Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Als er die Biographie Epikurs hörte, musste Lucius lächeln - der Mann war offensichtlich ein Mann, den der Alte für einen Schwätzer und Nichtsnutz gehalten hätte - und dazu einen Spinner! In diesem Bereich musste der junge Petronier seinem alten Herrn sogar zustimmen - eine Gruppe ohne Hierarchie war irrational, denn die Leute waren verschieden und auch so zu behandeln!


    Das vierfache Heilmittel stimmte ihn dann aber wieder nachdenklich: Die Sätze waren, soweit er sie verstand, durchaus logisch: Was nicht lebte, hatte keinen Schmerz - klar! Anderes war weniger klar: Warum sollte dort, wo Lust war, kein Schmerz sein? Warum gewährten länger andauernde Schmerzen mehr Lust als Schmerz? Und was sollte das für eine Zusammenfassung einer Lehre sein, die ihn doch weder wegen Schmerzen, noch wegen irgendwelcher Theorien über Zorn interessierte? War er doch falsch hier?

    Der Regen wurde richtig hässlich und die Lampe vor dem Saturn ging mehrmals aus, bis alle Reihen abgeklappert waren. Als der Geldsammler zuletzt zur Tribüne zurückkam und Lucius die Kassette hinhielt, verschränkte der nur die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. Einen Moment hielt der junge Soldat die abweisende Haltung des Subpräfekten für einen Scherz - als der Petronier dann aber auch noch eine finstere Miene aufsetzte, zog er sich doch zurück. Auch die anderen umstehenden Offiziere, die ihn jetzt missbilligend ansahen, bekamen nur seinen feindseligen Blick zu spüren - er musste sich hier niemandem einschmeicheln!


    Schlimm genug, dass er das Ritual jetzt noch abschließen musste!
    "Euer Schatz und euer Korn ist nun sicher! In der Dunkelheit muss es liegen bis zu der Zeit wenn die Sonne zurückkehrt und die Saat zum Leben erweckt. So schläft auch Saturnus, die Zeit erwartend wenn er erweckt und gerufen wird, seine Insel zu verlassen und seine Geschenke uns zu bringen."
    leierte Lucius deshalb das nächste Gebet herunter und drehte sich wieder zu dem Altar mit der Goldstatue. Dort wurden jetzt zwei Kerzen entzündet - das hieß, man versuchte es trotz des Regens. Dazu dudelten die Tibicines ihren Lärm, der dem jungen Petronier schon bei einem normallangen Opfer auf die Nerven ging - Regen, Gedudel, Heuchelei von Religion - Lucius hasste diesen Tag!


    Nach ewigen Versuchen der beiden Ministri kamen plötzlich von ganz hinten vier Soldaten angerannt, die ein Baldachin durch den Regen trugen - eine wunderbare Idee, wie Lucius zugeben musste - da hätte man auch früher drauf kommen können!


    Kurz darauf brannten die Kerzen - und die Lampe, die unter dem Glas wieder ausgegangen war - jetzt konnten sie dieses lächerliche Ritual also endlich hinter sich bringen:
    "Wenn die Sonne um die Erde kreist zünden wir das Licht an und jedes Jahr kehrt die Sonne zu uns zurück wie jedes Jahr diese Kerzen. Das soll und an Saturnus erinnern, der uns ins Licht führte und uns von Dunkelheit und Hunger und so weiter befreite."
    Das reichte scheinbar - plötzlich machte der Sacerdos einen beherzten Schritt vor und riss dem Subpräfekten seine Tabula aus der Hand, auf der er das Gebet notiert bekommen hatte. Ohne Lucius eines Blickes zu würdigen schob er ihn beiseite und verkündete mit lauter Stimme:
    "Saturnus, ehrwürdiger Vater, erhöre unser Gebet! Da wir Deine Fesseln lösen für dieses Jahr, so schütze unsere Saat und schenke ihr Fruchtbarkeit und bringe Dein Goldenes Zeitalter zurück zur Erde!
    Saturnus, ehrwürdiger Vater, erhöre unser Gebet!
    Da wir Deine Fesseln lösen für dieses Jahr, so schütze unsere Saat und schenke ihr Fruchtbarkeit und bringe Dein Goldenes Zeitalter zurück zur Erde!"

    Lucius war ganz perplex - was hatte der Kerl gemacht? Zuerst war er versucht, dem Sacerdos für seine Respektlosigkeit direkt eine Ohrfeige zu geben - oder schlimmeres! Bevor er aber seinem Zorn freien Lauf ließ, meldete sich glücklicherweise seine Vernunft: Im Grunde hatte der Sacerdos ihm ja nur eine ungeliebte Aufgabe abgenommen - je weniger er sich an diesem Brimborium beteiligen musste, desto besser war es doch eigentlich! Wieso ärgerte er sich also?


    Also machte er einen kleinen Schritt beiseite, während der Sacerdos sich umdrehte und mit unpassend ernster Stimme die Saturnalien ausrief:
    "Io Saturnalia! Io Saturnalia! Io Saturnalia!"
    Die Flotte stimmte ein - bis auf Lucius natürlich.

    Als Lucius vorn angekommen war, sah er misstrauisch zum Himmel - dunkle Wolken hatten sich zusammengebraut und tauchten das "Goldene Zeitalter" in hässliches Grau. Wahrscheinlich feierten die Götter diesen Tag mit einem ordentlichen Regen!


