Beiträge von Faustus Annaeus Milo

    Bereitwillig ließ der Tiro, dem das Gladius zuerst aus der Hand gefallen war, die Bestrafung über sich ergehen und absolvierte die Liegestütze.
    Es war besser, den Centurio nicht noch weiter zu reizen, was sein Tonfall unmissverständlich deutlich machte.
    Die Tirones hörten danach mit sichtlichem Interesse zu, was der Quintilier noch über die Pflege der Klinge und der Scheide zu sagen hatte, bevor es wieder ernst wurde.
    Nun also das Marschieren, dachte sich Milo. Auf den Befehl des Centurio bildeten die Tirones Vierer-Gruppen und setzten sich in Bewegung. Mit dem linken Fuß voran ging es um den Exerzierplatz.
    Sobald die ersten in die Ecke kamen und wenden mussten, gab es Unordnung. Was vorher geradeaus kein Problem war, führte in der Ecke zu Problemen, da einige ihre Füße nicht mehr unter Kontrolle hatten. Sobald die ersten vorne aus der Reihe tanzten, übertrug sich die Unordnung auf alle.
    Ein heilloses Durcheinander folgte.

    Der Quintilier erläuterte wieder einiges, bevor er den Tirones vormachte, wie ein Soldat sein Schwert ziehen sollte. Er machte es mit der linken Hand vor, zuerst langsam, dann schneller. Die Soldaten sollten es ihm dann nachmachen. Der Centurio zog sein Schwert mit der linken Hand, die Soldaten natürlich mit rechts.
    Auf den Befehl des Ausbilders hin, der sich genau die Bemühungen desjenigen anschaute, der vorhin gemault hatte, zogen alle Tirones die Schwerter.
    Man sah gleich, dass die ersten Versuche noch unkoordiniert waren. Ein paar Tirones hatten Schwierigkeiten ihr Gladius überhaupt aus der Scheide zu bekommen. Anscheinend hatte es sich verhakt. Derjenige, der eben gemault hatte zog mit so viel Schwung, dass ihm sein Gladius aus der Hand glitt und es auf den Boden fiel.
    Milo ging es auch nicht besser. Bei den langsamen Versuchen lief alles glatt. Aber als er etwas übermütig und schneller wurde, fiel auch ihm das Gladius aus der Hand.
    In diesem Fall war für die gesamte Truppe also noch sehr viel Übung angesagt.

    Dass derCenturio denjenigen Beine machte, die ihre Runden nicht zu Ende führten, war Milo klar gewesen. Es war eine Disziplinlosigkeit, die im Militär nicht geduldet wurde. Schließlich war Disziplin eine Tugend, die im Militär mit eine der wichtigsten war.
    Zu guter Letzt wurde das Konditionsprogramm für die ganze Mannschaft gestrafft, nur weil ein paar aus der Reihe tanzten. Na toll, dachte sich Milo, und konnte es sich nicht verkneifen, den betreffenden einen missbilligenden Blick zuzuwerfen. Ein paar andere maulten darüber. Besser hätten sie es nicht getan, da man nie wissen konnte, wie der Centurio darauf reagierte.
    Auf die Frage des Centurio nach dem Gladius antwortete ein Tiro, der direkt neben Milo stand, am Schnellsten: "Centurio Quintilius, der Gladius wird deshalb rechts getragen, da er sich in einer engen Kampfformation nicht sehr gut von der linken Seite ziehen lässt." Milo fügte daraufhin noch eine Sache hinzu, die ihm in diesem Zusammenhang sehr wichtig erschien:"Centurio Quintilius, im Gegensatz zu den Soldaten, die in einer geschlossenen Formation stehen, trägt ein Centurio das Gladius auf der linken Seite, da er als Offizier nicht in einer geschlossenen Formation steht."

    Ofella beantwortete Milos Fragen. Dass Ofella vor Aufregung damals gar nicht wusste, wie er sich ausgerüstet hatte, fand Milo zwar lustig, doch es würde ihm bestimmt genauso gehen. "Das verstehe ich gut, dass du am ersten Tag als Tiro aufgeregt warst. Ich bin ja jetzt schon aufgeregt, wie soll das erst morgen werden?", bemerkte Milo mit einem Lächeln.
    Zu den anderen Kameraden des Contuberniums gewandt, sagte Milo:
    "Wie war es bei euch? Könnt ihr euch daran erinnern, welche Ausrüstung ihr getragen habt und wie euer erster Tag war?"
    Was Ofella dann noch über den Centurio sagte, beruhigte Milo etwas. Es war ungefähr das, was Milo sich schon gedacht hatte.
    Milo hatte inzwischen Hunger. Sein Bauch machte Geräusche und die Zimmerkameraden würden es sicher hören.

