Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Sim-Off:

    Ich nehme mal an, du meinst mich mit "Tribun"


    Vor dem eigentlichen Arbeitsraum des Tribuns Petronius gab es ein Vorzimmer, in dem eine Bank und ein Schreibpult für den Cornicularius stand. Dieses war momentan aber leer, denn die Stimmen im eigentlichen Officium stammten von Ulpius und dem Petronier. Als sich dann die Tür öffnete, kamen auch beide nacheinander in den Vorraum, in dem Frugi wartete.


    "Was gibt's?"
    fragte der Tribun den fremden Soldaten, dessen Ausrüstung nicht darauf deutete, dass er ein Urbaner war.

    Auch der Petronier war heute wieder mit von der Partie und verfolgte die Befragung, die in seinen Augen wieder einmal ziemlich unsystematisch ablief: Zuerst ging es um Varia und ihre Vorgeschichte, dann wechselte man plötzlich auf den Ablauf des Aufstands selbst - warum auch immer ein x-beliebiger Flüchtender von der Szenerie sachdienliche Informationen bieten sollte. Decimus Massa kannte er und seine er erinnerte sich auch, wie der Typ ihn in seinem Streit mit Laetilius Blasio unterbrochen hatte.


    Zuerst musste er aber Maro verteidigen:
    "Ich denke schon, dass es eine sachdienliche Information ist zu bemerken, wenn eine Zeugin offensichtliche Falschaussagen macht. Wir werden kaum Zeit haben, jeden Flüchtenden vom Aufstand befragen zu können. Ich könnte auch knapp 500 Soldaten der Cohortes Urbanae benennen, die uns dazu bessere Informationen liefern könnten."
    Damit war der Tiberier an der Reihe, der hier ein ganz eigenartiges Spiel spielte:
    "Soweit ich mich erinnere, stand in deinem Bericht gestern, dass diese Varia sehr wohl gefoltert wurde. Was stimmt denn nun? Und was genau soll Sergia Fausta oder die Helvetier mit dem Aufstand zu tun haben? Dass Varia einem kriminellen Besitzer gehörte, bevor sie ihm weglief, sagt ja nicht, dass sie in seinem Auftrag handelte - im Gegenteil!"
    Schließlich wandte der Tribun sich an den Consul:
    "Mir ist nicht ganz klar, worauf diese Befragung hinauslaufen soll. Wenn wir mehr über den Tathergang wissen wollen, sollten wir vielleicht lieber zuerst unsere eigenen Aussagen dazu sammeln. Wenn wir Informationen über die Planungen des Aufstands wissen wollen, sollten wir die Gefangenen befragen, anstatt irgendwelche Passanten spekulieren zu lassen. Ich schlage vor wir bleiben bei dem, worüber die Zeugin uns tatsächlich exklusive Informationen bieten kann - über das, was sie uns über ihre Begegnungen mit Varia erzählen kann."

    "Ich habe keine Ahnung, ob die A Memoria beteiligt ist, allerdings passt diese Fährte wieder kaum zu der Behauptung, deine Morde hätten was mit der Sache zu tun gehabt."
    Dem Wissen des Tribuns zufolge gab es zumindest gab es hier keine Verbindungen und die Prätorianer behaupteten ja auf der einen Seite, Varia hätte schlicht aus Hass auf Rom gemordet - was allerdings nicht erklärte, warum sie ausgerechnet diese Personen ermordet hatte - auf der anderen Seite, dass möglicherweise eventuell irgendwelche mächtigeren Akteure etwas damit zu tun hätten. Beide Motive passten nur mit viel Phantasie zusammen...


    Lucius überlegte kurz. Dann machte er noch eine Bemerkung zu der Frage um Befehle:
    "Wir werden vorerst bei der Wahrheit bleiben: Wir haben weder die Zeit, noch die Mittel um jeden unbedeutenden Mord zu klären. Dass wir die Tatorte in der Subura überhaupt besucht haben, ist schon mehr als das übliche Verfahren."
    Die meisten Morde in der Subura geschahen ja quasi unbeachtet von den Behörden - wieso sollte man sich auch für den Tod irgendwelcher Habenichtse interessieren?
    "Uns fehlten außerdem klare Indizien, die ein Weiterermitteln vielversprechend wirken ließen: Wir hatten ja keine Varia, aus der man alle Informationen herausfoltern konnte und hinterher kann man immer konstruieren, wie man auf irgendetwas gekommen wäre!"

