Generalaudienz für ausgewählte Gäste

  • Ja, damit tauchten die Namen der Gesandten nun wahrscheinlich in irgendeinem der vermutlich unzähligen Palastprotokolle auf. Ob es ihnen jemals einen Nutzen bringen würde, wer wüsste das zu sagen? Nichtsdestotrotz war es wohl ein Akt der Höflichkeit sich seinem Gegenüber vorzustellen, sofern man sich nicht bereits kannte. Und der Cornelius kannte die ausgewählten Gäste aus Ostia mit nahezu vollkommener Sicherheit nicht.
    Doch wie dem auch war, boten sich derartige Gespräche mit höchst wichtigen, überaus einflussreichen und extrem mächtigen Leuten natürlich geradezu an, um diverse Namen geschickt zu platzieren oder auch ungeschickt einfach nur in positivem Zusammenhang fallenzulassen. Und genau das taten die ostiensischen Delegierten nun auch - begonnen mit dem Hafenverwalter, der auf die Fragen des Princeps als erster etwas antworten zu müssen meinte:


    "Nun, mein Kaiser, als Hafenverwalter des besagten Tores Romas in die verschiedenen Provinzen deines Reiches beschränke ich meine Aussage mal auf ebendiese Tore Romas. Ganz sicher muss man hier feststellen, dass noch immer nicht der Warenumsatz erreicht ist, den die Häfen vor dem Bürgerkrieg erreichten. ABER sie befinden sich auf einem guten Weg! Gerade dank dem senatorischen Aedilis Plebis Duccius Vala und deinem kaiserlichen Procurator Annonae Germanicus Aculeo werden wir wohl bald schon mit größeren Lieferungen aus dem Osten rechnen können, sodass ich dir guten Gewissens versprechen kann, dass sich die Lager und Speicher der Ewigen Stadt schon bald wieder auf ein solides Niveau füllen werden.", erklärte Sulpicius Cornuntus und nickte hernach mehrmals treu und bestätigend mit dem Kopf.
    "All das, dies darf man bei dieser Gelegenheit nicht verschweigen, war und ist natürlich nur deshalb so zu bewältigen, weil die Befreiung Ostias so friedlich vonstatten ging. Aus Roma hörte man ja von schrecklichen Plünderungen bis hin zu Morden! - Ostia hingegen ist ruhig geblieben, denn nicht nur, dass unter der Federführung von Iulius Dives und Helvetius Ocella, hier, ein privat finanzierter Fonds geschaffen wurde, aus dem kriegsbedingte Reparaturen und diverse Nahrungsmittelbeschaffungsmaßnahmen bezahlt wurden, hat die Stadt auch eine Bürgerwehr eingerichtet, die es im Gegensatz zu den hier stationierten regulären Truppen vermochte die Lager und Speicher der Hafenstadt etwas erfolgreicher gegen Anschläge zu schützen.", fügte der gewesene Praefectus Ostiensis Cassius Hemina Maior hinzu.


