende der Menschheit führen musste, konnte ja schließlich auch nicht das Ziel der epikureischen Lehre sein...


    "Ist dies nicht folglich ein Schwachpunkt Epikurs? ...wenn ich selbst zwar freier und nur unter Freunden - unter Gleichgesinnten sozusagen - leben könnte, indes eine reine 'Welt der Freunde' sich dabei immer weiter entvölkerte?", stellte der Iulier letztlich fragend in den Raum und musste in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch daran denken, wie gerade die besten Familien Romas doch seit dem Ende Republik nahezu alle mit dem Aussterben zu kämpfen hatten - und wie bereits die eine oder andere traditionsreiche Familie - darunter exemplarisch die Iulii Caesares - diesen Kampf auch mittlerweile schon verloren hatte.

    Mit der eigenen Einladung einerseits sowie aus Anlass der Thematik einem Sekretär und Schreiber andererseits - letztere Aufgabe zu übernehmen hatte Dives einem seiner Klienten mehr oder minder aufgetragen - erreichte der iulische Quaestorier die palatinischen Palastwachen.
    "Ich hoffe, du hast die Idee soweit verstanden?", beendete er sodann sein bis hierher andauerndes Gespräch mit einer rhetorischen Frage und wandte sich anschließend den hier diensthabenden Praetorianern zu.


    "Salvete, Milites.", grüßte er zunächst freundlich. "Mein Name ist Iulius Dives, ich bin Senator, und mein Sekretär und ich", bezog er freilich auch gleich seinen Nebenmann mit ein, "sind hier, um einen Audienztermin beim erhabenen Aquilius Augustus wahrzunehmen." Zusammen mit dieser Erklärung zeigte er einem der Wachen selbstredend auch gleich die mitgebrachte Einladung vor, bevor er hoffte, ohne eine zeitraubende Durchsuchung seiner selbst baldmöglichst in den Palastkomplex zum Gespräch mit dem Princeps geführt zu werden.

    "In der Tat", stimmte Dives dem Augustus zu, "wäre dies auch meine präferierte Auslegung, welche ich gerade im Fall des Senators Annaeus Florus auch bereits versuchte, etwas anklingen zu lassen." Kurz hielt er inne, sich seiner eigenen Worte etwas zu erinnern. "Denn auch jener Mann war seinem Werdegang zufolge zwar vor allem ein in der Classis aktiver Militär. Doch schließt ihn dies nicht davon aus, nicht auch im zivilen Leben einiges getan und erreicht und sich im besonderen Maße für Roma verdient gemacht zu haben. Hier erwähne ich noch einmal sein Engagement in der Academia Militaris, seinen jahrelangen Einsatz im und für die Factio Albata... und so weiter.", wollte sich der Iulier am Ende natürlich nicht komplett wiederholen. "Mit anderen Worten könnte man sagen, dass ich nicht den triumphlosen Militär an sich von einer Aufnahme ins Ulpianum ausgeschlossen sehe. Indes denke ich, dass es im Sinne der Richtlinien lediglich nicht die militärischen Taten sein sollten, nach welchen wir hier unser Urteil fällen.", versuchte er noch einmal seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
    "Doch fällt es mir schlicht schwer, den gelungenen Spagat des Annaeus Florus zwischen hauptsächlich militärischer Karriere und gleichzeitig herausragendem zivilen - politischen, gesellschaftlichen, kulturellen - Engagement in ähnlicher Weise auch bei den anderen Militärs dieser Liste auszumachen." Kurz holte Dives einmal Luft. "Und das betrifft aus meiner Sicht in der Tat auch den Eques Prudentius - nicht zu verwechseln mit dem Consular Prudentius, den ich im Gegensatz dazu für durchaus zur Aufnahme geeignet halten würde.", nickte Dives und hoffte, dass der Princeps soeben ebenfalls vom Eques Prudentius und nicht vom Consular Prudentius gesprochen hatte.


    "Einzig was die erneute Einbeziehung des Senates angeht, möchte ich auf den Paragraphen 4 Absatz 1 Satz 1 der Richtlinien verweisen, in dem es heißt: 'Über die Aufnahme entscheidet das Consilium Ulpianum.' Folglich würde ich zwar eine Stellungnahme des Senats begrüßen, in welcher er sich explizit äußert über sowohl Tiberius Durus als auch Vinicius Lucianus und die zu Zeiten des Vesculariers gegen sie erhobenen Vorwürfe. Mehr indes würde ich dem Senat in dieser Sache nicht mehr abverlangen." Nicht zuletzt waren die Senatoren ja bereits im Prozess der Nominierung der Kandidaten zur Genüge mit einbezogen gewesen.
    "So mir dies erlaubt ist und so ich alle Wortbeiträge richtig interpretiere, würde die Entscheidung dieses Consilium Ulpianum zum jetzigen Zeit also wie folgt aussehen.", versuchte sich der Quaestorier im Folgenden an einer Zusammenfassung für den Princeps. "Bei den Consularen Octavius Anton und Prudentius Commodus sowie den Senatoren Annaeus Florus und Tiberia Livia scheint es eine Mehrheit FÜR die Aufnahme zu geben. Sollte der Senat ein positives Votum zum Consular Tiberius angeben, scheint zudem auch bei ihm eine Mehrheit FÜR die Aufnahme zu sein." Das war die erste Hälfte. "Bisher deutlich abgelehnt wurden indes Traianus Germanicus Sedulus sowie die Equites Decimus Magnus und Decimus Mercator. Ferner konnte sich auch Iunius zuletzt mit einer Ablehnung des Consulars Vinicius arrangieren - selbst dann, wenn der Senat ein positives Urteil über den Consular fällen sollte -, wie ich hoffe, dass er letztlich auch eine Ablehnung des Eques Prudentius Balbus mittragen würde." Denn auch dort war er der bislang einzige, der sich für den Prudentier ausgesprochen hatte.


    Dives sah zunächst mit einem um - bejahende oder verneinende - Reaktion bittenden Blick zum Iunier, bevor er zurück zum Princeps schaute. Denn so diese Debatte an dieser Stelle beendet wäre, fehlte nachfolgend lediglich noch ein Senatsbeschluss zu den beiden im Bürgerkrieg gebliebenen Consularen Tiberius und Vinicius, bevor ein erster Schwung verdienter Persönlichkeiten ins Ulpianum würde einziehen können...

    Kaum dass der iulische Patron selbst Post erhalten hatte, machte sich bereits einer seiner Boten auf, ein Schreiben zur Habitatio des divitischen Klienten Helvetius Severus zu überbringen...


    Roma, A.D. V KAL IUN DCCCLXVI A.U.C.

    Ad
    Scriba
    Marcus Helvetius Severus
    Insula C. Fundanii Vulsonis
    Caelimontium, Urbs Aeterna



    Iulius Dives Patronus Helvetio Severo Clienti suo s.d.


    Es gibt sich, dass ich am ANTE DIEM IV KAL IUN DCCCLXVI A.U.C. (29.5.2016/113 n.Chr.) zur Hora Septima eingeladen bin, auf dem Palatium mit dem Imperator Caesar Aquilius Augustus zu sprechen. Es geht um eine unsere römischen Leges betreffende Angelegenheit.


    Da ich entsprechend nicht ohne einen Sekretär und Schreiber diesen Termin wahrzunehmen gedenke, wie du auf ebendiesem Gebiet derzeitig beruflich tätig bist, hoffe ich, dich an besagtem Tag eine Stunde vor meinem Termin in der Domus Iulia anzutreffen, um dich nach einer kurzen Unterredung sodann mit auf den Palatin zu nehmen. *


    Sim-Off:

    * Wir treffen uns natürlich ohne Umweg bei der Palastwache. ;)


    Ich erwarte eine dem hohen Anlass entsprechend angemessene Aufmachung sowie deine besten stadtschreiberlichen Fähigkeiten. Zudem solltest du etwaig gesammelte Empfehlungsschreiben nicht vergessen...


    Mögen die unsterblichen Götter stets mit dir sein. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS

    Der Iulier erhob ein wenig irritiert die Augenbrauen, als der Praetonius ausgerechnet ihn anschaute bei seiner Rede von den irrationalen Ängsten vor den Göttern. Denn selbst wenn er sich danach erkundigt hatte, in welcher Art und Weise die Unsterblichen in das vom Praetonier gezeichnete Bild passen wollten, so sah er sich deshalb noch lange nicht als jemand, der Angst - und noch dazu irrationale Angst - hatte vor den Göttern. Indes betrachtete er es doch vielmehr als einen gewissen Respekt, welcher den Unsterblichen allein schon aufgrund der Sitten und Traditionen seiner Ahnen schlicht ohne Wenn und Aber entgegenzubringen war.


