Beiträge von Marcus Iulius Dives

    In der Tat schien es wohl bei einer Nachfrage zu bleiben, was der Iulier natürlich durchaus begrüßte. Damit zeigte sich wohl einmal mehr, dass es gut war, dass er er war - und kein Annaeus, Atius oder Aurelius. So wie selbst bei dem Decimus noch kritisch hinterfragt wurde, schien das sogar mehr als nur gut zu sein! Denn vermutlich waren die Senatoren bei so vielen Vorstellungen so vieler Kandidaten auf so viele untere Magistraturen irgendwann auch einfach soweit, dass sie den Blick bei allem ihnen zweifelsfrei eigenen Engagement lieber auf die hohen und höchsten Ämter des Cursus Honorum zu legen gewillt waren. Das kam natürlich gerade jenen Candidati zugute, die im Vorfeld eh bereits an viele Türen geklopft hatte, sinnbildlich gesehen. Und so war Dives trotz des nach ihrem Gespräch wohl zu erwartenden Seitenhiebes des Ducciers auf das nicht absolvierte Tirocinium Fori durchaus zufrieden, während andere, spätere Bewerber vielleicht, denn das konnte man ja nur vermuten, unglücklich darüber waren, dass sie um des zusätzlichen Profils nicht mehr zu Wort gebeten wurden.
    Schlussendlich blickte der Duumviralicius noch einmal zu dem sicher vermuteten Consular, der hier die einzige Frage gestellt hatte (und fragte sich dabei innerlich selbst, ob dessen letzte Reaktion nun ein eher gutes oder eher schlechtes Zeichen sein mochte), schenkte Sedulus, Senator Duccius, Senator Decimus und Consular Aelius ein dankbares Lächeln für ihre unterstützenden Worte und nickte zu guter Letzt seinem vinicischen Patron hoffnungsvoll zu. Dann räumte er das Feld für den nächsten Kandidaten, der sich schon kurz darauf - nach 'I' kam 'L' - als Laberius vorzustellen begann...

    Der Iulier tauchte noch einmal kurz ab und wandte sich anschließend an seinen patrizischen Freund:
    "Nun denn scheint es wohl zu nichts mehr hierzu zu sagen zu geben. Das trifft sich insofern ganz gut, als dass ich eh langsam in Richtung Tepidarium aufbrechen sollte, um meinen späteren Termin im Frigidarium nicht zu verpassen.", erklärte Dives mit bedauernder Miene.
    "Ich hoffe, du bist mir darob nicht allzu verstimmt. Mir jedenfalls war es nicht nur eine Freude dich wiederzutreffen, sondern darüber hinaus auch ein Vergnügen über unsere Kandidaturen zu reden. Dazu werde ich uns beiden im Übrigen auch kräftig die Daumen drücken... Ich meine, nicht dass du das nötig hättest...", schmeichelte er dem Tiberier mit einem etwas spitzbübischen Lächeln schlussendlich noch ein wenig in der Hoffnung darauf, dass jener ihm auf diese Weise noch eher verzeihen würde und ihn für heute ohne Groll aus seiner Gesellschaft entließ.


    Sim-Off:

    Ich denke einfach, dass mit dem Ende der Wahl heute abend eigentlich nichts mehr groß anliegen dürfte, oder?
    Zu einem zeitlich späteren Treffen bin ich natürlich sehr gerne bereit - entweder hier oder... woanders. ^^

    Ja, damit tauchten die Namen der Gesandten nun wahrscheinlich in irgendeinem der vermutlich unzähligen Palastprotokolle auf. Ob es ihnen jemals einen Nutzen bringen würde, wer wüsste das zu sagen? Nichtsdestotrotz war es wohl ein Akt der Höflichkeit sich seinem Gegenüber vorzustellen, sofern man sich nicht bereits kannte. Und der Cornelius kannte die ausgewählten Gäste aus Ostia mit nahezu vollkommener Sicherheit nicht.
    Doch wie dem auch war, boten sich derartige Gespräche mit höchst wichtigen, überaus einflussreichen und extrem mächtigen Leuten natürlich geradezu an, um diverse Namen geschickt zu platzieren oder auch ungeschickt einfach nur in positivem Zusammenhang fallenzulassen. Und genau das taten die ostiensischen Delegierten nun auch - begonnen mit dem Hafenverwalter, der auf die Fragen des Princeps als erster etwas antworten zu müssen meinte:


    "Nun, mein Kaiser, als Hafenverwalter des besagten Tores Romas in die verschiedenen Provinzen deines Reiches beschränke ich meine Aussage mal auf ebendiese Tore Romas. Ganz sicher muss man hier feststellen, dass noch immer nicht der Warenumsatz erreicht ist, den die Häfen vor dem Bürgerkrieg erreichten. ABER sie befinden sich auf einem guten Weg! Gerade dank dem senatorischen Aedilis Plebis Duccius Vala und deinem kaiserlichen Procurator Annonae Germanicus Aculeo werden wir wohl bald schon mit größeren Lieferungen aus dem Osten rechnen können, sodass ich dir guten Gewissens versprechen kann, dass sich die Lager und Speicher der Ewigen Stadt schon bald wieder auf ein solides Niveau füllen werden.", erklärte Sulpicius Cornuntus und nickte hernach mehrmals treu und bestätigend mit dem Kopf.
    "All das, dies darf man bei dieser Gelegenheit nicht verschweigen, war und ist natürlich nur deshalb so zu bewältigen, weil die Befreiung Ostias so friedlich vonstatten ging. Aus Roma hörte man ja von schrecklichen Plünderungen bis hin zu Morden! - Ostia hingegen ist ruhig geblieben, denn nicht nur, dass unter der Federführung von Iulius Dives und Helvetius Ocella, hier, ein privat finanzierter Fonds geschaffen wurde, aus dem kriegsbedingte Reparaturen und diverse Nahrungsmittelbeschaffungsmaßnahmen bezahlt wurden, hat die Stadt auch eine Bürgerwehr eingerichtet, die es im Gegensatz zu den hier stationierten regulären Truppen vermochte die Lager und Speicher der Hafenstadt etwas erfolgreicher gegen Anschläge zu schützen.", fügte der gewesene Praefectus Ostiensis Cassius Hemina Maior hinzu.


    "Überhaupt haben sich einige Mitglieder des Ordo Decurionum sehr engagiert gezeigt, möchte ich sagen. Auch dein Procurator Germanicus Aculeo, der ebenfalls einen Sitz in unserer Curia hat, hat sich finanziell großzügig gegeben bei der Unterstützung öffentlicher Bauten. Und Iulius Dives, hier, hat gar einen ganzen Tempelbau in die Wege geleitet und nicht zuletzt zu Teilen auch privat finanziert. Natürlich ist dieses Heiligtum für den höchsten der Götter noch nicht vollendet in der verstrichenen Zeit. Doch als Pontifex Maximus wirst du, mein Imperator, einem lokalen Pontifex Vulcani sicherlich darin zustimmen, dass die Gunst der Götter ein äußerst hohes und empfndliches Gut ist, das stets unserer besten Pflege und höchsten Aufmerksamkeit bedarf.", vervollständigte der Pontifex das derzeitige Bild der Straßen und Plätze Ostias. Dives vermochte nach seinem Umzug hierüber ja nicht mehr ganz so aktuell berichten zu können. Dafür hatte er andere Dinge im Kopf:
    "Dennoch, erhabener Augustus, ist es so kurz nach einem Bürgerkrieg kaum möglich, dass absolut alles zur Zufriedenheit der Bürger und ihrer gewählten Spitzen ist. Gerade die alltäglichen Probleme und Sorgen, die während solch großer Konflikte temporär in den Hintergrund traten, stauten und sammelten sich natürlich in dieser Zeit. Und nun, nachdem du nicht nur das römische Imperium von einem Scheusal befreit hast, sondern sich ganz speziell auch Ostia von seinem Stadtpatron loslöste, wird es kaum einfacher der Hafenstadt ein ihrer Bedeutung entsprechendes Gehör zu verschaffen.", schüttelte der Iulier leicht den Kopf und war gespannt, ob der Princeps auf diesen Punkt des Stadtpatronats näher eingehen würde.
    "In der Tat, erhabener Augustus, gibt es daher durchaus eine Bitte, die wir im Namen des Civitas Ostia auch gezielt an dich herantragen möchten: Wir wären mehr als froh, wenn du schon bald wieder eine traditionsgemäß in Ostia stationierte Vexillatio der stadtrömischen Vigiles, sowie eine Stadtkohorte in die Hafenstadt entsenden könntest. Eine solche Normalisierung der Verhältnisse würde nicht nur für einen erneut besseren Schutz gerade der Häfen und der dort bald zu erwartenden großen Lieferungen, von denen der Hafenverwalter sprach, sorgen, sondern nicht zuletzt natürlich auch die städtische Kasse entlasten, da sich sodann die Bürgerwehr auflösen könnte, weil ihr Zweck damit erfüllt wäre.", führte der Duumviralicius aus und überließ das Wort damit wieder dem Kaiser. Dabei nun überlegte er, wie er sich thematisch von Ostia entfernen könnte, um auch das zweite Geschenk für den Cornelier, das weitaus bescheidener war, dafür jedoch auch nicht gleich von einer ganzen Civitas kam, loszuwerden...

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Tsuniro1.jpg] | Tsuniro et Audata |