    Der Centurio erläuterte noch etwas, was die Tirones bereits richtig gesagt hatten. Außerdem verbesserte er noch einige Dinge.
    Dann war es dem Ausbilder wohl zuviel an Theorie und die Ausbildung konnte nun endgültig beginnen.
    Milo war froh darüber, dass es endlich losging, auch wenn er noch nicht so recht wusste, wie er mit der ganzen Ausrüstung laufen und Liegestützen machen sollte.
    Die Soldaten setzten sich langsam in Bewegung. Die erste Runde war schnell erledigt. Bereits bei den ersten zwanzig Liegestützen merkten einige Soldaten, wie anstrengend es werden würde, die Ausbildung abzuschließen. Dann folgte wieder eine Runde Lauf, der ein oder andere pumpte schon heftig. Bei den anschließenden Liegestützen kamen einige nur noch schwer hoch, um wieder zu laufen. Auch Milo merkte, dass ihm die Ausrüstung schwer wurde. Bei der letzten Laufetappe mussten manche abbrechen. Sie hatten anscheinend sehr wenig Kondition, was dem Centurio mit Sicherheit missfiel.
    Nachdem auch die letzten Liegestütze durchgeführt waren, traten alle wieder in einer Reihe an. Man sah manchen die Erschöpfung richtig an, auch an Milo war der erste Drill nicht spurlos vorübergegangen, auch wenn er noch zu den frischeren gehörte.

    Na also, hatte sich Milo also doch korrekt die Dinge behalten. Es machte ihn etwas stolz, dass er eine richtige Antwort gegeben hatte. Aha, einen Haken musste die Sache ja haben. Ganz so einfach machte es der Centurio den Neuen dann doch nicht. Milo hatte keine Ahnung, auf was der Ausbilder hinaus wollte. Was sollte bei den Stadtkohorten anders sein, als bei der Legion?
    Einer der Tirones antwortete anstelle von Milo, da er meinte, dass der Centurio alle ansprach: Centurio Quintilius, ich dachte immer die Kohorten der Cohortes Urbanae wären aufgebaut wie bei der Legion." Anscheinend schien kein Tiro zu wissen, welche Besonderheiten es bei den Stadtkohorten gab. Wieviele Kohorten in Rom stationiert waren, schien ebenfalls niemand zu wissen. Milo war sich nämlich nicht sicher, wieviele Kohorten die Vigiles hatten und den anderen schien es genauso zu gehen. Die Anzahl der Prätorianerkohorten wusste Milo und die Anzahl der Stadtkohorten war ja klar: XIII.
    Milo wollte schon auf die nächste Frage antworten, doch bevor er antworteten konnte, kam ihm ein anderer zuvor: "Centurio Quintilius, die XIII. Kohorte kommt deswegen zustande, weil die Cohortes Praetoriae insgesamt IX Kohorten haben und die Kohorten der Urbanae einfach dazugezählt werden. Es sind mit unserer IV an der Zahl. So kommt man auf insgesamt XIII." Milo hätte auch noch erwähnt, dass sie von Augustus aufgestellt wurden, aber er hielt es jetzt nicht für nötig, noch etwas hinzuzufügen, das konnte er immer noch tun, wenn es verlangt wurde.

    Die Dreistigkeit des Quaestors ging Milo langsam auf die Nerven. Was bildete er sich überhaupt ein? Demonstrativ dachte Milo gar nicht daran, sich zu entfernen. Er trat noch einmal einen Schritt auf Duccius Vala zu.
    "Duccius Vala, ich bin dir schon mehr als genug entgegengekommen, dass ich dich bis zum Scriba geführt habe. Das hätte ich nicht tun müssen."
    Anscheinend merkte der Quaestor nicht, dass er zu weit ging. "Ich bleibe solange hier stehen, bis du beim Praefectus Urbi fertig bist und werde dich danach hinausbegleiten."
    Dann suchte sich Milo eine Stelle und wartete, was weiter passieren würde. Ob der Quaestor direkt zum Praefectus Urbi durchgelassen wurde?

    Milo erreichte mit demQuaestor Principis die Tür zum Vorzimmer des Praefectus Urbi und klopfte an.
    "Warte kurz hier, ich frage den Scriba, ob der Praefectus Urbi Zeit hat, dich zu empfangen."
    Milo betrat daraufhin das Vorzimmer und wandte sich an den Scriba.
    "Salve, der Quaestor Principis wünscht den Praefectus Urbi zu sprechen. Der Quaestor hat allerdings keinen Termin. Soll ich ihn zu dir reinschicken?"

