Beiträge von Titus Iulius Servianus

    Er schmunzelte schwach, als sie ihn trösten wollte. Das "Löschen" klang beinahe wie der Vorschlag zu einem hemmungslosen Besäufnis, was aber alles andere als das war, was Servianus für diesen Abend vorhatte.


    Allerdings fehlte ihm auch die Lust darauf, sich über die Kleidung dieses Beamten zu unterhalten. Der Essensvorschlag war dann schon eher nach seinem Geschmack. "Ich habe davon gehört, es aber noch die gegessen. Aber es ist lange her, dass ich es zuletzt gegessen habe. Also, ich bin einverstanden." Mit diesen Worten gingen sie los.


    ~~~


    Servianus war recht angeheitert, als sie zurückkehrte, was den Eindruck, den Veras aufreizende Geste hinterließ, noch verstärkte.
    "Dir ist nicht nur heiß, du bist auch heiß," kalauerte er, trat auf sie zu, griff sanft nach ihrer wedelnden Hand und versuchte sie zu küssen, als sie sich ihm auch schon entwand.
    "Aber immer!", sprach er und lief ihr die Treppe hinauf hinterher, in dem spielerischen Versuch, sie zu fangen. Aber bis zu ihrer Wohnungstür ließ er sie entwischen. Erst dort schlang er die Arme um sie.

    "Nicht, dass das heute sonderlich schlimm gewesen wäre. Ich habe den halben Tag im Archiv verbracht irgendwelche Rollen zusammen zu suchen. Anscheinend war eine Gruppe Schreiber gestern Abend einen heben. Nicht nur einen, wenn du verstehst, was ich meine. Langer Rede, kurzer Sinn: der duumvir hat sie mit einem Tobsuchtsanfall heimgeschickt und der Rest durfte doppelte Arbeit schieben."
    Verheißungsvoll blieb ihre Hand etwas länger, bis der junge Mann wieder da war und sie sie wieder aus seiner Hand zog.
    "Nach dem Essen ist mehr Zeit, denke ich. Dann knurrt mein Magen auch nicht so. Entschuldige bitte, aber ich habe heute über den Tag nur einen Happen Gebäck gegessen."


    Als sie sagte, dass sie auch so Helfer bekommen würde, verspürte Servianus einen kleinen Stich. Er verstand selbst nicht warum, er hatte doch wohl kaum einen Grund eifersüchtig zu sein. Schließlich wollte er nicht ernsthaft was von Vera. Für einen Moment kamen ihm daran fast Zweifel, aber dass er sich verliebt hatte, nein, das war nicht er. "Ah, du möchtest einen Laden aufmachen? Nun, sag Bescheid, wenn du die Genehmigung beantragst. Du musst wissen, der zusätzliche Beamte ist ein bisschen ein Arsch! Entschuldige die Wortwahl!" fügte er mit einem schelmischen Grinsen hinterher.


    "Gute Idee, wohin sollen wir denn gehen?" Er bot ihr den Arm an und ließ sie bestimmen, in welche Richtung sie losgehen sollten.

    Als sie soch unterhielten bemerkte er, dass die blonde Amazone an diesem Tag mal wieder besonders heiß aussah. Besonders mit diesem wahrlich verführerischen Lächeln. Keck strich er eine Strähne aus ihrem Gesicht zurück hinter ihr Ohr.
    "Schade, ich hätte dir gerne geholfen. Aber dann lass mich dich wenigstens zum Essen einladen." hauchte er ihr treuherzig entgegen. "Oh, was süßes, darauf hätte ich auch wahnsinnig Lust. Wobei... nichts so süß sein könnte wie du. Und wenn du magst kannst du mir nach dem Essen ja deine neue Wohnung zeigen."

    Servianus kam nach seinem Arbeitstag gerade rechtzeitig nach Hause um die kleine Szene mit dem Gassenjungen mitzubekommen. Schmunzelnd trat er hinzu und meinte:
    "Guten Abend, schöne Frau!" Dann erst sah er sich genauer um und stellte fest, dass nur die Kleidersäcke noch hier unten auf der Straße waren. Da er ja versprochen hatte, ihr beim Einrichten zu helfen, fragte er:
    "Sind deine Möbel schon alle oben?"

