Rufus merkte nicht, dass seine Mutter in den Garten kam. Er hörte nichts, denn sein schmerzender Kopf lenkte ihn viel zu sehr von allem ab was da draußen um ihn herum so vor ging. Erst als ihn warme, weiche Hände berührten kam er zurück ins hier und jetzt und öffnete ganz langsam seine Augen, die auch gleich schmerzten so grell war das Licht. Und sein Kopf tat gleich noch ein wenig mehr schmerzen. Doch Rufus war tapfer und weinte nicht, obwohl ihm der Kopf so weh tat und die Schulter irgendwie jetzt auch. Geduldig ließ er seine Mutter an sich herumfummeln. Ihre Hände waren wirklich angenehm für den pochenden Kopf, aber leider waren sie viel zu schnell wieder weg.
"Ich habe Dio und Simplex geärgert. Hat Spaß gemacht. Warum?", meinte er während seine Mutter ihm das Blut aus dem Gesicht entfernte und grinste schelmisch obwohl vielleicht ein Lächeln etwas unangebracht war.
Das empfand auch Simplex so, der genervt zu Rufus starrte. Und schon wieder eine große Klappe, dachte er sich noch dabei. Dann blickte seine Herrin zu ihm und wollte wissen was passiert war. Wahrscheinlich dachte sie jetzt auch noch, dass er ihren Sohn blutig gehauen hatte. Blöder Bengel. "Er ist vom Baum gefallen, als er herunterklettern wollte.", rechtfertigte er sich. So, jetzt war für ihn die Sache abgeschlossen und er wollte nun wieder zu den Büschen, aber Diomedes hielt ihn auf und blickte ihn etwas böse an. "Und was ist mit dem Arm? Erzähl der Herrin was du gemacht hast!", brummte Diomedes. "Ach ja, der rechte Arm war ausgekugelt. Ich habs behoben.", meinte er schulterzuckend. Was war denn da jetzt so Schlimmes dran? Er hatte Rufus schließlich geholfen.
Der blickte nun etwas entsetzt. Was hieß denn ausgekugelt? Tat ihm deswegen der Arm und die Schulter so weh? Fragend blickte er seine Mutter an. Und vor allem: Durfte er jetzt wieder aufstehen und weiterspielen? Ihm fiel nämlich jetzt gleich wieder der nächste Schabernack ein, den er so treiben konnte.
Beiträge von Lucius Quintilius Rufus
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Nein, Simplex sah es nicht ein. Wieso sollte er es nicht können? Er hatte doch oft genug zugesehen und wirklich schwer war es ja auch nicht eine Schulter wieder einzurenken. Und kaputt gehen würde schon nichts. Der Kleine war schließlich nicht aus Glas und hielt einiges aus. Simplex wusste das, schließlich hatte er ihm schon des öfteren den Hintern versohlen dürfen. Ja, er würde es jetzt einfach tun ehe Diomedes mit seiner Herrin im Schlepptau aufkreuzte. Nicht, dass ihm etwas daran gelegen hätte Rufus zu helfen oder bei Diomedes ein weiteres Stein im Brett zu haben, weil er dafür sorgte, dass der Kleine wieder etwas besser aussah, nein er wollte es Diomedes diesem Hasenfuß einfach mal beweisen.
KNACK machte es und schon war das Gelenk zurück in die Gelenkpfanne gehüpft. So schwer war das ja nun wirklich nicht gewesen. Triumphierend bewegte er den kleinen Arm hin und her. Ja, da hakte nichts und alles bewegte sich einwandfrei. Die Schulter war wieder ganz und für Simplex die Welt wieder in Ordnung. Lustlos ließ er nun Rufus' Arm zu Boden fallen und verschränkte die Arme. Die Herrin ließ sich aber auch wieder Zeit. Sie sollte endlich aufkreuzen und ihren Spross der Unterwelt wieder mitnehmen, damit er seine Arbeit fertig machen konnte. Die Hecke schnitt sich schließlich nicht von selbst und die Büsche auch nicht. Genervt stöhnte er und blickte auf den immer noch bewusstlosen Rufus herab. Noch einmal stöhnte er. Noch genervter. Wenn er so verletzt am Boden lag empfand er den Jungen fast noch nerviger als wenn er umher rannte und brüllte und Krach machte, so dass man keinen ruhigen Augenblick mehr fand. "Jetzt reichts mir aber.", meinte er schließlich gänzlich entnervt und packte Rufus am Arm und zog ihn ruckartig auf die eigenen Beine, wo er allerdings sofort wieder zusammensackte und wie ein nasser Sack zu Boden glitt. Simplex verdrehte die Augen und zog den Jungen noch mal hoch, diesesmal aber nicht ohne ihm ein paar knallende Ohrfeigen zu verpassen. "Na komm, wach auf du Stinker!", zischte er und es wirkte.
Rufus öffnete die Augen und blickte Simplex erstaunt an. Wie war er hier hergekommen? Er war den Baum heruntergeklettert, aber was war dann passiert? Warum hatte er so Kopfweh? Und warum war Simplex so genervt? Und warum hielt er ihn fest? Das warum auf die letzte Frage erschloss sich ihm von selbst, als Simplex nämlich den Arm los ließ wankte Rufus kurz wie ein Betrunkener hin und her und krachte dann auf den Boden. Warum konnte er nicht mehr stehen? Auf den Bauch liegend blickte er zu Simplex hoch, der die Augen verdrehte. "Hassumir aufm Kopfghaut?", lallte er wie ein Betrunkener. "Was hab ich?", entgenete Simplex und schaute genervt auf Rufus herab. Helfen wollte er ihm nicht. "Hass dumir aufm Kopf gehaut?", fragte Rufus noch einmal und klang reichlich erstaunt. Anders konnte er sich nicht vorstellen weshalb es ihm gerade gar nicht gut ging. Und der Kopf tat auch so weh. Instinktiv griff er sich an die Schläfen, aber das half auch nichts und er ertastete etwas an seiner Stirn, das irgendwie feucht war. Erschrocken hielt er sich die Hand vor Augen und sah etwas verschwommen, dass die Fingerspitzen ein wenig rot waren? Hatte Simplex ihn etwa blutig gehauen? "Nö. Du warst so dumm und bist vom Baum runtergeflogen.", erklärte Simplex ihm schließlich am Ende seiner Nerven. Hoffentlich kam bald die Herrin.
