Beiträge von Tiberius Helvetius Varus

    Varus griff sich auch ein paar Eier und die Geschwindigkeit mit denen er sie aß zeigte schon das er wirklich über großen Hunger litt. Als dann aber der Hund hinein kam war er sogleich abgelenkt.
    "Ist das deiner? Wenn ja ist das ja wunderbar. Ich habe zu Hause Hunde gezüchtet und sie sind einer meiner Leidenschaften!"


    Varus sah wie brav der Hund gehorchte und fügte an:


    "Gut erzogen hast du ihn auch noch..."

    Auch Varus wusch sich die Hände in dem dargebotenen Waschschüssel und nahm sich eine Serviette. Diese behielt er, jedenfalls erstmal, in der Hand und beantwortete Milos Aussagen.


    "In meiner Heimat habe ich es geliebt bei flirrender Hitze in den Weinberg zu gehen und mich unter die Stöcke zu legen. Meist geht da ein kleiner Windhauch und man kann die über sich hängenden Trauben beim reifen beobachten... leider gibt es ja nur selten solche Gelegenheiten für Müßiggang. Aber hier in Rom wird sicherlich auch nur schwer ein entsprechend gleichwertiger Platz zu finden sein."


    "Und ob ich hungrig bin. Ich könnte ein Pferd essen... jedenfalls will mein Magen mir das vermitteln."

    Wie eine kleine Naturgewalt kam Varus wenig später ins Triclinium. Er war wohl erst vor kurzem aus der Stadt zurückgekehrt in die er ja wollte nachdem Gespräch mit Milo am Vormittag. Er wusch sich noch und entledigte sich eines Teils seiner Bekleidung die vom Straßenstaub etwas bedeckt war. Dann ließ er sich ebenfalls auf eine Kline nieder. Unbewußt hatte er die rechts von Milo genommen und als er lag kam es aus ihm heraus.


    "AAAHHH eine wunderbare Stadt aber so verdammt groß. Es gibt soviel zu sehen... ich hätte um ein Haar mich völlig verloren und hätte noch Tage durch die Gassen zu den diversen Sehenswürdigkeiten gehen können. Wie ist es dir ergangen?"

    Varus überlegte eine ganze Weile. Schließlich rang er sich zu einer Antwort durch.
    "Mit wird gar nichts anderes übrig bleiben als zumindestens am Anfang einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen. Den ich würde mich jetzt zwar nicht als generell arm bezeichnen aber im Vergleich mit Senatoren wohl schon. Mir von meinem Patron Geld zu leihen ist natürlich eine gängige Möglichkeit doch ich möchte ehrlich sein. Ohne die Aussicht zu haben in der näheren Zukunft das geliehene Geld zurückzahlen zu können würde ich dies nur ungern tun. Zumal ich dich ja bereits um Empfehlungsschreiben für deine beiden Senatorenfreunde gebeten habe damit diese mich als ihre Scriba einstellen. Vielleicht kann ich ja bei Senator Octavius erwirken das ich offiziell nur sein Scriba bin aber die Aufgaben eines Aquariusscribas ebenfalls erledige und eben dafür Geld erhalte. Ich hoffe du wertest diese Entscheidung nicht so das ich deinen Rat nicht annehmen würde, denn dies ist nicht so."

    "Noch einmal Danke für die Einladung und im Moment habe ich keine Fragen mehr."


    Varus erwartete quasi das man sich gleich erhob und lehnte sich schon leicht vor.


    "Ich werde das Haus dann gleich nochmal verlassen um ein paar Dinge zu erledigen. Ein gemeinsames Essen vielleicht dann auch mit Turpio wäre schön. Wann pflegst du die Cenau einzunehmen?"

    Varus bemerkte das er in seinem Eifer helfen zu wollen zu weit gegangen war. Wer war er auch das er versuchen wollte diese Helvetia zu finden. Schon alleine aus dem Grund ihrer zahlenmäßigen Schwäche war der Roma-Stamm der Gens bestimmt interessiert daran zu wissen wo jedes lebende Mitglied war. Die Tatsache das sie es bei dieser Silana nicht wussten oder wissen wollten lag dann wohl auf der Hand. Er beschloss von daher es gut sein zu lassen.


    "Natürlich ich wollte nur helfen....".



    Er hörte von Milos Krankheit.