    Sim-Off:

    Zusammenfassung wegen Servercrash


    Da Duccia Vera sich entschieden hatte, länger in der Stadt zu verweilen, kam es nicht in Frage in der taberna zu verbleiben. Iulius Servianus hatte sich zuvor bereit erklärt, sie bei der Suche zu unterstützen. Letztlich konnte er den Besitzer der insula, in der er wohnte, die oberste Wohnung günstig an Vera zu vermieten. Vor sich selbst rechtfertigte er seine Großzügigkeit damit, dass es ihm endlich gelingen müsste, die heiße Amazone zu verführen.

    Sim-Off:

    Zusammenfassung wegen des Servercrashs


    Nachdem Servianus Duccia Vera darüber berichtet hatte, dass an diesem Morgen die feindlichen Heere aufeinander getroffen waren, blieben sie noch eine Weile beisammen. Dabei hätte ein aufmerksamer Beobachter ein ziemliches Knistern in der Luft bemerken können, allerdings schien sich keiner der beiden, entgegen ihrer sonstigen Art zu dem ersten Schritt durchringen zu können. Und so bleib es bei zarten Andeutungen.

    Sim-Off:

    Zusammenfassung wegen des Servercrashs


    Sie redeten noch eine ganze Weile zusammen über verschiedenste Themen, dabei musste Servianus sein Unwissen über die Bäume des hohen Nordens, insbesondere Nadelbäume eingestehen. Im Gegenzug erklärte er Vera, wie er sich seine nächsten Schritte in der Politik des kleinen Städtchens vorstellte.

    „Nichts Gutes!“ schnaufte der Iulier und brauchte dann einen Moment um wieder Luft zu holen und seine Stimme runter zu regeln. Er wollte Lucilla ja nicht anschreien.
    „Ich habe soeben eine Nachricht erhalten, dass die feindlichen Heere sich bei Vicetia getroffen haben. Vermutlich beginnt gerade die Schlacht.“
    Man konnte in Mantua ja nicht ahnen, dass die Truppen des Vesculariers Verstärkung durch die Prätorianer erhalten hatten und nun den Angriff weiter verzögern würden
    „Es sind bereits Ausrufer unterwegs, aber dich dachte, du hörst es besser von einem Freund.“

    „Oh, ihr seid offensichtlich Frühaufsteher“, stellte er überflüssigerweise fest. Im war in der Aufregung komplett entgangen, dass das Morgengrauen bereits vorüber war und der Tag begonnen hatte. Daher hatte er auch damit gerechnet, Vera und ihren Schützling nun aus den Betten zu reißen. Ehrlich gesagt hatte er schon mit einem dramatischen Auftritt gerechnet, aber schon Veras erster Satz nahm ihm den Wind aus den Segeln. Sie hatte es also schon gehört.
    In Anbetracht dieser Neuerungen entschlüpfte seinem Mund zuerst einmal nur ein reichlich unbeeindruckendes „Ähm“ bevor er sich fing und wieder zu einer klaren Artikulation zurück fand.
    „Du meinst die Nachricht, dass die Heere sich getroffen haben? Das ist leider mehr als nur ein Gerücht.“ Bei diesen Worten trat er einen Schritt weiter in das Zimmer hinein, um nicht die ganze Zeit in der Tür zu stehen.

    „Wohl war, und nicht wenige versuchen in diesen Tagen auch, ihre Möglichkeiten zu nutzen.“
    Das essen schmeckte vorzüglich und die Soße war auch so pikant, wie er es gerne hatte, ohne dabei aufdringlich zu sein. Langsam aß er vor sich hin und schob sich immer wieder kleine Fleischstückchen in den Mund, während sie ihm ihre Meinung darlegte. Bedächtig kaute er herunter, als sie geendet hatte und stellte dann fest:
    „Du scheinst verantwortungsvoller zu sein, als die meisten Grundstücksspekulanten.“ Unausgesprochen blieb dabei die Vermutung, dass sie sich so nicht lang auf dem hartumkämpften Markt behaupten können würde.
    „Ich muss gestehen, ich habe keinen blassen Dunst von der Landwirtschaft und von Wildschweinen nur auf meinem Teller. Mein Adoptivvater hat zwar ein kleines Landgut, aber das habe ich noch nie besucht. Aber Brennholz?“, kam er nicht umhin skeptisch nachzufragen.
    „Ich glaube mit Bauholz würde man mehr verdienen. Andererseits braucht es da natürlich auch länger, bis die Bäume groß genug sind.“