    Die Aegypterin zuckte lässig mit den Schultern.
    "Ich weiß nicht, so gut kenn' ich den Herrn Iulius Dives nicht.", weil sich in dessen Kopf ja allem Anschein nach schon ein ganz anderes Mädel festgesetzt hatte! Da Tsuniro nun nicht gerne viel schuftete und dieser Iulier ganz offensichtlich kaum bis gar nicht empfänglich war für ihren Charme, versuchte sie ihm zumeist einfach aus dem Weg zu gehen und ihre 'Arbeit' lieber dort zu verrichten, wo sie sie auch delegieren konnte - zum Beispiel hier bei Macro!
    "Aber WENN es einen Fluch gibt, dann trifft der bestimmt auch ihn früher oder später.", kommentierte sie noch, bevor das neue Thema sodann Iulius Crassus hieß.
    "Was der Unrechtes getan hat? Ha! Das willst du gar nicht wissen! Angetrieben hat er mich zu körperlicher Schwerstarbeit, wie er alle Frauen in diesem Haus - gleich ihres Standes - immer nur schlecht behandelt! Willst du wissen, warum es in dieser Casa nur so wenige Frauen gibt, dass selbst die wenigen hier lebenden sich bei jeder besseren Gelegenheit in die Stadt oder hinaus aufs Land flüchten, sodass man sie hier kaum noch sieht, geschweige denn ihre Namen allzeit parat hat?! Ich sag dir, was er mit der letzten - Aemilia Caenis - gemacht hat, als er sie hier angetroffen hat: Er hat ihr, der Schwester eines Klienten des Hausherrn, erst schöne Augen gemacht und sie dann eiskalt für seine Zwecke missbraucht! Ich kann dir nicht genau sagen, was er getan hat, aber ich habe die Aemilia seither NIE wieder hier gesehen!", spielte die Sklavin das Ganze etwas hoch. Denn tatsächlich war die Aemilia nur irgendeine Cousine und nicht die Schwester eines Klienten Centhos und die Gründe für deren Verschwinden aus diesem Haus hatte sich Tsuniro schlichtweg selbst zusammengereimt. Für sie war jedoch sicher: So musste es gewesen sein!
    "Wenn du so willst, dann liegt auch da ein Fluch auf deinen Verwandten, die in der kaiserlichen Kanzlei arbeiten: Entweder sie sind solche... Monster und leben das auch hier im Haus voll aus oder aber sie sind anständig und vorbildlich, werden dann aber von Schicksalsschlägen begleitet aus Roma vertrieben und weggeekelt. Der Herr Iulius Lucanus zum Beispiel war immer anständig, vor allem im Vergleich zu seinem Bruder, dem Lebemann. Und was ist mit ihm passiert? Erst haben die Götter ihm seinen Rückhalt genommen, indem sie privat seinen Bruder weit weg nach Aegytus schickten und beruflich seinen Vorgesetzten auch versetzten oder ich glaube sogar gleich ganz umbrachten, bevor sie ihn mit allerlei Plagen vom Palatin und aus Roma irgendwohin aufs Land vertrieben!", berichtete Tsuniro eine weitere ihrer zusammengereimten Stories, an denen sicherlich manches stimmte, dies und das etwas übertrieben war und anderes auch wieder nur ihrer Fantasie entstammte. Auch hiervon war sie nichtsdestotrotz natürlich vollauf überzeugt und ließ daran auch keinerlei Zweifel in ihrer Intonation.


    Audata unterdessen kniete breitbeinig über Iulius Macro, massierte seine Schultern mit vollem Körpereinsatz, ließ ihre weiblichen Rundungen seine Haut berühren und hauchte ihm dabei lustvoll angestrengt ins Ohr... Denkste! Natürlich stand die schüchterne Sklavin noch immer nur stumm neben dem Bett, über das sie sich nur soweit lehnte, dass sie mit beiden Händen gut an die Schultern des Iuliers heranreichte, und massierte und knetete fleißig jede Verspannung aus dem attraktiven Körper. Kurz stockte sie, als er so leicht zusammenzuckte, bevor sie jene Stelle besonders vorsichtig vom Mühsal der langen Reise befreite.
    Anschließend nahm sie aus einem kleinen Fläschchen auf dem zum Bett gehörigen Beistelltisch etwas Honigöl, das angeblich besonders entspannend und beruhigend wirken sollte, und ließ es über den Rücken des Iuliers laufen. Die etwas kühle Flüssigkeit floss von den Schulterblätten hin zur Wirbelsäule und bahnte sich anschließend kontinuierlich ihren Weg an der Wirbelsäule hinab. Erst etwa auf Hüfthöhe hielten die beiden Hände Audatas den Strom auf und schoben das süß duftende Honigöl unter dem leichten Druck der Handballen erst den Weg zurück, hinauf zu den Schulterblättern, bevor es von dort nach und nach auf dem gesamten Rücken massierend verteilt wurde. Dabei fuhr die Sklavin immer wieder sanft mit ihren Fingern an der Wirbelsäule entlang, wo sich naturgemäß das noch unverteilte Massageöl samelte, bevor es erfolgreich eingeknetet und eingearbeitet werden konnte.




    SKLAVE - CASA IULIA

    Nachdem der Sergius über den sicherlich auch etwas provokanten Vorschlag der Auflösung seines Vereins scheinbar erst einmal etwas nachdenken musste, nutzte Dives seinerseits die Möglichkeit nach Sedulus das Wort zu ergreifen.
    "Einen einfachen Stallburschen?", blickte er den neuen Factioführer zunächst etwas zweifelnd an. Schließlich hörte sich diese Bezeichnung ja auch schon so vergleichsweise geringwertig an. Heute sangen die Goldhäschen etwas von feinen Seidenhosen der Veneta-Mitglieder. Sollten sie morgen von... keine Ahnung... Hosen aus Leder singen? Und welcher Fan sollte einen ehemaligen Stallburschen anfeuern? Aber der Iulier hatte da eine Idee:
    "Nein, davon würde ich persönlich eher abraten. Wie sollte ein Mann, der sich bis heute nur um das Futter und die Pflege unseres Gestüts gekümmert hat, auch so schnell wettkampftauglich umgeschult werden? Allerdings meine ich, dass man sich unter den jüngeren Pferdetrainern ja mal umschauen könnte. Sie bereiten die Tiere - natürlich auch mithilfe der Erfahrung unserer ehemaligen Spitzen-Aurigae - speziell auf die Rennen vor. Und insbesondere der Bithynier Prusias Kynegros *, der zuletzt unserem Tolimedes zur Hand ging, als auch der Gallogermane Vibilius Thoas *, ein Gefolgsmann des Casetorix, fielen mir da auch spontan als mögliche Kandidaten ein.", erklärte der Vicarius und schaute zunächst fragend zu Sedulus, bevor er auf die Reaktion der übrigen Sodales gespannt war. Fakt war aber sicherlich, dass sich ein ehemaliger Trainer, wennauch nur für Pferde, wohl besser nicht nur auf ein Rennen vorbereiten, sondern letztlich auch vermarkten ließ.


    Sim-Off:

    * zu deutsch: Prusias der Jäger bzw. Vibilius der Schnelle


    "Beide dürften so um die 16 Jahre alt sein, weshalb ich gleich dazu sagen möchte, dass wir selbst mit dem einen oder dem anderen auf jeden Fall noch mindestens einen weiteren, erfahreneren Auriga extern beschaffen sollten. Wer sich etwas damit beschäftigt hat, dem werden vielleicht die Namen Braecus, Oxtaius und Tanco etwas sagen...", führte er weiter aus und wandte sich anschließend hauptsächlich an Sedulus:
    "Mit denen sollten wir bald einmal Kontakt aufnehmen und schauen, dass wir wenigstens einen von ihnen für uns gewinnen."

    Der junge Iulier, der nicht zuletzt auch erst einmal die Tatsache verdauen und verinnerlichen musste, dass sein Gegenüber Serapios Vater war, nickte dankbar. Er ahnte folglich auch noch nicht, dass sein Patron aufgrund jenes verwandtschaftlichen Faktums den Kandidat für das Consulat wenigstens zum aktuellen Zeitpunkt unter keinen Umständen unterstützen würde. Und so hörte Dives nun auch aufmerksam zu, was der Decimer sich für seine Amtzeit vornehmen wollte, und versuchte sich möglichst viel davon zu merken. Dann kam die Sprache zurück auf ihn selbst:
    "In der Tat kann ich sagen, dass meine Rede vom Gerüst her steht. Hier und dort gibt es sicherlich noch einige Ecken und Kanten und nicht zuletzt werde ich natürlich auch nochmal einige Zeit zum Auswendiglernen und für angemessene Gestik, Mimik, Intonation und ähnliches brauchen, aber doch, ich denke, dass ich soweit ganz zufrieden mit dem Ergebnis sein kann. Jedenfalls behauptet das nicht zuletzt auch mein rhetorischer Wahlhelfer, der sonst in Ostia in einer Bibliotheca tätig ist.", erklärte er lächelnd und brauchte wohl nicht weiter zu erwähnen, dass er den Mann - Caius Caelius Caldus, so der an dieser Stelle erst einmal verschwiegene Name - selbstredend aus seinen Jahren in der Hafenstadt kannte.
    "Ich werde mich vermutlich ganz simpel zunächst mit meinem Anliegen vorstellen, dann kurz meine Ausbildung thmatisieren, wobei der Schwerpunkt klar auf meinen verschiedenen Tätigkeiten in Ostia liegen wird. Anschließend werde ich überleiten, dass ich aber auch in Roma bereits einiges erreichen konnte, und werde zum Beispiel meine Arbeit in der Schola Atheniensis anführen, von der ich dir bereits erzählte. Ja, und schlussendlich werde ich dann natürlich noch einmal begründen, weshalb ich mich ausgerechnet für die Aufgaben eines Decemvirn als besonders geeignet betrachte und daher ausgerechnet Teil der Decemviri stlitibus iucandis werden möchte. Das wars eigentlich schon.", fasste der Duumviralicius grob zusammen und umschrieb den einen oder anderen Punkt natürlich auch einfach nur. Auch er wollte schließlich im Senat noch Neues bieten können. Was konnte er darüber hinaus vielleicht noch sagen? - Dass seine Rede selbstverständlich mit den Worten 'Patres Conscripti' begann? Oder dass seine Rede selbstredend mit einem rhetorischen Stilmittel enden würde? Dass er sich natürlich _nicht_ für etwaige Aufmerksamkeit bedanken würde, wie ihm sein rhetorisches Helferlein immer wieder eingetrichtert hatte? Oder vielleicht, dass er wenigstens in seiner eigentlichen Rede den Namen Vescularius Salinator in allen möglichen Varianten vermeiden würde auszusprechen? Dass es eine Stelle in seiner Rede gab, die beinahe ganz natürlich zu einer Nachfrage einladen würde, auf dass er sich auch bereits im Vorfeld speziell darauf vorzubereiten wusste und später ohne großes Überlegen oder Verhaspeln antworten könnte? Nun, das alles interessierte den Senator sicherlich kaum. Der würde seine eigene Rede ja bestimmt kaum anders auf die Beine stellen...


    "Bei einem Zwanzig-Männer-Kollegium ist das ja eher unüblich, wie es auch von den Bewerbern speziell auf das Decemvirat mit letztlich zehn Mitgliedern eigentlich nicht gemacht wird, aber trittst du gemeinsam mit einem anderen Senator an? Ich meine, sicherlich nicht nur, aber doch gerade für die Consulatswahlen bietet sich das doch bestimmt an, oder?", erkundigte sich der Iulier statt weiter irgendwelche Kleinigkeiten über seine spätere Rede vor dem Senat zu erzählen.
    "Persönlich kenne ich das ja von meinen Duumviraten in Ostia aus eigener Erfahrung. Nicht nur, dass man sich auf diese Weise gegenseitig einen gewissen Wählerkreis erschließt und sich den Wahlkampf ein wenig aufteilen kann. Darüber hinaus vermochte ich in meinen jungen Jahren nur deshalb Duumvir zu werden, weil mein Mitstreiter etwas erfahrener war und hinter ihm sogar noch ein _ganz_ erfahrener Vater stand. Damit konnte ich meine Schwäche gegenüber den eher konservativen Kräften etwas ausgleichen, während mein nebenbei erwähnt auch ganz guter Freund durch mich ein wenig mehr in den Bereichen Stärke zeigen konnte, die eher nach neuen Ideen und Veränderung strebten.", führte Dives aus. Dabei war ihm natürlich bewusst, dass er einem Senator diese Idee sicherlich nicht erst so groß erklären musste, doch wollte er eben betonen, dass er selbst auf diesem Gebiet nicht nur theoretisches Wissen besaß, sondern auch schon praktische Erfahrung damit gesammelt hatte. (Und schlussendlich wollte er natürlich auch einfach nur noch etwas sagen, um das ansonsten an seinem Ende angelangt erscheinende Gespräch nicht zu beenden. Denn dieser Schritt stand ihm hier wohl kaum zu, sondern war einzig Sache des Senators...)

