Beiträge von Cnaeus Fabius Torquatus

    Argwöhnisch musterte ich die Person, die nach langer Wartezeit an mich herantrat. Zotteliger Bart, fortgeschrittenes Alter, griechischer Dialekt - es handelte sich eindeutig um Axillas Architekten. "Na endlich", entgegnete ich etwas genervt und bemühte mich dabei nicht, meinen Unmut über die Wartezeit zu verbergen. Warum sollte ich auch? Immerhin war ich Kunde und der Kunde war bekanntlich König. "Kephalos?", vergewisserte ich mich noch, dass ich den Namen des Architekten richtig in Erinnerung hatte. Seine Lehrlinge indes würdigte ich keines Blickes. "Axilla meinte, du bist ein Meister deines Fachs? Dann lass uns keine Zeit verlieren." Zielstrebig schritt ich durch die Porta und den Eingangsbereich der Domus in das Atrium, um den Architekten erst einmal einen ersten Eindruck zu gewähren. "Das ist mir alles zu dunkel...zu alt. Außerdem gibt es kein Impluvium", sprach ich teils zu mir selbst, teils zu meinen fachkundigen Begleitern. Ich wusste nicht, wie der Architekt normalerweise arbeitete. Aber er würde schon mitteilen, wenn er Informationen benötigte.


    DOMUS CARTEIA


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    SÜDLICH DES TEMPELS DES DIVUS CLAUDIUS, AM WESTHANG DES CAELIUS MONS, BEFINDET SICH DIE DOMUS CARTEIA.



    "Es hat mich gefreut mit dir Geschäfte zu machen", entgegnete ich Carteius Catienus mit einem triumphalen Lächeln, der einen etwas niedergeschlagenen Eindruck machte. Natürlich, ich hatte ihm gerade sein Domizil abgekauft, aber ich hatte ihm doch einen fairen Preis geboten? Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Wohl eher, weil ich Tatendrang und Zufriedenheit verspürte - das Schicksal des Carteiers tangierte mich nämlich nur peripher. Oder einfacher ausgedrückt: Er war mir scheißegal. Carteius Catienus war den Informationen nach zu urteilen, die ich im Vorfeld über ihn eingeholt hatte, über viele Jahre ein erfolgreicher Kaufmann gewesen. Dann verlor er seinen Sohn vor drei Jahren, als dieser nachts auf offener Straße erdolcht worden war. So wie ich gehört hatte, hatte dieser wohl eine Vorliebe für zwielichtige Geschäfte und Gestalten, die ihm letztlich zum Verhängnis geworden war. Man sagte, er wäre in einer Hintergasse der Subura überfallen, bewusstlos geschlagen und getötet worden, bevor sein nackter Leib in den Tiber geworfen worden war. Die Täter wurden niemals ergriffen. Carteius Catienus haderte wohl noch immer mit seinem Schicksal, denn ab diesem Zeitpunkt ging es bergab mit seinen Geschäften. War die Domus nun zu groß für seine Familie, lasteten noch immer zu viele Erinnerungen an seinem alten Domizil? Ich wusste nicht, was ihn zum Verkauf bewogen hatte und es war mir auch völlig gleichgültig. Nach langer Suche war ich nun endlich stolzer Besitzer einer Domus, die meiner Stellung angemessen war. Dementsprechend konnte sich der Carteier auch zum Teufel scheren - oder in die nördlichen Provinzen, wo ihn sein Weg nach eigenen Aussagen auch führen sollte.


    Nachdem der geschäftliche Teil dieses Kaufs erledigt war, verabschiedete ich mich höflich vom Carteier und wartete dann vor der Porta der Domus ungeduldig auf Axillas Architekten. Wenn ich etwas nicht ausstehen konnte, dann war es Unpünktlichkeit. Es bedurfte wohl eines gewissen Grades an Dreistigkeit, mich einfach warten zu lassen. Vor allem, wenn man bedachte, dass ich für ihn ein äußerst lukrativer Kunde war. Da Axilla aber in höchsten Tönen von diesem Kephalos - ich glaube das war der Name des Griechen - gesprochen hatte, mahnte ich mich selbst zur Ruhe. Vielleicht waren die Dienste des Architekten es ja wert, etwas Geduld zu beweisen.