    Genau jene Sitten und Traditionen im Folgenden kamen Dives sodann als erstes in den Sinn, als der Praetonius die Runde fragte nach den Grundlagen für getroffene Entscheidungen. Denn was tat der Iulier an jedem Tag? Zu Beginn eines jeden Tages wachte er an der Seite einer Frau auf, die er weder liebte noch überhaupt großartig leiden konnte, indes letztlich auch nur geheiratet hatte, um auf diese Weise vor der Welt zu verbergen, was die Welt über ihn nicht wissen durfte. Er hatte sie zur Frau genommen, weil sie ihn genau damit erpresst hatte - und weil er wusste, dass er als dereinst noch lediglich Anwärter auf die Senatorenwürde eh nicht daran vorbei kam, früher oder später einmal eine Frau zu ehelichen. Und nun legte er sich Abend für Abend in das gleiche Bett wie seine Gattin - die übrigen Bewohner der Domus Iulia, und insbesondere sein Cousin Centho, sollten ja nichts merken - und betete und hoffte stets nur, dass alsbald wieder der Morgen erwachte.


    "Nun", setzte der Iulier an, der diese intime Geschichte selbstredend nicht hier und heute und vor all diesen Menschen zum besten geben würde, "gewiss nicht täglich, aber letztlich doch überaus regelmäßig verlasse ich das Haus, die Curia Iulia aufzusuchen, um ebendort nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohle Romas zu wirken.", erklärte er. "Dabei ist es die Tradition, die mich antreibt. Es ist der Wille, meinen Ahnen und meiner Familia zu Ehre zu gereichen, der mich anspornt." Kurz überlegte der Quaestorier. "Es ist die Überzeugung, dass zu einem höheren Zweck - und damit meine ich das Wohle Romas genauso wie das Wohl meiner Familia - von einigen Menschen mitunter auch Opfer gebracht werden müssen.", fügte er noch hinzu und nickte einmal bekräftigend.


    "Letztlich nehme ich an, dass Epikur diese Maximen gewiss nicht allzu gut heißen würde, da nicht zuletzt ich mir bereits einige Schmerzen selbst zugefügt habe - und selbst zufügen _musste_, um...", stockte Dives für einen kurzen Augenblick und sah grübelnd in sich hinein. "...um einem höherem Zweck, meiner Familia und Roma, zu dienen.", sprach er leicht abwesend seinen Satz noch zu Ende, während er sich fragte, ob Torquata wohl mitunter noch am Leben wäre, hätte er nie den Karriereweg eingeschlagen, den er eingeschlagen hatte...

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio
    Ok, ich mag nichts gesagt haben. :D


    Im Gegenteil: Gut, dass du etwas gesagt hast! Ich habe das damals in der Testphase der Aufträge exakt genauso gemacht und immer auch selbst sicherheitshalber nochmal nachgerechnet. Getreu dem Motto: Man weiß ja nie, ob sich so ein Programm - auch wenn ich da ein großes Vertrauen in unsere Programmierer habe - nicht doch vielleicht mal einen kleinen Komma- oder Vorzeichenfehler erlaubt. :D

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Scipio
    Also mein letzter Auftrag hatte ein Volumen von 281sz im Einkauf und warf dann 5sz ab.
    Wenn dem aber so ist dass das normal ist, dann gebe ich mich geschlagen. Ich dachte da eben an etwa 10% Gewinn ;)


    Sind die 281 Sesterzen der Warenwert aller benötigter Waren nach staatlicher Preisempfehlung (nicht nach tatsächlich gezahltem Einkaufspreis) gewesen? Denn im Schnitt sollte der Gewinn nämlich in der Tat bei etwa 10% auch liegen, sodass du bei einem Input von 281 Sesterzen Warenwert (nach staatlicher Preisempfehlung) in etwa so irgendetwas zwischen 295 und 325 Sesterzen als Output (Vergütung) für das Abliefern eines solches Auftrages dann bekommen solltest.

    Sim-Off:

    @ Centho: Niemand hat behauptet, es wären keine (NSC-) Tribuni Plebis im Amt. ;)


    Der iulische Quaestorier, der die Gedanken seines centhonischen Cousins trotz ihrer vergleichsweise nahen Verwandtschaft dennoch nicht zu lesen imstande war, konzentrierte sich in der Folge also zunächst einmal mehr auf die flavische Antwort zu seinen Ausführungen.
    "Es tut mir Leid, Consul Flavius.", kam Dives in seiner Respons zunächst nicht um eine persönliche Anrede des Patriziers herum. "Doch ich vermag den letzten Teil deiner Ausführungen nicht ganz nachvollziehen zu können. Denn ist es nicht bereits heute nicht nur Usus, sondern überdies gar Teil unseres Codex Universalis, dass die gewählten Tribuni Plebis allesamt Teil des Senates sind? Spricht nicht gerade der Ämterlaufbahn-Paragraph in dieser Hinsicht eine recht deutliche Sprache?", zeigte er sich ein wenig irritiert, wie es schlussendlich auch kein Geheimnis war, dass auch bereits vor der Aufnahme der Volkstribunen in den Senat diese gut daran taten, die übrigen Senatoren nicht über die Maßen zu verärgern, sollte die eigene Karriere nicht bereits mit ebendiesem Amte des Tribunus Plebis beendet sein. "Und ist es nicht auch bereits heute nicht nur Usus, sondern überdies gar Teil unseres Codex Universalis, dass die Tribuni Plebis lediglich die Beschlüsse des Senats und jene amtierender Magistrate, nicht jedoch solche unseres Princeps Kraft ihres Vetorechts blockieren können?", folgte die zweite rhetorische Frage stante pede. "Denn, und dies möchte ich herausstreichen, die Beschlüsse unseres Princeps sind als Decreta Imperatoris, als Dekrete folglich eines Imperators, gewiss keine magistratischen Beschlüsse im Sinne dieses Paragraphen, sodass mir ein Einschreiten der Tribuni Plebis - mit wie ohne Veränderung des Paragraphen - an dieser Stelle eigentlich ausgeschlossen scheinen will.", beendete er die Rede zum flavischen Consul und wandte sich neuerlich - er wollte schließlich in erster Linie den Senat überzeugen und nicht den hohen und geschätzten Consul in irgendeiner Weise angreifen - dem gesamten Gremium zu.


    "Ferner möchte ich noch einmal wiederholen, dass ich die plebeische Volksversammlung für ähnlich unzeitgemäß halte, wie ich den Senat daran erinnern möchte, dass auch die Quaestoren und Aedilien, die Praetoren und Consuln längst nicht mehr in einer Comitia oder einem Concilium vom Volk gewählt, sondern seit fast einem Jahrhundert allein durch den Senat bestimmt werden.", argumentierte der Iulier und ließ die Candidati Augusti in diesem Zusammenhang bewusst unberücksichtigt. Denn letztlich wurden auch jene formell erst im Senat gewählt, wenngleich eine echte Wahl in diesem Zusammenhang natürlich nicht bestand. "Braucht es folglich heute, in Zeiten eines riesigen römischen Imperiums, noch einer wählenden Volksversammlung, welche ihren Ursprung in Zeiten eines noch deutlich überschaubareren Stadtstaates hat? Dies scheint mir schon aus logistischen Gründen überaus zweifelhaft." Denn plebeische Bürger Romas lebten mittlerweile ja nahezu überall im Imperium, nicht nur in Roma und Italia.
    "Indes braucht es auch weiterhin eine magistratische Vertretung des einfachen Volkes von Roma? Hier wiederhole ich, ja die braucht es. Und nicht zuletzt in ebendiesem Sinne auch erscheint es mir alles andere als verkehrt, sollten wir die Wahl der Tribuni Plebis an den Senat ziehen, zeitgleich für dieses Amt auch explizit festzulegen, wem gegenüber diese Männer verpflichtet sind, welchen Auftrag, welche Aufgabe sie haben.", schloss der Iulier im rhetorischen Sinne neuerlich den Kreis. "Ihre Aufgabe ist der Schutz der plebeischen Bürger Romas und ihrer Interessen - der Interessen des einfachen Volkes."

