Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

    Cnaeus nickte zustimmend. Sein Patron hatte ja bereits gezeigt, dass er jede Möglichkeit nutzte ihn zu unterstützen, als er vor einiger Zeit Iunia Axilla und damit einhergehend Gaius Pompeius Imperiosus mobilisiert hatte, um dem Fabier eine Anstellung am kaiserlichen Hofe zu verschaffen. Natürlich würde auch Cnaeus selbst jede Chance nutzen, sich für einen lukrativen Posten ins Gespräch zu bringen, sobald sich diese eröffnete. "Ich danke dir für deine Unterstützung, Senator."


    Nachdem auch dieser Punkt abgehakt war, hatte Cnaeus noch ein weiteres Anliegen, das er dem Consular offenlegen wollte. "Es gibt noch eine weitere Sache, die ich gerne ansprechen würde. Wie ich dir bereits erzählt habe, ist meine Frau Lucilia Calvia dem Bürgerkrieg zum Opfer gefallen. Nachdem nun eine angemessene Zeit der Trauer vergangen ist, bin ich natürlich auf der Suche nach einer neuen heiratsfähigen Partie." Und nun war Cnaeus als Ritter zum Glück in der Lage, etwas wählerischer zu sein. "Ich würde meine Loyalität als Klient gerne unterstreichen und - sofern du Interesse hast - engere Bande zwischen unseren Familien knüpfen. Es wäre mir eine Ehre, wenn ich eine Dame aus deinem Hause ehelichen dürfte, sofern diese Möglichkeit besteht*"


    Sim-Off:

    *Kann natürlich auch ein NSC sein.

    Cnaeus Fabius Torquatus hatte im ersten Moment doch entsetzt reagiert, als er den Marschbefehl aus Rom erhalten hatte. Eine Versetzung zur Classis Alexandrina nach Ägypten? Fernab von Rom sollte er also seinen Dienst tätigen und der Urbs Aeterna, wo sowohl das politische, als auch gesellschaftliche Leben pulsierte, den Rücken kehren. Das waren ja rosige Aussichten für seine ritterliche Laufbahn. Nichtsdestotrotz musste er dem Befehl Folge leisten, wenn er sich nicht völlig ins Abseits katapultieren wollte. Gerade jetzt, wo Praefectus Dragonum das sinkende Schiff verlassen hatte, taten sich vielleicht auch neue Gelegenheiten auf, Lorbeeren zu sammeln und sich für weiterführende, verantwortungsvollere Beschäftigungen zu empfehlen. Bemüht darin in dieser Nachricht etwas positives zu sehen, machte sich der Subpraefectus also zu Centurio Massa auf, um ihm eine Beförderung auszusprechen und mit ihm zusammen das weitere Vorgehen zu planen. Vor allem die Auswahl der Seemänner und Soldaten, die das glückliche Los ziehen sollten mit ihnen nach Ägypten zu reisen, musste mit einem Mann besprochen werden, der der Besatzung näher war als er selbst.


    Entschlossenen Schrittes betrat Cnaeus Massas Räumlichkeiten und grüßte mit einem Nicken. "Centurio Decimus, ich habe soeben einen Marschbefehl vom Kaiserhof erhalten. Wir werden nach Ägypten versetzt", berichtete der Fabier direkt und ohne Umschweife. "Überdies darf ich dich zu deiner Beförderung beglückwünschen. Du wirst fortan als Nauarchus das Kommando über das neue Flaggschiff der Classis Augusta Alexandrina übernehmen."

