WOW! An diesem Thema schien sich Fausta tatsächlich etwas aufzureiben, wenngleich Dives zugeben musste, dass sie mit ihrer letzten Bemerkung durchaus auch einen Punkt hatte. Denn wenn dieser Selenus mit vier Jahren gekauft wurde und jetzt 34 Jahre alt war, dann lag dieses Ereignis, so er sich nicht verrechnet hatte, wohl ziemlich genau 30 Jahre zurück - und so alt schätzte er weder seinen Cousin Macro noch und erst recht nicht Torquata, sodass ihm gerade die letzte Aussage, dass Ocatavenus betont tatsächlich einen Lehrer für seine Kinder suchte, doch ein wenig fragwürdig erschien. Jedoch schob er derlei Ungereimtheiten auf die Jugend seiner Cousine, die in ihrer Aufregung und Erregung ob dieser kleinen Diskussion mit Fausta sicherlich nur irgendetwas verwechselt hatte oder sich versprochen hatte oder ähnliches. Soetwas passierte gerade in jungen Jahren - nicht dass er selbst sich hier als besonders alt betrachtete (!) - schließlich schnell.
"Nun, ich denke, wir sollten unsere Gemüter vielleicht wieder ein wenig abkühlen.", versuchte der Tribun die Lage etwas zu beruhigen. "Torquata, vielleicht könntest du - um auf meine vorherige Frage noch einmal zurückzukommen - mir ja einfach sagen, wie ich diesen Iulianus Selenus am besten erreichen kann. Dann lade ich ihn nämlich ein hierher, in die Casa Iulia, und mache mir einfach selbst ein Bild von ihm.", schlug er vor und befand diesen Kompromiss für durchaus tragbar für beide Frauen. "Lebt er in Misenum oder dem misenischen Umland? Irgendeine Art von Anschrift wäre da natürlich sehr hilfreich.", erklärte er sodann, was er wollte und brauchte. Denn er selbst kannte besagten Mann ja bisher nicht.
"Und um im Anschluss daran auch wieder auf das Schreiben deines Vaters zurückzukommen", begann er, nachdem ihm vorheriges Thema abgeschlossen erschien, "werde ich mich dem Wunsch deines Vaters, meines Onkels, selbstredend nicht entgegenstellen und gerne seinem Willen entsprechend die Vormundschaft für dich übernehmen, Torquata." Damit war dieser Punkt wohl soweit erst einmal unter Dach und Fach. "Der Grund, aus dem ich dich zuvor auch nach deinen Plänen und den Plänen deiner Eltern befragte, ist folgender: Ohne lange um den Puls zu reden; es ist offenbar der letzte Wunsch deines Vaters, dass du als Jungfrau in den hohen und verantwortungsvollen, aber deshalb auch sehr angesehenen Dienst der Vesta trittst.", konnte sich der Iulier letztlich mal wieder doch nicht ganz so kurz fassen und schlich folglich durch die übermäßigen verbalen Ausschmückungen doch ein wenig um den springenden Punkt. Und da man auf einer derartigen Überraschung bekanntlich nicht stehen konnte, gab es gleich noch eine zweite dazu:
"Und vielleicht ist es dir bekannt, Torquata. Vielleicht ist es dir auch neu. Doch wusste dein Vater ganz offensichtlich sehr genau, dass es dir in deiner jetzigen Situation nicht möglich sein wird, ihm ebendiesen Wunsch zu erfüllen. Du kannst nicht vom Pontifex Maximus ergriffen und... 'geraubt' werden, wenn du nach dem Tod deines Vaters nun folglich nicht mehr unter seiner und allgemein unter NIEMANDES Patria Potestas mehr stehst.", führte er aus und ließ den Anwesenden einen kurzen Moment, um all dies aufzunehmen und einen Augenblick lang zu verarbeiten. Er atmete noch einmal tief durch, bevor er verkündete: "Aus diesem Grund nun wünscht dein Vater, dass ich dafür Sorge trage, dass du adoptiert wirst. Und genauer schlägt er sogar vor, dass ich derjenige sein soll, der dich als seine Tochter annimmt.", formulierte der Iulier einmal mehr bewusst neutral diese Bitte seines Onkels Octavenus und betrachtete neben der Reaktion seiner Cousine auf diese Nachricht selbstverständlich vor allem auch, wie Fausta ebendiese Neuigkeiten aufnahm. Immerhin wäre eine Adoptivtochter je keine gemeinsame Tochter in dem Sinne, was durchaus Probleme bedeuten konnte und Konfliktpotenziel nicht nur mit Fausta - die beiden Frauen hatten da ja schon einen ganz ansehnlichen Start hingelegt -, sondern später eventuell auch mit ehelichen Nachkommen. "Mit der Captio durch den Pontifex Maximus würde Torquata natürlich rein rechtlich sogleich wieder aus dem Familienverband ausgeschlossen werden und verlöre damit insbesondere den Anspruch mich intestatisch zu beerben, wie sie auch von der Geschlechtsmundschaft sogleich wieder befreit wäre.", gab der Iulier seiner Frau noch ein paar zusätzliche Informationen, die sie hoffentlich dazu stimmten, dass sie nicht ganz und gar grundsätzlich gegen diese Idee des Ocatvenus wäre. Andernfalls wohl, denn hier musste der iulische Tribun auch an sich denken, müsste er wohl einen alternativen Adoptivvater innerhalb der Verwandtschaft auftreiben...