    Wie viel Gewinn du mit einem Auftrag machst, ist kein Zufallsbetrag zwischen 5 und 10 Sesterzen, sondern hängt maßgeblich davon ab, welches Preisvolumen dein Auftrag hat. Mit anderen Worten: Ein kleiner Auftrag, bei dem alle benötigten Waren insgesamt nur wenig kosten, bringt auch nur wenig Gewinn ein. Ein großer Auftrag indes, bei dem die benötigten Waren insgesamt viel kosten, bringt am Ende auch einen größeren Gewinn.


    Wenn du also beispielsweise einen Auftrag "10 Oliven, 10 Getreide, 10 Stutenmilch" (10*0,5 + 10*0,5 + 10*2 = 30) ziehst, dann wird dein Gewinn dafür keine 5 Sesterzen groß sein. Wenn du aber beispielsweise einen Auftrag "1 Umbau, 1 Sänfte, 1 Weihestein" (1*1800 + 1*300 + 1*500 = 2600) ziehst, dann wird dein Gewinn dafür mit Sicherheit bei über 100 Sesterzen liegen.


    Es entscheidet letztlich also die Größenordnung der Aufträge über den möglichen Gewinn, wobei jene Auftragsgröße wiederum abhängt von deinem Vermögen:

    Zitat

    Original von SPIELLEITUNG
    Alle Aufträge sind im übrigen so geschnitten, dass sie zu eurem Vermögen passen


    Speziell in deinem Fall, davon gehe ich mal aus, wird es folglich also vermutlich so sein, dass du meist nicht ganz so viel Geld auf deinem Konto hast. Deshalb - damit du dir das Erfüllen eines Auftrags auch leisten kannst - bekommst du auch vermutlich nur kleine Aufträge. Und daher werfen die bei dir im Schnitt dann auch nur 5-10 Sesterzen ab.


    Soviel erst einmal rein als Erklärung zum von dir beobachteten Phänomen. ;)

    Der iulische Quaestorier verfolgte aufmerksam die Argumentation des flavischen Consuls und kam nicht umhin, bei dessen Äußerung über einen möglicherweise auch patrizischen Volkstribun ein wenig das Gesicht zu verziehen. Im Anschluss selbstredend erbat er sich neuerlich das Wort.


    "Zunächst einmal möchte ich wiederholen, dass ich die Abschaffung des Amtes des Tribunus Plebis für genauso falsch erachte, wie ich auch der Meinung bin, dass ein patrizisches Volkstribunat das Volkstribunat als solches ad absurdum führte.", kritisierte Dives - bewusst den Senat als ganzen adressierend - beide Vorschläge des Flaviers zunächst entschieden. "Denn in der Tat halte ich einzig eine plebeische Volksversammlung für nicht unserer Zeit angemessen, sodass es in der Folge nur richtig sein kann, die Wahl des Tribunus Plebis gleich jener des Aedilis Plebis neuerlich an den Senat zu ziehen.", zeigte er noch einmal auf, dass hier bereits ein deutlicher Schritt auf die Patrizier zu gegangen wurde. "Indes darüber hinaus nun auch gleich noch das Amt als solches entgegen jeder Tradition Patriziern zu öffnen, halte ich für verkehrt." Der Iulier machte eine kurze Zäsur.
    "Denn Roma und die römischen Bürger haben ein Recht, ein historisch begründetes Recht darauf, von einer durchaus von Zeit zu Zeit verschiedenen Zahl von Tribuni Plebis vertreten zu werden. Und ein Tribunus Plebis, dies möchte ich nur am Rande festhalten, ist trotz seiner Tribunicia Potestas auch unser Princeps nicht." Das genau war schließlich der Unterschied zwischen beiden Begriffen. Das eine bezeichnete ein Amt, das andere lediglich die Amtsmacht ohne Amt. "Doch ich sprach soeben vom Recht des Volkes, politisch vertreten zu sein. - Man mag sich an dieser Stelle vielleicht fragen, gegenüber WEM das Volk ein historisch begründetes Recht auf Vertretung hat. Und die Antwort darauf ist so klar, dass sie selbst in der aktuellen Fassung des Paragraphen bereits deutlich enthalten ist. Es geht um die Vertretung des Volkes gegenüber dem Senat, den Magistraten und ihren jeweiligen Beschlüssen. Denn wohl nur so lässt sich ihr starkes Vetorecht sinnhaft erklären.", zeigte der Quaestorier auf.


    "Der hohe Consul Flavius stellt die Frage, ob es noch zeitgemäß ist, dass das einfache Volk von Roma eine eigene Vertretung hat. - Ich sage, dass dies ganz gewiss noch immer zeitgemäß ist, wie ich mir nicht ausmalen möchte, was passiert, sollten wir diese Vertretung des einfachen Volkes von Roma - und sei sie auch in unserer heutigen Realität noch so politisch bedeutungslos - hier und heute abzuschaffen versuchen.", erhob er mahnend seinen rechten Zeigefinger und ließ eine künstliche Pause folgen, seine Worte ein wenig wirken zu lassen.
    "Sollten wir dann vielleicht einfach das Volkstribunat auch für Patrizier öffnen? - Ich möchte einmal leicht überspitzt die folgende Gegenfrage in den Raum stellen. Wie groß mag wohl der Anteil der Patrizier sein am - und ich betone - einfachen Volk?" Dives schwieg einen Augenblick und sah sich um. "Ich bin ganz ehrlich. Mir ist der genaue Anteil ebenso unbekannt, wie wohl auch den meisten anderen hier. Entsprechend sollte ich dann vielleicht weniger nach einer absoluten Größe fragen, indes meinen Fokus darauf richten, ob jener Anteil der Patrizier an der - und ich betone wieder - einfachen Bevölkerung Romas denn wenigstens ein Zehntel beträgt und damit eine Größenordnung erreicht, in der wir über zumindest einen patrizischen aus zehn Volkstribunen sprechen könnten." Der Iulier schüttelte lächeln den Kopf. "Doch wage ich nicht zu glauben, dass wir hier auch nur ansatzweise von einer solchen Größenordnung sprechen können."


    "Doch gerne denke ich meinen Gedanken auch noch einen kleinen Schritt weiter und stelle die Frage in den Raum, ob es vielleicht _neben_ dem Amt des Tribunus Plebis auch ein rein patrizisches Tribunat geben sollte, welches sich explizit um den Schutz der patrizischen Bürger Romas und ihrer Interessen sorgt." Neuerlich sah Dives kurz durch die senatorischen Reihen. "Dann jedoch komme ich um die folgende Frage nicht umhin. Relativ zu der Zahl der hier im Senat durch ihre Väter und Ehemänner vertretenen patrizischen Familien... wie viele patrizische Familien sind dort draußen", zeigte er zur Tür der Curia, "und benötigen ebenjenen Schutz, um den es hier gerade geht?" Auch im Anschluss auf jene Frage ließ der divitische Senator seinen Mitsenatoren einen kleinen Moment, sich ihre Gedanken hierzu zu machen.
    "Ich schließe also und komme damit wieder zum Ausgangspunkt zurück, dass ich abseits einer künftigen Wahl durch den Senat und der Streichung des Plebiszit-Paragraphen hier und heute mit meinem Antrag keinerlei Neuerungen für das Amt des Tribunus Plebis einführen möchte. Jedoch möchte ich bestehendes Gewohnheitsrecht schlicht genauso festschreiben, wie es auch zu vielen anderen Ämtern festgeschrieben im Codex Universalis steht. Denn ich bin sehr wohl der Meinung, dass das Amt der Tribunus Plebis - und sei es auch noch so politisch unbedeutend geworden - dennoch weiterhin zeitgemäß ist." Kurz überlegte sich der Iulier noch einen kraftvollen Schlusssatz. "Beides, eine Öffnung des Volkstribunats für Patrizier wie auch eine gänzliche Abschaffung dieses Amts, wären ein großer Frevel am Volke Romas!", appellierte Dives an den Senat.

    Der iulische Quaestorier war durchaus nicht unglücklich über die doch etwas längere Antwort des flavischen Consuls zur divitischen Paragraphen-Reform. Denn in der Tat schien ihm die eigene Intention seiner Worte derart nahe liegend, dass er jenen zusätzlichen Moment benötigte, eine halbwegs passende Reaktion auf den Einwand zu finden.