    "Überhaupt haben sich einige Mitglieder des Ordo Decurionum sehr engagiert gezeigt, möchte ich sagen. Auch dein Procurator Germanicus Aculeo, der ebenfalls einen Sitz in unserer Curia hat, hat sich finanziell großzügig gegeben bei der Unterstützung öffentlicher Bauten. Und Iulius Dives, hier, hat gar einen ganzen Tempelbau in die Wege geleitet und nicht zuletzt zu Teilen auch privat finanziert. Natürlich ist dieses Heiligtum für den höchsten der Götter noch nicht vollendet in der verstrichenen Zeit. Doch als Pontifex Maximus wirst du, mein Imperator, einem lokalen Pontifex Vulcani sicherlich darin zustimmen, dass die Gunst der Götter ein äußerst hohes und empfndliches Gut ist, das stets unserer besten Pflege und höchsten Aufmerksamkeit bedarf.", vervollständigte der Pontifex das derzeitige Bild der Straßen und Plätze Ostias. Dives vermochte nach seinem Umzug hierüber ja nicht mehr ganz so aktuell berichten zu können. Dafür hatte er andere Dinge im Kopf:
    "Dennoch, erhabener Augustus, ist es so kurz nach einem Bürgerkrieg kaum möglich, dass absolut alles zur Zufriedenheit der Bürger und ihrer gewählten Spitzen ist. Gerade die alltäglichen Probleme und Sorgen, die während solch großer Konflikte temporär in den Hintergrund traten, stauten und sammelten sich natürlich in dieser Zeit. Und nun, nachdem du nicht nur das römische Imperium von einem Scheusal befreit hast, sondern sich ganz speziell auch Ostia von seinem Stadtpatron loslöste, wird es kaum einfacher der Hafenstadt ein ihrer Bedeutung entsprechendes Gehör zu verschaffen.", schüttelte der Iulier leicht den Kopf und war gespannt, ob der Princeps auf diesen Punkt des Stadtpatronats näher eingehen würde.
    "In der Tat, erhabener Augustus, gibt es daher durchaus eine Bitte, die wir im Namen des Civitas Ostia auch gezielt an dich herantragen möchten: Wir wären mehr als froh, wenn du schon bald wieder eine traditionsgemäß in Ostia stationierte Vexillatio der stadtrömischen Vigiles, sowie eine Stadtkohorte in die Hafenstadt entsenden könntest. Eine solche Normalisierung der Verhältnisse würde nicht nur für einen erneut besseren Schutz gerade der Häfen und der dort bald zu erwartenden großen Lieferungen, von denen der Hafenverwalter sprach, sorgen, sondern nicht zuletzt natürlich auch die städtische Kasse entlasten, da sich sodann die Bürgerwehr auflösen könnte, weil ihr Zweck damit erfüllt wäre.", führte der Duumviralicius aus und überließ das Wort damit wieder dem Kaiser. Dabei nun überlegte er, wie er sich thematisch von Ostia entfernen könnte, um auch das zweite Geschenk für den Cornelier, das weitaus bescheidener war, dafür jedoch auch nicht gleich von einer ganzen Civitas kam, loszuwerden...

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • So, wie die Männer einer nach dem anderen sprachen, wanderte auch der Blick von Conrelius Palma jeweils zu dem, der das Wort ergriff. Alle Ausführungen machten auf ihn einen zufriedenstellenden Eindruck, so dass sein Blick entspannt und interessiert blieb. Auch die Erwähnung des Stadtpatronats führte zu keiner sichtbaren Regung, was nicht bedeutete, dass Conrelius Palma diesen Punkte gänzlich ignorierte. Wesentlich eindeutiger war seine Reaktion jedoch bezüglich der Vigiles und Stadtcohorten.


    "Dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich werde die Umstände prüfen lassen und sofern nichts dagegen spricht, werden schon bald wieder Truppen in ihre gewohnten Unterkünfte in Ostia einziehen und ihren Dienst versehen."


    Tatsächlich musste ihm auch daran gelegen sein, durch solche Maßnahmen die Wiederherstellung der Ordnung demonstrieren zu können, anstatt die Sicherheit einer so wichtigen Stadt länger als nötig in den Händen privat finanzierter Milizen zu belassen, so dass sich Cornelius Palma mit einem solchen Versprechen gewiss nicht zu weit aus dem Fenster lehnte.

  • Dives nickte mit einem zurückhaltenden Lächeln auf den Lippen. Die Truppenverlegung wäre wohl also wahrscheinlich eine Selbstverständlichkeit, während die Erwähnung des ostiensischen Stadtpatronats zu keiner sichtbaren Reaktion führte. An dieser Stelle merkte man wohl mehr als deutlich, dass der Mann als zweifacher Consular aus der Politik kam. Zusagen gab es nur unter Vorbehalt, Gedanken des Mannes schienen in den meisten Fällen erst einmal Gedanken zu bleiben, und nicht zuletzt saß die Mimik durchweg perfekt, auf dass es wohl niemandem leicht fallen würde ihn allzu schnell einschätzen zu können. Da überdies kein neuer Ansatzpunkt für einen weiteren Dialog folgte, schwieg die Gesandtschaft zunächst einen Augenblick, bevor der Iulier letztlich die Stille brach.
    "So danken wir dir denn im Namen des gesamten Ordo Decurionum Ostiensis, der gewählten Magistrate von Ostia, sowie nicht zuletzt auch stellvertretend für die Bürger und übrigen Bewohner der Hafenstadt für deine vorbehaltliche Zusage.", erklärte er und ließ abermals Ruhe einkehren. Da er hier und heute schließlich nurmehr als Decurio und nicht als amtierender Duumvir Ostiensis vor dem Princeps stand, war er wohl kaum in der Position das Thema des Stadtpatronats von sich aus großartig weiter zu vertiefen. Stattdessen nutzte er die Zäsur für einen anschließenden Themenwechsel:


    "Wir alle legen nämlich, daher unsere Bitte, auch durchaus einen gewissen Wert auf die alten Tradition, die Roma einst erst stark machten.", was insbesondere bei den älteren Delegierten aus Ostia sicherlich auf der Hand lag. "In diesem Sinne möchte ich dir, Augustus, auch noch ein weiteres Geschenk, diesmal in meiner Funktion als Magister der Societas Claudiana et Iuliana, zum Amtsantritt überreichen. Dieser eingetragene Kultverein, dem auch beispielsweise der Duumvir Helvetius Ocella, hier, angehört, dient der Verehrung der iulisch-claudischen Kaiserdynastie, des Principats ganz allgemein, sowie natürlich auch deines Principats ganz speziell.", machte Dives den Cornelier grob mit dem Verein vertraut, während ein zuvor unauffällig neben dem Gesandtschaftsgeschenk liegender Teppich * aufgehoben und entrollt wurde.
    "Es handelt sich hierbei um einen syrischen Wandteppich edler Qualität, der vom Divus Iulius und Divus Augustus einen Überblick über alle Principes bis zu Ulpius Valerianus gibt. Der Bürgerkrieg und der nachfolgend noch nicht wieder ganz auf dem Höhepunkt befindliche Handel mögen es hoffentlich verzeihlich machen, dass eine Einfügung deiner Person in das gezeichnete Bild bislang nicht existiert.", entschuldigte er sich für das Fehlen des Corneliers, während er das Fehlen des Vesculariers unkommentiert ließ. "Doch vielleicht magst du anhand dieses Werkes ja auch ganz im Sinne der Societas Claudiana et Iuliana an die Taten deiner Amtsvorgänger erinnert werden, an ihr Gutes und ihr Schlechtes, auf dass deine Regentschaft sich in der Geschichte einmal durch ihre Weisheit und guten und gerechten Entscheidungen gegenüber deinen Vorgängern auszuzeichnen vermag." Damit nun war Dives für den Moment wohl alles losgeworden, was er loswerden wollte: Eine Bitte, zwei Geschenke und viele Namen - nicht zuletzt auch seinen eigenen. Auf mehr konnte er aktuell wohl kaum hoffen.


    Sim-Off:

    * Aufgrund der Größe verzichte ich mal auf ein direktes Einbinden als Bild. Da es zudem aus euren (SL) Bausteinen zusammengesetzt ist, könnt ihr (SL) es auch gern weiterverwenden - wofür auch immer. ;)

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    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
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  • Auf das erste Geschenk folgte ein zweites, bei dem der erste Sprecher nun in einer anderen Rolle als Vertreter eine Societas auftrat. Cornelius Palma betrachteter auch dieses Geschenk mit der gebotenen Aufmerksamkeit und musste feststellen, dass es sich um eine wirklich originelle Idee handelte. Er würde für den Teppich wohl ebenso wie für die Truhe eiene geeignete Stelle im Palast finden lassen müssen, wo dieser ausgestellt werden konnte.


    "Dann danke ich noch einmal und diesmal der gesamten Societas Claudiana et Iuliana für dieses edle Geschenk, das dem Andenken an unsere Vorfahren und Vorbilder zweifellos würdig ist. In diesem Sinne bin ich sogar froh, dass meine Person auf diesem Werk nicht zu finden ist, wäre es doch wohl noch etwas verfrüht, mich mit den verstorbenen Ahnen gleichzusetzen."