    Servianus lachte trocken auf, der Sauhund hatte sich natürlich lange verdünnisiert.
    „Ha, der war da natürlich schon lang über sämtliche Berge. Zusammen mit immerhin ein paarhundert Sesterzen. Nein, bis jetzt wurde er noch nicht gefunden, auch wenn der Milier, also der decurio, eine hohe Belohnung auf ihn ausgesetzt hat.“
    Servianus nahm dann auch einen Schluck von seinem Wein, prostete vorher leicht in Veras Richtung und entgegnete mit beinahe verschwörerischem Augenzwinkern: „Ja, in Kriegszeiten reist man nicht, wenn es nicht sein muss. Und mich persönlich freut es, je länger du hier bleibst!“

    Nach seinem Besuch in der Bäckerei kehrte Servianus nicht etwa zurück in seine Heimstatt. Nein, es gab noch jemanden, dem er seine Informationen mitteilen wollte.
    Mehr aus persönlichen Gründen, denn je. Er wollte die sie ja ohnehin weiter verbreiten und wenn er dabei die heiße Amazone mit exklusiven Informationen noch ein bisschen weiter beeindrucken konnte, dann war das umso besser.
    Die Schankstube war schon geöffnet, für jene die hier vor der Arbeit eine leichte Mahlzeit einnehmen wollten. Er fragte kurz nach dem Weg zum Zimmer Veras und stieg die Stiege zwei Stufen auf einmal hoch. An der Tür angekommen zögerte er kurz und klopfte dann recht zaghaft an.
    "Vera! Vera machst du bitte auf! Hier ist Titus!"
    Er war nicht laut geworden dabei, denn er wollte sie ja nicht verschrecken. Er hoffte natürlich, dass sie es trotzdem hören würde, wenn sie schon wach war.

    Sim-Off:

    So, ich hoffe, du trennst nicht in Laden und Wohnung, falls doch mach ich das hier grade falsch


    Da es noch früh am Morgen war, war die Bäckerei vermutlich noch geschlossen, aber man sagte ja, dass Bäcker früh aufstanden. Von daher rechnete er sich Chancen aus, dass die Tür gleich geöffnet werden würde.
    So schlug er mit der flachen Hand gegen die Tür und rief:
    "Hallo Lucilla! Lucilla, bitte mach auf, hier ist Servianus!"

    Servianus gab vor, das Geflüster nicht zu verstehen. Er kannte sonst Niemandem im Heer, außer dem legatus. Natürlich wusste er auch von Lucillas Verlobtem, der Name des Mannes war ihm jedoch zwischenzeitlich wieder entfallen.


    „Keine Ursache“, antwortete er leichthin und „ja, dann werde ich die Tage nochmal vorbeikommen.“ Als das Mädchen durch die Tür war, schloss er sie, ohne ihr noch lange hinterherzusehen.


    Nachdem er einige Minuten später etwas aufgeräumt hatte, zog er sich einen unauffälligen Mantel an und verließ selbst das Haus Richtung lupanar.

    „Brrr, das stelle ich mir gar nicht schön vor“, bekannte Servianus mit gespieltem Erschaudern. Und in Gedanken fügte er hinzu, ganz im Gegensatz zu der Haut, die du zeigst. Tatsächlich komplimentierte er etwas anders, weniger körperlich: „Umso schöner ist es dagegen hier in deiner Gesellschaft zu sitzen.“
    Ein leichtes verführerisches Lächeln umspielte sein Gesicht und wirkte, so hoffte er zumindest, ansteckend.
    „Nun, komplett auf sich allein gestellt waren sie auch nicht, einige der alten sind ja noch da. Aber es hat auch Vorteile so, man kann eigene Ideen viel leichter einbringen.“


