Beiträge von Kieran

    Was die Anweisungen für die Werkstatt anging nickte der Kelte nur, auch wenn es ihn freute mal wieder in der Schmiede stehen zu können.
    Seine nächsten Worte verwirrten ihn nun aber noch mehr, er wusste wirklich nicht, was er damit anfangen sollte. Auch seine nächsten Worte halfen ihm nicht wirklich.
    Verzeihung Herr, doch könntest du mir bitte erklären was "Griechische Liebe" sein soll? Ich fürchte du sprichst für mich in Rätsel.
    Er wusste zwar, wo ungefähr Griechenland lag, doch hatte er keine Ahnung davon, dass sie eine spezielle Art der Liebe hatten. Und so war er schon gespannt was seine Antwort wäre.
    Poesie war auch nicht wirklich ein Interesse des Kelten, so dass er mit dem Gedicht nicht wirklich etwas anfangen konnte und noch verwirrter guckte.

    Etwas spöttisch lächelte der Kelte, bei der ersten Frage.
    Natürlich beschlagen wir die Hufe unserer Pferde, wahrscheinlich schon länger als ihr überhaupt wisst, dass das geht.
    Ein kleines Grinsen konnte er nicht verstecken, während er weiter die Beinschiene in seiner Hand polierte.
    Und natürlich habe auch ich immer wieder Hufe beschlagen müssen. Neben Reperaturen und Neuanfertigungen von Geschirr war das eigentlich sogar meine Hauptbeschäftigung. Auch wenn ich viel lieber Waffenschmied gewesen wäre.
    Etwas wehmütig seufzte er und hielt in den Bewegungen inne, als er an sein für sich selbst gefertigtes Spatha dachte. Wo es jetzt wohl war? Vermutlich hatte der Sklavenhändler es behalten oder an irgendjemanden verkauft. Fast schon mehr als seine Gefangenahme bedauerte er den Verlust der Waffe, denn sie war eine herausragende Arbeit gewesen. Noch ganz genau erinnerte er sich daran, dass er damals extra dafür in die große Stadt, ein paar Tagesreisen von seinem Dorf entfernt, gereist war um dort erst zu lernen wie man ein Spatha herstellt und sich danach ein eigenes zu fertigen. Das alles hatte damals seine gesamten Ersparnisse aufgezehrt, doch war es das für ihn wert gewesen. Schließlich hatte das Schwert ihm mehrfach gute Dienste geleistet. Wut stieg in ihm auf, als er daran dachte, dass das Schwert nun vermutlich in den Händen irgendeines feisten Römers war, der es nur für seine Sammlung wollte. Oder aber irgendein junger Bursche, der nichtmal damit umgehen konnte, sich aber wie ein großer Krieger fühlen wollte würde es gekauft haben.
    Die nächste Frage seines Herren riss ihn dann jedoch aus seinen Gedanken und er blickte ihn zunächst verwirrt und dann erstaunt an.
    In der Liebe?
    Wozu wollte er das nur wissen?
    Ich konnte schon mehrere Frauen beglücken, aber geliebt habe ich noch nie wirklich.
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Zwar hatte er schon mit einigen Frauen das Bett geteilt, auch schon mit Römerinnen, die mit ihren Männern oder Vätern auf Handels- oder anderen Reisen im Dorf vorbei kamen und einem jungen, exotischen Mann nicht widerstehen konnten, doch hatte er sich in der großen Stadt tatsächlich in eine junge Frau verliebt. Doch sie wollte nichts von ihm wissen, gehörte sie doch der Verwandtschaft des Stadtherren an. Seitdem er die Stadt verlassen hatte, hatte er immer wieder an sie gedacht, jedoch nicht mehr so stark wie als er noch dort war.
    Jetzt jedoch fing er erneut an die Beinschiene zu putzen, obwohl sie schon so sehr glänzte wie es nur ging. Doch er merkte das nicht, war er doch noch verwirrt von der Frage und von seinen Erinnerungen.