    "Tatsächlich", begann er letztlich also, nachdem er erneut Gelegenheit hatte, etwas zu sagen und sich zu rechtfertigen, "entsprach und entspricht es nicht meiner Intention, die Tribuni Plebis gezielt vom heutigen Tage an mit dem Schutz der plebeischen Bürger Roms und ihrer Interessen zu betrauen. Indes scheint mir vielmehr ebendies als eine der dem Amte des Tribunus Plebis zugehörigen Aufgaben und seit Jahrhunderten in der Form bestehende Amtspflicht zu sein.", erklärte Dives. "Folglich entsprach und entspricht es an dieser Stelle weniger meiner Intention, den Tribuni Plebis dies als neue Pflicht ob einer etwaigen Gefahrenlage neu zuzuschreiben. Stattdessen versuchte und versuche ich, das Amt samt seiner Aufgaben und Pflichten einzig etwas mehr und hoffentlich besser zu fassen, als dies zuvor der Fall war." Er machte eine kurze Zäsur. "Gänzlich äquivalent dazu intendiere ich auch nicht, das Amt des Tribunus Plebis im ersten Absatz auf plebeische Amtsträger fortan und völlig neu zu beschränken. Indes scheint mir, dass jene lange und von Anbeginn des plebeischen Volkstribunats an bestehende Praxis schlicht bisher vergessen wurde, ebenso in diesen Paragraphen einzugliedern, wie auch dem Aedilien-Paragraph ein ganz ähnlicher erster Absatz zu eigen ist.", führte er vergleichend aus und hoffte, damit für etwas mehr Klarheit zu sorgen.


    "Ferner möchte ich mich - im Übrigen ganz im Sinne des erwähnten Ständeausgleichs - ganz klar für das Fortbestehen des plebeischen Volkstribunats aussprechen.", fügte der iulische Quaestorier nach kurzer Pause noch an, bevor er interessiert die Reaktion des Flaviers beobachtend zu ergründen versuchte, inwieweit sich damit auch dessen übrige Fragen aus dem Mittelteil geklärt hätten.

    | Quintus Petilius Sophus


    Ohne weitere Fragen an den sergischen Redner - wie auch alle drei Teilnehmer davor ohne das Beantworten etwaiger Nachfragen davongekommen waren - wurde anschließend auch der vorletzte Wettbewerber vom Richtergremium entlassen. Kurz noch einmal entfuhr dem Iulier ein leises Seufzen ob insbesondere des in seinen Augen vollkommen zu unrecht schlechten Lichtes, welches der Mann auf das delphische Orakel, die dortige Pythia und damit nicht zuletzt den glänzenden Apoll geworfen hatte. Dann jedoch folgte die Ankündigung des jüngeren Petilius, des Sohnes seines senatorischen Nebenmannes Sophus. So galt es in der Folge, auch die Rede des Sergius für den Moment abzuhaken und hinter sich zu lassen, um sich voll und ganz dem nun Kommenden zu widmen.


    "Oh Götter steht mir bei...", entfuhr es bereits kurz nach Beginn dem entgeisterten Vater, der in regloser Starre dabei zusehen musste, wie sein Sohn es zu Beginn offenkundig etwas mit den Nerven zu tun bekommen hatte. "Nun, gerade in solch jungen Jahren und noch dazu bei seiner wohl ersten Rede in einem solch großen Rahmen, ist es gewiss nicht ungewöhnlich, dass er nicht sofort die richtige Tonlage findet.", bemühte sich Dives in gutem Zureden. "Ich kann dir sagen, dass weder sein Vater noch - und erst recht nicht - sein Großvater in seinem Alter solche Probleme bei der Eröffnung einer Rede hatten.", erwiderte Sophus streng und schloss das junge Alter damit kategorisch als Entschuldigungsgrund aus. "Und bei den anderen Teilnehmern heute - möge er sich am Anfang in eine kleine Lobhudelei verloren haben oder nicht - hat dennoch niemand und kein einziger hier ein solches Theater veranstaltet, ein paar Worte gerade heraus an das Volk von Roma zu richten.", kritisierte der ältere Petilier den jüngeren, während er es - insbesondere in Folge seiner namentlichen Erwähnung als des Redners Vater - selbstredend unterließ, seine Worte mit einem normalerweise dazugehörenden Kopfschütteln noch zu unterstreichen. Kurz blickte Dives etwas betreten drein, bevor er seine Aufmerksamkeit erneut voll dem Vortragenden schenkte.


    "Hach, diese jugendliche Faseligkeit.", dauerte es nicht lange, nachdem der Sohn die richtige Stimmlage und Lautstärke gefunden, dass sein Vater neuerlich etwas auszusetzen fand. "Der Junge vergisst doch mal wieder die Hälfte. Oder hast du ihn in seiner Aufzählung vom Marathonischen Stier reden hören?", wandte er sich an seinen divitischen Mitsenator. "Ohne jeden Zweifel führte er uns eine überaus lange Liste großer Taten und Theseus'scher Siege an. Doch jetzt, da du es sagst, vermag ich mich an die Erwähnung des Marathonischen Stiers nicht erinnern zu können.", gab der Quaestorier zu. "Und dabei liegt es doch auf der Hand, dass unter allen sonstigen Taten gerade diese im Bezug auf die weitere Geschichte noch einmal von besonderer Bedeutung ist und daher ganz unbedingt", betonte er, "Erwähnung finden muss." Dives nickte notgedrungen, sagte indes jedoch nichts. "Das sei selbstredend keine Kritik an dir, mein Freund. Denn ich bin mir sicher, dass der Marathonische Stier gewiss im Redeskript eingearbeitet war. Aber der Junge nimmt sein Erbe einfach nicht ernst genug. Er denkt sich, mit der bloßen Erwähnung seines senatorischen Vaters und insbesondere Großvaters wird das hier ein Selbstläufer. Dabei ist es offenkundig, dass es das - insbesondere bei seinen vier starken Mitstreitern heute - alles andere als wird." Sophus wandte seinen ernsten, strengen Blick neuerlich zu seinem vortragenden Sohn.


    "Hörst du das?", meldete sich der ältere Petilier anschließend erst bei der beginnenden Zusammenfassung wieder zu Wort. "Jetzt vergisst er gar einen ganzen Redeabschnitt. Oder habe ich nach den tadelnden Worten über diese Ariadne auch etwas über deren widerwärtige Mutter gehört, die sich mit einem Stier vereinigte? Habe ich etwas über seinen tyrannischen Vater gehört, der selbst davor nicht zurückschreckte, seinen eigenen Sohn einem Tier gleich in ein riesiges Gefängnis zu sperren? Oder habe ich etwas über diesen monströsen Sohn gehört, wie er auf bestialische Weise Jagd auf freie Menschen macht, sie nicht nur zu töten, sondern sie überdies gewiss auch anschließend zu verspeisen?", riss seine Kritik nicht ab. "All dieses Potential... verschenkt - heute nur an seine vier Wettbewerbs-Mitstreiter, morgen an seine politischen Gegner im Senat.", kam das väterliche Urteil bis hierher doch eher vernichtend, denn auch nur ansatzweise lobend daher. "Allerdings, so muss ich an dieser Stelle doch Partei für deinen Sohn ergreifen, scheint es doch im zweiten Teil seiner Rede eher die Intention zu sein, gezielt die Ariadne - als alleinige Klägerin - ins Visier zu nehmen. Und in diesem Sinne erscheint es mir nur sinnvoll, ihre Familie, ihren Vater und ihren Bruder, zu verschonen, um anschließend umgekehrt die Ariadne mit Nachdruck als Verräterin an ihrer eigenen Familie hinzustellen. Denn du musst zugeben, dass der Verrat an einer insgesamt schlechten, tadeligen Familie doch weit weniger auf ein Publikum wirken würde, als ein Verrat an einer intakten, mutmaßlich untadeligen Familie.", verteidigte Dives und erntete dafür am Ende einen lediglich kurz etwas nachdenklichen Blick des älteren Petiliers, der zufrieden letztlich dennoch nicht schien mit der gezeigten Leistung seines Sohnes. So war es denn auch nicht verwunderlich, dass er das Herübersehen des Rufinus nur mit einem ernsten und strengen Gesichtsausdruck beantwortete, während der Iulier sich im Stillen fragte, ob es überhaupt je die Chance gegeben hatte, dass der Sohn seinen Vater hier und heute zufriedenstellte...