"Misch kann fliehiegen?! Hihihi.", meinte Rufus und kicherte. "Wahrs schöhn?", fragte er dann noch, während er sich aufrappelte und wankend auf den eigenen Beinen zum stehen kam. Dann grinste er noch Simplex breit an, der die Hand gegen die Stirn schlug. Jetzt war das Kind auch noch schwachsinnig. "Ja. Wie du mit dem Kopf gegen den Ast geknallt bist war wirklich schön. Und wie du dann auf den Boden geknallt bist... bezaubernd!", beantwortete ihm Simplex die Frage und musste grinsen. "Uihhh!", meinte Rufus erstaunt und blickte den Baum hinauf aus dem er gefallen war. Und dann fuhr sein Kopf plötzlich zur Seite, er verlor das Gleichgewicht, fiel zu Boden und dann brannte auch noch seine Wange, dass es ihm ein paar Tränen in die Augen trieb. Was war denn das? "Bist du jetzt wieder in Ordnung?" Simplex hatte ihn gehauen! Und das ohne Grund! Rufus Geist wurde wieder etwas klarer und er rieb sich die Wange. Wieder rappelte er sich auf und wankte ein wenig hin und her, konnte aber noch stehen. Schnell ging er die paar Schritte zum Baumstamm, die ordentlich Schlagseite hatten, und lehnte sich gegen den Stamm. Wieder rieb er sich die Wange. "Auah! Das hat weh getan!", beschwerte er sich bei Simplex und blickte ihn finster an. "Das war nötig!", grinste der und ging zu Rufus hinüber und drückte ihn in Richtung Boden, wo er schließlich mit dem Hintern ankam und an den Stamm gelehnt saß. "Und jetzt bleibst du sitzen!", ermahnte ihn Simplex noch. Er wollte ja jetzt, wo der Kleine wieder halbwegs auf dem Dampfer war, nicht auch noch Kinderfrau spielen müssen. Und wenn er an die Ruhe dachte, die geherrscht hatte. "Und bist still!", fügte er daher noch schnell hinzu.
Rufus schloss derweil kurz die Augen. So war das Kopfweh nicht ganz so schlimm. Das er blutete hatte er schon wieder ganz vergessen, obwohl das kleine Rinnsal bereits das Kinn erreicht hatte. -
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DiomedesNormalerweise tat er so etwas nie, einfach so herein zu platzen und zu stören, das stand ihm als Sklave auch gar nicht zu. Dieses mal handelte es sich allerdings um einen Notfall, jedenfalls für Diomedes, weshalb er einfach das Tablinum durch die Tür zum Garten hinaus betrat. Ihm war unwohl, denn er wusste nicht wie seine Herrin auf all das reagieren würde. Das machte ihn noch unsicherer. "Domina, du musst sofort kommen. Es ist etwas passiert. Mit Rufus.", platzte es einfach so aus ihm heraus. Warum schonend beibringen, wenn es auch hart und plötzlich ging.
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Nun standen sie Beide über ihn gebeugt und zumindestens einer blickte ratlos dabei und das schien Simplex einfach nur zu nerven. Ruppig packte er den kleinen Rufus an der Schulter und drehte ihn unsanft auf den Rücken um ihn genauer zu begutachten. Es war noch alles dran, so schien es. "Na siehst du. Ist doch noch alles heile.", brummte Simplex kopfschüttelnd und wollte schon wieder gehen, aber Diomedes hielt ihn am Arm fest. "Alles in Ordnung? Alles in Ordnung? Verdammt! Rufus ist vom Baum gefallen!", regte sich Diomedes auf und wurde leichenblass. "Ist doch halb so tragisch, das... Ach das bisschen Blut. Der blutet doch ständig.", meinte Simplex dann genervt, als auch er feststellte, dass vom Haaransatz aus etwas Blut über Rufus Stirn lief. "Was haben wir nur getan? Wegen uns ist er vom Baum gefallen." Diomedes war nun komplett aufgelöst. Das Rufus hinunterfiel hatte er nicht gewollt und Simplex sicher auch nicht. Der schüttelte aber nur den Kopf. "Nein, du bist schuld. Du hast ihm doch gut zu geredet. So und jetzt sieh zu wie du fertig wirst mit ihm. ", grummelte Simplex und wollte erneut gehen, merkte aber, dass Diomedes ihn entsetzt ansah und den Tränen nahe war.
"Boah, meine Nerven. Jetzt stell dich doch nicht so an. Er ist nur bewusstlos. Nichts was nicht wieder heile geht." Mittlerweile war Simplex richtig gereizt. Blöder Junge, warum musste er vom Baum fallen und Diomedes, warum war er nur so eine verdammte Heulsuse. Dann schwieg er und blickte auf die Beiden herab. Diomedes hatte Rufus mittlerweile in den Arm genommen und begutachtete die Wunde am Kopf. Zugegeben, wirklich bedrohlich wirkte sie nicht und sonst schien alles heile zu sein. Ein paar Kratzer an der Stirn und eine kleine Beule, die sich abzeichnete, sonst war nicht viel zu sehen. Vielleicht hatte Simplex ja doch Recht, dachte sich Diomedes und begutachtete weiter den kleinen Sohn seiner Herrin und wurde noch blasser, als er dessen Schulter bemerkte. Irgendwie sah die gar nicht gut aus und wirkte wie nach unten versetzt, "D...das muss doch so aussehen, oder?", fragte er entsetzt. "Nö.", meinte Simplex nur darauf. "NÖ? WAS HEIßT HIER NÖ? HABEN WIR IHN ZUM KRÜPPEL GEMACHT?" Diomedes war kurz vor dem Zusammenbruch. Wenn ihr Sohn ein Krüppel würde, dann würde es ihm seine Herrin nie verzeihen."Komm wieder runter. Der hat sich nur den Arm ausgerenkt. Nichts tragisches. Das kann man wieder hinbringen.", meinte Simplex gelangweilt und kniete sich neben Diomedes nieder und zerrte Rufus am Arm unsanft zu sich hinüber. "Pass doch auf! Ähm, was hast du vor?" Simplex hatte mittlerweile Rufus auf die Seite gedreht und wollte gerade sein Knie in dessen Seite drücken, hielt dann aber inne. "Ihm helfen.", brummelte er. "Sollte das nicht ein Arzt machen?" "Das kann ich auch. Ist doch nicht so schwer." "Hast du so etwas etwa schon mal gemacht?" Wieder stöhnte Simplex. "Nö. Aber so schwer wird das schon nicht sein." Nun drückte er sein Knie in Rufus Seite und packte seinen Arm und wollte beginnen, aber Diomedes packte ihn am Arm. "Warte! Halt! Das machst du nicht! Das macht ein Arzt! Ich hole jetzt die Herrin!" "Wenn du meinst. Na schön. Hol sie und zeig ihr ihren Sohn. Sie wird sicher Luftsprünge machen." "Nein! Am Ende machst du noch was kaputt! Nein, der Arzt soll her! Das wird die Herrin auch wollen." "Na schön! Dann hol die Herrin!", fuhr Simplex Diomedes schließlich an und ließ von dem Jungen ab.