    Ich hatte mich schon eine ganze Weile in einem der Gästezimmer der Domus Iunia eingerichtet und erledigte dort auf einem kleinen Schreibtisch meine privaten Angelegenheiten. Dazu gehörte in den letzten Wochen vor allem die Suche nach einem neuen Domizil. Mittlerweile war ich davon abgerückt, nach einem Bauplatz zu suchen, sondern erkundigte mich viel mehr nach bestehenden Häusern, die für einen Umbau in Frage kamen. Die Suche nach einem Bauplatz, der halbwegs zentral gelegen war, hatte sich als aussichtslos herausgestellt. Ohnehin schien es mir wesentlich zeitsparender und effektiver, eine Domus zu renovieren, als ein langwieriges Bauprojekt zu finanzieren.


    Ich war gerade dabei die letzten Briefe zu siegeln, als Sositratus eintrat und mir aufgeregt ein Schreiben entgegenstreckte. "Dominus, Marcus Carteius Catienus, der Eigentümer der Domus an der Westseite des Caelius, hat sich gemeldet. Er nimmt das Angebot an", berichtete der greise Sosistratus schwer atmend. Zufrieden nahm ich den Brief entgegen und las eindringlich die Zeilen, als müsste ich mich selbst noch einmal von der Richtigkeit überzeugen. "Sehr gut", entgegnete ich zufrieden lächelnd. "Richte ihm aus, dass ich ihn morgen Nachmittag bei der Domus treffe. Und sag Axilla Bescheid, dass ich ihren Architekten brauche!" Ich musste morgen wohl Termine in der Kanzlei absagen, aber nach den guten Nachrichten wollte ich keine Zeit verstreichen lassen. Nicht, dass es sich der Carteier noch anders überlegte.

    "Ich danke dir für deine Hilfe", entgegnete ich prostend und nahm einen großen Schluck von meinem Weinbecher. Dann stellte ich zufrieden fest, dass ich das Verhör offensichtlich überstanden hatte und Silanus ein Thema zur Sprache brachte, das ich ohnehin noch vorzubringen gedachte. Dass er bereits davon gehört hatte überraschte mich im ersten Moment, gereichte mir aber zum Vorteil. Immerhin trat ich so nicht als Bittsteller an ihn. Noch dazu war es ein Indiz dafür, dass diese Angelegenheit bereits größere Kreise gezogen hatte. Umso größer war auch meine Hoffnung, den Verantwortlichen alsbald zur Rechenschaft ziehen zu können, denn mein Stolz war seit dem Vorfall gekränkt und ich sehnte mich nach einer Bestrafung für das respektlose Verhalten des zuständigen Prätorianers. "Oh ja, ein bedenklicher Vorfall", begann ich seufzend. "Drei Prätorianer haben vor einigen Wochen das Archiv aufgesucht und dabei weder Rücksprache mit mir, noch mit dem Kaiser gehalten. Sie haben Dokumente gesichtet und entwendet. Als ich den verantwortlichen Prätorianer zur Rede stellen wollte, ist er mir mit Respektlosigkeiten begegnet. Er warf mir gar die Behinderung in einer Sicherheitsermittlung vor und die Beihilfe zum Umsturz oder Verrat!", erklärte ich am Ende etwas lauter und mimte übertriebene Empörung. Die Vorwürfe tangierten mich eigentlich wenig, denn sie waren an den Haaren herbei gezogen und keine Gefahr für meine Position. Vielmehr kränkte mich das respektlose Verhalten des Soldaten gegenüber meiner Person und meiner Stellung. Weswegen er am Ende bestraft werden würde, war mir allerdings völlig gleichgültig. "Auf die Aufforderung hin seinen Namen zu nennen hat er nicht reagiert. Allerdings würde ich ihn wieder erkennen, wenn er mir noch einmal unter die Augen tritt. Großgewachsen, athletisch, dunkles Haar und kalte Augen...", beschrieb ich ihn, wie ich den Prätorianer in Erinnerung hatte. "Ich hoffe, dass du diese Angelegenheit aufklären kannst. Immerhin ist dies nicht nur in meinem Interesse, sondern vor allem im Interesse des Princeps." Silanus fühlte sich sicher dem Kaiser mehr verpflichtet als mir, aber für wen er es tat, war für mich am Ende nicht von Bedeutung.

