Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    [Blockierte Grafik: http://img862.imageshack.us/img862/1286/arminjungklein.jpg] | Arminius


    Während sein Herr dem Aedituus Beine machte, beschloss Armin, sich ein bisschen der hübschen Petronierin zuzuwenden und ihr das Heiligtum zu zeigen. Nachdem Lucius ja wieder einmal etwas unwirsch gewesen war, konnte sie sicherlich jemanden brauchen, der ihr die Zusammenhänge etwas besser erklärte.


    "Grannus wird in ganz Germania verehrt. Und vor allem auch in Raetia. Er ist der Gott der Heilung und die heilenden Quellen sind ihm heilig. Deswegen haben die Römer ihn mit ihrem Apollo gleichgesetzt."


    bemerkte er und deutete auf den Tempeleingang.


    "Da drin steht die Kultstatue von Grannus. Die Germanen und Kelten bauen zwar keine Statuen, aber den Römern ist es so wohl lieber. Aber immerhin hat er auch einen Bart."


    fuhr er dann fort.





    SKLAVE - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Von weiteren Streitigkeiten hatte Lucius bisher nichts gehört, allerdings war es nicht unlogisch, von den Töpfern aus eine Analogie zu anderen Handwerkszweigen herzustellen - war Boduus nicht auch kein großer Freund anderer Schneider?


    "Ich weiß nicht."


    gab er schließlich zu (obwohl er es hasste, sein Unwissen bekannt zu geben - trotz der vielen Male aus dem Rhetoren-Unterricht).


    "Ich...wir könnten natürlich auch selbst die Führung übernehmen..."


    schlug er dann vor. Zwar hatte er keine Ahnung von Feuerbekämpfung und hatte trotz der unüberschaubaren Literatur, die Xanthippus und Eumenius ihm eingetrichtert hatten, noch nie etwas über Feuerschutz gelesen, aber so schwer konnte das nicht sein. Der Aedil war schließlich auch für alles mögliche zuständig, ohne ein Ingenieur oder Getreidehändler zu sein...

    Für Lucius war der nächste Gedankengang erneut nicht ganz logisch, denn wieso sollte man einen Dritten an die Spitze der Vereinigung setzen? Ahnung von der Sache sollten wohl vor allem die Mitglieder haben, abgesehen davon war es doch üblich, dass Vereine ihre Magistri selbst bestimmten, oder nicht?


    "Ich hatte an einen Handwerker gedacht."


    Wenn er dann allerdings an die zerstrittenen Töpfer dachte, gab es doch wieder Indizien, die erklären konnten, warum Mathayus sie ausschloss. Vielleicht war es doch das beste, selbst das Kommando zu übernehmen?

    Gerade wollte Lucius zu einer Erwiderung ansetzen, als der Aedituus herbeieilte. Scheinbar war er etwas überrascht worden, denn er trug nicht seine traditionelle Kleidung, sondern eine schlichte Tunica.


    "Ich bin jedenfalls Römer!"


    brach der junge Petronier die Diskussion deshalb ab und wandte sich dem Tempelverwalter zu.


    "Ich bin hier, um die Einhaltung der Brandschutzbestimmungen hier zu inspizieren. Kann ich den Brunnen sehen?"


    Aus Erfahrung wusste er, dass das Heiligtum eine eigene Quelle besaß, zu der er nun gemeinsam mit dem Aedituus aufbrach. Armin gab einem der Legionäre ein Zeichen, dem Magister zu folgen und wandte sich selbst an Octavena.


    "Du kannst dir das Heiligtum ein bisschen ansehen, wenn du willst - das wird nicht lange dauern!"

    Ursprünglich hatte Lucius nur an einen Brandschutzverein für den Vicus Apollinensis gedacht - für etwas anderes war er schließlich nicht zuständig. Sein Vater hatte allerdings die grandiose Idee gehabt, den Vicus Navaliorum einzubeziehen, da beide Stadtviertel sowieso direkt benachbart waren.


    "Die Töpfer eignen sich kaum für die Feuerbekämpfung."


    stellte er allerdings zuerst trocken fest. Das Baugewerbe eignete sich besser - Töpfer waren normalerweise eher für die Brände verantwortlich.


    "Ein Verein für unsere Vici würde sich anbieten, da sie sowieso aneinander gewachsen sind. Vicus Novus einzubeziehen erscheint mir dagegen unpraktisch - bis die Nachricht vom Feuer bei uns ankommt und die Männer dorthin gelaufen sind, steht der ganze Vicus in Flammen."

