Beiträge von Lucius Artorius Severus

    So allmählich war Severus ganz schön benebelt. Die Hitze, die Anstrengung auf dem Campus, der ungewohnte Wein... All das zeigte plötzlich deutliche Wirkung. Fasziniert folgte er dennoch den Äußerungen des Terentiers. Aber bei seiner Antwort offenbarte sich die Wirkung dann doch: "...Äh, das ist aber blöd. ...Wie, äh, warum haben sich, ...Germanen so nah an Euer Lager, äh, ...herangetraut?"
    Nach einer ganzen Weile setzte er noch nach: "...Wo kann sich ein Legionär dann - ähh - für die Reiter ...bewerben?" Das war ihm irgendwo fast ein wenig peinlich. Aber Thyrsus zeigte auch schon Ausfallerscheinungen. Also was sollte es. Es war ein netter Abend, da konnten sie ruhig noch einen Wein nehmen...

    Lepidus' Sieg hatte Severus nicht geschmeckt. Er sann auf Revanche, die Gelegenheit dazu bot sich bereits bald darauf, denn sie beide blieben die Gegner in der nächsten Ringkampfrunde. Die erste Runde konnte er sogar gleich für sich entscheiden. Beim zweiten Versuch lief er aber in eine Attacke hinein, die Lepidus geschickt ansetzte, um Severus zu Boden zu kämpfen. Er drückte den Artorier so geschickt in den Sand, daß er nicht mehr hoch kam. Abermals war der Sieg auf Lepidus' Seite. Beim nächsten Durchgang wagte Lepidus einen riskanten Anlauf, um Severus zu überraschen. Er hatte aber aufgepaßt und aus der letzten Attacke gelernt, wie Lepidus sich verteidigt hatte. Als Lepidus etwas unaufmerksam anlief, nutzte Severus die Gelegenheit, griff seinen Gegner fest an der Hüfte und warf ihn um die eigene Achse in den Sand. Nach einigen Durchgängen war zwar Lepidus letztlich wieder mal Sieger geblieben, aber Severus hatte dazu gelernt und ihm einige Achtungserfolge abgerungen. Schließlich kam nach einer Weile der Befehl Poscas zum Abbruch des Ringkampfes. Nach Luft schnappend fanden sich die Tirones wieder in einer Reihe ein.


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    Der Centurio mochte wohl recht haben. Aber was sollte Murcus tun? Zuerst wollte er ganz schnell aus dem Loch hier raus. Egal wie. Er kniete vor Posca und flehte ihn an: "Bitte Centurio, ich kann doch auch nichts dafür, daß ich so nervös bin. Ich mache das nicht mit Absicht. Ich will ein guter Soldat werden. Hilf' mir dabei!!!

    Severus hatte in vorderste Reihe prompt einige der "motivierenden" Stockschläge abbekommen. Motivierend fand er das nicht, er war mit der Einhaltung der Formation genug beschäftigt und hatte alle Hände voll zu tun, um sein Scutum zum Schutz vor die anderen zu halten. Da brachten ihn die Schläge Poscas eher aus dem Gleichschritt, den er mühsam einzuhalten bestrebt war.
    Doch bald machten ihm andere Dinge Sorgen. Als Severus hinter seinem Scutum auf den Legionswall zumarschierte, oder besser ihm noch ein wenig wankte, obwohl die Schildkröte deutlich besser aussah als zuvor, konnte er zwischen den kleinen Sehschlitzen eine stattliche Zahl Helme römischer Legionäre erkennen, die sich auf der Mauer aufbauten und die wohl kaum einen freundlichen Empfang vorbereiteten. Zusammen mit den Worten des Centurios baute sich in Severus eine ungeheure Anspannung auf. Es war ihm wohl bewußt, daß es jetzt mehr als ernst werden würde. Der Kamerad links hinter ihm geriet schon in Panik und brachte beinahe wieder die Testudo in Unordnung, konnte aber noch rechtzeitig von seinen umstehenden Kommilitonen wieder unter Kontrolle gebracht werden, die ihn anschrieten und durch freundliche Gewalt wieder zur Vernunft brachten. Nicht auszudenken, was im Angesicht der lauernden Gefahr der fehlende Schild über seinem Haupt in der Mitte der Testudo nach sich gezogen hätte.
    Severus wandte sich wieder nach vorne. Die Legionäre bauten sich drohend auf der Mauer auf. Sein Nebenmann war völlig verschreckt und schrie laut auf: "Verdammt! Was haben die vor? Die werden uns doch nicht etwa angreifen?!?"