    Als die Tiere an Ort und Stelle waren, begann der Petronier laut das Opfergebet zu sprechen:
    „O Iuppiter Invictus, Custor Urbis! O Mars Pater Militum! O Victoria!
    Ihr führt uns allzeit in die Schlacht und verleiht uns beständig den Sieg! Diese Männer, die hinter mir stehen, dienten zu eurem Ruhm zwanzig Jahre zum Schutz der Stadt! Wie du, Iuppiter Custos Urbis, jeden Fluch von uns abwendest, so wendeten sie jeden Feind Roms von unseren Mauern ab! Unter deiner Vaterschaft, Mars Pater Militum, kämpften sie gegen Mörder, Räuber und alle Menschen, die der Ruhe und Ordnung der Urbs widerstreben! Unter deiner Ägide, Victoria, überwanden sie alle Gegner, ohne ihr Leben opfern zu müssen!“

    Eines an dieser Zeremonie entsprach zumindest der Realität - diese Soldaten hatten ihren Job gut gemacht und es geschafft zu überleben. Das war schon eine gewisse Anerkennung wert, selbst wenn sie eher den Soldaten als irgendwelchen Göttern gelten sollte!
    „Zum Dank für euren Segen und Schutz bringen wir euch heute gerechte Opfer dar:
    Iuppiter, nimm diesen dir geweihten Widder!
    Mars, nimm an diesen dir geweihten Widder!
    Victoria, nimm an dieses dir geweihte Schaf!
    Nehmt an unsere Gaben als Dank und zu unserem Wohl!“

    Auch dieses Gebet wurde mit erhobenen Armen gebetet, dann sah der Petronier zu Tieo Furius und den anderen beiden Soldaten, die ein Opfertier hielten - jetzt waren endlich die Opferschlächter gefragt! Die Augen des Tribuns leuchteten bereits...

    Der Tribun hörte der Einschätzung Maros aufmerksam zu - er hatte inzwischen gelernt, dass es manchmal rational war, zuerst den anderen sprechen zu lassen. Und auch wenn der Octavier nur ein Optio war, erschien er Lucius als aufgeweckter Kopf, dem zuzuhören sich lohnen konnte. Und auch heute waren seine Gedanken vernünftig:
    „Ich bin davon überzeugt - und wir dürfen uns darauf nicht einlassen! Diesen Speculator habe ich das letzte Mal schon abblitzen lassen und es ist nichts passiert - wir müssen uns also keine Sorgen machen, dass wir keine Rückendeckung bekommen. Scheinbar sondern die Prätorianer schon beim Kaiser nicht durchgedrungen, weil ihre Ermittlungen so hanebüchen sind.“
    Er verschränkte die Arme vor der Brust - das war die einzige rationale Erklärung für die Attacke - denn dass das alles ohne ein bestimmtes Ziel passiert war, dafür schätzte er die schwarze Brut als zu gerissen ein!
    „Wir werden uns nicht auf diese wilden Spekulationen einlassen und gegen jede Unterstellung wehren! Wenn Tiberius den Krieg will, soll er ihn haben!“

    Der Tribun nahm die Schale und ließ sich etwas Wein eingießen. Dann hielt er die Patera in Richtung der Kultbilder, die nach wie vor reglos und nass im Regen standen. Als er die Arme nach vorn streckte, spürte er wieder einmal ein leichtes Ziehen an seiner Narbe am linken Arm - seitdem er beim Sklavenaufstand einen Schlag darauf bekommen hatte, spürte er sie wieder mehr.
    "Ihr Patrone aller Soldaten, die ihr Rom schützt und uns beständig den Sieg verleiht! Nehmt an diesen Wein als Zeichen unseres Dankes!“"
    intonierte er das Gebet trotzdem unbeeindruckt und goss den Wein auf den Boden. Wie immer fand er es schade darum, selbst wenn er Bier bevorzugte. Als nächstes waren noch Opferkuchen an der Reihe, die ein weiterer Soldat brachte und die mit einem entsprechenden Gebet präsentiert und dann in die Glut geworfen wurden, wo sie zischend verkohlten.


