Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    "Wie immer bist du sehr großzügig im Austeilen von Komplimenten" Tja, ein Gespräch mit Dives konnte wohl selbst einen niedergeschlagenen Hund wieder dazu zu bringen, freudig drauf loszubellen. "Selbstverständlich war dies aber nicht. Es gab schon einige Zweifler während meiner Kandidatur, nicht zuletzt meinte mein ehemaliger Patron besonders verständnislos zu sein. Aber das ist nur allzu verständlich, wo ihm doch so ein hervorragender Klient abhanden gekommen ist. Da scheint die Unzufriedenheit schon einmal durch" Lepidus demonstrierte wie immer seine große Freiheit bei der Interpretation von Geschehnissen. "Ahja, die Senatsarchive, stimmt, das hattest du ja irgendwann einmal erwähnt", bemerkte der Tiberier während er sich einen kleinen Vortrag über die Amtspflichten eines Urbanus anhörte und dabei verständig nickte. Sooo genau wollte er es eigentlich nicht wissen. Offenbar wollte der Iulier gleich zeigen, dass er das alles gerade gelernt hatte, also ließ er dem seinen freien Lauf. "Erstaunlich, dass in unseren Gesetzen der Aufgabenbereich des Quaestor Urbanus eher spärlich benannt wird. Vielleicht sollte man daran bei gegebener Zeit etwas verändern" Sicher musste nicht immer alles, was auch durch Tradition ohnehin feststand in Gesetzeswort transferiert werden, doch warum sollten Chronik und Reiseverkehr eine Erwähnung finden, nicht aber die durchaus wichtige Aufgabe, sich um die Senatsarchive zu kümmern? "Ich glaube kaum, dass der Senat auch nur irgendeinen Grund in der Hand haben wird, dich zur Flotte zu schicken. Erfahrungsgemäß ist es doch eher die Regel, dass dem Kanidaten in seinem Wunsch entsprochen wird und es eher die Ausnahme ist, dass man auf einen anderen Posten gesetzt wird" Wobei das eigene Schicksal des Lepidus, wie auch dasjenige Centhos eben die berühmten Ausnahmen waren, um die es ging. "Ich persönlich gehe nicht davon aus, dass der Senat es wagen wird, mir die Tresviri Capitales noch einmal zu versagen... es sei denn mein Ex-Patron möchte seiner Trauer noch einmal besonderen Ausdruck verleihen" Aber auch hier schätzte der Tiberier die Lage eher so ein, dass es hier kein Nachtreten geben würde und der Aurelier sich etwas Vernunft bewahrt hatte. Andererseits würde dies sicher einen weiteren Baustein für seine Verschwörungstheorie liefern, über die er den Iulier vorerst noch im Unklaren ließ.


    "Tja, und warum nun die Tresviri Capitales? Eine einfache Antwort darauf könnte lauten: Weil ich es will!" Einen gewissen Anflug von Trotz hatte er ja auch in seinem Brief bereits angekündigt. "Aber ich gebe zu: Im Grunde war es völlig egal, für welches Amt ich antrete. Das hat mich überhaupt nicht interessiert. Hier geht es doch nur um eines: Nämlich darum, dass ich die untersten beiden Stufen des Cursus Honorum bis ins Alter hoch und herunter laufen werde, bis irgendwann vielleicht einmal jemand im Palast auf die Idee kommt, mich zum Senator zu machen!" Und man merkte förmlich, wie der Tonfall von Lepidus giftiger wurde. "Dass ich mich nun erneut für die Tresviri entschieden habe, liegt nur daran, dass es mir mal verwehrt wurde und ich nun die Gelegenheit habe, doch noch zu bekommen, was ich wollte. Aber das ist absolut zweitrangig. Denn, so komme ich gern auf deine Bemerkung zum Prestige zurück: Prestigeträchtig ist doch in dieser Stadt schon lange nichts mehr. Als wenn es heutzutage tatsächlich noch jemanden interessieren würde, ob man mal was mit Münzen, Hinrichtungen oder Erbschaften zu tun hatte. Den meisten Senatoren mit ihrer Traditionslosigkeit und Ignoranz ist das doch völlig gleich. Und wenn nicht einmal dem Kaiser sein eigener Patrizierstand wichtig genug ist, um ihnen eine standesgemäße Behandlung zukommen zu lassen, was soll man dann noch erwarten? Die Götter werden diesen Zerfall der Werte zur Kenntnis nehmen und das wird für niemanden in dieser Stadt gute Konsequenzen haben!" Gift und Galle. Teilweise in etwas gehobener Lautstärke, so dass ein paar umliegende Thermenbesucher sicher etwas aufschnappen konnten. Nicht weit von ihnen war immerhin noch ein Mann zu Gast, den der Tiberier nicht richtig zuordnen konnte. Würde er noch länger dableiben, müsste er wohl den Iulier bei Gelegenheit fragen, ob er wüsste wer das war - der kannte schließlich auch schon die halbe Stadt, wie er bei dessen Hochzeit feststellte und konnte ihm da sicherlich auf die Sprünge helfen. Aber vorerst musste er sein Gemüt ein wenig abkühlen. Wie gut, wenn man dem Wasser gleich so nah war.