    "Oh.. das wusste ich nicht und ich wollte dich auch nicht beleidigen. Ich hoffe es war nichts von dem man sich nicht wieder vollständig erholen konnte. In Italia soll ja auch die Seuche gewütet haben war das hier in Roma?
    Das Angebot jedenfalls bleibt solange bestehen bist du es einlöst."

    Tiberius Helvetius Varus betrat die Postannahme des Cursus Publicus und gab 3 Briefe auf die er gestern Abend geschrieben hatte. Einer ging an seinen Vater in Colonia Ulpia Traiana Poetovio einer an seinen Onkel in Noviomagus und der dritte an seinen Vetter Lucius Helvetius Corvinus bei der Legio II Germanica in Mogontiacum. Die Briefe ähnelten sich alle und der größte Unterschie war die jeweils andere Anrede. Der Brief an Corvinus sah wie folgt aus.






    Ad:
    Lucius Helvetius Corvinus
    Legio II. Germanica
    Mogontiacum - Germania Superior


    Salve Vetter,


    ich hoffe du bist inzwischen in die Reihen der Legionäre etwas aufgestiegen und bist nicht mehr der kleinste in der Kette. Nachdem was mein Onkel und dein Vater mir vor meiner Abreise per Brief mitgeteilt haben, er hat ganz stolz berichtet wie du in den Reihen deiner Centurie marschiert bist bei Fest zu Ehren von Drusus, hast du zumindestens schon mal deine Grundausbildung gut überstanden. Ich bin mir sicher bei deiner Hingabe an den Dienst unter den Adlern wirst du bald schon erste Früchte ernten. Du wirst bestimmt dein Ziel erreichen und irgendwann Primus Pilus sein oder gar Praefectus Castrorum. Wobei ich mir dich auf dem Stuhl solch eines Mannes fern von allen körperlichen Aktivitäten und tief in den Verwaltungsarbeiten steckend kaum vorstellen kann. Wie läuft es denn mit den Frauen bei dir? Hast du endlich mal eine gefunden die dir gefällt oder die du zumindestens ansprichst? Lass dir eines gesagt sein ich habe mit großen Erschrecken festgestellt das der Roma-Stamm unserer Gens, den wir ja immer für den größten und mächtigsten gehalten haben auch nur noch ein Schatten seiner Vergangenheit ist. Zwar gibt es den Senator noch aber er befindet sich mehr oder weniger im Ruhestand auf einem Landsitz. Auch gibt es noch einige Häuser und Ländereien aber gerade die Zahl, es mögen insgesamt kein halbes Dutzend mehr sein, war doch sehr erschreckend. Also ein Grund mehr für dich endlich mal auch in dieser Sache tätig zu werden. Gerade du als Legionär, der jederzeit im Dienst sterben kann, sollte schnell daran denken der Gens Kinder zu schenken. Und jetzt komm mir nicht mit dem Thema Legionäre dürfen nicht heiraten. Das weiß ich natürlich aber denke nur an unseren Großvater. Er hat deinen Vater direkt nach seiner Geburt als seinen Sohn anerkannt auch wenn Großvater seine Frau erst nach seiner Entlassung heiraten konnte. Also du siehst sowas ist ohne Probleme möglich.
    Nun aber mal weg von den angenehmen Beschäftigungen mit Frauen hin zum Ernst des Lebens. Ich bin, wie du dir anhand des Berichtes über die Roma-Helvetier gedacht hast, inzwischen in der Hauptstadt unseres Imperiums angekommen. Ich hätte mir wahrlich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können. Aber von vorne. Zuerst bin ich nach Ostia gereist um dort die Casa die unserem Stamm gehört zu begutachten. Schließlich sollte sie mir ein Leben in Rom finanziell ermöglichen. Leider war sie in einem recht schlechtem Zustand und ich musste sie teuer renovieren lassen. Zwar konnte ich sie nun gut vermietenn aber wegen der Kosten für die Renovierung werde ich über lange Zeit mit wesentlich weniger auskommen müssen als erhofft. Da kam das Angebot vom momentanem Familienoberhaupt der Gens, Milo heißt er und ist noch recht jung, würd meinen hat noch kaum Haare am Beutel. Aber ich finde trotz der vielen Schläge die sein Stamm hinnehmen musste, das man ihn scheinbar quasi in Rom alleine gelassen hat und das er noch so jung ist macht er seine Sache gut. Ich denke jedenfalls ich kann mich mit ihm