    Ich nickte einvernehmlich und musste unweigerlich an Atticus denken, der bei unserem ersten Zusammentreffen die Vermutung des Iuniers nur bestätigt hatte. Ein verzogener Bengel, dem es ganz offensichtlich in seiner Erziehung daran gemangelt hatte, vom Vater den nötigen Respekt eingebläut zu bekommen. Andererseits war ich mir nicht sicher, ob eine Anwesenheit seines Vaters daran etwas geändert hätte. Immerhin hatte Pompeius Imperiosus ebenfalls einen zweifelhafter Charakter - zumindest dem nach zu urteilen, was ich in Erinnerung hatte und was man so hörte.


    Passenderweise kam Silanus direkt auf meinen eigenen Sohn zu sprechen, der zwar nicht unbedingt respektlos auftrat, aber nach meinem Dafürhalten sehr verweichlicht war. Er musste endlich lernen sich wie ein römischer Mann zu verhalten und Verantwortung übernehmen. Genau deswegen hatte ich ihn nach Alexandria zurückgeschickt, um sich eine gewisse Selbstständigkeit anzueignen. Ich hoffte inständig, dass die Reise ihn etwas abhärtete. "So ist es, Titus Torquatus. Er befindet sich momentan noch in Alexandria, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er nach Rom kommt." Ob bei Silanus' Nachfrage zu meiner Wohnsituation eine gewisse Skepsis mitklang, konnte ich nicht recht deuten. Allerdings wollte ich direkt etwaige Missverständnisse aus dem Weg räumen: "Temporär. Ich bin im Moment auf der Suche nach einer neuen Bleibe, die meinen und Axillas Ansprüchen genügt. Allerdings ist es in Rom gar nicht so einfach, etwas angemessenes mit einer zufriedenstellenden Lage zu finden. Wenn du Kontakte hast, bin ich natürlich über jede Empfehlung dankbar", kommentierte ich lächelnd. Silanus war zwar auch erst gerade zurückgekehrt, aber ich wollte nichts unversucht lassen - vor allem, um nicht den Eindruck zu vermitteln, ich würde seine Domus langfristig besetzen wollen.

    Über zukünftige Gespielinnen machte ich mir in diesem Moment keine Gedanken. Axillas gekonnte Handgriffe entlockten mir ein genussvolles Stöhnen, während ich ihren Mantel nun vollständig zur Seite streifte. Ihre Frage bedurfte keiner Antwort, wie sie bereits selbst festgestellt hatte, sodass ich nun ebenfalls begann meine Hände von ihrer Schulter langsam bis nach unten gleiten zu lassen. Dort angekommen versuchte nun auch ich ihre Lust zu steigern, während ich mit der anderen Hand etwas fester ihren Nacken packte und sie zu mir zog. Langsam neigte ich meinen Kopf zu ihr und küsste sie begierig. Bevor ich allerdings wieder vorschnell zu einem Ende hinarbeitete, reizte ich das Vorspiel dieses Mal aus. Und dann, dann legte ich mich über sie und genoss erst in langsamen, später schneller werdenden Bewegungen unsere Zweisamkeit.