    Und letztlich waren es also doch die Ereignisse der verdammten letzten Jahre gewesen! Dass es allerdings allem Anschein nach tatsächlich um den Decimer zu gehen schien, nahm Dives zufrieden zur Kenntnis. Das hieß schließlich, dass er zwar (natürlich) noch nicht den consularen Weitblick besaß, dafür jedoch durchaus schon ein wenig in die richtige Richtung zu schauen in der Lage war. So zumindest die Sicht des jungen Iuliers, der sich gerne mal ein Erfolgserlebnis zuschrieb, wenn es denn so explizit keines zu vermelden gab.


    Bei der folgenden Erklärung, die dem Klienten absolut stichhaltig und logisch erschien - und wer wäre er letztlich auch, dass er seinem Patron hier großartig widerspräche - konnte er nur hier und dort mit ein wenig betretener Miene nicken. Insbesondere die Sichtweise des Sohnes, der seinen Vater zu übertreffen versuchte, war ihm persönlich ja durchaus vertraut. Mit der anderen Richtung hatte sich der Duumviralicius, der bereits beide Elternteile in jungen Jahren verloren hatte, bislang nie großartig befasst und nicht zuletzt war sein Blick bei der Rede von Serapio natürlich auch stets mit anderen Sachen fern jeder Politik beschäftigt. Durchblick? - Weit gefehlt. Er überlegte kurz.
    "Ich glaube, ich verstehe. Eltern haften für ihre Kinder, sagt man, oder? Und unabhängig davon, wieviel politisches Gespür Decimus Serpio als Militär, der er ist... oder war, hat oder hatte, wäre es gerade aufgrund des Verhältnisses zwischen seinem Vater und dem Usurpator eben an Senator Decimus Livianus gewesen, seinem Sohn die Augen zu öffnen. Das macht ihn, wenn ich das so schließen darf, dann also zumindest politisch zu einem Mitverantwortlichen für die Taten seines Sohnes und er wäre folglich keine zwei Jahre nach dem Bürgerkrieg untragbar als Consul. - Also, ich meine, welches Zeichen würde der Senat mit einer solchen Wahl dem Augustus senden, nicht wahr?", versuchte Dives nachzuvollziehen und blieb dabei gerade in Bezug auf Serapio natürlich möglichst vage. Zumal sich letztlich doch auch irgendwo die Frage stellte: Wie sollte ein Nicht-Politiker allein für irgendetwas eine politische Verantwortung übernehmen? Denn darum ging es hier ja - und nicht etwa um eine juristische Schuld, die vielleicht und unter Umständen... aber daran wollte der Iulier gar nicht erst denken!


    "Betrachtest du es in der Folge also als einen Fehler von mir, dass ich den decimischen Senator aufgesucht und von meiner Kandidatur zu überzeugen versucht habe? - Ich meine, er überraschte mich ja selbst am Tag meines Besuchs mit seinen politischen Plänen.", begann er sich sogleich zu rechtfertigen. "Aber dafür, dass der Senator meiner Gens in der Vergangenheit eigentlich stets recht nahe stand und sogar einst in Erwägung zog eine meiner Cousinen zu ehelichen, bevor jene leider viel zu früh verstarb, sah ich das schon auch irgendwo als eine gewisse Pflicht an. Und dazu kommt ja noch die tatsächliche Ehe zwischen Senator Decimus Meridius und meiner etwas entfernteren Tante Iulia Severa...", argumentierte der Iulier für seinen Besuch und überlegte, dass er wohl kaum seine unwiderrufliche verwandschaftliche Verbindung zu einem Triumphator und dessen Nachkommen verleugnen könnte oder wollte oder freiwillig würde. Im Gegensatz zu dem decimischen Senator oder Dives' Onkel Victor, konnte diese Verwandtschaft doch wohl schließlich wirklich kaum etwas für die jüngste Geschichte! Doch deswegen war der Duumviralicius ja nicht hier.
    "Zu guter Letzt habe ich dem Senator Decimus Livianus auch deutlich gesagt, dass ich sein Anliegen lediglich an dich herantragen kann, was hiermit nun geschehen ist. Mehr habe ich ihm nicht versprochen, weil ich ihm schließlich auch kaum mehr hätte versprechen können.", versuchte er schlussendlich noch das Bild zu zeichnen, dass unterm Strich ja eigentlich kein Schaden entstanden war - im Gegenteil war der Vinicier jetzt auf die Kandidatur des Decimers vorbereitet, falls ihn diese Information nicht auch auf anderem Wege schon irgendwie erreicht hatte.


    Und apropos Vorbereitung:
    "Betreffs Tiberius Lepidus hilft es ihm ja sicherlich auch schon, wenn du seiner Rede in der Curia Iulia nach diesem meinem Hinweis auf seine Person etwas mehr deiner Beachtung schenkst und dich dann infolgedessen dazu entscheidest ihn entweder zu unterstützen oder eben nicht.", schlug Dives zu dieser Sache vor. Denn für einen persönlichen Besuch war es ja vergleichsweise spät.

    Tatsächlich tat es nach dieser doch etwas längeren Rede wahrlich gut, wenn man Zuspruch bekam. Dass jener nun aufgrund der Anstrengungen, die der Iulier bereits vor dem heutigen Tage zum Gewinn einiger wichtiger Stimmen unternommen hatte, gleich derart hoch ausfiel, war natürlich umso besser. Erst sprach sich der eigene Patron für ihn aus, dann ein weiterer Consular, dessen Stimme überdies auch die des leiblichen Bruders des ermordeten Valerianus - für einen IULIUS - war, und nicht zuletzt auch der gewesene Praetor Decimus Livianus. Der Duumviralicius lächelte vorsichtig und überlegte: Es fehlten von den Stimmen, um die er sich wirklich auch persönlich bemüht und gekümmert hatte, eigentlich nur noch der Duccius und Sedulus, da es bezüglich Onkel Victors wohl das beste wäre, wenn der sich vornehm zurückhielte und stattdesssen einfach nur später eine positive Stimme für seinen Neffen abgab.
    Und apropos Zurückhaltung: Letztlich stellte einer der Senatoren Dives in der Tat noch die Frage, mit der der Iulier eigentlich vom aurelischen Wolf gerechnet hatte. Nun, dachte er sich aber sogleich, vielleicht hatte sein tiberischer Freund es gänzlich unverhofft ja doch geschafft den Aurelier zumindest davon zu überzeugen, dass der sich nach dieser Rede hier wenigstens nicht negativ über den gewesenen Duumvirn äußerte...


    "Gerne, Senator, möchte ich näher ausführen, was ich damit meinte, als ich sagte, ich hätte Roma und dem Imperium mit großer Verantwortung selbst unter den höchsten auch persönlichen Kosten zu dienen; und selbst mein eigenes Wohl hinten anzustellen gelernt.", formulierte er seinen originalen Satz, den er gleich der restlichen Rede selbstverständlich vollkommen auswendig gelernt hatte, kurz in indirekte Rede um.
    "Ich denke, es wird bekannt sein, dass die Civitas Ostia nicht völlig, aber doch fast bis zum Ende der vescularischen Usurpation eine Klientelstadt ebenjenes Mannes war. Das war bereits so, als ich aus Roma kommend meinen ersten Fuß auf ostiensischen Boden setzte und ist nichts, mit dem ich etwas zu tun gehabt oder von dem ich in irgendeiner Weise profitiert hätte. Denn in Ostia wählen alle Bürger der Stadt eigenmächtig ihre Magistrate und im Gegenteil war meine Person es letztlich, die Ostia von dem fragwürdigen Stadtpatron loslöste.", griff er gleich mal möglichen späteren Unterstellungen vor - ohne dabei nun explizit darauf hinzuweisen, wer stattdessen die Verantwortung für das Stadtpatronat trug - und dass diese Person sogar einen Sitz in diesen heiligen Hallen hatte (und ein entfernter Cousin des Iuliers war).
    "Ferner wird es auch kein Geheimnis sein, dass mit den Stadtkohorten und den Truppen der Classis Misenensis äußerst regimetreue Militärs, die praktisch bis zuletzt am falschen Manne festhielten, unentwegt ihre Präsenz in der Stadt zeigten und jedwede Kritik im Keime zu ersticken versuchten.", führte er weiter aus und machte sich nichts weiter daraus, dass diese Darstellung mitunter etwas übertrieben war. Denn bei dem schlechten Verhältnis, das die Classis zur Stadtverwaltung Ostias wirklich kontinuierlich aufgebaut hatte, sollte die ruhig ihr Fett weg bekommen in diesem Statement.


    "Dennoch war ich als Decurio der Civitas Ostia vor nunmehr... drei oder vier Jahren für die Aufführung regimekritischer Theaterspiele im lokalen Theater verantwortlich, was mich durchaus an den Rand einer Anklage wegen Hochverrats brachte. Knapp nur war es mir möglich den führenden Tribun der Ermittlungen davon abzubringen.", indem er mit Serapio geschlafen hatte. Aber das gehörte so ausführlich ja genauso wenig hierher, wie die Tatsache, dass der ein geladener Ehrengast der Veranstaltung gewesen war und weder den Stadtkohorten, noch der Classis - sondern den Prätorianern angehörte. Manchmal musste man die Geschichte eben etwas biegen, zumal Fakt war, dass es wenigstens theoretisch dereinst auch und gerade mit der Classis Probleme hätte geben können. Doch weiter im Text:
    "Die verglichen mit dieser Curia selbstverständlich nur bescheidene Verantwortung, die man mir mit meiner Erhebung in den Ordo Decurionum Ostiensis übertrug, habe ich folglich gelernt selbst unter größter persönlicher Gefahr - und ich bin in meiner Wirkungszeit dort tatsächlich einmal Opfer eines Anschlags unbekannter Täterschaft geworden - ganz im Sinne Romas und des Imperiums zu nutzen. Nur so, will ich behaupten, war die nahezureibungslose und vor allem friedliche Befreiung Ostias, an der ich ebenfalls einen nicht unwesentlichen Anteil hatte, möglich. Nur so, will ich behaupten, blieb es in Ostia deutlich ruhiger als in Roma, wo wütende Mobs auf den Straßen und Anwesenen manch ehrbaren Römers randalierten. Und nur so, will ich letztlich behaupten, blieb der Civitas Ostia auch in den letzten Tagen des Bürgerkriegs ein unnötiges Blutvergießen römischen Blutes erspart.", endete der Iulier schließlich. Denn wo die Bevölkerung einem Herrscher gegenüber kritischer eingestellt war, lag es schließlich auf der Hand, dass sie bei einem Umsturz weniger auf die Barrikaden ging. Die alternative, zweite Geschichte, in der er sich selbst für den Frieden in Ostia sogar kurzzeitig unschuldig in den Castra Praetoria festsetzen ließ, behielt Dives weiterhin zurück. Wenn der aurelische Wolf den Duumviralicius nicht schlecht dastehen lassen wollte, dann wäre der gewesene Duumvir ja schön blöd, jetzt zu versuchen in entgegengesetzter Richtung auszuteilen. Die ganze Überzeugungsarbeit seines tiberischen Freundes Lepidus wäre dahin...