anfreunden und dann werden wir in Rom schon wieder dafür Sorgen das die Gens Helvetia einen guten Klang bekommt. Aber zurück zum Anfang. Nachdem ich die Sache in Ostia geklärt hatte machte ich mich also auf den Weg. Oder besser gesagt ich wollte es. Denn plötzlich kam das Gerücht auf der Kaiser wäre verstorben. Ich denke selbst ihr werdet es inzwischen gehört haben das es nicht nur ein Gerücht war und das er auch nicht gestorben ist sondern ermordet und mit ihm gleich seine ganze Familie wenn nicht gar die ganze Gens Ulpia. In Rom wurde umgehend von Praefectus Urbi eine Ausgangssperre verhängt was mich zwang erstmal ein paar Tage in der Nähe in einer Herberge unterzukommen. Dort überschlugen sich natürlich die Gerüchte und es hieß sogar das es zu regelrechten Aufständen in der Stadt kam die von Praetorianern und Urbanern blutig niedergeschlagen wurden. Nach einigen Tagen, ich glaube es war fast eine Woche, wurde die Ausgangssperre dann aufgehoben und ich konnte einreisen. Wie es in der Sache weitergeht bleibt abzuwarten die Stadt brodelt jedenfalls vor Gerüchten. Es heißt ein Senator, ein Tiberier oder so, sei nur noch als Leiche aus seinem Haus getragen worden und etliche kleine Trupps der Praetorianer waren durch dir Stadt gezogen und haben Senatoren verhaftet. Ein paar scheinen Ihnen entkommen zu sein. Heute hab ich jedenfalls in der Acta gelesen das gewisse Sextus Aurelius Lupus, Appius Cornelius Palma und Manius Flavius Gracchus zu Staatsfeinden erklärt worden sind. Wie es scheint weiß keiner genau wo die sind also halte die Augen auf. Es gibt ne hübsche Belohnung für ihre Ergreifung oder Hinweise über Ihren Verbleib. Ich will mich den Spekulationen nicht anschließen wer nun für den Tod des Kaisers verantwortlich ist. Im groben gibt es da zwei Meinungen. Die einen sagen es wäre der Salinator selber gewesen und wie ich heute auf dem Forum hörte scheint er Anstalten zu machen sich selbst auf den Thron zu setzen. Die anderen sagen es waren Senatoren die den Kaiser umgebracht haben. Naja jedenfalls anhand der Tatsache das etliche Senatoren tot, verhaftet oder auf der Flucht sind sieht man ja wer scheinbar gewonnen hat. Ich hoffe jedenfalls das der Bruder des verstorbenen Kaisers der neue Kaiser wird. In meinen Augen hat die Gens Aelia einfach Anspruch darauf jedenfalls mehr als irgendwer sonst. Das wäre für uns natürlich gut und für mich auch. Ich habe es so gut wie geschafft Senator Lucius Iulius Centho als Patron zu gewinnen und dieser ist der Klient eben von Lucius Aelius Quarto. Ja genau dem Lucius Aelius Quarto... das währe doch schonmal ein erster Schritt für mich um in den Ordo Senatorius aufzusteigen wenn ich der Klient des Klienten des neuen Kaisers wäre.
    Aber abwarten und nicht zu früh auf ein dann vielleicht falsches Pferd setzen. Ich habe Milo jedenfalls versprochen und werde es nicht nur aus Eigennutz einhalten nicht zu riskieren indem ich jetzt den einen oder anderen beschuldige der wahre Täter zu sein oder öffentlich dazu aussagen. Ich gebe dir nur den Rat pass auf dich auf genauso wie ich es tun werden. Diese Zeit bietet viele Gelegenheiten und auch viele Gefahren und zumindestens ein offen bekundete Freundschaft zu den Flaviern, Aureliern, Tiberien und Corneliern ist im Moment nicht ratsam.


    Also seh zu Bovis das du in der Frauensache tätig wirst und bis bald



    Vale Bene



    Tiberius Helvetius Varus







    Sim-Off:

    Ich überweise gleich das Geld aber nur für einen Brief, eben den an Corvinus, die anderen beiden sind ja nicht beschrieben und die Personen NSC´s

    Varus Gesicht verzog sich bei der Geschichte ein wenig mehr.
    "Das hört sich ja fast so an als ob ein Verbrechen dahinter stecken könnte. Erzähl mir doch etwas mehr von dieser Cousine, vielleicht beginnend mit ihrem Namen. Sobald ich dazu in der Lage bin werde ich Nachforschungen anstellen um ihren Verbleib zu klären."