    In der Tat wunderte sich der iulische Quaestorier nur einen kurzen Wimpernschlag lang darüber, dass es eine vom clodischen und keine vom flavischen Consul geführte Sitzung des stadtrömischen Ältestenrates war, in welcher sein dem Flavier zugesandtes Anliegen auf die Tagesordnung gesetzt wurde und nachfolgend nun also zur Sprache kommen sollte. Im Gegenteil quittierte er diesen Umstand letztlich sogar mit einem alles andere als unzufriedenen Nicken. Denn allfällig bedeutete dies doch lediglich, dass der Flavius dem divitischen Wunsch gewissermaßen vollends nachgegeben hatte, dem iulischen Senator nicht erst in der nächsten Sitzung, welcher er selbst als Consul vorsitzen würde, das Wort zu übergeben, indes dafür zu sorgen, dass der Iulier bereits heute, in der vom Clodier geführten Sitzung, das Wort erhielt.


    "Patres Conscripti!", begann Dives also, nachdem der Consul Clodius ihm das Wort erteilt und er sodann in angemessenem Schritte den Platz vor den Senatoren für sich in Beschlag genommen hatte, seine Rede mit den zu diesem Zweck wohl meistgewählten Worten und einer gewohntermaßen etwas ausladenderen Geste, um sich die gewünschte Aufmerksamkeit zu verschaffen.
    "Noch nicht lange ist es her, dass ich an just dieser Stelle vor euch stand und über die Vergangenheit und Historie der curulischen Aedilität zu euch sprach. Nur eher beiläufig streifte ich im Rahmen dessen auch die plebeische Aedilität, die mir im Folgenden hier und heute nun als Ausgangspunkt dieser Rede dienen soll.", kündigte Dives an und setzte eine erste Zäsur. Anschließend ging er ein paar wenige Schritte, um souveräner zu wirken und die eigene Nervosität, welche ihn vor jeder Rede in diesen heiligen Hallen neuerlich unabwendbar überkam, wieder etwas zu senken. "Das Amt des Aedilis Plebis also, wie es erst kürzlich noch einmal am Rande bestätigt wurde, ist nach unseren Gesetzen - und vor allem in der Tradition vieler Jahrhunderte unserer glorreichen, römischen Geschichte - eines, welches nur römischen Bürgern plebeischen Standes zugänglich ist. Dabei wurden die plebeischen Aedilien zunächst vom Concilium Plebis gewählt, einer einzig aus Plebeiern sich zusammensetzenden Volksversammlung." Der vortragenden Quaestorier nickte einmal bekräftigend, während er seinen Mitsenatoren einen kurzen Augenblick gab, diesem Gedankengang zu folgen. "Damit, und auch das wird gewiss niemandem neu sein, steht die plebeische Aedilität ganz und gar in einer Linie und Tradition mit dem plebeischen Volkstribunat, welches ebenso von Beginn an und bis heute ein rein plebeisches Amt ist, das von niemandem sonst als einem Plebeier ausgeübt werden kann und darf. Und auch der Tribunus Plebis wurde selbstredend stets nur von Plebeiern gewählt, wie es noch unter dem Divus Iulius in den Jahren 707 und 709 ab urbe condita nachweislich gemäß den Bestimmungen des Plebiscitum Publilium Voleronis aus dem Jahr 283 geschah.", führte Dives aus, um nach dieser hergestellten Verbindung sodann eine etwas größere Zäsur folgen zu lassen.


    "Es ist ferner kein Geheimnis, dass es unter Tiberius, dem Sohn und Nachfolger des vergöttlichten Augustus, geschah, dass der Senat unter anderem die Wahl der Consuln an sich zog, bis er in unseren heutigen Tagen letztlich sämtliche Magistrate des Cursus Honorum wählt - mit Ausnahme der Tribuni Plebis.", zeigte sich ein kurzer Ausdruck des Erstaunens im iulischen Gesicht. "Mit anderen Worten also wurden die plebeischen Volkstribune und die plebeischen Aedilen über viele Jahrhunderte unserer Geschichte stets von EINEM gemeinsamen Gremium gewählt, bevor es in unseren Tagen nun also einen Widerspruch darstellen soll, das rein plebeische Amt des Tribunus Plebis auch von patrizischen Senatoren wählen zu lassen, wie es gleichsam jedoch keinen Widerspruch darstellt, das rein plebeische Amt des Aedilis Plebis sehr wohl vom Senat und damit also auch den patrizischen Senatoren mitwählen zu lassen?", strich der Iulier diese Inkonsequenz und Inkonsistenz heraus. "Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich diese Differenzierung nicht im geringsten nachvollziehen kann und dem Senat entsprechend vorschlagen und unterbreiten möchte, unsere Gesetze an dieser Stelle zu simplifizieren und zu vereinfachen, indem diese Sonderbehandlung schlicht aufgehoben wird und die Wahl der Tribuni Plebis fortan ebenfalls dem hohen Senat obliegt.", zog Dives einen Schluss, der am Ende wohl abseits etwaig anwesender Beisitzer niemanden hier etwas kosten würde. Denn die plebeischen Senatoren wären auf die eine oder andere Weise stets wahlberechtigt, wie die patrizischen Senatoren gar noch das Wahlrecht für ein weiteres Amt hinzugewinnen würden. Der Senat in der Folge wäre gestärkt, wie auf der anderen Seite gewiss die plebeische Volksversammlung geschwächt wäre. Doch darauf würde der Iulier später noch eingehen.


    "In diesem Sinne also plädiere ich dafür, im Codex Universalis, Paragraph 41 'Aktives und passives Wahlrecht' im zweiten Absatz den zweiten Satz ersatzlos zu streichen, wie ich auch im Paragraphen 54 'Tribunus Plebis' aus dem exakt gleichen Grund den kompletten dritten Absatz zu streichen gewillt bin." Er nickte bekräftigend. "Ferner ist im selben Paragraphen 54 auch der zweite Absatz überflüssig, da er letztlich kaum etwas anderes sagt als die jüngere und damit stärkere Lex Aquilia de Imperio in ihrem Punkt II. Entsprechend möchte ich dem Senat auch hier eine Streichung empfehlen." Neuerlich nickte der Quaestorier bekräftigend. "So also bliebe vom Paragraphen 54 am Ende einzig der erste Absatz, welcher mir indes jedoch in der Form als nicht ausreichend erscheint, sodass ich bis hierher also Folgendes vorschlagen will...", atmete er noch einmal tief durch, bevor er den ersten Teil seiner Vorschläge zur Reformierung des Amtes des Tribunus Plebis vorstellte:



    Codex Universalis
    § 41 Aktives und passives Wahlrecht

    2) Aktives Wahlrecht haben alle Senatoren. Anders verhält es sich zur Wahl des Volkstribunes, hier haben alle Plebeier mit römischem Bürgerrecht das aktive Wahlrecht.


    in: Aktives Wahlrecht haben alle Senatoren. [strike]Anders verhält es sich zur Wahl des Volkstribunes, hier haben alle Plebeier mit römischem Bürgerrecht das aktive Wahlrecht.[/strike]




    Codex Universalis
    § 54 Tribunus Plebis

    1) Der Tribunus Plebis, die beständige politische Repräsentanz der Plebejer, genießt die "potestas sacro sancta", dh er ist unantastbar und wer gegen ihn vorgeht ist verflucht. Durch sein Widerspruchsrecht (Veto) kann er Beschlüsse der Magistrate und des Senats blockieren, seine diesbezügliche Macht beschränkt sich jedoch auf die Stadt Rom.
    2) Die Befugnisse eines Tribunus Plebis gehen auf den Imperator Caesar Augustus über. Sie wird ihm zu jeder Wahlperiode erneut verliehen.
    3) Der Tribunus Plebis wird, anders als die anderen Magistrate des Cursus Honorum, von römischen Bürgern aus dem Ordo Plebeius gewählt, die das aktive Wahlrecht innehaben. Der übrige Wahlablauf ist analog zu den der anderen Magistrate zu sehen.


    in:
    1) Das Amt des Tribunus Plebis ist ausschließlich römischen Bürgern plebejischen Standes zugänglich.
    2) Als ihre beständige politische Repräsentanz sind die Tribuni Plebis für den Schutz der plebejischen Bürger Roms und ihrer Interessen verantwortlich. Dafür haben sie nahezu ständig für jeden Plebejer Roms erreichbar zu sein, haben eine dauerhaft offene Tür für sie zu haben und dürfen die Stadt Rom für keinen ganzen Tag verlassen.
    3) Im Gegenzug und zu ihrem Schutz erhalten alle Tribuni Plebis die "potestas sacro sancta", welche sie unantastbar macht. Wer dennoch gegen sie vorgeht und einen Tribunus Plebis körperlich attackiert, der beeinträchtigt damit den Bestand des Imperium Romanum und sei darob verflucht.
    4) Durch sein Widerspruchsrecht (Veto) kann jeder Tribunus Plebis einzelne Beschlüsse der Magistrate und des Senats blockieren. Seine diesbezügliche Macht beschränkt sich jedoch auf die Stadt Rom.


