ZitatOriginal von Spurius Purgitius Macer
"Ich denke, wir müssen weder bis zu ihrer noch zu deiner Geburt zurück gehen", antwortete Macer mit einem Schmunzeln, bevor er dann wieder ernst wurde. "Nein, im Ernst, der Kauf von Varia dürfte sicher weit genug zurück liegen, um von da an nichts relevantes zu verpassen", nickte er dann zu dem Einstiegspunkt.
Varus versuchte den Scherz aufzunehmen, was ihm nicht so wirklich überzeugend gelang. Zu bedrückt war seine Stimmung noch.
Das es danach ernst wurde passte gut.
Er dachte also einen Moment nach und ordnete seine Gedanken.
"Nun...vorab möchte ich sagen das mein Verwandter Commodus an der Entstehung dieser Geschichte und besonders den Ereignissen die wohl am Ende zum Aufstand führten vollkommen zu 100% unbeteiligt und unschuldig ist. Als die Probleme mit Varia begannen weilte er schon lange auf Paxos. Dazu komme ich aber später.
Es war nachdem Ende des Bürgerkrieges. Einige Monate nach seinem Ende sogar. Ich hatte mich, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, damals das erste mal auf das Weingut zurückgezogen und Commodus in dem ganzen Chaos alleine zurück gelassen. Wie du vielleicht weißt wurde z.B. die große Villa der Helvetier die unter Commodus Großvater dem Senator Helvetius Geminus erbaut wurde, geplündert und bis auf die Außenmauern ausgeräumt. Deshalb wohnt Commodus eigentlich immer wenn er in Roma ist in meiner Villa Urbane...die seit kurzem sogar seine ist.
Auch ist Commodus gegen Ende der Herrschaft des Salinators sogar noch in den Carcer gekommen als er in einem Anfall von jugendlichem Ungestüm, den er inzwischen abgelegt hat das kann ich dir versichern. Jedenfalls hat er versucht die Hinrichtung von Marcus Vinicius Lucianus zu verhindern. Wäre Salinator siegreich hervorgegangen wäre Commodus wohl im Carcer verreckt.
Ich hatte jedenfalls das dringende Bedürfnis Commodus eine Wiedergutmachung zu schenken. Sein Hang für Exotik war mir bekannt und zusätzlich dachte ich, ich schlage zwei Fliegen mit einer Klappe. Eben indem ich ihm einen Sklavin von exotischem Aussehen und Herkunft schenke die gleichzeitig als seine Leibwächterin fungieren könnte. Deshalb kaufte ich am
ANTE DIEM XI KAL MAR DCCCLXIV A.U.C. Varia vom Sklavenhändler Titus Tranquillus.
Ich hatte vorher nur ...allgemeines Wissen über Amazonen und hätte nicht gedacht wie wiederspenstig diese wären. So einfach in ihr Schicksal wollte sie sich nicht ergeben. Bei der Übergabe an Commodus kam es jedenfalls zu einem denkwürdigen Ereignis. Kurz gefasst versuchte Varia ihn im Kampf zu besiegen und zu fliehen wurde von Commodus in einem Faustkampf besiegt. Gerne erzähle ich dir darüber mehr wenn du Bedarf hast.
Danach war Varia Commodus treu ergeben....fast wie ein Hund seinem Herren gegenüber führte sie jeden seiner Befehle aus. Die perfekte Sklavin. Da Commodus aufgrund seines Sieges nicht ganz überzeugt von ihren Kampffähigkeiten war ließ er sie noch einmal schulen. Über meine damaligen Kontakte wurde sie in der Gladiatorenschule des Galeus Gabreta zur Custodi ausgebildet.
Sie muss wohl Eindruck bei Gabreta hinterlassen haben da er mich noch ein paar Mal kontaktierte ob Commodus sie nicht doch als Gladiatorin in der Arena würde kämpfen lassen wollen.
