Beiträge von Tiberius Helvetius Varus

    Begeisterung sah natürlich anders aus. Doch Varus versuchte tapfer zu bleiben und zu lächeln. Er hatte ja Pläne und Vorstellungen von dem Wochenende gehabt. Die beiden Mädchen waren durchaus keine schlimmen Quälgeister aber ohne sie würde das Wochenende sicherlich... vertrauter werden... oder besser gesagt es wäre es geworden.
    Wenn er jetzt ernsthaft verstimmt gewesen wäre hätte er auch anführen können das es ja Valentina war die wollte das es langsam geht. Wäre es nach Varus gegangen wären sie inzwischen verlobt. Er war sogar soweit vorbereitet das er, hätte es an diesem Wochenende irgendwelche Signale gegeben, er am Wochenende vor ihr gekniet wäre.


    Varus sah nun also zunächst Valentina mit einem Lächeln an welches größe Zuneigung ausdrücken sollte und nicht etwas Verstimmung oder ähnliches. Anschließend sah er kurz die beiden Mädchen an und dann wieder Valentina.


    "Verzeiht mir meine Damen das ich an sowas nicht gedacht habe. Ich bin ein einfacher Winzer und mir sind das Gerede bestimmter Leute nicht wichtig. Doch ich bin eine einzelne Person und habe ein breites Kreuz gestählt durch die harte Arbeit im Weinberg. Das alles trifft natürlich nicht auf euch zu und so will ich auch gar nicht erst ein Risiko eingehen um den untadeligen Ruf eurer Tante und von euch beiden zu gefährden. Nicht meine ungeschliffenen Manieren sollen dazu führen euch Probleme zu bereiten.
    Nichts desto trotz lässt sich das Wochenende eventuell noch retten."


    Er sah kurz Valentina an um zu erforschen ob sie irgendein Zeichen geben würde. Sei es nun vor Angst geweitete Augen das er hier an Ort und Stelle entgegen ihrer Bitte langsam zu machen niederknien würde. Oder aber irgendein Zeichen das sie genau das wollte um mitzukommen.

    Varus musste grinsen:
    "Ich werde es ausrichten auch wenn ich glaube das Commodus die Gemütslage der Vigiles bei seinen Überlegungen nicht mit einbezieht."


    Varus machte Anstalten zu gehen denn er wollte seinen Patron nicht länger von Dingen abhalten die sicherlich wichtiger waren als der Smalltalk mit einem seiner Klienten. Denn das Varus mehr war als irgendeiner aus der Masse der Klienten glaubte er nicht.

    "Verstehe...", war erst einmal alles was Varus dazu sagen konnte. Er wollte nicht weiter bohren in der Sache. Bei der Vorgeschichte würde es eh schon schwer werden. Wenn es dann doch noch so was wie ernst werden sollte mit den beiden wäre es sicherlich von Vorteil wenn sie nicht mehr als Lupa tätig wäre.
    Wieder einmal kam Varus Helfersyndrom und seinem Hang zu praktischen Lösungen durch.


    "Also gut dann halten wir fest das heute dein letzter Tag als Lupa ist! Ab morgen übernimmst du hier nur noch Aufgaben im Haushalt. Wenn Morrigan die Tage wieder hier ist kannst du dich von ihr verabschieden und ziehst dann zu mir ins Haus um dann in meinem Haushalt zu arbeiten. Bis dahin überlege ich mir dann eine Lösung bezüglich deines Statuses und der deiner Kinder."


    Die letzten Sätze waren halb wie Fragenm halb wie Feststellungen formuliert. Er war gespannt wie sie jetzt reagieren würde. Er erwartete inzwischen gar keine große Dankbarkeit mehr aber irgend eine Form von Reaktion musste ja kommen.

    "Wunderbar", freute Varus sich kurz.
    Er wandte sich kurz Varia zu.
    "Bring die beiden dann doch erst einmal mit ihren Sachen in mein Haus. Wie gesagt wissen Hannah und Esther schon genau bescheid und du passt dann einfach auf alle auf!"


    Sie ging davon aus das Valentina sich noch von den beiden verabschieden wollte, ein paar Worte sagen oder dergleichen. Vorher musste er aber noch in Erfahrung bringen wie sie zum Tor kommen wollte und wie dann weiter.


    "Valentina ich habe eine Sänfte bereit stehen wir können aber auch zu Fuß bis zum Tor. Dort warten sowohl Pferde als auch eine Kutsche auf uns. Du musst nur sagen was die lieber ist?"