    Nach dem Ende einer Wahl konnte man nichts mehr genießen, als ein gemütliches Wohlfühlprogramm in den Thermen. Mit dem gerade erst eingefahrenen Ergebnis, wähnte man sich der Wahl so weit wie möglich entfernt, da eine solche doch erst frühestens in zwei Jahren wieder auf die beiden Magistrate zukommen würde. Auch ließ es eine gewisse Anspannung von den Schultern fallen, war der Tiberier doch in letzter Zeit tatsächlich nervlich etwas instabil. So konnte er sich an diesem Tage nichts sehnlicher wünschen, als ein entspanntes treffen mit seinem iulischen Verbündeten, wie sie es verabredet hatten. Zu anderer Gelegenheit war zu einem ausführlichen Gespräch auch nicht wirklich die Zeit. "Meine besten Glückwünsche zur Wahl. Wie es scheint, konnten wir die Senatorenschaft ein weiteres Mal für uns begeistern", wählte er den passenden Einstieg vor dem passenden Hintergrund. "Wollen wir hoffen, dass dich die Beschäftigung mit dem Reiseverkehr über ein ganzes Jahr lang auf Trab halten kann." Wobei Lepidus freilich schon wieder vergaß, dass der Mann sich dafür bewarb, sich um die Senatsarchive zu kümmern. Er hatte nur den etwas vagen Gesetzestext im Kopf, der diesen Aufgabenbereich gar nicht benannte. Für Lepidus war Dives durchaus dazu geeignet ein höher angeseheneres Quaestoren-Amt zu besetzen, auch wenn viele gemeint hätten, dass der Urbanus bereits sehr hoch angesehen war. Zwar hätte er ihm durchaus zugestimmt, wie er in seinem Schreiben beiläufig erwähnte, dass der Quaestor Principis nun doch in Anbetracht seiner plebejischen Wurzeln eine Spur zu hoch war, aber zumindest Quaestor Consulum wäre durchaus interessant gewesen, denn da konnte man vom Glanze eines nobilen sicherlich noch einiges abbekommen. Aber das waren wohl mehr pragmatische, denn traditionelle Überlegungen. Aber was hätte er ihm damit schon erzählt? Vor ihm stand immerhin ein Patrizier, der gleich zwei Mal Vigintivir geworden war...

    "Kaum zu fassen, nicht wahr?", sprach der Tiberier gleich unumwunden weiter, wo er doch gerade so im Fluss war. "Aber wir werden es 'denen' schon heimzahlen!" Wen auch immer der Tiberier damit meinte, hatte er doch gut und gerne die Auffassung, dass nicht nur der Aurelier sondern auch die halbe Welt sich gegen ihn verschworen hatte. "Männer wie uns kann man nicht aufhalten, Petronius. Wir sind zu höherem bestimmt! Und genau deshalb teilen wir ein gemeinsames Schicksal. Ein Glück, dass ich diesen Aurelier ohnehin nicht mehr brauche. Es ist zwar noch nicht offiziell, aber als mein treuer und absolut loyaler Klient, als den ich dich kennengelernt habe, sage ichs dir natürlich gern als einen der ersten: Ich habe eine Hochzeit mit einer Flavia arrangiert, die mich eng an die hiesige Familie binden wird. Haha! Mal ganz ehrlich, wer brauch schon diesen Quaestorius Aurelius, wenn er einen Praetorius Flavius Gracchus und einen Consular Flavius Furianus haben kann? Haha!" Erstaunlich, dass sich die Bedeutung dieser Heirat noch um einiges steigerte in Anbetracht der prekären Situation, in der er sich befand. Eben war sie noch ein netter Umstand, nun aber vielleicht die Rettung in höchster Not, die Nahrung für den vor Hunger sterbenden Gestrandeten. Bei der Gelegenheit erinnerte er sich gleich daran, dass er unbedingt nach dem Gespräch mit dem Petronier noch einen Brief aufsetzen musste.

    Selbst so ein kleines Briefchen war doch die Hölle für jemanden, der innerlich toter als als ein Hinkelstein war. Allein die Anrede ist ja schon furchtbar. Was schreibt man denn einer zukünftigen Frau? Mit einem 'Salve' war es wohl kaum getan. Nagut, Lepidus entschied sich hier für ein irgendwie halbherziges 'Meine liebe'. Das wird ja wohl irgendwie ausreichen. Danach ein bisschen Geschwafel und zum Schluss dann wenigstens noch das Hautpsächliche. Der Brief hätte im Grunde auch nur aus einem einzigen Satz bestehen müssen, doch was verlangten die Formalitäten nicht alles. Ohje, auch noch der Abschluss... Wie stieg man denn am besten aus? 'Mit den besten Grüßen?' - deutlich zu schach. 'In inniger Zuneigung' - das klingt so schwülstig, dass er es beim diktieren kaum über die Lippen bekam. Letztlich kam nur dieses Monstrum 'in hochachtungsvoller Anerkennung' dabei heraus. Das ergab so eigentlich kaum Sinn und Anerkennung zeigte man doch eher gegenüber der guten Amtszeit eines Consuls als gegenüber einer potenziellen Ehefrau. Aber gut, wenigstens hatte sich der Tiberier ein bisschen Mühe gegeben, was ihm auch das ruhige Gewissen verschaffte, als er den Brief überbringen ließ.



