Beiträge von APPIUS CORNELIUS PALMA

    Auch wenn Cornelius Palma die Gedanken des jungen Mannes nicht lesen konnte, so musste er ihnen doch zustimmen und ließ sich von seinem Strahlen außerdem ein wenig anstecken.


    "Du wirst auf jeden Fall ein guter Redner werden. Eloquent, belesen, und dir nicht zu schade, einfach etwas zu erzählen, auch wenn es die Frage nicht beantwortet, aber trotzdem interessant ist. Es gibt nicht wenige, die dies als wichtige Qualitäten eines guten Gesprächspartners schätzen. Und wer sagt, dass ein guter Ritter nicht auch ein guter Gesprächspartner ist? Ritter sind Männer der Tat, die den Ritterstand oft durch eigene Leistung erworben haben, die etwas zu sagen haben oder eben etwas zu erzählen haben. Du must bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, die Führung zu übernehmen und Ziele zu verfolgen. Dann wirst du ein guter Ritter sein. Dein Hund scheint gerade eines zu haben."


    Mit einem Augenzwinkern deutete er auf den Hund, dessen Zerren an der Leine er durchaus bemerkt hatte.

    "Da hast du Recht. Wir sind angetreten, nicht nur um Vescularius zu beseitigen, sondern auch seine Art, den Staat zu lenken. Wir müssen es besser machen als er, wenn wir unser Ziel nicht verraten wollen."


    Cornelius Palma nickte zur Bekräftigung dieser Worte und schien fast froh, dass Flavius Gracchus ihn daran erinnerte.


    "Und wenn es so ist, dass auch Decimus Serapio dieses Ziel hat, dann ist er mir willkommen, auch wenn er sich mir bisher als Gegner gegenüber gestellt hat. Würde er mir denn vertrauen? Würde er mich als seinen Kaiser sehen, als Kaiser Roms, dem er zu Dienst verpflichtet ist?"

    Cornelius Palma nickte dem Jungen gerne aufmunternd zu, als dieser seine zweifellos wohlvorbereiteten Worte hervorbrachte.


    "Aber sicher ist dies ein nobler Wunsch, der in Erfüllung gehen sollte! Du ehrst deine Vorfahren und deine Familie, wenn du den Ritterrang erwirbst, und du ehrst Rom, wenn du dich in seinen Dienst stellst. Es gibt wohl kaum etwas, wonach ein junger Mann mehr streben könnte."


    Auch der Mutter konnte er zustimmen, auch wenn sie zweifellos selbständig genug war, um die Zustimmung des Kaisers für eine solche Bildungsreise zu benötigen.


    "Eine umfassende und fundierte Ausbildung ist viel Wert. Wie hieß es in meiner Jugend? 'Wer nicht gut gelernt hat, pflegt ein Schwätzer zu sein.' Und Schwätzer gibt es schon genug, da soll dein Sohn ruhig was besseres werden!"


    Dann wandte er sich wieder an den jungen Mann, um noch ein wenig mehr über seine Interessen herauszufinden. Wenn er ihn sich als kommenden Ritter merken sollte, musste er ja wissen, mit was er rechnen durfte.


    "Was interessiert dich denn besonders? Unsere Geschichte? Fremde Provinzen? Das Militär? Die Verwaltung?"

    "Ja, sobald die Verantwortung über die Grenzen der Stadt Rom hinaus geht, innerhalb derer man jeden Punkt binnen kurzer Zeit persönlich erreichen kann, ist man von Boten und dem Segen Mercurius' abhängig. Eine Tatsache, die sich nicht vermeiden lässt, aber die die Arbeit wirklich nicht erleichtert."


    Cornelius Palma schien es zu genießen, ein wenig über die Alltagssorgen eines amtierenden Magistrates zu plaudern. Vor allem, wenn sie seinen eigenen Sorgen so nahe waren. Schließlich musste nicht nur ein Vigintivir auf Post aus Lugdunum warten, sondern auch ein Kaiser wurde kaum schneller informiert, war aber auf noch viel mehr auf Informationen von außerhalb Roms angewiesen. Dementsprechend hatte er vollstes Verständnis für die Erfahrungen des jungen Flaviers und war gleichzeitig froh, dass auch die jungen Männer auf diese Weise schon mit den praktischen Problemen größerer Verwaltungsämter in Berührung kamen und so auf spätere Posten vorbereitet wurden, die davon eben umso mehr abhängig waren.

