Beiträge von Gaius Caecilius Crassus

    Nach der kurzen Ansprache an das Volk von Rom hatten die Prätorianer, wie man es gewohnt war, mit ihren Speeren gegen die Schilder getrommelt, um den Jubel der Römer zu unterstreichen. Dadurch waren die Worte des Kaisers zum weiteren Fortgang des Geschehens nur schwer zu verstehen, doch konnte man auch so erahnen, was nun passieren würde.


    Jawohl, mein Kaiser.


    Crassus geleitete den Kaiser und das Gefolge, das ihn umgab zu den Prätorianern, die sich auf dem Forum eingefunden hatten. Vor den Reihen der einfachen Schwarzröcke hatten sich alle Stabsoffiziere penibel ausgerichtet aufgestellt.


    Imperator, der Offiziersstab deiner Garde. stellte Crassus die Männer in ihrer Gesamtheit vor, ehe er sie einzeln vorstelle: Der Anfang machen die Tribuni der ersten, der dritten und der fünften Kohorte. Du kennst sie schon, sie hatten dich vor der Stadt in Empfang genommen. Nun folgen der Tribun der Zweiten, dass ist Lucius Lucidus, der Tribun der nach und nach stellte Crassus so dem Kaiser jeden Tribun vor. Nach jeder Nennung der Namen gab er den Tribunen kurz einen Moment Zeit, um den Kaiser zu grüßen.


    Und nicht zu letzt der Princeps Praetorii Prudentius Balbus. Er war vor seiner abermaligen Berufung zur Garde Praefect der Ala II in Germania. und auch diesem gab Crassus die Chance, den neuen Kaiser zu grüßen.

    Als Balbus den Namen seines besten Freundes nannte, entfuhr Crassus ein tiefes Grummeln. Doch trotz der Freundschaft zu Lucianus hörte sich Crassus den Bericht von Balbus sehr genau an. Als dieser endete schwieg Crassus erst einige Momente, bevor ihm ein Seufzer entfuhr.


    Interessant ist, dass er anscheinend gesagt hat, dass es auf Iulianus Wunsch hin geschehen ist, wobei dies nicht einmal eine Vorraussetzung gewesen wäre, hätte er ja auch selbstständig diese Ernennung vornehmen können. Hat er den Palatin über diese Ernennung informiert?

    Als sich der Senator endlich umdrehte und das Officium wieder verließ, konnte der Centurio nur mit dem Kopfschütteln. Das würde ein lustiger Bericht werden... als der Senator das Officium verlassen hatte - er wurde dabei von einem Miles begleitet - und außer Hörweite war, wandte sich der Centurio an den Miles Quintilius:


    Der Senator wird auch in Zukunft wie ein jeder anderer Besucher durchsucht. Gib das an deine Kameraden weiter. Wegtreten.



    Der Verwalter hörte dem Besucher aufmerksam zu - auch wenn das seine Gestikt nicht vermuten ließ. Wild raschelte er mit Blättern, warf dabei einen - zum Glück - leeren Becher um und nickte nur ab und an zu den Worten des Peregrinus.


    Bitte, bitte, macht nichts.
    Ja? Jaja, ja der Praefectus Praetorio ist derzeit außer Haus, ja. Nun du könntest mir das Schreiben geben und ich werde es ihm dann bei seiner Ankunft hier in Rom geben, oder aber du versuchst es in wenigen Tagen noch einmal. Vielleicht hast du dann mehr Glück...

    Crassus hatte an diesem Tage etwas, was viele Plebejer gerne gehabt hätten, aber tatsächlich nur selten hatten: einen guten Ausblick. Unbestritten hatte er wahrscheinlich sogar mit den besten überhaupt. Denn er gehörte zu den wenigen, die den Cäsar nicht nur gut sehen konnten, nein, er konnte sogar jedes Wort verstehen, das dieser sagte oder das an ihn gerichtet wurde. Eine besondere Ehre, die er in diesem Moment voll auskostete. Schließlich wurde gerade ein neuer Kaiser ausgerufen - ein denkwürdiger Moment, der die nächsten Jahre, ja vielleicht sogar Jahrzehnte prägen und bestimmen würde. Und nicht zu letzt auch seine eigene persönliche Zukunft.