    Ich tat es Silanus gleich und dachte ebenfalls wohlwollend an Alexandria zurück. Gleichwohl hatte ich hier in Rom ein Amt mit Einfluss, während ich in Alexandria eher den schönen Dingen des Lebens gefrönt hatte. Insofern waren unsere Entscheidungsgründe für Rom ähnlich - zumindest in Bezug auf die Karriere. "Dem kann ich mir nur anschließen. Aber vielleicht führt uns unser Weg ja irgendwann zurück."


    Dann kam Silanus wieder auf Axilla zu sprechen. Ich lächelte und schwelgte nun ebenfalls für einen kurzen Moment in Gedanken. "So ist es", begann ich und nahm einen Schluck Wein, um noch einen kurzen Moment die Bilder und Erinnerungen zu genießen, die sich in meinem Gedächtnis eingebrannt hatten. "Nun, sie bat mich um die Erhebung in den Ritterstand. Ich habe ihr geholfen. Sie hat mich über ihre Hochzeitspläne aufgeklärt und ich habe die Gelegenheit beim Schopfe gepackt." Im wahrsten Sinne des Wortes. Allerdings war es wohl kaum im Sinne der zukünftigen Verwandtschaft, wenn ich hier und jetzt die ganze Version der Geschichte offenlegte.

    An diesem Tag lag unter anderem auch folgende Tabula auf dem Tisch der Notarii ab epistulis.



    Gaius Prudentius Primus ist in den Ritterstand zu erheben und zum Subpraefectus der Ala II Numidia in Germania Superior zu ernennen. Beide Seiten sind zu informieren.


    gez.
    Fabius Torquatus et Maenius Firminus

    Die Mitleidsbekundungen für den jungen Prudentius nahm ich mit einem gespielt verständnisvollen Nicken auf. Der Knabe war mir gleichgültig und ohne den Einfluss des Consulars wäre er weder an meine Tür, geschweige denn an die des Kaisers gelangt. Glücklicherweise wandte sich mein neuerlicher Gast schnell den persönlicheren Dingen zu, sodass ich hierzu keine weiteren Worte verlieren musste.


    Es war offensichtlich, dass Axillas Verwandter mich nun etwas genauer unter die Lupe nehmen wollte - nichts anderes hatte ich erwartet. Willig ließ ich mich also auf diese Befragung ein, denn ich hatte nichts zu verbergen. Zumindest nichts, was für den Iunier von Interesse war. "Ich war zunächst Primicerius in der Abteilung des ab epistulis, bevor ich als Subpraefectus der Flotte in Misenum diente. Später verbrachte ich noch einige Jahre in derselben Position in Alexandria. Vermutlich konnten sich unsere Wege also schlichtweg nicht kreuzen", erklärte ich wahrheitsgemäß. Ich hatte selbst noch einen Punkt, den ich vorbringen wollte. Allerdings schien es mir angemessen, zunächst die Befragung über mich ergehen zu lassen, bevor ich persönlichere Angelegenheiten hervorbrachte. Ein feinfühliges Vortasten war wohl ratsam, immerhin wollte ich meinen zukünftigen Anverwandten für mich gewinnen und nicht verschrecken.

    "Durchaus, mir erging es ähnlich, als ich vor einiger Zeit Ägypten den Rücken gekehrt habe und wieder zurück nach Rom bin", entgegnete ich verständnisvoll. Ich wusste, dass der Iunier viele Jahre in Hispania verbracht hatte, um seine Krankheit auszukurieren. Die genauen Umstände wollte ich allerdings nicht erörtern, da ich davon ausging, dass er dazu bereits von vielen Seiten befragt worden war. Stattdessen wollte ich mich mit dem Zukünftigen auseinandersetzen. "Deinen Patron habe ich ebenfalls kennen gelernt. Er war vor wenigen Tagen hier, um seinen Ziehsohn Prudentius Primus vorzustellen." Vielleicht kannte Silanus den Knaben. Aber das sollte jetzt ebenfalls nicht Thema sein.


