Beiträge von Titus Decimus Varenus

    Als ich den Gast vor meiner Tür hereinbat, erwartete ich eher den tüchtigen Furius Saturninus mit neuen Informationen, erblickte dann aber einen älteren - oder anscheinsgemäß älteren - Herren. Ich blickte kurz etwas irritiert drein, denn der Mann kam mir bekannt vor. Im Gegensatz zu Namen, konnte ich mir Gesichter nämlich gut merken. Sodann fiel mein Blick unwillkürlich auf die Karaffe und ich versuchte dies alles gedanklich zusammenzubringen.

    »Salve. Gibt es einen Grund zu feiern?«

    Anlass zum Trinken gab es in meinen Augen ja eigentlich immer.


    "Ja, auf deine Beförderung. Auch wenn diese bereits einige Jahre zurück liegt, Fabius", gab er ohne ein Zögern erfreulich wieder. Anschließend trat er zu einem kleinen Tisch und füllte zwei Becher. "Als ich vor einigen Jahren hier tätig war, da warst du gerade auf zur Classis." Fast hätte er auf der Flucht gesagt. Er wandte sich zu ihm und gab ihm ein Becher. "Hier! Für dich! Ach so, der Augustus möchte, dass ich dir bei irgendeiner Sache helfe. Ich glaube, es geht um eine Zusammenkunft irgendwelcher Prominenz?!"

    Es wirkte so als würde der Augustus das erfolgreiche Gespräch nun doch zu Ende bringen wollen. Varenus hatte ehrlich gesagt nichts dagegen. Es würde sich so oder so noch einiges in der nahen Zukunft ergeben. Dafür war noch Zeit genug gewesen. "Ich verstehe. Danke nochmals für dein Vertrauen." Die Floskel läutete den Anfang des Endes ein.


    Varenus kam es überhaupt nicht in dem Sinn, dass der Augustus eventuell seine Anspielung bezogen auf den Fabius so gar nicht dolle fand. Nun ja... Varenus eben.


    Der Imperator hatte ihm beauftragt, sich mit dem Fabius zu treffen, um ihn gegeben falls bei einer Aufgabe zu unterstützen. Es handelte sich dabei um irgendeine Zusammenkunft von wichtigen Männern. Wenn es nichts Wichtiges gibt, nun gut. Varenus samt einer Karaffe gefüllt mit einem der besten Weine aus Italia klopfte an die Tür. Er hoffte, dass der Procurator die Geste zu schätzen wüsste, immerhin sind viele der besten Freundschaften durch den Konsum von Alkohol entstanden.

    Die Tür öffnete sich und Varenus trat mit weit ausgefahrenen Armen ein. "Mein Reich!", sagte er zu alle im Raum anwesenden Beamten. "Salvente, ich bin wieder von der Partie." Er ging ohne weitere Worte zu seinem Platz und setzte sich hin. Erhob seine Hand. "Du da, ja... du! Zack, zack... und bring ein Korb mit." Der angesprochende Notarius staute verwirrt, doch tat er seine Pflicht. "Ja, Primicerius Decimus?" "Hier stehen noch diverse persönliche Gestände von einem Aurelius herum! Halte den Korb mal hier seitliche der Kante." Dann schob Varenus mit der rechten Hand das ganze Gerümpel beiseite. Hinein in den Korb. "Du kannst es auf dem Markt versteigern. Von mir aus auch verbrennen. Nur, aus den Augen mit dem Zeug! Sofort!" Der Notarius hätte sich in diesem Moment gewünscht, dass Juppiter einen Blitz in Richtung Varenus schickte.


    Nachdem der Tisch freigeräumt war. Machte sich Varenus an die Arbeit und nahm die erste Bittschrift zur Hand. Was, dieser Senator.... und legte diese unter dem Stapel.

    Als Varenus eintrat, suchte er direkt nach einem Sklaven, um sich reichlich zu bedienen. Kostete ja nichts... Als er dann ein Glas voller süßen Wein in der Hand hielt, ging er ohne jemand zu kontaktieren einmal durch den Saal und sah sich um. Einige Gesichter waren ihm bekannt, andere wiederum so überhaupt nicht. Ihm fiel auf, dass im Gegensatz zu früher, viele jüngere Beamte anwesend waren. Das könnte für ihm zum Vorteil werden, wandten sie sich doch gerne weise, erfahrende Ältere.


    Irgendwann in der Mitte des Raumes, sah er den Augustus, jedoch nickte Varenus ihm nicht zu. Denn manch einer würde es wie so oft falsch interpretieren. Speichellecker, Günstling, ... und wer weiß zum Pluto noch alles...