    Als Milo dann die Einladung förmlich aussprach verneigte Varus sich ganz leicht.
    "Ich danke dir und nehme diese Einladung gerne an. Sei versichert das dies dein Haus oder deines Großvaters ist so er denn zurückkehrt und ich mich hier nicht als Hausherr aufführen werde oder dergleichen. Es wird aber sicherlich länger dauern bevor ich mein eigenes Haus haben werde, was ein festes Ziel von mir ist, und solange würde ich denn hier bleiben wenn es recht ist. Es sei denn natürlich das Cursus Honorum verschlägt mich zum Beispiel als Tribun irgendwo ins Reich. Wo wir gerade bei dem Thema sind. Du entschuldigst hoffentlich meine Offenheit aber du siehst selber noch ein wenig... erschöpft aus. Da ich als Winzer ausgebildet wurde, eine zuweilen harte körperliche Arbeit und mein Vater zusätzlich der Meinung war das man als Mann ein Gladius bedienen können muss scheint es mir als ob ich dir nicht nur anhand meines Alters körperlich etwas überlegen bin. Schon mehr als ein junger Römer ist als Tribun gestorben oder den Anstrengungen erlegen. Es mag Familien geben die sich solche Verluste leisten können aber wie wir gerade festgestellt haben gehören die Helvetier nicht dazu. So dann mein Vorschlag ob ich dir ein bisschen was zeigen soll wenn es dir passt oder die Zeit gekommen ist das du dein Tribunat beginnst."

    "Mein Beileid für die erlittenen Verluste", kam zunächst von Varus. Er ließ offen wen er damit genau meinte. Da er aber nicht nach Milos Eltern fragte schien es so zu sein das er diese ebenfalls als verstorben ansah. Er würde nicht nach dem wieso und wie fragen solange Milo das Thema nicht beginnen würde. Er hatte seine Eltern noch und mochte sie sehr weswegen er sich gar nicht vorstellen wollte wie es war oder ist in so jungen Jahren bereits beide Elternteile zu verlieren.


    "Oh in Misenum... dann werden sie ja quasi aus erster Hand mitbekommen was mit dem Kaiser und seiner Familie passiert. Aber sechs Helvetier... wahrlich keine große Zahl mehr. Ich dachte immer schon das der Ostia-Stamm mit meiner Familie und der meines Onkels klein ist aber, zumindestens an Köpfen scheinen wir dann ja sogar mehr zu sein als "ihr". Was meinst du denn mit irgendwie verschollen? Bei so wenigen Verwandten sollte man doch von jedem lebenden wissen wo er ist finde ich?"


    Auch Varus trank den Rest von seinem Wein. Da er sah das Milo sich nichts nachschenken ließ beließ er es auch bei dem einen Becher.


    "Das ist gut zu hören mit den Feinden und weniger gut mit den Freunden. Eine Tatsache die man besonders im zweiten Fall ändern sollte. Gleichzeitig erleichtert das aber mein Vorgehen in den nächsten Tagen und Wochen."


    Varus setzte sich ein wenig auf und kam dann zu dem letzten Teil.


    "Also morgen wollte ich mich mit zwei alten Bekannten meines Vaters treffen die nachdem Ende ihrer Dienstzeit hier nach Rom gegangen sind. Beide sind inzwischen im Ordo Equester und haben irgendwelche kleineren Ämter in der Verwaltung der Stadt. Mein Vater hat sie bereits vor ein paar Monaten angeschrieben und mein Kommen angekündigt. Mit Ihnen werde ich mich unterhalten und dann übermorgen versuchen bei dem geeignetestens Senator ein Patronat zu erhalten. Anschließend wollte ich dann versuchen mit Hilfe des Patrons eine Anstellung als Scriba personalis bei einem Senator zu bekommen im Idealfall auch mit Bezahlung. Ich habe zwar etwas Geld mitgebracht und durch die Vermietung des Hauses in Ostia kommt auch noch beständig kleinere Summen dazu. Allerdings musste ich das Haus in Ostia erst renovieren lassen weshalb der Betrag wesentlich geringer ist als ich dachte und von daher ohne ein bezahlte Anstellung wohl nicht weit kommen werde.
    Wenn deine Frage eine Einladung an mich ist so würde ich diese sehr gerne annehmen. Ich bin niemand der sich einfach so selber einlädt und hatte mich auch darauf eingestellt eventuell in einem Gasthaus zu wohnen für die ersten Tage und dann etwas zu mieten. Ich möchte sagen das ich auch ohne ein entsprechende Einladung hier zu bleiben, an unserer beginnenden Zusammenarbeit und wenn du mir das Urteil erlaubst beginnenden Freundschaft festhalten werde."