    "Insbesondere hinsichtlich meines Formulierungsvorschlags im dritten Punkt möchte ich zudem auf den Hochverrats-Paragraphen des Codex Iuridicialis verweisen, in welchem es wörtlich heißt: 'Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand des Imperium Romanum zu beeinträchtigen [...], wird mit dem Tode bestraft.' Und dies, so möchte ich behaupten, ist im Sinne unserer Geschichte, im Sinne unserer Traditionen, im Sinne der Sacrosancta Potestas auch die einzig richtige Strafe für ein Missachten derselben!", beendete Dives diesen Kommentar überaus ernst, bevor er neuerlich eine größere Zäsur folgen ließ.



    "Weiterhin, so kündigte der hohe Consul Clodius bereits an, beabsichtige ich, im Rahmen dieser Debatte über das Amt des Tribunus Plebis auch den Plebiszit-Paragraphen ersatzlos streichen zu lassen.", bezog er sich noch einmal auf die Ankündigung seiner Rede. "Denn nicht nur, dass auf Grundlage jenes einst durch den Tribunus Plebis Scribonius Curio eingebrachten und am Ende nur vergleichsweise knapp beschlossenen Paragraphen manches Plebiszit verabschiedet wurde, das den alten Senatsakten zufolge zu nichts als Verärgerung und Streit führte und dabei gar auch noch effektiv unwirksam war.", nutzte der Iulier einmal mehr die Vergangenheit als Munition. "Nein, ich bin auch der Auffassung, dass der Senat nicht gut daran tut, einen Konfrontationskurs und nicht nur gegen die eigenen Interessen, sondern überdies auch gegen die Interessen des Princeps einzuschlagen. Denn bekanntermaßen überlebte die Versammlung der Plebeier zwar den Divus Iulius und sogar noch den Divus Augustus, verlor indes jedoch recht schnell seine Macht in der Legislative, der Iudikative und bei der Wahl von Aedilis Plebis und Tribunus Plebis an den Senat, sodass die Versammlung der Plebeier schlussendlich kurz nach dem Tod des Tiberius, Sohn des vergöttlichten Augustus, verschwand.", stellte Dives den Verlauf der Geschichte in Kurzform dar und begründete damit indirekt auch, weshalb er im ersten Teil für die Wahl des Tribunus Plebis durch den Senat und nicht etwa für die Wahl des Aedilis Plebis durch eine - in seinen Augen aufgrund der Größe des Imperiums schlicht unpraktikable und damit vollkommen unzeitgemäße - plebeische Volksversammlung sich ausgesprochen hatte.


    "Ich sage, dass der damalige Tribunus Plebis Scribonius Curio das Plebiszit genauso ausgegraben hat, wie man in jenen Tagen auch auf die Idee kam, die Plebeier von der curulischen Aedilität auszuschließen und gar Frauen als weibliche Senatorinnen in diesen hohen Senat zu berufen! Und aus genau diesem Grund nun appelliere ich an euch, dass wir - nachdem wir auch die beiden ersten Fehler mittlerweile korrigiert und richtig gestellt haben - nun auch in dieser Sache uns eines besseren besinnen, den Senat wieder zu stärken und natürlich auch den Princeps damit wieder zu stärken, den Plebiszit-Paragraphen wieder dorthin verbannen, wo er hingehört - in die Vergangenheit!", beendete der Quaestorier damit effektiv auch seinen zweiten Redeteil. Einzig die konkret hiermit verbundenen Gesetzesänderungen musste er an dieser Stelle selbstredend noch einmal kurz zusammenfassen:



    Codex Universalis
    § 2 Gesetzgebungsverfahren

    1) Grundsätzlich kann die Gesetzgebung im Imperium Romanum in drei Wege getrennt werden, das Decretum Imperatoris, durch den Imperator Caesar Augustus. Dann das Consultum Senatus, durch den Senat und als dritten Weg das Plebiszit durch das Volk unter der Führung des Volkstribunen. Das Decretum Imperatoris ist allgemein höheres Recht als das Consultum Senatus und das Plebiszit.


    in: Grundsätzlich kann die Gesetzgebung im Imperium Romanum in zwei Wege getrennt werden, das Decretum Imperatoris, durch den Imperator Caesar Augustus, und das Consultum Senatus, durch den Senat. Das Decretum Imperatoris ist allgemein höheres Recht als das Consultum Senatus.




    Codex Universalis
    § 3 Lex

    Eine Lex ist ein ausformulierter Gesetzestext, der in einem konkreten Lebensbereich gesetzliche Bestimmungen definiert. Dieses kann neben einem Definitionsnamen auch noch den Namenszug des Erstellers tragen. Diese Leges werden nach Ratifizierung einmalig veröffentlicht und dann dauerhaft im Tabularium hinterlegt. Eine Eingliederung in einen Codex ist möglich. Eine Lex kann durch ein Decretum Imperatoris, durch ein Consultum Senatus oder durch ein Plebiszit ratifiziert werden.


    in: [...] Eine Lex kann durch ein Decretum Imperatoris oder durch ein Consultum Senatus ratifiziert werden.




    Codex Universalis
    § 7.1 Das Plebiszit

    Nur der Volkstribun kann die Comitia Plebis Tributa (Versammlung der Plebejer) einberufen. Teilnehmer sind alle Nicht-Patrizier und Nicht-Senatoren. Die Comitia Plebis Tributa (Versammlung der Plebejer) kann allgemeingültige Gesetze (Plebiszit) erlassen, wenn mindestens 50% der stimmberechtigten Plebejer (CRV bestanden) an der Versammlung teilnehmen und 60% der Anwesenden für ein Plebiszit votieren. Nicht nur der Volkstribun kann das Thema einer Comitia Plebis Tributa bestimmen, so können auch einzelne Plebejer sich direkt an den Volkstribun wenden und einen Antrag zu einem Diskussionsthema stellen. Jedoch er allein bestimmt, worüber man abstimmt und diskutiert. Der Volkstribun bestimmt Ort und Dauer der Comitia Plebis Tributa. Gegen ein beschlossenes Plebiszit kann nur der Imperator Caesar Augustus sein Veto einlegen, ansonsten wird es unter die allgemein gültigen Gesetze aufgenommen. Der Volkstribun ist Leiter der Versammlung und ist verantwortlich für deren ordnungsgemässe Durchführung. Provoziert er mit Taten oder Worten Ausschreitungen von Seiten der Volksversammlung, ist er dafür nach seiner Amtszeit haftbar und kann angeklagt werden.


    in: gestrichen



    "Vielen Dank." Mit jenen zwei Worten endlich gab er das Rederecht wieder ab und sparte sich an dieser Stelle jedweden weiteren Kommentar über die diversen Unzulänglichkeiten des Plebiszit-Paragraphen. Denn nicht nur, dass doch noch immer etwas vom zusammen mit der Schola Atheniensis abgeschafften Cursus de rebus vulgaribus stand, schloss bereits der zweite Satz alle Senatoren - und damit nicht zuletzt jeden Tribunus Plebis selbst - von der Teilnahme an der Plebeier-Versammlung aus. Und das waren lediglich die ersten beiden und offensichtlichen Missstände innerhalb dieses aus divitischer Sicht überaus unzeitgemäßen Paragraphen...