    „Natürlich, sehr teuer sogar. Dafür kann man mit Land ja auch eine Menge Geld machen, wenn man beispielsweise Mietskasernen in den Städten errichtet. Oder fruchtbares Land hat. Die Städte wachsen und mit ihnen der Hunger der Bevölkerung.“ Servianus nahm auch noch einen tiefen Schluck aus seinem Becher. Er hatte ja schon erklärt, warum er legatus eine gute Wahl gewesen war, auch wenn seine Begleiterin da anderer Ansicht war. Er hatte jedoch keine Lust zu streiten und außerdem gab es bei dieser Amazone doch sicherlich was Besseres, als sich über die Arbeit zu unterhalten. „Aber lass uns von etwas anderem Reden als der Politik. Beispielsweise von dem Essen, das dort gerade kommt.“ Er deutete verdeckt auf den Wirt, der sich ihnen mit zwei dampfenden Tellern näherte. Als er den Tisch erreichte, bedankte er sich kurz, bevor er die Unterhaltung wieder aufnahm.


    Er nickte zufrieden, als sie erzählte, dass der Wirt sie gut bediente. Es passte ihm gut in den Kram, dass Vera sich hier so wohlfühlte. Dann würde sie sicher länger bleiben, als wenn das nicht der Fall war. „Mein Tag?“, griff er das Thema auf, während er den Blick, den sie ihm aus blauen Augen zuwarf festhielt. „Mein Tag war nicht besonders interessant. Nein, die Tour mache ich nur alle paar Tage. Wir wechseln uns mit ein paar Kollegen ab. Heute musste ich nur meinen normalen Aufgaben nachgehen. Schreibkram. Einige Mitglieder des ordo decurionem mussten an ihre Zahlungen erinnert werden. Nicht, dass sie ihr Geld nicht zahlen wollten, aber manchmal gerät es in Vergessenheit. Es gab sogar mal einen Fall, wo der Verwalter eines decurios, der nicht in Mantua anwesend sein konnte, die Gelder unterschlagen hatte.
    Hat sich natürlich wahnsinnig gefreut, als wir ihm schrieben, dass sie Beiträge der letzten drei Perioden noch überfällig seien.“
    Der letzte Satz triefte geradezu vor Ironie. Nach dem, was man sich in der curia erzählte, hatte man den decurio nur mit Mühe davon abhalten können, seinen (ehemaligen) Verwalter tätlich anzugreifen.
    "Es freut mich, dass der jugne Mann gut schläft, dass zeigt eine gute Gesundheit" fügte er eine der üblichen Platitüden hinzu, auf die er zurückgriff, wenn es um Kinder ging.

    Keiner wusste später wer genau der Bote gewesen war, noch woher er eigentlich kam. Nur dass es ein Zivilist gewesen war und er Servianus kurz vor dem Morgengrauen erreichte. Der junge Mann schlurfte Schlaftrunken zu der Tür, als das poltern ihn aus dem Schlaf riss und begrüßte den Ankömmling mit wenig freundlichen Worten.
    Als dieser dann berichtete, wer ihn sandte und dass die womöglich entscheidende Schlacht schon an diesem Tage geschlagen werden würde, war er jedoch schlagartig hellwach.
    Und geriet in Eile, schlug die Tür zu, worauf gleich wieder geklopft wurde und der Mann ihn auf seinen Lohn hinwies. Er zahlte ihn aus, dann zog er sich wieder um. Er musste sofort die duumviri informieren. Ja. Und dann seine Freunde.