    Ach, der Haudegen war wieder am Bord gewesen. War doch Torquatus, dieser, der nach Varenus Notarius und Primicerius ab epistulis wurde. Dann jedoch schnurrstracks überhole und den Status Eques erhielte. Volltreffer. Doch Varenus war nicht enttäuscht oder gar neidisch darüber, sondern er hatte damals einfach ungeschickt auf das falsche Pferd gesetzt. Hätte er doch direkt ein Patronat zu einem Senator gesucht anstatt Gaius Pompeius Imperiosus zu wählen. Nun ja... "Er ist also von den Seefahrern wieder zur Landratte geworden. Wer hätte das gedacht. Ich denke, dass ich mit ihm besten auskommen werde." Oder auch nicht. Immerhin kannte er Torquatus nicht wirklich. "Ah, Senator Iulius Dives. Ich habe schon von ihm gehört. Meine Tochter berichtete mir von ihm. Er soll ein ganz angenehmer, feiner Kerl mit einem äußerst scharfen Verstand sein."


    Seine Fähigkeiten werden benötigt? Soll jemand unter dem Tisch getrunken werden? Dann wäre Varenus tatsächlich die beste Wahl gewesen. "Würdest du mir trotzdem eine grobe Vorstellung skizzieren?" Ein wenig neugierig war er schon. Doch zu erkennen gab er das nicht und blieb eher gelassen wirkend.

    Es war vorteilhaft, dass er selbst dem Imperator Bittschriften unterjubeln könne. Vielleicht ergab sich die eine oder andere Gelegenheit sein Bekanntenkreis zu einem Vorteil zu verschaffen. Auf jeden Fall würde er die Stellung nicht mehr so schnell aufgeben wollen. Zu wichtig war sie. Die Familie wird begeistert sein. Prima... "Natürlich, Officium XXIII wäre mein kleines Reich. Ist der Procurator Axius Lucullus eigentlich immer noch im Dienst? " Er erinnerte sich gut an ihm, war, doch dieser stehts nur von selbst überzeugt gewesen.


    Varenus nahm einen weiteren Becher, er glaube, den vierten? Oder war es doch der sechste gewesen. Egal... "Gibt es bereits irgendwelche Anweisungen? Vorstellungen, die dein Herz begehrt? Soll ich vieleicht irgendwem einladen oder gar abwimmeln?"


    Interessant... "Also von den Erbsen zu den Bittschriften, den Anfragen und der Öffentlichkeitsarbeit." Das war in den Augen von Varenus ein Karrieresprung. War doch der a libellis, wenn auch nirgendwo niedergeschrieben, der Einflussreichste von allen Primicerii gewesen. "Ich denke, dass ich dir in diesem Bereich genauso hilfreich sein werde." Wäre Varenus um die zwanzig Jahre, dann wäre er mit gestreckten und geballten Fäusten aufgesprungen und hätte vor lauter Freude gejubelt. So blieb es nur bei einem Kurzen. "Ich mach's."

    "Ja, schon. Doch möchtest du nicht dein eigenes Anwesen schaffen wie es deine Vorgänger Augustus selbst und Domitian taten?" Varenus kannte durch seine damalige Amtstätigkeit als a rationibus so einige Architekten und Lieferanten von Material. Jeder dieser würde sich die Finger danach ablecken, einmal einen Auftrag von höchster Stelle zu erhalten. Und wer würde den Auftrag vermitteln? Genau... Varenus sah sich schon schwimmend in Sesterzen suhlen. "Ach so, wirklich? Ich dachte nur, niemanden außer mir hätte den Drang jeden Tag Erbsen zählen zu muss. Tja, jeder ist ersatzbar." ups... "Außer du natürlich." Varenus strich sich unter seinem Kinn. "Natürlich wäre es mir eine äußerst große Freude und Anerkennung, dir in einer anderen Anstellung dienen zu dürfen. Die Stelle lautet?"

