Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Für den jungen Petronier klang das alles nicht besonders einleuchtend - wenn man den Markt sich selbst überließ, konnte ja jeder machen, was er wollte. Für die kleinen Handwerker war es auch nicht gerade einfacher, wenn sie mit großen Händlern konkurrieren mussten.


    Dass es genügend Platz gab, war natürlich richtig - aber das Problem war ja eher, wer welchen Platz bekam. Allerdings war es offensichtlich unlogisch, dass der Ordo Decurionum, der ja auf alle Vici zu achten hatte, dieser Argumentation folgte. Aber die Grundsatzebene, auf die die Diskussion gehoben worden war, bot auch ihm Argumentationsmöglichkeiten:


    "Wenn Konkurrenz die Seele des Marktes ist, wieso erheben wir dann von Händlern und Handwerkern aus Nachbarcivitates Zölle? Wieso muss man an allen Provinzgrenzen und am Limes Abgaben zahlen?


    Ich sage euch, warum! Wir wollen unsere eigenen Handwerker und Krämer etwas bevorzugen, denn dass sie genügend verdienen und zu Essen haben, ist unsere primäre Aufgabe! Das-"


    Er hielt kurz inne - wohin sollte sein Argument noch gleich führen? Irgendwie war sein Temperament mit ihm durchgegangen... Wenn er jetzt so weitermachte, würde er seine Partikularinteressen offenlegen, denn die Übertragung der Zoll-Logik auf seinen Antrag würde nur zugunsten des Vicus Apollinensis gehen.


    Die Decurionen glotzten ihn wie eine Herde Kühe an - wie peinlich, ausgerechnet jetzt den Faden zu verlieren! Lucius räusperte sich kurz, dann machte er einen neuen Versuch:


    "Außerdem sollten wir darauf achten, dass es gerecht zugeht in unserer Civitas. Und wie ich schon sagte, haben die Töpfer und Schmiede und was-weiß-ich-was gewisse Nachteile durch ihre zentrale Lage. Ich verlange ja nicht, dass man die Handwerker aus den anderen Vici extra besteuert oder sonst etwas, sondern nur, dass sie sich an die Regeln halten und den ansässigen Handwerkern wenigstens an den Nicht-Markttagen in ihrem eigenen Vicus das Feld überlassen! Das wird sich wahrscheinlich minimal auf ihren Geschäftserfolg auswirken, denn es betrifft ja auch wohl am ehesten die Einwohner des Vicus Apollinensis, weil alle anderen Vicani ja normalerweise sowieso nur zu den Markttagen kommen.


    Es wäre einfach eine kleine Justierung, die keinem groß wehtut und unsere Marktordnung ein kleines bisschen gerechter macht."


    Er hatte es doch noch hingebogen, wie er fand - diese fetten Krämerseelen mit ihren Werkstätten draußen auf dem Land sollten mal ein bisschen weniger an sich denken!

    Es folgte die Ausgabe von Getreide an die ärmeren Bürger. Lucius musste die Sache persönlich in die Hand nehmen, damit jedem klar war, wem er den Getreidesegen verdankte - zumindest behauptete der Alte das. Für den jungen Petronier war es allerdings eine langweilige und langwierige Sache.


    So stand er am Eingang des Tempels, Pullo hielt ihm einen Getreidesack nach dem anderen hin und er nahm mit einer Schippe die entsprechende Menge, um sie den Bettlern und sonstigem Gesocks, das eine Berechtigungsmarke vorzeigte, in die Schüssel oder Schale zu gießen. Dabei ließen ihn seine Mordgedanken noch immer nicht los - vielleicht funktionierte es doch mit einem Bettler? Auch wenn sie zusammenhielten, hatten sie wenig Geld, um eigene Nachforschungen anzustellen. Und wahrscheinlich würde man sowieso den Aedil oder den Magister Vici beauftragen - und viele kamen aus der Ferne und hatten keine Familie hier...

    Sim-Off:

    Wer sich bedürftig fühlt, kann das WiSim-Angebot nutzen. Ansonsten kann auch die Stadt nach einer Woche das ganze abnehmen und vernichten ;)

    Der Spott, mit dem Massula über seinen Antrag redete, machte Lucius nur wütender. Dieser fette alte Mann, der glaubte, hinter seinem Schnauzer die letzte Weisheit zu verbergen. Dass dies alles aber nur leeres Gerede war, das jeder Logik entbehrte, übersah er dabei scheinbar.