Diomedes nickte nur noch und rannte wie der Wind (oder besser so schnell ihn seine alten Beine trugen) davon.
Simplex fühlte sich dennoch ein wenig in seinem Ehrgefühl verletzt. Das würde er schon schaffen. Und dann würden sie ihn in Ruhe lassen. Wieder drückte er sein Knie in Rufus Seite und zog dessen Arm hoch. Der bekam von all dem nichts mit. -
Als er wieder aufhörte zu kichern, sein Bauch tat schon ganz weh, hörte er etwas, das ihn erneut zum grinsen brachte. Er hörte jemanden die Büsche schneiden und der jemand konnte ja nur Simplex sein. Der würde als nächstes Streichopfer herhalten müssen. Rufus mochte ihn so wieso nicht, denn er war immer so grob zu ihm und verhauen hatte er ihn auch mal als Mama es erlaubt hatte. Das war doof und hatte er ihm nie verziehen. Heute würde er dafür bezahlen.
Rasch klaubte Rufus ein paar Kiesel auf, die am Fuß des alten Ölbaumes verstreut lagen, unter dem er lag. Die stopfte er dann in den kleinen Lederbeutel, der an seinem Gürtel herumbaumelte und in den er sonst kleine Schätze, wie Glasscherben oder schöne Steine steckte, hinein. So viele, bis der ganze Beutel voll war. Das waren bestimmt ganz viele und hunderteinundreißig Stück. Wieder grinste er zufrieden und klopfte kurz gegen den kleinen Beutel, der daraufhin knirschte. Wunderbar. Jetzt hatte er schon etwas mit dem er Simplex ärgern konnte. Jetzt brauchte er nur wieder ein Versteck. Fragend blickte er durch den Garten und suchte mit seinen haselnussbraunen Augen nach einem geeigneten Ort. Sein Blick blieb am Baum hängen unter dem er stand. Der Baum.
Er begutachtete die Äste. Da konnte man bestimmt gut raufsteigen. Ja und dann auf den und dann auf den. Weshalb hatte er noch nie darüber nachgedacht, dass man auf den Baum gut draufklettern konnte. Bestimmt weil er früher zu klein gewesen war. Ja, er würde da jetzt draufsteigen.
Kurz nahm er Anlauf, dann sprang er hoch und auf den ersten Ast hinauf. Von da aus war es einfach bis in die Astkrone zu gelangen. Dann war er oben und stellte fest, dass das echt Spaß machte und man von hier oben einen guten Blick hatte. Man konnte zwar nicht aus dem Garten raus gucken, aber es war trotzdem ganz schön hoch und man konnte den ganzen Garten überwachen. Auch Simplex und seine Arbeit.
Wieder grinste er und setzte sich breitbeinig auf einen Ast und zog das erste Steinchen aus dem Beutel und warf es Richtung Simplex. Der kniete da und bearbeitete gerade einige Äste. Das Steinchen traf ihn am Rücken und er wirbelte herum, entdeckte aber niemanden. Rufus hätte fast losgeprustet. Das sah so lustig aus. Er riss sich aber am Riemen und wollte sich den Spaß nicht verderben.
Simplex fuhr fort und Rufus zog den nächsten Stein heraus und warf ihn ebenfalls auf Simplex. Diesesmal traf er Simplex am Hinterkopf und wieder blickte er um sich und wirkte richtig genervt. Wieder musste sich Rufus das Lachen verkneifen und wieder drehte sich Simplex um. Der nächste Stein verfehlte ihn und er wirbelte herum und blickte erstmals auch zum Baum und Rufus spürte, wie dessen spitzer Blick ihn direkt traf.
"Wehe dir, wenn ich dich in die Finger bekomme, Bürschchen. Dann setzts was.", rief er ihm zu. Rufus wurde rot, denn er war entdeckt worden.
Simplex guckte immer noch böse und Rufus wusste, dass es Ärger geben würde, wenn er herunter kam. Andererseits musste er irgendwann runterkommen. Das war jetzt doof und machte keinen Spaß mehr.
"Na, willst du nicht runter kommen?", fragte er und schlenderte auf seinen Baum. Verdammt! Jetzt saß er in der Klemme. Und dann kam der nächste. Dio kam auch noch an und wirkte böse. Wusste er etwa, dass er Schuld an seinem lustigen Unfall war? Er wusste durch Simplex jetzt jedenfalls wo er sich versteckt hatte, denn Simplex zeigte nach oben in den Baum. "Rufus, es fehlt ein Keks und irgendwie haben sich die Riemen meiner Sandalen verknotet. Weißt du etwas darüber?", fragte Dio und stellte sich neben Simplex. "Na, da hast du deiner Mutter aber einiges zu beichten, meinst du nicht auch?", meinte Simplex. Rufus war gar nichtmehr nach Spaß zumute. Er wusste, dass es bestimmt Ärger geben würde, wenn Mama erfuhr, dass er Dio und Simplex einen Streich gespielt hatte. Er würde daher keinesfalls vom Baum runter kommen.