    Ein Grund mehr, dieses Ritual schnell hinter sich zu bringen, wie der Subpräfekt dachte! Er begann also mit der einführenden Ansprache, für deren Vorbereitung er sich keine Mühe gegeben hatte. Genaugenommen hatte er die Geschichte von Saturn und wie sie alle hießen ja oft genug gehört, dass er sie trotz ziemlich berechtigter Zweifel an ihrer Korrektheit auswendig erzählen konnte:
    "Willkommen zu den Saturnalien.
    Das Jahr teilt sich in vier Jahreszeiten - zumindest fast überall auf der Erde außer hier."

    Die Ägypter kannten nur drei Jahreszeiten + 5 Schalttage, die definitionsgemäß keine eigene Jahreszeit sein konnten. Darauf hinzuweisen konnte der junge Petronier sich natürlich nicht verkneifen.
    "Aber auch hier gibt es den Winter und auch hier werden die Tage in diesen Tagen wieder länger. Überall sonst auf der Welt ruht man in dieser kalten Jahreszeit, während die Bauern hier schon mit der Aussaat beginnen. Wir Römer verehren in dieser Zeit besonders drei Götter. Saturnus - Kronus, Ops und Consus. Vor allem aber Saturnus."
    Er hatte die Anweisung bekommen, den Saturn-Mythos kurz zusammenzufassen - der Praefectus hatte extra gesagt, dass er sich kurz fassen sollte, aber auch berücksichtigen musste, dass die neuen Rekruten vielleicht noch nie etwas von den Saturnalia gehört hatten. Zum Glück war Lucius' Ehrgeiz, diesen sklavischen Barbaren hier römische Religion einzuprügeln, sehr beschränkt - sodass er sich vor allem auf die erste Anweisung beschränkte:
    "Vor langer, langer Zeit herrschten Saturn und Ops über Götter und Menschen. Irgendwann wollte sein Sohn Iuppiter die MAcht übernehmen und besiegte seinen Vater-"
    Wenigstens eine Sache, die die Götter sympathisch machte - sie überwanden ganz gerne mal ihre Väter! Es wurde höchste Zeit, dass er dasselbe mit dem Alten machte!
    "Saturn musste deshalb gehen und ging - äh- nach Italia in die Nähe des heutigen Roms. Dort brachte er den Menschen vieles bei und beherrschte sie und alle waren glücklich - das Goldene Zeitalter. Es ging allen sogar so gut, dass niemand dem anderen etwas wegnehmen brauchte und alle gleich waren."
    Einen Zustand mit so viel Überfluss konnte Lucius sich beim besten Willen nicht vorstellen - selbst in Rom, wo nicht wenige Senatoren so unverschämt reich waren, die so viel verdienen mussten, dass sie es wohl nicht einmal los wurden, wenn sie es ständig mit einer Schaufel in den Tiber schippten, gab es genügend arme Schlucker, die täglich verhungerten. Diese Geschichte war also purer Humbug!
    "Dummerweise reiste Saturn eines Tages ab und alles, was uns bleibt, ist, uns mitten im Winter an diese tolle Zeit zu erinnern. Deshalb feiern alle Römer in diesen Tagen, wo sie auch sind, Saturnalien. Und wir lassen Saturn frei, denn einer anderen Theorie zufolge hat Iuppiter ihn nach seiner Machtübernahme eingesperrt und lässt ihn einmal im Jahr für ein paar Tage raus!"
    Er drehte sich um und zog Pythagoras, sein Schwert. Es war scharf wie immer und so waren die Wollschnüre um die Beine der Statue schnell durchtrennt. Sofort begannen die Soldaten zu jubeln - ganz ohne Befehl!


    Doch Lucius war noch lange nicht erlöst - jetzt kam der wirklich sinnlose Teil! Also zog er rasch die Tabula hervor und begann abzulesen - zum einen, weil er schlecht im Auswendiglernen war (vor allem bei so unnützen Dingen wie Gebeten), zum andern, weil er sie wortgenau vorgegeben waren, wie ihn die Flottenpriester mehrfach ermahnt hatten. Auch jetzt standen sie misstrauisch an seiner Seite und blickten säuerlich drein - ihnen hatte seine Ansprache wohl nicht so gefallen!


    Aber das war Lucius nun wirklich herzlich egal - er war Subpräfekt und sie bestenfalls im Optionenrang. Was sollten diese Trottel ihm schon anhaben? Der Präfekt war eine andere Nummer - und deshalb machte er hier brav Dienst nach Vorschrift und begann mit dem Gebet:
    "Als Saturnus herrschte, war alles ein Kreislauf und alle Dinge kehrten sich um. Nur einmal jedes Jahr füllen wir diese Lampe mit Öl. Sie ist sonst leer, weil Saturnus schlafend liegt. Wir nähren ihn mit dem Öl des Getreides, dem goldenen Nektar der Körner. Trinke tief, oh Saturnus, von diesem goldenen Öl! Erwidere unser Geschenk und segne unsere heilige Erde!"
    Er drehte sich zu dem einen Priester, der ihm eine Ölkännchen reichte, mit dem nun die Öllampe vor der Saturnus-Statue gefüllt werden musste - Ölverschwendung am hellichten Tag! Wobei der Tag ja zunehmend dunkel wurde...
    Außerdem begann es ganz schön windig zu werden und der Minister, der dem Petronier jetzt den brennenden Glimmspan reichte, musste das zarte Flämmchen schon mit der Hand beschirmen. Entsprechend lang dauerte es, bis die Lampe brannte - um sofort wieder auszugehen. Die Priester schienen schockiert, dann hatte aber plötzlich jemand eine Art Glasvase in der Hand. Sie zündeten die Lampe als wieder an und stülpten die Vase darüber. Lucius lächelte grimmig - die Lampe würde sehr bald ganz sicher wieder aus gehen - ohne Luft starb Feuer, das wusste er aus eigenen Experimenten!