    Eilends verließ er die Wohnung, die alte Frau von Gegenüber ignorierend, die sich keifend nach der Ursache für den Lärm erkundigte.
    Von seiner Wohnung eilte er zum Haus desjenigen duumvirs, der näher wohnte. Dort schlug er so penetrant mit dem Klopfer gegen die Tür, bis ein misslauniger Janintor endlich die Sprechklappe öffnete und ihm Prügel androhte.
    "Halt's Maul und melde mich deinem Herren, ich hab Nachrichten von der legio."
    Tatsächlich wurde er eingelassen und wenig später stand der duumvir mit Nachtmütze auf dem Kopf vor ihm. Wäre er nicht voll Adrenalin gewesen, hätte er sicherlich angefangen laut zu lachen. So aber berichtete er in gehetzten Worten:
    "Ich habe Nachricht von unserer legio. Sie und die Germanen haben die Vesuclarianer wohl bei Vicetia gestellt. Es kommt vermutlich noch heute zum Kampf. Mehr konnte der Bote mir auch nicht sagen."
    Nach diesen Worten wurde auch der duumvir wach. Er schickte Servianus weiter zu seinem Amtskollegen und traf selbst eine Reihe von Maßnahmen, die schon lange vorbereitet waren. Man würde Boten an die vici im Umland schicken müssen. Und mit Ausrufern die eigene Bevölkerung informieren. Und natürlich die letzten Teile des Privatvermögens in Sicherheit bringen. Nur für den Fall der Fälle.


    Dasselbe Spiel wiederholte sich beinahe genauso bei dem zweiten duumvir, dann war Servianus für den Moment entlassen, er sollte sich nur später bei Sonnenaufgang wieder einfinden.

    Konnte man dieses Kind eigentlich abstellen, fragte sich Servianus unwillkürlich. Seine Kommentare schienen ihre gute Laune nicht im geringsten zu trüben. Von ihrer Geschwätzigkeit wollte er gar nicht erst anfangen.
    "Würde mich wundern, wenn das erlaubt ist. Aber frag mal!"


    "Nun, hoffen wir mal, dass es den Göttern ebenso gut gefallen hat, wie dir. Aber ich fürchte, du wirst jetzt leider gehen müssen, denn ich habe noch eine Menge zu tun, was nichts für kleine Mädchen ist. Um deinen Brief werde ich mich kümmern."
    Das war nur halb gelogen. Natürlich musste er nicht zu Diademeta gehen. Aber für kleine Mädchen war es auf keinen Fall etwas. Und er wollte.

    „Offensichtlich ein naseweiser Wirbelwind“, stellte er lakonisch fest, würde sich aber dennoch kaum von einem Kind vorschreiben lassen, was er naseweis zu finden hatte und was nicht. Und wenn sie unbedingt ein Wirbelwind sein wollte, ihm sollte es recht sein. "Kommt drauf an, wo du warst, sie brauchen es nicht überall. Nur im Schwitzbad und in den Massageräumen. Aber genug davon!" beendete er die Diskussion darüber."


    Die Antwort auf die langen Ausführungen zu der Ernennung des legatus beantwortete Servianus in denkbar knappster Weise: „Nein!“
    Mit den Blumen, die er auf den Altar legte waren dann die Vorbereitungen auch abgeschlossen und alles bereit für den folgenden Teil, deshalb fügte sich unmittelbar an das „Nein“ auch ein „Silentium“ an. Dann sprach Servianus die rituelle Formel, die das Opfer einleitete: „Favete linguis!“
    Er entzündete den Weihrauch und artikulierte mit klarer Stimme sein Gebet.
    „Marspiter, Gott des Krieges und der Soldaten, ich bitte dich dafür zu sorgen, dass mein Vater, der Marcus Iulius Licinus, wohlbehalten aus allen Schlachten zurückkehrt, die bald geschlagen werden. Dafür verspreche ich dir eine Ziege für jede der Schlachten zu opfern.
    Dies erbitte und verspreche ich, der Titus Iulius Servianus, Sohn des Marcus.“

    Dann goss er den Wein aus dem Becher über die Blumen und den Altar, stellte den Becher ab und nach einem kurzen Moment des Schweigens drehte er sich über die rechte Schulter zurück zu dem Mädchen.

