Varus merkte schon das er noch einiges zu lernen hatte. In seiner Heimat war es meistens viel einfacher gewesen zu wissen wer der Böse und wer der Gute war. Gut da kannte er auch die Personen viel besser und auch da war es nicht immer so klar wie er sich jetzt zu erinnern glaubte. Aber Rom und seine Politik kam ihm im Moment wie ein unbezwingbarer Berg vor.
"Na wir sehen doch jung und gesund aus da werden es, die passende Frau vorausgesetzt, schon mehr als ein paar werden", Varus war sich nicht ganz sicher ob er seinem jungen Gegenüber da zuviel zumutete aber er wollte mit seiner Anspielung auch testen wie "erwachsen" Milo schon war. Wenn er Rot werden würde wusste Varus das Milo bisher noch nicht viel mit Frauen zu tun gehabt hatte.
Dann kam er wieder auf Salinator:
"Also ich habe mehr als einmal die Gespräche der Decurionen in meiner Heimat verfolgt. Zumindestens bei uns waren sich alle einig das der Kaiser wenn er sich erholt hat Salinator ganz schön einbremsen würde. Auf meiner Reise durch die Provinzen hab ich dann das Gerücht gehört das der Kaiser auf dem Weg der Besserung war und schon bald nach Rom zurückkehren wolle. Ebenso war der Sohn des Kaisers, der ja praktischerweise gleich mit ermordert wurde ja auch langsam in einem Alter wo er zum Caesar hätte gemacht werden können. Damit war Salinators Stellung doch akut bedroht...
Wenn es Senatoren gewesen sind hätten sie dann nicht besser "nur" den Kaiser töten müssen? Ich meine keiner von denen hatte doch die Macht sich selber an auf den Thron zu setzen wo Salinator doch so eine Machtbasis hat und die Befehlsgewalt über die Prätorianer, Urbaner usw.
Ich würde sagen genau wissen kann es wohl nur der der den Kaiser und seine Familie getötet hat. Aber man wird ja sehen wer in der nächsten Zeit von den Prätorianern gefasst wird. Sind das nur Senatoren die Feinde von Salinator sind dann wirft es doch ein merkwürdiges Bild auf die Sache findest du nicht?
Ich finde jedenfalls, wer es auch immer war, die Tatsache das es dem Vescularier gelungen war den Kaiser zu seiner Marionette zu machen und dessen Krankheit auszunutzen spricht schon gegen ihn und mein Verständnis von Treue und Loyalität."
Varus genoß die Diskussion mit Milo. Sie brachten sich gegenseitig viel Vertrauen auf das sie so offen über solch ein Thema sprachen und Varus fühlte sich verwandt mit Milo. "Fremden" gegenüber würde er natürlich wesentlich vorsichtiger argumentieren. Aber irgendwie kam es ihm unterbewußt so als würde er mit Milo sprechen als ob dieser sein jüngerer leiblicher Bruder war. Deshalb wiedersprach er ihm auch offen bei Themen wo er gänzlich anderer Meinung war. Natürlich ohne diesen dabei als dumm dastehen lassen zu wollen oder gar zu beleidigen.
"Ich würde das mit der Gens Ulpia anders beurteilen. Auch Gaius Ulpius Aelianus Valerianus war "nur" ein adoptierter Ulpier. Deshalb ist in meinen Augen die Gens Aelia mit ihrem Oberhaupt nun nach dem gewaltsamen Tod der Nachfolger der Gens Ulpia diejeniger der die Treuer der Gens Helvetia gehören sollte. Es mag richtig sein das ein abwarten und das entscheiden für eine Seite, nachdem man gesehen hat welche gewinnt bzw. gewonnen hat, die sicherer Lösung ist. Aber wenn man Treu und Loyal zu seiner "Seite" ist muss man auch für diese kämpfen und sich einsetzen!"
"Entschuldige meine offenen Worte aber so sehe ich das. Natürlich äußere ich das so offen nur unter uns. Wir "waren" ja auch eine Klientelgens der Gens Ulpia doch ist dieses Band ja sehr schwach und dünn geworden durch den Tod und das verschwinden vieler Familienmitglieder. Ich werde zwar so schnell es geht durch ein Patronat versuchen dieses Band wieder zu stärken aber solange wir noch nicht fest verankert sind als Gefolge den Gens Aelia ist natürlich alles offen. Ebenso erkenne ich dich als Enkel des Pater Familias und dazu als in Rom aufgewachsener als Autorität an die mir ortsfremden Landei natürlich so einiges sagen kann und auch wenn ich aus einem anderen Stamm der Gens bin so bleiben wir doch eine Gens und sollten daher nichts tun was jemand anderen schadet. Das versichere ich dir auch im Hinblick auf die Taten einiger anderer Mitglieder meines Stammes."