    Aufmerksam verfolgte Dives, wie auf der einen Seite der zweite germanicische Senator den Raum betrat und bedachte diesen mit einem grüßenden Kopfnicken. Andererseits registrierte er durchaus, dass Sedulus noch einmal aus seiner persönlichen Sicht völlig überflüssig die Frage stellte, ob die Tiberia tatsächlich ein Teil der Veneta werden wollte. Dabei war der neue Factioführer doch dabei gewesen, als Dives die Patrizierin schon in dem kleineren Kreise als Anwärterin auf eine Mitgliedschaft vorgestellt hatte! Aber gut. Erwartungsgemäß erklärte die Tiberia sich geehrt zu fühlen, dass sie aufgenommen wurde.
    Bevor der Iulier anschließend dann jedoch auf die von Sedulus gestellte Frage eingehen konnte - denn natürlich war die Sache mit den Kontakten eher ein Vorwand, um das Gespräch auf die Tiberia zu bringen - meldete sich auch schon ein weiteres Mitglied der Factio zu Wort... und erzählte sehr lang und breit... und doch gleichzeitig teils recht kurz. Am Ende der Ausführungen nahm Dives, der ja noch eine vorherige Frage zu beantworten hatte, den Faden auf:


    "Zunächst freue ich mich, dass wir dich, Tiberia nun also offiziell in der Factio Veneta willkommen heißen dürfen!" Dabei schaute er auffordernd zum Germanicer neben sich. Dann wandte er sich an den Sergius.
    "In diesem Zusammenhang möchte ich gleich auch sagen, dass kein Mitglied unserer Factio unbedeutend ist! Und ich für meinen Teil schätze folglich jede Stimme hier - egal ob lobend oder konstruktiv kritisch." Mit einer Zäsur wurde ebendies noch einmal betont.
    "Allerdings muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich zu deinem Vorschlag, Sergius, gleich mehrere Fragen habe: Zum einen, und damit beginnt wohl alles, weiß ich persönlich mit der Bezeichnung SREI leider nichts anzufangen, wenngleich ich deiner Rede zwischen den Zeilen zu entnehmen meine, dass es sich hierbei um irgendeinen Verein handelt, richtig?" Gerade in größerer Runde, in der man höchstwahrscheinlich nicht jeden einzelnen Zuhörer persönlich kannte und folglich auch kaum wissen konnte, ob tatsächlich jeder wusste, worum es ging, gehörte es sicherlich zum guten Ton, dass man wenigstens einmal abkürzungsfrei sprach - wie es sowieso einen weitaus höflicheren Eindruck wenigstens auf Dives machte, wenn man sich generell nicht hinter dubiosen Abkürzungen, die alles oder nichts bedeuten konnten, versteckte.
    "Unabhängig von den Zielen jenes Vereins nun, die mir folglich nicht bekannter als der Vereinsname sind, stellt sich mir weiter die Frage, was genau der Vorteil deines Vorschlags im Vergleich zu folgendem Szenario wäre: Dein Verein spendet das gesamte Vereinsvermögen der Factio Veneta und löst sich auf. Damit würde ebenfalls das gesamte Vermögen deines Vereins der Veneta zugute kommen, während die Veneta weiterhin _direkt_ auf die Auswahl geeigneter Pferde und Fahrer Einfluss nehmen kann. Denn von der Auslagerung des Einkaufs an einen Verein, der nie so direkt im Wagenrenn-Geschäft tätig war, wie unsere Factio, und der damit unter Garantie nicht _das_ Wissen und _die_ Erfahrung sein Eigen nennen kann, die unsere Factio ihr Eigen nennen darf, würde ich dringend abraten!", bekundete Dives überzeugt.


    "Und wie nun meine ich meinen zuvor geäußerten Punkt der wichtigen Kontakte - um darauf zurückzukommen? Nun, wie man an dem Beispiel jenes Vereins sieht, dem nun ausgerechnet ein Mitglied unserer Reihen vorsteht: Einjedes Mitglied unserer Factio bringt automatisch einen Kreis geschäftlicher Kontakte mit in die Veneta ein - der eine vielleicht ein paar mehr", blickte er zum Sergius, "die andere eventuell ein paar weniger - zum jetzigen Zeitpunkt.", schaute Dives zur Tiberia. "Wichtig ist aus meiner Sicht ein großes Potenzial möglicher Kontakte, das zuvor erwähnte weite Feld, eine breite Aufstellung.", begründete er seine Wortwahl und ließ eine kleine Redepause folgen. Wie geschäftstätig die Tiberia war, wusste der Iulier so spontan natürlich nicht zu sagen, aber definitiv besaß sie dort Potenzial - nicht zuletzt auch mit ihrer nahen Verwandtschaft zu Lepidus, von dem der Vicarius in diesem Augenblick noch glaubte, dass der ebenfalls bald in der blauen Factio wiederzufinden sein würde.
    "Aber erzähle du uns, was _du_ mit deinen Worten der Entdeckung anzudeuten versuchst, Senator...", spielte er den Ball zurück und war gespannt. Innerlich hatte der Duumviralicius da zwar schon so eine grobe Idee davon, was Sedulus meinen könnte, doch sollte man den Vater des Einfalls auch seinen eigenen Vorschlag vorstellen lassen...

    "Gerne.", stimmte Dives der Auffordung seines Patrons zu, diesem ein Stück zu folgen. Er ging nämlich durchaus davon aus, dass der Consular nicht so einfach seine Stimme verschenkte. Doch zu genau diesem Zweck hatte sich der Iulier ja auch ein bisschen erzählen lassen - wenigstens von dem Decimer. Über Lepidus meinte der Duumviralicius nämlich durchaus auch selbst genügend zu wissen. Doch nachdem sie wenig später das Atrium verlassen hatten und stattdessen nun den Hortus vor sich erblickten, schien es doch etwas anderes zu sein, was der Vinicier zu besprechen wünschte. Der iulische Eifer wäre tugendhaft und die zumindest versprochenen Stimmen vom Klienten des Hausherrn beziehungsweise den Factiomitgliedern der Veneta würden - durchaus - das Wohlwollen des Patrons finden. Damit lag wohl eines ganz klar in der Luft:


    "Aber?", sprach Dives es aus und begann sofort zu überlegen. Lepidus war ein Verwandter des Tiberius Durus, war ein Verwandter des Tiberius Dolabella, mit dem sowohl der Vinicius, als auch Dives entfernt verschwägert waren, war Klientsklient des Cornelius und damit weit entfernt von jeder Nähe zu Salinator und dem Urteil gegen Vinicius Lucianus. Und war nicht auch der Sohn des Durus noch immer ein Klient des Hungaricus? Über die ehemalige Verbindung zwischen Durus und dem aurelischen Wolf nichts wissend und es zumindest für seine eigene Person nicht groß verwerflich findend, dass er hier wohl die Aufgabe des Sohnes Durus' übernommen hatte, musste es aus der Sicht des gewesenen Duumvirn also hauptsächlich um Senator Decimus Livianus gehen.
    "Aber dein Verhältnis zu Senator Decimus Livianus ist nicht das beste?", spekulierte er folglich einfach mal. Immerhin hatte der Decimer auch nichts von der Licinia, der Frau Hungaricus', gewusst und hatte stattdessen über eine Tiberia Livia (noch ein Grund, aus dem es bestimmt nicht um Lepidus ging) erzählt. Ergo number one: Livianus war nicht zu der Hochzeit des Viniciers eingeladen gewesen. Ergo number two: Da stand gemessen am in der Luft gelegenen 'Aber' tatsächlich etwas vielleicht sogar größeres zwischen dem Consular und dem Praetorius.
    "Da er sich meines Wissens nach entgegen vieler anderer Mitglieder seiner Gens frühzeitig offen gegen den Usurpator ausgesprochen hat, nehme ich an, dass es weiter zurückliegende Gründe für.. nun.. deine Haltung gegenüber dem Decimus geben wird?", erkundigte er sich noch immer nur in diese Richtung und hoffte gegebenenfalls gleich erhellt zu werden. Welche Möglichkeiten gäbe es? - Einen Streit im Senat? Einen Wettstreit vor dem Kaiser respektive einem Kanzleiprocurator um einen wichtigen Posten? Oder vielleicht gar einen juristischen Konflikt? Und Moment, waren nicht beide Senatoren im Laufe ihres Lebens auch (zeitgleich?) als Legaten in einer der germanischen Provinzen gewesen? Das Gebiet denkbarer Anlässe für eine Auseinandersetzung war damit also schon einmal recht groß...

    Eine Reihe neuer Informationen strömte auf den Iulier ein, der folglich erst einmal einen kurzem Moment überlegen musste, bevor er zu einer Antwort ansetzte:
    "Betreffs deines jungen Verwandten kommt es ja sicherlich auch darauf an, welche Präferenzen er bei den vielen verschiedenen Tätigkeitsbereichen eines Vigintivirn hat, oder? Während ich mich hier und auch später im Senat ganz klar für die Decemvirn ausgesprochen habe beziehungsweise aussprechen werde, gibt es ja auch noch drei andere Collegien dort. ... Und falls er tatsächlich ebenfalls Decemvir werden möchte, so ist es ja, wie du sagst: Der Name sagt es schon, dass es dort ganze zehn Plätze zu besetzen gilt - und damit sicherlich genug, um sowohl ihn als auch mich in unserer Bewerbung erfolgreich unterstützen zu können.", führte Dives zunächst in dieser Sache aus, bevor er bei der Bitte des Senators wohl oder übel etwas zurückhaltender antworten musste.


