Beiträge von Petronia Octavena

    Mit der Einstellung hatte er wahrscheinlich gar keine Freunde! Aber das blieb nur ein böser Gedanke in Octavenas Kopf, den sie sich hütete, auszusprechen. Das würde weder ihr noch ihm nutzen.
    "Pff! Dann scheinst du keine Ahnung von Freundschaft zu haben! Denn Freundschaft heißt auch, dass man seinen Freunden zu hört, auch wenn einen nicht immer alles interssiert!", meinte sie stattdessen patzig und reckte dabei ein wenig die Nase in die Höhe.

    "Natürlich ist das logisch!", erwiderte sie nun trotzig, "Und das Anhören von langweiligen Geschichten ist auch keine Freundschaft. Aber ein Schritt in die Richtung!"
    Hatte sie zwischenzeitlich darüber nachgedacht, es einfach auf sich beruhen zu lassen, jetzt siegte doch dank seiner Abwehrhaltung ihre Sturheit.
    Sie redete sich hier gar nichts ein! Und das wollte sie ihm auch beweisen!

    "Es ist für dich nur unlogisch, weil du dir einredest, dass es das ist!", gab sie etwas schnippisch zurück.
    Sein Unverständnis war ihr ein Rätsel. Sie hatte doch völlig schlüssige, logische Argumente verwendet! Dabei meinte sie es ja eigentlich nur gut!

    Octavena verstand zwar nicht ganz, womit sie dieses Lächeln des Ducciers verdient hatte, lächelte aber doch beiläufig ihrerseits zurück, während der Senator noch sein Geschwafel los wurde. Sie fand es doch etwas irritierend, wie man anstatt einfach zum Punkt zu kommen, ewig um den heißen Brei herum reden konnte. Redete man vielleicht in Rom so? Dann musste man dort oder zumindest in den höheren Kreisen für alles unendlich lange brauchen.


    Danach schweiften Octavenas Gedanken kurzzeitig ab, während sie eher mit halben Ohr zuhörte, und erst als das Gespräch aufs Wetter kam, huschte kurzzeitig ein Lächeln über ihr Gesicht. Ihr kam es ein wenig so vor, als wollte das Wetter alle Klischees, die jemand von anderorts über Germanien oder Mogontiacum hören konnte, bestätigen. Jedenfalls war es diese Art Wetter gewesen, die sie sich immer in Tarraco vorgestellt hatte, nachdem ihr Vater ihr verkündet hatte, dass er sie zu ihrem Onkel hierher schicken wollte.
    Sie schien nicht die einzige zu sein, die dieses Geplänkel langweilte, denn Duccius Marsus lieferte ja geradezu eine Steilvorlage, um von dieser Art Gesprächsthemen weg zu kommen. Ihre Mundwinkel zuckten kurz, aber fürs erste blieb sie weiterhin stumm, auch wenn ihr eine etwas freche Bemerkung auf der Zunge lag. Aber sie schluckte sie herunter und erinnerte sich gleichzeitig selbst an ihre Manieren.

    Zitat

    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Ich bin in tiefstem Maße verzückt, meine Damen. Nie brachte Flora liebreizendere Blüten hervor als am heutigen Tag, scheint es mir. Petronia...“ wandte er sich zunächst an die im Rang höhere. Allerdings verzichtete er auf einen Handkuss. Zum einen, weil man nichts anfasste, an dem ein anderer Kerl schon geleckt hatte (und mit fünf Brüdern kam so etwas häufiger vor, als man zählen konnte, vor allem wenn es um süßes Gebäck oder andere Delikatessen ging), und zum anderen, weil ihr Vater direkt daneben stand und er nicht wie ein Barbar etwas antatschen wollte, was einem anderen gehörte. Dem Vater, nicht dem Duccius. “... ich würde gern nun Vergleiche deiner Schönheit mit der von Rosen oder Orchideen ziehen, aber ich fürchte, sie würden deiner allesamt nicht gerecht. Eine solch graziöse Erscheinung findet man wohl nicht in einem Garten, höchstens dem der Hesperiden.“


    Die Schmeicheleien des Aurelius waren sogar für Octavenas Geschmack ein wenig zu dick aufgetragen und einiges zu blumig. Ein Kompliment war ja schön und gut, aber mit maßloser Übertreibung konnte sie nun wirklich nichts anfangen. Da sie aber auch nicht so recht wusste, was sie darauf erwidern sollte, ohne unhöflich zu werden, beschränkte sie sich weiterhin aufs Schweigen und ein höfliches Lächeln. Umso rechter war es ihr, dass der Senator seine Aufmerksamkeit gleich darauf Nicea zu wandte, die daraufhin noch röter zu werden schien.
    Ihre Reaktion stand im krassen Gegensatz zu Sicca, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war und anfing, sich bei dem Senator einzuschleimen, woraufhin Octavena nur mit Mühe dem Drang widerstand, eine Augenbraue verächtlich hoch zu ziehen. Wie konnten zwei Schwestern nur so verschieden sein?
    Als dann auch noch Nicea nach einem kurzen Gespräch mit ihrem Vater verschwand, sank Octavenas Laune wieder etwas. Nun war sie alleine mit den Männern und Sicca. Wenn sie Pech hatte, würde das alles noch sehr langweilig für sie werden...

