Campus Martius | Entlassungen bei den Cohortes Urbanae

  • https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/51/Meomartini_monumenti_Benevento_107.jpg/286px-Meomartini_monumenti_Benevento_107.jpg


    Es nieselt leicht, als die Kolonne von der Castra Praetoria das Marsfeld erreichte. Lucius fragte sich, ob es einen bestimmten Grund gab, dass die Veteranen ausgerechnet am im Januar entlassen wurden. In dieser Jahreszeit war das Wetter in Rom niemals besonders gut. Trotzdem musste die Ceremony vollzogen wird werden, denn die zu entlassenden hätten wohl rebelliert, wenn man ihren lang ersehnten Entlassungstag verschoben hätte.


    Der Tribun trug an diesem Tag jedenfalls sicherheitshalber sein Sagum, das sein Bursche ihm extra noch einmal eingefettet hatte. Wie immer bei Paraden saß auf seinem Pferd und führte so die Kolonne an. Normalerweise übernahm der Stadtpräfekt die Entlassung seiner Männer persönlich - wenn der Kaiser die Zeremonie nicht sogar selbst leitete - , aber der war heute bei einer anderen Veranstaltung, sodass der Petronier beauftragt worden war. Lucius machte es eigentlich ganz gern, denn auch wenn das bedeutete, dass er wieder einmal eines dieser sinnlosen Opfer vollziehen musste, vertrat man den Kaiser nicht alle Tage in Person!


    Anders als bei der Ehrung nach dem Sklavenaufstand hatte man heute ein Tribunal errichtet, auf der Tribun und seine Kollegen zuhielt. Heute trat die gesamte Truppe an, um ihren Kameraden Adieu zu sagen, also waren auch alle Offiziere dabei.


    In den Reihen der Mannschaften waren die zu Entlassenden bereits klar zu erkennen, denn anders als ihre Kameraden trugen sie bereits ihre Zivilkleidung. Nur das Cingulum Militare, das unter ihren Togen herausspitzte, kennzeichnete sie als Angehörige des Militärs - bis heute zumindest. Bei 20 Jahren Dienstzeit waren es im Schnitt 75 Mann, faktisch aber etwas weniger - es schieden ja auch ständig Männer durch Tod, Verwundung oder unehrenhafte Entlassung aus. Nach dem Sklavenaufstand war der Stand sowieso niedriger - 54 Mann würden heute aus den Mannschaftslisten gestrichen.


    Bild: Vittorio Turati, Illustrazioni da I monumenti e le opere d'arte della città di Benevento: lavoro storico, artistico, critico, di Almerico Meomartini, Tipografia di L. de Martini e figlio, Benevento 1889 (Abbildung einer Honesta missio unter Trajan)
    Quelle: Wikimedia

  • Alle Jahre wieder gab man den Veterani ihren Abschied. Eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Vorahnungen von Nostalgie gingen von den Kandidaten, die es bis hierher geschafft hatten, aus.


    Heute würde man ihnen den gebührenden Respekt erweisen. Maro hätte eigentlich vermutet, dass der Kaiser die Zeremonie hätte leiten wollen. Gerade im Hinblick auf die Opfer, die sie beim Sklavenaufstand gebracht.


    Aber vielleicht war es gerade gut so. Es war doch irgendwie am ehrlichsten, wenn Soldaten von Soldaten, in diesem Falle eben dem Tribun, ausgezeichnet würden.


    Der Optio ließ den Blick über die schweifen, die sie nun verlassen würden.


    Auch die da würden ersetzt werden müssen. Maros Hauptbeschäftignung. Aber bis die Tirones und neuen Milites die Lücke der alten schließen könnten, würde noch viel Zeit vergehen.
    Jedenfalls war die ganze Truppe herausgeputzt wie für den Kaiser und auf dem Campus Martius angetreten.


    Der Optio sortierte die Milites und Tirones der Einheit; besondere Aufmerksamkeit bekam das Kollegium um Quintilius Canus, das es am anderen Tag am Tiber vermasselt hatte. Die würde er genauer im Auge behalten. Heute wird nicht versagt, hatte er ihnen vor dem Abmarsch überdeutlich klar gemacht, als er die fraglichen extra früh sich hatte fertig machen lassen.


    Als er fertig war, positionierte er sich mit stoischer Miene an der vorgesehenen Stelle. Der Ritus musste vorschriftsmäßig zelebriert werden.