"Na komm Rufus, komm runter. Wir verpfeifen dich nicht, wenn du dich entschuldigst.", meinte Dio gnädig und er hielt auch immer, was er versprach. Aber Simplex... Mhh, Rufus zögerte. "Stimmt das Simplex?", fragte er hinunter zu den Beiden.
Simplex stöhnte. "Jaaaah.", meinte der genervt. "Entschuldigung.", rief Rufus schließlich hinunter. Seine Entschuldigung, die er gerne in Kauf nahm, wenn er dafür keinen Ärger mit seiner Mutter bekam.
Dio begann daraufhin zu lachen. "Ach Rufus. So entschuldigt man sich aber nicht. Komm runter und entschuldige dich richtig. Dann ist gut."
Rufus glaubte ihn. Dann würde er eben herunter klettern und sich entschuldigen. Dann würde er ein paar Kekse abstauben und alles war gut. Bis zum nächsten Streich, denn er hatte Blut geleckt. Streiche spielen machte Spaß.
Langsam stand er von seinem erhöhten Sitzplatz im Baum auf und balancierte zum Stamm. Von dort aus wollte er auf den nächst tieferen Ast steigen. Wollte, denn die blöden Sandalen, die er trugen ließen es nicht zu. Hätte er gewusst, dass sich Sandalen nicht zum Klettern eignen, dann hätte er sie wohl unten gelassen, aber so musste er nun Lehrgeld zahlen.
Fast wie in Zeitlupe rutschte er ab und stürzte nach vorne, wo er mit dem Kopf gegen einen Ast knallte. Von da an merkte er nicht mehr wie er wie ein nasser Sack auf dem Boden ankam, direkt auf seiner Schulter. Er merkte gar nichts mehr. Aber Diomedes und Simplex merkten es oder besser mussten es mit ansehen. Mit Entsetzen sahen sie mit an, wie der kleine Junge den schnellsten Weg nach unten wählte und dort mit einem dumpfen Aufprall landete und dann regungslos am Boden liegen blieb. "Mhh, das ist jetzt doof.", brummte Simplex und Diomedes wurde blaß und kniete sofort nieder. "E... er atmet noch.", stammelte der. "Natürlich. Er ist ja nur vom Baum gefallen." -
Da kam er nun also aus dem Atrium in sein Zimmer getürmt und freute sich bereits auf all seine Spielsachen. Freudig riss er die Türe auf und befand sich wenig später in der Mitte des Raumes und drehte sich freudig im Kreis. Wie schön es doch war endlich wieder daheim zu sein. Dort wo er sich wohl fühlte und wo er seine Spielsachen hatte.
Überfroh ließ er seinen Blick über seine Spielsachen streifen, in der Hoffnung, dass ihn nun noch etwas ansprach, mit dem er spielen konnte. Er musste spielen, dass wusste er, denn Mama würde ihn am Ende des Tages bestimmt wieder zu Ekel-Vic dem Blödmann zerren.
Immer wieder blickte er hin und her. Er hatte viel Spielzeug, aber mit nichts von dem wollte er im Moment spielen. Das war doch doof. Lautstark seufzte er und ließ sich auf sein Bett fallen. Ihm war langweilig. Stinklangweilig. Er wollte Spaß haben und beschäftigt werden. Aber Sontje war nicht da und Mama belegt. Das war doch alles blöd. Warum musste ihm gerade jetzt langweilig sein? Die ganzen letzten Tage war ihm langweilig gewesen und deshalb hatte er sich so gefreut endlich nach Hause zu kommen, wo er immer Spaß hatte. Aber jetzt? Tote Hose!
Genervt rollte er die Augen. Das war doof und er verzweifelt. Ja, er war so verzweifelt, dass er sogar mit Victorius gespielt hätte! Aber der war ja nun auch nicht da und er ganz allein. Ganz allein? Da waren doch immer noch Simplex und Diomedes. Breit begann er zu grinsen. Mit denen konnte man doch bestimmt Spaß haben. Sehr viel Spaß. Seine Langeweile war plötzlich wie weggeblasen.
Grinsend verließ er sein Zimmer und schlich auf Fußspitzen die Treppe hinunter, durch das Atrium und dann zur Tür der Küche, die offen stand. Leicht lugte er hinein und fand die Küche leer vor. Dio war scheinbar gerade etwas zu Mama und den Gast bringen. Auf Zehenspitzen schlich er sich nun hinein und wollte gerade unter dem Tisch abtauchen, als ihn ein paar Kekse in die Augen fielen, die Dio wohl erst gemacht hatte. Freudig erregt rieb Rufus sich die Hände und ehe man sich versehen konnte war einer dieser Kekse in seinem Bauch gelandet. So gestärkt kroch er dann unter den Tisch und wartete in diesem Versteck ab.
Lange musste er nicht warten, dann kam Dio auch schon summend in die Küche und schloß die Tür hinter sich. MIST! Das hatte Rufus nicht bedacht. Nun saß er wohl in der Falle. Oder doch nicht? Das Fenster! Natürlich! Da war er ja mal rausgefallen und in einem Busch gefallen. Ja, das war sein Fluchtweg. Mittlerweile war er auch schon größer, da kam er bestimmt auch um den Sturzflug herum. Ja, so würde er es tun.
Dio fuhr derweil fort zu schaffen und war wie immer in seine Arbeit vertieft. Das nutzte Rufus nun aus und robbte aus seinem Versteck und näherte sich Dios Beinen und Füßen. Nun streckte er die Fingerchen aus und machte sich an den Bändern von Dios Sandalen zu schaffen. Ganz vorsichtig knotete er diese zusammen. Fertig!