    Zumindest hatte Cornelius Palma geplant, sein gerade erst angetretenes Amt noch länger auszuüben und nicht schon bald zu den Ahnen zu verschwinden. Zunächst aber war es wohl an der Zeit, diesen Teil der Generalaudienz zu beenden, sofern die Männer nicht noch unerwarteter Weise ein drittes Geschenk vorbereitet hatten.


    "Beide Geschenke werden einen passenden Platz finden, der ihnen würdig ist und der mich stets an eure Aufwartung erinnern wird."

  • Der Iulier lächelte ob der Erklärung, weshalb es dem Princeps ganz lieb wäre, dass er (noch) keinen Platz in einem solchen Werk hatte.
    "In der Tat wäre uns dies eine Ehre.", erwiederte Dives anschließend auf den letzten Satz des Cornelius, der sich durchaus nach dem bevorstehenden Abschied anhörte. "Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir, unsererseits, uns auf jeden Fall noch sehr lange an den heutigen, außergewöhnlichen Tag erinnern werden.", erklärte er und wurde in seiner Aussage von diversen Kopfnicken seiner Mit-Gesandten unterstützt. Hernach warteten sie auf die offizielle Entlassung aus der Audienz ab, bevor sie ihren Rückweg antraten... viermal nach Ostia und einmal in die Casa Iulia auf den Cispius Mons, die nördliche Erhebung des Esquilin.

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  • Es folgte dann auch tatsächlich die Verabschiedung jener Gäste, da Cornelius Palma in dieser Audienz noch weitere Gäste hatte, mit denen er ein Wort wechseln musste. Dementsprechend führte ein Diener die Delegation aus Ostia zur Seite, während andere die Geschenke sorgfältig wegtrugen und wieder ein anderer die nächsten Gäste nach vorne bat.


    Nach diesem Schema ging es noch geraume Zeit weiter, bis die Audienz insgesamt für beendet erklärt werden konnte und Cornelius Palma den Saal wieder verließ.

  • Silanus war gerade dabei die ersten Gäste zu begrüßen, die zur heutigen Generalaudienz eintrafen. Hauptsächlich handelte es sich dabei um Personen, die im Zuge dieser Audienz vom Kaiser Auszeichnungen oder Ehrungen erhielten. Es war gut, dass der Kaiser sich hin und wieder persönlich solcher Angelegenheiten annahm, vermittelte es doch einmal mehr die Volksnähe, die man ihm in den letzten Wochen des Öfteren absprach. Zumindest war dies dem Procurator zu Ohren gekommen, der überall in Rom verteilt seine Zuträger und Informanten hatte.


    Für die heutige Audienz stand auch seine Verwandte Axilla auf der Gästeliste, die vom Kaiser persönlich das IUS TRIUM LIBERORUM verliehen bekam. Während Silanus zahlreiche Hände schüttelte und hin und wieder einige Worte mit den Gästen wechselte, hielt er nach Axilla ausschau.

  • Axilla bemühte sich redlich, den schwarzen Hund an der Seite ihres Sohnes nicht zu beachten und möglichst so auszusehen, als hätte sie alles unter Kontrolle, als verliefe alles genau wie geplant. Überhaupt hatte sie alles menschenmögliche getan, dass alles so wie geplant laufen würde.
    Für den heutigen Tag hatte sie sich äußerst festlich hergerichtet. Ihr Haar war in einer sehr langen Prozedur hochgesteckt und mit kleinen Perlen geschmückt worden. Einige ihrer Haare waren in kleine Locken gelegt worden, wie vor Zeiten die Augusta Livia Drusilla zu tragen pflegte. Die Frau, die zu ihrer Zeit als 'die beste aller Gattinnen und edelste aller Frauen' bezeichnet worden war, schien Axilla ein gutes Vorbild bezüglich modischer Assoziationen zu sein. Wenngleich in neuerer Zeit auch ettliche Negativstimmen zu dieser Person aufgekommen waren, blieb sie die Frau, die als erste das Recht erhalten hatte, das Axilla heute auch verliehen bekommen sollte.
    Ihre Kleidung war heute zwar durchaus edel und dem Anlass angemessen, aber wohl deutlich gesitteter als zu so manch anderen Anlässen. Heute war es mal nicht die griechische Mode, die ihren Kleidungsstil ausmachte, sondern traditionell römische Schnitte. Lediglich der hellgrüne Stoff – ägyptische Baumwolle anstatt Leinen, ein kleines Vermögen wert – war nicht so traditionell, dafür aber weit fließender. Dazu noch der feine Goldschmuck, die Ohrringe mit den grünen Steinen und dazu passende Armreife, die Axilla von ihrem Ehemann erhalten hatte. So sollte sie angemessen genug für den Kaiserhof sein.