  • Gleich hinter dem Tribun der an der Spitze der Prozession auf den Campus marschierte kamen die Opferhelfer mit den Opfertieren.


    Hierzu wurden 2 Widder und ein Schaf mitgeführt welche Iuppiter und Victoria geopfert werden sollten.
    Die Tiere waren für diese Zeremonie festlich herausgeputz worden, wobei die Prüfung (hostiam probare) der Tiere vor der Zeremonie erledigt wurde.


    Den beiden weißen Widder wurden ihre Hörner vergoldet und das Schaf, ebenfalls weis, bekam farbige Bänder in Fell geflochten.




    [simoff]da die Rollenverteilung für die Opferbeibrigung no net fix is lass ich es mal dabei[/sim-off
    ]

  • Das Wetter war nicht unbedingt das Beste. Irgendwie hasste Scaeva den Januar. Für gewöhnlich war es kalt, nass und es würde noch einige Zeit dauern, bis die Blumen wieder ihre Blütenkelche reckten. Gut, heute regnete es nicht stark, doch der vorhandene Nieselregen sorgte für eine unangenehme Feuchte, welche trotz des Sagums unter die Rüstung kriechen wollte. Globulus hatte noch vor dem Aufmarsch gefrotzelt, dass es genau dieses Wetter war, welches dafür sorgte, dass Gladius und die eigenen Knochen um die Wette rosten würden. Doch Scaeva hatte sich von dem Dienstälteren nicht anstecken lassen wollen. Seine Laune war noch einigermaßen gut, denn es geschah nicht alle Tage, dass man bei einem großen Opfer Kameraden in das zivile Leben entließ. Ihm selbst würde bei dieser Veranstaltung die Rolle eines Opferhelfers zukommen und darauf war er immerhin stolz. Somit marschierte er seinem Tribun, welcher sich hoch zu Ross begeben hatte, hinterdrein und hoffte, dass auch alles klappen würde, wie es angedacht gewesen war. Die Opfertiere sahen auf jeden Fall prächtig aus. Sowohl von ihrer Statur her, als auch von ihrem Schmuck. Sie würden den Göttern bestimmt gefallen. Besonders die Widder mit den vergoldeten Hörnern. Scaeva mühte sich um eine aufrechte Haltung und eine würdevolle Miene.

  • Auch Flora hatte sich unter die versammelten Leute gemischt
    Schließlich kam es nicht alle Tage vor, das tapfere Söhne Roms aus ihrem militärischen Leben entlassen wurden.
    Es herrschte reges Treiben, obwohl das Wetter nicht das beste war.
    Aber wenn störte dies bei solch einem Anlass schon groß?


    Sie war heute in dunkelblau gekleidet und trug dem Wetter entsprechend eine wärmend Palla.
    Zusätzlich hatte sie neben ihren Leibwächter noch eine Sklavin dabei, die einen Schirm über sie hielt.


    Staunend sah sie der Prozession zu.

  • Hinter den Tribunen marschierte die Centuria von Falcidius Virginianus, der heute die Organisation der Feierlichkeit übertragen worden war. Entsprechend waren die Männer der Truppe als Opferhelfer und sonstige Unterstützungskräfte eingeteilt worden und führten jetzt die drei Opfertiere und weitere Gaben mit sich.


    Der Petronier fragte sich kurz, was die Viecher wohl von dem Wetter hielten - er konnte sich erinnern, dass die Rinder in Germania sich gerne hingelegt hatten, wenn das Wetter schlecht wurde. Er wusste nicht warum - eigentlich eine interessante Frage... aber seit er nach Rom gegangen war, hatte er keine Tiere mehr bei Regen auf der Weide gesehen. In Rom gab es keine Weiden, in Aegyptus keinen Regen...


    Beim Tribunal angekommen stieg Lucius vom Pferd und kletterte hinauf. Von der erhöhten Position aus konnte er sehen, wie die 1494 Soldaten sich in ihren Centuriae sammelten. Alle trugen ihre Mäntel, sodass die in Zivil gekleideten zu Entlassenden gar nicht besonders herausstachen - viele hatten sowieso weiter ihre Militärmäntel an. Die Opferhelfer etc. sammelten sich dagegen rechts des Tribunals, vor dem auch schon alles für das Opfer vorbereitet worden war: Dort stand ein großer Brandaltar, dazu ein kleinerer Weihestein, den die Veteranen dieses Jahrgangs zur Erinnerung an diesen großen Tag in ihrem Leben gestiftet hatten. Er war mit Girlanden geschmückt, ebenso wie die drei vergoldeten Statuetten der Gottheiten: In der Mitte stand Iuppiter Optimus Maximus, rechts ein Mars und links Victoria - quasi die Trias der wichtigsten Soldatengötter.