    Der Quaestor hob bereitwillig die Arme hoch, währenddessen er sich ein Lächeln nicht verkneifen konnte.
    "Quaestor, du hast es mit einem Mitglied der Cohortes Urbanae zu tun, vergiss das nicht!! Ein bisschen mehr Respekt bitte!!!, sagte Milo zu Duccius Vala, während er ihn auf Waffen untersuchte.
    Nachdem dies erledigt war, sagte er: "Nun gut, ich werde dich jetzt zum Scriba des Praefectus Urbi begleiten."
    Dann brachte Milo den Quaestor zur Principia.

    Der Centurio wusste, wie man sich Respekt verschafft, das war spätestens jetzt allen klar.
    Noch ein Befehl kam hinzu: Movemini. Dann machte der Quintilier diese Haltung vor. Die Soldaten taten es ihm gleich. Während er die Reihen entlangschritt und dabei immer wieder seinen vitis schwang, tönte seine Predigt laut über den Exerzierplatz. Contubernium, Centurie, Kohorte.
    Völlig unverhofft wandte er sich plötzlich an Milo, der etwas verdutzt dreinblickte. Er hatte absolut nicht damit gerechnet, dass der Centurio sich an ihn erinnerte. Es gelang Milo ziemlich schnell seine Fassung wieder zu erlangen, zu salutieren und die Frage des Centurio zu beantworten.
    "Centurio Quintilius, die Centurie setzt sich im Regelfall aus 80 Mann zusammen. Die Erste Kohorte einer Legion besteht aus 10 Centurien, jede weitere Kohorte aus 6 Centurien!!! Milo sprach etwas lauter, damit er verstanden wurde.
    Er hoffte, dass er die Frage richtig beantwortet hatte. Irgendwann einmal hatte er gelesen, aus wievielen Männern sich eine Centurie und aus wievielen Centurien sich eine Kohorte zusammensetzte. Aber ob er sich daran richtig erinnert hatte, wusste er nicht zu sagen.

    Milo betrachtete Duccius Vala, bevor er fortfuhr. Man sah ihm an, dass ihn das Gesagte nicht unbedingt überzeugte.
    " Ich darf dich daran erinnern, Quaestor, dass der Praefectus Urbi ein vielbeschäftigter Mann ist und er sich nicht mit jeder Angelegenheit befassen kann. Und selbst der Quaestor Principis muss sich an manche Ordnungen halten. Ich werde sehen, ob der Praefectus Urbi dich empfängt, du kannst mich gleich zu seinem Scriba begleiten. Du gestattest, dass ich dich vorher auf Waffen untersuche." Milo trat einen Schritt vor, um Duccius Vala zunächst nach Waffen zu durchsuchen.

    Milo beobachtete den Centurio, als dieser die Reihen entlangschritt und noch kleinere Korrekturen bei manchen Soldaten vornahm. Dann plötzlich, ohne dass der Soldat, der eben seinen Mund nicht gehalten hatte, wusste, wie ihm geschah, fuhr der Stock des Centurio auf ihn herab. Der Soldat würde sicher so schnell nicht wieder irgendetwas Unqualifiziertes von sich geben.
    Milo versuchte sich die Abstände einzuprägen, damit solch eine Unordnung nicht noch einmal vorkam. Er hoffte, dass die anderen Tirones sich dies ebenfalls einprägten, sonst würde das Chaos morgen von Neuem beginnen.
    Auf den Befehl des Centurio nahmen die Soldaten Haltung an. So, so state lautete also der Befehl zum strammstehen. Noch etwas, was sich Milo einprägen musste. Hoffentlich würde er sich diese ganzen Befehle merken können, für den ersten Tag war das ganz schön viel.
    "Salve Centurio Quintilius!!!!!", schallerte es dann noch über den Exerzierplatz.

    Rambosius wollte also das Colosseum sehen. Sicherlich war es interessant, sich dies anzukucken. Milo hatte eigentlich nichts dagegen einzuwenden, er wollte sowieso irgendwann einmal die Spiele anschauen. Als Soldat würde er sicher bald die Gelegenheit haben. "Ist denn das Colosseum in der Nähe der Castra Praetoria oder wäre das ein Umweg? Wenn es kein Umweg wäre, könnten wir ja noch dorthin einen Abstecher machen.", wandte er sich an Varus.
    Langsam setzte sich Varus in Bewegung. Was hältst du davon, in die Horti Lolliani zu gehen, Rambosius?", fragte Milo diesen. "Ein wenig Entspannung kann ja nicht schaden. Lustwandeln und gleichzeitig etwas von Rom sehen ist sehr angenehm.", war Milos persönliche Meinung.