    Dann war aber glücklicherweise endlich der interessantere Teil des Opfers an der Reihe - der Blutige! Der Anblick eines sterbenden Tieres war der einzige Grund für Lucius, sich während so einem Unsinn wie einer Kultfeier überhaupt zu begeistern...


    Die drei Tiere - zwei Widder und ein Schaf - mussten nun also an ihren Platz vor dem Altar gebracht werden - eine Aufgabe für Furius Cerretanus und seine beiden Kameraden. Dann würde der Tribun das ausführlichere Opfergebet sprechen.

    Lucius kochte vor Zorn über diesen aufgeblasenen Tiberier. Der Kerl war Patrizier, wie man hörte - wahrscheinlich hatte er nicht die Eier dazu gehabt, einen standesgemäßen Weg einzuschlagen, um stattdessen allein durch seinen sozialen Status eine einflussreiche Position zu bekommen. Seine vermeintlichen "Ergebnisse", mit denen er Optio Octavius jetzt bloßstellte, wollte der Tribun auf jeden Fall nicht einfach glauben - wahrscheinlich hatte er seine Version auch einem seiner Folteropfer in den Mund gelegt...


    Eines konnte Lucius auf jeden Fall schon sagen - er hasste diesen Tiberier genauso wie Laetilius Blasio!
    "Keine weiteren Fragen - vorerst."
    bemerkte er also bezüglich des Helvetiers und lehnte sich mit vor der Brust verschränkten Armen in seinen Stuhl zurück - diese Kommission konnte ja noch heiter werden!

    Sim-Off:

    Wenn wir so explizit über die Siegelringe sprechen wollen, sollten wir uns vielleicht zuvor SimOff über ein paar grundlegende Dinge einigen, über die sich schwer SimOn streiten lässt:
    1. Wer bestimmt hier, wie es eigentlich war? Maro hat damals ja redlich ermittelt, Verus denkt offenbar an eine andere Version - bildet nun eine von beiden Versionen den tatsächlichen Tathergang ab (bzw. erhebt Anspruch darauf) oder liegt einer (oder beide) (evtl. auch bewusst, um sich zu schützen/andere zu diffamieren) falsch? Ich denke, wir sollten uns zumindest SimOff diesbezüglich einig werden, damit es zu keinen SimOff-Frustrationen kommt.
    2. Welche Bedeutung haben für uns Siegelringe allgemein? Bei der Mordserie wirkt es für mich so, als hätte der zuständige Spieler angenommen, jeder römische Bürger besäße einen Siegelring und das sei sozusagen das Abzeichen des römischen Bürgerrechts (vielleicht irre ich mich aber auch...). Ich würde das nicht so sehen, denn warum sollte ein einfacher Metzger einen Siegelring haben? Die Frage, wer üblicherweise wann Siegelringe führt, wäre aber auch ein wichtiger Kontext für die Interpretation des "Ringeschluckens" - auch darüber sollten wir uns also verständigen, damit wir nicht aneinander vorbeireden...


    Da ich involviert bin, würde ich vorschlagen, Menecrates bestimmt im Zweifel via SimOff-Kommentar, was die gültige Interpretation ist ;)

    Ich wollte noch einmal für unser Opfer werben - bisher haben wir leider nur zwei mikrige Zuschauer, die nicht direkt am Ritual beteiligt sind. Damit wir die Quest schaffen, wäre es super, wenn sich noch ein paar Zivilisten einen Ruck geben würden ;)


    Ist zwar gerade hohe Konkurrenz bei den Staatsopfern in Rom, aber die Cohortes Urbanae wären doch sehr dankbar, wenn unsere Mühen belohnt werden würden :)

    Der Tribun nahm einige Körner und warf sie auf den Altar, wo das Feuer - nicht zuletzt dank dem Nieselregen - inzwischen so weit heruntergebrannt war, dass es keine Flammen mehr schlug. Dummerweise verhinderte der Regen aber auch eindrucksvolle Weihrauchschwaden, sodass das Gebet des Petroniers eine unfreiwillig kritische Note bekam:
    "Wie der Weihrauch zum Himmel steigt, so möge unser Dank euch erreichen!"
    Für Lucius passte dieser Umstand natürlich - ebenso wie der Weihrauch heute recht nicht wollte, so wollte auch er keine übermächtigen Wesen dafür verantwortlich machen, dass diese Veteranen ihren Dienst überlebt hatten! Nur, dass es bei ihm eine grundsätzliche Frage war...


