Original von Iullus Helvetius Curio
Curio hatte an dem heutigen Tag mit vielem gerechnet. Ihm war vollauf bewusst, in welche Familie er hier hineinheiratete, dass er es hier mit der Elite aus Stadt und Provinz zu tun bekam, dass die Erwartungshaltungen aller hier Teilnehmenden über seinen weiteren Werdegang mit dieser Hochzeit ins Astronomische gestiegen waren, dass es für ihn ein eigentlich undenkbares Privileg gewesen war, jene Frau zu heiraten, die nun hier neben hier stand und dass er den ganzen Tag über nicht nur einmal mit all dem konfrontiert werden würde. Er hatte sich darauf vorbereitet, indem er es sich immer wieder selbst vorgesagt hatte und er sich passende Antworten überlegt hatte, die er bei Bedarf geben konnte. Und zu guter letzt wusste er, dass er sich im Zweifel auf Silvana verlassen konnte. Hier aber nun vor dem neuen Statthalter zu stehen, durch den die Stellung der Duccier nicht nur innerhalb der Provinz, sondern aufs ganze Imperium gesehen nochmal massiv in die Höhe getrieben worden war, überstieg auch Curios ansonsten recht effektive Vorbereitung um ein vielfaches. Zudem war der Hinweis des Ducciers auf seinen Status ausreichend deutlich, um dem jungen Helvetier vor Augen zu führen, dass der höchste Mann in der Provinz nur wenig begeistert von diese Verbindung war. Wie wenig konnte Curio natürlich nicht ahnen und wenn, wäre es für ihn ungleich entmutigender gewesen. Dennoch sorgte der Hinwies für jenes Ziehen in der Magengegend, das immer auftrat, wenn es um den Rangunterschied von Silvana und ihm ging. Dennoch schaffte er es, das Grinsen Silvanas mit einem dezenten Lächeln zu erwidern.
Dann kamen die Geschenke und die überforderten den jungen Helvetier dann endgültig. Eine Amphore aus der Zeit Alexanders des Großen mit macedonischem Wein aus Pella und das Abbild eines Wagens, dessen größere Ausgabe aus Holz hergestellt worden war, das Teil des Kommandoschiffes des Agrippa aus der Seeschlacht von Actium war. Der große Marcus Vipsanius Agrippa, erster Feldherr unter Augustus, hatte dieses Holz womöglich selbst berührt! Und als ob das nicht genug wäre, soll der Große Alexander selbst aus der Amphore getrunken haben!! Der kurze Moment der Sprachlosigkeit, der den Erläuterungen des Statthalters folgte, war lang genug, um ihm anzumerken, dass er vom Wert der Geschenke überwältigt war, allerdings nicht so lang, dass es zum unhöflichen oder peinlichen Schweigen erwuchs.
Ich... danke dir für diese großzügigen Geschenke, Legat. Es versteht sich von selbst, dass ich sie in Ehren halten werde.
Und nachdem die Geschenke einen Ehrenplatz bei den übrigen Geschenken gefunden hatten, fügte er noch an.
Glaube mir bitte, dass ich mir der Verpflichtungen, die mit dieser Verbindung einhergehen, vollends bewusst bin. Es wird mein wichtigstes Ziel sein, das in mich gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen, und ich werde jeden Tag daran arbeiten, damit deine Familie von dieser Verbindung profitieren wird.
Dieses Versprechen hatte er bereits Verus gegeben, ebenso wie er es Duccius Marsus gegeben hatte. Dennoch war ihm bewusst, dass er es immer und immer und immer wieder wiederholen müsste, bis dies auch tatsächlich der Fall sein würde. Allerdings würde das nicht von heute auf morgen gehen und Curio konnte nur hoffen, dass die Duccier geduldig genug waren und von ihm nicht erwarteten, Wunder zu vollbringen, die ja bekanntlich etwas länger dauerten, als Unmögliches.