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    Flavia Domitilla
    Villa Flavia Felix, Roma


    Meine liebe Flavia,


    ich kann nicht leugnen, dass mich im in letzter Zeit ein gewisses Bedürfnis befallen hat, mich nach deinem Wohlergehen zu erkunden. Immerhin ist seit unserem letzten Treffen bereits eine gewisse Zeit verstrichen und gern würde ich doch erfahren, was meine zukünftige Frau derzeit bewegt. Natürlich hätte ich mich auch früher bei dir gemeldet, daran ist keinerlei Zweifel möglich, doch mich haben die Vorbereitungen auf die kommende Wahl für den Cursus Honorum sehr stark beschäftigt und als eine Frau aus gutem Hause wirst du derartige Sorgen sicherlich schon selbst hautnah an deinen politisch aktiven Verwandten erlebt haben. Du kannst dir sicherlich so immerhin einigermaßen vorstellen wie anstrengend es sein kann, unzähligen Senatoren die Hände zu schütteln.


    Bei diesem Stichwort fällt mir auch sogleich ein, dass du doch vorhattest, ein Treffen zwischen mir und Senator Flavius Gracchus auszumachen? Nach wie vor, würde ich mich natürlich freuen, mit ihm über unsere Verbindung zu sprechen, um ihn einmal mehr von meinen Qualitäten zu überzeugen. Sobald ein entsprechender Termin feststeht, lass ihn mir so bald wie möglich zukommen. Es soll nur zum Vorteil unserer weiteren Planungen sein.


    Somit verbleibe ich in hochachtungsvoller Anerkennung,


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    "Du liest meine Gedanken, Petronius!", denn genau auf diesen Patron wollte er gleich zu sprechen kommen. Denn es war für ihn ausgemachte Sache, dass er irgendetwas damit zu tun hatte. "Aurelius Lupus ist nicht länger mein Patron! Ich sags dir ganz unter uns, denn bisher wissen glaube ich noch nicht so viele darum und ich fürchte auch um meinen Ruf" So hatte der Tiberier bisher eine ganz andere Geschichte davon in Umlauf gebracht, wie er selbst das Patronageverhältnis auflöste, z.B. gegenüber seinem verbündeten Iulier. "Er hat das Klientelverhältnis einfach aufgelöst. Und stell dir vor! Er hat nicht einmal auch nur einen einzigen Grund dafür genannt! Den Inhalt meiner Korrespondenz hat er schlicht ignoriert. Nicht einmal ein paar Zeilen der Erklärung für so einen treuen Klienten, der ich doch stets war!" Immer noch ein Vorgang, der sich dem Tiberier nicht im Geringsten erschloss. Er musste immer noch selbst konstruieren, was hier wohl hinter dem Vorgang stand. Und da die Gründe keinesfalls mit ihm selbst zu tun haben konnten, so musste auch dies alles Teil einer großen Verschwörung sein. "So ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Kaiserklient selbst an oberster Stelle gegen mich intrigiert, wo er mich doch schon als Klienten entbunden hat! Entweder ist er es selbst oder jemand, der ihn dazu angestiftet hat."

    Und hereinspaziert. Das Beste kam bekanntlich zum Schluss und so konnte der Tiberier sogleich seinen Blick über die Anwesenden streifen lassen. Und in der Tat hatte der Palast heute hohe Gäste anwesend. Zuerst musste freilich wie Vestalin begrüßt werden, nichts ging über die religiösen Förmlichkeiten. "Salve, eine Freude dich unter uns zu haben, Decima Messalina. Mit einer Vestalin an unserer Seite glaube ich, dass wir heute gute Entscheidungen treffen werden" Insgeheim fragte er sich, ob sie wohl die spinthera unter ihrer Tracht tragen würde, welche er ihr einst geschenkt hat. Der nächste auf der persönlichen Rangliste war sein Verbündeter Dives. Man hätte sich nun auch an die Senatoren zuerst wenden können, doch dagegen sprachen einerseits die Loyalitäten und andererseits das schon etwas ausgeprägtere persönliche Verhältnis. "Salve Dives, schön, dass du auch zu diesem großartigen Consilium gehörst. Doch wundern tut es mich natürlich nicht" Sogleich folgte der Senator Germanicaus, den er von der Rennbahn und der Suche nach einem geeigneten Wagenlenker noch in guter Erinnerung hatte. "Sei gegrüßt, Senator, ich hoffe doch, ihr wart erfolgreich bei der Verpflichtung eines neuen Talents für die Veneta?" Mehr eine Small-Talk-Frage, die vielleicht gar nicht mehr beantwortet werde musste, bevor das Programm losging. Und zack musste er sich auch noch dem weiteren Gesprächspartner Licinius an der Seite von Dives zuwenden, dem er sich höfflich als "Lucius Tiberius Lepidus" vorstellte und ein "Freut mich, dich kennenzulernen" hinterherschickte, zumindest in der Überzeugung, diesen Mann noch nie gesehen zu haben, auch wenn er ihn doch irgendwie an jemanden erinnerte. Doch bei den vielen Leuten, die einem manchmal begegneten war das sicher zu verzeihen, wenn er mal jemanden vergessen hatte. Und vielleicht handelte es sich ja nur um ein flüchtiges Sehen auf der Hochzeit des Iuliers. Zuguterletzt musste er sich noch an den Falvier wenden, den er fast übersehen hätte aufgrund seiner Teilnahmslosigkeit. "Schön dich zu sehen, Senator Flavius. Es ist mir eine Ehre heute mit dir gemeinsam dem Consilium beizuwohnen" Gerade, wo sie doch womöglich bald durch eine eheliche Verbindung miteinander verknüpft waren, musste er sich bald etwas besser mit diesem manchmal etwas arg rätselhaften Flavier anfreunden. Als sich dann der Iunier zu ihnen gesellte und ankündigte, sie zum Kaiser zu geleiten, war es dann erst einmal vorbei mit der extrovertierten tiberischen Charmeoffensive. Frage hatte er keine, außer vielleicht: Wie lange wird das hier wohl dauern? Aber so forsch wollte er dann doch nicht sein.