    Und so wartete sie, lächelte hier und da einem anderen der Wartenden zu oder wechselte ein paar höfliche Worte. Und ignorierte den Hund.

  • Nachdem sich die Aula schon gut gefüllt hatte, betrat Cornelius Palma den Raum und ließ auf dem Weg zu seinem Platz den Blick über die versammelten Gäste der Audienz gleiten. Wie immer bei diesen Generalaudienzen waren ganz verschiedene Gäste ausgewählt worden, die die Gelegenheit erhalten sollten, dem Kaiser persönlich gegenüber zu treten.


    Nachdem er sich gesetzt hatte, gab Cornelius Palma den Beamten ein Zeichen, dass sie mit dem Vorlassen der Gäste beginnen konnten, da er nicht vorhatte, eine einleitende Rede zu halten.

  • Die Aula Regia war heute ziemlich gut gefüllt, so dass er Axilla recht spät zu sehen bekam und keine Zeit mehr für ein kurzes Gespräch blieb. Nachdem der Kaiser eingetreten war, nahm Silanus als Berater und oberster Sekretär des Kaisers, seine Position zwei Schritte hinter dem Thron ein, um gegeben Falls gleich beim Kaiser zu sein, sofern dieser etwas brauchte oder wissen wollte. Vorher jedoch übergab die Liste der Anwesenden einen anderen Palastbeamten, der nun nach der Reihe die Leute aufrief und nach vorne bat. Die ersten Gäste der heutigen Generalaudienz waren die üblichen Bittsteller bei solchen Veranstaltungen. Einige Büger, die in den Senatoren- und Ritterstand erhoben wurden, eine Gruppe Händler, die um ein Monopolrecht für ihr Handelskonsortium baten und ein durch Sklavenhandel reich gewordener Peregrinus, der vom Kaiser persönlich das Bürgerrecht verliehen bekam und dafür der Staatskasse eine erhebliche Spende zukommen ließ. Schließlich reif der Beamte den Namen seiner Verwandten Axilla auf.


    "Iunia Axilla! Sie ist hier um die Verleihung des IUS TRIUM LIBERORUM aus der Hand des Kaiser entgegenzunehmen."


    Silanus streckte neugierig den Kopf ein wenig in die Höhe, um über den sich gerade entfernenden Sklavenhändler hinweg sehen zu können, bis er schließlich Axilla entdeckte. Das sie ihre Kinder mitgebracht hatte, war ihm bereits vorhin aufgefallen, dass sie jedoch auch den Hund mit in den Palast gebracht hatte, stellte er erst jetzt mit einem leicht bestürzten Gesichtsausdruck fest. Er wusste ja, dass sich die Kinder ungern von dem Hund trennten, aber ein Hund bei der Audienz des Kaisers?! Der Iunier konnte den tiefen Seufzer nicht unterdrücken, dem kopfschüttelnd ein tadelnder Blick folgte. Hoffentlich nahm der Kaiser diesen durchaus ungewöhnlichen und in Silanus Augen auch unangebrachten Auftritt lockerer als sein Procurator.

  • Nachdem sie nach einiger Zeit aufgerufen wurde, trat Axilla aus der Reihe der wartenden heraus und näherte sich gemessenen Schrittes dem Kaiser. In angemessenem Abstand blieb sie dann stehen, um ihren Imperator zu grüßen – dieses Mal deutlich weniger theatralisch als bei ihrer letzten Begegnung, dafür aber weitaus wärmer angezogen und um Welten besser gewaschen und frisiert.
    “Imperator Cornelius“, begrüßte sie ihn knapp und bündig, aber freundlich, nur um dann ein nicht-obligatorisches “Ich danke dir für deine Einladung.“ anzufügen.