Wie auch immer...danach nahm das Leben so seinen Lauf und es gab nichts außergewöhnliches zu berichten. Varia begleitete Commodus auf seinen Wegen als Custodes. Nicht mehr und nicht weniger. Tja und dann...dann kamen mehrere Ereignisse zusammen.
Es begann damit das auf Paxos die Erde bebte und großen Schaden und Zerstörung anrichtete. Du musst Wissen der Großteil von Commodus Reichtum und Einkommen kommt von dort. Von seinem Vater geerbt hat er auf Paxos und Andipaxos sehr große Ländereien. Ich glaube sogar es gibt nicht viel Land auf den beiden kleinen Inseln was nicht ihm gehört. Wie auch immer nur noch Commodus jüngeren Geschwister waren dort. Sein Vater, der Praefectus Augusti Lucius Helvetius Falco, verstarb ja auf einer Mission im Osten und seine Mutter einige Jahre später. Bei dem Erdbeben starb auch der langjährige Verwalter, der auch Freund und Kamerad von Helvetius Falco gewesen war. Deshalb brach Commodus quasi von einen auf den anderen Tag auf um so schnell wie möglich nach Paxos zu kommen. Seinen Geschwistern zu helfen, seinen Reichtum und Besitz zu schützen und zu erhalten und das herrschende Chaos auf den Inseln, was ja immer mit so einem Ereignis einhergeht; zu bekämpfen.
Kurz vor seiner Abreise hatte er angefangen die Villa des Helvetius Geminus wieder herzurichten. Er wollte sie in einen verkaufsfähigen Zustand bringen, verkaufen und dann an anderer Stelle ein neues Domus errichten. Dazu übergab er alle seine Sklaven an einen Helvetius Severus der die große Villa bis zu seiner Rückkehr bewohnen sollte. Alle Sklaven, Commodus reiste wirklich komplett alleine nach Paxos, bis auf Varia. Die ließ er in meinem Haus zurück und übergab sie in meine Obhut."
Varus hatte bisher eher eine Bewerbungsrede für Commodus gehalten anstatt viel über Varia zu sprechen. An dieser Stelle sackte er allerdings plötzlich ein wenig in sich zusammen und die Geschichte nahm, bezogen auf den Aufstand, Fahrt auf.
"Nun kurz davor, danach oder zeitglich...so genau weiß ich es nicht mehr. Traf mich ein persönlicher Tiefschlag. Quintillia Valentina die meine Frage nach einer Heirat positiv beantwortet hatte, servierte mich für den Prätorianerpräfekten Decimus Serapio ab. Dazu kamen einige weitere Rückschläge in der Gesellschaft und meiner Karriere.
Patron das war wirklich eine Zeit in der ich mich alles andere als mit Ruhm bekleckert habe. Ich zog mich jedenfalls auf mein Weingut zurück und würde gerne behaupten das ich die nächsten drei Jahre nichts von außerhalb meines Gutes mitbekommen hätte. Doch dem war nicht so. Bei aller Niedergeschlagenheit war ich doch alle paar Wochen in der Stadt. Alleine schon um meinen Wein zu verkaufen. Aber auch um meine Geschäfte zu kontrollieren, ich habe ja mehrere Betriebe, ein damals sehr gut laufendes Lupanar mit einer hervorragenden Geschäftsführerin die dir im Laufe der Ermittlungen auch begegnet sein müsste, Helvetiana Morrigan.
Ich wohnte dabei natürlich jedes Mal in meiner Villa Urbana und sorgte dafür das die Sklaven immer genug Geld hatten um sich und das Haus zu versorgen und instand zu halten. Das galt natürlich auch für Varia die dort ja ebenfalls lebte.