    "Dieser Iunius Silanus, der dir ebenfalls noch bestens bekannt seins sollte, ist der einzige Kontakt, den ich habe. Allerdings hat auch er noch nicht auf meine Korrespondenz reagiert" Der Tiberier blickte sich verschwörerisch um. Wohl nicht unbedingt, um irgendjemanden zu erspähen, der hier mithören könnte, denn man war ja schließlich in der Villa Tiberia und hatte keine Feinde zu fürchten. Aber es passte doch ganz einfach gut in die Stimmung von Lepidus. "Aber auf Kontakte sollte es im Grunde gar nicht ankommen: Der Kaiser persönlich weiß von meinem Anliegen und er müsste nur den kleinen Finger krumm machen und schon wäre es geschehen, doch er tut nichts!" Und als wären seine Worte nicht schon exzentrisch genug, meinte der Tiberier auch woran es liegt. "Ich sage dir Petronius... Hier ist eine Intrige im Gange... Man sich gegen mich verschworen! [SIZE=6]Ganz sicher... ganz sicher...[/SIZE]"

    "Nun denn", sprach der Tiberier lächelnd und reitete nicht mehr darauf herum. In der Tat musste er sich nicht mit allem beschäftigen, auch wenn das Schicksal des Petroniers derzeit natürlich seine besondere Aufmerksamkeit verlangte. Etwas unerwartet stand er von seinem Platz auf und wandte sich an die Versammelten. "Für heute ist die Salutatio beendet. Geht nach Hause!" Einfach mal eine Laune. Er hatte heute einfach keine Lust sich um Einzelne Bittsteller zu kümmern. Das nervte doch in diesen Zeiten nur noch. "Du bleibst natürlich hier Petronius, lass uns doch ein wenig Richtung Hortus spazieren. Ich sitz hier schon viel zu lange herum" Während jemand hinter ihnen hermarschierte, der jederzeit frische Trauben anbot, konnte der Tiberier ein wenig Schwafeln: "Tja, guter Petronius, ich muss dich leider enttäuschen. Der Palast meldet sich nicht. Wir beide sind gleichermaßen gestrandete an einer trostlosen Küste, wo wir nichts erreichen können. Denn so wie sich der Palast nicht um deine Stelle kümmert, so hält er es auch nicht nötig mir die Senatorenwürde anzudienen" Gemeinsam saßen sie wohl im Boot, welches an besagter Küste zerschellte.

    "Auch dir vielen Dank für deine Wortmeldung, Senator Aurelius Lupa" *Hust* *Hust* Das hörte sich so an, als wäre der Hals des Tiberiers nach seinen Ausführungen etwas kratzig geworden und während er mit diesem Räuspern und Husten seinen Satz nur mühevoll zu Ende bringen konnten, schien es als hätte er ausversehen den Namen des Senators zu einer Wölfin verweiblicht. Ein Glück war kein Pöbel anwesend, der sich über diesen anzüglichen Sprachgebrauch hätte amüsieren können. Lepidus beeilte sich seine Stimme wieder zu gewinnen und einfach weiter zu sprechen. Ob dies noch ein unbewusster oder gar bewusster Nachtrag zur plötzlich erfolgten Beendigung des Patronageverhältnisses zwischen den beiden war, darüber konnten wohl nur die informierten Senatoren grübeln. "Selbstverständlich war ich sehr umsichtig bei der möglichen Kandidatur und habe mir selbstverständlich meine Gedanken gemacht, ja. Das versteht sich natürlich von selbst, insbesondere dann, wenn man - wie es offenbar für einige von euch überaus ungewöhnlich erscheint - für eine Stufe des Cursus Honorum noch einmal kandidiert. Also versichere ich hier noch einmal, dass ich persönlich alle Gründe wohlerwogen habe und dass auch ein Tribunat derzeit nicht zur Debatte steht" Hoffentlich war das genug Politiker-Sprech. Die Frage war ja zum Glück nur ob sich der Tiberier Gedanken gemacht hatte. Ja/Nein-Fragen waren natürlich immer dankbare Aufgaben. Hier konnte er sich zum Glück etliche Ausführungen darüber ersparen, dass man so ein Tribunat auch nicht hinterhergeworfen bekam. Darüber hinaus dauerte der Prozess bis man denn endlich mal eingesetzt wurde viel zu lange. Sicher locker ein ganzes Jahr bis er vielleicht sein Tribunat hatte, dann noch ein Jahr, bis er damit fertig war. Nein, das konnte man sich nun wirklich sparen, vor allem als Patrizier. Darüber hatte der Tiberier vor so lange wie möglich vom militärischen Dienst fern zu bleiben. Dafür war er persönlich einfach nicht der Typ. Auch diese persönlichen Befindlichkeiten konnte er sich zum Glück ebenfalls sparen anzubringen"Da ich meine Kandidatur sorgsam bedacht habe, werde ich sie auch keinesfalls zurückziehen, selbst wenn mir hier heute noch dieser und jener Senator das ein oder andere Arbeitsangebot unterbreiten sollte" Na, das war doch wenigstens ein paar kleine Lacher wert? Zumindest Lepidus trug es mit einem charmanten Lächeln vor. "So sollte es doch heute primär eher um meine Eignung für das entsprechende Amt gehen, damit ihr eure Wahlentscheidung nach bestem Gewissen treffen könnt"