    Der junge Petronier genoss die Anerkennung, die der Aedil ihm entgegenbrachte - ganz anders als alles, was sein Vater jemals über seine Leistungen von sich gegeben hatte! Als wäre er der Nächststehende in der Befehlskette und der direkte Vorgesetzte des Optio, wiederholte er die Anweisung des Raboniers:


    "Danke! Wegtreten, Optio!"


    Dann wandte er sich wieder dem Aedil zu, der das Offensichtliche noch einmal aussprechen musste. Andererseits war dies logisch, denn er hatte den bisherigen Gesprächen nicht beigewohnt - weshalb Lucius die geforderten Informationen gab:


    "Ihr Name lautet Alwina. Sie hat die Toten heute morgen gefunden, wird also nichts zur Ergreifung der Täter beisteuern können."


    merkte er an. Dass er die langweilige Befragung übernehmen sollte, gefiel ihm allerdings nicht ganz so gut - er wollte doch den arroganten Vinicier heulen sehen!


    "Ich...äh... ich würde Vinicius gern seinen Sohn zurückbringen. Er war einer meiner Schulkameraden."


    wandte er deshalb ein und bemühte sich, ein vertrauenserweckendes, pietätvolles Gesicht zu machen - eine Sache, die er in keinster Weise beherrschte. Andererseits kannte Cato ihn nicht...

    Nun musste auch Mathayus zugeben, dass seine Ideen nicht ganz logisch waren, wie Lucius mit Befriedigung feststellte. Die anschließende Frage erschien ihm allerdings ebenfalls etwas seltsam - das lag doch auf der Hand!


    "Ich hatte an eine Vereinsorganisation gedacht, also mit einem Magister an der Spitze. Er kann das Kommando führen und sie könnten an Feiertagen trainieren."


    Das hatte den Vorteil, dass die Handwerker nicht allzu sehr von ihren Geschäften abgehalten werden würden.


    "Damit würden sie im Einsatzfall koordiniert agieren können."

    Jetzt war es an Lucius, mit dem Kopf zu schütteln. Die Petronier waren Römer seit Anbeginn, sein Vater hatte ihm erzählt, dass sie von italischen Siedlern abstammten, die nach Hispania ausgewandert waren, wahrscheinlich mit der Gründung der Veteranenkolonie dort. Sich als Hispanier zu betrachten - oder wie die Stämme da auch immer hießen - war völlig absurd.


    "Das ist nicht logisch. Ist deine Herkunft nun nach deiner Familie oder deinem Geburtsort definiert?"


    Wäre letzteres der Fall, so würden die römischen Legionen ja bald Probleme mit dem Nachschub bekommen...

    Sie verspottete ihn - ihn! Lucius wurde tatsächlich noch ein bisschen wütender und machte eine Schritt auf sie zu. Was sie dann allerdings sagte, verwirrte ihn doch sehr. Sein Vater hatte ihm immer eingebläut, dass er ein Römer war - Rom war seine Heimat, selbst wenn er noch nie dort gewesen war. Er hatte ihn immer darauf hingewiesen, welcher Unterschied zwischen ihm und den Germanen außenrum bestand - andererseits war es auch logisch, was Octavena sagte...


    Allerdings wollte er ihr auf keinen Fall Recht geben. Was hätte sein Vater wohl dazu gesagt?


    "Ich wohne in Mogontiacum, aber mein Zuhause ist meine Familie! Ich kenne hier mehr Römer als Germanen!"


    Das war sogar die Wahrheit - die Freunde und Geschäftspartner seines Vaters waren hauptsächlich Veteranen und Söhne von Veteranen, in die Lateinschule schickten nur Römer und einflussreiche Germanen, die auch ein bisschen römisch waren, ihre Kinder und überhaupt sprach er den lokalen germanischen Dialekt nur bruchstückhaft - Germania als seine Heimat zu bezeichnen war also mindestens genauso gewagt, wie das zu bestreiten!


    "Bist du vielleicht eine Hispanierin? Sind die Barbaren dort deine Landsleute?"


    fragte er deshalb wütend zurück - er wusste nicht einmal, wie die Stämme hießen, die in Hispania lebten.

    Zufrieden registrierte Lucius, dass der Optio seine Befehle ohne Widerrede befolgte - vielleicht war das Militär wirklich etwas für ihn... Dann mischte sich aber wieder sein Vater ein, als könne er selbst das nicht auch allein regeln!