    Bevor es aber an das Opfern ging, mussten die Männer zuerst einmal ordentlich entlassen werden. Der petronische Tribun zog das Paludamentum etwas enger - mit den kurzen Ärmeln seiner Tunica war es doch ein bisschen kühl im Regen. Außerdem begannen die kleinen Tröpfchen auf seinem Stirnschutz sich zu Tropfen zu sammeln, die von der Kante tropften. Sie beeilten sich wohl besser ein bisschen.


    "Milites, state!"
    rief er der Truppe zu, die sofort Haltung annahm. Natürlich hatte er ein paar Worte vorbereitet, um die Männer zu verabschieden - er hasste zwar das Redenschwingen, aber ab und zu musste es eben doch sein. Und hier war er auch nicht allzu nervös - das waren ja mehrheitlich einfache Soldaten, die sowieso auf Befehl jubelten...
    "Heute ist ein großer Tag für einige von uns! Zwanzig Jahre haben sie auf diesen Tag gewartet und heute ist er da: Die Dienstzeit ist zu Ende, ihr Eid erfüllt! Sie haben gekämpft, sie haben gelitten, sie haben gesiegt!
    Mancher von euch hat schon am Nilus gekämpft-"

    Wie er selbst zum Beispiel - aber bei den Mannschaften war es auch nicht unüblich, dass Männer ihre Einheit wechselten. Und gerade die Cohortes Urbanae waren ein interessantes Versetzungsziel für erfahrenere Soldaten.
    "manche in den Wüsten Africas, manche in den Wäldern Germanias! Aber auch die, die nur hier in Rom gedient haben, haben ihr Leben für unseren geliebten Imperator Caesar Augustus riskiert. Der Sklavenaufstand vor einiger Zeit hat uns wieder daran erinnert.


    Er erinnert uns auch daran, dass manche derer, die heute entlassen worden wären, diesen Tag nicht erlebt haben."
    Er schwieg einen Moment - nicht aus Ergriffenheit, sondern weil er gelernt hatte, dass andere Menschen ergriffen waren, wenn es um Tote ging. Dabei waren sie samt ihrer Seele einfach in ihre Atome aufgegangen - was sollte man da klagen?
    "An dieser Stelle haben wir sie vor kurzem geehrt und der Kaiser selbst verlieh ihnen die Auszeichnungen, die sie verdienten. Ihre Angehörigen erhielten ihre Schilde.


    Ihr aber könnt dankbar sein: Ihr werdet euren Angehörigen eure Schilde persönlich zurückbringen können!"
    Das war zumindest der Gedanke, der Lucius dazu gekommen war.
    "Ihr seid in wenigen Augenblicken wieder freie Männer, gebunden durch keinen Fahneneid, frei von der Kommandogewalt eurer Offiziere und den lästigen Pflichten des Dienstes.


    Aber wie ein Sohn, der aus der väterlichen Gewalt entlassen wird, werdet ihr bis zum Ende eures Lebens Teil dieser Familie sein! Manche von euch planen bereits, als Evocati wieder in sie zurückzukehren. Aber auch die, die sich auf ihren wohlverdienten Altenteil zurückziehen, werden in jedem Soldaten einen Freund und jedem Kommandeur bis hin zum Kaiser einen Vater haben!"
    Er hielt inne in der Hoffnung auf ein wenig Applaus von der Truppe. Er wollte es kurz halten - gerade auch wegen des Wetters.

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  • Hingegen alles Gepflpgenheiten hatte es sich der junge Germanicus nicht nehmen lassen dieser Zeremonie beizuwohnen und war entsprechend beeindruckt.


    Den Leuten musste Respekt gezollt werden denn der Dienst im Exercitus Romanum war sicher kein Zuckerschlecken. Wie der Tribun beteits schon gesagt hatte konnte man in jedem Winkel des Reiches Dienst machen. Konnte war hier eher eine positive Umschreibung der Tatsachen.
    Jedenfalls begann Cerretanus zu klatschen als der Tribun geendet hatte. Vllt sollte er ihn tzu einer Verlängerung auffordern?