    Wie viele Senatoren doch immer 'eine Weile warteten', bevor sie etwas sagten. "Vielen Dank für diese Frage, Senator Purgitius" Ohja, in der Tat, jede Frage ist eine gute Frage "Zunächst gibt es eine Reihe von Gründen, weshalb ich für das Kollegium der Tresviri kandidiere und nicht für ein anderes Amt: 1. Meine frühere Vorbereitung auf genau jenes Amt, weshalb ich glaube, es sehr gut auszuführen, 2. Die praktische Erfahrung, die mir durch die Zusammenarbeit mit den Praetores zuteilwerden könnte, 3. Meine Bildung in Rechtsangelegenheiten, die sich als Tresvir wahrscheinlich gut anwenden lässt"


    "Wenn es nun um die konkrete Gegenüberstellung von Vigintivirat und Quaestur geht, so ist folglich zu sagen, dass sich in Abwägung der dafür sprechenden Gründe aus meiner Sicht und genau in dieser gegenwärtigen Zeit jenes dem anderen zu bevorzugen ist. In dieser Situation geht es ja nicht darum, ein Amt zu belegen, um dann die Voraussetzungen für das Folgende zu erfüllen, was dann als Grund für das höchstmögliche Amt herhalten könnte. Hier geht es schlicht darum, zu erwägen, in welchem Amt ich derzeit Rom besonders dienlich sein kann. Und zur Metaphorik des 'Rückschritts': Ich denke es ist jedem hier im Senate selbst überlassen, ob er die Kandidatur als Vigintivir als Rückschritt betrachtet und demzufolge womöglich glücklicher wäre, wenn er mich lieber auf einer erneuten Quaestur 'stagnieren' sähe. Ich selbst glaube nicht, dass diese Kategorien angemessen sind. In einer Gegenüberstellung scheint mir das Gründegewicht, wie ich darlegte, zu diesem Zeitpunkt zugunsten der Tresviri auszuschlagen, nicht mehr und nicht weniger"

    "Patres Conscripti!", erschall der Begrüßungsruf, den der Tiberier irgendwie schon müde war zu sprechen. Je öfter man es sagte, desto merkwürdiger klang es. Aber alles klang komisch, wenn man es nur oft genug hintereinander sagte, selbst so etwas einfaches wie Schüssel, Schüssel, Schüssel... aber gut, hier war eine Rede zu halten. Die Stimme von Lepidus war heute ein klein wenig kräftiger und lauter angelegt als sonst, gerade damit die zwischenzeitlichen Abstufungen noch von allen gehört werden konnten und gleichsam die Worte ihren damit unterstrichenen Subtext nicht verloren. "An diesem Tage erleben wir wohl nicht nur die Wiederholung dessen, dass ich für ein Amt des Cursus Honorum kandidiere, sondern gleichsam eine Wiederholung bezüglich der Stufe, auf der ich dies tun werde. Viginitivir war ich in der Tat schon... einige wenige unter euch werden sich vielleicht noch erinnern. Damals wie heute ist es auch mein Wunsch bei den Tresviri Capitales meinen Dienst für Rom zu leisten. Damals wurde mein Wunsch freilich nicht erfüllt und der Senat hat mich in seiner Weisheit in ein anderes Collegium gesandt. Auch wenn ich die Zeit bei der Straßenreinigung sehr genossen habe und ihr Senatoren völlig richtig entschieden habt, so halte ich dennoch eine Amtszeit in den Reihen der Tresviri für durchaus sinnvoll. Bereits damals habe ich mich intensiv auf dieses Amt vorbereitet, eine Vorbereitung, die ich niemals für Taten verwenden konnte. Damals wie heute möchte ich darauf verweisen, dass ich durch einen abgeschlossenen Cursus Iuris gewisse Qualitäten in Strafangelegenheiten mitbringe. Außerdem hoffe ich durch meine vergangenen Amtszeiten gezeigt zu haben, dass an meinem Pflichtgefühl nicht zu Zweifeln ist und ich meine Aufgaben mit großer Sorgfalt ausführe." Und wenn er das vielleicht durch hatte, dann konnte er ja vielleicht noch Testamente vollstrecken oder Münzen pressen. Es gab noch so viel, was er nicht erlebt hatte... Traurig, dass die meisten in ihrer Laufbahn nie die Gelegenheit hatten das alles auszukosten. Historisch hatte der Tiberier hier eine einmalige Chance...