    Die Frage nach dem weiteren Karriereverlauf war sicherlich eine interessante, denn zu stagnieren bedeutende gleichsam einen Rückschritt in Kauf zu nehmen. Nun, da er die erste Stufe der Leiter erklommen hatte, wollte er natürlich auch ganz nach oben schreiten. Cnaeus würde lügen, wenn er behaupten würde, dass er sich als Karrierist, der er offenkundig war, noch keine Gedanken über seine Zukunft gemacht hätte. "In der Verwaltung konnte ich als Primicerius ja bereits Erfahrung sammeln. Gleichzeitig reizt mich auch die Aussicht, in der militärischen Hierarchie aufzusteigen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich mir beide Wege zutrauen, doch letztlich entscheidet wohl Lage und Situation, welche Aufgabe die Götter für mich bereithalten." Dass diese Einschätzung noch sehr vage war, wusste Cnaeus natürlich. Deswegen wollte er seine Überlegungen noch etwas konkretisieren. "Die besten Chancen hätte ich meiner Meinung nach am Kaiserhof. Der potentielle Kontakt zum Kaiser wäre sicherlich zuträglich für die Geschwindigkeit, mit der ich die ritterliche Laufbahn durchschreite. Fraglich ist nur, ob meine Dienstzeit am Hofe unter Vescularius Salinator ein falsches Licht auf mich werfen könnte", wandte Cnaeus mit einem fragenden Blick in Richtung Patron ein.


    "Abgesehen davon könnten wohl auch die Posten des Dioiketes in Ägypten oder des Curator Kalendarii in Italia viel Einfluss bringen - vor allem im Hinblick auf die finanzverwalterischen Tätigenkeiten", brachte der Fabier zuletzt noch hervor, bevor er die Einschätzung seines Patrons abwartete.

    "Du kannst dich darauf verlassen", versicherte Cnaeus mit Nachdruck. Der Fabier wusste um die Wichtigkeit dieser vertraglichen Beziehung, sicherte ihm das Grundstück doch immerhin seinen Status als Eques Roms. Auf die Einnahmen, die ohnehin nur einen unwesentlichen Teil seines Offiziersgehalts ausmachten, konnte er da getrost verzichten. Früher oder später würde sich sicherlich noch einmal die Möglichkeit ergeben, ein Grundstück zu erwerben und so seinem Sohn Titus zukünftig den Karrierestart zu erleichtern.


    "Ich gehe davon aus, dass ich noch einige Zeit als Tribun bei der Classis dienen werde. Ob in Misenum oder an einem anderen Ort, hängt wohl auch davon ab, inwieweit und wie schnell das Chaos des Bürgerkriegs überwunden werden kann." Insgeheim hoffte Torquatus natürlich, dass sich alsbald eine Gelegenheit ergab, die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Bis dato war er allerdings noch in seinem Aufgaben als Flottenoffizier eingebunden, sodass eine Beförderung wohl nicht zu erwarten war.

    Mit einem einfachen Nicken verdeutlichte Cnaeus seinem Patron, dass er den Rahmen für ein längeres Treffen zur Kenntnis genommen hatte. Vielleicht ergab sich in den nächsten Tagen tatsächlich eine Möglichkeit, ein Abendessen in der Casa Fabia zu veranstalten. Ansonsten versuchte der Fabier nun die wichtigsten Dinge zu umreißen und all seine Anliegen hervorzubringen, sofern es den zeitlichen Rahmen der Salutatio nicht sprengte.


    "Natürlich nicht." Eine etwas umfangreichere Erklärung war an dieser Stelle wohl doch notwendig, um die turbulenten zurückliegenden Monate zu umreißen. "Bevor ich zur Classis nach Misenum aufbrach, konnte ich dich ja noch über meine Erhebung in den Ritterstand und die Beförderung zum Tribun informieren." Zumindest hoffte Cnaeus, dass der Brief sicher bei der Casa Purgitia angekommen war. "Allerdings musste ich schnell feststellen, dass sich die Dinge anders entwickelten, als erwartet. Die Classis verweilte zu diesem Zeitpunkt in Ostia und traf Vorbereitungen für den Feldzug gegen Cornelius Palma. Ich stieß mehr oder minder ohne jedwede Vorbereitung zu den dort stationierten Truppen und erhielt den Auftrag, mich in Ostia um die militärischen Angelegenheiten zu kümmern, während Praefectus Octavius und der Großteil der Infanterie gen Norden zogen." Ein Umstand, den Cnaeus jetzt und damals als durchaus positiv befand. "Die angespannte Situation während den Auseinandersetzungen machte es mir leider unmöglich, mit dir zu korrespondieren. Ohnehin war ich nicht sicher, wie die Lage in Rom und wie sicher der Postweg war."