  • „Dann rufen wir jetzt die verdienten Männer auf, die heute ihren Dienst vollendet haben!“
    befahl der Tribun und blickte zu Optio Octavius, der vor dem Opfer auch noch die Aufgabe hatte, die Veteranen aufzurufen. Wenn ihr Name genannt wurde, würden sie aus ihren Reihen vor das Tribunal treten, um ihre Militärdiplome in Empfang zu nehmen.

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  • Der Optio holte auf den Befehl des Tribuns die vorbereitete Liste hervor und begann die Namen laut vorzulesen.


    Er gab sich hierbei Mühe nicht zu leiern, sondern dem ganzen eine gewisse Würde zu verleihen und respektvoll zu klingen. Außerdem schlug er ein langsames Tempo an, damit jeder der Veteranen genug Zeit für den Moment hatte.



    "Marcus Arretinus


    Quintus Autronius Alba


    Tiberius Aufidius


    Quintus Bruttius


    Tiberius Cotta


    (...)


    Gaius Varius


    Gaius Volusius Victor"


    Volusius Victor war der letzte auf Maros Liste gewesen

  • Die zu Entlassenden traten nach und nach vor und bildeten vor dem Tribunal eine eigene kleine Formation, während der Optio sie vorlaß. Lucius verfolgte die Zeremonie schweigend - sie erinnerte ihn stark an die Ehrungen durch den Kaiser, bei denen ja ebenfalls ewig Namen aufgerufen worden waren. Diesmal trugen die Genannten aber Zivil und waren im Schnitt deutlich älter - man konnte deutlich sehen, dass zwanzig Jahre Dienst einen Mann doch ordentlich zeichneten! Das war dem Petronier schon häufiger aufgefallen, dass Leute, die hart arbeiteten, schneller zu altern schienen als gepflegte Aristokraten. Er fragte sich, wie er selbst mit vierzig aussehen würde...


    Dann trat Maro aber zurück und der Tribun war wieder an der Reihe. Er trat wieder an die Brüstung des Tribunals und ließ sich von seinem Cornicularius eine der bronzenen Tabulae reichen, die gleich verteilt werden würden. Sie waren bereits gesiegelt, sodass er von der Rückseite ablesen musste:
    "Hiermit werden Imperator Caesar, Inhaber der tribunizischen Gewalt, Imperator, zweimal Konsul, Vater des Vaterlandes, hat den unten aufgeführten Soldaten, welche in den Cohortes Urbanae gedient haben und in Rom unter Publius Stertinius Quartus 20 Dienstjahre geleistet haben, ehrenvoll entlassen und erhalten das Recht, eine nach römischem Recht gültige Ehe einzugehen mit denjenigen Frauen, die sie zu dem Zeitpunkt, als sie entlassen wurden, hatten oder falls sie ledig waren, mit denjenigen Frauen, die sie später heiraten würden jeweils aber nur für eine Ehe. Gegeben ANTE DIEM VII ID IAN DCCCLXVIII A.U.C. (7.1.2018/115 n.Chr.) im Consulat des Claudius Menecrates und [...]"
    Wie gut, dass die Militärdiplome aus Bronze gegossen waren - ein Papyrus wäre bei dem weiterhin herrschenden Nieselregen wahrscheinlich aufgeweicht oder die Tinte wäre verschwommen. So konnte der Petronier aber recht komfortabel vorlesen.


    Damit waren die Männer tatsächlich offiziell entlassen. Im Grunde konnte jetzt jeder seiner Wege gehen - aber natürlich wollte man auch die administrativen und religiösen Folgen noch öffentlich vor Augen führen. Das begann mit der Streichung der Männer von ihrer Einheitenliste - verbunden mit der Übergabe des individuellen Diploms.


    Also musste der Octavier noch einmal aufrufen. Der Tesserarius der entsprechenden Einheit würde dann die Namen symbolisch streichen (sonst hätte man ja von jeder Centuria, aus der einer ausschied, den Tesserarius hier aufstellen müssen).