    "Ich möchte im Grunde nun keine langen Ausführungen darüber machen, weshalb es sinnvoll ist, erneut unter die Vigintiviri zu gehen. Jedes Amt des Cursus Honorum kann wohl aus gutem Grund erneut bekleidet werden. Zudem bin ich überzeugt, dass jedes einzelne Amt auf jeder Stufe des Cursus Honorum wertzuschätzen ist und mit den fähigsten und kompetentesten Männern besetzt werden sollte, was ihr sicherlich ähnlich sehen werdet. Ein auf die nächste Stufe des Cursus Honorum ist für mich auch derzeit gar nicht möglich, da ich kein Senator Roms bin. So bleibt mir jedoch weiterhin die Möglichkeit mich um Rom verdient zu machen und Erfahrung für mögliche höhere Aufgaben zu sammeln, sollte ich denn jemals als würdig genug angesehen werden, mit solchen betraut zu werden. Als Quatuorvir arbeitete ich bereits eng mit den Aediles zusammen und während meiner Questur wurde ich unter anderem mit der Arbeitsweise des Palastes und des Kaisers vertraut. Als Teresvir hätte ich nun die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit mit den Praetores, wobei ich sicherlich noch viel lernen kann." Je mehr Erfahrung, desto besser. Es sei denn man war irgendwann alt, vergreist und unansehnlich. Dann nutze einem die Erfahrung natürlich auch nicht mehr so viel, wenn man damit schließlich nicht zu Taten schreiten konnte. Aber mit etwas Glück musste Lepidus nun auch nicht bis er 60 war zwischen Vigintivirat und Quaestur hin und her springen. Da fiel ihm ein, dass er sich fest vorgenommen hatte, der guten Fortuna noch ein Opfer darzubringen. Dieses launische Weib verlangte eindeutig zu viel Aufmerksamkeit.


    So bitte ich euch, wie in den vorangegangenen Wahlen, um eure Stimme, auf dass ich Rom erneut dienen und von nutzen sein kann. Danke, dass ihr meinen Worten gehört schenktet!" Und der Vorhang fällt. Wäre es nicht eine so sklavische Geste, er hätte sich wohl verbeugen müssen.


    Ad
    Marcus Petronius Crispus
    Germania Superior
    Domus Petronia, Mogontiacum


    Salve geschätzter Klient,


    ich wollte dir nach der langen Zeit, die dein Aufenthalt in Rom bereits her ist, wenigstens in ein paar Sätzen mitteilen, dass sich dein Sohn bisher sehr gut macht. Stellenweise ist er mir immer noch zu wortkarg und zurückhaltend. Dennoch versteht er es pflichtbewusst seine Aufgaben zu erfüllen und war mir als Scriba in meiner vergangenen Amtszeit als Quaestor überaus dienlich. Auch dass ich es in die Wege geleitet habe, ihn zum Ritter zu erheben, hast du wahrscheinlich bereits von ihm selbst gehört. Mit etwas Glück wird er schon bald den ritterlichen Cursus Honorum einschlagen.


    Da ich von deinem Sohn vor Ort sehr viel mitbekomme, ist dies natürlich bei dir durch die weite Entfernung nicht der Fall. Ich würde mich darüber freuen, wenn du mir hin und wieder (es muss nicht unbedingt in sehr engen Abständen sein), einen Brief schickst. Mich interessiert, wie es derzeit um deine Person steht? Was verfolgst du derzeit für Ziele? Wie steht es um die Stadt Mogontiacum? Irgendwelche interessanten Ereignisse, bei denen du aus erster Hand berichten kannst? Gibt es womöglich auch irgendetwas, wobei ich dir helfen kann? Lass es mich wissen.


    Zum Schluss habe ich noch ein etwas persönliches Anliegen an dich. Schon seit längerer Zeit plagt mich ein gewisser Schlafmangel, der mich häufiger daran hindert, den ganzen Tag bei voller Konzentration zu bleiben. Diese Phasen kommen leider immer mal wieder. Eine gewisse Entspannung (soweit sie mir überhaupt möglich war) und auch einige empfohlene Getränke und Kräuter haben mir hier nicht weitergeholfen. Ich vermute, dieses ganze Zeug hier ist nur von minderwertiger Qualität oder das, was mich daran hindert ins Reich der Träume zu gelangen, ist zu hartnäckig. Man hört in den nördlichen Provinzen gäbe es andere und möglicherweise sogar bessere Mittel. Vielleicht ist dir ja irgendetwas bekannt. Für deine Hilfe und Auskunft wäre ich dir sehr dankbar.


    Mögen die Götter über dich wachen!


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Sim-Off:

    Wertkarte der Gens Tiberia


    Ad
    Lucius Iunius Silanus
    Casa Iunia, Roma


    Sei mir gegrüßt Iunius Silanus,


    abseits der förmlichen dienstlichen Post, die ich dir kürzlich an den Palast sandte, so möchte ich mich auch persönlich an dich wenden, um dir noch einmal meinen herzlichsten Dank auszurichten, dass du dem Kaiser vom hoffnungsvollen Talent meines Klienten Petronus Crispus berichtet hast und dieser nun auch mit Stolz den Ritterring tragen darf. Deine Bemühungen werden in meinem Hause sehr wertgeschätzt und auch meine Schwester hält dich wohl für einen überaus integeren Mann. Auch ich bin ohne Zweifel, dass deine administrativen Fähigkeiten dir noch eine große Zukunft bescheren werden, die ich mit großem Interesse verfolgen werde.