    "Zu allem Überfluss musste ich leider auch noch den Tod meiner Frau Calvia, die einer langen und schweren Krankheit erlag, beklagen." Ruhe sie in Frieden, wäre an dieser Stelle wohl der passendste Ausspruch gewesen. Vor seinem Patron spielte Cnaeus mit einem kurzen Schweigen natürlich den trauernden und beklagenden Ehemann - innerlich war dies jedoch ein Zeichen, dass Fortuna ihm doch hold war. Diese Frau hatte ihn mit ihrer Hysterie beinahe in den Wahnsinn getrieben.


    "Meine umfangreichen Aufgaben in Ostia konnten den Schmerz über den Tod meiner geliebten Frau etwas mildern, sodass ich mich nun wieder vollständig rehabilitiert habe und voller Tatendrang bin." Ein schlechtes Gewissen hatte Cnaeus in dieser Sache nicht, da der Senator wohl eine der wenigen Personen - wenn nicht gar die einzige Person - war, denen der Fabier in allen anderen Dingen die Wahrheit offenbarte. Der Tod seiner Frau war jedoch ohnehin derart nebensächlich, dass es Macer wohl auch nicht gestört hätte, wenn Cnaeus seine wahren Gefühle für Calvia offenbart hätte.


    "All diese Dinge verhinderten sogar, dass ich meine Geldschuld gegenüber dir begleichen konnte. Mittlerweile sollte jedoch der Betrag bei dir angekommen sein, oder? Ich habe vor einigen Tagen meinen Sklaven Lasthenes mit der Aufgabe betraut, dir die Sesterzen zu überbringen." Normalerweise war Lasthenes verlässlich in solchen Dingen - vollends wollte er einem einfachen Haussklaven jedoch auch nicht vertrauen, sodass er noch einmal die offizielle Bestätigung einholte.

    Auch Cnaeus ließ sich ohne Widerstand von den Wachen des Stadttores kontrollieren, wobei sich die Kontrolle in diesem Fall auf ein einfaches Kopfschütteln seinerseits beschränkte. Damit war die Sache geklärt und der Fabier lauschte dem Centurio, wo die Visite überhaupt hinging. Casa Decima konnte er in den Worten Massas vernehmen, also die Wohnlichkeiten von dessen Familie. Welchen Grund genau dieses Unterfangen hatte, wollte Cnaeus später auf jeden Fall noch persönlich beim Centurio erfragen - oder beim Praefectus höchstselbst.

    Im Laufe des Ganges durch das provisorische Lager der Classis hatte sich auch Cnaeus dem Zug nach Rom noch anschließen können - nachdem er das Einverständnis des Präfekten eingeholt hatte. Ein Gang in die Urbs Aeterna erschien doch zumindest auf dem Papier deutlich amüsanter als das stupide Lagerleben. Im Grunde durfte sich Cnaeus als Tribun nicht beschweren, da er die einfachen Aufgaben ohnehin nicht erledigen musste - nichtsdestotrotz hatte er sich in seiner Zeit bei der Kanzlei eine nicht zu missachtende Bequemlichkeit angeeignet, die das Leben als Offizier gar nicht mehr so erstrebenswert erschienen ließen wie noch vor Jahren gedacht. Natürlich vollführte der Fabier seine Aufgaben als Tribun dennoch mit vollstem Ehrgeiz, um seinen Aufstieg auf der Karriereleiter Roms nicht unnötig zu erschweren.


    Cnaeus hatte sich dem Tross unmittelbar hinter dem Centurio Massa, dem Adjutanten des Praefectus, angeschlossen und folgte nun gleichmäßigen Schrittes, ohne großen Ausdruck in seine Mimik zu legen. Kurz ließ er seinen Blick über die anderen Teilnehmer schweifen, die ihm jedoch allesamt gänzlich unbekannt erschienen - was wohl auch der Tatsache geschuldet war, dass der Fabier bis dato von militärischen Aufgaben weitgehend ferngehalten wurde und bei der letzten Schlacht in Ostia zurückgeblieben war.