    Mit einem Nicken quittierte ich den Getränkewunsch meines Anverwandten und reichte ihm einen Becher verdünnten Wein. Offenbar war er der weitläufigen Ansicht, Alkohol und Dienstpflicht würden sich gegenseitig ausschließen. Eine ernsthafte Debatte darüber gedachte ich allerdings nicht zu führen, sodass ich stattdessen meinen Becher unverdünnten Wein anhob. "Ich denke du meinst meine Hochzeit mit Axilla? Auf diese eheliche Verbindung zwischen unseren Familien - und auf dein neues Amt", sprach ich und prostete Silanus dabei lächelnd zu.

    Normalerweise war ich über unangekündigten Besuch selten erfreut, dieser jedoch kam mir gar gelegen! Ich setzte ein freundliches Lächeln auf und grüßte die zukünftige Verwandtschaft enthusiastisch. "Ah, salve, Iunius! Welch angenehme Überraschung, ich hatte schon länger denselben Gedanken." Natürlich hatte ich nicht nur von Silanus Rückkehr nach Rom gehört, sondern auch von seiner neuerlichen Position. Innerhalb der Kanzlei machten solche Dinge schnell die Runde, wenn man sich aktiv nach Informationen aus anderen Abteilungen bemühte. Ein Prätorianer in der Familie - das kam mir aufgrund der aktuellen Ereignisse zweifellos wie gerufen. Offensichtlich hatte ich in den letzten Monaten viel gutes geleistet, denn Fortuna stand mir mit Tatkraft zur Seite. "Gratulation zu deinem neuen Posten. Willst du vielleicht darauf anstoßen?" Während ich sprach war ich bereits bei meiner Vitrine angelangt und hatte einen meiner besten Weine geöffnet.

    Die Robigalia...wie konnte ich die nur vergessen? Glücklicherweise machte Axilla direkt selbst einen Terminvorschlag, der nicht von irgendeinem Feiertag belegt war. "Gut...vielleicht überlasse ich die Termine das nächste Mal dir. Dann einigen wir uns eben auf einen Tag danach." Eigentlich war die Hochzeit ja ein freudiger Anlass, allerdings hoffte ich dass ich mit der Terminfindung meinen Teil der Planung erfüllt hatte. Da waren zwar noch die Gäste, die es einzuladen galt, aber diese Aufgabe würde ich wohl Sosistratus anvertrauen.


    Zufrieden darüber, dass das Thema Hochzeit nun formell geregelt war, widmete ich mich zunächst meinem Wein, bevor mich Axilla wieder in ihren Bann zog. Ich stellte meinen Becher ab und rutschte näher zu ihr. Die Einblicke, die sie freigab, ließen die Hochzeitsplanung schnell in Vergessenheit geraten und erinnerten mich daran, dass ich ja Wiedergutmachung versprochen hatte. Ich strich ihr leicht über die Hand, dann über ihren Hals und schob dabei ganz langsam ihren Mantel etwas zur Seite. "Ich schulde dir ja noch Wiedergutmachung...", begann mich mit herausforderndem Ton. "...und ich begleiche meine Schulden immer." Verschmitzt lächelnd blickte ich ihr tief in die Augen und schob beiläufig ihren Mantel noch etwas weiter, sodass dieser auf einer Seite nur noch knapp an ihrer Schulter hing.



    Ad
    Praefectus Praetorio
    Castra Praetoria
    Roma




    Salve Praefectus,


    ich wurde von meiner Kanzlei kürzlich über das unautorisierte Eindringen der Prätorianer in die kaiserlichen Archive informiert. Dabei wurden nicht nur vertrauliche Akten und Dokumente gesichtet, sondern auch entwendet. Ich erwarte die verantwortlichen Personen umgehend im kaiserlichen Palast, um diesen Vorfall schnellstmöglich und vollumfänglich aufzuklären.


    Vale.



    ROMA - ANTE DIEM V ID MAR DCCCLXVIII A.U.C. (11.3.2018/115 n.Chr.)