Langsam ging er in die Hocke und bewegte sich in Richtung Fenster. Schwubbs war er über die Fensterbank geklettert und hinab in den Garten gesprungen. Fast wäre er wieder im Busch gelandet. Aber auch nur fast. Wieder langsam richtete er sich nun auf und spähte durch das Fenster hinein in die Küche, wo Dio nun eine Amphore wegbringen wollte. Wollte. Weit kam er nicht, denn er stürzte und die Amphore segelte durch den Raum. Wenig später tat es zwei Trümmerschläge. Einmal die Landung der Amphore und einmal Dios Landung, denn Beide hatten das Fliegen gelernt.
Es war schon ein lustiger Anblick und Rufus hätte fast laut losgelacht. Schnell rannte er nun weiter in den Garten hinein, warf sich am Fuß des Ölbaums auf den Boden und begann zu kichern.
Das machte Spaß! -
Rufus hatte sich wirklich gefreut, als seine Mutter ihn gefragt hatte, ob er mit nach Hause gehen wollte, da es dort irgendetwas zu erledigen gab. Natürlich hatte er da sofort ja gesagt, denn daheim war es immer noch am Schönsten, auch wenn er wusste, dass es wohl nur ein kurzer Aufenthalt werden würde. Aber selbst wenn es nur ein paar Stunden waren, dann waren die besser als ein paar Tage, die er im Haus von Mamas Verwandtschaft verbringen musste.
Übereifrig und guter Dinge hatten sie sich dann auf den Weg gemacht. Natürlich ging Rufus voran und konnte es auch gar nicht erwarten bis er endlich wieder mit seinen Spielzeugen vereint war. Natürlich lief er deswegen ein wenig schneller, aber Mama trödelte einfach nur. Immer wieder musste er etwas genervt warten, bis sie wieder aufgeschlossen hatte. Dabei bekam sie dann ab und zu so etwas an den Kopf geworfen wie: 'Mama, du bist so langsam wie eine Schnecke'.
Und dann, endlich hatten sie es nach Hause geschafft und wieder musste er warten, diesesmal vor der Türe. Er wollte aber nicht warten. Er wollte rein! Daher hämmerte er mit den Fäusten ein wenig gegen das Holz und trat gelegentlich mit den Füßen nach, damit Dio ihn ja nicht überhörte. Als der dann endlich aufmachte, flitzte Rufus blitzschnell an ihm vorbei und nebenbei quitschte er noch ein "Salve Dio!" und rannte ins Atrium wo er sein Schuhwerk gegen bequeme Sandalen tauschte und in sein Zimmer verschwand. Das Besuch da war interessierte ihn nicht, das hatte er verdrängt. Selbst wenn nicht, dann hätte es ihn wenig interessiert. Der Besuch war eh nicht für ihn. Das war wieder so eine Sache zwischen alten Menschen wie Mama und dem Gast. -
Nachdem er der ganzen Szenerie mit dem blöden Victorius und dem blöden Papa und den anderen blöden Menschen entflohen war, hatte er sich hier in Mamas altem Zimmer verkrochen. Er war sich sicher, dass das der einzige Ort in diesem scheußlichen Haus war, wo er ungestört sein konnte und das wollte er auch. Er muste nachdenken. Über Papa. Er war ihm böse, schließlich wusste er jetzt, dass es Papas Schuld war, dass der nie da war und auch, dass man ihn wohl auch ein wenig angeschwindelt hatte was den dicken Mann mit Glatze betraf. Der hatte also sogar guten Grund seinem Papa böse zu sein, genau so wie er. Ach, er sollte ihm gestohlen bleiben. Seinetwegen brauchte er gar nicht mehr aufzutauchen. Er verbrachte deswegen doch auch nicht viel mehr Zeit mit ihm. Obwohl er ihn lieb hatte.
Rufus konnte einfach nicht mehr. Er war fertig mit dieser blöden Welt und ließ sich in das Bett fallen und wie immer wenn er in einem Bett lag dauerte es nicht lange, bis er im Reich der Träume war und von schönen Dingen träumte.
Wie lange er dann schlief wusste er nicht, aber als er wieder erwachte fühlte er sich noch müder als zuvor und gähnte erst einmal lautstark und streckte sich. Dann blinzelte er und dachte darüber nach weiter zu schlafen, aber irgendwie war ihm, als ob er nicht alleine im Raum war. Er ließ daher seinen Blick schweifen und entdeckte seine Mutter, die las. Seine Mutter. Er wusste nicht mehr ob er ihr böse war oder gut mit ihr war. Es war alles schwierig im Moment. Er entschied sich erst einmal aufzustehen und schwang sich aus dem Bett und es fiel ihm auf, dass er vergessen hatte die Sandalen auszuziehen.
Auf der Bettkante blieb er dann einfach sitzen und schaute seine Mutter an. "Ist er wieder weg?", fragte er sie dann und es war klar, wer damit gemeint war. -
Als Secundus von seiner Familie und seinem Vater sprach, musste Rufus unfreiwillig an seinen Vater denken. Auf den war er im Moment mehr als schlecht zu sprechen, was daran lag, dass er ihm ja quasi gestanden hatte, dass er selber Schuld daran hatte, dass Rufus ihn kaum bis gar nicht zu Gesicht bekam. Im Moment wollte er ihn auch nicht zu Gesicht bekommen. Er konnte ihm gestohlen bleiben. Am Liebsten hätte er sowieso einen Vater gehabt, der auch mal zu Hause war und den er dann auch kennen konnte, anders als ein Vater, der ihm doch irgendwie fremd war. Im Grunde wusste er ja nicht viel über diesen Mann. "Mein Papa ist auch Soldat. Aber nur ein Centurio. Mehr weiß ich nicht von ihm. Er ist ja nie da für mich. Ist das bei euch auch so?", meinte er daher und fragte gleich noch nach, ob es in anderen Soldatenfamilien auch so war, dass die Kinder ohne Vater aufwuchsen.
Ein wenig schlecht ums Gewissen wurde ihm dann aber doch, dass er indirekt seinen Vater große Vorwürfe machte und das anderen gegenüber. "Er hat mir ein Holzschwert geschenkt. Das war aber auch alles.", nahm er ihn daher noch einmal kurz in Schutz, auch wenn das Ganze nicht wirklich ernsthaft und überzeugend herüberkam.