    "Danke. Das ist dann zunächst auch alles. Wir sehen uns bei der Audienz."


    Was nicht bedeutete, dass Cornelius Palma die Zeit bis dahin nicht zu tun hatte, sondern stattdessen andere Kanzleitbeamte aus anderen Abteilungen empfing, die ebenfalls seine Aufmerksamkeit erforderten, auch wenn sie an weniger prominenter Stelle standen als die Procuratoren der großen Abteilungen.

    Zitat

    Original von Caius Flavius Scato


    Es fiel Cornelius Palma auf, dass die Begrüßung durch die jungen Vigintiviri deutlich vorsichtiger und ehrerbietiger ausfiel als die er höheren Magistrate, die schon einiges an politischer und gesellschaftlicher Routine gesammelt hatten und auch nicht dem ersten Kaiser ihres Lebens gegenüber standen. Trotzdem freute er sich über das Treffen mit diesen jungen Magistraten nicht weniger.


    "Und ich danke, dass ihr sie ergriffen habt. Nicht nur ihr sollt heute mir zur Verfügung stehen, sondern vor allem möchte auch ich euch zur Verfügung stehen, damit ihr eure Fragen direkt an mich richten könnt, so ihr denn welche habt. Doch sagt, wie ist euch der Einstieg in den Cursus Honorum bisher gelungen? Fühlt ihr euch den Aufgaben gewachsen, die man euch anvertraut hat und begegen euch die Bürger mit dem nötigen Respekt, den man Magistraten entgegen bringen sollte?"

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


    "Rom wird euch diese Dienste zweifellos danken und euch an euren Worten und Taten messen. Wie ist es denn derzeit um das Gerichtswesen bestellt? Welche Anliegen treiben die Bürger derzeit vor eure Stühle?"


    Da das eine oder andere Thema auch an das kaiserliche Gericht verwiesen werden konnte, war es für Cornelius Palma nicht uninteressant, die aktuelle Lage zu kennen und eine Vorstellung davon zu haben, was derzeit besonders häufig zu Streit vor Gericht führte.

    Bei diesem neuen Thema gab es in den Augen von Cornelius Palma nicht viel zu sagen, was er als Kaiser dazu hätte beisteuern können.


    "Nun, ich denke, das kann ich deiner Urteilskraft überlassen. Die Meinung eines Procurators ist in dieser Angelegenheit wohl weitaus wichtiger als meine. Wenn du ihn für geeignet hältst, dann stelle ihn ein."


    Da er dem nichts hinzuzufügen hatte, nutzte er die Gelegenheit gleich, um selber einen anderen Punkt anzusprechen.


    "Bevor ich es vergesse: Gib Flaminius Cilo einen Termin. Ich möchte mit ihm eine Verwendung für Decimus Livianus besprechen."

    Auf diese kurze Vorstellung und Erklärung hin wandte sich Cornelius Palma gleich noch einmal an den jungen Mann.


    "Nun, dann meinen allerherzlichsten Glückwunsch und herzlich willkommen in der Welt der Männer. Du bist nun ein vollwertiger Bürger Roms mit allen Rechten und Pflichten und dem Auftrag, dich am Wohle Roms tatkräftig zu beteiligen."


    Längere Vorträge wollte er dann aber nicht halten, denn erstens konnte er sich gut vorstellen, dass so etwas einen jungen Mann langweilte, auch wenn die Worte aus dem Mund des Kaisers kamen und zweitens würde er solche Vorträge in den nächsten Tagen und Wochen höchstwahrscheinlich ohnehin noch von verschiedenen Leuten hören.

    Noch einmal wägte Cornelius Palma im Kopf die Optionen ab und ging im Geiste einige der Feiertage der nächsten Zeit durch, ob sich dabei ein passender Anlass bot.