    Lupus.....Noch immer konnte er diesem Namen nichts abgewinnen. Und auch dieser Blick, mit dem sein neuer Herr ihn musterte wollte ihm einfach nicht gefallen.
    Natürlich, Herr.
    Er kniete sich auf den Boden, musterte vorher jedoch den Raum. Leider fand sich nichts, was ihm helfen könnte Serapio zu überwältigen.
    So ergab er sich erneut seinem Schicksal und nahm sich Lappen, Polierpaste und ein Teil der Rüstung. Leicht glänzten seine Augen dabei, erkannte er doch eine hervorragende Arbeit. Fast schon zärtlich strich er mit seinen etwas rauen und schwieligen Händen über das Metall, ehe er begann die Polierpaste darauf zu verteilen.
    Er hörte kaum hin, war zu gebannt von seiner Arbeit und brauchte einen Moment bis er die Fragen registrierte.
    In meinem Heimatdorf habe ich erst als Gehilfe das Schmiedehandwerk erlernt und war schließlich, nach dem Tod meines Lehrers, der Dorfschmied geworden. Ich kann gut mit dem Spatha umgehen, habe schon mehrere Männer bei Überfällen töten können.
    Er hielt kurz in seinen Polierbewegungen inne, als er an diesen einen Tag dachte, als er seine Narbe erhielt. Sein Blick war dabei auf seine Hände und Unterarme gerichtet, die von verschiedenen Brand- und Schnittnarben bedeckt waren. Dieser Moment hielt jedoch nur kurz an, ehe er das Metall weiter polierte.
    Außerdem kann ich mehr oder weniger gut handeln. Jedoch bin ich darin nicht halb so begabt wie im Schmieden.
    In der Hoffnung seine Fragen ausreichend beantwortet zu haben polierte der Kelte das Rüstungsteil stumm weiter, darauf wartend ob er weitere Fragen beantworten musste.

    Verärgert und ziemlich schlecht drauf stand Kieran nun vor der Tür des Cubicula seines neuen Herren. Er war frisch gewaschen, seine Haare waren zu einem ordentlichen Zopf zusammen geflochten und er trug neue Kleidung. Aber was für welche! Eine kurze Tunika aus Leinen, die ihm nichtmal bis zu den Knien reichte und außerdem nur an einer Schulter fest gemacht war. Somit konnte man seine rechte Schulter, die mit der Tätowierung, und seine rechte Brust sehen. Gefärbt war sie in rot, während der Saum mit einem Muster aus schwarzem Garn verziert war.
    Sie hätten ihm ja wenigstens eine Hose geben können, aber das war einfach nur erniedrigend fand er.
    Aber das war nicht das einzige, was ihn aufregte. Da wäre noch dieser hochnäsige und blasierte Sklave, der ihn so aufgeregt hatte. Er hatte sich verhalten als wäre er etwas besseres und am liebsten hätte Kieran ihm dafür einen kräftigen Schlag verpasst. Doch das hätte ihm ganzschön Ärger eingebracht, so ließ er es lieber.
    Und auch jetzt schluckte er seinen Ärger herunter, ehe er an die Tür anklopfte und darauf wartete, dass ihm Einlaß gewährt werden würde.

    Na das klang ja schonmal nicht so toll...Mit weiteren Fragen hielt er sich lieber erstmal zurück.
    Gut....Und nun? Zeigst du mir nun alles oder soll ich mich erstmal waschen?
    Es gefiel ihm nicht wirklich, doch er wusste, erstmal sollte er sich an die Anweisungen halten.

    Noch immer etwas missmutig nickte der Kelte dem Germanen zu.
    Was der nur gegen unsere Namen hat? Garulf ist doch viel einfacher zu merken und auszusprechen als Theseus.
    Still fragte er sich dies in Gedanken und ein leichtes Grinsend huschte dabei über seine Lippen.
    Jedoch verpasste er während er in Gedanken war beinahe die Anweisungen seines Herren.
    Verstanden, Herr.
    Knapp wie immer waren seine Worte, doch dann wandte er sich dem Germanen zu. Er musterte ihn abschätzend. Dieser Kerl war tatsächlich noch größer und stärker als Kieran und könnte wohl ein recht großes Problem bei seiner Flucht spielen, sollte er dem Römer loyal gegenüber sein. Das würde er herausfinden müssen.
    Wie lange stehst du schon in seinem Dienst?
    Er begann vorerst mit einer unverfänglichen und für ihn eher unwichtigen Frage, ehe er die wichtigen stellen würde.

    Mit missmutigem Blick sah sich der Kelte in dem Raum und auch in den restlichen Räumen des Hauses, durch die sie kamen, um.
    Immerhin sah der Raum für die Sklaven ganz annehmbar aus, er hatte schon von schlimmeren gehört.
    So nickte er also nur bei Serapio's Erklärungen, fragte sich wer dieser Theseus war und wartete ab.

    Leicht rieb der Kelte sich den Nacken, als er sich wieder vernünftig hinstellen konnte.
    Lupus?
    Etwas Unglaube klang in seiner Stimme mit, doch er widersprach nicht. Das wäre eine dumme Idee gewesen, er wusste ja was ihm dann blühen konnte.
    So ging er ihm, genauso schweigend, hinterher. Er war schon gespannt wie sein neues Heim sein würde. Er würde es genau erforschen, um Sachen nicht extra fragen zu müssen....Und um schnell eine Fluchtmöglichkeit zu finden.