    Octavena schnaubte frustriert.
    "Ich glaube langsam, du willst das gar nicht verstehen", seufzte sie genervt dann und trottete wieder eher schlecht gelaunt hinter ihm her.
    Wo war sie hier nur gelandet? Da hatte sie schon einen Cousin, der kaum älter als sie war, und er war so... merkwürdig? Langsam wusste sie nicht mehr, wie Lucius noch bezeichnen konnte, denn sie wurde nicht recht schlau aus ihm. Und das wiederum war genauso frustrierend wie ihre Diskussionen, bei denen sie das Gefühl hatte, dass er es nicht lassen konnte, einfach abzublocken, wenn er nicht einsehen wollte, dass sie recht hatte.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Und auch dich, Petronia Octavena, heiße ich herzlich willkommen", säuselte der Duccius dann und hauchte auch der Petronia einen Kuss auf den Handrücken. Ihren Namen hatte der alte Petronius zum Glück noch einmal per Erwähnung aufgefrischt.


    Octavena sah vage aus den Augenwinkeln wie Nicea scheinbar bei der Begrüßung durch den ehemaligen Duumvir scheinbar beschlossen hatte, zu einer Tomate zu werden, so rot wie sie wurde. Octavena selbst quittierte den auf ihren Handrücken gehauchten Kuss mit einem geschmeichelten Lächeln, schaffte es jedoch ansonsten ihre bisherige Haltung allgemein zu wahren. Erst als der Duccius sie auch noch überflüssiger Weise als "bezaubernd" bei der Vorstellung gegenüber dem Senator bezeichnete, spürte auch Octavena wie ihre Wangen ein wenig zu glühen begannen, woraufhin sie hastig den Blick senkte und hoffte, dass niemand diese Röte bemerken würde.

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Duccius Marsus, salve. Ich dachte, ich komme 'mal vorbei. Meine Nichte Octavena kennst du ja schon. Und meinen Klienten Mathayus und seine Töchter auch, oder?"


    "Salve", grüßte sie brav, als ihr Onkel sie kurz noch einmal vorstellte und lächelte dann höflich in die Runde, wobei sie unauffällig ein wenig ihren Blick über die Anwesenden gleiten ließ. Dann hielt sie sich erst einmal etwas im Hintergrund und hielt nur aufmerksam Augen und Ohren offen.

    Götter, war er wirklich so unbelehrbar oder tat er nur so?
    Nicht zum ersten Mal schüttelte Octavena ungläubig den Kopf.
    "Freundlichkeit ist kein Tauschobjekt, sondern eine billige Möglichkeit, die Leute dazu zu bewegen, dass sie dir bis zu einem gewissen Grad vertrauen. Sie bitten dich leichter um Hilfe und das wiederum kannst du für dich nutzen." Sie machte eine kurze Pause. "Außerdem machst du dich durch Freundlichkeit schlicht und ergreifend beliebt und beliebte Leute haben es normalerweise einfacher."

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Petronia, Nicaea - gut, dass ihr hier seid! Hättet ihr Lust, mal einen echten Senator kennen zu lernen?"


    Mit einer Mischung aus Überraschung und Neugieride zog Octavena beide Augenbrauen hoch und sah ihren Onkel fragend an. Ein Senator? Hier in Mogontiacum? Das weckte allerdings tatsächlich eine gewisse Aufregung in ihr.
    "Wirklich?"

    "Du bist den Leuten unsympathisch, wenn du den Eindruck vermittelst, du wolltest nichts mit ihnen zu tun haben. Dann wirkst du arrogant und selbstgefällig und das kommt nicht wirklich gut an. Indem du immer Mal wieder ein paar Belanglosigkeiten, wie du es nennst, austauschst, zeigst du Interesse und das wiederum macht dich nett und symapthisch", erklärte Octavena schon fast Schulmeistermäßig, wobei sie es genoss, ihn zu belehren, während er ihr sogar tatsächlich zuhören zu schien.
    Mal ganz davon abgesehen, dass sie es nun einmal liebte Recht zu haben, und wusste, dass sie diese Diskussion letztendlich wahrscheinlich gewinnen würde.

    Octavena machte ein scheinbar unschuldiges Gesicht. "Ich weiß nicht wovon du redest...", meinte sie dann, grinste aber sofort breit und zwinkerte Nicea ein wenig verschwörerisch zu.
    "Na gut, natürlich weiß ich, wen du meinst", erwiderte sie dann, "Ich habe ihn auf dem Forum kennen gelernt, als ich mir ein paar Tage nach meiner Ankunft hier die Stadt ein bisschen ansehen wollte."

