Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

    Nach dem Kaiser - so wie es Anstand und Höflichkeit verlangten - bediente auch ich mich an den servierten Speisen. Mit einem verständnisvollen Nicken signalisierte ich, dass für mich die Entscheidung meiner potentiellen Vorgängerin nachvollziehbar war. Im Endeffekt war mir ihr Schicksal aber auch egal, solange ich den Posten am Kaiserhof erhielt. Ich kannte sie immerhin nicht und so verband mich auch nichts mit ihr.


    Danach fragte der Kaiser recht prompt nach meinem gewünschten Dienstantritt. Das kurze Zögern des Axiers blieb mir nicht verborgen, konnte aber meine Freude über das erfolgreiche Vorsprechen nicht trüben. Vermutlich war alsbald das ein oder andere Gespräch notwendig, um den Charakter und die Positionen der übrigen Hofbeamten auszuloten. "Ich bin bereits wieder fest in Rom, sodass ich in den nächsten Tagen meine Arbeit beginnen könnte", entgegnete ich dem Kaiser. Es war höchste Zeit aufzustehen und voranzukommen. Umso früher ich damit begann, umso schneller würde ich auch vorankommen.

    Nur kurz schweifte mein Blick zu den Häppchen, die die Sklaven sogleich servierten, ehe meine Aufmerksamkeit wieder dem Kaiser galt. Als dieser mir offen den Posten des Procurators a memoria in Aussicht stellte, zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln in meinem Gesicht ab. Die Leitung des Archivs war sicher nicht die höchste Aufgabe am Kaiserhof, aber immerhin mein persönliches Eintrittsticket. Noch dazu waren die ritterlichen Posten in der kaiserlichen Verwaltung rar gesät und das Gehalt recht üppig. Alles in allem gab es keinen ersichtlichen Grund für mich, dieses Angebot nicht anzunehmen - sonst hätte ich ja ohnehin im Voraus keinen Wunsch in diese Richtung geäußert. "Verständlicherweise nehme ich diesen Posten nur allzu gerne an, wenn ihr mich als fähig erachtet", sprach ich daher meine Zustimmung offen aus.


    Etwas skeptisch nahm ich dann die weiteren Worte des Augustus zur Kenntnis. "Nein, eine Sergia Fausta ist mir nicht bekannt. Sie scheidet wohl demnächst aus ihrem Amt aus?", äußerte ich meine nahe liegende Vermutung. Der Kaiser hätte mir den Posten sonst wohl kaum geradeheraus offeriert.

    Den Ausführungen des Maeniers über meinen bisherigen Werdegang und den wohlwollenden Worten des Kaisers lauschte ich kommentarlos, denn was gab es aus meiner Sicht da schon zu ergänzen? Die Beteiligten schienen recht überzeugt von meiner Eignung, sodass ich mir weitere Ausführungen ersparen konnte.


    Ich nahm also einen weiteren Schluck Mulsum, ehe der Kaiser potentielle Rückfragen der übrigen Hofbeamten ermöglichte und der zu Beginn etwas missmutig dreinblickende Duilius Verus - der A Cognitionibus, wenn ich mich recht entsann - stärker in den Fokus meiner Aufmerksamkeit rückte. Sogleich begann ich also meine Tätigkeit bei der Classis näher auszuführen: "Wenngleich mein Dienst bei der Classis auch mit operativen Tätigkeiten verbunden war..." Ich dachte dabei vor allem an den ein oder anderen Konflikt mit Piraten, aber auch die tägliche Arbeit mit den Soldaten. Wir waren immerhin nicht im Krieg, sodass die Möglichkeiten für operative Verdienste auch beschränkt waren. Der einzige Krieg, den ich miterlebt hatte, war der Bürgerkrieg - und in den war die Classis damals nur am Rande eingebunden gewesen. Dass ich meine Pflichten zuletzt etwas schleifen ließ, erwähnte ich natürlich nicht. Aber wen und warum sollte das jetzt schon interessieren? "...lag das Hauptaugenmerk meiner Arbeit wohl eher in der Administration. Immerhin gilt es in Aegyptus die wichtigen Getreidelieferungen zu überwachen und damit verbunden auch die störungsfreie Zusammenarbeit mit den örtlichen Getreidebauern sicherzustellen. Unsere Interessen und die der heimischen Bevölkerung stimmen bekanntlich nicht immer überein - vor allem im Hinblick auf die Preisbildung und die Menge", führte ich weiter aus. "Davon abgesehen galt es natürlich auch tägliche Aufgaben zu erfüllen, so zum Beispiel die Administration des gesamten Stützpunktes. Da der damalige Praefectus Classis Minidius Geminus als Praefectus Aegypti vor allem in der Provinzverwaltung eingespannt war, hat er uns Subpräfekten dahingehend relativ freie Hand gelassen", stellte ich noch fest bevor ich meinen Monolog beendete und abwartend in Richtung des Duiliers blickte. Ob sich der alte Kauz damit zufrieden stellen würde?