    Bevor er allerdings etwas sagen konnte, erschien Rabonius, der Aedil. Seine Frage galt ganz sicher dem jungen Petronier als zuständigem Magistrat - also erstattete er Bericht:


    "Jawohl, Aedil! Der Optio und seine Männer...also die Frau dort drüben hat die beiden Toten gefunden. Es sind Caius Vinicius, der Sohn des Decurio, und sein Diener. Also wahrscheinlich. Einer wurde erstochen, einer erwürgt!"


    Letzteres hatte noch niemand erwähnt, aber als Mittäter wusste Lucius natürlich davon - Arminius hatte den Fehler allerdings bemerkt und biss sich auf die Lippe.

    Dafür, dass Octavena ihm Tipps in Rhetorik gab, stotterte sie selbst ganz schön herum, wie Lucius fand. Am Ende schien ihr nichts weiter zu bleiben, als ihn ein bisschen zu beleidigen - er hatte ja schon geahnt, dass sie sich für etwas besseres hielt, nur weil die Römer ein paar hundert Jahre früher in ihre Heimat gekommen waren.


    "Was? Ich bin doch kein Germane! Ich bin Römer! Meine Familie ist römisch, meine Erziehung... und meine Ausbildung!"


    Obwohl man zweifeln konnte, ob das Bildungssystem nicht eigentlich griechisch war - so sehr wie er mit dieser Sprache und den Wortspielereien genervt worden war. Octavena glaubte vermutlich, dass alle Bewohner Germaniens bärtige Wilde waren, die noch nie eine Therme gesehen hatten und einen Stylus ausschließlich zum Kopfkratzen verwenden konnten!


    "Glaubst du etwa, du bist besser als ich, nur weil du aus Hispania kommst?"


    ging er sie schließlich direkt an.

    "Das ist Aufgabe des Quaestor."


    wandte Lucius ein, da er ein Freund klarer Zuständigkeiten war und bereits ahnen konnte, wie sein Vater auf derartige Ideen reagieren würde. Abgesehen davon war irrational, eine Einrichtung aufzulösen, um sie prompt wieder einzuführen.


    "Das könnte man. Allerdings möchte ich bemerken, dass ich sowieso nicht geplant hatte, nur Handwerker aus einem Zweig zu wählen, die alle nebeneinander wohnen. Es kann ja auch immer passieren, dass irgendwer nicht erscheint, aber das sollte die Funktionalität einer solchen Einheit nicht zu sehr gefährden."

    Lucius runzelte kurz die Stirn, als Mathayus Tee bestellte, da er dieses Getränk nicht kannte - vermutlich war es punisch. Aber er war nicht zur Erforschung punischer Sitten hierher gekommen, sodass er sich lieber auf die Ideen seines Kollegen konzentrierte.


    Einerseits erschien es ihm logisch, lieber das Leben von Sklaven zu riskieren, andererseits schien sein Gegenüber hier verschiedene Dinge zu vermischen. Für einen Freund von Logik und Struktur musste hier zuerst Ordnung geschaffen werden:


    "Also zuerst zu den Vigiles: Die waren fest angestellt und erhielten ein Gehalt aus der Stadtkasse. Die Abschaffung hatte wohl in erster Linie finanzielle Gründe.


    Dann zur Pflicht der Bewohner, Sklaven abzustellen: Das könnte man machen. Allerdings besteht der Brandschutz bei großen Bränden ja hauptsächlich darin, die benachbarten Häuser abzureißen, um den Brand einzudämmen. Dafür eignen sich Handwerker, die etwas von ihrer Sache verstehen, doch besser!"

    "Nein!"


    antwortete Lucius, der die Bräuche bei Puniern nicht kannte und es dementsprechend für unnütz hielt, sich hier mit Fressen und Saufen aufzuhalten. Stattdessen setzte er sich und begann sofort


    "Ich dachte an die Gründung von Collegiati, also einem Verein aus Handwerkern, die bei der Feuerbekämpfung nützlich sein könnten. Also beispielsweise alle, die mit Äxten oder anderen nützlichen Werkzeugen arbeiten... Man könnte sie im Brandfall herbeiholen, damit sie bei der Feuerbekämpfung mithelfen."