    Varus ging zunächst auf das ein was Milo als letztes gesagt hat. Er nickte ihm kurz zu. Weniger wie ein Untergebener einen Befehl eines Vorgesetzten quitierte sondern mehr wie ein Freund der einen guten Ratschlag akzeptiert hatte.


    "Ich werde nicht fahrlässig etwas zunichte machen bevor es beginnnen konnte keine Sorge. Ebenso werde ich alles in meiner Macht stehende tun damit der Ostia-Stamm der Gens Helvetia nicht noch mehr Schaden am Ansehen der gesamten Gens anrichtet als es eh schon in der Vergangenheit geschehen ist. Nein im Gegenteil sogar."


    Varus trank noch einen Schluck Wein und ging dann nur ganz kurz auf die Sache mit den Aeliern ein bevor er sich weiteren Verschwörungstheorien zuwandte.


    "Ich "mag" die Aelier nicht. Ich denke einfach nur das sie nun die sind die den neuen Kaiser stellten sollten da sie am nächsten an eine richtige Nachfolge von Valerianus herankommen. Alles weitere entzieht sich meiner Kenntnis und abschließend möchte ich nur sagen das man seinen Kaiser und seine Angehörigen nicht unbedingt mögen muss. Man muss sie ehren und verehren und treu zu Ihnen stehen.


    Was du über Salinator gesagt hast ist alles nicht ohne Gewicht keine Frage. Aber wie ich sagte hörte ich sehr oft das er sich sehr viel angemaßt hat, was ihm nicht zustand. Ich glaube auch einfach nicht das sich genug Senatoren zusammengefunden haben um dieses Tat zu vollziehen. Diejenigen die dazu die Macht hätten waren meiner Meinung nach auch untereinander zu zerstritten und als letztes... war der Kaiser soweit ich weiß doch streng abgeschirmt von Prätorianern und Gefolgsleuten von Salinator. Außer Salinator kam doch so gut wie niemand einfach an ihn ran...."


    Ein weiterer Schluck Wein ging durch Varus Kehle. Er fand das Gespräch wirklich sehr anregend doch wo jetzt er und Milo mehrfach ihren Standpunkt erklärt hatten wollte er den Bogen nicht überspannen und wechselte das Thema.


    "Wo sind denn die anderen lebenden Helvetier deines Stammes und mit welchen Gens befinden sich die Helvtier im Streit und mit welchen sind wir in Freundschaft verbunden?"

    Varus überlegte einen Moment.


    "Nun sobald ich die Vorraussetzungen habe mich für das Amt des Vigintivirs zu bewerben würde ich mit der Tätigkeit als Aquarius aufhören und ich wollte ja auch nicht als Wasserbauer arbeiten sondern als Scriba. Ich dachte also es ist im Endeffekt fast das gleiche wie wenn ich "nur" Scriba bei einem Senator wäre. Gerade bei Senator Octavius Macer böte sich das ja an da er ja Curator Aquarum ist. Das Problem was ich einfach habe ist dieses das ich ohne eine bezahlte Arbeit Probleme bekommen werde. Ich konnte das Haus meiner Familie in Ostia zwar nun vermieten. Aber es stand lange leer und musste erst renoviert werden. Weshalb die Vermietung erstmal nicht viel bringt. Ansonsten habe ich etwas Geld mitgebracht aber das wird nicht lange reichen. Von der Juristerei habe ich natürlich gehört. Ich dachte mir aber das man für das Amt eines Richters erst einmal etwas mehr Lebenserfahrung bräuchte und erst sehr viel später damit in Berührung kommt. Zumal ich zugeben muss, entscheiden kann ich mich sehr gut, also in meinem Verständnis Richter sein. Aber das vorherige ewige Gerede und Wortverdrehen... da muss ich noch einiges üben. Mit der Wasserversorgung kenne ich mich im Grundsatz aus durch die Arbeit im Weinbau und als Scriba habe ich ja quasi schon für meinen Vater gearbeitet. Ansonsten kenne ich mich nur noch mit dem abrichten von Hunden aus könnte also als Direktor Ludi des Ludus Matutinus arbeiten", den letzten Teil wo es um den Direktor Ludi Posten ging, hatte Varus mit einem scherzhaften Unterton gesagt.