    Für den Bruchteil eines Augenblickes legte sich Servianus Stirn in Falten. Womit sollte er den Führer überraschen?! Dann war sein Gesichtsausdruck aber sofort wieder freundlich-verbindlich, aber er verstand trotzdem nicht, was sie gemeint hatte. Und so viel getrunken hatte er an diesem Tag auch noch nicht. Also hatte er sich vermutlich verhört. Aber die Blondine tat ihm ja den Gefallen, fröhlich weiter über ihre Pläne und das Wetter zu reden, sodass er sofort wieder einhaken konnte.
    „Der Winter ist kälter als in Spanien, vermutlich auch etwas kälter, als man es in Rom gewöhnt ist. Aber das kann ich nur raten. Ich kenne die römischen Winter nicht.“ Tatsächlich konnte es in den südlichen Ausläufern der Alpen auch mal Schnee geben, hatte er gehört, aber er vermutete, dass es da noch eine ganze Weile hin sein würde.
    „Ich denke, etwas zu vereinbaren wäre sinnvoll. Vielleicht einen der nächsten Feiertage, sofern uns in Politik nicht dazwischen kommt.“
    Politik verwendete er in diesem Zusammenhang für nichts anderes, als einen Euphemismus für den Krieg zu bilden. „Lass mich mal nachdenken.“
    Hinter seinen geschlossenen Lippen bis sich Servianus, wie er es gelegentlich tat auf die Zungenspitze, während er sich versuchte zu erinnern, wann der nächste arbeitsfreie Feiertag wäre.
    „Ah, die Seuche, ja ich habe viel davon gehört, obwohl es lange vor meiner Zeit hier gewesen war. Und dennoch hat sie zum Teil Auswirkungen bis heute. Zum Beispiel haben wir eine sehr junge Stadtverwaltung, naja verhältnismäßig eben, denn viele der alten hat die pestis erwischt und andere sind geflohen. Zum Teil sind auch ganze Familienzweige ausgestorben, wodurch viel Land an die Stadt fiel, das nun verwaltet und verkauft werden muss. Etwas, was sich durch den Krieg noch weiter verzögert. Wenn ich Glück habe, ja sogar so lange, bis ich es mir selbst leisten kann.“
    Er lachte trocken. Es war unwahrscheinlich, dass der Krieg so lange dauerte und gleichzeitig sein Adoptivvater am Leben blieb. Schon jetzt ging er vorsichtiger mit seinem Geld um, als er es sonst tat, fürchtend, dass die Zahlungen zeitweise oder beim Tode des Iulius Licinus gar ganz ausbleiben könnten.
    Während er so noch ein wenig weiter darüber sprach, welche Nachwirkungen die pestis noch immer hatte, zeigte sich bei seinem Gegenüber langsam etwas mehr Haut, was Servianus mit wohlwollenden, aber unauffälligen Blicken registrierte, ja ihn erfreute.


    „Wieso? Der Stadtpatron ist ja kein Amt im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Titel, mit dem ein Mann sich schmücken kann. Im Gegenzug erwartet die Stadt natürlich seine Unterstützung, sei es finanziell oder als Fürsprache. Und wer könnte uns besser unterstützen, als der Mann, der über die knapp sechstausend Männer direkt vor der Stadt befiehlt. Und sie in Friedenszeiten als kostenlose Arbeitskräfte abstellen kann“, so erklärte er ihr das Wesen des Stadtpatronats und das eine Stadt auch en Abwesenheit ihres patronus durchaus handlungsfähig war. Alles andere wäre wohl auch ein Problem für jene Städte, die keinen Patron hatten oder einen aus der römische Politik, der auch nicht vor Ort sein konnte.
    „Die Macht und die Lenkung der Stadtgeschäfte dagegen liegt bei den duumviri und magistraten, sowie dem collegium der decuriones. In Friedens wie in Kriegszeiten. Aber vermutlich hast du Recht und an der ein oder anderen Stelle fließt sicher ein kleiner oder größerer Betrag. Aber wir sind eine kleine Stadt, da würden große Pfuschereien sicherlich schneller auffallen, als in größeren und daher ist das Ausmaß vermutlich geringer als in Rom."