    Diesmal war es ihm aber egal - er wollte das ganze nur schnell hinter sich bringen, denn er spürte schon die ersten Tropfen!
    "Saturnus Gehilfe ist Consus, der die Saat bewacht. Von allem was wir ernten bewahren wir einen Teil, um es erneut in die Erde zu legen. Auch einen Teil unseres hart erarbeiteten Geldes bewahren wir auf, um es an einem anderen Tag zu benutzen. All das und mehr ist verborgen in der Erde anvertraut der Sorgfalt von Mutter Ops. Erinnert euch allen Reichtums den ihr besitzt und entscheidet weise, was davon zu bewahren ist. Gebt einiges von dem, was ihr besitzt, und bittet. Saturnus, bewahre das Korn für die Saat und mache es fruchtbar für die Ernte!"
    Selten war ein Gebet bei einem offiziellen Opfer der Flotte wohl so heruntergeleiert worden - aber den Regeln war Genüge getan worden!


    Damit begann der Teil der Zeremonie, die Lucius für die unlogischste hielt - Opferhelfer begannen damit, Geld bei den Soldaten einzusammeln! Das kostete unendlich Zeit und machte es nötig, dass die Helfer bei jedem Zweiten erklären mussten, warum man hier den Göttern etwas zahlen musste, das man sich durch harte Arbeit verdient hatte. Rational hätte man es wohl einfach vom Sold einbehalten müssen - aber scheinbar zählte hier die Geste!


    Tatsächlich dauerte diese Sammelaktion so lange, dass das Nieseln sich zu einem ordentlichen Regen ausbaute und das Öllämpchen vor dem goldenen Saturn wieder ausging. Die Priester schienen nichts gelernt zu haben - sie zündeten wieder an und stülpten wieder das Gefäß darüber. Darum würden sie es wohl nie zu einem ordentlichen Immunis-Posten bringen...

    Lucius hatte Pech - keine normalen Studenten! Zwar glaubte er hier und da zu erkennen, dass auch ein paar Römer dabei waren, aber alles in allem sahen sie doch alle ziemlich griechisch aus - wie man nur so wenig Stolz für sein eigenes Volk aufbringen konnte! Dafür gab es immerhin einen beeindruckenden Philosophen, der gleich mit ein paar sehr sympathischen Punkten loslegte: Götter inexistent, Lust als höchstes Prinzip - da war es fast egal, dass er diese Lust mit einem ziemlich seltsamen Adjektiv versah!


    Gespannt holte er eine Tabula aus seiner Tasche, die ihm Armin hierher hatte nachtragen dürfen. Vielleicht gab es hier ja endlich Argumente, die auch diese anderen tumben Idioten da draußen überzeugten, dass Götter Blödsinn waren!

    Am Fest selbst kam er allerdings doch nicht ganz vorbei, denn dummerweise stellten die Saturnalien als typisch römisches - und dazu beim Pöbel beliebtes - Fest einen festen Platz im Kalender jeder römischen Militäreinheit von der Sahara bis zum Rhenus hatte - egal ob die Milites wie hier in Alexandria in der Mehrheit aus einem Kulturkreis kamen, der dieses Fest so nicht kannte.


    Wie bei den Waldschraten in Mogontiacum und dem Mob in Rom hatten die einfachen Soldaten sich aber schnell mit dem Fest arrangiert - entsprechend roch der Subpräfekt schon hier und da eine Weinfahne, als er die Formationen abschritt, die am ersten Tag zum Eröffnungsritual angetreten waren. Traditionell waren nämlich auch in der Flotte die Hierarchien auf das nötigste eingeebnet und die Centurionen sahen über schlecht sitzende Uniformen oder eben Trunkenheit hinweg. Lucius hatte sich jedoch vorgenommen, sich jede Respektlosigkeit und Fahrlässigkeit zu merken - das goldene Zeitalter würde schon bald ein Ende haben und dann würde seine Rache schrecklich sein. Denn gerade der Soldatenpöbel musste immer unter der Knute gehalten werden, damit er nicht auf dumme Gedanken kam. Hatte ihm zumindest der Alte eingebläut.


    Zu diesem rationalen Grund kam aber noch die schlechte Laune hinzu, denn der Praefectus Aegypti hatte ausgerechnet ihn auserkoren, dieses dämliche Ritual durchzuführen - irgendwer würde dafür bezahlen und solange er nicht in der Position war, seinen Vorgesetzten zu bestrafen, mussten eben seine Untergebenen dran glauben!