    Nun hatte er, was er wollte. Schwer schluckte Kieran, bei der angedrohten Strafe. Um nichts auf dieser Welt würde er sich jemals so brandmarken lassen wollen. Aber immerhin wusste er nun, dass der rechte Arm seines neuen Herren verletzt zu sein schien. Das könnte er für sich nutzen, sollte es in nächster Zeit eine Chance für seine Flucht geben.
    Außerdem wusste er nun, dass sein Herr nicht zimperlich war. Er musste also aufpassen was er tun und sagen würde.
    Verstanden.
    Sagte er nun, seinen Blick starr auf etwas anderes gerichtet als auf den Sich vor Schmerz krümmenden Sklaven.
    Dennoch reichte das Geschrei des Sklaven und der eklige Brandgeruch bis zu ihnen.
    Die Szenerie weckte noch mehr Verachtung für und Wut auf die Römer in ihm, jedoch auch Angst. Angst davor, genauso gebrandmarkt zu werden.

    Ein leichtes Grinsen konnte Kieran sich nun nicht verkneifen. Wirklich, dieser Kerl hat Mut, ihm die Ketten gleich hier abnehmen zu lassen. Doch der Kelte wusste, jetzt gerade gäbe es keinerlei Chance für ihn zu entkommen. Und so würde er sich dem Dasein als Sklave des Tribuns fügen......Fürs Erste.
    Ich habe verstanden. Und Kieran ist mein Name.
    Nachdem die Ketten gelöst waren entschloß er nun seinen neuen Herren etwas zu testen. Plötzlich lief er los, sprang von der Bühne und landete vor Serapio wieder auf dem Boden. Er ging etwas in die Knie, um die Wucht abzufedern, richtete sich aber gleich wieder mit einem Grinsen auf.

    Nicht ohne Grund hatte der große Kelte nicht erwähnt, dass der Lateinunterricht damals die Bezahlung der Händler war, dass sie im Bett seiner Mutter nächtigen durften, die trotz allen Leids noch eine wunderschöne Frau gewesen war. Was er aber auch erst später erfahren hatte.
    Bei seiner nächsten Frage spuckte Kieran verächtlich auf die Bretter der Bühne.
    Zu schulden kommen lassen? Ich sag dir was ich mir habe zu schulden kommen lassen. Ich habe mir zu schulden kommen lassen, dass ich Schiffbruch erlitt, tagelang auf dem Meer herum trieb und dann an der gallischen Küste landete, wo mich ein Sklavenhändler fand.
    Abschätzend blickte er den Kerl, der offenbar sein Herr werden würde, da niemand anderes sich traute heran zu treten. Auf den ersten Blick würde er ihn als weichlichen Schönling bezeichnen, doch spürte er, dass mehr dahinter steckte. So blieb er weiter vorsichtig und machte sich auf alles gefasst, was noch kömmen könnte.

    Wieder grinste Kieran. Dieser Mann hatte Mut, wenn er für den Kelten bot. Na er würde ja noch sehen, was er davon haben würde.
    Oft kamen römische Händler in unser Dorf, bei denen hab ich es gelernt.
    Er war gespannt ob nun, wo sich der erste getraut hat, sich weitere trauen werden auf ihn zu bieten. Naja, unwahrscheinlich, Römer sind doch fast alle Angsthasen.

    Spöttisch grinste Kieran, traute sich doch offenbar keiner in seine Nähe.
    Er wollte schon anfangen die Römer zu verspotten, als sich offenbar doch einer interessierte und näher trat.
    Was wollte er? Seine Zähne sehen? Na gut, warum nicht.
    Mit gebleckten Zähnen knurrte Kieran den Römer an und zeigte dabei seine noch vollständig erhaltenen Zähne.
    Hat dir gefallen was du gesehen hast, Römer?
    Spöttisch kamen ihm die Worte nun auf Latein über die Lippen, nachdem er aufgehört hatte zu knurren.

    Nur widerspenstig ließ der große Mann sich auf die Bühne führen.
    Schon seitdem sie ihn an der Nordküste Galliens gefunden hatten, und er sich halbwegs von den Tagen die er auf dem Meer herum trieb erholt hatte, suchte er nach einer Möglichkeit zu fliehen. Doch bisher hatte er keine gefunden.


    Nun stand er also hier, in Ketten gelegt auf diesem Marktplatz in Rom.
    Verächtlich blickte er zu den ganzen fein gekleideten Römern hinab und hätte am liebsten von der Bühne in die Menge gespuckt. Doch wusste er, er würde sich seinem Schicksal fügen müssen wenn er leben und vielleicht irgendwann doch nochmal frei kommen wollte.
    So beließ er es einfach dabei starr auf der Bühne zu stehen und weiter seinen verächtlichen Blick in die Menge zu werfen.