Dementsprechend bekam ich natürlich mit das Helvetius Severus seine Kompetenzen überschritt und sowohl Commodus Sklavin Varia dauerhaft, als auch meine Sklaven temporär für seinen Haushalt in der Villa des Geminus benutzte. Nur ahndete ich diese Handlungen nicht da meine Sklaven nach wenigen Tagen wieder in meiner Villa Urbana waren. Ich gebe zu Varia war mir schlicht nicht wichtig genug um mich mit Severus rumzuschlagen. Sogar als meine Sklaven mir berichteten das Severus die Dinge mir Varia...traditionell...anging und versuchte ihren aufmüpfigen Geist zu brechen, reagierte ich nicht. Ich wusste ja das sie lediglich Befehle von Commodus entgegennahm. Eine Eigenschaft für einen Custodes die wir als sogar positiv empfanden. Ich dachte mir einfach, was Commodus geschafft hatte, würde Severus sicherlich auch, spätestens mit der Zeit hinbekommen.
Ein-zwei Besuche später erfuhr ich dann von meinen Sklaven das Varia in der Subura gegen Geld kämpfte. Angeblich um nicht zu verhungern. Doch das war Blödsinn da ich meine Sklaven wie gesagt die ganze Zeit gut versorgte.
Es musste einen anderen Grund haben und ich komme zu dem Ergebnis das das kämpfen schlicht Ausdruck ihrer Langeweile, ihrer Ausbildung und ihres Protestes gegen die Versuche sie zu brechen von Severus war.
Patron du kannst mir glauben ich habe mir schon hunderte Male schwere Vorwürfe gemacht warum ich nicht spätestens an diesem Moment zurück gekehrt bin.
Meine Kontakte zum Ludus oder zu Gabreta genutzt habe und dafür gesorgt das Varia in der Arena kämpft. Wie viel Leid wäre erspart geblieben. Mir, Commodus, Helvetiana Morrigan und so vielen anderen.
Doch ich befand mich immer noch in meinem Bad aus Selbstmitleid und Abscheu vor einem Leben in Roma und verließ mich darauf das Helvetius Severus die Sache im Griff haben würde. Ich wusste schlicht nicht das dieser inzwischen Roma ebenfalls verlassen hatte. Noch heute weiß ich nicht wo er ist.
Ich weiß nicht genau was dann passiert ist. Die Kämpfe wurden wohl blutiger und meine Sklaven berichteten bei meinem letzten Besuch vor dem Aufstand das es immer mehr Morde an Römern in der Subura geben sollte. Auch dies hat mich nicht wachgerüttelt. Ich habe es in meiner Lethargie nicht mit Varia in Verbindung gebracht. Immer wieder gehofft das irgendein ein anderer sich darum kümmern würde. Kurz danach brach dann dieser furchtbare Aufstand los.
Was mich dabei noch wundert....Soweit ich weiß nahmen an diesem Aufstand die unzufriedenen Bewohner der Subara; Römer, Fremde und Christianer teil...eben wie es solche Leute immer tun wenn es was zu plündern und gegen die da Oben geht. Von einer Initiative von Seiten der Christianer ist mir absolut nichts bekannt und zu Ohren gekommen. Ich halte die Christianer für...harmlose Spinner. Was ich allerdings weiß ist das die Frau bei Ihnen weit unter dem Mann steht. Sie warten auf einen männlichen Heiland. Ein weiblicher Heiland würde ihrem ganzen Glauben wiedersprechen.
Patron du hörst ich habe schwere Schuld auf mich geladen durch meine Untätigkeit. Aber für diese sollte wenn auch nur ich gerade stehen.
Marcus Helvetius Commodus und auch Sergia Fausta, haben dagegen mit den Vorfällen überhaupt nichts zu tun. Sie weilten beide schlicht nicht mal in der Nähe von Roma als die Entwicklungen ihren Lauf nahmen!"
Varus beendete seine sehr lange Rede und er sah danach irgendwie erleichtert aus. Ganz so als ob er eine schweres Geständnis abgegeben hätte was sehr schwer auf ihm gelastet hatte.