    "Zu deinem Vorhaben für das Consulat zu kandidieren gratuliere ich dir erst einmal und bin mir nach allem, was ich durch meinen Cousin von dir weiß, absolut sicher, dass du ein mehr als nur fähiger Mann bist, der ohne Zweifel ein weiser und gerechter Consul wäre. Darüber hinaus denke ich auch, dass es mir ganz bestimmt und sicherlich auch nicht sonderlich schwer möglich sein wird, meinen Cousin von deiner Wahl zu überzeugen. Ob mein Wort allerdings auch gegenüber meinen Patron ausreicht, um auch ihn von dir zu begeistern, weiß ich hier und jetzt nicht sagen oder auch nur grob abschätzen zu können." Denn dafür fehlten dem Iulier mehr als nur eine kleine Information. Er hatte keine Ahnung, ob Decimer und Vinicier vor einem Salinator enger befreundet waren, respektive ob Livianus und Hungaricus sich gegenseitig mochten. Dass der decimische Senator bisher allem Anschein nach noch nichts über die Licinia, die gar nicht so neue Frau des Viniciers, wusste, war da ja nicht unbedingt das beste Zeichen. Über etwaige klientele Verbindungen zwischen den beiden Gentes wusste Dives ebenfalls nichts. Und nicht zuletzt war er auch einfach A) noch nicht sehr lange Klient des Consulars, während er sich B) auch nicht als übermäßig einflussreich bezeichnen konnte, sodass er C) einfach nicht wusste, wie der Vinicier auf eine solche Empfehlung reagieren würde.
    "Nichtsdestotrotz will ich mich für deine Unterstützung natürlich sehr gerne revancieren und werde dir folglich versprechen, dass ich dein Anliegen im Rahmen meiner nächsten Salutatio zumindest an meinen Patron herantragen werde. Gibt es denn ein bestimmtes Vorhaben oder Projekt, welches du besonders in den Mittelpunkt deiner Kandidatur zu stellen gedenkst?" Denn derlei würde sicherlich auch der Vinicier wissen wollen. Hoffentlich reichte dem decimischen Senator dieses iulische Versprechen...

    Sim-Off:

    Nach dem ich an der Porta wohl übersehen wurde, ist es hoffentlich okay, wenn ich mich aus Zeitgründen einfach selbst zu dir vorlasse...


    Es dauerte naturgemäß eine ganze Weile, bis Dives bei der Salutatio seines Patrons an der Reihe war. Denn zwar war er als zweifach gewesener Duumvir Ostias nun sicherlich kein absoluter Niemand mehr, doch für die stadtrömischen Verhältnisse wohl immerhin noch ein relativer Niemand - ein relativer Niemand, der zu den anstehenden Wahlen des Cursus Honorum für ein Amt der untersten Stufe kandidierte.


    "Ich grüße dich, Consular Vinicius, mein Patron!", begann der Iulier, als auch er irgendwann noch die Möglichkeit für ein paar kurze Worte mit seinem Patron sah.
    "Wie mit dir besprochen, habe ich beim Consul Cuspius meine Kandidatur zum Vigintivirat - mit dem Hinweis darauf, gerne als Decemvir tätig werden zu wollen - erklärt. Weiter konnte ich nicht nur, wie von dir empfohlen, mit deinem Klienten Senator Duccius Vala recht produktiv über meine Kandidatur sprechen, sondern unter anderem auch mit Consular Aelius Quarto und Germanicus Sedulus, die mir ebenso ihre Unterstützung zusagten, wie auch Senator Decimus Livianus, von dem du sicherlich weißt, dass er nicht nur ein entschiedener Gegner des.. Usurpators ist und war, sondern auch ein guter Freund meines Cousins Iulius Centho.", führte Dives aus und ließ eine kurze Pause folgen.
    "Kurzum bat er mich im Gegenzug zu seiner Unterstützung für meine Kandidatur darum, dass ich bei dir für sein eigenes Vorhaben werbe, sich zum Consul zur Wahl aufstellen zu lassen." Punkt 1. Der Klient hielt einen längeren Augenblick lang inne.


    "Ferner trat ein Tiberius Lepidus an mich heran. Ich erzählte dir einst von meiner Freundschaft zu ihm und seiner Verwandtschaft zu Tiberius Durus. Er wird bei den kommenden Wahlen, wie auch meine Person, zum Vigintivirat kandidieren, wenngleich er im Sinne unserer Freundschaft seine Präferenz nicht auf die Tätigkeit als Decemvir, sondern die als Tresvir capitalis legen wird. Auch er hofft, dass er sich auf diese Weise deines Wohlwollens und deiner überaus einflussreichen Stimme als Consular versichern kann." Dass sich Lepidus im Gegenzug auch auf Stimmfang für den Iulier begeben würde, lag wohl auf der Hand und bedurfte sicherlich kaum eines weiteren Satzes.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Ich melde mich mal ganz vorsichtig wieder zurück.


    Allerdings wegen Formalitäten und Umzug und Wohnung herrichten wird es vorläufig gelegentlich noch ein bisschen dauern mit den Antworten.


    Top! :dafuer:

    Gut, das müsste der Iulier in seiner Senatsrede dann wohl definitiv anders formulieren, sah er einerseits ein, während er auf der anderen Seite froh war, dass zumindest der Duccier ihm darüber nicht seine Qualifikation infrage stellen würde. So lächelte er ein wenig nachdenklich und rang sich letztlich auch zu einem vorsichtigen Nicken durch.
    Anschließend folgte Dives aufmerksam der Einschätzung seines Mitklienten über die allgemeine Lage - sowohl hinsichtlich der Erwartung in eine Amtszeit des Duumviralicius als Decemvir, als auch hinsichtlich Centhos und der politischen Situation der Iulii Caepiones.


    "Ich danke dir für deine äußerst hilfreichen Hinweise und deine wohlwollende Einschätzung meiner Person.", erklärte er im Anschluss daran mit vorsichtigem Lächeln und verschwieg, dass er tatsächlich hier und dort zu wirken versuchte, um sich beispielsweise (temporär) der Casa Iulia als Eigentümer und Hausherr zu bemächtigen und auch insgesamt die vergleichsweise Leere, die sein Cousin an mancherlei Stelle hinterließ, für sich selbst auszunutzen - wenigstens bis zu Centhos Rückkehr. Danach würde sich zeigen, was sich ja vielleicht sogar ganz im Einvernehmen in diese Weise beibehalten ließ und was eben nicht.
    "Da ich weiter nichts auf dem Herzen habe, bleibt mir nun wohl nur noch die Frage, ob ich dir im Moment noch in irgendeiner Weise von Nutzen sein könnte?", stellte Dives hernach das Ende des Gespräches in Aussicht. Denn nach den positiven Worten über den Tiberier war die Reaktion des Ducciers doch recht eindeutig gewesen: Thema beendet. Und mehr Themen hatte der Iulier hier und heute nicht mit im Gepäck.

    Selbstredend interessierte sich Dives hier eigentlich nur für eine der beiden benannten Personen wirklich richtig, wenngleich er dies natürlich niemandem unter die Nase reiben würde. So kam es auch, dass selbst seine Arbeit als Praeceptor der Schola Atheniensis, die ihm zu Beginn dieses Gespräches ein so vortrefflicher Vorwand war, um sich auch nach Serapios Schwester erkundigen zu können (das machte die Frage nach Serapio nämlich unauffälliger), ganz ursprünglich nur ein Versuch gewesen war, Serapio selbst noch näher zu kommen. Viel hatte es zugegebenermaßen bislang nicht gebracht, aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
    Bei der genaueren Erklärung der verwandtschaftlichen Zusammenhänge in der decimischen Gens nun lächelte er noch immer etwas peinlich berührt nur schief und hoffte, dass der Senator gerade die Genesungswünsche an seinen Sohn doch wieder vergas. Am Ende entstünde noch eine Situation, in der sich der Vater ans Bett seines Sohnes setzte und sprach: 'Mein Sohn, ich hatte heute Besuch von einem Iulius, von dem ich dir auch gute Bessung wünschen soll. Aber du glaubst ja nicht, was da für eine faselige Pfeife vor mir saß...'


    "In der Tat geht es dem Consular Vinicius den Umständen entsprechend doch ganz gut.", gab Dives an und verschwieg bewusst die Tatsache, dass sein Patron allem Anschein nach ein steifes linkes Bein hatte. Es war schließlich absolut nicht an ihm, derlei körperliche Auffälligkeiten auch noch groß herum zu tratschen.
    "Das heißt: Vom Ableben seiner Frau, sofern wir hier von der selben Person sprechen, weiß ich nichts. Ich gehe also eigentlich davon aus, dass es der Licinia soweit gut geht." So hervorragend war der Iulier über die Familia des Viniciers nun zwar auch nicht im Bilde, doch gerade hinsichtlich eines Trauerzuges hätte er als Klient doch sicherlich irgendwie etwas gehört.
    "Allerdings hast du recht, dass der Verlust seines Bruders ein harter Schlag für ihn gewesen sein muss - inbesondere deshalb, weil es zu allem Überfluss auch noch mein Onkel Octavius Victor war, der unverständlicherweise nicht nur Klient dieses.. Scheusals war, sondern auch noch die Anklage gegen den Consular Vinicius Lucianus geführt hat.", machte der Duumviralicius hier kein Geheimnis aus seiner Verwandtschaft. Denn was brächte ihm hier schließlich eine Stimmzusage, wenn ihm genau dieser Punkt dann letztlich im Senat auf die Füße fallen würde?
    "Wie ich auch bereits meinem Patron gleich in unserem ersten Gespräch klar gemacht habe, möchte ich auch dir hier versichern, dass ich in der Folge, obwohl meine Mutter eine Tochter des Censoriers Octavius Anton war, praktisch keinen persönlichen Kontakt mehr zu meinem Onkel habe." Nur noch unpersönlichen Kontakt über Briefe, aber das musste man ja nicht unbedingt breittreten.


    "Insofern hast du ganz recht, dass ich dich trotz manch weniger günstiger verwandtschaftlicher Verbindung um deine Stimme für meine Kandidatur zum Vigintivir - beziehungsweise genauer: für das Decemvirat - bitten möchte." Denn natürlich war die Wahl in die Zwangzigmännerschaft ein Großteil des Wunsches, mit dem der Iulier später vor den Senat treten würde. Sollte dies klappen, so würde er aber auch bei der späteren Amtszuteilung durch die Senatoren noch Stimmen für ebenjenes Wunschamt brauchen...
    "Im Gegenzug versichere ich dir, dass im Namen der Freundschaft unserer beiden Gentes, die ich in der Vergangenheit ja durchaus zu fördern versuchte und auch nur allzu gern weiter nach Kräften fördern will, ich auch meinen Cousin Iulius Centho * noch einmal an unser gutes Verhältnis zu den Decimern erinnere - wann immer du meinst, dass eine solche Erinnerung dir nützlich sein könnte.", versprach der Duumviralicius und ahnte natürlich noch nicht, dass gleich zwei Mitglieder jenes Hauses ebenfalls schon bald mit Kandidaturreden vor den ehrwürdigen Senat treten würden.