  • Pontus zerrte erst noch eine Weile spielend an seiner Leine und kaute das dicke Leder dabei ordentlich durch. Aber nach einer Zeit der Aufregung beruhigte sich der halbgewachsene Hund und begnügte sich damit, wartend neben seinem Herrchen herumzuliegen und nur ab und an die Augenbrauen fragend zu heben, wenn einer der Togaträger etwas näher an ihnen vorbeikam.
    Atticus indes empfand das alles hier als schrecklich langweilig. Natürlich war er nicht so dumm, nicht zu verstehen, warum seine Mutter ihn mitnehmen wollte und wie wichtig das für seine spätere Karriere sein konnte. Aber trotzdem war es nichts anderes, als Herumstehen-und-still-sein-und-sich-benehmen, was wohl für jeden Jungen seines Alters als Synonym für 'langweilig' gelten musste.


    Irgendwann aber wurde seine Mutter aufgerufen und trat nach vorne, und als gehorsamer Sohn kam er ihr natürlich hinterher und blieb schräg hinter ihr stehen. Pontus tappste müde wiederum hinter ihm her und setzte sich dann einmal gähnend – stellvertretend für sie beide wohl – neben seinen Herrn und beobachtete dann müde ein paar Staubkörnchen, die durch die Luft flimmerten.

  • "Sei gegrüßt, Iunia Axilla. Es freut mich, dich wieder zu treffen und dies in einem weniger bewegten Rahmen als frühere Zusammentreffen. Noch dazu, wo es diesmal für dich um eine erfreuliches Ereignis geht. Der junge Mann an deiner Seite ist dein Sohn, nehme ich an?"


    Cornelius Palma blickte dabei zunächst Iunia Axilla freundlich an, dann deren mutmaßlichen Sohn und schließlich mit einem leicht vergnügten Grinsen auch den Hund, den die beiden mitgebracht hatten und der sich für die Vorgänge nicht im mindesten zu begeistern schien. Was Cornelius Palma allerdings keineswegs störte, denn ein ruhiger und folgsamer Hund war ihm allemal lieber als ein kläffender kleiner Köter, der in so einer Audienz wohl eher kontraproduktiv gewesen wäre.

  • Freundlich lächelte Axilla auf die Worte des Kaisers hin, als kleines Zeichen der Zustimmung. Sowohl zum ersten, als auch zum letzten Teil.
    “Das ist richtig, mein Kaiser. Darf ich dir meinen ältesten Sohn vorstellen: Titus Pompeius Atticus.“ Den Hund ignorierte Axilla auch bei der Vorstellung. “Heute ist der erste Tag, an dem er die Toga eines Mannes trägt.“

  • Auf diese kurze Vorstellung und Erklärung hin wandte sich Cornelius Palma gleich noch einmal an den jungen Mann.


    "Nun, dann meinen allerherzlichsten Glückwunsch und herzlich willkommen in der Welt der Männer. Du bist nun ein vollwertiger Bürger Roms mit allen Rechten und Pflichten und dem Auftrag, dich am Wohle Roms tatkräftig zu beteiligen."


    Längere Vorträge wollte er dann aber nicht halten, denn erstens konnte er sich gut vorstellen, dass so etwas einen jungen Mann langweilte, auch wenn die Worte aus dem Mund des Kaisers kamen und zweitens würde er solche Vorträge in den nächsten Tagen und Wochen höchstwahrscheinlich ohnehin noch von verschiedenen Leuten hören.