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  • Wie alle anderen auch hatte Scaeva Haltung angenommen, nachdem es vom Tribun befohlen worden war. Dann lauschte er den feierlichen Worten. Zwanzig Jahre im Dienst waren eine lange Zeit und obwohl er nun schon eine Weile dabei war hatte er noch nicht einmal annähernd die Hälfte der Zeit erreicht. Dabei konnte er sich gar nicht mehr vorstellen, wie das Leben als Zivilist eigentlich war. Seine Tage und Nächte waren derartig geprägt von militärischer Routine, dass die Erinnerungen an das Landgut auf dem er aufgewachsen war, vor ihr verblassten. Nur das Halstuch von Vera trug er immer noch bei sich. Vielleicht würde er sie in zwanzig Jahren ehelichen können. Doch bis dahin würden sie beide alt sein und sie würde ihre eigene Familie haben. Im Grunde genommen war es das, was Scaeva am meisten beschäftigte. Als er merkte, dass seine Gedanken abschweifen wollte, riss er sich zusammen und lauschte wieder den Worten des Tribuns und fiel dann in den allgemeinen Applaus mit ein.


    Die Liste der zu Entlassenden war lang und noch immer störte das feuchte Wetter beträchtlich, doch die angehenden Veteranen schien das nicht zu stören. Sie traten einer nach dem anderen vor bis niemand mehr aufgerufen wurde. Irgendwie wusste der junge Helvetier noch immer nicht, ob er sie beneiden oder bedauern sollte. Das würde er sich noch offen lassen. Was nun folgen würde, war die symbolische Streichung. Scaeva regte sich ein wenig und bemerkte, dass seine Tunika immer klammer saß. Verfluchter Nieselregen. Dennoch würde dieser wohl der Würdigkeit der Feierlichkeit keinen Abbruch tun.

  • Zwanzig Jahre. Zwanzig....kaum vorzustellen. Überhaupt für einen Menschen im Alter Furius`.
    Und doch war es so dass es hier Männer die zwanzig Jahre im Dienste des Kaisers und dem Imperium gestanden waren.
    Was konnten sie erzählen? Welche Orte hatten sie gesehen und was dachten sie in diesem Moment in dem ihr Name aufgerufen wurde und dies nun bedeutete....Cerretanus blickte, wahrend einer der Widder immer wieder versuchte sich von seinen Fesseln zu befreien, abwesend auf die entlassenen Soldaten.


    Wr fröstelte und kam so wieder tur Realität zurück. Der Nieselregen und die niedrigen Temperaturen waren für alle Anwesenden unangenehm.
    Erneut zerrte der Widder an den Lederriemen und Cerretanus musste ordentlich dagegen halten um ihn nicht entkommen zu lassen.


    Was die Leute im Publikum wohl dachten? Familienangehörige und Freunde der Entlassenen würden wahrscheinlich froh sein dass sie ihren Verwandten gesund und in einem Stück zurück bekamen. Die eine oder andere Frau würde nun vor Glück heulen da sie nun endlich den Mann heiraten konnte den sie liebte. Ob das nun für den Mann auch so glücklich war konnte nur derjenige wissen. Manchmal kam man eben vom Regen in die Traufe.


    Der Widder nervte.

  • Der zweite Teil des Ritus war nun absolut symbolischer Natur.
    Wiederholt trat Maro vor und verlas die Namen. Diesmal endgültig. Was den Kameraden wohl so durch den Kopf gehen musste, die da jetzt gestrichen wurden? Er konnte es nicht sagen.


    Nun, ein paar würden sie vielleicht sogar wieder sehen, wenn sich das zivile Leben als Fiasko erweisen würde. Was Wie Maro wusste, gar nicht so unwahrscheinlich war.


    Die Armee veränderte einen Mann.

  • Der Quintilier marschierte hinter der Kolonne des Tribun hinterher, bereit seine Aufgabe zu erfüllen. War sie kompliziert? In seinen Augen eher nicht. War sie ehrenvoll? Das allemal, immerhin ging es hier um die Entlassung der Veteranen sowie um ein Opfer - Canus konnte sich also etwas schlimmeres vorstellen, als den Opferherrn die Hände zu waschen.


    Schließlich war die Aufstellung angetreten, ebenso wie die zu Entlassenden, welche auf den Befehl des Tribun Haltung annahmen. Auch wenn es den Quintilier nicht direkt betraf, so lauschte er doch den Worten des Vorgesetzten und versuchte sie zu verinnerlichen - schließlich würde er im Idealfall auch irgendwann diesen Tag erleben, an welchem er aus dem Militärdienst der Cohortes Urbanae entlassen werden würde.