    Wie es schien konnte sein Patron seine Gedanken lesen.


    "Ja an so etwas dachte ich auch schon. Mit einer Arbeit als Scriba Personalis bei einem Senator könnte man ja gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ich könnte von der Picke auf das Geschäft der römischen Politik erlernen, Kontakte knüpfen und mich recht gut auf die Stelle als Vigintivir vorbereiten mit der ja die Laufbahn beginnt. Ich danke dir auch für dein Angebot dich bei einem Bekannten einzusetzen und ich würde dieses auch gerne annehmen. Doch ich habe vorher noch eine Frage. Kennst du auch Senator Faustus Octavius Macer? Ich habe durch einen Bekannten erfahren das er auch vom Land stammt. Ebenfalls ist er Curator Aquarum. Vielleicht könnte ich ja bei ihm als Scriba anfangen und gleichzeitig als Aquarius. In dieser Tätigkeit ist es ja auch möglich weniger als Wasserbauer zu arbeiten, wofür mir das Fachwissen fehlt, als Scriba bei administrativen Aufgaben und Tätigkeiten der Wasserversorgung zu arbeiten."

    Varus merkte schon das er noch einiges zu lernen hatte. In seiner Heimat war es meistens viel einfacher gewesen zu wissen wer der Böse und wer der Gute war. Gut da kannte er auch die Personen viel besser und auch da war es nicht immer so klar wie er sich jetzt zu erinnern glaubte. Aber Rom und seine Politik kam ihm im Moment wie ein unbezwingbarer Berg vor.


    "Na wir sehen doch jung und gesund aus da werden es, die passende Frau vorausgesetzt, schon mehr als ein paar werden", Varus war sich nicht ganz sicher ob er seinem jungen Gegenüber da zuviel zumutete aber er wollte mit seiner Anspielung auch testen wie "erwachsen" Milo schon war. Wenn er Rot werden würde wusste Varus das Milo bisher noch nicht viel mit Frauen zu tun gehabt hatte.


    Dann kam er wieder auf Salinator:
    "Also ich habe mehr als einmal die Gespräche der Decurionen in meiner Heimat verfolgt. Zumindestens bei uns waren sich alle einig das der Kaiser wenn er sich erholt hat Salinator ganz schön einbremsen würde. Auf meiner Reise durch die Provinzen hab ich dann das Gerücht gehört das der Kaiser auf dem Weg der Besserung war und schon bald nach Rom zurückkehren wolle. Ebenso war der Sohn des Kaisers, der ja praktischerweise gleich mit ermordert wurde ja auch langsam in einem Alter wo er zum Caesar hätte gemacht werden können. Damit war Salinators Stellung doch akut bedroht...
    Wenn es Senatoren gewesen sind hätten sie dann nicht besser "nur" den Kaiser töten müssen? Ich meine keiner von denen hatte doch die Macht sich selber an auf den Thron zu setzen wo Salinator doch so eine Machtbasis hat und die Befehlsgewalt über die Prätorianer, Urbaner usw.
    Ich würde sagen genau wissen kann es wohl nur der der den Kaiser und seine Familie getötet hat. Aber man wird ja sehen wer in der nächsten Zeit von den Prätorianern gefasst wird. Sind das nur Senatoren die Feinde von Salinator sind dann wirft es doch ein merkwürdiges Bild auf die Sache findest du nicht?
    Ich finde jedenfalls, wer es auch immer war, die Tatsache das es dem Vescularier gelungen war den Kaiser zu seiner Marionette zu machen und dessen Krankheit auszunutzen spricht schon gegen ihn und mein Verständnis von Treue und Loyalität."