    Crassus wartete nun auch wie die restlichen Anwesenden auf die Reaktion des neuen Kaisers.

    Noch ehe der recht junge Centurio den Göttern für die Einsicht des Senators danken konnte, riss sich dieser völlig überraschend die Toga vom Leib. Erstaunt, ja beinahe geschockt sah der Centurio den Senator an. Was hatte sich denn dieser unter dieser Untersuchung vorgestellt?


    Natürlich nicht, Senator! Es wäre auch nicht nötig gewesen, dass du deine Toga... ehm ablegst. der Centurio war peinlich berührt und wollte die Sache jetzt schnellst möglich beenden:


    Ich denke, ich habe mich eben selbst davon überzeugen können, dass nichts dagegen spricht, wenn du den Palast betrittst. Ich denke du könntest beim Wiederanlegen der Toga etwas Hilfe gebrauchen?


    Soldat, hole einen Palastdiener, der dem Senator unter die Arme greift.




    in der rege gearbeitet wurde. Einer von Crassus Angestellten, an der Kleidung konnte man sehr gut erkennen, dass er mehr als nur ein gewöhnlicher Bediensteter war, saß hinter einem Schreibtisch und arbeitete emsig die Dokumente, die sich vor ihm türmten, ab.


    Jaja, der Besucher kann eintreten!


    Antwortete Quintilius dann in seiner gewohnt hektischen und unruhigen dem Ianitor, auf die Frage, ob er den Sekretär der Aelius Callidus empfangen würde.

    Die wenige Zeit, die man zwischen Crassus' Ankunft bei Valerian und bis zu ihrer Ankunft vor Rom hatte, wurde von den beiden intensiv genutzt. Es wurden lange Gespräche geführt und viele Berichte erstattet. Doch sicherlich war das nur der Anfang von dem, was noch kommen würde: in den folgenden Tagen würden noch viele Sitzungen und Besprechungen stattfinden, ehe dann Valerian über alles wichtige, aber streng geheime bescheid wissen würde.


    Doch davor lag noch eine ganze andere Hürde vor ihnen: Valerians erster großer Auftritt in der Öffentlichkeit Roms - als designierter Kaiser. Die Centuriones der Garde hatten heute besonders viel Zeit aufgewendet, um den tadellosen Zustand der Rüstungen zu kontrollieren. Es musste heute einfach ein perfekter Einzug werden! Alles andere würde nur Spekulationen auslösen, die nun wirklich keiner gebrauchen konnte.


    Unter den Augen von Crassus hatten die Prätorianer im Innenhof der Herberge Aufstellung genommen. Der Ablauf war lange geübt und ging dementsprechend routiniert über die Bühne. Als nach wenigen Minuten alle so standen, wie sie stehen sollten, ging Crassus zum Cäsar, der auch schon bereit da stand, und machte ihm Meldung:


    Imperator, die Garde ist bereit deinen Einzug in Rom zu geleiten.


    Dann warf Crassus noch einen kurzen Blick auf die Reihen seiner Männer und stellte sich hinter dem Cäsar auf.

    'Was weiß ich denn von wem diese Order kam. Ist mir im Prinzip auch schnurzpiepsegal! Da regt sich ein gewesener Prätor über Sachen auf, die selbst die amtierende Consule mitgemacht haben. Der Mann hatte definitiv zu viel Zeit.' dachte sich der Centurio zwar etwas geärgert, doch blieb seine Stimme und seine Mimik weiterhin gelassen und freundlich:


    Diese Neuerung ist gar nicht so neu, sondern wurde schon vor einer gewissen Weile - wahrscheinlich vom Praefectus Praetorio selbst - erlassen.





    Diese Regelung hat nichts speziell mit dir zu tun. Ich weiß zwar nicht, wann du sonst immer im Palast warst, aber entweder gabs dort diese allgemeine Regelung noch nicht oder aber es lag ein Fehlverhalten der Wachposten vor.
    Wie auch immer, heute musst du wohl gestatten, dass man dich kurz kontrolliert, ehe du eintreten darfst.



    Der Centurio blieb weiterhin gelassen. Er hatte seine Befehle, die waren eindeutig, da gab es für ihn auch keine Diskussion.