Aber das Ganze war ja jetzt egal. Wieso über etwas aufregen, dass man eh nicht ändern kann. Daher konzentrierte er sich wieder ganz auf das Spiel.
"Den Reiter. Ich finde Pferde toll. Ich will auch mal Reiter bei der Legion sein.", wählte er dann vielleicht ein wenig überraschend den Reiter aus und nahm ihn in die flache Hand, wo er ihn noch einmal begutachtete. ganz vorsichtig drehte er ihn in der Hand, um ihn ja nicht kaputt zu machen. Das wollte er nämlich unter keinen Umständen, denn Secundus mochte er. Wäre es Victorius Spielzeug gewesen, dann wäre er bei Weitem nicht so sorgsam damit umgegangen.
Erwartungsvoll blickte er dann zu Secundus. Jetzt sollte er ihm noch erklären, was es denn mit dem Holzpferd-Monster-Elefant auf sich hatte. -
Rufus war enttäuscht, denn seine Erwartungen waren nicht im Geringsten erfüllt worden. Zwar versuchte seine Mutter ihn ein wenig zu trösten und mit seinem Spielzeug zu bestechen, aber das war es nicht was er wollte. Ein wenig schüttelte er den Kopf. Er wollte wissen warum er hier sein musste und sie wollte es ihm alles erklären, aber erst später. Immer später. Wenn sich später alles aufklären sollte, dann musste er ja nicht hier sein. Hier bei den Blödmännern. Dann konnte er ja auch wo anders auf später warten. Irgendwo wo er alleine war. Sollten sie ihm doch alle gestohlen bleiben. Sollte doch der Kuckuck sie alle holen. Der Gedanke war schon irgendwie lustig. Wenn er sich so vorstellte, dass ein übergroßer Vogel Victorius einfach wegtrug. Aber leider würde das wohl kaum passieren, also konnte er sie alle nur verwünschen.
Kopfschüttelnd ließ er seine Mutter links liegen, seinen Vater sowieso und zog sich aus dem Atrium zurück bis er auf den ersten Sklaven traf, aus dem er auch rasch herausbekam, wo er wohl mit Mama untergebracht würde. Dahin zog er sich dann auch zurück, denn nirgendwo sonst war hier wohl blödmannfreie Zone. -
Obwohl er sie erst fünf Minuten kannte, mochte Rufus die Zwillinge irgendwie. Sie waren anders als größere Kinder, die ja oft die Angewohnheit hatten die Kleineren wegzustoßen oder irgendwie loszuwerden, weil sie angeblich nervten oder zu klein waren um mitzuspielen. Dann fühlte man sich als Kleinerer als Außenseiter. Er hatte diese Erfahrung auch einmal gemacht, als Sontje ihm erlaubt hatte mit den Kindern aus der Nachbarschaft zu spielen, die schon draußen spielen durften. Die waren etwa so viel älter wie die Zwillinge. Sie hatten Rufus einfach weggestoßen und ihn als zu klein befunden und wieder weggeschickt. Das hatte er als doof empfunden. Aber heute war er nicht zu klein. Das lag natürlich daran, dass er schon ganz viel größer geworden war. Nicht mehr lange und er würde auch einer der Großen sein, da war er sich ganz sicher.
Als die anderen Kinder dann ihr Spielzeug zeigten ärgerte sich Rufus ein wenig, dass er nichts dabei hatte. Es war zweifellos Sontjes Schuld, dass sie ihm nicht gesagt hatte, dass er etwas mitnehmen durfte. Jetzt stand er mit leeren Händen da, aber die Zwillinge wirkten so als würden sie teilen. Victorius war da ja anders. Der war ein Egoist (wie Rufus selber auch, auch wenn er es natürlich ganz ander sah).
Das Spiel, dass sie vorschlugen versproch lustig zu werden. Kurzerhand ließ sich Rufus auf dem Rasen nieder und grinste die Beiden an. Und dann streifte sein Blick die Gladiatoren. Sie erinnerten ihn irgendwie an seine Holzsoldaten. Seine Legion, die er immer anführte. Diese Legion hatte schon einige Schlachten mitgemacht. So fehlte dem Centurio (der symbolisch für seinen Vater stand) der Kopf, was allerdings daran lag, dass Mama auf den Soldat getreten war, als er einmal nicht aufgeräumt hatte. Im Vergleich sahen sie die Gladiatoren noch recht gut aus. "Die sind aber schön.", lobte er sie dann noch. -
Die andere Frau, dass beschloss Rufus ziemlich schnell, war ihm auf Anhieb sympathisch, denn sie tat etwas, das Erwachsene sonst nie machten. Sie begegnete ihm auf selber Augenhöhe. Normalerweise zeigten Erwachsene ja immer, dass sie größer waren und er nur ein kleines Kind. "Ach so.", meinte er, als die Frau ihm erklärte was es mit dem ominösen Heilsa auf sich hatte. Ob er das jetzt öfters nutzen sollte? Schließlich war ja auch er in Germanien geboren worden.
Dann aber ging es um etwas, dass ihn alles andere vergessen lassen ließ. Ein kurzer Blick zu Sontje genügte und sie erlaubte ihm mit den anderen Kindern zu spielen. Grinsend lief er ein paar Schritte von den beiden Erwachsenen weg und wartete, dass die anderen Kinder mitkamen. Sie wollten ja schließlich ungestört sein, es ging schließlich um Kinderdinge die Erwachsene nichts angingen. Dann strahlte er sie an. "Was wollen wir spielen?" Es würde bestimmt lustig mit den Beiden werden. Lustiger als mit zwei gewissen anderen Zwillingen. -
Wie sie es forderte blieb er die ganze Zeit über dicht an ihrer Seite und hielt ihre Hand ganz fest. Er wollte sie schließlich nicht verlieren, denn er fürchtete alleine den Weg nach hause nicht mehr zu finden. Und den Weg zu den Germanicern schon erst recht nicht. Daher stolperte er so schnell er konnte neben ihr her und musste sich ab und zu ganz schön schicken, denn ab und zu legte sie ein ganz schönes Tempo vor. Immer dann zog er an ihrem Arm und dann lief sie auch schon ein wenig langsamer.