    Aber es ging bei diesen Zeremonien nicht darum, was er davon hielt oder was irgendeiner der Männer vor ihm dachte - so wie es nicht immer rational war, was man beim Exerzieren tat (welchen Sinn hatte es etwa, strammzustehen?), so waren Opfer eben zu vollziehen. Also war nun die nächste Gabe an der Reihe: Ein Trankopfer, für das Miles Helvetius eine Patera und eine Weinkanne reichen musste...

    Der Petronier hörte vorerst zu - es gab immerhin eine ganze menge Neuigkeiten in den Berichten der verschiedenen Kommissionsmitglieder! Auch Maro gab seinen Wissensstand wieder – genau so wie es in seinem Officium berichtet hatte. Auch der Vorschlag des Konsuls, sich nicht die Geschichten der Prätorianer anzuhören, sondern zuerst unabhängige Zeugen zu verhören, fand seine Zustimmung. Als dann aber plötzlich die Stimmung gegen die Cohortes Urbanae umschwang, war sein Beschützertrieb für seine Truppe geweckt. Der vermeintlich geheime Bericht, den der Tiberi ihr austeilen ließ, war insgesamt nichts als Spekulation – wenn man jemals bei einer Folterung teilgenommen hatte, wusste man, dass man im Grunde alles aus einem Folteropfer herausprügeln konnte! Abgesehen davon waren die ominösen Verbindungen völlig wolkig! Dass man nun versuchte, seinen Männern Nachlässigkeit vorzuwerfen, war wirklich der Gipfel!
    „ ich glaube, ich muss hier etwas klarstellen: Die Cohortes Urbanae zählten vor dem aufstand 1601 Mann, jetzt sind die Zahl noch geringer! Niemand weiß, wie viele Einwohner Rom hat – aber ich denke, jeder der Anwesenden wird einsehen, dass wir mit dieser Mannstärke nicht jedes Verbrechen verfolgen können, das hier in Rom passiert! Optio Octavius hat wie jeder unserer Offiziere zahlreiche Aufgaben zu erledigen – insofern ist es nicht verwunderlich, dass dieser Fall hier noch nicht zum Abschluss gebracht werden konnte! Morde an einfachen Handwerkern haben bei unserer Personalstärke leider sehr niedrige Priorität!“
    Er funkelte den Prätorianer feindselig an - er hatte ein Deja vue von dem absurden Gespräch mit diesem Manius II. Anders als sie konnten seine Leute nicht einfach willkürlich Täter und Motive erfinden und die Beweise dann aus irgendwelchen armen Kerlen herausfoltern!

    Noch bevor der Quintilier das Wasser auf seine Hände goss, waren diese feucht von dem beständig weiterregnenden Nieselregen. Aber obwohl die Abergläubischen glaubten, dass Iuppiter auch den Regen schickte, genügte das Wasser vom Himmel nicht für die rituelle Reinigung. Also sprach der Tribun das kurze Reinigungsgebet und ließ sich danach - wieder sinnloserweise - die Hände trocknen.


    Dann konnte endlich das eigentliche Gebet beginnen:
    „O Iuppiter Invictus, Urbis Custos! O Mars Pater Militum! O Victoria!
    Ihr Patrone aller Soldaten, die ihr Rom schützt und uns beständig den Sieg verleiht! Hört unser Gebet!“

    Der Petronier wandte sich nach rechts, wo nun hoffentlich der Octavier mit der Weihrauchdose bereit stand - wie üblich begann man nämlich mit Weihrauch das Voropfer.