    Der Centurio wollte schon direkt nach der Zusammenfassung des Soldaten zu Sprechen beginnen, doch war der Senator schneller. Auch diesem hörte er dann aufmerksam zu und nickte ab und an, wenn er es für passend erachtete.


    Ich kann deinen Ärger teilweise nachvollziehen, Senator, doch ändert dieser Ärger nichts an unseren Vorschriften. Diese sind in dieser Hinsicht doch eindeutig und somit muss ich dem Wachsoldaten recht geben: ein jeder Besucher des Palastes muss durchsucht werden. Es gibt bei dieser Vorschrift im Prinzip keine Ausnahmen, sodass ich auch keine bei dir machen kann - so Leid es mir auch tut.







    Oh, da gibt es ein Problem. Der Hausherr, der Praefectus Praetorio Caecilius, ist derzeit nicht in der Casa anzutreffen, ja, er ist nicht einmal in Rom. Er ist dem neuen Kaiser entgegen gereist, um ihn in Rom zu begrüßen. Wenn es sehr wichtig ist, kann ich dir anbieten, dich an seinen Verwalter weiter zu leiten. Ansonsten müsstest du wohl warten, bis er wieder zurückkommt. Er meinte, dass er spätestens in vier bis fünf Tagen wieder zurück sein sollte.

    Crassus folgte der Wache durch das Lager zu der Unterkunft des Cäsars. Bevor er sie betrat, straffte er noch einmal seine Haltung und wischte ein Staubfusel von seiner Rüstung. Dann betrat er mit festem Schritt die Unterkunft und begrüßte den Cäsar in angemessenem Abstand:


    Ave Imperator! Die Garde heißt dich in Rom Willkommen!


    Crassus näherte sich ihm noch ein Stück. Die Gerüchte, die man in Rom gehört hatte, schienen sich bestätigt: die Gestalt des Cäsars war nicht gerade von Stärke gezeichnet, sondern zeigte viel mehr einen älterlichen, erschöpften Mann. Deshalb galt es nun um so mehr, den neuen Kaiser bei seinem Amtsantritt zu unterstützen - damit das Reich stabil bleibt und damit Iulianus' letzter Wunsch in Erfüllung gehen konnte.


    Ja, das habe ich. Ich habe darüberhinaus auch noch ein Extra-Donativum für die aus Parthia Zurückgekommenen angeordnet. Doch... er stockte kurz. die Donativa sind nicht spurlos an den Kassen der Garde vorübergegangen. Ich habe deshalb Teile der Donativa aus meinem Privatvermögen übernommen. Eine...


    Crassus brach diesen Satz hier ab, als ein Wachsoldat einen weiteren Gast in das Zelt führte. Es war der Flottenpräfect Annaeus, welcher Crassus noch aus Spanien kannte. Er grüßte ihn mit einem Nicken und gab ihm dann die Möglichkeit, dass er den Cäsar gebührend begrüßen konnte, bevor er fortfahren wollte.

    Der Ianitor nickte langsam. Er musste erst einmal überlegen welches denn das angesprochene Zimmer war. Denn Platz war in der Casa zwar genügend vorhanden, sodass selten ein Zimmer zweckentfremdet werden musste, doch standen noch einige andere Zimmer von anderen Familienmitgliedern leer. Da den Überblick zu behalten war nicht so einfach.


    Nach einigem Überlegen konnte er ein Zimmer dem Namen zuordnen:


    Ja, das ist es. Ich führe dich dorthin, wenn du wünschst.


    Da dies keine wirkliche Frage war, packte er ein, zwei Gepäckstücke und führte den Caecilier dann zu seinem Cubiculum.

    Der Ianitor öffnete auch dieses Mal nach gewohnt kurzer Zeit die Türe und grüßte den Besucher respektvoll. Es war, wie so oft, ein ihm völlig unbekannter Mann, der da vor ihm stand. Er schien zwar nicht sonderlich arm zu sein, doch zu den reichsten gehörte er wohl auch nicht - dafür fehlte das Gefolge. Aber was er hier wollte, würde man ja schnell herausfinden können:


    Salve, Fremder. Was wünschst du?