    Die Zahl derer, die sich unordentlich zum Appell wagten, war aber kaum überschaubar, sodass der Petronier kapitulieren musste, bevor er auch nur den halben Weg zum Altar zurückgelegt hatte. Dort stand thronend die Statue von Saturnus Kronus, wie er hier genannt wurde, die Füße mit Wollschnüren gefesselt - eigentlich eine sehr treffende Darstellung für alle Götter, wie Lucius dachte: am Ende war ihre eigene Reichweite ähnlich beschränkt wie ein Gefesselter - sie konnten einem nur etwas anhaben, wenn irgendjemand anders für sie handelte. Aber im Gegensatz zu den Gefesselten konnte die Götter offensichtlich niemand befreien, so viele Schnüre man auch durchschneiden wollte! All das hier zeigte also wieder einmal nur, wie unlogisch und widersprüchlich diese ganze Religion war!

    Lucius hasste die Saturnalien. Zum einen, weil er religiöse Feiertage im Allgemeinen hasste, da die Götter nicht existierten, was es schlichtweg irrational machte, an einem Tag nicht zu arbeiten, sondern in leerstehende Häuser zu pilgern - auch Tempel genannt - , Dinge zu verbrennen, die man vernünftigerweise lieber selbst gegessen hätte - Opfer genannt - und mit sinnlosem, dafür aber recht langweiligem Getue die Zeit totzuschlagen. Der schlüssigste Beweis für diese Sinnlosigkeit war der junge Petronier selbst, der seitdem er ägyptischen Boden betreten hatte, kein religiöses Fest und kein Heiligtum mehr betreten hatte - trotzdem war ihm der Himmel nie auf den Kopf gefallen. Es war also völlig unlogisch, seine Zeit mit Göttern zu verplempern.
    Zum andern hasste er die Saturnalien aber besonders, weil sie mit ihrer verkehrten Welt den Gipfel der Irrationalität darstellten - einerseits, weil es schon in sich unlogisch war, irgendein eingebildetes Goldenes Zeitalter nachzuspielen, andererseits, weil es sogar schädlich für die Gesellschaft sein musste, wenn Herr und Knecht einmal im Jahr die Rollen tauschten die Sklaven am Ende noch auf die Idee kamen, diesen Zustand durch einen kleinen Aufstand auf Dauer zu stellen! Folglich war Lucius froh, dass er sich nicht als Libertinus verkleiden musste und er hier in Alexandria von bierseligen Sklaven, die einmal im Jahr die Sau raus ließen, verschont blieb.

    Zufrieden blickte Lucius auf das Werk seiner Arbeit: Eine Tabula, darauf eine saubere Tabelle mit endlosen Zahlenreihen - die Kalkulation des Getreidebedarfs der Classis Alexandrina, verrechnet mit den zu erwartenden Getreidepreisen des kommenden Jahres und den Kosten, den die Einholung des Getreides erzeugte.


    Neben den vielen, vielen langweiligen Tätigkeiten konnten Bedarfsanalysen und Berechnungen aller Art den Subpräfekten immer noch glücklich machen. Auch wenn es fast immer simpelste Arithmetik war, die er hier benutzen konnte, freute er sich doch, wenn er blitzschnell unendliche Zahlenreihen addiert, subtrahiert, multipliziert und dividiert hatte, dass sein Scriba mit den Ohren schlackerte. Am Ende stand immer das befriedigende Gefühl, wenn er seinen Siegelring in das Wachs drückte und damit die Korrektheit seiner Daten bestätigte.

    Philosophie - oder Geschwätz, wie der Alte sagte - war eigentlich nicht unbedingt das, was Lucius vornehmlich interessierte. Eigentlich hielt er dieses ganze Gerede von Tugenden und Göttern und so weiter sogar für ziemlich irrational und damit überflüssig. Aber er von diesem Epikur hatte er nur gutes gehört: Er verfolgte eine ausgesprochen vernünftige Sicht der Wahrheit und vor allem - er lehnte die Götter ab! Und so hatte er sich schließlich dazu durchgerungen, sich für diesen Kurs anzumelden.


    Ziemlich gespannt kam er also in die Stoa, in der das ganze stattfinden sollte und blickte sich ein bisschen nervös um. Mit seiner Rittertunica stach er ziemlich aus der Menge griechisch gekleideter und weibisch herausgeputzter Akroaten heraus. Blieb zu hoffen, dass auch noch ein paar Normale hier teilnahmen...

    Ich bin kein Fachmann für römische Militärfachkräfte. Da Tesserarius, Miles Medicus etc. bei uns ein Sig-Zusatz für einfache Milites/Legionarii ist, die unter dem Optionenrang stehen, sind sie hier als Mannschaftsränge geführt - wir unterteilen ja auch nicht in Soldklassen, sondern eher funktional bzw. so, dass es für moderne Menschen rasch verständlich ist.


    Bei den Tätigkeitsbezeichnungen bräuchten wir dann aussagekräftige, prägnante deutsche Bezeichnungen. Wenn der Miles Medicus Pfleger ist, dann ist das wunderbar - wie man den Optio Tabelarii oder den Tesserarius prägnant umschreibt, fällt mir momentan nicht so schnell ein...


    Beneficariii/Cornicularii gibt es im IR bisher nicht - daher nicht aufgeführt ;) (und wenn ich mir so anschaue, was für eine Vielzahl an Funktionen angeboten wird, bin ich nicht sicher, ob noch mehr Bezeichnungen und Funktionen den Spieler nicht eher verwirren als Möglichkeiten bieten...)