    Varus genoß die Diskussion mit Milo. Sie brachten sich gegenseitig viel Vertrauen auf das sie so offen über solch ein Thema sprachen und Varus fühlte sich verwandt mit Milo. "Fremden" gegenüber würde er natürlich wesentlich vorsichtiger argumentieren. Aber irgendwie kam es ihm unterbewußt so als würde er mit Milo sprechen als ob dieser sein jüngerer leiblicher Bruder war. Deshalb wiedersprach er ihm auch offen bei Themen wo er gänzlich anderer Meinung war. Natürlich ohne diesen dabei als dumm dastehen lassen zu wollen oder gar zu beleidigen.


    "Ich würde das mit der Gens Ulpia anders beurteilen. Auch Gaius Ulpius Aelianus Valerianus war "nur" ein adoptierter Ulpier. Deshalb ist in meinen Augen die Gens Aelia mit ihrem Oberhaupt nun nach dem gewaltsamen Tod der Nachfolger der Gens Ulpia diejeniger der die Treuer der Gens Helvetia gehören sollte. Es mag richtig sein das ein abwarten und das entscheiden für eine Seite, nachdem man gesehen hat welche gewinnt bzw. gewonnen hat, die sicherer Lösung ist. Aber wenn man Treu und Loyal zu seiner "Seite" ist muss man auch für diese kämpfen und sich einsetzen!"


    "Entschuldige meine offenen Worte aber so sehe ich das. Natürlich äußere ich das so offen nur unter uns. Wir "waren" ja auch eine Klientelgens der Gens Ulpia doch ist dieses Band ja sehr schwach und dünn geworden durch den Tod und das verschwinden vieler Familienmitglieder. Ich werde zwar so schnell es geht durch ein Patronat versuchen dieses Band wieder zu stärken aber solange wir noch nicht fest verankert sind als Gefolge den Gens Aelia ist natürlich alles offen. Ebenso erkenne ich dich als Enkel des Pater Familias und dazu als in Rom aufgewachsener als Autorität an die mir ortsfremden Landei natürlich so einiges sagen kann und auch wenn ich aus einem anderen Stamm der Gens bin so bleiben wir doch eine Gens und sollten daher nichts tun was jemand anderen schadet. Das versichere ich dir auch im Hinblick auf die Taten einiger anderer Mitglieder meines Stammes."

    Varus war sich ein wenig unsicher ob er Fragen konnte was ihm auf der Zunge brannte. Doch dann entschied er sich die Frage zu stellen. Es nützte ja nichts so zu tun als ob er sich in Rom gut auskennen würde.


    "Nein bisher noch nicht. Ich bin erst vor ein paar Tagen in Roma angekommen, war davor gut 2 Wochen in Ostia um Familienangelegenheiten zu regeln und davor aus meiner Heimatstadt angereist.
    Mein Vater der im Ordo Decurionum von Colonia Ulpia Traiana Poetovio ist hat mir natürlich in paar Dinge beigebracht und ich habe ihn auch schon auf einigen Sitzungen begleitet, ja sogar schon ein paar mal für ihn gesprochen. Aber mehr leider noch nicht und der Ordo Decurionum in meiner Heimatstadt kann man natürlich auch nicht mit der Politik hier in Roma vergleichen.
    Es tut mir leid dies sagen zu müssen aber mir sind deine weiteren Klienten nicht bekannt. Werde ich sie morgen früh bei der Salutatio kennenlernen oder pflegst du diesen Brauch nicht?"


    Varus hoffte fast das Centho dies nicht tun würde, zumindestens nicht jeden Morgen.

    Da am Samstag überall in Deutschland Demos dazu geplant waren/sind könnte man nun auch spekulieren das die Ankündigung die Ratifizierung zu "verschieben" genau erreichen wollte das weniger hingehen.

    Varus dachte einen Moment über das gesagt nach.


    "Oder es soweit zurückliegt das es niemand mehr weiß...", ging Varus noch kurz auf die fehlende Blutsverwandtschaft ein. Wobei er sich dachte das eigentlich auch keine so große Rolle spielt, wo es doch selbst bei Kaisern so ist das sie durch Adoptionen die Familien wechseln.


    "Das denke ich auch wir sind beide Helvetier Punkt. Ich würde auch Turpio gerne mal kennenlernen. Aber auch mit zwei Bewohner ist das Haus doch recht leer würde ich meinen. Hat Turpio denn schon eine Frau oder ist er in deinem Alter? Gerade wo die Gens so... klein geworden ist sind viele Nachkommen ja wichtig.


