"Auf keinen Fall. Titus bleibt hier in Rom", entgegnete Cnaeus seiner Frau Calvia mit einem beiläufigen Wink, als wäre sie übergeschnappt und ihr Ansinnen völlig absurd. "Aber er wäre doch bei meinem Vater in Cremona viel sicherer." Cnaeus schüttelte entschlossen den Kopf. "In Rom hat Titus nichts zu befürchten. Er bleibt hier. Abgesehen davon ist dein Vater ein Hurenbock. Sein negativer Einfluss wird meinen Sohn früher oder später verderben.", sprach der Fabier weiter, während er auf einer der Clinen im Atrium lag und genüsslich von den Trauben kostete, die er sich erst kürzlich von Lasthenes ins Haus hatte holen lassen. Natürlich vergnügte sich auch Cnaeus nicht allzu selten mit Gespielinnen, seine Absicht war aber nur, seine Frau zu entmutigen. Nun, da sie ihm einen Sohn geschenkt hatte, konnte Cnaeus Calvia nichts mehr abgewinnen. Ihren nervtötenden Charakter hatte sie ja in den letzten Monaten der Gemeinsamkeit bestätigt. Im Endeffekt hoffte der Fabier nur, dass sie nach Cremona zurückkehrte - allein. "Du kannst jederzeit gehen, wenn du willst. Ich halte dich nicht auf. Titus bleibt hier in Rom, bei mir ist er sicher. Lasthenes wird sich um alles weitere kümmern." In diesen setzte Cnaeus bei Weitem mehr Vertrauen als in Calvia. "Aber ich muss bei Titus..." "Nein. Und jetzt lass mich mit diesem Schwachsinn in Ruhe, ich habe zu tun." Während Calvia kopfschüttelnd das Atrium verließ, erhob sich Cnaeus von der Cline und zog sich in sein Arbeitszimmer zurück.
Dort wartete zwar keine Arbeit, die erledigt, aber eine Entscheidung, die getroffen werden musste. Bei der letzten Unterredung hatte der Kaiser dem Primicerius ein Tribunat in Aussicht gestellt. Im Endeffekt konnte sich der Fabier seinen Posten nun aussuchen. Er hatte die freien Stellen bei seinem letzten Aufenthalt in der Kanzlei bereits überprüft: Sowohl die Classis Ravennas als auch die Classis Misenensis hatten vakante Tribunatsstellen. Dem Fabier war die Einheit eigentlich egal, solange er endlich seinen Militärdienst antreten konnte. Mit dem Flottenkommandanten in Misenum hatte er ja bereits schriftlichen Kontakt im Zusammenhang mit der Getreideversorgung gehabt, oder zumindest aufgenommen. Wenngleich dies kein Argument für oder wider dieser Einheit war, hatte Misenum an sich doch einen Vorteil: Die Nähe zu Rom sorgte dafür, dass der Fabier nicht ganz fern von den Impulsen der Hauptstadt und damit auch von seinen Gönnern und Unterstützern war - wie zum Beispiel Purgitius Macer und Pompeius Imperiosus.
Die Entscheidung also getroffen, nahm Cnaeus ein Stück Pergament hervor und setzte die offizielle Ernennungsurkunde auf, die er dem Kaiser dann zur Unterzeichnung aushändigen würde. Endlich war es soweit - er war nicht nur Ritter, sondern bald auch Tribun. Selbstzufrieden bemerkte Cnaeus, dass er sein anfängliches Ziel erreicht hatte - was natürlich nicht bedeutete, dass dem nach oben hin Grenzen gesetzt waren.