    Auch heute fand der Kaiser wieder eine Tabula auf seinem Tisch.



    Mein Kaiser,


    ich habe das Gespräch mit Consular Decimus und seinem Ziehsohn gesucht und empfehle eine Erhebung in den Ritterstand, da sich der Prudentius klar gegen eine senatorische Laufbahn ausgesprochen hat.


    In Absprache mit dem ab epistulis schlage ich vor, Prudentius Primus als Subpraefectus Alae der Ala II Numidia in Germania Superior einzuteilen. Ich kann das Anliegen des Consulars nachvollziehen und konnte in meinem Gespräch ebenfalls erkennen, dass der junge Prudentier von der Erfahrung in der Provinz nur profitieren könnte. Gleichsam wird er dort beweisen können, ob ihn mehr als seine Ahnentafel für eine ritterliche Laufbahn qualifiziert und ob er seine Pflichten erfüllen kann.


    Ich erwarte deine Entscheidung.


    Vale bene,


    Fabius Torquatus

    "Gut, gut, dann werde ich den Kaiser und meine Kollegen über meine Einschätzung informieren." Da es keine Gründe gab, die gegen einen Posten in der Provinz sprachen, würde sich wohl auch ein solcher ergeben. Die Posten in Rom waren rar und begehrt - und standen noch dazu meist nicht am Beginn einer ritterlichen Karriere. Ein bisschen Provinzerfahrung konnte dem Knaben aber sicher nicht schaden. "Mich hat es gefreut, deine Bekanntschaft zu machen, Consular Decimus. Und natürlich auch deine, Prudentius. Ich werde deinen Weg sicher verfolgen." Mit einem freundlichen Nicken entließ ich meine Gäste, denn es war wohl alles gesagt.

    Zitat

    Original von Sergia Fausta
    Wer das anders sieht, der kann ja (besonders als Senator *räusper-räusper*) dem Senat eine Änderung vom Codex Militaris vorschlagen. Ist ja schließlich keine sim-off-Spielregel mit den Beförderungen. Sondern ein sim-on-Gesetz. :P[/FONT]


    Das, finde ich, ist ein guter Punkt. Gerade der Konflikt zwischen Senat und Ritterstand bietet ja auch SimOn Potential, wenn sich ersterer in seinem Einfluss beschränkt fühlt. Ich spiele mit Torquatus am Kaiserhof ja auch mit Absicht so, dass er möglichst viel an sich reißen will. Beim aktuellen Gespräch um Primus, Livianus, wäre es wahrscheinlich auch angemessen gewesen direkt mit dem Kaiser zu sprechen - aber gerade das lässt sich ja SimOn gut verwerten.


    Das Gleiche gilt natürlich auch für einen Statthalter. Ich glaube kaum, dass die Verwaltungs- und Kommunikationswege derart gut ausgebaut waren, dass jede Beförderung und jede Auszeichnung den gleichen Weg ging. Das ist meiner Meinung nach aber auch - wie im Beispiel mit Meridius - davon abhängig, wie jeder Charakter SimOn seine Befugnisse interpretiert und gestaltet.

    Die Auflistung der Fähigkeiten und Qualitäten des Prudentius barg für mich weder große Überraschungen noch konnte ich besondere Kenntnisse ausmachen, die ihn für einen bestimmten Posten qualifizierten. Er hatte die Bildung erhalten, wie es für Senatorensöhne Sitte und Tugend war, allerdings konkurrierte er als Ritter auch mit langjährigen Beamten, die sich ihren Stand durch ihre Verwaltungslaufbahn verdient hatten. "Ich werde in Absprache mit den anderen Procuratores prüfen, welche Position für dich geeignet sein könnte, so der Kaiser meiner Empfehlung folgt", war also meine neutrale Antwort. "Gibt es ansonsten irgendeinen Grund, warum ich den ab epistulis von einer Einteilung in Rom überzeugen sollte?" Wohl jeder junge Mann, der in Rom aufgewachsen war - noch dazu unter diesen privilegierten Umständen - würde die Hauptstadt nicht gegen ein dreckiges Moloch im kalten Germanien oder Britannien eintauschen wollen - ich selbst hätte alle Mittel genutzt, um solche Provinzen zu meiden. Das alleine war für mich allerdings kein Grund. Und da der Consular in seinem Schreiben ohnehin ein Tribunat an der Grenze anempfohlen hatte, würde ich dem wohl Folge leisten, um ihn auf meine Seite zu ziehen. Es sei denn der Knabe hatte irgendetwas zu bieten, was mir von Nutzen war.