    Lucius erreichte die Opfertiere, die eine ganze Menge Fleisch abgeben würden: die Widder waren ziemlich fett und die Veteranen würden sicher schon von einem satt werden. Der zweite reichte dann locker für die diensthabende Centuria - das Schaf war also über! Vielleicht konnte der Tribun es sich unter den Nagel reißen und es verkaufen... zumindest ein Gutes an diesem Firlefanz!


    Zuerst musste aber dieses Ritual vollzogen werden. Also blickte er dem Soldaten in die Augen, der das erste Tier führte - irgendwie kam er ihm bekannt vor - und ließ sich dann das Opfermesser reichen. Mit einer sparsamen Geste fuhr er ihm über den Rücken und entkleidete es symbolisch - um die Wolle wirklich runter zu bringen hätte er ein andered Messer vorgezogen. Dann nahm er die Patera und goss Wein über den Kopf des Opfers. Dazu sprach er eine kurze Weiheformel, die selbst er sich hatte merken können.

    Der Petronier hörte den anderen zu. Erwartungsgemäß hatten die meisten nicht wirklich Sachdienliches beizutragen - fast alles, was gesagt wurde, hatte auch in seinem Tagesbericht an den Praefectus Urbi gestanden. Erst als der Tiberier sich meldete, wurde Lucius hellhörig: Die Christianer? Sie eigneten sich, um weitere Folgen auf den Staat abzumildern? Was waren das denn für seltsame Worte?
    Bei den Cohortes Urbanae hatte man jedenfalls bisher nichts davon gehört, dass diese komische Sekte religiöser Spinner überhaupt irgendetwas mit dem Sklavenaufstand zu tun hatte.
    "Die Christianer sind schuld an dem Aufstand?"
    fragte er deshalb verwirrt, noch bevor er bemerkte, dass es eigentlich am Consul war, ihnen das Wort zu erteilen. Entschuldigend sah er deshalb zu dem alten Claudier.
    "Wenn diese Frage erlaubt ist..."
    Dass diese Sekte beteiligt war, gab dem ganzen noch einmal eine andere Wendung. Lucius dachte an diesen Manius II und seine Behauptungen, irgendwelche Serienmorde in der Subura hätten etwas mit dem Aufstand zu tun gehabt - ob das Verschlucken von Siegelringen so eine Art christliches Ritual war? Lucius hatte sich mit diesen Typen bisher nicht befasst...

    Nachdem die Veteranen offiziell aus den Truppenlisten gestrichen worden waren, folgte nun das Dankopfer. Auch hier war Lucius beauftragt, im Namen aller zu handeln - obwohl er es hasste, öffentliche (oder private) Kulthandlungen durchzuführen.


    Dafür blieb der Petronier gleich vor dem Tribunal, wo auch der große Altar stand. Davor hatte man drei halbgroße Statuen aufgestellt: In der Mitte glänzte Iuppiter, heute in seiner kriegerischen Variante: In der einen Hand stützte er sich auf eine Lanze, in der anderen trug er das Blitzbündel, mit dem er angeblich die Feinde zerschmetterte. Über der Schulter lag, in Silber gefasst, ein Mantel aus Silber - eine schöne Absetzung von der goldenen Haut des nackten Himmelsgottes. Zur Rechten Iuppiters stand Mars, der Vater aller Soldaten, in seiner typischen kriegerischen Aufmachung, zur Linken die geflügelte Victoria, die den Lorbeerkranz der Triumphatoren in die Höhe hielt.
    Diesen drei Götzen sollte Lucius heute opfern. Es war ein bisschen schade, dass heute keine Rinder oder Schweine die Opfertiere waren - Widder hammelte immer leicht bei der Zubereitung. Heute Abend würde es für die Helfer beim Opfer und die Veteranen ja eine Portion von den Opfertieren geben. Aber es war wohl Tradition, dass die Veteranen so ein Tier darbrachten und wahrscheinlich waren ihre Geldbeutel für ein größeres Tier sowieso zu klein.