    So bekundige ich also selbstverständlich nicht nur meinen Dank für deine hervorragende Arbeit im Palast, sondern möchte auch noch einmal bekräftigen, dass du dich natürlich jederzeit an mich wenden kannst, solltest du einen entsprechenden Wunsch auf dem Herzen haben, bei dessen Erfüllung ich dir womöglich weiterhelfen kann. Meine Tür soll dir fortan stets offen stehen.


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Ad
    Administratio Imperatoris
    Palatium Augusti - Procurator a libellis
    Lucius Iunius Silanus
    Roma, Italia


    Salve Procurator Iunius,


    vielleicht erinnerst du dich noch an einen meiner getreuen Klienten, Lucius Petronius Crispus, dessen Eignung für den Ritterstand du einst feststelltest. Ich möchte ihn hiermit für den Einstieg in den ritterlichen Cursus Honorum empfehlen. Er zeigt vor allem großes Interesse an einer militärischen Laufbahn, weshalb ich die Kanzlei gerne bitten würde, zu prüfen, ob derzeit eine Stelle irgendwo vielleicht als Subpraefectus zu vergeben wäre, damit er sich für Rom verdient machen kann.


    Er selbst hat eine Vergangenheit in den germanischen Provinzen, weshalb er sich vielleicht auch aufgrund seiner Ortskenntnisse und seinem Wissen um die Bedingungen in jenen Gebieten, für eine militärische Einheit in jenem Teil des Reiches eignet.


    Vale bene.
    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    Na, das war doch mal etwas Konkretes. Da hatte der Tiberier nun auch gar keine Lust mehr großartig irgendetwas zu verhandeln. Zeit ist eben viel kostbarer und da wog er nicht jede Sesterze einzeln ab, was er ja nun auch wahrlich nicht nötig hatte. Da der Decimer offensichtlich keine Einwände erhob, machte er es hiermit offiziell: "Gekauft! Ich freue mich, dass wir zu einer Einigung gekommen sind. Das Geld wirst du bis morgen erhalten. Tanco wird ab dann an den Trainingseinheiten unserer Factio teilnehmen. Es war mir eine Freude mit dir Geschäfte zu machen"

    In letzter Zeit gab es nicht mehr allzu viel Fanpost, was wahrscheinlich ein glücklicher Umstand für den Iulier war, der sich nun einer Antwort erfreuen konnte. Ein recht ereignisloses Jahr ging herum, ohne dass dem Tiberier viel Möglichkeiten geben wurden, etwas halbwegs bedeutsames zu tun. Gleichsam konnte er sich jedoch (und das war für Außenstehende sicherlich ein positiver Befund) nicht mehr an seinem Höhenflug berauschen und wurde deshalb (wahrscheinlich noch gerade rechtzeitig) geerdet, bevor er in völliger Weltfremdheit und Selbstapotheose auf seine Mitmenschen in gehörigem Maße 'neronisch' wirken konnte. Stellenweise blitzte jedoch diese nach wie vor vorhandene Tendenz natürlich noch in seinem Brief hervor, der darüber hinaus auch noch ein wenig den überaus biegsamen Stoff der Wahrheit in seinem Sinne verwertete, insbesondere was die Hergänge bezüglich seine Patrons angingen.




    Ad
    Tribunus Cohortis Urbanae
    Marcus Iulius Dives
    Casa Iulia, Roma



    Salve geschätzter Freund,


    beunruhige dich nicht weiter über das Schicksal deiner Tochter. Das Collegium Pontificum ist so manches Mal schon mit einem zittrigen Greis verglichen worden, der sich doch nur in vorsichtigen langsamen Schritten bewegen kann, auf dass er sich nichts bricht. Auch die Vestalinnen neigen, natürlich unter uns gesagt, zu Gemächlichkeit, was wir ihnen in Anbetracht ihrer Unantastbarkeit aber wohl weiterhin gestatten wollen. Was auch immer die Verzögerungen verursacht, der Grund liegt wohl in erster Linie in den Arbeitsprozessen selbst und nicht in externen Gerüchten, von denen mir im Übrigen nichts zu Ohren gekommen ist. Was auch immer deiner Tochter unterstellt wird, ich bin der Ansicht, dass ihr genauso viel Makellosigkeit anhaftet, wie ihrem Vater.