    Mit einem Nicken quittierte ich zunächst die Nachfrage des Maeniers, dem ich zugleich die Tabula, eine Auflistung meiner bisherigen Tätigkeiten, sowie das Empfehlungsschreiben meines Patrons Purgitius Macer reichte.


    Dann wandte ich mich wieder dem Kaiser zu. "Ich bin der Sohn des Eques Quintus Fabius Vibulanus, der sich vor allem bei der Legio XXII Deiotariana zunächst als Soldat und dann als Offizier verdient gemacht hat. Ich bin also vor allem in Alexandria aufgewachsen, bevor ich meinem Vater nach Italia folgte", erörterte ich zunächst meinen familiären Hintergrund. "Meine Karriere habe ich als Notarius in der Kanzlei begonnen, die ich als Primicerius ab epistulis verlassen habe. Nach meiner Erhebung in den Ritterstand war ich bis zuletzt Subpraefectus Classis, zunächst in Misenum, später in Alexandria", führte ich weiter aus und nahm dann einen Schluck Mulsum, während ich auf eine Reaktion der anwesenden Personen wartete. Eine genaue Einordnung meiner Tätigkeiten vor dem politischen Hintergrund des Bürgerkriegs und der stetigen Machtwechsel unterließ ich zunächst. Vermutlich würde der Kaiser auch nachfragen, wenn er derartige Informationen für essentiell erachtete. "Mir sind die Abläufe in der Kanzlei also nicht fremd, weswegen ich - neben dem Wunsch, in Rom sesshaft zu werden - eine neuerliche Anstellung in der Kanzlei als sinnvoll erachte", stellte ich zuletzt noch die Intention meiner Bewerbung am Kaiserhof heraus.


    CURRICULUM VITAE


    NOTARIUS - ADMINISTRATIO IMPERATORIS
    PRIDIE KAL IUN DCCCLXII A.U.C. (31.5.2012/109 n.Chr.) bis zum ID AUG DCCCLXII A.U.C. (13.8.2012/109 n.Chr.)


    PRIMICERIUS AB EPISTULIS - ADMINISTRATIO IMPERATORIS
    ID AUG DCCCLXII A.U.C. (13.8.2012/109 n.Chr.)
    bis zum ANTE DIEM IV NON OCT DCCCLXII A.U.C. (4.10.2012/109 n.Chr.)


    EQUES
    ANTE DIEM XI KAL OCT DCCCLXII A.U.C. (21.9.2012/109 n.Chr.)


    SUBPRAEFECTUS CLASSIS - CLASSIS MISENENSIS
    ANTE DIEM IV NON OCT DCCCLXII A.U.C. (4.10.2012/109 n.Chr.)
    bis zum ANTE DIEM IX KAL OCT DCCCLXIII A.U.C. (23.9.2013/110 n.Chr.)


    SUBPRAEFECTUS CLASSIS - CLASSIS AUGUSTA ALEXANDRINA
    ANTE DIEM IX KAL OCT DCCCLXIII A.U.C. (23.9.2013/110 n.Chr.)
    bis zum ANTE DIEM X KAL NOV DCCCLXVII A.U.C. (23.10.2017/114 n.Chr.)


    TEMPERABO

    CANDIDATUS CURSU IURIS - SCHOLA ATHENIENSIS



    Sp. Purgitius Macer Cn. Fabio Torquato s.d.