    "Nun, von den Festtagen der nächsten Zeit bietet sich ja keiner so wirklich an für eine solche Zeremonie. Vielleicht noch die Feier der Lares Publici, aber selbst das wäre eher ein recht künstlicher Anlass, denke ich. Von daher ist wohl eher die Ladung zur nächsten Generalaudienz angezeigt."


    Eine stillschweigende Ehrung nur durch Anbringen der Inschrift und eine amtliche Urkunde schloss sich für Cornelius Palma von selbst aus.

    "Sei gegrüßt, Iunia Axilla. Es freut mich, dich wieder zu treffen und dies in einem weniger bewegten Rahmen als frühere Zusammentreffen. Noch dazu, wo es diesmal für dich um eine erfreuliches Ereignis geht. Der junge Mann an deiner Seite ist dein Sohn, nehme ich an?"


    Cornelius Palma blickte dabei zunächst Iunia Axilla freundlich an, dann deren mutmaßlichen Sohn und schließlich mit einem leicht vergnügten Grinsen auch den Hund, den die beiden mitgebracht hatten und der sich für die Vorgänge nicht im mindesten zu begeistern schien. Was Cornelius Palma allerdings keineswegs störte, denn ein ruhiger und folgsamer Hund war ihm allemal lieber als ein kläffender kleiner Köter, der in so einer Audienz wohl eher kontraproduktiv gewesen wäre.

    Cornelius Palma wartete nicht ab, bis man ihm die Vollzähligkeit der Magistrate meldete, zumal ja nie auszuschließen war, dass einer mal aus wichtigen Gründen verspätet oder auch gar nicht erschien. Stattdessen erschien er einfach zu der Zeit, zu der er es für angemessen erhielt, in der Aula. Kurz hinter der Tür blieb er kurz stehen, um allen die Gelegenheit zu geben, seine Anwesenheit zu bemerken, dann schritt er zielstrebig aber ohne Eile auf die Consulen zu, um zunächst diese beiden zu begrüßen. Anschließend wandte er sich den Praetoren zu, dann den Aedilen und so fort, um jede Gruppe zumindest kurz zu begrüßen. Erst dann wollte er sich in einer kurzen Rede an alle Magistrate wenden, um sich anschließend wieder ihren jeweiligen Anliegen zu widmen, sofern sie denn welche hatten.

    Cornelius Palma konnte sich ein leichtes Seufzen nur mühsam verkneifen, als der Name Decimus Serapio fiel. Allerdings hatte sich Flavius Gracchus ja tatsächlich schon einmal für ihn eingesetzt, so dass die Erwähnung nicht gänzlich unerwartet kam und der dann folgende erneute Einsatz für ihn umso glaubwürdiger wurde. Dementsprechend war Cornelius Palma bereit, auch diesen Argumenten Gehör zu schenken, zumal es sich tatsächlich um neue Sichtweisen und Aspekte handelte, die er bisher nicht gehört hatte. Daher schwieg er zunächst auch eine Weile, bevor er antwortete.


    "Ein interessanter Ansatz. Wie du dir denken kannst, bist du nicht der einzige, der sich für Decimus Serapio bei mir einsetzt. Consul Decimus sprach ebenfalls für ihn vor, wie es sich in seiner Rolle als dessen Adoptivvater ja auch geziemt. Es waren andere Punkte und Aspekte, die er vorbrachte und schon deshalb bin ich froh, dass du nun ebenfalls dieses Gespräch suchtest, um neue Punkte einzubringen, auch wenn das Thema als solches nun wahrlich nicht zu den angenehmen Pflichten meines Tagesgeschäftes gehört. Aber trotzdem muss ich zunächst auch dir genauso wie ihm die Frage stellen, in wie weit deine Worte auch die Worte des Decimus Serapio sind. Es ist nicht das, was ich über ihn hörte, sondern das, was ich von ihm selbst aus seinem eigenen Mund hörte, was mich zu der Entscheidung brachte, ihm nach dem Krieg die Freiheit zu schenken, aber ihm kein Amt anzuvertrauen. Nun werde ich also ein anderslautendes Urteil kaum nur darauf stützen können, was ich über ihn hörte. Zumal du ansprachst, was die Ziele unserer damaligen Unternehmungen waren und sich Decimus Serapio mir gegenüber nicht positiv über eben jene Unternehmungen äußerte. Kannst du dir sicher sein, dass er dir deinen Einsatz dankt?"