    "Klar soweit!" kam von den beiden Tirones als Antwort. Severus mochte das Ringen nicht, Lepidus war dieser Sportart hingegen deutlich aufgeschlossener. So endete der erste Ringversuch dann auch recht schnell zugunsten Lepidus. Severus stemmte sich mit aller Kraft gegen seinen Kontrahenten, der aber auch beim zweiten Anlauf die bessere Technik auf seiner Seite hatte und Severus nach einigem Ringen abermals zu Boden warf. Jetzt war der Ehrgeiz des Artoriers geweckt. Bei einer Attacke seines Gegners konnte er Lepidus am Bauch umfassen und mit viel Schwung auf den Boden drücken. Der dritte Durchgang dauerte deutlich länger als der erste, nach einigen erfolglosen Versuchen konnte Lepidus allerdings wiederum das Blatt wenden und Severus in den Sand drücken. Am Ende stand der Artorier doch als deutlicher Verlierer dar.

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    Was? Schlagen wollte ihn der Centurio? Bei dieser Aussicht nach der tagelangen Einzelhaft in dem Loch gingen dem nervösen Murcus die Nerven völlig durch. Schluchzend und heulend warf er sich Posca zu Füßen und umklammerte seinen Unterschenkel ganz fest: "Bitte Centurio, bitte NICHT!!! Bitte keine Schläge! Ich will hier nur raus! Bitte habe Erbarmen mit mir!!!"


    Nachdem Centurio Posca angewidert einen Schritt zurückgewichen war, legte Murcus flehend nach: "Ich wollte das alles wirklich nicht! Bitte sei gnädig zu mir!!!"

    Das sah von außen bestimmt ziemlich wacklig aus. Jetzt sollte die Gruppe auch noch in Formation marschieren. Hoffentlich überforderte der Centurio die unerfahrenen Rekruten nicht. Zaghaft machten die Tirones in der Formation die ersten Schritte. Da viele mit der Haltung ihrer Schilde vollauf beschäftigt waren, gerieten sie anfangs noch völlig aus dem Rhythmus. Dadurch marschierte die linke Flanke zu früh los, so daß die rechte Flanke nicht hinterher kam und sich die Schildkröte beinahe auseinander gerissen hätte. Severus konnte in der ersten Reihe wenigstens ungefähr erahnen, wohin sie marschierten. Die Kameraden hinter ihm stolperten blind hinterher, sie hatten ohnehin keine andere Wahl. Nach etlichen Korrekturen des Centurios schaffte die Gruppe aber dann doch einige Schritte in gleicher Richtung und Geschwindigkeit.

    "Nicht schon wieder ich", dachte Severus, nachdem Posca ihn wieder mal als Freiwilligen ausgesucht hatte. Ein ganz klein wenig unwillig trat er vor. Severus mochte Ringen nicht. Aber danach fragte bei der Legion niemand. Nachdem sich alle Tirones eingeölt hatten, standen sie wieder vor Posca und erwarteten neue Befehle.

    "Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht. Das wird Dir der Ausbilder schon sagen. Bei mir hatte ich nicht mal Zeit, um meine Ausrüstung vernünftig unterzubringen, da mußte ich schon auf dem Campus antreten. Warte einfach mal ab, man wird Dich ganz sicher nicht vergessen. Wenn Du noch ein wenig freie Zeit hast, genieße sie. Die Ausbildung wird anstrengend werden. Zum Wein: Wenn Du Zeit hast, komm' bei Gelegenheit mal vorbei."

    Severus brummte der Schädel. Sein unachtsame Kommilitone hatte ihm einen gewaltig Schlag verpaßt. Ein wenig benommen vernahm er die ärgerlichen Äußerungen des Centurios. Nach dem Befehl zur Bildung der Formation hielt er erneut das Scutum frontal vor sich. Diesmal schaffte es sein Hintermann, sein Scutum ohne Zwischenfälle über das Haupt des Artoriers zu heben, über dem daraufhin etwas dunkel wurde. Die hinteren Reihen taten es ihm gleich. Die Schildkrötenformation gelang diesmal einigermaßen, obwohl klar zu sehen war, daß den Tirones noch einige Übung fehlte.

    Plötzlich wurde Severus in der Unterkunft durch ein lautes Scheppern aufgeschreckt. Sein erster Gedanke war: "Was war denn das?" Als er in den Vorraum trat, entdeckte Severus Decimus Quintilius Paulus, der seine Ausrüstung einfach fallengelassen hatte. "Salve, Kamerad. Du bist in unser Conutbernium gesteckt worden? Dann herzlich Willkommen!" Danach schwieg Lucius Artorius Severus einen kurzen Moment und musterte den neuen Kommilitonen, wie er inmitten seiner Ausrüstung stand. "Das kann so nicht bleiben. Wenn das die anderen Milites sehen, gibt es Ärger. Du brauchst zuerst mal eine Unterkunft. Hier ist bereits alles belegt. Aber nebenan müßte noch ein Bett für Dich frei sein." Mit diesen Worten führte er Paulus in den benachbarten Vorraum. Tatsächlich stand dort noch ein freies Bett für den Neuankämmling zur Verfügung. "Hier kannst Du unterkommen. Ich kläre die Einzelheiten. Deinen Krempel verstaust Du im Vorraum. Ich zeige Dir wie und helfe Dir beim Tragen. Wenn sonst noch Fragen sind, kannst Du auf mich zukommen oder einfach mal zu einem Schluck Wein nebenan vorbeikommen. Ich wünsche Dir jetzt schon viel Erfolg bei der Grundausbildung. Mache uns keine Schande. Also los, das ganze Zeug wartet!"