    Bereits bei der morgendlichen Besprechung des Folgetages legte ich dem Kaiser die Beschwerde an den Prätorianerpräfekten vor, um diese persönlich zu unterzeichnen.





    Ad
    Praefectus Praetorio
    Castra Praetoria
    Roma




    Salve Praefectus,


    ich wurde von meiner Kanzlei kürzlich über das unautorisierte Eindringen der Prätorianer in die kaiserlichen Archive informiert. Dabei wurden nicht nur vertrauliche Akten und Dokumente gesichtet, sondern auch entwendet. Ich erwarte die verantwortlichen Personen umgehend im kaiserlichen Palast, um diesen Vorfall schnellstmöglich und vollumfänglich aufzuklären.


    Vale.







    ROMA - PRIDIE NON MAR DCCCLXVIII A.U.C. (6.3.2018/115 n.Chr.)

    Ich nahm einen tiefen Schluck Wein, während ich den Knaben eindringlich musterte. Livianus' Schreiben hatte mir einen anderen Eindruck vom Prudentier vermittelt. Ich hatte einen verwöhnten Sprössling ohne jedweden Ehrgeiz oder Ambitionen erwartet, er selbst legte aber zumindest einen groben Zukunftsplan dar. Dass er sich nicht für die eintönige Politik des Senats begeistern konnte rang mir ein mitfühlendes Lächeln ab, denn auch ich hielt dieses Gremium für überbewertet. Senatoren beweihräucherten sich gerne gegenseitig und präsentierten sich in der Öffentlichkeit als Macher, stellten sich für mich aber eher als Mitglieder einer Institution vergangener Tage dar. Natürlich schmückte man sich als römischer Bürger gerne mit der Fürsprache und der Unterstützung eines einflussreichen Senators wie Livianus, die Entscheidungen wurden aber zumeist in der Nähe des Kaisers getroffen. Und als Procurator am Kaiserhof stand ich dem Princeps nach meinem Empfinden weitaus näher als jeder Senator - oder war zumindest bei seiner Entscheidungsfindung involviert.


    Immerhin konnte ich auch jetzt Einfluss auf eine Entscheidung des Kaisers nehmen und war durchaus gewillt, diese Angelegenheit positiv für den Consular und seinen Ziesohn zu gestalten. "Nun, ich kann deine Beweggründe nachvollziehen und bin durchaus bereit, den Kaiser von deiner Eignung zu berichten", erklärte ich also ganz offen. "Hinsichtlich deiner konkreten Aufgabe als Eques...", setzte ich fort. "...muss ich selbstredend noch Rücksprache mit meinen Kollegen halten. Hier wird letztlich entscheidend sein, welche Posten im Moment überhaupt vakant sind." Ich blickte kurz zu Livianus und versuchte seinen Blick zu deuten. Immerhin hatte er sich in seinem Brief für einen militärischen Posten an der Grenze ausgesprochen und ich wollte herausfinden, ob er immer noch darauf beharrte. "Hast du denn sonstige Kenntnisse oder Erfahrungen, die dich für einen bestimmten Posten oder eine Laufbahn qualifizieren?" Ein Sprössling aus so hohem Hause hatte bisher wohl kaum etwas praktisches vorzuweisen, aber vielleicht gab es ja etwas, dass bei der Postenvergabe berücksichtigt werden sollte.