    Da war wohl jemand gut gelaunt gewesen. Perfekt... Die Chance, die ihm bot, wusste Varenus gut zu nutzen. Wer weiß, ob nicht der Augustus innerhalb der nächsten sechs Monaten den Löffel abgeben würde. Immerhin hatte dieser die längste Standzeit seiner beiden Vorgänger inne. Also auf... Doch bevor Varenus begann, nahm er Platz und bediente sich natürlich am Wein. "Salve mein Imperator, das Orakel muss sich wohl nun fürchten.", grinste er ihm entgegen. "Ich war die letzten Jahre für die Socii Mercatorum Aurei als Curator Consortii im ganzen Imperium unterwegs und habe diverse Verträge ausgehandelt. Ich würde meinen, dass es mir äußerst gut gelungen ist. Doch nun möchte ich meinen Platz den Jüngeren überlassen. Und so wie du, unsere beiden Weisheiten an die Nachkommen weitergeben." Der Wein, der ihm angereicht wurde, war vorzüglich, sodass er sich einen zweiten Becher geben lies. "Wie ich auf dem Weg hierher begutachten konnte, steht das Domus Aeliana weiterhin in alter Pracht." Oh je,...

    Die Leibesvisitation hatte einen leichten Hauch von Erotik versprüht. Gut, dass einer der Wachen ihn erkannt hatte. Nicht vollstellbar, was noch gekommen wäre. "Genau, du hast es erfasst." Dass die Wache sich sogar an den Namen und seiner damaligen Position erinnerte schmeichelte Varenus ein wenig. "Dieser musste aus Sicherheitsgründen weichen. Denn auf meine Reise quer durch Germania hätten sie mich sonst als einen der Wilden zugeteilt." Anschließend folgte er brav in Richtung Domus Flaviana.

    Was?! Was?! Wer will was von mir? Den Gedanken entrissen, erhob Varenus leicht sein Gesicht und sah vor ihm einen, sagen wir mal, nicht freundlich aussehenden Prätorianer. "Ähm, wieso? Ach so, ja. Hier ein Schreiben. Also tritt beseite wollte er schon sagen. "Der Augustus persönlich lädt mich zu einer privaten Audienz ein." Die Prozedur mit der Wache hatte er so überhaupt nicht vermisst. Als ob Varenus etwas zu verbergen hatten. Er war die Unschuld in Person gewesen.

    >> Varenus hielt das Schreiben in seiner rechten Hand und machte sich gemächlich in Richtung Palatium auf. Den Weg, den er bestritt, kannte er allzu gut. War er doch vor Jahren fast jeden Tag diesen abgelaufen. Zwischendurch vorbei an den Mark. Ein Becher Wein hier, ein Becher Wein da.... Sogar in der Pause zusammen mit seinem leider zu früh verstorbenen Amtskollegen Tiberius. Dieser war fast wie sein eigener Sohn gewesen, aber nur fast. Ach ja...


    Doch diesmal schlenderte er nicht über den Markt und nahm auch kein genussvolles Getränk zu sich, sondern ging direkt zum Eingangsbereich. Gewaltig. In Gedanken versunken, der Gewohnheit verschuldet, wollte er direkt durch das Tor, ohne bei den Wachen anhalten zu wollen.

    Titus Decimus Varenus

    Casa Decima Mercator

    Roma



    Imp Caes Tib Aquilius Severus Aug

    Titus Decimus Varenus s.p.d.


    Bestimmt kannst du dich noch an mich erinnern. Ich war Jahre lang als Primicerius a rationibus am Palatium tätig. Unter anderem war ich für die staatliche Lotterie sowie für den Haushalt der Provincen zuständig. Ich habe diverse Staatskonten betreut und stets zum Wohle des Reiches gedient.


    Ich war die letzten fünf Jahre in deinem Imperium unterwegs und habe die diversen geschäftlichen Kontakte knüpfen können. Nun möchte ich meine Erfahrung dir

    unterbreiten und mich in deinem Dienste stellen.


    Ich wäre sehr geehrt, wenn du mich zu einem persönlichen Gespräch einladen würdest.


    Titus Decimus Varenus

    Das Schiff seiner Tochter, die Rhea Silvia, legte am Hafen an. Vom Bord stieg Varenus, ein paar Sklaven, viele Waren samt allerhand anderes Zeug wie Vasen, Skulpturen, Mosaike … und zwei Pferde.


    Über fünf Jahre lang reiste Varenus quer durch das Imperium, um neue Geschäftsbeziehungen für die Socii Mercatorum Aurei abzuschließen. Dies gelang ihm mal besser, mal weniger gut. Er spürte, dass das Alter nun so allmählich an ihm nagte. Sodass er sich entschloss, seine Heimat aufzusuchen und die Dinge ruhiger angehen zu lassen. Doch den Ruhestand zu genießen, jeden Tag Rosen zu schneiden, nein, dafür war es ihm doch wiederum zu langweilig. Vielleicht hatte Roma, die eine oder andere Anstellung anzubieten.