    Oh, mein Freund, wo sollte ich denn überhaupt nur Anfangen über meine Befindlichkeit zu berichten? Anders als ich, der über die Gerüchte deiner Tochter in Unkenntnis geblieben ist, so wirst du dagegen weniger von Gerüchten als von einer handfesten Tatsache sicherlich bereits gehört haben, wie ich ohnehin befürchte, dass sich der Klatsch derzeit kaum eines anderen Themas bedienen kann. Meine ehrlose Schwester hat es fertig gebracht, sich erst hinter meinem Rücken mit Senator Duccius Vala zu verloben und es sich dann noch nicht einmal ausreden lassen, dieses Vorhaben auch tatsächlich umzusetzen! Ich hoffe im Übrigen, dass du als mein Verbündeter, meiner Schwester nicht allzu gut zugeredet hast? Auch wenn du dich in deinem Brief darüber ausschweigst, so weiß ich dennoch, dass Lucia die Casa Iulia besucht hat. Das freundschaftliche Gefühl, welches du ihr gegenüber womöglich verspürst, sollte deinen Blick nicht für ihre politisch folgenreichen Verfehlungen trüben! Selbst dieser Germane persönlich, den ich mir hier nun angeheiratet habe, hat seinen Vorteil eiskalt ausgenutzt, sich mit einer Frau mit gutem Namen zu Vermählen. Nun stehe ich da: als Gegenstand des Klatsches und mit einem neuen zweifelhaften Verbündeten. Als ob das nicht schon genug Ärger für mehrere Jahrzehnte wäre, habe ich es darüber hinaus vorgezogen mich von Senator Sextus Aurelius Lupus als meinen Patron zu trennen. Er hat sich leider nicht wirklich als große Hilfe erwiesen, wollte er mir doch nicht einmal ein Grundstück temporär überschreiben, damit ich die Voraussetzungen für die Erhebung zum Senator Roms erfülle! Nun habe ich jedoch nicht mehr das Glück Klient eines Kaiserklienten zu sein und wenn es nicht schon die Verzögerung bei der Grundstücksfrage war, dann sicherlich diese Unannehmlichkeit, die mich auch ein ganzes Jahr nach meiner Quaestur immer noch davon abhält, zum Senator gemacht zu werden. Die neue zweifelhafte Verbindung zu einem Homo Novus trug wahrscheinlich noch ihr Übriges zu dieser Problematik bei, wie ich jedoch nur spekulieren kann. Für einen Mann meines Standes ist dieser Zustand wahrlich eine Zumutung! Welche andere Bestimmung habe ich denn sonst, wenn nicht diejenige ein Teil des Senats zu werden?


    Wie gern hätte ich dich bereits bei deiner Kandidatur in den Hallen des Senats unterstützt! Nun bleibt es mal wieder dabei, dir viel Glück zu wünschen. Doch ich bin sicher, du wirst deine Sache erneut hervorragend regeln. Ich selbst sehe mich in meinen Möglichkeiten sehr eingeschränkt, weshalb ich kaum neue Pläne fassen kann. Nein, es sieht sogar derzeit so aus, dass ich längst beschrittene Pfade erneut betreten werde. Nenne es einen Anflug von Trotz, der mein sonst so nüchternes Gemüt durchfuhr oder sehe es auch der Tatsache geschuldet, dass ich abseits des politischen Raumes einen gewissen Entzug verspüre, aber ich erklärte vor dem Consul erneut auf der Stufe des Viginitivirats zu kandidieren. Genaugenommen äußerte ich meinen Wunsch bei den Tresviri capitales unterzukommen. Einen Wunsch, den mir die Herren Senatoren bekanntlich schon einmal verwehrt haben! Auch wenn dies sicher ein Rückschritt ist und wahrscheinlich auch nicht ohne Aufsehen zur Kenntnis genommen wird, so mögen die ergrauten Senatoren nun sehen, dass ich so leicht niemals von meinen Zielen abrücken werde!


    Aufgrund der vielen Widrigkeiten bitte ich auch vielmals zu entschuldigen, dass es in der Vergangenheit zu verminderter Korrespondenz gekommen ist. In Anbetracht all dessen, was ich dir schrieb, denke ich jedoch, dass du Verständnis haben wirst. Im Übrigen erscheint es wohl als ratsam, wenn wir uns in nächster Zeit (vielleicht nach den Wahlen) zusammenfinden, um noch einmal persönlich über unsere Zukunft zu sprechen und unsere Freundschaft pflegen.


    Vorerst wünsche ich dir jedoch viel Glück bei deiner Kanditatur! Mögen die Götter dich schützen.


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    Die Tage zogen ins Land und immer noch gab es keine Nachricht aus dem Palast. Lepidus hatte sich bis zum letzten Tage der Meldefrist Zeit gelassen, musste nun aber einsehen, dass ihm der obere Teil des Cursus Honorum verschlossen blieb. Da konnte er sich wohl nur noch auf dasjenige konzentrieren, wofür er die nötigen Voraussetzungen mitbrachte und würde dies auch bedeuten, dass man in diesem Falle einen Schritt zurückgehen musste, um vielleicht, ja nur vielleicht, eines Tages auch einmal zwei Schritte nach vorn gehen zu können.



    Ad
    Consul
    Marcus Vettius Bolanus


    Salve Consul,


    meine Hoffnungen haben sich leider keineswegs bestätigt, weshalb ich ausdrücklich nicht für das Aedilat kandidieren kann. Die entsprechenden Voraussetzungen bringe ich nicht mit und nur die Götter wissen, wann ich sie jemals erlangen werde.


    Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass ich dem Cursus Honorum fern bleiben möchte. Wahrscheinlich ist es eine veraltete Vorstellung, jenen in gerader Linie zu durchlaufen, geben doch unsere gesetzlichen Bestimmungen sogar ausdrücklich an, dass ein jedes absolvierte und untergeordnete Amt erneut bekleidet werden kann. So möchte ich der Politik nicht für längere Zeit den Rücken kehren und verspüre auch weiterhin die Pflicht unserem römischen Reich mit meinen Fähigkeiten bestmöglich zu dienen. Im Rahmen meiner standesmäßigen Voraussetzungen werde ich dies weiterhin tun.


    So bitte ich dich hiermit darum, mich auf die Kandidatenliste für die Tresviri capitales zu setzen. Für das Vigintivirat sind alle formalen Bedingungen erfüllt, wie auch bereits bei meinen vergangenen Kandidaturen.


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma