Einige wenige Meilen von Mantua war zu diesem Zeitpunkt auch Servianus unterwegs gewesen an jenem sonnigen Spätsommertag. Zwar waren die decuriones bei ihren Beratungen davon ausgegangen, dass die legio auch Kundschafter in den Süden entsandt hatte, aber die Stadtväter wollten sich nicht gänzlich auf andere Verlassen. Offiziell nannte man es, die legio um einige Sorgen entheben, inoffiziell befürchtete man natürlich, dass die Soldaten erst die Offiziere informieren würden und erst anschließend die Stadt, sodass man viel Zeit verlor.
Servianus war nun damit beauftragt einigen Männern, meist vertraute Sklaven und Klienten, die man an den südlichen Grenzen der civitas auf Güter und Gasthäuser im Besitz der reichsten Stadtbewohner geschickt hatte, einen Besuch abzustatten und ihnen ein Handgeld zukommen zu lassen. Er selbst hatte sich dafür anerboten, zum einen um seine Vertrauenswürdigkeit weiter zu beweisen, als auch um etwaige Informationen als einer der ersten abzugreifen.
Er war mittlerweile durch gekommen und wollte auf den Hauptweg zurückkehren, als er eine kleine Gruppe auf der Straße ausmachte. Sorgsam hieß er sein Pferd zu halten. Kuriere? Reisende? Aber wer reiste in dieser Zeit, also doch Kuriere? Und wenn ja, was mochten sie für Botschaften mit sich bringen. Servianus erinnerte sich an die Täuschung mit dem Getreide, ob es darum ging. Das konnte dann in der Tat problematisch werden. Vor allem da die legio sich kürzlich erst öffentlich positioniert hatte. Er rechnete kurz nach, unwahrscheinlich, dass es schon die Reaktion darauf war. Und wenn es doch gute Nachrichten waren? Dann soltle man nicht zagen.
Kurz entschlossen trieb er sein Pferd an und merkte, dass die Reiter es nicht allzu eilige zu haben schien. Bis auf einen, der ihm aber kleiner erschien, als die übrigen. Tatsächlich stellte er im Näherkommen fest, er war kleier, hatte die Größe eines Kindes. Und das andere, er erkannte im Licht schimmernde blonde Haare, länger als die eines Mannes. Bei Venus perfektem Busen, das war eine Frau, die dort ritt als käme sie aus dem Land der Amazonen. Das musste er sich genauer ansehen, dachte er und trieb sein Pferd weiter an, bis er in Rufweite der Gruppe kam.
"Heyho!"
rief er, um die Reiter auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht eine Familie auf der Flucht? Kaum würden sie mit Frau und Kind Spione sein, oder eine Strafkation einleiten sollen. Apropos Frau, nicht nur deren Haare gefielen ihm schon auf den ersten Blick, je mehr von ihr erkennen konnte, desto besser gefiel sie ihm und schon fing er an zu bedauern, dass sie mit Mann und Kind reiste. Aber so musste er sich eben zurückhalten und erging sich in einer unverfänglichen Begrüßung.
"Wohin des Weges, liebe Leute?"
während er sprach hob er die Hand zu Gruß, wie auch um zu zeigen, dass er keine feindlichen oder verbrecherischen Absichten hegte.