    Mein geschätzter Klient, deiner Bitte um eine schriftliche Empfehlung komme ich hiermit gerne und in vollster Überzeugung von deinen Qualitäten nach. Lege dieses Schreiben in der kaiserlichen Kanzlei vor, damit es vor dir und vor allen bezeuge, dass ich dich als klugen, pflichtbewussten und bescheidenen Mann kennengelernt habe, der die in ihn gesetzten Erwartungen stets zu erfüllen vermochte. Ich habe keinen Zweifel daran, dass du eine neuerliche Anstellung in der kaiserlichen Kanzlei ebenso erfolgreich und nutzbringend für deine Vorgesetzten erfüllen wirst wie du dein Tribunat bei der Classis sowie deine frühere Anstellung beim Kaiseerhof und nicht zuletzt auch deine Pflichten als Klient mir gegenüber erfüllt hast. Sollte es notwendig und hilfreich sein, bin ich auch gerne bereit, selber am Kaiserhof vorzusprechen, um diese Worte zu bekräftigen.


    Vale
    Sp. Purgitius Macer

    "Salve, Procuratores", grüßte ich sodann auch den a libellis und den a cognitionibus. Gleichsam stellte ich fest, dass sich eine Bewerbung für die Position des a cognitionibus in Anbetracht der anwesenden Personen erübrigt hatte. Nicht anwesend waren allerdings die Procuratores a memoria und a rationibus, sodass meine Aussichten nicht gänzlich hoffnungslos waren.


    Dankend nahm ich die Einladung auf das Triclinium an, wo ich direkt neben dem Kaiser Platz nehmen konnte. So war auf jeden Fall sichergestellt, dass ich zumindest in räumlicher Hinsicht mit möglichen Fragen von allen Seiten rechnen musste. Gleichwohl rechnete ich damit, dass der Kaiser höchstselbst die Federführung des Gesprächs übernehmen würde.


    Bevor ich mit einer weiteren dankenden Geste auch die Einladung zu Speis und Trank annahm, legte ich eine Tabula und einen Brief auf den Tisch. Auf beides würde ich sicher im späteren Verlauf des Gesprächs noch eingehen. "Gerne, gegen eine Kleinigkeit und einen Schluck Wein hätte ich nichts einzuwenden." Immerhin erschien es mir stets unhöflich, eine Einladung des Hausherren abzulehnen, egal ob es sich um einen einfachen Beamten oder dem Kaiser höchstpersönlich handelte.

    Da stand er also zum ersten Mal vor mir, der (für mich) neue Imperator, der rein äußerlich überhaupt nichts mit dem Kaiser gemein hatte, den ich bei meiner letzten Audienz im Palast kennen lernen durfte. Der Aquilier war bärtig, elegant und mit einem aristokratischen Auftreten gesegnet, während ich das Auftreten des Vesculariers wohl am ehesten als ruppig und grob beschrieben hätte. Natürlich nötigten mir aber beide schon allein aufgrund ihrer Position den ihnen zustehenden Respekt ab, jeder auf eigene Weise. "Salve, Imperator", grüßte ich den Kaiser bestimmt und mit einer gewissen Strenge in der Stimme, die für mich ganz typisch war und nichts besonderes zu bedeuten hatte. Genauso fest war auch mein Händedruck - wohl ein Überbleibsel aus meiner Zeit als Tribun.


    Dazu gesellt hatten sich drei weitere Männer, zu denen ich meinen Blick nach der Begrüßung des Augustus schweifen ließ. "Procurator Maenius und ich hatten vor wenigen Tagen bereits das Vergnügen", antwortete ich und grüßte in dessen Richtung. Die beiden anderen Begleiter kannte ich nicht und wartete daher ein gegenseitiges Bekanntmachen durch den Kaiser ab.

    Ich folgte dem Prätorianer dieses Mal nicht in den Süden des Komplexes, sondern in die Domus Flaviana, wo der Kaiser - wie ich wusste - private Audienzen abhielt. Dort beschritt ich das Triclinium und nickte auf die Worte der Wache hin stumm. Dann verschränkte ich meine Hände und wartete geduldig auf den neuen Kaiser, den ich an diesem Tage zum ersten Mal überhaupt zu Gesicht bekommen sollte.

    Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage suchte ich den Palatin auf, um für einen zukünftigen Posten vorzusprechen. Dieses Mal führte mich das Vorsprechen aber zum höchsten Mann im Imperium, dem Kaiser höchstpersönlich. So schritt ich also wieder einmal auf die Palastwache zu, um Einlass zu erbitten. "Salve. Ich bin Eques Fabius Torquatus und habe eine Audienz beim Kaiser", stellte ich mich vor und überreichte dabei das vom Procurator ab epistulis gesiegelte Schreiben.


    MAENIUS FIRMINUS Procurator ab epistulis FABIO s.d.