    "Deine Einwände sind unlogisch:
    Erstens ist es für viele nicht so einfach möglich, ihre Werkstätten zu verlegen.
    Zweitens haben die Handwerker der anderen Vici ja auch die Möglichkeit, ihre Waren auf den Plätzen ihres Vicus anzubieten, wo sie keine Konkurrenz meiner Handwerker haben. Es wäre also gleiches Recht für alle.
    Dittens ist eine Beschränkung der Tage, an denen man auf den Markt gehen darf, wohl kaum ein unglaublich großer Eingriff in den Markt.
    Und viertens ist der Vorwurf, dass ich mich ausgerechnet für die Töpfer einsetze, totaler Unsinn. Erstens muss man irgendwo anfangen und zweitens gibt es eben dort ein Problem und nicht bei den Ärzten oder Fischern. Übrigens gibt es kaum Ärzte außerhalb meines Vicus, dafür aber kaum Fischer innerhalb, da er an keinem Gewässer liegt."


    Allein das zeigte schon die Unreflektiertheit des Domitiers...

    Als sich der Schwächling vom Vicus Novus zu Wort meldete, sah Lucius diesen mit vernichtendem Blick an - endlich hatte er einen Gegner auf Augenhöhe, den er besiegen konnte. Dazu stellte sich der Scantinier auch noch ziemlich ungeschickt an, denn er stammelte nur herum - was der junge Petronier bis vor kurzem zwar auch getan hatte, aber dank seiner Verachtungstaktik nun souverän abgelegt hatte.


    "Unsinn! Die Töpfer im Vicus Novus verkaufen ihre Ware zu Schleuderpreisen! Kein Wunder, dass sie meine Töpfer vom Markt drängen."


    Einen Moment überlegte er - Behauptung, Begründung, Beispiel, Beleg - es fehlte noch etwas Unterfütterung, die glücklicherweise nicht nur logisch, sondern auch mathematisch beweisbar war:


    "Die Grundstücks- und Mietpreise im Vicus Apollinensis sind höher als im Novus, was es den Handwerkern dort ermöglicht, ihre Endpreise niedrig zu halten!"

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    Nein, es war kein Bediensteter, der mir öffnete, sondern Crispus. Also der der Sohn. Und der machte ein Gesicht, als hätte man ihn beim Scheißen gestört. Man weiß ja, dass solches schwere seelische Störungen verursachen kann. Ich ließ aber bei mir deshalb keine Schuldgefühle aufkommen. Seinen Tonfall imitierend blaffte ich zurück:


    "Zu Petronius Crispus, dem Alten".


    Ohne ein Wort führte Lucius den Domitier in den Hof, rief kurz


    "Vaaater, Besuuch!"


    und öffnete dann die Tür, aus der der Alte antwortete - es war erwartungsgemäß das Tablinium. Dort würde Massula ungestört mit dem Alten quatschen können - was Lucius gern gehört hätte, um sicherzustellen, dass man ihm keine Unwahrheiten in den Mund legte...

    Während Lucius sich noch gedanklich mit der Sturheit und Uneinsichtigkeit seiner Cousine beschäftigte, tauchte eine Fremde auf, der Octavena sofort ein "Gesundheit" erwiderte - offensichtlich ein trotziger Beweis, dass sie sich achso sehr für ihre Mitmenschen interessierte. Und tatsächlich schien sich die Germanin richtig zu freuen - wie um den jungen Petronier zu verspotten! Als würde es irgendetwas ändern, ob man einem Kranken Gesundheit wünschte!


    So blieb er stehen, verschränkte die Arme vor der Toga und sah feindselig zu Octavena.

    Im Gegensatz zu dem Aurelier war Lucius kein geborener Redner, vor allem dann nicht, wenn er nervös war. Er hasste sich dafür, so vor einem Senator herumzustammeln, aber das machte ihn nur nervöser und er fürchtete schon, gar kein Wort mehr herauszubringen - und das obwohl der Senator nur freundlich Konversation machte.


    "Ich - äh - habe schon alles angesehen. Und - äh - ich will Dich auch nicht in Deiner Arbeit aufhalten."


    presste er hervor - wahrscheinlich störte er so einen wichtigen Mann sowieso nur...

    Okay, ich würde eher zu Montag tendieren, da es da vermutlich sowieso noch nicht richtig intime ist...


    Bleibt die Frage, ob der Bolt schon offen ist bzw. wie wir es planen (sind ja nur noch wenige Tage)...


    Gracchus, kannst du zur Sicherheit mal in deinem Lager anfragen, ob das ginge? Bei euch sind ja scheinbar die meisten IRler...