  • Der Kaiser richtete das Wort an ihn und erwartete wohl eine einigermaßen intelligente Antwort. Auch seine Mutter erwartete eine solche und machte das deutlich, indem sie ihm einen sanften Stoß mit ihrem Ellbogen in seine Seite gab, nachdem er nicht gleich etwas sagte. Ja, sogar Pontus schaute ihn ganz erwartungsvoll an!
    Es war ja nicht so, als ob Atticus nicht wissen würde, was er sagen sollte und was von ihm erwartet wurde. Aber er hatte so überhaupt gar keine Lust darauf! Er wäre viel lieber wieder am Strand in Ostia und würde den Schiffen dabei zusehen, wie sie langsam in Richtung Hafen an ihm vorbeifuhren. Oder den Fischern beim Werfen der Netze- Aber vermutlich war das hier auch die einzige Chance, die er erhalten würde, mit einem Kaiser zu sprechen und wohl ein wichtiger Schritt für seine Karriere. Und es war ja nicht so, als ob seine Mutter ihn nicht schon häufig damit zugetextet hätte, welche Art von Zukunft sie sich für ihn wünschte.


    Also holte Atticus erstmal Luft und legte sich in Gedanken seinen Satz zurecht. Es war ihm egal, ob das dadurch nun zu lange dauerte, um ihn klug und schlagfertig erscheinen zu lassen, und sprach dann sehr überlegt und genau, ohne Füllworte oder zu stocken.
    “Meine Mutter wünscht sich sehr, dass ich diesen Auftrag auch erfüllen kann, wie mein Vater es auch schon vor mir getan hat, und dass ich, wenn ich meinen Wert als Mann dann bewiesen haben werde, als Ritter Roms dem Wohle Roms dienen werde.
    Ich denke, dass das ein nobler Wunsch ist, der sich lohnt, in Erfüllung zu gehen. Aber erst einmal sollte ich noch einiges von Männern lernen, die diesen weg vor mir gegangen sind.“

    Vielleicht hatte es etwas länger gedauert, das alles so zu sagen, aber Atticus war mit seiner kleinen Rede durchaus zufrieden. Er hatte vorgebracht, was er vorbringen sollte, und gleichzeitig in Bescheidenheit klar gestellt, dass es ihm damit gar nicht so eilig war. Und es waren fehlerfreie, lange Sätze gewesen. Es konnte wohl also keiner der hier Anwesenden über ihn meckern.

  • Nur schwerlich unterdrückte Axilla ein Augenrollen und blieb bei ihrem eingeübt galanten Lächeln in Gegenwart des Kaisers. Sie hatte ihrem Sohn lang und breit erklärt gehabt, dass es für siene spätere Karriere wichtig wäre, jetzt die passenden Weichen zu stellen und dem Kaiser schon einmal mitzuteilen, dass er Ritter werden sollte. Und was machte ihr Sohn? Den Cornelier gleich noch auf den Gedanken bringen, dass Atticus jetzt noch zu jung dafür war...


    Als Mutter hatte man es wohl wahrlich nicht einfach. Aber man musste wohl die eigene Rolle spielen, so gut die Kinder einen ließen.
    “Um noch etwas mehr auf diesem Weg zu lernen, dachten wir daran, eine Zeit lang nach Alexandria zu gehen, damit mein Sohn am Museion sein Wissen noch vertiefen kann.“
    Zumindest gab so eine fundierte Ausbildung dann einige Pluspunkte, denn nicht jeder junge Mensch nahm solche Bildungsreisen auf sich. Außer, der Kaiser hatte da jetzt, wenn man schon im Gespräch war, eine bessere Idee. Sofern ihn das Thema überhaupt interessierte.

  • Cornelius Palma nickte dem Jungen gerne aufmunternd zu, als dieser seine zweifellos wohlvorbereiteten Worte hervorbrachte.


    "Aber sicher ist dies ein nobler Wunsch, der in Erfüllung gehen sollte! Du ehrst deine Vorfahren und deine Familie, wenn du den Ritterrang erwirbst, und du ehrst Rom, wenn du dich in seinen Dienst stellst. Es gibt wohl kaum etwas, wonach ein junger Mann mehr streben könnte."


    Auch der Mutter konnte er zustimmen, auch wenn sie zweifellos selbständig genug war, um die Zustimmung des Kaisers für eine solche Bildungsreise zu benötigen.


    "Eine umfassende und fundierte Ausbildung ist viel Wert. Wie hieß es in meiner Jugend? 'Wer nicht gut gelernt hat, pflegt ein Schwätzer zu sein.' Und Schwätzer gibt es schon genug, da soll dein Sohn ruhig was besseres werden!"