    Bezüglich deiner Bewerbung am Kaiserhof bittet dich der Imperator Caesar Augustus ANTE DIEM XVII KAL DEC DCCCLXVII A.U.C. (15.11.2017/114 n.Chr.) zur vierten Stunde zu einem Gespräch. Bitte bringe einen kurzen Abriss über deine bisherigen Tätigkeiten und etwaige Empfehlungsschreiben mit.


    Im Auftrage des Kaisers,


    Potitus Maenius Firminus

    "Gut, dann danke ich dir für den Moment für deine Bemühungen und deine Zeit, Procurator. Du wirst alsbald von mir hören", leitete ich nach den Worten des Maeniers die Verabschiedung ein. Immerhin war aus beiderseitiger Sicht wohl alles geklärt. Unnötig Zeit zu verschwenden lag ohnehin nicht in meinem Wesen. "Vale", verabschiedete ich mich daraufhin und verließ das Officium. Als nächstes würde ich also meinen Patron informieren, um ein entsprechendes Empfehlungsschreiben einreichen zu können.



    Ad
    Consularis
    Spurius Purgitius Macer
    Domus Purgitia
    Roma




    Salve Patronus,


    in meinem angekündigten Gespräch mit der kaiserlichen Administratio hat sich nicht direkt eine Anstellung für mich ergeben - jedoch glaube ich erkannt zu haben, dass die zuständigen Personen mich nicht grundsätzlich für ungeeignet halten. Allerdings bat mich der Procurator ab epistulis um ein Empfehlungsschreiben von dir, um meine Eignung zu untermauern. Sofern du also noch immer bereit bist, mich in dieser Angelegenheit zu unterstützen, bitte ich dich darum ein entsprechendes Schreiben direkt an mich zu adressieren. Ich hoffe dir das mir entgegengebrachte Vertrauen alsbald nicht nurmehr mit Dank, sondern auch mit Leistungen zurückzahlen zu können.


    Vale bene.


    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/171024/rjwvbpmp.png]


    ROMA - ID NOV DCCCLXVII A.U.C. (13.11.2017/114 n.Chr.)

    "Ich werde dir ein entsprechendes Empfehlungsschreiben sowie einen Lebenslauf umgehend zukommen lassen", bestätigte ich sodann dem Procurator. "Wenn es hilft und der Kaiser bei der Auswahl seiner Kanzleibeamten ein solches Prozedere wünscht, kann ich auch gerne persönlich bei ihm vorstellig werden - vorausgesetzt, dass er etwas seiner wertvollen Zeit für mich entbehren kann und will", schlug ich daraufhin noch vor. Wie der Maenier bereits dargelegt hatte, war der Kaiser ja zumindest bei der Auswahl der Procuratoren im Rahmen der Eignungsprüfung mit eingebunden. Vielleicht lag ihm also auch etwas daran, einen möglichen Kandidaten für ein Amt persönlich zu prüfen, bevor er einen der begrenzten Posten am Kaiserhof vergab.

    "Natürlich", brachte ich mit einem gewissen Verständnis für die Abläufe innerhalb der Kanzlei und bei der Auswahl von Beamten im Besonderen hervor. Dass der Kaiser sich nicht mit Personen umgab, die er nicht kannte oder zumindest nicht zuvor kennen lernen durfte, war keine Überraschung. Immerhin hatte ich selbst als Primicerius damals regen Kontakt zum Kaiser gepflegt, auch wenn dieser Vescularius Salinator hieß und ich dieses Thema lieber nicht zur Sprache brachte. Ein allzu großer Fokus auf meine Rolle während dessen Regimes würde vermutlich einen fehlerhaften Eindruck vermitteln, wenngleich ich zweifellos keine wirklich bedeutende eingenommen hatte.


    "Wenn du mit deiner Frage auf die Tätigkeit des Procurator a cognitionibus abzielst: Ja, ich habe eine juristische Vorbildung genossen und bin dementsprechend mit dem Justizwesen vertraut", bestätigte ich zunächst mit einem gewissen Vertrauen in meine derzeitigen Kenntnisse und der Fähigkeit, mir auch neues Wissen aneignen zu können. "Wenngleich ich mit der aktuellen Personalsituation nicht vertraut bin...womöglich könnte meine Unterstützung bei der juristischen Aufarbeitung des unlängst zurückliegenden Sklavenaufstands von Wert sein", warf ich in den Raum, durchaus in der Annahme, dass Maenius Firminus diesen Gedanken vielleicht selbst hatte. "Ansonsten kann ich dir versichern, dass der Consular Purgitius Macer für mich bürgt, sei es in schriftlicher Form oder im Rahmen eines persönlichen Gesprächs." Dies hatte er mir zumindest recht eindeutig offeriert. Meine bisherige Erfahrung mit meinem Patron gab mir darüber hinaus auch keinen Anlass, an einer bedingungslosen Unterstützung seinerseits zu zweifeln. Der Consular hatte bisher stets viel gegeben und wenig - oder besser gesagt nichts - verlangt.