    Wer kein Geld hat, muss mir auch keines geben - das meinelte ich mit "auf Spendenbasis".
    Die Prüfung wird vermutlich ein normaler SimOff-Test (vorsichtig geschätzt im Februar oder so - ich nehme an, der Kurs wird sich etwas ziehen). Und er findet sowohl in Rom, als auch in Alexandria statt - deshalb auch dir beiden Links ;)

    Die Rückreise von Appollonia - bzw. einem Dorf kurz vor der Stadt - dauerte ein wenig länger als die Hinreise, blieb dafür aber frei von Komplikationen. Lucius füllte den Tag damit, die Beute zu inspizieren und festzustellen, was er am besten an sich nahm. Es stellte sich nämlich relativ schnell heraus, dass er quasi nichts von der Piraten-Ladung für sich gebrauchen konnte. Immerhin hatte man ihm erklärt, dass man die Beute ja auch auf den Märkten Alexandrias verscherbeln konnte, sodass letztlich doch Gewinn herauskommen würde - was den jungen Petronier aber vor das Problem gestellt hatte zu entscheiden, was er als Beute beanspruchen sollte. Natürlich wollte er dabei streng rational vorgehen und sich das heraussuchen, was einerseits den besten Preis erzielte, andererseits aber nicht zu offensichtlich wertvoll war - sonst würde er ja insgesamt weniger bekommen. Deshalb hatte er sich die Fahrt über hauptsächlich auf dem Geleitschiff aufgehalten und kaum mehr ein Wort mit dem Nauarchus gewechselt.


    Zum Einlaufen in den Flottenhafen war er aber natürlich wieder auf die Concordia hinübergekommen. Wie es sich gehörte, stand er am Kommandantenplatz neben dem Flottillenadmiral, während die Marineinfanteristen "Front machten" - so nannte man es wohl, wenn sie in Paradeuniform an der Reling Aufstellung nahmen.
    "Wie ist das jetzt mit der Verteilung der Beute, Decimus?"
    fragte der Subpräfekt schließlich, während sie den Pharos passierten.

    Einige Zeit später stand Lucius doch halbwegs zufrieden vor einem Wald aus Kreuzen oben auf der Klippe. Er hätte gerne noch ein paar mehr gehabt, aber der Nauarchus hatte ihn nach einem längeren Streit mit dem Centurio Classicus schließlich überzeugt, dass diese Menge an Kreuzigungen einen Aufwand bedeutete, der in keinem Verhältnis zum Nutzen stand - es mochte dem jungen Petronier nicht gefallen, aber es war doch unlogisch, am Ende einen ganzen Reisetag zu verlieren, und ein paar mehr Warnungen aufzustellen. Letztlich hatte er sich mit der Beute abgelenkt, die zwar nicht allzu üppig ausgefallen war - die Schiffe waren ja zerstört und die Ladung war doch eher überschaubar gewesen (vor allem, weil man sie auch noch teilen musste) - aber immerhin einen gewissen Bonus darstellte, die der recht beschränkt begüterte Subpräfekt gut brauchen konnte.


    So stand er jetzt zumindest wieder einigermaßen zufrieden da und suchte noch einmal seine drei Opfer. Die pralle Sonne hatte schon dafür gesorgt, dass sie zu stinken begonnen hatten - das hatten sie jetzt davon, dass sie so dämlich gewesen waren, sich mit dem Imperium anzulegen! Unbewusst ging sein Griff noch einmal zu dem Beutel an seinem Gürtel, wo er seine Trophäen verstaut hatte - die herrenlosen Finger ließen ihn plötzlich an einen Spruch von Gunda denken: Wenn man dir den kleinen Finger hinhält, nimmst du die ganze Hand! Das passte zwar logisch nicht unbedingt in die Situation - aber der Umstand, dass er jetzt doch einmal den kleinen Finger genommen hatte (samt dem ganzen Leben), ließ ihn doch kurz auflachen.


    Der Soldat neben ihm sah ihn verwirrt an, aber Lucius zuckte nur mit den Schultern.
    "Wir fahren nach Hause! Zurück zu den Schiffen! Milites abite!"
    rief er schließlich - so angenehm war der beginnende Verwesungsgestank schließlich auch nicht...


    Kurz darauf hatte der Petronier endlich Gelegenheit, ihre kleine Abschreckung aus Piratenperspektive zu betrachten, als er vom Heck des Flaggschiffes aus zurück auf den Ort seines ersten Kampfeinsatzes blickte. Der Anblick war enttäuschend - man sah nur die vorderste Reihe der Kreuze und die war auch noch durch die Steigung des Felsens unten abgeschnitten. Der blöde Nauarchus hatte doch recht gehabt, dass man sich viel Arbeit hätte sparen können...

    Irgendwann wurde Lucius doch müde und er beschloss, doch noch sein Zelt aufzusuchen. Auf dem Weg ins Lager zurück ging er noch einmal an den toten Seeräubern vorbei - der Anblick der inzwischen in ihrer Kreuzigungsposition erstarrten Körper ließ ihn grimmig grinsen. Mit dem Fuß stieß er gegen eine starre Hand - es war schon seltsam, dass der Körper hart wie ein Brett wurde, wenn das Leben ihn verließ. Wenn er über die Sterne nachdachte, war es vielleicht klug, gleich noch etwas mehr über Medizin zu erfahren. Aufklärung war das A und O, wie der Alte sagte - und wenn er einem Feind Schmerz bereiten oder ihn töten wollte, war es klug, etwas über seinen Körper zu wissen...
    Mit diesen Gedanken ging der junge Petronier zu Bett.