    Zitat

    Original von Mathayus Magonidas
    "Ja das ist eine gute Idee. Deine Ziehtochter müsste ja auch irgendwo da unten sein so dass man sie eventuell dazu holen kann um sie vorzustellen wenn sich das erste Gespräch gut entwickelt."


    Nach dem Gespräch mit Ferox hakte sich schließlich Octavena mit einem zufriedenen Lächeln wieder bei Nicea unter und sah sie nach wie vor gut gelaunt an. "Vielleicht sollten wir langsam mal zurück gehen bevor wir noch zu sehr vermisst werden", schlug sie dann vor, wobei sie ihre Freundin schon ein wenig in die entsprechende Richtung dirigierte, da sie nicht wirklich erwartete, Nicea würde etwas dagegen haben.

    Gelassen ignorierte Octavena Lucius' Widerstand und zog mit schief gelegtem Kopf für einen Moment ein wenig die Schultern hoch.
    "Sicher, sicher", erwiderte sie dann sarkastisch, "Es ist ja nicht so, dass solche Männer deine potenziellen Wähler sind oder dass sich mit ihnen das ein oder andere Geschäft machen ließe, das mit guten Beziehungen bestimmt einfacher zu schließen wäre."
    Sie begann immer mehr, zu gestikulieren, und ihre Stimme wurde wieder ernst. "Es ist doch ganz einfach: Natürlich hilft es nichts, sich bei allen liebkind zu machen. Aber sich unbeliebt zu machen genauso wenig. Leute, die dich sympathisch finden, sind netter zu dir. Helfen dir, wenn du Hilfe brauchen solltest. Und selbst wenn du ihre Hilfe nie brauchen solltest, was ich bezweifle, weil jeder manchmal sich helfen lassen muss, so bist du noch immer auf alles vorbereitet."

    Sie schnaubte. Er schien tatsächlich nicht zu begreifen, was sie meinte! Mal wieder.
    "Es geht hierbei doch gar nicht um Domitius Massula, sondern darum, dass es allgemein nicht schlecht ist, ab und zu einmal, einfach mit anderen nett zu plaudern", erwiderte sie also, "So macht man sich nun mal am einfachsten ein paar Freunde oder zumindest Leute, die nicht abgeneigt sind, sich mit einem anzufreunden. Und wenn man ein wenig aufpasst, kann man manchmal auch sich vor allem selbst denken, was der andere nicht ausspricht." Sie zuckte mit den Achseln. "Man kann ja nie wissen, wozu man so etwas brauchen kann."
    Mal ganz abgesehen von dem Klatsch und Tratsch, den man bei solchen Gesprächen erfahren konnte, aber Octavena bezweifelte, dass Lucius sich dafür würde begeistern können.

    Octavena rollte mit den Augen.
    Warum wunderte sie das nur nicht? Lucius bekam die perfekte Steilvorlage, um ein kurzes, nettes Gespräch zu führen, wodurh er sich ein wenig beliebt machen konnte, und er wollte nur so schnell wie möglich verschwinden. Zwar konnte es ihr im Grunde ja egal sein, wie er seine Umgebung vermutlich früher oder später noch gänzlich vor den Kopf stoßen würde, aber bei so einem Verhalten konnte sie einfach nicht anders, als sich innerlich mit der flachen Hand auf die Stirn zu schlagen.
    Aber natürlich trottete sie brav hinter ihm her, als er sich aus dem Staub machte, wenn auch nicht ohne dem Fremden einmal kurz höflich zu zu nicken und ein ein wenig entschuldigendes Gesicht zu machen. Vielleicht wurde dadurch ja zumindest Lucius' ziemlich spontane Ausrede etwas glaubwürdiger...
    "Jemals auf die Idee gekommen, dass es auch ganz hilfreich sein kann, sich ein wenig mit anderen Leuten zu unterhalten? Man kann dadurch sehr interessante Dinge erfahren...", bemerkte sie sobald sie außer Hörweite waren, wenn auch sehr leise und etwas weniger kritisierend und patzig, als sie es sich gedacht hatte.

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "Salve Petronius Crispus, ich sehe, du kümmerst dich um deinen Vicus. Und salve Petronia Octavena, schön, dass du Petronius Crispus bei seiner schweren Arbeit zur Seite stehst. Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?".


    Zur Seite stehen? Octavena unterdrückte ein amüsiertes Schnauben. Das alles artete immer mehr in eine einzige, große Diskussion zwischen ihr und Lucius aus! Zur Seite stehen konnte man das nicht nennen!
    Doch sie hielt ausnahmsweise den Mund und überlies erst einmal ihrem Cousin das Wort, nachdem sie den Neuankömmling - War der nicht auch bei dem Essen im Haus ihres Onkels gewesen? - mit einem höflichen "Salve" begrüßt hatte.