    Als der Haruspex die Litatio verkündete, hatte Lucius seinen Plan für das perfekte Verbrechen noch nicht beendet. Er war dabei stehen geblieben, dass das beste Ziel ein Fremder war - am besten nicht einmal aus der Provinz oder noch besser ein Händler aus Germania, denn er hatte das Axiom aufgestellt, dass je weiter entfernt die Heimat des Ermordeten lag, ein Mord desto geringeres Aufsehen erregte. Ebenso war die Verweildauer zu berücksichtigen, denn je mehr Zeit er in Mogontiacum verbrachte, desto wahrscheinlicher war der Aufbau von Bindungen, die wiederum Interesse an der Aufklärung einer Tat entwickeln konnten - woraus sich wiederum ergab, dass ein germanischer Händler aus einem ferneren Teil, der auf Durchreise war, das beste Ziel war.


    Weiter kam er nicht, denn er musste wieder aktiv werden. Also erhob er sich von seinem Subsellium und überwachte, wie die Opferhelfer den Ochsen zerlegten und den blutigen Matsch, der die Innereien darstellte, auf den Opferaltar warfen. Dies diente dem jungen Petronier als weitere Inspiration - wenn er das Opfer nach der Tat zerlegte und verteilte, würde es umso schwerer fallen, seine Identität zu ermitteln. Noch besser war das Vorbild der Innereien - er musste nur noch genau beobachten, wie lange es dauerte, bis sie verbrannt waren, denn dann würde niemand mehr irgendetwas über den Mord feststellen können.


    Erst als einer der Pontifices ihn anstupste, unterbrach er auch diesen Gedanken. Jetzt waren Brot- und Fleischspenden an der Reihe. Die Opferhelfer hatten den Ochsen schon zur Hälfte zerlegt und das Fleisch in handliche Portionen unterteilt, die an die Leiter der Handwerkergemeinschaften und die wichtigsten Patrone und die Decuriones des Vicus verteilt wurden. Natürlich erhielt auch der Alte seinen Teil mit dem, der Lucius als Magister Vici zustand. Dann folgte eine kleine Rede an das versammelte Volk:


    "Vicani Apollonensis!


    Der Friede mit den Göttern ist gesichert und wir alle sind ein Teil dieser Gemeinschaft! Es ist Brauch, dass die Bedürftigen zu den Ludi Apollinares Getreidespenden erhalten, damit auch sie feiern können! Ich persönlich habe dafür Sorge getragen und meine Familie hat das Geld dafür aufgebracht! Ihr wisst, dass harte Zeiten vor uns liegen, deshalb sollten wir den Tag nutzen, uns noch einmal am Überfluss zu freuen!"


    Während er so redete, ging der Blick des jungen Petroniers von einem zum anderen. Er entdeckte nicht sehr viele verarmte Handwerker und Tagelöhner - aber er kannte sie. Obwohl diese Leute wahrscheinlich bessere Opfer waren als sein letztes, war es unklug, sie auszuwählen - wichtiger als der Reichtum und Einfluss einer Person war eben doch die Entfernung der Herkunft - und dieses Lumpenpack hielt fester zusammen wie eine Schale Puls vom Vortag - sie würden sich bei den Magistraten für Nachforschungen einsetzen...

    Während sein Vater und seine Cousine fröhlich tratschten, dachte Lucius lieber über seine eigenen Probleme nach. In Momenten wie diesen empfand er Octavena erst recht als Konkurrenz - nicht nur gegenüber seinem Vater, sondern vor allem gegenüber Armin, seinem einzigen Freund. Dieser wagte es regelmäßig, sie vor den Lästerattacken des jungen Petroniers in Schutz zu nehmen, was dieser wiederum als Loyalitätsbruch wertete.


    Vielleicht war es tatsächlich besser, wenn Octavena endlich das Haus verließ, damit sie seinen Sklaven nicht weiter manipulierte - oder sollte er einfach gehen? Seine Magistratur endete bald und dann hatte er wieder keine Aufgabe. Der Krieg würde ihm doch sicherlich die Möglichkeit bieten, sich beim Militär zu melden... - und was sollte der Alte dagegen haben, wenn er das tat, wofür man ihn vorgesehen hatte?

    Zwar hatte sein Vater ihm schon öfter von den verschiedenen Priestercollegien Roms erzählt, ebenso von Amtstrachten - aber die etruskische Originalform hatte er nie erwähnt. Die Haruspices hier in Mogontiacum waren tatsächlich viel unspektakulärer gekleidet.