    Am nächsten Morgen hatte er seine Überlegungen allerdings wieder vergessen. Vielmehr freute er sich trotz aller Diesigkeit - er hatte sich immer noch nicht an das Frühaufstehen beim Militär gewöhnt - darauf, seine Gegner wie Trophäen am Kreuz ausgestellt zu sehen. Er hatte es irgendwie noch gar nicht so recht realisiert, dass er gestern seinen zweiten, dritten und vierten Menschen erlegt hatte! Von Caius hatte er damals leider keine Trophäe mitgenommen - das überwältigende Machtgefühl war zu überwältigend gewesen. Aber heute, wo er einen weitaus klareren Kopf hatte, erschien es ihm doch logisch, zur Erinnerung an so einen Triumph ein kleines Andenken zu besitzen.


    Nachdem daher die Befehle gegeben worden waren - es mussten ja Kreuze aufgerichtet werden, was auf dem Fels gar nicht so einfach war - kehrte er noch einmal zu den Toten zurück, die seltsamerweise wieder erschlafft waren und suchte die drei, die er erwischt hatte. Der, den er verfolgt hatte, fand er recht leicht wieder - bei den anderen war es schon schwieriger - Tote sahen irgendwie immer so anders aus. Trotzdem war er sich recht sicher, als er einen kräftigen Kerl und einen oben ohne gefunden hatte. Er begann bei letzterem - vorsichtig zog er die zusammengekrümmte Hand auf, holte Pythagoras heraus und schlug mit einem beherzten Hieb nach dem kleinen Finger.
    Beim ersten Mal klappte es noch nicht ganz so gut - er hackte voll in die Hand und metzelte gleich mehrere Finger von der Hand. Beim zweiten sparte er mit der Kraft, drang dabei aber nichr durch, sodass er den Finger abdrehen musste. Daraus kombinierte er dann eine bessere Methode - zuerst sägte er das Fleisch mit dem Schwert durch, dann brach er mit einer kraftvollen Drehung den Knoch ab. Zufrieden betrachtete er dann im Licbt seine Beute - sie fühlte sich irgendwie seltsam an.... so unerwartet für ein Stück Mensch...


    In diesem Moment entdeckte er einen herbeieilenden Nauta.
    "Was ist?"
    blaffte er ihn an - so ein schöner Moment, eine wunderbare Erinnerung an seinen gestrigen Triumph, gestört von einem dämlichen Soldaten, der wie so oft irgendwelche Anweisungen brauchte!
    "Ich soll fragen, ob wir wirklich alle Piraten kreuzigen müssen. Der Centurio meint, das ist zu aufwendig"
    "'Zu aufwendig, Subpraefectus', Nauta! Der Centurio kennt wohl das Konzept des Befehls nicht!"
    Und weg war die Freude - alles musste man selbst machen!

    Die Idee des Nauarchus gefiel ihm und fast bereute er es, diesem nichtsnutzigen Banditen ein so schnelles Ende bereitet zu haben. Aber dann besann sah er wieder das Blut auf Pythagoras und die Befriedigung, ihn selbst erledigt zu haben, durchströmte ihn - nein, er machte es doch am liebsten selbst!


    Mit der Schwertspitze drehte er den Kopf des Toten zu seinen Füßen. Schade, dass man niemanden zweimal töten konnte. Aber andererseits - was sprach eigentlich dagegen, die Leichname an der Klippe an Kreuze zu hängen? Logischerweise kamen Piraten immer vom Meer her und vom Meer aus würde man kaum unterscheiden können, ob eine blutige Leiche nun am Kreuz gestorben war oder nicht!
    "Ich würde sagen, wir hängen die Leichen einfach an Kreuze - oben auf der Klippe, für alle sichtbar!"
    Das würde vielleicht auch dem Ausguck, der dort ja scheinbar immer herumsaß, das gute Gefühl geben, dass seine Dorfbewohner gerächt waren - falls ihn der Gestank verrottender Leichen nicht störte! Aber wie hatte der Alte immer gesagt? Abschreckung und Einschüchterung war besser, als das Schwert wirklich auspacken zu müssen! Was für die mogontinische Miliz galt, galt für die Piratenjagd nicht anders!


    Der Decimer machte sich auf den Weg zu seinem Schiff - er war ja primär für die Flottille verantwortlich, während Lucius als Subpräfekt das Kommando - ja, das Kommando(!) - über die Marineinfanterie bekommen hatte. Jetzt, wo es ihm wieder ausdrücklich übergeben wurde, konnte er ein befriedigtes Grinsen nicht verstecken - Macht zu haben fühlte sich fast so gut an, wie irgendjemandem Pythagoras zwischen die Rippen zu stecken!