    Relativ schnell war auch die Rede des Tribun beendet und die Namen der zu Entlassenden wurden verlesen, ehe diese offiziell aus dem Militärdienst entlassen wurde. Canus wahrte dabei seine Haltung, wenngleich er sich innerlich voll und ganz auf die Zeremonie einließ. Im Anschluss daran sollten die entsprechenden, nun ehemaligen, Soldaten von der Einheitliste gestrichen werden und ihr Militärdiplom überreicht bekommen, was bedeutete dass der religiöse Teil des Rituals und damit auch Canus' Aufgabe nicht mehr allzu weit bevorstanden. Seine Augen bewegten sich, versuchte er doch die ganze Zeremonie mit seinem Blick möglichst aufzufangen. Doch sein Kopf blieb starr geradeaus, musste er doch Haltung bewahren.

  • Der Tribun ging von der Tribüne hinunter und begab sich damit auf "Augenhöhe" mit den Veteranen. Ulpius trug ihm einen Stapel Militärdiplome hinterher - die Männer würden sie aus der Hand des Tribuns persönlich empfangen.


    Dann begann der Octavier mit dem erneuten Verlesen der Liste. Jeder Veteran trat vor, der Tesserarius strich seinen Namen und er ging zu dem Petronier, der mit ernstem Blick das jeweilige Diplom überreichte. Eigentlich lächelte man jovial zu solchen Anlässen, aber Lucius war nicht der Typ fürs Lächeln, zumal gegenüber Männern, die er persönlich überhaupt nicht kannte und bei denen es sich auch nicht lohnte, irgendetwas vorzuspielen - er würde die meisten von ihnen wohl nie wieder sehen und auch nie wieder etwas von ihnen brauchen!


    Das Ritual zog sich wieder - 54 Mann ihr Diplom zu überreichen dauerte einfach eine Weile. Für den Petronier waren sie einfach gleichförmige Bauerngesichter, die im Detail zwar unterschiedlich waren, aber im Großen und Ganzen doch den gleichen Typen Mensch repräsentierten, zu dem auch der Alte gehört hatte: Veteranen.

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  • Nachdem die Veteranen offiziell aus den Truppenlisten gestrichen worden waren, folgte nun das Dankopfer. Auch hier war Lucius beauftragt, im Namen aller zu handeln - obwohl er es hasste, öffentliche (oder private) Kulthandlungen durchzuführen.


    Dafür blieb der Petronier gleich vor dem Tribunal, wo auch der große Altar stand. Davor hatte man drei halbgroße Statuen aufgestellt: In der Mitte glänzte Iuppiter, heute in seiner kriegerischen Variante: In der einen Hand stützte er sich auf eine Lanze, in der anderen trug er das Blitzbündel, mit dem er angeblich die Feinde zerschmetterte. Über der Schulter lag, in Silber gefasst, ein Mantel aus Silber - eine schöne Absetzung von der goldenen Haut des nackten Himmelsgottes. Zur Rechten Iuppiters stand Mars, der Vater aller Soldaten, in seiner typischen kriegerischen Aufmachung, zur Linken die geflügelte Victoria, die den Lorbeerkranz der Triumphatoren in die Höhe hielt.
    Diesen drei Götzen sollte Lucius heute opfern. Es war ein bisschen schade, dass heute keine Rinder oder Schweine die Opfertiere waren - Widder hammelte immer leicht bei der Zubereitung. Heute Abend würde es für die Helfer beim Opfer und die Veteranen ja eine Portion von den Opfertieren geben. Aber es war wohl Tradition, dass die Veteranen so ein Tier darbrachten und wahrscheinlich waren ihre Geldbeutel für ein größeres Tier sowieso zu klein.


    Auch damit musste Lucius nunmal leben - ein hoher Posten verpflichtete eben und man musste sich den Traditionen beugen. Also begann er mit einer kurzen Überleitung:
    "Danken wir nun den göttlichen Patronen dieser Männer, die sicher durch ihren Kriegsdienst geführt wurden!"
    Der Optio in der Rolle des Herolds würde nun die Anwesenden mit einem "Favete linguis" zur Ruhe mahnen. Zugleich begannen andere Helfer, die angetretenen Kohorten mit Wasser zu besprengen, um sie symbolisch zu reinigen. Da das ganze eine Weile dauerte, ging der Petronier so lange schon einmal zu den wartenden Opfertieren, um sie zu weihen.