    Ehe er aber weiter darüber nachdenken konnte, unterbrach der Senator seine Modenschau und kam auf das Grüppchen zu. Als Lupus ihn dann auch noch mit Namen und Titel ansprach, wurde Lucius ein wenig blass - er hatte noch nie mit diesem Mann gesprochen und doch wusste er über alles Bescheid...


    "Ich - äh - ich..."


    stammelte er los - hier funktionierte seine Herabblick-Taktik nicht, denn einem Senator, der scheinbar über alles in seinem riesigen Haus Bescheid wusste, konnte er sich nun wirklich nicht überlegen fühlen. Vielmehr fühlte er sich ertappt und geschmeichelt zugleich...


    "Nein - äh - natürlich nicht, Senator-"


    Er stockte einen Moment, beschloss dann aber doch, aus Höflichkeit den Namen zu ergänzen


    "...Aurelius Lupus. Also es ist - äh - ausreichend gesichert und Du musst keine Maßnahmen mach- äh - ergreifen."

    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    Ich ging hinauf in Richtung des Castellums, denn der alte Legionär hatte sich sich ein Plätzchen nahe am der Castellmauer ausgesucht, wo er seine Veteranenzeit verbringen wollte.


    Nachdem ich die Via Borbetmagna überquert hatte, stand ich bald vor der Porta des Domus Petronia.


    Ich klopfte erst mal kräftig.


    Da Morag und Armin zur Zeit auf dem Markt war, um ein wenig Holz für ein neues Regal zu kaufen und Gunda gerade in der Küche beschäftigt war, musste der nächste in der Rangordnung - also Lucius - auf die Tür achten. Deshalb schlurfte er auch zum Eingang und öffnete, um davor ausgerechnet Massula anzutreffen.


    "Was willst du?"


    fragte er mit feindseligem Unterton - wahrscheinlich wollte der altkluge Domitier sich beim Alten beschweren, dass Lucius zu vorlaut war (davon ging letzterer zumindest aus)...

    Als Octavena kapitulierte, setzte Lucius eine zufriedene Miene auf - dank scharfer Logik und klarer Gedanken hatte er die Auseinandersetzung gewonnen. Das ganze wieder anzuheizen, indem er sie darauf aufmerksam machte, dass sie diejenige war, die schlecht diskutierte, ließ er lieber bleiben - auch er hatte keine Lust, mit einer uneinsichtigen Verwandten vor ganz Mogontiacum herumzustreiten.


    "Dann können wir ja weitergeh'n!"

    "Was du sagst, ist absolut unlogisch! Dein unwahres Postulat kann wohl kaum verifizieren, dass mein Argument unwahr ist."


    hakte Lucius sofort ein. Wenn man seine Argumente nicht durch Wiederholung bestätigte, weil das Argument wahr war, war dies eine Tautologie - so hatte Eumenius es ihnen beigebracht.


    "Du musst dir schon etwas einleuchtenderes einfallen lassen, wenn du mich überzeugen willst."


    fügte er an und verschränkte die Arme. Die beiden Veteranen hatten ihr Grinsen kurz unterbrochen - der philosophische Exkurs ihres Arbeitgebers überstieg scheinbar ihre Kapazitäten...

    Es erschien dem jungen Petronier doch ziemlich unfair, wie der Duumvir ihn behandelte - als wäre er ausfallend geworden und nicht der Domitier! Aber er hatte nicht vor, sich wie ein kleiner Schuljunge behandeln zu lassen - also gab er Paroli:


    "Also erstens habe ich eine klare Regelung vorgeschlagen, zweitens habe ich nie behauptet, dass ich keine Diskussion möchte - das hat vielmehr Domitius hier gesagt - und drittens hatte ich angenommen, dass so etwas nicht von den Magistri Vici, sondern vom Ordo Decurionum entschieden werden müsste."


    Abgesehen davon war es logisch, dass die Magistri der anderen Vici nicht sehr begeistert sein würden, wenn ihre Handwerker in irgendeiner Weise benachteiligt wurden.

    Das traute sich der junge Bursche tatsächlich nicht. Aber er war doch neugierig, was ein Senator mit so einem komischen Hut machte. Er reckte also den Hals ein wenig - ohne näher zu treten, da er fürchtete, den hohen Herrn zu stören - und versuchte, die Kleidung zu interpretieren, die Lupus anprobierte.


    "Was ist das für ein Hut?"


    fragte er den Ianitor schließlich mit gedämpfter Stimme. Natürlich hatte das nichts mit seiner Arbeit zu tun, aber er nahm an, dass es etwas war, was man in Rom gut kannte und vielleicht würde er ja eines Tages dieses kleine Provinznest verlassen...