    Jetzt galt es aber auch, rationale Befehle zu geben - also musste er die Situation zuerst einmal analysieren: Sie würden hier Nachtlager machen, das hieß, dass sie dieses Lager erst einmal aufschlagen mussten. Der Alte hatte ihm genau eingebläut, wie man das machte - Graben, Wall, Tore, Zelte in Reih und Glied - alles ordentlich und römisch! Aber wenn er die Kreuze aufstellen wollte, mussten sie zuerst die Toten in die passende Position bringen - immerhin gab es die Leichenstarre, die schon bald einsetzen würde und die Körper dann unhandlich und vor allem unbeweglich machen!
    "Milites venite! State!"
    lautete also der erste Befehl, dem dann weitere folgten:
    "Wir werden die Leichen am Strand zusammentragen. Wir werden sie oben auf dem Felsen kreuzigen zur Warnung für alle Piraten! Damit wir sie morgen ans Kreuz bekommen, sind sie so hinzulegen, wie sie später am Kreuz hängen würden."
    Er nahm an, dass der ein oder andere der Soldaten schon einmal an einer Kreuzigung teilgenommen und deshalb eine grobe Vorstellung hatte. Andererseits waren das einfache Soldaten - die meisten waren wohl nicht besonders helle. Um sicher zu gehen demonstrierte er also die Hängebewegung.
    "Also so! Danach wird das Lager am Strand aufgeschlagen!"
    Er wusste nicht recht, ob man die Schiffe über Nacht an Land zog - sie waren groß, aber lagen relativ flach im Wasser, soweit er wusste. Aber das war auch schon alles, was er dazu wusste - der Alte hatte ihm nie etwas über Marine beigebracht und in seinem Kabuff in Alexandria hatte er zwar viel über die Versorgungszahlen so einer Flotte gelernt, aber wenig über die praktischen Aspekte. Um diesen Mangel nicht zugeben zu müssen, beschloss er einfach:
    "Aufsicht darüber führt der Nauarchus! Ich kümmere mich - äh - um die Kreuzigungen!"
    Das hatte außerdem den Vorteil, dass es ihm weitaus mehr Spaß machte, diese Hunde im Dreck liegen zu sehen, als untalentierten Milites beim Aufstellen von Zelten!


    Damit war hoffentlich alles klar - zumindest vorerst...

    Sim-Off:

    Der andere Erzählstrang kann gerne weitergehen ;)


    Es war Nacht geworden und Lucius lag am Strand. Noch immer brannte seine Hand, wo Pythagoras ihn gebissen hatte - auch wenn der Miles Medicus die Wunde mit Wein ausgewaschen und verbunden hatte. Das war auch der Grund, warum er sich noch nicht in sein Zelt verkrochen hatte um sich auszuruhen. Deshalb hatte er sich auf seinen Umhang gelegt und starrte in den Himmel in der Hoffnung, endlich müde zu werden.


    Über ihm leuchteten die Sterne klar und hell, dazwischen der Mond, der heute eine Sichel bildete. Der junge Petronier hatte all das noch nie recht beachtet - er hatte sich immer nur gefreut oder geärgert, wenn es nachts besonders hell oder besonders dunkel gewesen war. Aber heute stellte sich ihm plötzlich die Frage, warum der Sternenhimmel eigentlich so aussah, wie er aussah. Und warum war der Mond manchmal voll und hell und manchmal so schmal wie heute? Der Alte hatte ihm als Kind erzählt, dass der Mond eben aß und fastete und je nach dem seine Größe hatte - aber dass das Unsinn war, hatte er schon damals geahnt. Er glaubte sich zu erinnern, das Xanthippus einmal erzählt hatte, dass Euklid neben den Elementen auch etwas zur Astronomie geschrieben hatte... aber natürlich hatte er sein einziges Buch nicht mit auf die Reise genommen.


    Als er so an die wenigen interessanten Lehrstunden bei seinem griechischen Lehrmeister in Mogontiacum zurückdachte, erinnerte er sich plötzlich noch an etwas anderes: War Euklid nicht aus Alexandria? Vielleicht war es doch einmal an der Zeit, sich dieses Museion näher anzusehen...

    Auch der Pirat schien Massa entdeckt zu haben, denn er trat wieder die Flucht an. Wieder spurtete Lucius ihm hinterher, aber er musste nicht weit laufen, denn plötzlich schoss ein Speer an ihm vorbei und fällte den Piraten. Überrascht blieb der junge Petronier inne und sah den Kerl in sich zusammensinken. Dieser Bastard, der ihn beinahe umgebracht hatte! Der Hass trieb ihn weiter - mit einem Schrei startete der Subpräfekt erneut, war mit wenigen Schritten bei dem Piraten, riss grob seinen Kopf hoch und schlitzte ihm mit seinem Gladius die Kehle auf. Gierig fraß der sauber geschliffene Pythagoras sich in die Haut, durch das Fleisch und bis hinab zur Wirbelsäule. Blut quoll hervor und aus dem weinerlichen Schnaufen wurde ein ersticktes Gurgeln.


    Mit großer Befriedigung blickte Lucius in die heraustretenden Augen seines überwundenen Feindes. Er spürte das warme Blut auf seiner Faust, die Pythagoras noch immer fest umklammerte. Dann ließ er los und der Tote fiel wie ein Sack in sich zusammen. Trotzdem dauerte es einen Moment, bis seine Erregung wieder abebbte. Er hob sein Schwert und sah mit Befriedigung das frische Blut daran. Ein bisschen hatte er das Bedürfnis, Pythagoras abzulecken. Aber das wäre dann doch etwas irrational gewesen.
    Stattdessen lenkte er sich ab, indem er zu Massa hinübersah.
    "Den hätten wir erledigt!"