    "Natürlich", stimmte ich zufrieden zu, denn es musste mir ein Anliegen sein, in naher Zukunft auch in gesellschaftlicher Hinsicht wieder in Rom Fuß zu fassen. Und da war es letztlich egal, ob der Pompeier noch am Anfang seiner Karriere stand oder bereits Fuß gefasst hatte. Immerhin war sein Vater ein einflussreicher Mann gewesen und die Abstammung war in Rom zuweilen wichtiger als die eigene Leistungsfähigkeit. So sah ich das zumindest. "Gut, dann werde ich mich nun zurückziehen. Ich werde dich über die aktuellen Entwicklungen informieren. Sicher kannst du in Zukunft auch öfter mit meiner Anwesenheit bei deiner Salutatio rechnen, Patron", versicherte ich, bevor ich mich vom Senator und seinem Sekretär verabschiedete. "Vale, Senator Purgitius." Das Gespräch hatte sich auf jeden Fall als aufschlussreich herausgestellt und würde mir sicher dabei helfen, alsbald wieder Fuß in der Hauptstadt zu fassen. Zufrieden verließ ich also die das Atrium des Hauses und machte mich auf den Weg zurück in die Casa Fabia.

    "Salve, Procurator Maenius", grüßte ich den ab epistulis, während ich mir am Prätorianer vorbei meinen Weg ins Officium bahnte. "Ich habe mein Anliegen in meinem Brief ja bereits formuliert und möchte deswegen auch direkt auf den Punkt kommen." Wenn ich mich richtig erinnerte, waren vor allem die hohen Kanzleibeamten nicht unbedingt an belanglosem Vorgeplänkel interessiert. Zumindest der Pompeier hatte es damals immer geschätzt, wenn man ohne Umschweife den Grund des Gesprächs hervorbrachte. "Ich bin kürzlich von meinem Dienst als Subpraefectus bei der Classis in Alexandria zurückgekehrt und würde meine Fähigkeiten gerne nun an anderer Stelle für das Imperium einsetzen", wiederholte ich mehr oder weniger exakt den Wortlaut meines Briefes. "Vorzugsweise in Rom...", fügte ich dann noch bestimmt hinzu. "Sofern im Moment Bedarf besteht, würde ich eine Position innerhalb der Kanzlei anstreben. Immerhin konnte ich als Notarius und Primicerius schon gewisse Erfahrungen sammeln." Abwartend blickte ich dann zum Procurator, der sicher vorbereitet in das terminlich vereinbarte Gespräch ging und deswegen vielleicht auch schon eine gewisse Vorstellung von meiner Person hatte.

    Wie vermutet hatte Pompeius Imperiosus also tatsächlich keine bedeutende Position am Kaiserhof mehr inne. So gesehen musste ich wohl von Glück im Unglück sprechen, wenn ich an meine damalige Versetzung zur Classis nach Misenum zurückdachte. Wäre ich am Kaiserhof verblieben, hätte ich mich dem Vescularier kaum entziehen können und wäre wohl als eines der vielen Bauernopfer des Machtwechsels geendet. "Ah, interessant. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit Pompeius Atticus demnächst kennen zu lernen, immerhin war sein Vater ein fähiger Mann", kommentierte ich interessiert, wenngleich Pompeius Imperiosus wohl auf das falsche Pferd gesetzt hatte. Dennoch konnten Beziehungen zu den Pompeiern im Zweifel eher von Vorteil als von Nachteil sein. Und wenn Atticus derselbe ambitionierte Karrierist wie sein Vater war, würde er es zweifelsohne noch weit bringen.