    "Natürlich kannst du auch hier im Lupanar bleiben. Doch meinst du das ist der erstrebenswerte Ort um Kinder zu bekommen und groß zu ziehen?" gab er zurück.


    Bei ihren Worten über ihren Liebhaber seufzte er kurz auf.
    "Nun dann frage ich mich warum es ein Geheimnis bleiben muss wer er ist. Wenn du ihn schon so lange kennst weiß er ja sicherlich was du zur Zeit tust. Wenn er dich darüberhinaus schon seit Misenum liebt wie kann es dann sein das Morrigan dich aus der tiefsten Gosse hatte holen müssen? Also ich würde die Frau die ich liebe weder verleugnen noch in der Gosse sterben lassen."

    Wenig später kam dann ein Mann in den Raum der sich mit einem
    "Salve, mein Name ist Tiberius Helvetius Varus und ich habe die Ehre momentan der Vicarius der Factio Praesina zu sein. Pudens berichtete mir das du mit mir sprechen möchtest und eventuell Auriga bei uns werden möchtest. Ist das war? Er schien von der Idee ganz angetan zu sein!"


    Da Varus davon ausging das dem Gast Getränke bzw. das nehmen derselbigen angeboten worden war tat er das nicht mehr. Er nahm Platz und bedeutete seinem Gegenüber ebenfalls wenn gewünscht Platz zu nehmen.

    Varus wiegte mit dem Kopf hin und her. Hundertprozentig sicher war es sich nicht aber doch ziemlich.
    "Ich denke sie war eine. Es gibt sehr viel was dafür spricht. Aber das ist Vergangenheit und nun hat sie ihr Leben an das von Commodus gebunden."


    Die zweite Frage überrascht ihn doch.
    "Also meine Erlaubnis bei der Sache spielt da keine Rolle. Ich habe weder über dich noch über Varia zu entscheiden."


    Er sah Valentina an und sagte:
    "Ich könnte Commodus fragen aber vorher musst du natürlich sagen ob dir das Recht ist. Wenn du noch etwas Varia erfahren möchtest könnte ich sie auch noch einmal herholen."

    Er verstand absolut nicht was an der Identität ihres Liebsten so das Problem war. Es würde ja wohl kaum ein Mann von Stand sein und was würde einem einfachen Pleb oder Libertinus denn schon drohen wenn bekannt wurde das eine Lupa ihn liebte. Naja Varus war allerdings auch kein Experte in sowas. Er machte sich selber nicht soviel aus gesellschaftlichem Ansehen. Dabei kam ich gerade der Gedanke ob das vielleicht auch der Grund war warum er immer noch kein Eques war.


    Er tröstete sie weiter.
    "Nun auch da lässt sich eine Lösung finden. Zum Beispiel die das deine Kinder eben nicht automatisch Sklaven werden und was die Veränderung angeht. Ich kenne jemanden der mir sehr viel bedeutet der jemanden braucht der ihm im Haushalt hilft. Doch sie möchte eigentlich keine Sklaven haben. Die Veränderung die ich nun also vorschlage ist die das du zu ihr in den Haushalt gehst. Ich müsste natürlich noch mit ihr sprechen und sie dich kennen lernen. Ich könnte mir auch denken das ich dich dann sofort freilasse und du dann zum Beispiel nur den halben Lohn bekommst und von der anderen Hälfte deine Schulden bei mir abzahlst. Unterkunft und Logis wären dann allerdings in ihrem Haus... das würde auch das Problem mit den frei geborenen Kindern lösen!"



    Er musste doch noch einmal auf die Sache mit dem Liebsten eingehen.
    "Sibel ich kenne deinen Liebsten nicht aber kann es vielleicht sein das er nur deinen Körper möchte und dafür nicht bezahlen will? Warum sonst sollte er wollen das niemand davon erfährt das ihr verliebt seid? Ich meine er wird ja kein Senator sein? Oder hat er vielleicht schon eine Frau? In beiden Fällen würde es für dich nicht gut enden meinst du nicht auch!"

    Varus war definitiv kein normaler Römer. Die Vorliebe für persönliche harte Arbeit, der Umgang mit seinen Sklaven und noch ein paar andere Dinge zeigten dies.
    In diesem Moment führte es dazu das sein Ärger gleich wieder verflog und er tatsächlich versuchte seine Sklavin :p: zu trösten.


    Er streichelte ihr über den Kopf und wischte ihr ein paar Tränen von der einen Wange.