    Dives war sich sicher, dass er sich mit der erfolgreichen Öffnung der curulischen Aedilität auch für alle plebeischen Senatoren gewiss einige Gegner unter den Patriziern geschaffen hatte - gerade der Diskussionsbeitrag des Consulars Flavius Furianus legte dies doch überaus nah -, sodass er in der Folge nun intendierte, nach der Tat für die plebeischen Senatoren auch ausgleichend etwas für die patrizischen Patres zu tun, auf dass jene bis zu den Wahlen in einem Jahr den iulischen Übergriff auf ihre - wennauch aus divitischer Sicht im Fall der curulischen Aedilität vollkommen zu unrecht beanspruchten - Privilegien vielleicht nicht vergaßen, ihm indes jedoch selbigen dann auch nicht mehr vorhielten.


    So also fand wieder einmal ein Bote aus iulischem Hause den Weg zur Villa Flavia, dem flavischen Consul ein Schreiben des divitischen Quaestoriers zu überbringen, in welchem Dives wieder einmal um das Wort in einem eigenen Tagesordnungspunkt bat, um anschließend wieder einmal ein wenig mit der historischen Keule zu schwingen - nur in diesem Fall einzig nicht zu Lasten der patrizischen Senatoren (allerdings auch nicht wirklich zu Lasten der plebeischen).


    Roma, A.D. XII KAL IUN DCCCLXVI A.U.C.

    Ad
    Consul
    Manius Flavius Gracchus
    Villa Flavia Felix
    Urbs Aeterna



    Iulius Dives Senator Flavio Graccho Consuli s.d.


    Nachdem die jüngsten Wahlen abgehalten wurden und die Magistrate für die nächste Amtsperiode designiert sind, neigt sich das aktuelle Amtsjahr seinem Ende entgegen und hat sich in meinen Augen bisher vor allem durch ein innovativen, die mir überaus liebe Ars Oratoria stärkenden und betonenden sowie den Senat in höchster Gravitas moderierenden Consul Flavius ausgezeichnet.


    Entsprechend war es mir eine Ehre, bereits zwei letztlich beide auf ihre Weise nicht ganz kleine Tagesordnungspunkte in deiner Amtszeit in den hohen Ältestenrat einbringen zu können, wie es mir in der Folge zu gar noch größerer Ehre gereichen würde, noch eine dritte Diskussion in diesem Amtsjahr anstoßen zu dürfen.


    So also möchte ich dich in deiner Funktion als Consul bitten, mir in einer der nächsten Sitzungen des Senats das Wort zu erteilen, über eine angestrebte Reformierung des Amtes des Tribunus Plebis sowie in diesem Zusammenhang gleichsam die ersatzlose Streichung des Plebiszit-Paragraphen zu sprechen.


    Mögen die unsterblichen Götter über dich und deine Familia wachen. Und mögen insbesondere Minerva und Apoll auch die verbleibenden Tage deines Consulats reichlich segnen. Vale bene!


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    MARCUS IULIUS DIVES
    SENATOR ET QUAESTORIUS

    | Quintus Petilius Rufinus


    Der Augenblick der Wahrheit nahte mit großen Schritten, bis er letztlich da war, der Moment, in welchem sich auf einmal die Augen halb Romas auf ihn richteten.
    "Ho...", versagte dem Petilier schon gleich zu Beginn die eigene Stimme ihren Dienst. Hastig nahm er die rechte Faust vor den Mund und räusperte sich. Seine Ohren begannen zu glühen vor Aufregung. "Hohes Gericht! Verehrte Ehrengäste! Geschätztes Volk von Roma!" Quintus fing den etwas mürrischen Blick eines wohlhabend gekleideten Mannes aus der vordersten Zuschauerreihe ein. Kurz senkte der Petilier den Kopf und sah auf den Boden, während er in sich ging und noch einmal tief durchatmete. Anschließend sah er wieder auf und knapp über die Köpfe des Publikums hinweg.


    "Mein Name ist Quintus Petilius Rufinus, Sohn des Quintus Petilius Sophus, Enkel des Quintus Petilius Rufus, und ich stehe heute hier vor euch, den Griechen Theseus zu verteidigen", erklärte er und ließ eine kurze Kunstpause folgen, "zu verteidigen gegen einen Vorwurf, der kurioser kaum sein könnte! Denn dieser Theseus, das lässt sich nicht leugnen, ist ein Held - ja, ein wahrhaftiger Held!", unterstrich Quintus mit seiner zur Faust geballten linken Hand, bevor er selbige senkte und mit seinem rechten Zeigefinger einmal oberflächlich das Publikum musterte. "Aber ich sehe sie genau, die Skepsis in den Augen einiger hier. Deshalb will ich euch nicht mit leeren Phrasen überschütten, sondern will zeigen, weshalb es für mich außer Frage steht, es hier mit einem wahren Helden zu tun zu haben." Er hob seinen rechten Zeigefinger, die Anwesenden zu erhöhter Aufmerksamkeit zu bewegen.


    "Theseus wurde geboren als Sohn der Königstochter Aithra, während die einen im attischen König Aigeus - die anderen in keinem Geringeren als dem großen und mächtigen Poseidon seinen Vater sehen.", ließ Quintus kurz wirken. "Doch machte allein nur seine königlich-göttliche Abstammung den Divus Iulius zu einem Helden Romas?", zog er sodann eine Parallele, welche das Publikum heimlich auf seine Seite zu ziehen versuchte. Denn während die Geschichte des Griechen Theseus für viele stadtrömische Bürger mutmaßlich weit entfernt und lange her schien, war die Geschichte des Iuliers, eines Bürgers ihrer Stadt, ihnen doch vermutlich weitaus näher, wie sie zudem selbstredend auch mehrere Jahrhunderte jünger war. "Nein! Es war nicht allein seine Abstammung, sondern vor allem sein Einsatz für EUCH, seine Taten für das Volk von Roma, welche ihn zu einem zurecht bis heute verehrten Helden werden ließen.", beschwor der Petilier das Publikum und beendete mit einer künstlichen Pause seinen Vergleich.


    "Also richten wir unseren Fokus nun auf die Taten des Theseus - und wir erkennen, dass auch er viel getan und geleistet hat für SEIN Volk, das Volk der Griechen. So nahm er am Argonautenzug teil und war an der Erlegung eines großen und gefährlichen Untiers, des Kalydonischen Ebers, beteiligt. Ferner wählte er nicht den sicheren Seeweg, von Troizen aus - seiner Geburtsstadt, in welcher er bei seiner Mutter aufwuchs - ins Zentrum der griechischen Welt nach Athen - wo sein Vater Aigeus als König residierte - zu reisen. Stattdessen entschied er sich für den ungleich gefährlicheren Landweg, auf welchem er den räuberischen Keulenträger Periphetes im Ringkampf töte. Er brachte den bekannten Straßenräuber Sinis zur Strecke, als jener ihn zu überfallen versuchte. Er befreite die Stadt Krommyon von der dort wütenden krommyonischen Sau Phaia. Er besiegte und tötete den gemeinen Straßenräuber Skiron, den mordenden Ringer Kerkyon und den riesigen Wegelagerer Prokustes - und hatte schon damals, als er sich am Fluss Kephissos vom Blutvergießen rituell reinigen ließ, viel getan für sein griechisches Volk und insbesondere die Sicherheit der Reisenden.", teilte Quintus die lange Liste der großen Taten seines Klienten mit dem Publikum. "Doch seine größte und bedeutendste Heldentat, die sollte erst noch folgen." Nach dieser Ankündigung nickte er kurz bestätigend und ließ eine weitere Kunstpause.


    "Athen, eine Stadt im Herzen Griechenlands wie Roma eine Stadt im Herzen von Italia, war verantwortlich gemacht worden für den Tod des minoischen Königssohnes Androgeos. So griff denn der kretische König Minos die Athener an, bezwang sie und bescherte ihnen, so möchte ich sagen, ihr griechisches Cannae.", sparte Quintus auch weiterhin nicht an Parallelen, welche die anwesenden Römer auf die Seite des Atheners Theseus ziehen und zugleich gegen die Partei der kretischen Klägerin aufbringen sollte. "Die Athener wurden gezwungen, alle neun Jahre sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen als Menschenopfer für den Minotaurus - ein grausames Ungetüm, halb Mensch, halb Stier - nach Kreta zu schicken." Er schüttelte betroffen seinen Kopf. "Ich sage euch, auch die einstigen Punier unter ihrem Feldherrn Hannibal hätten sich gewiss kaum eine schlimmere Strafe einfallen lassen können.", bekam zuletzt auch Minos noch seinen Part in diesem Vergleich zugewiesen.