    Auch damit musste Lucius nunmal leben - ein hoher Posten verpflichtete eben und man musste sich den Traditionen beugen. Also begann er mit einer kurzen Überleitung:
    "Danken wir nun den göttlichen Patronen dieser Männer, die sicher durch ihren Kriegsdienst geführt wurden!"
    Der Optio in der Rolle des Herolds würde nun die Anwesenden mit einem "Favete linguis" zur Ruhe mahnen. Zugleich begannen andere Helfer, die angetretenen Kohorten mit Wasser zu besprengen, um sie symbolisch zu reinigen. Da das ganze eine Weile dauerte, ging der Petronier so lange schon einmal zu den wartenden Opfertieren, um sie zu weihen.

    Der Tribun ging von der Tribüne hinunter und begab sich damit auf "Augenhöhe" mit den Veteranen. Ulpius trug ihm einen Stapel Militärdiplome hinterher - die Männer würden sie aus der Hand des Tribuns persönlich empfangen.


    Dann begann der Octavier mit dem erneuten Verlesen der Liste. Jeder Veteran trat vor, der Tesserarius strich seinen Namen und er ging zu dem Petronier, der mit ernstem Blick das jeweilige Diplom überreichte. Eigentlich lächelte man jovial zu solchen Anlässen, aber Lucius war nicht der Typ fürs Lächeln, zumal gegenüber Männern, die er persönlich überhaupt nicht kannte und bei denen es sich auch nicht lohnte, irgendetwas vorzuspielen - er würde die meisten von ihnen wohl nie wieder sehen und auch nie wieder etwas von ihnen brauchen!


    Das Ritual zog sich wieder - 54 Mann ihr Diplom zu überreichen dauerte einfach eine Weile. Für den Petronier waren sie einfach gleichförmige Bauerngesichter, die im Detail zwar unterschiedlich waren, aber im Großen und Ganzen doch den gleichen Typen Mensch repräsentierten, zu dem auch der Alte gehört hatte: Veteranen.

    Der Petronier hielt sich vorerst bedeckt - er wusste noch immer nicht so genau, worauf diese ganze Aktion hier hinauslaufen sollte. Als Menecrates aber versicherte, dass es nicht um Konkurrenz zur Arbeit der Prätorianer ging - die Urbani waren ja aus den Ermittlungen mehr oder minder ausgeschlossen worden - klang das für ihn schon einmal ganz gut. Vielleicht konnten sie den aufgeblasenen Herren in Schwarz ja sogar ein bisschen in die Suppe spucken!


    Dann begann es mit der Vorstellungsrunde. Lucius nahm den Claudier beim Wort und meldete sich direkt, obwohl die Herren Consulare wohl den Vorrang genossen hätten:
    "Mein Name ist Lucius Petronius Crispus, Tribun der Cohortes Urbanae. Mein erster Kontakt mit dem Sklavenaufstand war die Meldung eines Soldaten, dass es bei den Spielen des Aedils-"
    Er sah zu Scato, den er natürlich erkannte.
    "-zu Tumulten gekommen war. Ich rückte daraufhin sofort mit der diensthabenden Kohorte aus."
    Er dachte an die Anschuldigungen dieses Manius II gegen seine Männer, die angeblich irgendwelche Morde in der Subura mit einem Sklavenaufstand hätten in Verbindung bringen sollen - er hielt das für sehr weit hergeholt. Außerdem war es ein Anlass, die Arbeit seiner Leute in Zweifel zu ziehen - es war also rational, das nicht von sich aus zu erwähnen. Vielleicht würde es ja der Prätorianer tun.


    Auch er stand auf und ging zur Tafel. Eigentlich hatte Menecrates zwar gesagt, dass der Quaestor protokollieren würde - aber da der Consul selbst zum Stylus gegriffen hatte, machte der Petronier es auch lieber selbst:

    Parolen ---- nicht selbst gesehen ---- ca. August (Consul)
    [FONT=freestyle script, amaze]Meldung am Tag des Aufstands ---- nicht selbst gesehen ----- nach Ausbruch (LPC)[/FONT]


    Er kehrte auf seinen Platz zurück und sah mit leicht zusammengekniffenen Augen zu dem Tiberier - der Kerl konnte ihm in die Suppe spucken, wenn er diesen Ort zur Arena für den schwelenden Konflikt zwischen den Stadteinheiten machte. Aber Lucius wollte ihm das nicht geraten haben - in den Augen des Petroniers hatten die Cohortes Urbanae sich nichts vorzuwerfen...