    "Du bist aber auch ein Dummerchen... ich glaube man hat dir nie so wirklich gesagt was es bedeutete ein Sklave zu sein was man da durfte und was nicht und dergleiche."
    Natürlich hatte das niemand und es gab keine Ausbildung für werdende Sklaven. Nur kam Varus nicht auf die Idee, wohl typisch für jemanden der nie Sklave war, dass es das nicht gab.
    "Du musst ja nicht warten mit dem Kinder bekommen! Wenn du jetzt schon einen Liebsten hast kann es doch jetzt schon losgehen. Nur deine Arbeit als Lupa verhindert das doch und da hab ich doch gerade angedeutet das da eine Veränderung möglich ist!"


    Als er dann weitere Fragen zu ihrem Liebsten stellte verschloss sie sich wieder. Die Antwort das er keine Sklave war erklärte es ein klein wenig aber nicht gänzlich.
    "Warum denn nicht? Ist er verheiratet und du hast Angst ich verrate seiner Frau was? Was soll denn passieren wenn ich seinen Namen weiß?"

    "Schade", Pudens schien die Möglichkeit wirklich zu gefallen.


    "Folge mir", er führte Drusus in ein relativ unpersönliches Büro welches aber reich dekoriert war mit den Dingen der Factio.


    "Warte hier während ich nach dem Vicarius schaue. Da vorne stehen Wasser und Wein greif ruhig zu. Setzen kannst du dich natürlich auch."



    Anschließend verließ er den Raum.

    Wo kam das denn jetzt auf einmal her. Varus war leicht vor den Kopf geschlagen. So sehr jedenfalls das ihm erst einmal ein ärgerliches
    "Bist du bescheuert hier so rumzublöken", entwich.


    Er seufzte einmal kurz und setzte, ein letztes Mal, wieder neu an.


    "Sibel du bist es gewesen der mir erzählt hat das er diesen Weg selber
    gewählt hat! Morrigan und ich haben lediglich dafür gesorgt das du es nicht mehr auf der Straße machen musst, einen gerechten Anteil der Einnahmen für dich sind und dazu habe ich auf eigene Gefahr dafür gesorgt das aus dir von einer entlaufenen Sklavin die ständig von schwerster Bestrafung und Tod bedroht war eine Sklavin unter meinem Schutz wurde. Du weißt was du tun musst um das Ding welches dich beschützt denn niemand wird die straflos etwas gegen deinen Willen antun mit diesem Ding loszuwerden. Entweder in 25 Jahren mit einem Aureus pro Jahr von mir in die Freiheit entlassen zu werden oder mit 25 Aureus geben und sofort bzw. früher gehen!"


    Ihm fiel plötzlich ihre Formulierung auf. Das konnte natürlich der Grund sein warum sie jetzt auf einmal ihre Arbeit als Lupa hasste!
    "Du sagtest mit dem Mann den du liebst! Es gibt also schon jemanden! Wer ist es? Wenn er kein Sklave ist schick ihn zu mir dann kann ich mit ihm reden um das Problem mit dem Ding vielleicht zu lösen. Ist er selber Sklave? Dann sag mir wer sein Besitzer ist und vielleicht kauf ich ihn und dann könnt ihr jetzt schon zusammen leben, in meinem Haushalt arbeiten und dann in 25 Jahren eure Freiheit bekommen!"

    Varus war etwas überrascht und gleichzeitig amüsiert das die optisch so ähnlichen Schwestern vom Wesen so unterschiedlich waren.
    Zur ersten sagte er:
    "Wie ihr habt ihn noch gar nicht gesehen? Er ist doch gleich hier nebenan!"


    Was die beiden wohl die ganze Zeit gemacht hatten.


    Die Erklärung folgte sogleich von der Anderen.


    "Varia gehört nicht mir. Sie ist der Custos von Commodus. Ich hoffe es war eine angenehme Bekanntschaft?"


    Varia hatte bisher nie irgendwie durchblicken lassen das sie Kindern gegenüber übergriffig war oder so. Allerdings konnte sie ja schon recht einschüchternd wirken.

    "Salve ich bin Tiberius Precius Pudens, komm doch erst einmal herein!"


    Der Mann öffnete die Tür und ließ den Interessenten eintreten.