    "Jedoch mein Klient Theseus meldete sich freiwillig, als einer der zu opfernden Jünglinge nach Kreta zu reisen, um dort den Minotaurus des Minos genauso unschädlich zu machen, wie einst auch der berühmte Cornelius Scipio aufbrach nach Zama, Hannibal und dessen ungetüme Elefanten heldenhaft und vernichtend zu schlagen!", schüttelte Quintus nach dem Divus Iulius nun noch einen weiteren römischen Helden aus seinen Togafalten. "Und ich kann euch sagen, wie Cornelius Scipio mit taktischem Geschick die Elefanten des Hannibal bei Zama ausmanövrierte und so mit Leichtigkeit unschädlich machte, so vermochte es auch Theseus letztlich mit taktischem Geschick und Raffinesse den kretischen Minotaurus zu töten, bevor er alle mit ihm nach Kreta gereisten Athener wieder sicher zurück in ihre Heimat führte. Wäre mein Klient Theseus ein Römer, ja, er würde nach dieser Tat für sein Volk den Ehrennamen 'Creticus' genauso tragen, wie man Cornelius Scipio seit Zama auch anerkennend 'Africanus' nennt.", beendete der Petilier seine Ausführungen dazu, weshalb er seinen Klienten Theseus unbedingt für einen großen Helden hielt.



    "Ich stelle also fest, dass Theseus ohne jeden Zweifel ein Held ist, der Großes geleistet hat für Athen und die Athener Bevölkerung. Hat er im Rahmen dieser Heldentat nun der Ariadne sein Eheversprechen gegeben? - Die einfache Antwort darauf lautet, ja, das hat er.", gab Quintus in nüchternem Tonfall unumwunden zu. "Doch tat er dies aus völlig freien Stücken? Ich wage es zu bezweifeln. - Wurde er indes von Ariadne, über ihre möglichen Motive mag man spekulieren, in dieses Eheversprechen gezwungen? Ich vermag es nicht auszuschließen. - Und zu guter Letzt", betonte er die Climax seines Trikolon, "war dieses Eheversprechen - ob nun freiwillig oder erzwungen - überhaupt gültig und bindend, bedenkt man, dass die Klägerin Ariadne gewiss nicht die Zustimmung ihres eigenen Vaters Minos zu einem Eheschluss mit dem für Athen und gegen Kreta kämpfenden Theseus hatte?!" Mit großen Augen blickte der Petilier auffordernd in die Menge. "Ich vermute nicht nur, sondern bin mir sogar überaus sicher, dass sie diese Zustimmung nicht hatte. Und bei allen guten Sitten, DAS ist eine absolute Ungeheuerlichkeit!", wurde so nun letztlich der zweite Teil der Rede eingeleitet, in welchem es hauptsächlich um Ariadne gehen würde.


    "Ihr Römerinnen und Römer, die ihr euch treu an die Sitten und Traditionen haltet, ich appelliere an euch, die Klägerin Ariadne nicht für das zu sehen, was sie nicht ist. Denn sie war ihrem Vater keine treue und sittsame Tochter, sich zweifellos ohne seine Zustimmung mit dem Sohn des Feindes verloben zu wollen und anschließend mit ihm gar aus dem Reich des Vaters zu fliehen. - Das, Quiriten, ist weder sittsam noch treu; es ist im Gegenteil sogar nicht weniger als ein Verrat am eigenen Vater!", empörte sich Quintus. "Doch was weiß Ariadne überhaupt vom Pflichtgefühl gegenüber der eigenen Familia? IHR, Quiriten, wisst ALLE, was es heißt, der eigenen Familie und den eigenen Ahnen treu zu dienen, den eigenen Namen hochzuhalten - sei er Flavius, Veturia oder Decimus.", bediente er sich exemplarisch bei den Namen der drei Richter, "IHR ALLE wisst, was es heißt, für die eigene Familie - und im Zweifelsfall gegen jedweden Widerstand - einzustehen! Nie würdet ihr auf die Idee kommen, jemanden bei der Ermordung eures eigenen Bruders zu unterstützen." Der Petilier riss in erregter Empörung die Hände nach oben. "Die Klägerin Ariadne hingegen verriet nicht nur ihren eigenen Vater, sondern lieferte meinem Klienten Theseus überdies sogar eigenhändig jene Waffe, welche ihren Halbbruder, den Minotaurus, in der Folge aus dem Leben befördern sollte. - Ja, die Klägerin ist eine Verräterin! Eine Verräterin an ihrer eigenen Familie!", redete er sich allmählich in eine Rage gegen Ariadne.


    "Doch selbst damit noch nicht genug, versucht sie jetzt auch euch, Quiriten - jeden Einzelnen von euch - zu betrügen, zu hintergehen und hinters Licht zu führen! So berichtet sie in ihrer ersten Anhörung mitleiderregend davon, wie sie allein und schwanger auf der Insel Naxos ausgesetzt und von meinem Klienten Theseus verlassen wurde. Dabei sieht die Wahrheit doch eigentlich ganz anders aus!", erhob Quintus einmal mehr seinen tadelnden Zeigefinger gegen die Klägerin. "Denn längst - und ich wiederhole längst - hat sie schon einen neuen Mann sich an Land gezogen! So hat sich, kaum dass mein Klient die Insel Naxos in Richtung Athen verlassen hatte, bereits kein Geringerer als Dionysos der seither alles andere als schwanger auf sich allein gestellten Ariadne angenommen.", förderte der Petilier auch die zweite Hälfte der Wahrheit mit Vergnügen noch ans Tageslicht. "Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und stelle die Vermutung in den Raum, dass diese gesamte Klage der Ariadne einzig und allein nur den einen Grund hat, mit einer öffentlichen Verurteilung meines Klienten selbst besser dazustehen und sodann gleich in das nächste Eheversprechen sich zu stürzen!" Es folgte ein energisches Kopfschütteln.


    "Deshalb fasse ich am Ende meiner Rede noch einmal alle Fakten zusammen und stelle fest, dass auf der einen Seite mein Klient Theseus ein wahrhaftiger Held ist, der genauso Großes leistete für Athen wie einst auch Cornelius Scipio Africanus Großes leistete für Roma. Auf der anderen Seite steht die Klägerin Ariadne, die sich auszeichnet vor allem durch ihre fehlende Sittsamkeit und Treue, ihr fehlendes Familiengefühl, und nicht zuletzt natürlich auch ihre dreiste Schamlosigkeit." Quintus holte vor seinem finalen Todesstoß noch einmal tief Luft. "Denn hohes Gericht, verehrte Ehrengäste und ihr geschätzten Quiriten, wir befinden uns hier und heute auf römischen Boden in Roma. Hier gilt folglich nicht zuletzt auch unser gutes römisches Recht. Und jenes zuletzt, das gebe ich dem hohen Gericht überaus mahnend zu bedenken, lehnt jeglichen Zwang zur Ehe entschieden ab. So rufe ich daher das hohe Gericht und alle Anwesenden auf, dieser klar und deutlich gegen die guten Sitten verstoßenden Klage auf einen Bruch des heiligen Eheversprechens mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten, sie abzuweisen und der Klägerin nicht auch noch die Möglichkeit zu geben, vor einer derart breiten Öffentlichkeit und den höchsten Vertretern Romas ihre falsche Selbstdarstellung weiter zu verbreiten.", brachte der Petilier sein stärkstes Argument samt zugehöriger Schlussfolgerung und einem entsprechenden Appell selbstredend erst zum Schluss seiner Rede an. Nicht zuletzt auch hätte er wohl kaum noch viel lobpreisen und wettern können, hätte er auf die Unsittlichkeit dieser Klage bereits zu Beginn seiner Rede hingewiesen.


    So also hatte Quintus seine Wettbewerbs-Rede hinter sich gebracht. Sein erster Blick selbstredend ging sodann in Richtung seines Vaters, den er mittlerweile natürlich ausgemacht hatte im Publikum. Dabei konnte der junge Petilier nur hoffen, dass der ältere Petilius am Ende doch etwas Gefallen gefunden hatte an den Ausführungen seines Sohnes. Vielleicht bekäme Quintus Minor am Ende gar erstmals ein Lob des Quintus Maior zu hören? - Es war eine Stille Hoffnung, vor deren Erfüllung oder Nicht-Erfüllung in jedem Fall jedoch zunächst erst einmal die Beantwortung möglicher Fragen des Richtergremiums stand.


    Sim-Off:

    Edit: Rechtschreibung will gelernt sein.