    Sim-Off:

    * SimOff befindet der sich zwar im Exil, dafür hat SimOff ja auch ein iulischer Nicht-Senator wie Dives ein Stimmchen bei den CH-Wahlen. ^^

    Mit dem Gedanken daran, dass seine Rede stand, war Dives am vergangenen Abend doch zeitig ins Bett gegangen, um an diesem Morgen nun mit just dem selben Gedanken ruhigen Gewissens wieder aufzuwachen. So ziemlich die halbe Senatorenschaft - tatsächlich mochte das hier wohl etwa hinkommen - hatte er in Vorbereitung auf diesen Tag persönlich gesprochen oder ihnen im Falle seines Onkel Victors unauffällig geschrieben, um sie bezüglich seiner Kandidatur schon im Vorhinein von sich zu überzeugen. Hinzu kam, dass sein Freund Lepidus mit manch anderem dieses Gremiums auch im Namen des Iuliers hatte sprechen wollen, sodass der Kandidat noch beim Anlegenlassen seiner blendend-weißen Toga Candida eigentlich vergleichsweise entspannt war.
    Dies änderte sich schlagartig, als am heutigen Tag die Curia Iulia in Sichtweite kam. Leichte Bauchschmerzen und ein wenig Übelkeit überkamen Dives vor Aufregung. Zum ersten Mal betrat er hier und jetzt die heiligen Hallen des Senats, des (nach dem kaiserlichen Kanzlei- und Palastkomplex zweiten) politischen Zentrums des riesigen römischen Imperiums. 'Wow!' Wenig später bereits ging es auch schon los und so sehr seine Gens derzeit in schlechtem Licht stehen mochte, so sehr war er in diesem einen Augenblick doch froh ein Iulier zu sein - und kein Aurelius oder Annaeus oder Atius oder sonst jemand, der mit hoher Wahrscheinlichkeit als erster hätte vor die Senatoren treten müssen. Aber auch sein Name wurde letztlich irgendwann aufgerufen, sodass auch er aufstehen und sich an die Stelle begeben musste, an der auch seine Vorgänger ihre Reden gehalten hatten. Noch ein letztes Mal gesammelt, dann ging es los:


    "Patres Conscripti!", begann er seine Rede mit den zu diesem Zweck wohl meistgewählten Worten und einer etwas ausladenderen Geste, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen.
    "Es erfüllt mich mit Freude, Stolz" und diesen nervösen Bauchschmerzen "und ist mir eine große Ehre, hier und heute meine Stimme an euch richten zu dürfen. Und wie der ehrenwerte Consul bereits sagte, lautet mein Name Marcus Iulius Dives, Sohn des Caius Iulius Constantius, eingeschrieben in die Tribus Esquilina, und ich möchte mich an diesem Tag in diesen heiligen Hallen für das Amt des Vigintivirs - mit klarer Präferenz für einen Platz unter den Decemviri stlitibus iucandis - bewerben.", leitete er ein und erwähnte bereits zu diesem Zeitpunkt (gerade für jene Senatoren, die es wohlmöglich nicht so mit langen Reden hatten) die wichtigsten Eckdaten seiner Kandidatur. Es folgte eine kleine Pause, in der der Iulier zwei kleine Schritte möglichst würdevoll ging. Das baute die Nervosität etwas ab.


    "In Roma geboren und im aegaeischen Raum im Trivium und Quadrivium der Artes Liberales unterrichtet, wurde ich in wahrlich schwieriger Zeit noch vom Sohn des vergöttlichen Iulianus, Ulpius Valerianus, in den Ordo Senatorius erhoben, bevor ich kaum hier angekommen der Urbs Aeterna bereits wieder den Rücken kehrte. In einer Zeit, in der Gesetze diktiert und unzählige Ämter des Cursus Honorum ohne vorherige Wahl einfach besetzt wurden, zog es mich in die Civitas Ostia, wo ich mir in vier Jahren als Quaestor, Decurio und zweimaliger Duumvir Ostiensis nicht nur jene Fähigkeiten anzueignen versuchte, die den Sitten und Traditionen unserer Vorfahren gemäß Teil eines Tirocinium Fori gewesen wären, das ich unter den geschilderten Bedingungen der damaligen Zeit hier kaum geeignet hätte absolvieren können. Nein, ich möchte sogar behaupten, dass mit der überaus friedlichen Manövrierung einer der für diese großartige Metropole Roma wichtigsten Städte Italias durch eine tragisch entbehrungs- und opferreiche Zeit, ich mehr noch als dies lernen konnte. Ich lernte Roma und dem Imperium mit großer Verantwortung selbst unter den höchsten auch persönlichen Kosten zu dienen; und mein eigenes Wohl hinten anzustellen.", führte er aus und verzichtete wenigstens für den Augenblick auf eine nähere Erklärung zu seiner großen Opferbereitschaft. Stattdessen machte er an dieser Stelle erneut eine kleine Zäsur und ging zwei Schritte. Es strahlte ja sicherlich auch Souveränität und Sicherheit aus, wenn man nicht nur mit den Füßen festgewurzelt permanent auf ein und demselben Platz verharrte.


    "Das Tragen großer Verantwortung prägt seither recht vielfältig mein Leben: So war es mir nach zwei mit Auszeichnung absolvierten Kursen, welche die gute Qualität meiner früheren Ausbildung sicherlich nur unterstreichen, bereits in meinen jungen Jahren möglich, eine Stelle als Praeceptor der Schola Atheniensis anzunehmen und pflichtbewusst auszufüllen. Ferner obliegt mir seit einiger Zeit die magisteriale Führung des eingetragenen Kultvereins Societas Claudiana et Iuliana, wie ich mich auch ganz allgemein nicht nur in meiner Zeit in Ostia sehr für die kultischen Belange eingesetzt habe. So wird in jener Stadt auf meine Initiative hin und selbstverständlich auch nicht ohne meine eigene finanzielle Unterstützung ein neuer Tempel für den höchsten der Götter gebaut, wie ich mich hier in Roma bereits an den ehrenwerten Magister Septemvirorum mit der Bitte um ein Vorsprechen zur Aufnahme in das angesehene Collegium Septemvirorum wandte. Doch damit nicht genug, erwählte mich vor kurzem erst die Factio Veneta, der auch in euren verdienten Reihen bekanntlich einige angehören, zum neuen Vicarius Principis Factionis, dem Stellvertreter des Factioführers. Ich denke, dass dies gerade für einen Nicht-Senator durchaus ausdrückt, welches Vertrauen in mein verantwortungsvolles Handeln ich im Laufe der Jahre in meiner Person aufbauen konnte." Und wieder folgte eine dosierte Redepause verbunden mit einigen, wenigen Schritten und einem etwas durch die Reihen schweifenden Blick.


    "Nicht weniger als jenes verantwortungsvolle Handeln im Sinne des Senates und Volkes von Roma möchte ich euch also hier an dieser Stelle versprechen. Unterstützt durch meinen Patron..", ließ er diesem Wort, das sicherlich für den einen oder anderen hier auch einen gewissen Signalcharakter hatte, eine ganz kurze Stille folgen, "den ehrenwerten und überaus verdienten Consular Vinicius Hungaricus..", hob der Iulier ebenfalls mittels wohldosierter Zäsur hervor, "bitte ich euch folglich um eure erhabene Gunst und weise Stimme. Ich denke, dass meine bisherige Laufbahn und gerade meine zweijährige Tätigkeit als ostiensischer Duumvir iure dicundo mich, Marcus Iulius Dives, nahezu prädestinieren würden für das Amt als Decemvir stlitibus iucandis, wenngleich ich selbstredend natürlich auch jede andere Entscheidung des weisen Senates überaus gerne akzeptieren will, sollte mir meine Wahl zum Vigintivir vergönnt sein. Denn letztlich geht es hier doch weniger um das Beste für mich, als vielmehr um das Beste für den Senat und das Volk, für den Augustus und das Imperium, .. für Roma!", beendete er letztlich seine Rede, in der er es nach den Gesprächen mit seinem Patron Vinicius und seinem Mitklienten Duccius letztlich sowohl vermied auf jedwede octavische Verwandtschaft zu verweisen - und das als Enkel des Censoriers Octavius Anton (!) - wie er auch auf die iulische Seite nicht näher einging. Schließlich hatte er seine Redezeit ja auch so mit genügend wohl auch wesentlich handfesteren Fakten füllen können, wie es darüber hinaus wohl auch nicht ganz verkehrt sein konnte, wenn man sich wenigstens für den Moment - durch eine bloße Nichterwähnung auch relativ neutral - von bestimmten verwandtschaftlichen Verbindungen etwas distanzierte. So stellte sich Dives im Anschluss nun den Anmerkungen, Kommentaren und Fragen der senatorischen Zuhörerschaft.

    "Danke. Das werde ich.", nickte der Iulier noch eher beiläufig die Grüße an Centho betreffend und war hernach natürlich hellwach für Informationen über Serapio. Wie ging es ihm? Wie sah er aus? War er gesund? Konnte er bald wieder nach Hause? Müsste er einen Prozess befürchten? Wann könnte man - und ganz speziell natürlich Dives selbst - ihn wieder sehen? So viele Fragen... und dennoch gab der Senator die erste Antwort in gänzlich anderem Felde: Er war.. sein Vater?!
    "Wow, das ist... toll.", konnte sich der Duumviralicius über die restlichen Neuigkeiten vor Überraschung kaum richtig freuen. Denn natürlich hatte er sich vorgestellt, dass er später mal, in ferner Zukunft, die Eltern Serapios (ob nun leiblich oder nicht) kennenlernte. Doch ohne irgendeine Vorbereitung darauf, ohne Serapio und ohne dass sie überhaupt auch nur soetwas in der Art wie richtig 'zusammen' waren, war diese Form der ersten Begegnung doch recht.. überrollend, überfahrend und erdrückend. Der Iulier rang ein wenig nach Worten.
    "Ich meine natürlich, dass ich erleichtert bin zu hören, dass die beiden wieder hier sind, wo sie hingehören, und dass es.. also.. wenigstens deiner Nichte(?) den Umständen entsprechend gut geht. Bitte verzeih mir meine Verwunderung, ich.. es.. ich wusste nur nicht, dass du der Vater.. beziehungsweise Onkel der beiden bist." Götter, heizte sich der Raum für Dives auf einmal auf! Das Sudatorium in den Agrippathermen war gar nichts dagegen!