    Mit einem Nicken begab sich Milo zu dem Bett und lud zunächst einmal seine ganze Ausrüstung darauf ab. Dann ging er zu dem Schrank und begann seine Ausrüstung einzuräumen. Damit es ihm währenddessen nicht zu langweilig war, fragte er in die Runde: "Wie lange seid ihr schon bei den Urbanern? Gibt es für meinen ersten Tag morgen irgendetwas, was es zu beachten gilt? Zum Beispiel bei der Ausrüstung?" Milo war gerade dabei, die Rüstung zu verstauen, als ihm noch etwas Wichtiges einfiel.
    "Was haltet ihr eigentlich von dem Centurio? Kommt man gut mit ihm aus?" Bei ihrer kurzen Begegnung vorhin in der Habitatio hatte Milo ihn eigentlich als angenehm empfunden. Aber das waren ja nur einige Augenblicke gewesen. Vielleicht war er auch ganz anders. Für Milo war es wichtig, darüber mehr zu erfahren, wie der Quintilier sich während der Ausbildung verhielt.

    Nachdem sich Milo noch einmal bei Varus bedankt hatte, wurde er von dem Sklaven Theogenes in das Gästezimmer geführt. Das Bad würde er ein andermal ausproberen, für heute war er einfach zu müde.
    Das Zimmer war geräumig. Es standen allerlei Möbel darin. Licht wurde von einer Öllampe gespendet, die auf dem Nachttisch stand. In einer Ecke stand eine Büste von Lucius Annaeus Seneca. Obwohl Milo sehr müde war, betrachtete er diei Büste sehr lange und ließ den heutigen Tag Revue passieren.
    Was hatte er heute nicht alles erlebt. Seine Ankunft in Rom und das Treffen mit Varus, den er so lange nicht mehr gesehen hatte, erfüllten ihn mit sehr großer Freude.
    Neue Abenteuer warteten auf ihn, Rom wollte zunächst einmal entdeckt werden, bevor er sich neuen Aufgaben bei den Stadtkohorten widmen wollte. Zunächst standen jedoch ein paar Tage Erholung auf dem Programm.
    Milo legte seine schmutzige Kleidung ab und legte sich auf das Bett, während er weiter an die Zukunft dachte.
    Eigentlich wollte er noch warten, bis ein Sklave ihm die frische Kleidung brachte. Doch weiterhin seinen Gedanken nachhängend war er plötzlich eingeschlafen.


    Milo war nicht verwundert über die Reaktion des Centurio.
    Jetzt hatte Milo auch noch in all der Aufregung den Gruß falsch gesagt. Er wurde doch erst gestern darauf hingewiesen, wie er richtig zu grüßen hatte.
    Eigentlich hatte er kein Kurzzeitgedächnis, aber die Aufregung vor seinem ersten Tag und die Unordnung hatten ihn irgendwie etwas aus der Fassung gebracht, sonst wäre das ihm sicherlich nicht passiert.
    Der Centurio brüllte sie an, wie sie richtig Aufstellung nehmen sollten. Die Tirones bildeten also zwei gerade Reihen hintereinander. Milo stand in der zweiten Reihe. Während also die erste Reihe den linken Arm ausstreckte, musste Milos Reihe die rechte Hand nach vorn ausstrecken und die linke Hand zur Seite. Dann legten die Tirones die rechte auf die Schulter des Vordermannes und hielten die linke so, dass sie die Hand des Nebenmannes berührte. Da Milo in der Mitte der Reihe Aufstellung genommen hatte, war es ihm ein Leichtes alles auszuführen.
    Ein paar Männer neben ihm murmelte ein Tiro etwas vor sich hin. Milo verstand ihn aber nicht genau, was aber auch gut so war. Er hörte nur Gesprächsfetzen: "M...n lie.... Ma.... Das ...ht ja ...ut los". Einige wandten sich zu demjenigen um, der etwas gemurmelt hatte, doch Milo gehörte nicht dazu.
    Hoffentlich hatte es der Centurio nicht bemerkt, sonst würde es wieder Ärger geben. Langsam hatte Milo genug davon.

    Milo betrat nach einem Klopfen den Vorraum des Praefectus Urbi und sagte zu dem Scriba:
    "Salve, mein Name ist Faustus Annaeus Milo. Der Senator Germanicus Sedulus und sein Klient Germanicus Aculeo wünschen den Praefectus Urbi zu sprechen." Er deutete auf die Männer.
    Wenn du mich entschuldigen würdest, ich habe Wachdienst am Tor und muss zurück.", sagte er noch zu dem Scriba.
    Er salutierte, bevor er den Raum in Richtung Porta wieder verließ.


    Sim-Off:

    Ich lege jetzt einfach ein Thema fest. Das lässt sich ja bestimmt editieren. Wenn ihr ein anderes Thema wollt, werde ich es anpassen. ;)