Während sie einen schier endlosen Spaziergang machten erzählte ihm Sontje dann auch, dass sie jemanden treffen würden. Eine Verwandte von ihr. Und sie hatte Kinder. Das freute Rufus, denn er war sich sicher, dass er mit denen spielen würde. Anders als mit Victorius und Laevina.
Augen machte er dann, als sie die Gärten erreichten und die ins Blickfeld kamen, mit denen sie sich treffen würden. Eine Frau, die wahrscheinlich auch nicht so schön war wie Mama (das war schließlich unmöglich in seinen Augen) und ihre zwei Kinder, die so aus sahen als wären sie größer als er. Dann war wohl doch nichts mit spielen, oder? Er blickte Sontje kurz unsicher an und meinte dann ganz frech: "Jeder ist mir lieber als der Blödmann!"
Und dann standen sie vor den Dreien. "Salvete!", begrüßte Rufus sie, war dann aber kurz irritiert als Sontje sie anders begrüßte. "Heilsa?!", meinte er dann noch und grinste. -
Rufus grinste breit und freute sich einfach nur seine Sontje wieder zu haben. Jetzt müsste er nur noch wieder daheim sein, dann wäre sein Glück komplett gewesen, aber man konnte ja nicht alles verlangen. Immer noch voller Erwartungen hörte er sich an, was sie mit ihm vor hatte und ihm gefiel was er da hörte. In den Gärten war es bestimmt toll und es würde bestimmt einige Zeit ins Land gehen ehe er wieder hierher zurück musste. "Das wird bestimmt toll."
Weniger begeistert war er als sie ihn aufforderte sich selber anzuziehen. Nun musste er es eben selber machen. Leicht schmollend ließ er sich auf den Fußboden plumpsen und zog sich dann selber die Calcei an. Selbst die Lederriemen machte er selber fest, so dass alles richtig saß. Zufrieden blickte er auf und kam wieder auf die Beine. Nun mussten sie nur noch hier weg.
Dann drückte er ihr noch den Mantel in die Hand und grinste sie wieder an. "Ich bin fertig." -
Rufus dachte er hätte sich verhört, als er jemanden an der Tür gehört hatte, der ganz nach seinem geliebten Kindermädchen klang! Da er sie mehrere Tage lang nicht mehr gesehen hatte, vermisste er sie auch schrecklich, was auch kein Wunder war, schließlich verbrachte er sehr viel Zeit mit ihr und ohne sie war es einfach nicht das Selbe.
Überhaupt war es hier nicht das Selbe wie daheim, denn hier fühlte er sich einfach nur fremd und unerwünscht, schließlich konnte er hier sowieso niemanden wirklich leiden. Es war Mamas Familie und nicht seine und er fühlte sich überhaupt nicht willkommen. Vor allem dass er sich nach wie vor nicht mit Victorius verstand führte in keinster Weise dazu, dass sich daran etwas änderte.
Folglich freute er sich, als er sie hörte und noch mehr als er mitbekam, dass sie ihn mitnehmen wollte. Wohl zu einem Ausflug oder so. Das fand er einfach nur toll, denn so kam er hier endlich mal raus und war wieder in vertrauter Gesellschaft, die ihm im Moment sogar lieber war als die seiner Mutter, denn dann müsste er sich bestimmt mit ihrer doofen Familie abgeben. Unglaublich schnell flitzte er also in das doofe Zimmer, in dem er sich fast den ganzen Tag langweilte (hier war er halbwegs vor gewissen Blödmännern sicher) und grabschte sich seinen Mantel. Dann streifte er noch seine Sandalen ab und nahm sein Paar kleine Calcei und packte sie auch noch auf das Bündel, dass er mit dem Mantel in den Armen trug und patschte barfuß hinaus in Richtung Sontje. Vor ihr blieb er dann stehen, warf ihr das Bündel mit Schuhen und Mantel vor die Füße und grinste sie frech an. Sie würde es schon machen... Zwar war er schon alt genug sich alleine anzuziehen, aber faul sein war schöner. "Saaaalve Sontje!", begrüßte er sie dann. "Ich hab dich gehööört! Willst du mich zu einem Ausflug mitnehmen? Wohin gehen wir? Gehen wir jetzt gleich? Sind wir den ganzen Tag unterwegs?", sprudelte er dann los, was für ihn recht ungewöhnlich war. -
Ist aufgeräumt
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Rufus hatte mittlerweile wirklich keine Lust mehr, denn sein Vater schien ihn schon so gut wie vergessen zu haben und schnekte ihm nicht mehr die Aufmerksamkeit die er sich gewünscht hätte. Überhaupt wurde er von niemandem mehr beachtet, nur noch von Mama. Die Anderen achteten alle auf Victorius, der mal wieder angab. Kein Wunder, dass er ihn nicht mochte. Diese Angeberei war einer der Gründe warum er ihn verachtete. Es war also schlimm genug, dass er sich während des Kampfes mit diesem Blödmann verletzt hatte.
Jetzt war nur noch Mama für ihn da und er beschloss auch alle anderen zu ignorieren wie sie es auch mit ihm taten. Jetzt gab es nur noch ihn und Mama und sie bekam seine volle Aufmerksamkeit. Umgekehrt wünschte er sich auch das Selbe von ihr. Nur sie war da, sorgte sich um ihn und beachtete ihn.