    Als Milo dann auf den Tod des Kaiser und die Politik kam, verdunkelte sich Varus Gesicht.
    "Es mag daran liegen das ich in der Nähe der Grenze zum Barbaricum aufgewachsen bin und es in meinem bisherigen Leben schon mehr als einmal Barbarenangriffe gab. Jedenfalls sehe ich die momentane Situation eher als Chance an. Natürlich ist es wichtig am Ende auf der Seite der Gewinner zu stehen. Aber genauso natürlich muss es auch der richtige Mann sein. Ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und kenne die Geschichten über Salinator auch nur aus zweiter oder dritter Hand. Aber wenn die Sache noch nicht entschieden ist sollte er nicht meine Unterstützung finden. Er ist einfach nicht der richtige für den Thron. Er war dem Kaiser sicherlich ein treuer Gefolgsmann aber in der Zeit von dessen Krankheit... nun ich habe Gerüchte gehört das er sich bereits seit längerem wie der Kaiser selber benimmt. So mit der Anzahl der Liktoren, der Bekleidung zu offiziellen Anlässen usw. Außerdem war der Kaiser und seine Familie doch äußerst abgeschirmt und von den Praetorianer scharf bewacht. Wenn diese nicht völlig versagt haben hat Salinator doch die beste Gelegenheit gehabt den Kaiser ...", Varus sprach es nicht aus aber Milo hatte wahrscheinlich verstanden was er sagen wollte.


    "Andererseits was sollte der Grund sein für ihn einen Bürgerkrieg zu riskieren wenn er doch eh schon quasi regiert hat. Und solange wie der Kaiser bereits schon krank war, bestand doch wenig Aussicht auf eine baldige Rückkehr. Naja wie auch immer. Soweit ich informiert bin ist die Gens Ulpia deren Klienten wir waren oder sind nun ausgelöscht. Doch hatte der Kaiser nicht einen leiblichen Bruder der ebenfalls Senator ist? Nach meinem Verständnis wäre er und seine Gens dann doch die die unsere Treue gehören sollte?"

    "Nun vielleicht können wir uns da ein wenig ergänzen. Ich bin sicherlich kein Experte im Militärgeschichte aber ein bisschen Wissen habe ich dort schon, besonders halt über die Legio XV. Wie du dir denken kannst ist mein Elternhaus voller Devotionalien und Erinnerungsstücken an diese Legio."


    Varus nahm einen kleinen Schluck, auch er wollte sich nicht betrinken zu dieser Tageszeit aber für ihn war Wein trinken einfach eine Gewohnheit mit der er schon in sehr jungen Jahren begonnen hatte. Wahrscheinlich ganz normal in einem Winzerhaus.


    Als Milo das mit den vielen Toten erwähnte und das Kopfschütteln sah nutzte Varus die Gelegenheit als Milo seinen Becher wegstellte.


    "Man soll über Tote nicht schlecht sprechen aber zumindestens die Helvetier in Ostia scheinen kein gutes Bild für unsere Gens gelassen abgegeben zu haben. Mein Großvater hat jedenfalls so gut wie nie ein gutes Wort über seine Brüder und seinen Vater hören lassen. Aber ich kann dir eins sagen. Meine Familie ist stark und gesund lebt halt nur weit entfernt in der Provinz. Wie mir scheint hast du aber einen sehr tiefen Einblick in den Stammbaum der Gens. Sind wir eigentlich entfernt blutsverwandt und wenn ja wie?"


    Als seine späteren Worte dann ein Lächeln auf Milos Antlitz brachte war auch Varus besser gelaunt.
    "Genau deshalb bin ich hier. Die Helvetier müssen wieder an ihren angestammten Platz und wie nicht zuletzt der Tod unseres Kaisers gezeigt hat fehlen verlässliche Menschen wie wir."


    Er blickte Milo fest an und sprach mit sehr überzeugter Stimme
    "Das werden wir Milo. Bevor wir alte Männer sind wird die Gens Helvetia wieder hell erstrahlen. Das habe ich meinem Vater geschworen. Nun sind wir schon zu zweit und können uns in diesem streben vielleicht sogar ergänzen. Es fängt ja schon an mit der Militärgeschichte. Vielleicht kannst du mir jungem Landei dann einiges aus der Tagespolitik im großen Rom erzählen!"