    Etwas anderes? Was war denn der Unterschied zwischen einem germanischen Gott und einem keltischen? Fielen etwa die römischen Götternamen vom Himmel und die keltischen wurden von solchen Wortklaubern wie Eumenius oder Cicero erfunden?


    "Naja, so heißt Apollo hier eben. Die Kelten verehren ihn ja nicht erst, seit wir hierher gekommen sind!"


    erwiderte er etwas gereizt. Mit "wir" meinte er natürlich die Römer, auch wenn Lucius niemals hierher gekommen war - er fühlte sich trotzdem als Angehöriger der Besatzungsmacht, denn nichts anderes hatte sein Vater ihm vermittelt.

    Der junge Petronier folgte dem Veteranen ins Haus des Magoniden und trat in das Tablinium. Dort saß der Klient seines Vaters und begrüßte ihn herzlich - trotzdem wusste er nicht so recht, ob er dem Braten trauen sollte.


    "Ave, Mathayus."


    antwortete er deshalb etwas unsicher - verspottete der Magonide ihn, weil er so jung war? Aber was konnte er dafür?


    "Ich komme wegen einer Amtssache. Es geht um den Brandschutz in meinem Vicus... und wahrscheinlich in deinem auch! Mein - also ich hatte die Idee, dass wir einen Ersatz für die abgeschafften Vigiles schaffen, die bei Bränden kommen und helfen. Das soll ich mit dir absprechen."


    Jetzt hatte er doch auf seinen Vater verwiesen - kein Wunder, dass ihn niemand ernst nahm, wenn er immer als kleines Vatersöhnchen auftrat!

    "Weißt du vielleicht, woher der Name 'Apollo' kommt?"


    fragte Lucius zurück - was Octavena sagte, kam ihm schon wieder ziemlich besserwisserisch vor. Dann wandte er sich an Pullo.


    "Schaff mir den Aedituus hier her!"


    Der Veteran nickte und machte sich auf die Suche.

    "Ich will mit dem Magister Vici Mathayus sprechen."


    erklärte Lucius, der es nicht für nötig hielt, sich hier vorzustellen. Einerseits war der Magonide ein Klient seiner Familie, andererseits war er der amtierende Magister Vici dieses Vicus, da war er prominent genug.

    Octavena war ja ein richtiges Cleverlein! Beiläufig antwortete er


    "Ja."


    Die zweite Frage brachte ihn dagegen ein wenig aus der Fassung - er hatte sich noch nicht darüber Gedanken gemacht, warum Dinge den Namen trugen, den sie hatten. Zwar wusste er von sich selbst, dass er nach Divus Iulianus Lucius genannt worden war, aber warum Iulianus wiederum Lucius geheißen hatte oder die Götter so hießen, wie sie hießen, war ihm völlig unbekannt. Es interessierte ihn allerdings auch nicht...


    "Woher soll ich das wissen?"


    Sowas war etwas für Sprachenschnüffler wie Eumenius - aber diese Wissenschaft war weder logisch, noch nützlich, weshalb es dem jungen Petronier suspekt war...

    Da Lucius selbst Zeuge war, hatte er kein Interesse daran, das Mädchen zu befragen, sodass er nur etwas überrascht feststellte, dass sie bei Massula wohnte. Er wollte gerade erklären, dass man sie nach Hause schicken konnte, als sich auch schon sein Vater einmischte - wie er erwartet hatte.


    "Ich werde Vinicius informieren. Sein Haus liegt in meinem Vicus!"


    erklärte er deshalb schnell - ihm war der Gedanke gekommen, wie angenehm es sein würde, nicht nur den Tod von Caius verursacht zu haben, sondern auch die Reaktionen seiner arroganten Familie direkt mitzuerleben. Vor dem Tod waren eben doch alle gleich, egal ob als zugereister Veteran oder als eingesessener Händler!


    "Du kannst... die Schaulustigen zurückhalten, bis der Aedil kommt!"


    sagte er dann zu dem Optio. Diese ganzen Gaffer störten bestimmt nur. Ehe er sich mit ein paar Worten an die Menge wenden konnte, schaltete sich aber schon wieder sein Vater ein. Etwas unwillig bemerkte er


    "Nein! Ich glaube, es ist ein Diener von ihm, ich habe ihn schonmal mit Caius gesehen."


    sagte er. Nachts hatte er gar nicht so genau gesehen, wen Armin da erdrosselt hatte. Aber es war ihm auch herzlich egal - er hatte ihm nichts getan, sondern hatte einfach Pech gehabt.