    „Auf Mantua“, trank auch Servianus und leckte sich in schelmischer Nachahmung gleichsam die Oberlippe sauber. Anschließend schnalzte er mit der Zunge und meinte „Guter Wein, ich hoffe er schmeckt dir genauso gut, wie mir?“

    „Ah, Vergil, ich kann mir vorstellen, dass seine Geschichten einen kleinen Jungen sehr begeistern können.“ Dabei dachte er vor allem an all die wundersamen Verwandlungen, die in den Metamorphosen erzählt wurden. Auch wenn man einige der Geschichten für solch junge Hörer sicherlich „entschärfen“ musste.
    „Nun, wenn du den Geburtsort des großen Dichters besuchen möchtest, gib mir Bescheid, ich bin mir sicher, dass ich einen Führer für dich organisieren kann. Womöglich kann ich euch ja sogar selbst begleiten, wenn meine Pflichten es erlauben.“ Das war zwar etwas sehr direkt, wie sogar Servianus selbst fand, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt, wie es so schön hieß.


    „Und doch hast du es gerade getan“, zwinkerte Servianus Vera zu, als sie davon sprach, dass ihre Reise körperlich anstrengend war.
    „Aber ja, das Reisen. Bevor wir die erste Reise antreten erscheint es uns allen als abenteuerlich und aufregend. Und dann stellt es sich als harte Arbeit, langweilig und ermüdend heraus, wenn man mal lange genug unterwegs ist. Ich habe das selbst vor gar nicht allzu langer Zeit erlebt, als ich aus Tarraco hierher übersiedelte. Es war leider schon zu spät im Jahr gewesen, als dass ich eine Schiffspassage zu einem vernünftigen Preis bekommen hätte. Die Preise spotten ja schon im Herbst jeder Beschreibung.“
    Ganz davon abgesehen hatte er zu jenem Zeitpunkt einfach nicht das Geld gehabt, sich auch nur eine Passage auf dem schäbigsten Fischerboot zu leisten. Aber eher würde er sich die Zunge abbeißen, als das zuzugeben.


    „Gut!“ sprach er und winkte den Wirt heran, um die Bestellung aufzugeben. Dieser erschien prompt und wischte sich die Hände geschäftig an einem Tuch ab. Er schien dies mehr aus Gewohnheit als Notwendigkeit zu tun. „Für mich und die schöne Frau“ – Blick zu Duccia Vera – „je einmal das Zicklein. Und ich trinke einen guten Landwein, leicht verdünnt.“ Während sie dann warten mussten, hörte er sich weiter an, was die (scheinbar?) gezähmte Amazone interessantes vom Stadtklatsch aufgeschnappt hatte.
    „Stadtpatron ist ja unter anderem der hiesige Legionslegat. Der hat derzeit natürlich anderes zu tun, als sich um die Details der Stadt zu kümmern. Und die Verwaltung, nun die Herren halten sich bedeckt. Es gibt viel zu organisieren, da bleibt wenig Zeit und darüber sind die öffentlichen Auftritte wohl weniger geworden“, spekulierte Servianus über die Ursachen der Gerüchte. „Aber wenn die Leute anfangen zu murren, muss das mehr werden. Danke, dass du es mir gesagt hat.“ Servianus sah hier durchaus auch eine Chance. Wenn nun er in die Bresche sprang, konnte sich das bei den nächsten Wahlen durchaus lohnen, wenn man sich erinnerte. Da hatte sich das Abendessen doch schon bezahlt gemacht. Von der scharfen Begleitung ganz abgesehen.


    Sim-Off:

    Sind ja alles nur NPCs, von daher ist nichts eingetragen, aber geh ruhig davon aus, dass die Posten besetzt sind und im Zweifel vom Narrator gespielt werden

    „Du bist ein kleiner Naseweis, weißt du das?“ brummelte Servianus. Bei den Göttern, das Mädchen war nicht nur neugierig sondern auch ziemlich redselig, wie er zu seinem Disamüsement feststellen durfte.
    „Das Räucherwerk ist viel zu teuer gegen die Mäuse und ich bin kein Händler, außerdem brauchen die Thermen viel mehr, als das kleine bisschen. Aber wenn du unbedingt willst kannst du dableiben. Aber du darfst während dem Opfer nicht reden. Das erzürnt die Götter“, fügte er bedrohlich hinzu. Dann nahm er die Sachen, füllte den Wein in einen Becher auf dem lararium und verteilte das Räucherwerk in die dafür vorgesehenen Schalen.