    Die Klinge sauste nieder, aber der Dolch war ziemlich kurz, sodass er sich herunterbücken musste. Das wiederum ging aber nicht ganz so schnell wie mit dem Schwert zuzuschlagen - zumindest wenn man wie der Pirat nicht das Gleichgewicht verlieren wollte. Er ging also in die Hocke und holte dabei erst aus, sodass es dem junge Petronier wie durch ein Wunder gelang, sich gerade noch rechtzeitig wegzudrehen.


    Ehe sein Gegner schalten konnte, rannte Lucius los wie damals in Germania. Er musste sich kurz orientieren - wo war sein Schwert? Richtig, er hatte es dort hinten verloren, und es musste in einem 30°-Winkel weggeflogen sein. Bei der Stärke eines Trittes und dem Gewicht von Pythagoras musste es irgendwo... - da war es ja!


    Im Vorbeilaufen bückte der Subpräfekt sich und nahm das Schwert auf, wobei er ein heißes Brennen an seinen eingeschnittenen Fingern spürte. Aber dieser kleine Schmerz war kaum spürbar, so voller Adrenalin, wie er war. Er wirbelte herum und sah den Piraten, dann den Nauarchus - da war ja endlich Verstärkung! Aber warum hatte der Trottel ihm nicht geholfen? Das war verdammt knapp gewesen gerade!


    Egal, er würde ihm schon helfen! Also stürzte er wieder auf den Piraten.

    So nett diese Idee auf den ersten Blick erscheinen mag, bin ich doch kritisch: Meine Erfahrung zeigt mir, dass IDs, die die Spitze ihrer Karriereleiter erreicht haben, oft nicht mehr so wahnsinnig viel Motivation bieten - denn was kann man schon erreichen als mehrfacher Consul, Ex-Statthalter und kaiserlicher Klient? Natürlich sind wir alle Rollenspieler und bespielen unsere IDs alle - egal in welcher Position - mit genau der gleichen Motivation... aber zumindest bei mir gibt es schon auch Gründe, warum ich jetzt eben nur noch mit Lucius und nicht mehr mit dem alten Crispus aktiv bin (obwohl der auch noch Potential bietet... irgendwann vielleicht...).


    Ich fand und finde immer den Aufstieg am reizvollsten - auch wenn er manchmal einige Frustrationen und "Fleißarbeiten" beinhaltet.


    Auch die ad-hoc-Verleihung eines Ordo oder gar eines Standes finde ich insofern problematisch, als es ja bei zweiterem jedem freisteht, in einer entsprechenden Familie zu starten, die das Erreichen des Standes erleichtert. Denn wenn jede Gens einen senatorischen oder ritterlichen Zweig hat, mindert das auch die Exklusivität und damit das Ansehen daraus, wie ich finde. Schon jetzt frage ich mich öfter, wie viele IDs eigentlich keinen gut bekannten Senator in der Sippe haben und warum sie dann irgendwo am Ende der Welt Schreiberdienste verrichten müssen.


    Als weiteren Einwand muss ich schließlich noch vorbringen, dass wir jetzt schon deutlich sehen, dass IDs grundsätzlich weniger SimOn als SimOff und da vor allem über "Rollenspielleistung" bewertet werden. Stichwort "Wer seinen Wahlkampf nicht aussimmt/nicht schon eine gewisse Zeit aktiv ist, wird nicht gewählt." - egal, welche Hintergrundstory man sich gibt. Ob also ein gebürtiger Consular (als Extremfall) dann entsprechend die gleiche Akzeptanz erhalten würde wie einer, der mit eben dieser ID die "Ochsentour" gemacht hat, sei einmal dahingestellt (zumal ich als Spieler ja nicht sehe, wessen Alter Ego dieser Star per Handauflegung eigentlich ist).


    Ich bin deshalb nicht kategorisch dagegen. Zumal man ja auch immer sehen muss, wie so ein Angebot angenommen wird. Es könnte natürlich ein wenig Leben in den Senat oder die Ritterposten bringen. Ebenso ist die "Exklusivität" ja auch kein echtes Argument, weil das IR niemals repräsentativ sein kann und die interessanteren und vielseitigeren Aufgaben eben eher in der oberen Riege angesiedelt sind.


    Aber mehr als den Stand (also Decurio-Eques-Senator) halte ich vorerst nicht für passend. Und dann müsste man das auch im Tabularium irgendwie sichtbar machen und klären, wie solche IDs dann eingeführt werden können (also z.B., ob sie grundsätzlich neuen/wiederbelebten Gentes angehören müssen oder sich einen Stammbaumplatz suchen müssen, der ihnen theoretisch einen schnellen Aufstieg in ihren jeweiligen Ad-hoc-Rang erlauben würde; oder ob z.B. Vigintivir-Aufgaben auch nochmal erledigt werden müssen mit dem ersten bekleideten CH-Amt oder so).
    Ob man jetzt Quaestorier oder Aedilicier ist, ist nicht so dramatisch, denke ich. Und den Ad-hoc-Consular nimmt einem sowieso keiner ab.


    Soweit meine (ebenfalls private) Spielermeinung.