    Sim-Off:

    Ich hoffe der Einstieg ist noch okay ;)

    Die Geduld des Fabiers wurde nicht lange ausgereizt, sodass Cnaeus seinem Patron alsbald entgegentreten durfte. Wenn er sich zurück an die Anfangszeiten seines Klientelverhältnisses besann, war dies doch ein durchaus profitabler Wandel. Abgesehen davon, dass er nicht gerne wartete, war dies auch eine Bestätigung für die Wichtigkeit seiner Rolle, die er mittlerweile unter all den Klienten des Consulars einnahm.


    "Salve, Patron", grüßte Cnaeus respektvoll zurück. "Natürlich, es ist Monate her, viel zu lange musste ich diesen Besuch aufschieben. Gerne können wir dafür auch einen geeigneteren Zeitpunkt wählen. Vielleicht im Rahmen eines Abendessens in meiner oder deiner Casa?" Die finanziellen Dinge würde Cnaeus natürlich sofort klären, aber erst, wenn dieses Thema erörtert worden war.

    Einige Tage nachdem der Brief aus Misenum bei seinem Patron angekommen war, hatte Cnaeus es arrangieren können den angekündigten Besuch zu verwirklichen. Damals, als Cnaeus noch bei der Kanzlei gearbeitet hatte, war er noch regelmäßiger Gast bei der morgendlichen Salutiatio des Consulars. Das Leben als Tribun in Misenum verhinderte natürlich, dass Cnaeus allzu häufig anwesend sein konnte. Dazu kam noch der Bürgerkrieg, der eine Ausnahmesituation geschaffen hatte. Nun, da die Fronten aber wieder einigermaßen geklärt waren, konnte der Fabier einen Besuch bei Macer einrichten. Themen gab es ja genug, immerhin lag der letzte Gang von Cnaeus zur Casa Purgitia etliche Monate zurück. Wie immer reihte er sich in die Schlange der Klienten ein, die ebenfalls ihren Patron sprechen wollten und wartete ab, bis der Senator Zeit für ihn hatte.

    Cnaeus hatte sich bei den Offizieren eingereiht, die ebenfalls den Eid auf den neuen Kaiser leisten sollten. Etwas befremdlich war die Szenerie in Torquatus' Augen durchaus, immerhin schwor er einem Mann die Treue, den er noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte, geschweige denn wusste er, welche Ziele Cornelius Palma verfolgte. Nun gut, sein Äußeres konnte Cnaeus erahnen, wenn er das Porträt, das auf dem Sockel vor dem Feldzeichen aufgestellt worden war, betrachtete. Ein Mann wie jeder andere, ohne Zweifel. Wohl einer mit einer gewissen militärischen Raffinesse, sonst hätte er Salinator kaum bezwingen können. Vielleicht war er auch nur einer von jenen Generälen, die das strategische Denken ihren ausgebildeten Offizieren überließen und selbst nur die Lorbeeren ernteten. Ob Palma nun ein Blender war oder nicht, tat aber nichts zur Sache. Es war die Pflicht eines jeden Soldaten den Eid zu leisten. Im Endeffekt interessierte es Cnaeus herzlich wenig, wer denn nun der Kaiser war. Das Einzige, was wichtig war, war seinen hart erarbeiteten Status nicht zu verlieren - ein Rebell war Cnaeus nämlich keineswegs. Im Gegenteil: Warum sollte er all die Bequemlichkeiten, die er so liebte und die der Ritterring und das Offiziersdasein so mit sich brachten aufs Spiel setzen? Nur um Argwohn gegenüber einem Mann auszudrücken, den er womöglich niemals persönlich sprechen würde? Nein, er hätte verrückt sein müssen.


    So hörte er dem Schwur des Evocatus also mehr oder weniger aufmerksam zu, um dann in den Chor der Männer einzustimmen: "IDEM ME", sprach Cnaeus laut und deutlich. Nicht, weil er besonders viel Enthusiasmus in seine Stimme legte, sondern vielmehr um nicht aus der Reihe zu tanzen. Am Ende warf man ihm noch vor, nicht mit vollem Eifer hinter dem neuen Augustus zu stehen - was nach seinem Werdegang in der Kanzlei und seinen Kontakten zu Pompeius Imperiosus und Vescularius Salinator höchstselbst durchaus zu problematischen Ermittlungen führen könnte. Der größte Schutz, den Cnaeus jedoch genoss, war der, nur einer von vielen zu sein. Er war ein Tribunus classis, da gab es etliche. Wäre er am Kaiserhof verblieben, wäre er sicherlich nicht so glimpflich davongekommen, dort wo Personenakten alltäglich waren und die Aufräumarbeiten des neuen Kaisers wohl als erstes begannen.