Obwohl ihm gar nicht danach zu Mute war schenkte er seiner Mama ein kurzes Lächeln, das aber sofort wieder erstarb, als sie wissen wollte ob er denn gewonnen hatte. Eigentlich wollte er gar nicht mehr darüber reden, schließlich war es ihm unangenehm den Kürzeren gezogen zu haben und Mama sollte auch nicht schlecht von ihm denken. Statt also ihre Frage zu beantworten, bekam sie zu hören was er wirklich wollte, ob es ihr gefiel oder nicht. "Ich will nach Hause. Ich hasse es hier. Ich will hier nicht sein.", antwortete er ebenso leise, damit ja kein anderer etwas davon hörte. Das war jetzt ihr Gespräch und ging nur sie etwas an. Dieses Gespräch ließ er sich jetzt auch nicht mehr nehmen. Darüber vergaß er gerne, dass er immer noch böse auf Mama war, weil sie ihn verschleppt hatte, aber sie hatte ja jetzt die Möglichkeit das alles wieder gut zu machen. Erwartungsvoll blickte er seine Mutter an und hoffte, dass sie ihm sagte, was er hören wollte. -
Alles, alles, alles Gute auch von mich für dir!
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Es gab so viel, dass Rufus jetzt durch den Kopf ging und so viel, über das er gerne mit seinem Vater gesprochen hätte. So viel hatte er erfahren und so viel davon war verstand er noch nicht. Doch wie sollte es auch anders sein, er kam nicht mehr dazu irgendetwas zu sagen, denn ihr Gespräch, das erste wirkliche Vater-Sohn-Gespräch seit Langem, wurde just unterbrochen, als seine Tante gefolgt von seiner Mutter aufkreuzten.
Zwar wusste Rufus jetzt, dass sein Papa ihn genau so lieb hatte wie seine Mama und deswegen nicht immer sofort zu ihr rannte, aber ihre Anwesenheit störte ihn dennoch, denn jetzt konnte er nicht mehr mit ihm alleine sein. Jetzt erinnerte er sich daran, dass er eigentlich böse mit ihm war, weil sie ihn verschleppt hatte. Ja, er beschloss nun noch ein bisschen böser mit ihr zu sein.
Am aller bösesten war er aber mit seiner blöden Tante (die im Moment genau so doof war wie Victorius), schließlich hatte sie Mama mitgebracht und ihr Gespräch unterbrochen. Rufus warf ihr und seiner Mutter böse Blicke zu. Schlagartig befand sich seine Stimmung wieder im Keller. Das Ganze passte ihm gar nicht.
Mies gelaunt blieb er auf der Bank sitzen während Papa aufstand und zu Tante Serrana ging. Von seiner Warte aus hatte er einen guten Blick auf alle, die alle miteinander (Papa ausgeschlossen) blöd waren. Mama weil sie ihn verschleppt hatte, Victorius von Natur aus, Sabina und Laevina weil sie Mädchen waren, Tante Serrana weil sie ihm das Gespräch vermiest hatte und dieser blöde Soldat, weil er mehr Zeit mit Papa verbringen durfte als er. Das war doch alles unfair. Die ganze Welt hatte sich scheinbar gegen ihn verschworen und machte ihm alles kaputt.
Zwar war er mittlerweile wieder beruhigter, weil Papa gesagt hatte, dass er den Kampf nicht verloren hatte, aber das war auch nur ein schwacher Trost. Ach, am Liebsten hätte er wieder herumgebockt, zu Mute war ihm ja danach, aber ihm wurde dann doch noch einmal ein wenig Aufmerksamkeit zu Teil, allerdings nur von Mama. Zwar war er böse auf sie, aber dennoch dankbar dafür, weshalb er ihr auch Antwort gab. „Ich hab mich mit dem Blödmann gehauen.“, meinte er etwas lauter, dass auch Papa hören konnte, was er von Victorius hielt, schließlich war er ihm ja noch einer Antwort schuldig. -
Was dann geschah war einfach nur schön. Papa legte seinen Arm um ihn und sagte ihm, dass er ihn auch lieb hatte. Von Mama kannte er das ja, aber von seinem Papa waren diese Worte etwas ganz besonderes. In diesem Moment war er einfach nur glücklich und wünschte sich, der Augenblick würde nie zu Ende gehen. Währenddessen blickte er immer noch ganz gebannt seinen Vater an als könnte er sich gar nicht satt sehen. Dabei wollte er sich nur sein Gesicht einprägen. Zuletzt konnte er sich nämlich gar nicht mehr an das Gesicht erinnern, so sehr er sich auch bemühte.
„Genau so doll wie die Mama?“, wollte er dann aber noch wissen und war gespannt wen er denn lieber hätte. Er wollte ja auch wissen, warum Papa immer gleich zu Mama wollte. Wenn er ihn aber doch lieb hatte, dann musste er Mama ja lieber haben, wenn er seine Zeit mit ihr verbringen wollte.
Als sein Vater ihm zu erklären versuchte warum er nicht öfter da sein konnte, horchte Rufus auf, auch wenn er nicht ganz verstand was sein Vater ihm sagen wollte. Einen Fehler gemacht, was auch immer das heißen mochte.
„Was hast du denn gemacht, Papa?“, fragte er daher nach um das Ganze zu verstehen. Ob es wohl so war wie wenn er etwas ausgefressen hatte? Immer wenn er nämlich etwas machte, dass seiner Mama nicht gefiel, dann bestrafte sie ihn (hart). Das war manchmal gar nicht so schön. Einmal hatte sie nämlich Simplex erlaubt ihn zu hauen. Warum wusste er nicht mehr, aber er erinnerte sich, dass es ziemlich weh getan hatte.
Als er dann noch zu hören bekam, dass er seinen Vater nun noch seltener zu sehen bekommen sollte verschränkte er die Arme und schob beleidigt die Unterlippe vor. Nur weil ein paar Leute sich stritten wie kleine Kinder. „Können die sich nicht alle vertragen? Ich will dich auch mal für mich.“, meinte er daher beleidigt. Als er das ausgesprochen hatte bekam er dann doch noch ein schlechtes Gewissen. Er wollte, dass sie sich die Mächtigen vertrugen, selbst prügelte er sich aber auch.
Schließlich und endlich beschloss er seinem Vater dann doch noch Antwort zu geben. „Und ich habe mich mit Victorius gehauen. Ich glaube ich habe verloren.“, gestand er dann noch kleinlaut und beschämt und schämte sich auch ein wenig deswegen. Sein Vater war jetzt bestimmt enttäuscht, dass er es nicht geschafft hatte den Blödmann zu besiegen.