    Aber er musste weitermachen. Der Decimer hatte geschrieben, dass er noch einen Termin und damit nicht unendlich viel Zeit hätte. Folglich musste der gewesene Duumvir zur Sprache bringen, was er noch zur Sprache bringen wollte. - Nur, was war das gleich? In seinem Kopf hörte er nur laut und deutlich seine Gedanken daran, dass er hier vor Serapios Vater saß... und sich mit der langen Redepause wahrscheinlich gerade völlig vor dem blamierte! Er mochte dem Senator kaum noch wirklich in die Augen blicken. Was der wohl von seinem iulischen Besucher hielt, ja fast schon halten musste? Niemals würde der Dives wieder in dieses Haus lassen oder im Senat wählen... Der Senat, richtig:
    "Bitte entschuldige, Senator. Ich wünsche Ser.. sehr gute Genesung deinem Sohn und hoffe, du grüßt" Nein, besser nicht! "auch deine Nichte von mir." Der Duumviralicius fasste sich an die Stirn.
    "Eigentlich bin ich ja hier, um mit dir über meine Kandidatur zum Vigintivirat - genauer: dem Decemvirat, das ich anstrebe - zu sprechen." Diese Stimme war wohl so gut wie verloren.
    "Als Freund der Decimer, als der ich ja beispielsweise, wennauch leider während der Abwesenheit, die Mitglieder deiner Gens als Ehrengäste ins Theatrum Ostiensis einlud, hoffte.. und hoffe ich, mich eventuell deines Wohlwollens bezüglich meiner Bewerbung versichern zu können. Wir sind schließlich beide, die Decimer und auch Iulier, vergleichweise hart getroffen worden von den jüngsten Umwälzungen der Politik, wenngleich bei weitem nicht alle von uns ein Freund des Vescularius Usurpator waren. So ging ich sogar, da in Roma unter seiner Herrschaft - und da meine ich auch seine unrömisch lange Zeit als Praefectus Urbi - zuletzt kaum mehr Politik gemacht, sondern vielmehr Politik von ihm aufdiktiert wurde, freiwillig nach Ostia, um mir dort in vier Jahren als Quaestor, Decurio und zweimaliger Duumvir das anzueignen, was ich unter normalen Umständen wohl in einem Tirocinium Fori gelernt hätte." Kurz atmete Dives durch und fand, dass das nun doch schon wieder etwas besser lief.
    "Ähnlich deiner Person bin ich nach dem Ende des Bürgerkrieges nach Roma heimgekommen, habe im aus dem Exil zurückgekehrten Consular Vinicius Hungaricus einen wirklich großartigen Patron gefunden und möchte nun meinem Ordo, der mir durch Ulpius Valerianus verliehen wurde, gemäß meine Pflicht für Roma und das Imperium erfüllen und daher für das Decemvirat zur Wahl antreten." An dieser Stelle wartete er dann erst einmal eine erste Reaktion des Senators - und Vater Serapios - ab.

    "Ja, tatsächlich ganz ohne Grund!", blaffte der Iulier, nachdem er wieder aufgetaucht war, nun durchaus ein wenig säuerlich bei all diesen Erinnerungen zurück. Es folgte die Geschichte mit der eigenen Verwandtschaft, von der der werte Herr Aurelius, davon ging Dives zumindest stark aus, überhaupt auch nur die iulische wirklich als Verwandtschaft des damaligen Duumvirn kannte. Selbstredend wäre es vermutlich durchaus etwas anderes, hätte er auch gewusst, dass ein gewisser Octavius Victor als Klient und in Sache des Consulars Vinicius Lucianus Chefankläger des vescularischen Fettsacks ein Onkel des Iuliers war. Doch hatte er zu keinem Zeitpunkt derlei Andeutungen eines Wissen gemacht, sodass Dives dies kaum glaubte.
    "Und ich bitte dich, Tiberius", rutschte er unbewusst zum Gentilnomen zurück, "aber ich und eine Gefahr? Ich war gänzlich ungezwungen und unbewaffnet - man hatte mich ja durchsucht - aus Ostia zu ihm, der er mir als Vertreter des vor Roma lagernden Heeres vorgesetzt wurde, gekommen. _Meine_ ganze Civitas hatte ich dabei und legte sie ihm im Sinne eines friedlichen Übertritts der Stadt und zur Vermeidung weiteren römischen Blutvergießens zu Füßen! Nicht auszudenken schließlich, wie Roma hätte so schnell wieder anständig versorgt werden sollen, wäre die halbe Hafenstadt niedergemacht worden, wo doch praktisch seit Eröffnung des Portus Claudius der nahezu gesamte Import aus den Mittelmeerprovinzen eben über Ostia läuft.", redete er sich etwas in Rage. Denn ja, auch dazu war der sonst für gewöhnlich doch eher nette Iulier hin und wieder mal fähig.
    "Und eine kleine Vorgeschichte gibt es vielleicht, ja. Aber die ist bei Weitem kein Grund für _irgendwas_! Ich erzähle sie dir, mein Freund. Pass auf... Jetzt nicht, du siehst du, dass ich beschäftigt bin!", scheuchte er zuvor noch den Sklaven weg, der mit einem neuen Wasserguss für etwas Entspannung und Beruhigung zu sorgen versuchte.


    "Als Quaestor Ostiensis habe ich - den Göttern sei dank, muss man im Nachhinein sagen - eine Hafengebühr auch für die ostiensischen Häfen in der Curia Ostiensis durchgesetzt. Derartige Gebühren waren dabei keine Erfindung von mir, die gibt es ganz zahlreich auch andernorts, und irgendwie hatte ich für ein paar Mehreinnahmen zu sorgen. Ich setzte nun also in Ostia durch, was der Civitas später noch zu Gute kam, und besuchte im Anschluss daran unter anderem auch deinen heutigen Patron, der damals als Vertreter - das Vertreten anderer scheint ihm ja zu liegen -", musste er hier feststellen, "eines seiner Verwandten auftrat. Es ging, wie angedeutet, darum, dass für ein gewisses aurelisches Schiff eine Hafengebühr fällig war. Nicht mehr und nicht weniger.", machte der Iulier eine kurze Atempause und strich sich mit nasser Hand einmal durchs Haar.
    "Nachdem er mir bei meinem ersten Besuch, das verstehe ich durchaus, nicht gleich eine Hilfe sein konnte, kam ich wenig später sogar noch ein zweites Mal zu ihm. Wir diskutierten durchaus ein wenig - unter anderem darüber, wer am Tag der Beschlussfassung der Hafengebühr ebendort dabei gewesen war und wer nicht; wer folglich zuverlässiger wissen musste, wann der Erlass erfolgte - und nunja. Er fühlte sich von mir bedrängt, bedrohnt oder was weiß ich, und warf mich, als gewählten Magistrat Ostias, anschließend in hohem Bogen aus der Villa Aurelia. Das muss man sich mal vorstellen.", schüttelte Dives völlig verständnislos den Kopf.
    "Ich mag, da bin ich mir nicht zu schade das einzugestehen, zu Beginn ebenmeiner Laufbahn noch etwas grüner hinter den Ohren gewesen und nicht absolut perfekt aufgetreten sein. Unhöflich, ausfallend oder gar beleidigend bin ich im Gegensatz zu ihm mit seinem Rausschmiss jedoch nicht geworden. Doch auch damit ist diese Vorgeschichte noch nicht an ihrem Ende: Denn nachdem ich hörte, dass der Aurelius proskribiert wurde, das kannst du mir als Gegner des Crassissimus glauben, habe ich dafür Sorge getragen, dass sein fortwährend offener Fall still und heimlich aus den Unterlagen verschwand. Schließlich kann ein Proskribierter ja kein Schiff, weil kein Eigentum insgesamt, besitzen, nicht? Da ist es dann natürlich auch unmöglich irgendwelche Gebühren zu erhaben. So kümmerte sich letztlich niemand weiter um dieses aurelische Eigentum und es ist, was soll ich sagen, noch immer in den Händen, in die es gehört - bei den Aureliern. Als Dank dafür, für den Empfang seiner Verwandten Aurelia... Prisca, glaube ich, als Ehrengast von mir in Ostia veranstalteter Spiele und letztlich natürlich auch mein freundliches Angebot Ostia betreffen wurde ich dann inhaftiert und erst mein neuer Mitklient Duccius Vala, du wirst ganz sicher von ihm gehört haben, hat den Wert meiner Offerte erkannt und genutzt und das mir widerfahrene Unrecht selbstredend korrigiert." Das wars. Mit großen Augen blickte der Duumviralicius seinen patrizischen Freund noch immer energisch an. Dann winkte er ab. Wie gesagt, glaubte er kaum, dass bei all dem, der Aurelius auch nur für einen Moment mit dem Gedanken einer positiven Stimme für Dives spielen würde. Vielleicht hatte Lepidus ja schon einmal erlebt, wie sehr der Wolf auf einer Meinung beharren konnte? Falls ja, so wäre er damit bestimmt auch nicht der einzige, wie sich der Iulier gut vorstellen mochte...


    "Dann freue ich mich auf unsere Mitstreiterschaft, mein Freund!", erklärte er später zu der Präferenz-Entscheidung des Tiberiers nur, bevor er zur Factio-Thematik kam:
    "Selbstverständlich hätte auch mich mein Pflichtgefühl gepackt! Doch glaubst du wahrlich, dass mich der Vinicius, der selbst Feuer und Flamme für die Veneta ist, zu einer anderen Factio geschickt hätte? Oder auch mein Cousin Centho oder meine Tante Helena oder, würde er noch leben, mein Vater - die allesamt Blaue mit Herz und Seele waren?", konterte er mit einem Argument, das wohl auf ein 'Man suche sich seinen Patron doch bitte in der _richtigen_ Factio!' hinauslief. Dennoch lachte er hernach kurz auf.
    "Wie dem aber auch sei, kannst du dir sicher sein, dass eine unterschiedliche Factiozugehörigkeit von meiner Seite aus niemals zwischen uns stehen soll. Sind wir in der Politik doch nun freundschaftliche Mitstreiter, können wir im Sport doch freundschaftliche Konkurrenz ausleben, nicht? Ich hielte dies für überaus begrüßungswürdig und würde mich, solange gewisse Seidenhöschen-Sprüche, die nun wirklich niveaulos sind, ausbleiben, wahrlich freuen. Was meinst du?", erkundigte sich Dives zuletzt und ignorierte alles weitere den Aurelius Betreffende.

    [Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/Tsuniro1.jpg] | Tsuniro et Audata |


    In der Tat war Audata etwas... zögerlich, was keineswegs daran lag, dass sie nicht etwa noch nie Massagen - auch intimere - gegeben hätte. Nein, vielmehr brauchte sie, die Schüchterne, einfach nur besonders lange, um gegenüber neuen Gesichtern aufzutauen. Und nicht zuletzt lag ihre letzte eingehendere Massage ja jetzt nun doch schon ein Weilchen zurück. Der Hausherr hatte seine Frau schließlich entgegen dem, was man eigentlich von einer römischen Ehe erwarten konnte, wirklich geliebt. Und andere? Die beiden jungen Männer Crassus und Dives schienen auch irgendwie anders auf ihre Glücksmomente zu kommen, während man bei dem alten Potitus hinter vorgehaltener Hand durchaus mal fragen konnte, ob sich da überhaupt noch etwas tat. Proximus zu guter Letzt... nun der machte sich als Advocatus wahrscheinlich mehr Gedanken darum, ob er das Eigentum des Senators einfach so 'mitbenutzen' durfte oder dann wohlmöglich Gefahr laufen würde der Sachbeschädigung schuldig zu werden. Doch von letzterem hatte gerade die schüchterne und zurückhaltende Audata selbstredend keinen Schimmer.
    So trat sie auf die Aufforderung des Iuliers hin auch nur einmal stumm nickend etwas näher an ihn heran, während sie trotzdem noch immer einen gewissen Abstand wahrte. Der Mann entkleidete sich und lächelte sie an, sodass sie sich dazu genötigt sah, zaghaft zurückzulächeln. Wenngleich sie dabei versuchte ihm nur ins Gesicht und am besten auch nur auf die Stirn und nicht direkt in seine Augen zu schauen, kam sie dennoch nicht umhin doch für nur ganz kurze Augenblicke auch den restlichen Körper des neuen Bewohners dieses Hauses zu betrachten. Ein junger Mann mit athletischer, maskuliner Figur. Ohne Genaueres über ihn zu wissen, kam er ihr doch wie ein Soldat vor, ein junger verstand sich, da die älteren allein bei dem zu schleppenden Gespräck wohl kräftigere Oberarme und Beine hatten. Aber mit dem Haar auf der Brust und dem nicht nur markanten Gesicht... ja, doch.