    Die Munkelei der Soldaten erwies sich also als tatsächlich richtig: Der Praefectus war absent. Cnaeus vermutete, dass er womöglich etwaige Formalitäten tätigen und Pflichtbesuche erfüllen musste, die in Verbindung mit dem neuen Kaiser, Cornelius Palma, und dessen Amtseinführung standen. Dass die Classis eigentlich zu Beginn des Krieges auf der Seite des Vesculariers stand, hatte wahrscheinlich keine unwesentliche Bedeutung. Wenn er daran dachte, dass er selbst als Mitarbeiter der Kanzlei unmittelbar davor gestanden war, selbst einer der größten Handlanger Salinators zu werden, erkannte er erst, wie glimpflich er jedweden negativen Konsequenzen - die die Männer der falschen Seite nun tragen mussten - entgangen war. Kurz fielen seine Gedanken auf Pompeius Imperiosus, der zusammen mit seiner Frau ein großer Gönner in Torquatus' früher Hofkarriere gewesen war. Ob der Pompeier den Krieg überlebt hatte? Als Mitarbeiter der Kanzlei, ohne Zweifel, als rechte Hand des Vescularius - vermutlich nicht.


    Cnaeus brauchte einen Moment, um sich wieder zu sammeln und die volle Aufmerksamkeit dem Centurio zu schenken. Nun stand der Fabier eben da, wo er stand und hatte sich glücklicherweise für den richtigen Weg entschieden, indem er sich dem Exercitus anschloss - Nein, Fortuna hatte dabei ihre Finger nicht im Spiel. Vielmehr sprach er diese positive Fügung seiner Raffinesse und seinen eigenen Vorahnungen zu. "Das ist bedauerlich. Wo genau verweilt der Praefectus denn?" Cnaeus fragte aus reinem Interesse, um seine zuvor getätigten Vermutungen für sich selbst zu bestätigen. "Eines könntest du noch notieren, um unnötige Korrespondenz zu vermeiden: Richte dem Praefectus aus, dass ich mich nach meiner Erkrankung zum Dienst zurückmelde und für etwaige Befehle zur Verfügung stehe." Damit war schon einmal gewährleistet, dass der Kommandant von Torquatus nicht den Eindruck eines schluderhaften Offiziers gewann - der er eigentlich war, würde er es sich im Moment doch immerhin viel lieber mit einer Flasche Vinum auf einer Cline gemütlich machen.

    Dass der Tribun nicht ohne Klopfen eintrat, sprach wohl für seine Höflichkeit und seinen Anstand - oder vielleicht auch einfach nur für seine Unkenntnis in Bezug auf das Vorzimmer des Präfekten. Wer genau dort saß wusste er nicht, immerhin hatte der Fabier bisher keinen Grund gehabt dieses aufzusuchen. Zuvor suchte er in Ostia das Zelt des Praefectus im Marschlager auf, um mit diesem zu sprechen. Und seit dem Abzug der Truppen aus der Hafenstadt hatte Cnaeus ohnehin nicht mehr die Möglichkeit gesehen, mit Dragonum zu sprechen.

    Cnaeus öffnete die Tür und trat einige Schritte in das Vorzimmer, wo er nach wenigen Sekunden Decimus Massa ausmachte. Torquatus wusste, dass dieser Princeps Praetorii war und die rechte Hand des Präfekten. Vom Rang her war der Fabier zwar höhergestellt, vom Umfang und der Wichtigkeit der Aufgaben aber mit Sicherheit der Decimus, den Cnaeus bisher noch nicht weiter kennengelernt hatte. "Salve, Centurio", grüßte Cnaeus Massa mit dem nötigen formellen Tonfall. "Ist der Praefectus gerade zu sprechen?" Diese Frage war in keinem Fall rhetorischer Natur. Im Gegenteil: Aus verschiedenen Ecken hatte Cnaeus heute schon vernommen, dass der Praefectus im Moment nur sehr eingeschränkt verfügbar war.