    "Natürlich. Deine Unterstützung, in welcher Form auch immer sie mir zuteil wird, kann bei einem möglichen Vorsprechen am Kaiserhof nur von Vorteil sein", versicherte ich mit einem dankenden Nicken. Sicherlich würde ich mich bei Zeiten mit der ein oder anderen Information erkenntlich zeigen müssen, um den Senator glaubhaft zu vermitteln, dass unser Verhältnis keine Einbahnstraße war. Im Moment waren meine Möglichkeiten aber beschränkt und mein Einfluss kaum erwähnenswert, sodass ich mich mit der Rolle des Bittstellers anfreunden musste. "Gibt es etwas, dass ich für dich tun kann?", hakte ich nicht nur aus Höflichkeit, sondern auch aus Interesse nach. Immerhin konnten sich auch auf anderen Wegen Möglichkeiten ergeben, um Dankbarkeit zu demonstrieren.

    Ich nickte bestätigend nach Macers Einschätzung zu den militärischen Posten, da er in der Angelegenheit offensichtlich derselben Auffassung war. Die Zeit in der Provinz war wertvoll gewesen, noch dazu ließ es sich in Aegyptus gut aushalten. Aber was, wenn sie mich am Ende in den Norden schicken würden? Es war kaum vorstellbar für mich, dass ein Aufenthalt in den Grenzgebieten oder gar im fernen Britannia meiner Karriere, geschweige denn meiner eigenen Verfassung, in irgendeiner Weise zuträglich sein könnte. Dies galt es also unter allen Umständen zu verhindern. "Kontakte...", wiederholte ich nachdenklich. Tatsächlich hatte ich während meines Aufenthalts in Aegyptus fast alle früheren Beziehungen abreißen lassen. "Ein einflussreicher Mann war damals Pompeius Imperiosus, rechte Hand von Vescularius Salinator, wenn ich mich richtig erinnere. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er den Machtwechsel unbeschadet überstanden hat." Nein, dafür hatte sich der Pompeier viel zu gut mit Salinator gestellt. Wobei ich gehört hatte, dass der ein oder andere durch Cornelius Palma und auch durch den jetzigen Kaiser rehabilitiert wurde.


    "Von daher nehme ich deine Hilfe natürlich gerne an, deine Fürsprache ist sicher von großem Wert", nahm ich Macers Angebot dankend zur Kenntnis. "Hast du noch Kontakte zum Kaiserhof?", fragte ich dann interessiert.

    Eiligen Schrittes folgte ich der Wache durch die Gänge des kaiserlichen Palastes, die mir noch allzu vertraut waren. Es waren mittlerweile einige Jahre vergangen, aber die Räumlichkeiten der Administration kannte ich in- und auswendig. Mein altes Officium als Primicerius ab epistulis lag immerhin direkt neben dem Officium, zu dem mich die Wache nun geleitete. Während der Praetorianer meinen Besuch beim Procurator anmeldete, wartete ich geduldig im Hintergrund und zupfte meine Kleidung zurecht.

    Macers Blick zu seinem Sekretär verriet mir, dass er tatsächlich nicht selbst über alle finanziellen Angelegenheiten informiert war. Ich konnte mir nur schwerlich vorstellen, über wie viel Kapital ein Mann seiner Stellung verfügte. Wie er allerdings selbst bestätigte und ich auch erwartet hatte, hatten ihn die ausbleibenden Zahlungen nicht merklich beeinträchtigt. "Vielleicht wäre ein Opfer tatsächlich angebracht, um mir die Gunst der Götter zu sichern", kommentierte ich Macers Vorschlag zustimmend. Dennoch zweifelte ich daran, dass Merkur allein mir zukünftig ein besseres Händchen bei der Auswahl meiner Vertrauten sichern würde. Die Gier lag in der Natur des Menschen und davon waren auch einfache Diener und Sklaven nicht befreit. In jedem Fall würde ich mein Personal in Zukunft besonders argwöhnisch beobachten.


    Nachdem dieses unangenehme Thema aus der Welt geschafft war, erfragte Macer meine weiteren persönlichen Pläne. "Ich erachte es als sinnvoll mich um eine Anstellung am Kaiserhof zu bemühen. Wie du weißt, war ich bereits vor meinem Tribunat als Notarius und Primicerius tätig. Ich denke, dass dort meine Qualitäten für den Moment gut aufgehoben wären", führte ich aus, durchaus interessiert daran zu wissen, was mein Patron davon hielt. "Ich beabsichtige in Rom zu verbleiben und daher erscheint mir ein weiterer militärischer Posten aktuell ungeeignet." Immerhin bestand durchaus eine große Wahrscheinlichkeit dafür, dass ich für einen militärischen Posten in die nächste Provinz entsendet werden würde.