    Im Atrium angekommen ging Pudens noch mal auf Nummer sicher
    "Ich gehe davon aus du möchtest kein Auriga der Factio werden oder? Falls ich richtig liege... naja eigentlich auch wenn du doch Auriga werden möchtest",
    das wäre doch mal was ein Civis als Auriga. Hatte es das überhaupt schon mal gegeben. Ganz dunkel konnte der Preciusier sich an ein Mitglied der Gens Didia erinnern welches mal als Auriga gefahren war. Wie auch immer erst einmal den Satz vollenden.
    "würde ich mal schauen ob einer der Sodalis oder der Vicarius da sind. Ich glaube letzteren vorhin gesehen zu haben. Der Princeps ist leider nicht da. Immer noch auf seinem Legatenposten in Cappadochia."

    Das Weib verstand ihn einfach nicht.
    "Es geht nicht darum ob ich das nicht mehr will sondern darum ob das dein Plan für dein weiteres Leben war und ist. Ich will dir hiermit die einmalige Gelegenheit geben obwohl du Sklavin bist, so frei zu sein um zu wählen was du machen möchtest. Wenn du als Lupa arbeiten willst bis du dich freikaufen kannst wirst du es wohl auch kaum danach ändern können. Einfach aufgrund der vergangenen Zeit. Träumst du als Beispiel von einem Mann und einer Ehe mit Kindern... nun dann solltest du meiner Meinung nach nicht die nächsten Jahre als Lupa arbeiten. Denn da dürfte der Übergang wohl schwer bis unmöglich sein. Ganz zu schweigen davon einen Mann zu finden der eine ehemalige Lupa heiratet!"

    "Das sieht aber meistens anders aus!", gab Varus von sich. Jedenfalls war es immer so wenn er sie sah.


    "Das ist ja nun aber vorbei! Du bist nun meine Sklavin und unsere Abmachung ist weiter gültig. Ich glaube auch seitdem das so ist hat man dir kein Leid angetan und nichts gegen deinen Willen gemacht. So soll und wird es auch bleiben.
    Denk noch einmal darüber nach. Du hast doch sicherlich noch andere Fähigkeiten und gerade mit dieser Vergangenheit muss es doch schwer sein dich jedem hinzugeben der dafür bezahlt! Wenn ich nur an den Soldaten von eben denke. So wie du aussahst nach seinem langen Besuch war es bestimmt nicht angenehm! Da bist du dir sicher das du nichts anderes machen möchtest? Wenn es wegen der Summe für den Freikauf ist.... da kann man dann ja noch einmal darüber reden. Ich könnte dir z.B. die Erlaubnis geben neben deinem Aufgaben z.B. im Haushalt noch anderen Tätigkeiten nachzugehen und Geld zu verdienen. Wenn sie die Erlaubnis ihres Dominus haben ist das durchaus nicht unüblich!"

    Ein Angestellter der Factio öffnete die Tür und sah dem ihn unbekannten Mann an.


    "Salve...Civis!?!"
    War zwar ein bisschen geraten aber das Risiko ging der Angestellte jetzt einfach mal ein.


    "Dies ist das Haus der Factio Praesina... was kann ich für dich tun?"

    "Die Läden sind ja meistens nur zur Straße hin. Ich bin aber auch Winzer und kein Architekt. Von daher meine ich zwar das es keine Insulae gibt die zu allen Seiten Läden und Werkstätten haben aber wissen tu ich es bei weitem nicht!"


    Er war doch erleichtert das sein Patron nicht gelangweilt war.
    "Also wenn ich ihn richtig verstanden habe will er die sogar weglassen. Das ist wohl auch der größte Streitpunkt zwischen ihm und seinen Geschäftspartnern die auf diese Etagen und die Mieteinnahmen daraus wohl nicht verzichten wollen. Commodus sagt aber genauso wichtig wie ein freier Blick auf den Tiber wäre der auf den Himmel und wenn über ihn noch irgendwelche armen Schlucker wohnen würden wäre die ganze Sache von vornerein umsonst."

    Endlich ging die Tür auf und tatsächlich stand Valentina gleich wieder vor ihm. Die förmliche Anrede verwirrte ihn kurz er schob es dann aber folgerichtig auf Varias Anwesenheit und das sie halt quasi auf der Straße standen.
    "Salve Quintilia Valentina. Das hier ist Varia sie wird auf deine beiden Nichten aufpassen und sie bis zu meiner Casa geleiten. Hannah und Esther haben auch ihre Anweisungen bekommen und werden den beiden eine schöne Zeit verschaffen. Wenn sie möchten und natürlich in Varias Begleitung, wäre sogar ein Marktbesucht möglich morgen. Aber nur wenn du nichts dagegen hast und die beiden möchten."


    Er gab Valentina erst einmal Zeit zu antworten bevor er die Übergabe der Nichten abschloss und mit Valentina aufbrach.