    Dann wandte er sich wieder an den jungen Mann, um noch ein wenig mehr über seine Interessen herauszufinden. Wenn er ihn sich als kommenden Ritter merken sollte, musste er ja wissen, mit was er rechnen durfte.


    "Was interessiert dich denn besonders? Unsere Geschichte? Fremde Provinzen? Das Militär? Die Verwaltung?"

  • Nun, was interessierte einen Jungen in seinem Alter, der heute zum ersten Mal die Toga eines Mannes trug? Am interessantesten in diesem Moment fand Atticus eigentlich seinen Hund, der wieder aufgestanden war, mal kurz am Kaiser geschnüffelt hatte, und jetzt beschlossen hatte, wieder spielen zu wollen und daher an seiner Leine etwas herumzog. Das war aber wohl kaum eine Eignung für eine Ritterschaft.
    Atticus überlegte kurz, wie er diese Frage am sinnigsten beantworten könnte. Verwaltung oder Militär? Gab es da ein "Oder", wenn man Ritter war? Von dem, was Atticus bislang darüber wusste, war in seinem stand der Übergang zwischen beidem ja durchaus oft fließend.


    “Der Vater meiner Mutter war Tribun, mein Vater war Procurator. Daher nehme ich an, dass sowohl das Militär wie auch die Verwaltung Teil meines Erbes sind und mir im Blut liegen können.
    In der Schule habe ich schon viel gelesen. Die Ansichten Platos über den Staat und seinen Herrscher fand ich ebenso interessant wie jene Schrift des Tullius Cicero über das Staatswesen. Allerdings befassen diese sich eher damit, was einen guten Herrscher ausmacht und wie man ein guter Politiker ist.
    Die Schriften des Annaeus Seneca beschreiben eher, wie man ein guter und tugendhafter Mensch ist. Und die Geschichte des Titus Livius, die ich gerade lese, ist eher eine Erzählung, was geschehen ist, gibt aber auch nur wenig Anhaltspunkte speziell für Ritter.


    Ich möchte ein guter Ritter sein, der dem Staat nützt. Ich weiß, dass meine Mutter sich wünscht, dass ich in die Fußstapfen ihres Vaters trete. Ich selber muss denke ich noch lernen, was es heißt, ein guter Ritter zu sein, bevor ich darüber ein Urteil fällen kann, was der geeignetste Weg dahin ist.“


    Vielleicht wäre aus Atticus auch ein guter Politiker geworden. Denn er war ein bisschen stolz auf sich, dem Kaiser eine Antwort zu geben, ohne die eigentliche Frage beantwortet zu haben. Also grinste er Cornelius Palma auch freudestrahlend an. Und versuchte dabei Pontus etwas fester zu halten, auch wenn dieser mit einem leisen, spielerischen Knurren mittlerweile den "Feind Leine" bekämpfte und herzhaft daran herumzog.

  • Auch wenn Cornelius Palma die Gedanken des jungen Mannes nicht lesen konnte, so musste er ihnen doch zustimmen und ließ sich von seinem Strahlen außerdem ein wenig anstecken.


    "Du wirst auf jeden Fall ein guter Redner werden. Eloquent, belesen, und dir nicht zu schade, einfach etwas zu erzählen, auch wenn es die Frage nicht beantwortet, aber trotzdem interessant ist. Es gibt nicht wenige, die dies als wichtige Qualitäten eines guten Gesprächspartners schätzen. Und wer sagt, dass ein guter Ritter nicht auch ein guter Gesprächspartner ist? Ritter sind Männer der Tat, die den Ritterstand oft durch eigene Leistung erworben haben, die etwas zu sagen haben oder eben etwas zu erzählen haben. Du must bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, die Führung zu übernehmen und Ziele zu verfolgen. Dann wirst du ein guter Ritter sein. Dein Hund scheint gerade eines zu haben."


    Mit einem Augenzwinkern deutete er auf den Hund, dessen Zerren an der Leine er durchaus bemerkt hatte.

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