Beiträge von Titus Iulius Servianus

    Servianus dagegen, wir wollen für die Erzählung bei diesem Namen bleiben, der noch nie ein praetorium betreten hatte, staunte nicht schlecht, als er die Wandmalereien und das Mosaik zu Gesicht bekam. Er hatte nicht damit gerechnet und erwartet, dass diese spezielle Teil des Lagers zwar aus teurerem Material, aber nicht weniger schlicht war, als der Rest. Er hatte sich gründlich getäuscht und versuchte nun, seine Überraschung zu verbergen, was ihm nicht wirklich gelang.


    Dann betrat der Hausherr den Raum, gefolgt von einem schwarzen Riesen. Ein wenig irritierend, dass der Mann seinen Leibwächter zu diesem Treffen mitbrachte. Denn dass Cimon ein solcher war, davon ging der junge Mann aus, war es doch die einzige Funktion in der er schwarze Sklaven bisher erlebt hatte. Aber darüber konnter er nicht länger nachdenken.


    Denn als sein Vater die Vorstellung übernommen hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als mit geneigtem Haupt eine Verbeugung anzudeuten, dazu sprach er die worte:
    "Salve legatus, ich bin sehr erfreut, dass du mich hier willkommen heißt."

    Geradezu überfallen fühlte sich Servianus, als sein Vater ihm die Neuigkeiten in einer sehr direkten Art mitteilte. Erstmal stand er reichlich unintelligent mit offenem Mund im Raum, dann musste er schlucken, bevor er sprechen konnte.
    "Das ist ja, ... das ist ja schrecklich.


    Was sollen wir nur tun?"


    Die Antwort darauf kam denn auch sofort. Nichts. In einem Versuch nüchterner Überlegung kam er zu dem gleichen Ergebnis. Er war nicht wichtig oder bekannt genug, sich um seine Person sorgen zu müssen. Und für seinen Vater blieb die Hoffnung, dass es doch zu einer Lösung ohne Krieg kam, aber auch das lag kaum in ihrer Hand.


    "Ja, die Wache am Tor war bei der Durchsuchung vorsichtig und hat die Falten nicht zu sehr durcheinander gebracht.Wenn du nur mal hier... Und da...


    Ich danke dir."


    Dann wartete er ab, bis sein Vater dir Auszeichnungen angelegt hatte und folgte ihm zum Haus des legatus. Auf dem Weg zog er sich noch schnell einen Fussel von der Toga.

    Daran hatte er natürlich nicht gedacht, als er seine Toga angelegt hatte.
    Aber zuerst musste er mal über den Schock hinweg kommen, dass man ihn jetzt schon wieder erkannte hatte.
    "Ja, ja in der Tat, vor kurzer Zeit erst.
    Ich kann leider nicht sagen, dass ich dich wiedererkenne, ... Soldat. Mach vermutlich die Rüstung. Wie ist denn dein Name?"

    fragte er. Vielleicht begegnete er dem Mann ja öfter.


    Es schien ihm so, als ob der Mann sich Mühe gab, die Toge nur so wenig wie möglich in Unordnung zu bringen.
    "Danke, auch für die vorsichtige Durchsuchung."
    Dann setzte er seinen Weg fort.

    Vom Tor kommend hielt Servianus auf das Quartier des primus pilus zu. Glücklicherweise waren diese Lager ja alle gleich aufgebaut, wenn man eines kannte, dann kannte man die anderen auch.
    Er atmete noch einmal durch und klopfte dann an.
    Nach dem Eintreten und einem kurzen Räuspern sprach er:
    "Salve pater!
    Hier bin ich also"

    unbewusst strich er sich wieder über die tunica und zog einen weiteren ebenso imaginären Fussel ab.
    "Es schien ja dringend zu sein. So klang zumindest der Brief." So knapp, dass er schon das Gefühl hatte herbefohlen zu sein. Sein leiblicher Vater war redseliger gewesen, sein neuer Vater schien ein wortkragerer Mensch zu sein.
    "Was ist geschehen?" fügte er hinzu, als er den dunklen Schatten auf dem Gesicht des Licinus wahrnahm.

    Nachdem er die Nachricht erhalten und sich fertig gemacht hatte kam Servianus an das Tor der castra der ersten legio.
    Dass er reichlich nervös war, musste man nicht erwähnen, man sah es daran, dass er fahrig imaginäre Flusen von seiner toga und der tunica zupfte.
    "Salve, Titus Iulius Servianus mein Name. Ich möchte zu meinem Adoptivvater, dem primus pilus Marcus Iulius Licinus.
    Ich führe keine Waffen mit mir"
    , sagte er sein Sprüchlein auf, wie jedes Mal, wenn er an dieser Stelle stand. Nicht, dass das bisher all zu oft gewesen sei.

    Als Servianus von einem Erkundungsgang heimkehrte - er versuchte immernoch sich ein genaues Bild der Stadt zu machen und gleichzeitig die besten händler zu finden - drückte ihm eine Nachbarin die tabula entgegen.
    Neugierige Fragen wurden gestellt und galant, aber eindeutig abgewiesen. Nein er wisse nicht, was für Dinge der primus pilus gemeint haben könne.
    In seinen Zimmern angekommen ging er an die Truhe und suchte seine beste Toge heraus. Wobei, wie ihm dabei kam, seine beste wohl bei weitem nicht so gut war, wie die schlechteste des legatus. Es war zwar eine bessere Wolle aber beileibe keine Seite. Aber sauber und sogar neu, er hatte sie erst hier in mantua erstanden.
    Er breitete sie auf eienr Fläche aus, die er erst noch sorgsam säuberte.


    Am nächsten morgen misslang ihm das anlegen allerdings so gründlich, dass er sich an seine Nachbarin um Hilfe wandte. Diese wurde ihm auch prompt und kompetend gewährt, um den einfachen Preis massiger Fragen.
    Die matrona erkundigte sich auf das genaueste nach seinem Lebensstand - ja, er war Junggeselle, und nein, es gab keine Frau in Aussicht - seinem Beruf - er wollte für die Stadtverwaltung arbeiten und hoffte irgendwann in ein Wahlamt zu gelangen - seine finanzielle Situation - noch war er von der Unterstützung seines Vaters abhängig, aber das würde sich bald ändern - seiner familiären - ja, er war ein adoptierter Sohn des primus pilus Iulius Licinus, sein leiblicher Vater war verstorben und ein alter Waffenkamerad - bis zu seiner kulinarischen Versorgung - ja, er könne ein wenig selbst kochen, äße aber meist in einem der Gasthäuser. Immerhin die letzte Frage brachte ihm eine Einladung zum Essen für den folgenden Tag ein. Er rechnete schon halb damit, dass dort eine junge Verwandte, sei es Tochter oder Nichte auftauchen würde.


    Dann konnte er sich endlich losgehen und sich auf den Weg zur castra legionis begeben.

    Servianus lauschte dem kurzen Austausch und registrierte sehr bewusst, dass man seinen Vater sofort erkannt hatte. Der primus pilus einer legio war eine stadtbekannte Persönlichkeit, wenn auch noch nicht zur oberen Gesellschaftsschicht gehörig, so geschah dies häufig mit der Pensionierung und dem damit verbundenen Entlassungsgeld.
    „Genau“, schloss er sich an. „ich möchte an der neuen Stadtordnung mitarbeiten, so kann ich mich am besten mit der Grundlage für die hießige Arbeit vertraut machen.“

    Servianus hatte mir Licinus alles abgesprochen. Die Erkundigungen würde sein Vater übernehmen, bei der Vorstellung würde er nur noch durch seine Anwesenheit unterstützen, dort würde Servianus selbst reden müssen. Den Beamten überzeugen, dass er seine Hilfe akzeptieren solle.
    Vorerst warteten sie auf eine Reaktion des Sklaven, der nachzudenken schien. Unauffällig ließ er seinen Blick schweifen, es schien alles relativ ähnlich der curia in Tarraco, in der er gearbeitet hatte. Zentral die Kaiserstatue, drumrum die Statuen der verschiedenen verdienten Magistraten und immer wieder Inschriften.
    Nur die Köpfe sahen anders aus und die Inschriften lassen sich ein klein wenig verschieden zu jenen in Tarraco. Andere Städte, andere Sitten, kam ihm in den Sinn

    Flavus, nein Servianus, er hatte sich an den neuen Namen noch nicht vollständig gewöhnt, streifte durch die Wohnung, die er vor einigen Tagen bezogen hatte.
    Da war er in seinem neuen Leben. Seine leiblichen Eltern waren tot und nun war ihr bester Freund zu seinem Vater geworden. Ob dies eine glückliche Wahl war, das würde sich in den nächsten Monden zeigen. Fürs erste, er war ehrlich, hatte er kaum einen besseren Ersatzvater finden können.
    Seine Geschwister lagen in einem Nebenzimmer, während er selbst aus dem Fenster guckte. Morgen würden sie in der Stadt vorsprechen und dann würde er sehen, ob es ihm vielleicht wirklich gelingen würde, hier Karriere zu machen.
    Aber da war noch etwas anderes. Ein Versprechen, dass er schon vor einiger Zeit einem alten Freund gegeben hatte. Er sollte jemanden finden, eine Frau in seinem Alter. Er hatte versprechen müssen, sich um sie zu kümmern. Er hatte an jenem Abend daran denken müssen, als er allein wach auf dem Bett lag. Kümmern, es konnte so viel bedeuten. Aber zuerst würde er sie finden müssen. Und das schien ihm unmöglich. Sicher, er hatte es versprochen. Wenn er sie finden würde. Ob er es je tat?
    Er würde sein Bestes geben. Und glücklich werden? Es konnte so vieles geschehen.
    Aber zuerst würde er hier versuchen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen. Erst dann…
    Mit diesen melancholischen Gedanken schlief er ein, nicht wissend, dass sein Vater auch aus dem Fenster sah.


    Noch weniger wusste er, dass bis zum offiziellen Vollzug der Adoption noch ein wenig hin sein würde. Noch war die Lage in Rom nicht bekannt.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ...


    So sehr Flavus, nein Servianus, die Bestätigungen freuten, die Licinus von sich gab, so sehr überfuhr ihn die Ankündigung zu Punkt drei. Er sollte für dreihundert Sesterze pro Woche verantwortlich sein. Das war für ihn eine Unmenge an Geld. Sicher während des tirocinium hatte er auch mit solchen Summen zu tun gehabt, aber nur Assistenzweise und zum Nachrechnen auf Papier. Das war doch ganz etwas anderes, nicht wahr?
    Aber er hatte es mit seinen Geschwistern hierher geschafft und er hatte den Ehrgeiz Karriere zu machen. Er wollte den Ruf seines Vaters dadurch wiederherstellen, dass er selbst sich einen guten Ruf und eine hohe Position erarbeitete. Auch wenn es letztlich nur von ihm so gesehen werden würde, da er einen anderen Namen trug. Er würde beiden Vätern Ehre machen, seinem leiblichen und seinem neuen, das hatte er sich bereits auf dem Weg geschworen, für den Fall, dass Licinus zustimmte.
    Im Moment brachte er aber nur wenige Worte heraus:
    “Ich … Danke, Marcus … Sehr großzügig." Die restlichen Worte verschluckte er.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ...


    “Ich danke dir, mein Vater“ antwortete der neue Iulier mit den Worten, die der Ritus vorschrieb.
    Und in der Tat hatte der junge Mann bereits Antworten auf die Fragen parat und versuchte durch einen geschäftsmäßigen Tonfall von seiner eigenen emotionalen Gerührtheit und Nervosität abzulenken:
    “Ich möchte, so du einverstanden bist den Namen Titus Iulius Servianus tragen, in Ehren an meinen Vater. Was meine Zukunft angeht, so erwähnte ich bereits das tirocinium fori, dass ich ableistete. Ich möchte in der Zivilverwaltung aktiv werden.“
    Er hoffte sehr, dass sein neuer Vater nicht darauf bestehen würde, dass er zum Militär ginge, denn dafür war er nach seiner Meinung vollkommen ungeeignet, auch wenn er recht sehnig aussah, so war er doch relativ unsportlich und hatte gelegentlich eine zu kesse Zunge.
    “Ich möchte in diesem Zusammenhang noch eine dritte Frage aufwerfen und zwar die nach der Unterkunft. Ich weiß, dass du ein Landgut bei Cremona besitzt, aber ich würde doch gerne hier in Mantua aktiv werden. Ich denke, dass dein Name hier einiges zählt. Und eine Wohnung im castellum ist vermutlich auch eher ungünstig.“War dies vielleicht doch schon zu dreist?

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
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    Flavus hatte den Freund seines Vaters erwartungsvoll angesehen, während dieser las, und wiederum versucht in seinem Gesicht zu lesen, was ihm jedoch nicht gelungen war. Auch die Musterung danach traute er sich kein Wort zu sagen, da er nicht wusste, was er von Licinus Gesichtsausdruck halten sollte. Sicherlich, seine Eltern hatten ihm viel erzählt, von dem Mann der seinem Kaiser im Kriege gedient hatte, aber ihn zu lesen war schwer. Endlich brach der ältere das Schweigen.
    “Ita’st! Es ist mein Wunsch und auch der meiner Geschwister.
    Ich möchte ehrlich mit dir sein: Wir wären derzeit nicht in der Lage für uns selbst zu sorgen. Ich selbst absolvierte bisher nur ein tirocinium fori bei einem Beamten in Tarraco, meine jüngeren Geschwister haben keinerlei Ausbildung vorzuweisen.“
    hier versagte ihm leicht die Stimme, was wohl auch besser war, denn er wollte kein Mitleid von diesem Mann, sondern seine Hilfe.
    Auch, dass er eine zusätzliche kleine Schwester bekommen sollte, war in seinen Augen kein Hindernis. Man würde sich sicherlich miteinander arrangieren können.
    “Ich sehe hierin kein Problem“, entgegnete er daher.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
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    Flavus betrat das officium, dass er, wenn alles so lief, wie er und sein Vater es sich an dessen Totenbett überlegt hatten, als eine andere Person mit anderem Namen verlassen würde. Auf die Frage nach seinem Namen antwortete er:
    “Ich bin Titus Servius Flavus, der Sohn des Titus Servius Rufus.“ er wollte abwarten, ob sich auf dem kernigen Gesicht seines Gegenübers eine Reaktion abzeichnete, war jedoch zu nervös, erregt und auch von Trauer überkommen, als dass er schweigen konnte.
    “Ich komme, um dir vom Tode meines Vaters zu berichten und dir einen Brief zu überbringen, den er an dich schrieb, bevor er starb.“ Flavus machte eine Pause
    “Er enthält seinen letzten Wunsch.“ sprach er bedeutungsvoll weiter und reichte den Brief über den Tisch. In wenigen Minuten würde sich seine und seiner Geschwister Zukunft entscheiden.

    [Sim-Off]bei seiner Entlassung?[/Sim-Off]


    „Keine Waffen“, antwortete der Servier wahrheitsgemäß. Von seinem Vater wusste er, dass das Mitführen von Waffen in die Militärlager nur mit gesonderter Genehmigung erlaubt war, und hatte daher sein Messer in der Herberge zurückgelassen, in der er Quartier bezogen hatte.
    Gehorsam breitete er die Arme aus und wartete das Ende der Durchsuchung ab, in der Hoffnung, dann endlich seinen Weg fortsetzen zu dürfen.

    Er zur legio?! Der Servier war ein klein wenig geschockt, dass man es ihm zutraute. Nein, das nun wirklich nicht. Dazu war er nicht gemacht, das wusste er. Entsprechend lautete auch seine Antwort:
    „Nein, nein durchaus nicht. Es geht um eine persönliche Angelegenheit. Der primus pilus ist… vielmehr war ein guter Freund meines Vaters. Ich bin sozusagen hier, um seinen letzten Willen auszuführen.“
    Mehr Erklärungen zu geben war er vorerst nicht bereit und hoffte daher, dass diese dem Soldaten reichen würden.

    Es war am frühen Morgen, als Flavus sich dem Lager der ersten legio des römischen Reiches näherte.
    Die Fassade war schon beeindruckend, das Tor, noch nicht lange geöffnet, mit den flankierenden Türmen, das massive Bollwerk der Mauer, durch ebensolche Türme regelmäßig durchbrochen.
    Auch der Zug der Händler, die vor dem Tor auf Einlass warteten, trug seinen Teil dazu bei. Titus Servius Flavus stellte sich hinter ein Ochsengespann und wartete, bis der Zug Stück um Stück das Tor passierte.
    Irgendwann stand er, nervös wie er war, vor den wachhabenden Soldaten.
    „Salve, miles!“, sprach er ihn an.
    „Mein Name ist Titus Servius Flavus, ich suche den Marcus Iulius Licinus, primus pilus dieser legio.“