    Während Tsuniro dann erzählte und erzählte und soviel erzählte, dass Audata diese Tratschtasche wie gewöhnlich einfach ausblendete, da die eh nur unwichtiges Zeug von sich gab, was ihr eines Tages sicher nochmal ein Ende am Kreuz einbringen würde, weil sie irgendein Geheimnis dabei ausplauderte, dass sie lieber für sich hätte behalten sollen, näherte sich die Illyrerin langsam und zaghaft Schritt für Schritt dem Iulier. Der lag mittlerweile da auf dem Bett mit dem Gesicht zu Tsuniro, was es natürlich ein wenig einfacher machte, weil sie quasi unbeobachtet war, sich Macro zu anzunähern. Und dann, Audata hatte direkt neben dem Bett stehend ihre Hände bereits wenige Fingerbreit über seinen Schultern, sprach der Fremde sie wieder direkt an und sofort zuckten ihre Hände reflexartig zurück.
    "Jawohl, mein Herr.", meinte sie leise und führte ihre Hände wieder zurück auf Position, um wenig später zunächst die Schultern zu massieren. Dabei setzte sie, denn einmal gelernt blieb gelernt, nicht nur ihre vier Finger an jeder Hand zu einer leichten auf-und-ab-Bewegung ein, sondern ließ auch ganz bewusst ihre Daumen, mit denen sie die Anspannung quasi aus dem Körper zu pressen versuchte, ein wenig rotierend wirken.


    "Richtig! Livilla! Iulia Livilla lebt auch hier... wenn man sie denn sieht und findet. Selbst der Hausherr wusste nie so genau zu sagen, ob sie gerade hier oder doch auf irgendwo an der frischen Landluft auf irgendeinem Gut ist.", war Tsuniro anschließend glücklich, dass ihr doch noch eingefallen war, was ihr noch einfallen wollte. Kurz darauf blickte sie einmal giftig zu Audata, die das jedoch nicht wahrnahm, um sich dann auf die Fragen des Iuliers zu konzentrieren. Die Illyrerin hatte unterdessen gefälligst die Klappe zu halten und sich nicht in ihr Gespräch einzumischen!
    "Die Herrschaften sind... nunja. Also der ältere Herr Potitus kümmert sich hauptsächlich um seine Handelsgeschäfte, sowie natürlich um seine Familie, seine beiden Söhne. Iulius Proximus war vor kurzem noch Kommandant der gesamten Stadtkohorten - als einfacher Tribun! Dann kamen andere Soldaten und er wurde gefangen genommen und jetzt ist er wieder frei. Er hat auch ein paar Geschäfte, ist viel in der Hausbibliothek, die er einst aufgebaut hat, und strebt nach seinem Vigintivirat und dem Tribunat jetzt, glaube ich, die nächste Stufe an. Quaestoratur oder so? Einmal ist seine Bewerbung darauf auf jeden Fall schonmal abgelehnt worden. Ich weiß nicht, wann er seinen zweiten Anlauf starten will." Da fiel ihr etwas ein!
    "Aber das scheint fast schon so eine Art Fluch über deiner Verwandtschaft zu sein: Der Hausherr, Senator Iulius Centho, der hat auch schon einmal eine Wahl verloren. Das war aber, glaube ich, damals schon bei der Zwanzigmännerschaft. Im zweiten Versuch hat er es dann geschafft. Ich glaube also, dass das Iulius Dives, den du im Atrium vorhin getroffen hast, bestimmt auch erwischen wird. Der arbeitet nämlich für die Schola Atheniensis als Praeceptor, bewirtschaftet vier Landbetriebe in Bovillae und kandidiert bei den kommenden Wahlen jetzt als dritter deines Iulier-Zweiges für ein Amt der ersten Cursus-Honorum-Stufe.", nickte sie bestätigend, denn das konnte ja kein Zufall sein!
    "Iulius Crassus zuletzt wurde neulich zum Primi..cus oder so befördert. Der arbeitet in der kaiserlichen Kanzlei auf dem Palatin und ist dort damit jetzt die rechte Hand von einem der Procuratoren. Und er ist gemein! Mit dem würde ich mich nicht anfreunden!", musste sie zu dem, mit dem sie sich schließlich schon bei ihrer ersten Begegnung gezofft hatte, unbedingt noch loswerden. Damals war sie auch ganz charmant gewesen - wie jetzt - und der Idiot war bloß darauf herumgeritten, dass sie eine Sklavin war, dass sie gehorchen musste, dass sie arbeiten und Wein holen sollte! Nicht zuletzt war er zu hundert Prozent, gaaanz sicher, daran Schuld, dass die Aemilia die Casa Iulia wieder verlassen hatte! Mit Aemilia hatte sich die Aegypterin ja so schön angefreundet, bevor dieser Crassus ihr erst schöne Augen gemacht und sie dann vermutlich eiskalt benutzt hatte! Deswegen war die jetzt weg. Blöder Arsch!




    SKLAVE - CASA IULIA

    Frauen - der Iulier verstand sie nicht und er wollte sie auch gar nicht verstehen. Dennoch kam er nicht umhin sich zu wundern, wie ihm die Sergia eben noch die gespielte Freundlichkeit in Person plötzlich so schnippisch antworten konnte. Da versuchte er ganz nach ihrem Wunsch eine Maske aufzusetzen, die jedermann sagte, dass er mit der Sergia hier war, weil er sie liebte und mit ihr hier sein wollte. Er erkundigte sich zuvorkommend nach ihrem Befinden - und sie?? Nein, einmal mehr fühlte sich all dies hier falsch und verlogen an. Wo nur war Serapio? Und ging es ihm gut?
    Dives blickte wieder stumm zurück in die Arena, wo soeben der nächste Programmpunkt eintrat. Die Kleine - denn von der Tribüne wirkten da unten wohl alle nicht sehr groß - stand da wie ein Häufchen Elend, eben eine Sklavin, eben eine zum Tode verurteilte Mörderin auf ihrem letzten Gang. Dass man ihr anschließend nur noch einen Schal aus Seide, denn so war es ja angesagt worden, in die Hände gab war... schade. Einerseits würde das Ding so nun wahrscheinlich gleich der ersten Attacke des Bären erliegen; andererseits könnte man den später wohl blutbefleckt, -verschmiert oder gar -getränkten Seidenschal schlichtweg wegschmeißen. Und wenigstens aus der Ferne sah der wahrlich nicht übel aus...


    In diesem Moment beugte sich seine Begleiterin zum Duumviralicius und klang auf einmal wieder nett. Wie konnte sich das so schnell ändern? Und vor allem: Woher kam dieses auf und ab? Nein, Dives wollte es eigentlich gar nicht wissen! Er lächelte müde zurück und verkniff sich auch nur ein Wort zu antworten. Seine Stille schien sie ja wieder freundlich gemacht zu haben und wenngleich er sie weder liebte noch übermäßig mochte, so war doch ein ruhiger, skandalfreier Auftritt mit ihr noch immer besser als unentwegt mit ihr streiten zu müssen beziehungsweise von der holden Dame angezickt zu werden.
    Während die Sergia sodann ihre Flüsterattacke ansetzte, brüllte sich die dem sterben nahe Barbarin unten in der Arena die Seele aus dem Leib. Der Iulier versuchte sich darin beiden Frauen gleichzeitig wenigstens ansatzweise zu folgen - und blieb anschließend gleich doppelt sprachlos zurück: Denn seine Begleiterin schien sich ganz spontan (?) überlegt zu haben, diesen Ausflug gleich zu einer Verlobungsveranstaltung verwandeln zu wollen! Die schien - leider - ziemlich genau zu wissen, was sie wollte, wenn man bedachte, dass sie ihn bei ihrem ersten Treffen in die zeugenlose Zusage zu einer ehelichen Verbindung erpresst hatte, bevor sie nun also bei ihrer zweiten Begegnung die Anwesenheit hunderter Zeugen (auch wenn das wohl kaum alle Leute hier mitbekommen würden) zu einer waschechten Verlobung nutzen wollte. Verdammt!
    Und womit nun schockte die fast schon tote Sklavin, die just nun den Bären auf sich zusteuern sah, den gewesenen Duumvirn? Nun, man stelle sich vor, wie sein Leben vielleicht schon bald aussehen würde: Er würde in Ehe mit der Sergia zusammenleben, während er mit seiner und sie mit ihrer Affäre schliefen. An soetwas wie eine Hochzeitsnacht wollte Dives weder jetzt noch überhaupt jemals denken - zumindest nicht mit dieser oder irgendeiner Frau. Würde das beschriebene Szenario folglich - ob nun wahr oder gelogen, so schien es doch wenigstens möglich - auch ihn eines Tages ereilen? Würde seine Frau ein zu uneheliches Kind (ergo eins, das auf den ersten Blick nicht von ihm sein konnte) kaltherzig ermorden oder von einer ihrer Sklavinnen umbringen lassen? Würde sie diese Sklavin als Mitwisserin um die wahren Umstände anschließend auch vor einen Bären bringen? Nachdenklich musternd blickte er seine Begleitung an. Wäre sie fähig jemanden zu verletzten oder gar umzubringen? Doch da war es eben wieder: Sie kannten sich von zwei Begegnungen - der heutigen eingerechnet - und folglich weit weniger, als dass der Iulier auch nur ansatzweise dazu in der Lage wäre sie einigermaßen verlässlich einzuschätzen.


    "Ich... werde sehen, was sich machen lässt.", erklärte Dives anschließend mechanisch, während er aufstand und ihr kurz seine rechte Hand auf ihre linke Schulter legte, bevor er hernach dem Geschehen entschwand. Denn sei es wie es sei, saß er wohl so ziemlich in der Klemme. Er würde die Sergia so oder so mehr als nur wahrscheinlich irgendwann heiraten. Was sollte er das Ganze trotz aller Umstände noch großartig herauszuzögern versuchen? Zudem war es ja auch nicht nur so, dass diese Frau eh ein viel zu zielstrebiges Tempo in dem, was sie tat, an den Tag legte. Nein, irgendwo hatte der Duumviralicius auch die Hoffnung, dass sein Leben wieder leichter werden würde, wären sie erst einmal Ehemann und Gattin. Jetzt müsste also irgendwie ein Ring her...