    Es waren somit erst einmal die Rahmenbedingungen des Gesprächs und die Stellung des Flavius als Unterhändler, die Cornelius Palma zu klären gedachte, bevor er sich dem Inhalt der Aussagen widmete.

    Abwägend legte Cornelius Palma den Kopf ein wenig zur Seite und dachte darüber nach, ob er eigene Ideen hatte. Eine Inschrift am Eingang des Gebäudes der Acta Diurna war sicher das naheliegendste und pragmatischste, aber damit eben auch nicht unbedingt eine besonders kreative Lösung. Die andere Idee überzeugte ihn allerdings noch weniger.


    "Ein Sockel müsste ja auch irgendetwas tragen. Man stellt schließlich keine leeren Sockel in die Gegend. Aber ein Gott oder eine Göttin, die der Acta Diurna besonders verbunden wäre, ist ja bisher eher weniger Usus gewesen. Ich fürchte, dass wird schwierig. Solange wir keine anderen Geistesblitze haben, sollten wir wohl mit einer Inschrift am Gebäude planen. Kannst du die entsprechenden Vorbereitungen treffen lassen?"

    Tatsächlich hatte Cornelius Palma keine weiteren Anliegen mehr, denn immerhin war es der Consul, der um dieses Gespräch gebeten hatte und deshalb auch die Themen des Gesprächs vorlegte. Daher nickte Cornelius Palma nur zur Bestätigung des Gesprächsendes.


    "Ich gestatte es und werde dich über etwaige Entscheidungen informieren lassen. Vale."

    Nachdem sich die Aula schon gut gefüllt hatte, betrat Cornelius Palma den Raum und ließ auf dem Weg zu seinem Platz den Blick über die versammelten Gäste der Audienz gleiten. Wie immer bei diesen Generalaudienzen waren ganz verschiedene Gäste ausgewählt worden, die die Gelegenheit erhalten sollten, dem Kaiser persönlich gegenüber zu treten.


    Nachdem er sich gesetzt hatte, gab Cornelius Palma den Beamten ein Zeichen, dass sie mit dem Vorlassen der Gäste beginnen konnten, da er nicht vorhatte, eine einleitende Rede zu halten.

    Cornelius Palma nahm den Brief entgegen und las ihn sich durch. Mit einem zustimmenden Nicken reichte er ihn wieder zurück.


    "Das klingt nach einer guten Idee. In der Tat ist die Leistung der Acta Diurna und ihrer Leitung nicht gering zu schätzen und verdient öffentliche Beachtung. Was wäre wohl ein geeigneter Platz für eine solche Inschrift?"

    "Gut. Das ist eine klare Präferenz. Ich werde prüfen, wie deine Dienste für Rom hier in Rom am besten genutzt werden können."


    Die Zahl der möglichen Posten für Consulare war in Rom nicht allzu groß, so dass die Prüfung schnell gehen sollte. Was natürlich nicht hieß, dass Cornelius Palma sich an die Wünsche des Decimers gebunden fühlte. Wenn woanders ein Statthalter gebraucht wurde, würde er den Decimer wohl auch dorthin entsenden.

    In seinem Arbeitszimmer hatte sich Cornelius Palma nach der gerade beendeten Audienz einen guten Schluck aus einem Becher gegönnt und einige Notizen gemacht. Damit war diese Audienz für ihn abgeschlossen und er konnte sich der nächsten widmen.


    "Pontifex Flavius, sei gegrüßt und nimm Platz!"


    Seit der Ernennung des Flaviers zum Pontifex pro magistro hatte er mit ihm nicht mehr gesprochen, so dass es sicher mehrere Themen gab, die nun für das Gespräch vorgesehen waren.


    "Welche Anliegen führen dich zu mir?"