    Klare Worte. Nun müßte selbst Faustus Manius Pera klar geworden sein, daß die Anwendung der Formation kein Spiel war. Die eindringende Ansprache des Centurios hatte den Tirones verdeutlicht, daß es dabei um ihr eigenes Leben ging und sie daher ein großes eigenes Interesse daran haben mußten, die Formationen bestmöglichst zu behrrschen, wenn sie in der Schlacht bestehen wollten.
    Auf den Befehl Poscas hin übten sich die Rekruten erstmals in der Schildkrötenformation. Severus war in die erste Reihe geraten und hielt nun sein Scutum zum Schutz frontal vor sich. Seine beiden Nebenmänner taten es ihm gleich. So entstand an der vorderen Seite schon mal eine feste Linie aus Schilden. Perfektion sah sicher anders aus, aber es war erkennbar, was die Tirones beabsichtigten. Nun fehlten noch das Dach über den Köpfen der ersten Reihe. Die zweite Reihe schritt von hinten heran und nahm ihre Schilde hoch über die Köpfe. Einer der Rekruten war dabei unvorsichtig. Als er sein Scutum in die Höhe riß, erwischte er mit der Kante seines Schildes den Kopf des Artoriers. Severus schrie vor Schmerzen auf. Der Kamerad hatte ihn voller Wucht am Hinterkopf erwischt. Die erste Reihe geriet dadurch vor Schreck und Nervosität auseiander, so daß der Centurio den ersten Versuch abbrechen mußte.


    Den großzügig gewährten halben freien Tag hatten einige Tirones dazu genutzt, um gemeinsam ordentlich einen zu Becher. Manchen sah man die Mühen des frühen Aufstehens immer noch an. Zum Glück hatten sich Lepidus und Severus nicht angeschlossen, sondern die unverhoffte Freizeit genutzt, um in der Therme zu entspannen, sich auszuruhen und ihre Müdigkeit durch langes Schlafen zu bekämpfen. Daher standen die beiden nun im Vergleich zu einigen ihrer Kameraden ganz gut erholt und frisch vor dem Optio und warteten auf die Herausforderungen des neuen Ausbildungstages.

    Sim-Off:

    Antwort von Lucius Terentius Thyrsus:


    Der Wein zeigte Wirkung, Thyrsus wusste gar nicht mehr wann er soviel davon getrunken hatte und dabei nicht noch an eine Lupina oder ähnliches dachte. Aber es tat gut einfach mal darzusitzen und all das Chaos im Reich zu vergessen. "Zur Kavallerie kommt man indem man sich dafür eignet und auch zeigt dass man dort hin möchte. Aber ich vermisse die Fußtruppen sehr und hoffe eines Tages wieder dort zu dienen, es ist eine andere Form der Kameradschaft, man schweißt mehr zusammen."
    Er dachte an die Übung zurück, es war nichts besonderes... "Du denkst es dramatischer als es war, wir haben ein verlassenes Lager entdeckt, wollten dem Nachsetzen und am Ende zeigte es sich dass es nicht die eigenen Truppen waren sondern richtige Germanen, sie traten dann aber schnell die Flucht an, kein Wunder immerhin war eine Legion und eine Ala auf den Beinen." Dass die Germanen nur eine Gruppe von 50 Mann waren verschwieg Thyrsus dann noch dezent.

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    Tagelang war der Tiro Murcus in der Zelle alleine. Das Drecksloch, in das man ihn geworfen hatte, machte ihn allmählich depressiv. Er fror und schwitzte und sein einziger menschlicher Kontakt war der Wächter, der ihm wortlos das Essen in sein Loch warf. Ansonsten hatte er nur das Ungeziefer als Gesellschaft. Er konnte nicht mal eine Latrine aufsuchen und mußte sich eine Ecke in seiner Zelle suchen. Dementsprechend sah er aus und stank wie ein Schwein. Da endlich rasselte der Schlüssel in der Tür. Murcus hatte dieses Geräusch ersehnt. Erleichterung und Freude machte sich in ihm breit. Vor ihm stand Centurio Posca. Auf seine Frage platzte es aus dem nervösen Tiro Murcus nur so heraus: "Centurio, endlich!!! Bitte laß' mich hier raus! Ich wollte das nicht! Das war keine Absicht! Ich werde besser aufpassen! Ich will ein guter Soldat sein! Bitte, bitte, bitte hol mich hier raus!!!"

    Zitat

    Original von Iullus Quintilius Sermo


    "Hoppla, war das etwa ein Lob des Optio?" Ehe Severus den Gedanken fortführen konnte, rief die ganze Ausbildungsgruppe dem Optio zu: "Jawohl, Optio, wir werden jeden Feind in Plutos Reich schicken!!!"