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  • Während die Streichung erfolgte und die Männer ihre Militärdiplome erhielten, fröstelte es Scaeva allmählich. Eigentlich machte ihm schlechtes Wetter oder die Kühle des Winters nicht aus, doch wenn man eine geraume Weile still stehen musste, war es doch schon etwas anderes. Dennoch bemühte er sich leidlich aufmerksam dem Geschehen zu folgen, während seine Gedanken in die Zukunft schwenkten. Noch immer fragte er sich, ob aus selbst auch irgendwann einmal ein Veteran werden würde. Bei der Legion war das immerhin nicht selbstverständlich, denn es gab vieles was geschehen konnte und war einem Mann den vorzeitigen Tod brachte. Bei dem Gedanken schauderte es ihn noch mehr, doch es war nun einmal eine Möglichkeit, die unter Betracht gezogen werden musste.


    Dann, endlich, näherte sich die Zeit des Opfers und er ließ seine Blicke über die großen Statuen schweifen. Ja, diese Götter würden sie schließlich alle beschützen und sie stets siegreich heimkehren lassen. Also war es nur natürlich, dass sie nunmehr geehrt wurden. Bald würde er an der Reihe sein und dem Tribun bei Opfer aushelfen. Also straffte er seine Haltung wieder und lauschte den Worten des Petroniers, der im Anschluss die Opfertiere weihte. Gleich würde es losgehen.

  • Lucius erreichte die Opfertiere, die eine ganze Menge Fleisch abgeben würden: die Widder waren ziemlich fett und die Veteranen würden sicher schon von einem satt werden. Der zweite reichte dann locker für die diensthabende Centuria - das Schaf war also über! Vielleicht konnte der Tribun es sich unter den Nagel reißen und es verkaufen... zumindest ein Gutes an diesem Firlefanz!


    Zuerst musste aber dieses Ritual vollzogen werden. Also blickte er dem Soldaten in die Augen, der das erste Tier führte - irgendwie kam er ihm bekannt vor - und ließ sich dann das Opfermesser reichen. Mit einer sparsamen Geste fuhr er ihm über den Rücken und entkleidete es symbolisch - um die Wolle wirklich runter zu bringen hätte er ein andered Messer vorgezogen. Dann nahm er die Patera und goss Wein über den Kopf des Opfers. Dazu sprach er eine kurze Weiheformel, die selbst er sich hatte merken können.

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  • Nach der Weihe der Opfertiere war nun das Voropfer an der Reihe. Dafür musste aber auch der Tribun zuerst kultische Reinheit erlangen. Er kehrte also zu den Götterbildern und dem Altar zurück und wandte sich nach rechts, wo jetzt hoffentlich Tiro Quintilius mit dem Schälchen und dem Wasserkanne herantrat, um dem Opferherrn die Hände zu waschen.

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  • Canus wartete seelenruhig ab... nun, nicht ganz so seelenruhig. Zwar strahlte er Gelassenheit, Ordnung und Disziplin aus - doch es war für ihn das erste Mal, dass er an einem derart wichtigen Ritual teilnahm, welches eine gleichermaßen wichtige militärische wie auch religiöse Bedeutung hatte. Nur im Augenwinkel beobachtete der Quintilier dabei, wie der Tribun die Opfertiere weihte. Oft genug, ein paar Mal, hatte er solche Rituale beobachten dürfen - doch selbst ein fester Bestandteil eine solchen sein? Bisher nie.


    Schlussendlich begab sich der Tribun zurück zum Altar, wo der Quintilier bereits mit dem Schälchen und einer Kanne, gefüllt mit Wasser, auf jenen wartete. Canus wandte sich dem Tribun zu und blickte ihm kurz in die Augen, ein Moment voller Ehrfurcht - zumindest für den Tiro - hatte er doch nicht oft mit derart hochrangigen Personen so eng etwas zu schaffen. Schließlich aber senkte er seinen Blick wieder, um seine Aufgabe gewissenhaft zu verrichten.


    Mit der einen Hand hielt er die Schale unter die Hände des Tribun, ehe er mit der anderen Hand die Kanne hob und das Wasser über die Hände des Petroniers vergoss - langsam und bedächtig. Wenngleich er einen recht niedrigen Dienstgrad hatte, so war das rituelle Vollziehen der Händewaschung doch eine ehrenvolle und wichtige Aufgabe, derer sich der Quintilier auch keinesfalls schämte. Dennoch achtete er darauf, jeden Schritt dieses Rituals peinlichst genau zu vollziehen.

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