    Seit der Rückkehr nach Misenum hatte Cnaeus seine Pflichten als Tribun etwas in den Hintergrund stellen müssen, hatte er sich in Ostia doch zuletzt noch eine tückische Erkrankung eingefangen, die ihn für mehrere Tage, gar Wochen mit Fieber an sein Bett fesselte. Nichtsdestotrotz durfte er sich über seinen physischen Zustand in keinem Fall beklagen: Er war den Strapazen des Krieges ohne Folgen entgangen, weil er über die Dauer der Auseinandersetzungen in Ostia verweilte und dort für die Koordination der verbliebenen Flottentruppen zuständig gewesen war. Das laue Gefühl, das sich bei dem ein oder anderen ambitionierten Berufssoldaten wohl eingeschlichen hätte, wenn er nicht direkt mit seinen Brüdern in die Schlacht gezogen wäre, teilte der Fabier in keinster Weise. Cnaeus befand es nicht als unehrenhaft, nicht das Schwert ziehen zu müssen und zu kämpfen. Im Gegenteil: Sein persönliches Wohlbefinden stellte er auch in diesem Fall über den Anspruch eines Soldaten, in die Schlacht zu ziehen und für das Vaterland zu sterben. Lieber lebendig ohne Krieg, als durch einen Schwerthieb zu sterben.


    Nun war Cnaeus wieder genesen und bereit, neue Befehle zu erhalten. Die Situation bei seiner Einstellung als Tribun hatte es unmöglich gemacht, die täglichen Aufgaben der Classis zu verinnerlichen, sodass der Fabier jetzt umso mehr Wert darauf legte, bald einen geregelten Arbeitsgang vorweisen zu können. Um diesen Wunsch zu verwirklichen, suchte er den Praefectus Classis auf und landete zunächst im Vorzimmer, wo wohl der Princeps Praetorii anzutreffen war. Abgesehen davon, hatte Cnaeus auch ein weiteres Anliegen, dass er dem Präfekten offenbaren wollte. Frisch herausgeputzt und in seine Dienstkleidung gehüllt, die ihn als Tribun erkenntlich machte, klopfte er also am Vorzimmer, in der Hoffnung, Aufklärung über die Situation der Flotte und seine persönliche Lage zu erhalten.

    Es war viele Monate her, dass der letzte Brief von Fabius Torquatus die Casa Purgitia erreichte. Doch heute sollte es endlich so weit sein: Lasthenes lieferte ein von Cnaeus verfasstes Schriftstück an die Pforte des senatorischen Haushalts.


    Ad
    Sp. Purgitius Macer
    Casa Purgitia
    Roma, Italia


    Salve Patron,


    zunächst möchte ich dir meine Entschuldigung dafür aussprechen, dich über Monate in Unkenntnis all meiner Aktivitäten und meines Aufenthaltsorts gelassen zu haben. Die Wirren des Krieges zogen mich in einen tiefen Sog, aus dem zu entkommen mir erst vor wenigen Tagen gelang. Doch ich will dich nun endlich über meine Lage aufklären: Noch immer bin ich als Tribun der Flotte in Misenum stationiert. Den Krieg habe ich unbeschadet überstanden, nicht zuletzt aus dem Grund, dass ich nicht direkt an der Schlacht beteiligt, sondern vielmehr mit der militärischen Koordination Ostias betraut war.


    Dieser Brief ist jedoch nicht annähernd dazu geeignet, ausführlicher über die letzten Monate zu berichten. Ich würde dich demnächst gerne aufsuchen, sofern es der Praefectus Classis zulässt, um mich detaillierter mit dir auszutauschen.


    Zuletzt sei dir versichert, dass ich den Ertrag der Ländereien, die du mir übergeben hast, nicht einbehalten habe. Im Gegenteil: Ich werde dir baldmöglichst das verdiente Kleingeld von meinem Sklaven Lasthenes überbringen lassen. Bis dahin verbleibe ich in Erwartung eines baldigen Wiedersehens.


    Vale,


    Cnaeus Fabius Torquatus



    MISENUM - ANTE DIEM IV KAL IUL DCCCLXIII A.U.C. (28.6.2013/110 n.Chr.)